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 Film- und Fernsehklassiker international
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Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

03.03.2020 21:04
#91 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Kämpfer (1983)


Regie: Robin Davis, Alain Delon

Darsteller: Alain Delon, Anne Parillaud, Francois Périer, Pierre Mondy



Jaques Darnay (Alain Delon) kommt nach acht Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis raus. Damals hatte er zusammen mit Komplizen einen Juwelier überfallen, dabei war dieser getötet wurden, die geraubten Diamanten blieben verschwunden. Sein Partner Mignot wird von unbekannten Gangstern überfallen und bedroht, später vor Darnays Augen erschossen. Das gleiche Schicksal trifft wenig später seine wieder aufgewärmte Geliebte Clarisse, die er noch vergeblich verstecken wollte. Eines ist klar – die Verbrecher wollen sich an den versteckten Diamanten bedienen und Darnay zur Offenbarung des Versteckes treiben. Auch der damals die Verhaftung vornehmende Kommissar Rouxel (Pierre Mondy) ist hinter Darnay und den Diamanten her, er spekuliert auf die Belohnung von der Versicherung bei Wiederbeschaffung. Darnay lässt sich von dem anfangs widerstrebenden Gino Ruggieri (Francois Perier) helfen, auch ein alter Bekannter, der aber vorgibt, ein bürgerliches Leben aufgenommen zu haben. Doch so weit her scheint es damit nicht zu sein, Gino macht noch immer zwielichtige Geschäfte und «leiht» ihm, gegen Gebühr, auch seine hübsche junge Gespielin Nathalie (Anne Parillaud) aus. Zwischendurch beginnt Darnay ein Katz- und Maus-Spiel mit seinen Verfolgern, wobei er einige der Gangster kompromisslos aus dem Verkehr zieht.
Irgendwann werden dem Ex-Sträfling die Zusammenhänge klar, seine öfter mal nackig durchs Bild springende Bettgenossin Nathalie hilft ihm auch tatkräftig aus dem Schlamassel, in das er sich manchmal manövriert. Ihnen gelingt die Flucht ins Ausland, der hinterherschnüffelnde Kommissar Rouxel hat schließlich auch das Nachsehen.

Wieder eine Regiearbeit von Delon. Der angeschlagene Ton ist diesmal viel härter und dunkler, ein böser Junge, der von noch böseren gejagt wird. Mit dem Kommissar verbindet ihn offenbar fast so etwas wie Sympathie, vielleicht sind ja die beiden Kontrahenten auf den verschiedenen Seiten des Gesetzes wirklich ähnlich im Charakter, wie es die Volksweisheit ja immer behauptet. Die mitunter ironischen Dialoge der beiden sind zwar von Misstrauen und Distanz geprägt, aber nicht von offener Feindschaft. Mit den Ganoven, die seinen Freund und seine alte Liebe auf dem Gewissen haben, macht Darnay dagegen nicht viel Federlesens, hier ist er knallhart. Im übrigen ist er zudem erotisch recht stark ausgelastet, auch die Noch-Ehefrau seines ehemaligen Komplizen Chabry landet mit ihm in der Heia.
Für meinen Geschmack hüpft er ein bisschen viel durch die verschiedenen Betten, es gibt ein paar überflüssige Dialoge und Nebenstränge, die ca. zwei Stunden Filmzeit sind zu lang. Das Ende mit dem umständlich zelebrierten Gegenseitig-in-die-Falle-Locken von Darnay und dem Oberschurken ist etwas bemüht, wo das Versteck der so inbrünstig gesuchten Diamanten war, wurde nicht mal gezeigt, ein klarer Schwachpunkt. Der Trick, das Diebesgut mit der Post an den Wunschort zu schicken, ist so simpel wie wirksam, ob das heute noch so funktionieren würde, eine interessante Frage.
Die Kürzungen, die in der deutschen Fassung vorgenommen wurden, sind wirklich enorm, ganze Abschnitte sind nur untertitelt anschaubar.

Der Kämpfer ist auf der einen Seite ein recht harter Film aus dem Verbrechermilieu, auf der anderen Seite zu lang geraten, um immer fesseln zu können.

3,5 von 5 Punkten

Ray Offline



Beiträge: 1.930

05.03.2020 23:14
#92 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Hafen im Nebel (Le Quai des Brumes, F 1938)

Regie: Marcel Carné

Darsteller: Jean Gabin, Michele Simon, Michèle Morgan u.a.




Deserteur Jean macht Halt in der nebligen Hafenstadt Le Havre. In einer Spelunke lernt er die junge Nelly kennen und lieben. Jean beabsichtigt, Frankreich in Richtung Venezuela zu verlassen und erwägt, Nelly mitzunehmen. Doch Jean ist nicht der einzige, der ein Auge auf Nelly geworfen hat: Auch der Kleinganove Lucien ist sehr an der jungen Schönheit interessiert und Nellys Vormund Zabel scheint ebenfalls von Eifersucht zerfressen…

„Hafen im Nebel“ wird häufig als wichtiger Wegbereiter für den amerikanischen Film Noir bezeichnet. Wer sich den Film Marcel Carnés anschaut und bereits den einen oder anderen Vertreter der Schwarzen Serie gesichtet hat, wird dies bestätigen können. Der Film ist von einer pessimistischen Grundhaltung geprägt, die Figuren sind gebrochen, ein Happy End für Jean und Nelly erscheint dem Betrachter unwahrscheinlich. Auf stilistischer Ebene nimmt das Werk etwa mit starken Schwarz-Weiß-Kontrasten Charakteristika des Film Noir vorweg. Für die Kameraarbeit war Eugen Schüfftan verantwortlich, der infolge der NS-Herrschaft zunächst nach Frankreich emigriert war und später den Weg nach Hollywood ging („Haie der Großstadt“). Nach etwas gemächlichem Start gelingt es dem Film, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Dafür ist neben der starken Inszenierung vor allem die Besetzung verantwortlich. Jean Gabin und die damals 18-jährige Michèle Morgan geben ein exzellentes Leinwandpaar ab, das sich vor der Konkurrenz aus den USA keinesfalls zu verstecken braucht. Entsprechend fühlt man als Zuschauer mit den Sehnsüchten der beiden und zittert mit, wenn Ungemach von Seiten Zabel oder Lucien droht.

Der Film war seinerzeit ein großer Erfolg, wurde aber während des Krieges verboten und erlangte erst danach wieder Beachtung. Die Blu-Ray von StudioCanal präsentiert den Film in Anbetracht seiner Entstehungszeit in sehr guter Qualität. Dazu gibt es eine interessante Dokumentation über den Film, in der man u.a. erfährt, dass Gabin seinerzeit der UFA noch einen Film schuldete und „Hafen im Nebel“ zunächst für sie entstehen sollte, doch Goebbels das Drehbuch ablehnte. Das Gesamtpaket kann also wärmstens empfohlen werden und ist aktuell zum Schnäppchenpreis von 5 € zu haben.

Starkes, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs entstandenes Drama mit Jean Gabin und Michèle Morgan in den Hauptrollen, das mit Recht verbreitet als Vorläufer des amerikanischen Film Noir bezeichnet wird. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

06.03.2020 23:13
#93 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Adieu Bulle (Adieu poulet, F 1975)

Regie: Pierre Granier-Deferre

Darsteller: Lino Ventura, Patrick Dewaere, Victor Lanoux u.a.



Bei einer Plakataktion für den Wahlkampf wird ein Mann getötet und ein vorbeikommender Polizist schwer verletzt. Kommissar Verjeat übernimmt die Ermittlungen. Dabei wird er jedoch von Lokalpolitiker Lardatte gestört, der ihn mit einer Beförderung von der Aufklärung des Falles abhalten will. Doch Verjeat weiß sich zu helfen...

„Adieu Belle“ ist ein harter Polizeikrimi um politische Machenschaften und Korruption, die auch vor einer kleineren Hafenstadt wie Rouen nicht Halt machen. In die Rolle des abgebrühten und findigen Polizisten schlüpft Lino Ventura, assistiert wird er von dem eigenwilligen Kollegen Inspektor Lefèvre, gespielt von Patrick Dewaere. Trotz des ernsten Grundthemas und der mitunter für Desillusion sorgenden Handlung wird von Seiten der Regie immer wieder für (abseitige) Auflockerung gesorgt. So amüsiert sich Lefèvre über ein Bett mit Vibratonsfunktion in einem Bordell, auf dem zu Anfang des Films ein Toter aufgefunden wird. Im Rahmen einer Schießerei in einem Krankenhaus gerät ein erregter Patient in aberwitzige Situationen. Begleitet wird die filmische Handlung von der stimmigen Musik von Philippe Sarde. Das ein Stück weit offene Ende fällt dagegen ein wenig unbefriedigend aus.


Über weite Strecken gelungener Polizeikrimi mit einem überzeugenden Lino Ventura. 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

20.03.2020 15:34
#94 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Razzia in Paris (Razzia sur la chnouf, F 1955)

Regie: Henri Decoin

Darsteller: Jean Gabin, Lino Ventura, Albert Rémy, Magali Noel u.a.



Henri Ferré kehrt nach Aufenthalten auf verschiedenen Kontinenten nach Paris zurück. Aufgrund seines insoweit exzellenten Rufs wird er von einem Pariser Drogenboss engagiert, dessen Organisation nach Schwachstellen zu durchleuchten. Ferré stößt bei seiner Arbeit auf einige Unregelmäßigkeiten…

Ein Jahr nach „Wenn es Nacht wird in Paris“ sorgte „Razzia in Paris“ für den zweiten gemeinsamen Auftritt von Jean Gabin und Lino Ventura vor der Kamera. Gabin spielt den sagenumwobenen Ferré, über den man über weite Strecken des Films recht wenig erfährt, Ventura einen Handlanger, der nur „der Katalane“ genannt wird. Der Film wurde von Henri Decoin sorgfältig inszeniert, ist sehr gut gespielt und kann zum Ende hin mit einer Überraschung aufwarten. Diese Aspekte können jedoch nur bedingt verdecken, dass die Geschichte über weite Strecken vor sich hin plätschert, ohne dass der Zuschauer recht weiß, wohin sich der Film bewegen wird. Echte Spannung kommt infolgedessen selten auf.


Sorgfältig inszenierter und gut gespielter, aber nur mäßig spannender Kriminalfilm mit Jean Gabin und Lino Ventura. 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

23.03.2020 23:31
#95 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Das Geheimnis der falschen Braut (La sirène du Mississipi, F 1969)

Regie: Francois Truffaut

Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Catherine Deneuve, Michel Bouquet u.a.



Louis Mahé, wohlhabender Zigarettenfabrikant auf der Insel Réunion im Indischen Ozean, sucht per Zeitungsanzeige nach der zukünftigen Ehefrau. Auf diesem Wege lernt er die Französin Julie Roussel kennen. Nach regem Briefaustausch lädt Louis die junge Frau zu sich ein. Louis staunt nicht schlecht, als eine Frau sich als Julie vorstellt, die ganz anders aussieht als die Julie, die er von Fotos her kennt. Die Frau erklärt ihr Verhalten mit der eigenen Bescheidenheit. Louis ist ganz hingerissen von der Schönheit der Frau, heiratet sie umgehend und richtet ihr umfangreiche Vollmachten ein. Kurz darauf macht sich die vermeintliche Julie mit einem Großteil von Louis' Vermögen aus dem Staub. Erbost engagiert dieser einen Privatdetektiv und macht sich parallel selbst auf die Suche nach der „falschen Braut“...

Angesichts des Titels und des merkwürdigen Verhaltens der von Catherine Deneuve dargestellten Figur in den Anfangsminuten verrät man mit der obigen Inhaltsangabe wohl nicht allzu viel. „Das Geheimnis der falschen Braut“ beruht wie Robert Siodmaks „Zeuge gesucht“ oder Hitchcocks „Fenster zum Hof“ auf einer Vorlage von Cornell Woolrich. Auch Regisseur Francois Truffaut hatte sich schon für „Die Braut trug schwarz“ bei Woolrich bedient. Der Film beginnt als Suspense-Thriller ganz nach dem Vorbild des von Truffaut bekanntlich hoch verehrten Alfred Hitchcock. Die restlichen drei Viertel des Films halten das hohe inhaltliche Tempo dann jedoch nicht mehr durch, allzu viele dramaturgische Zuspitzungen gibt es nun nicht mehr. Truffauts Werk schwankt stattdessen zwischen Thriller und existentialistischem Drama. Infolge eines enormen Zufalls, der die Sirenen der Logik-Polizei aufheulen lässt, findet Louis die falsche Julie, die eigentlich Marion heißt, sehr rasch wieder. Es entwickelt sich eine Amour fou – die beiden können nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Das offene Ende sorgt angesichts der Entwicklungen in der Beziehung für Unbehagen beim Zuschauer und wird wohl auch nicht jeden überzeugen. Dennoch ist „Das Geheimnis der falschen Braut“ ein sehenwerter, weil in jeder Hinsicht hochwertiger Suspense-Thriller. Die Besetzung mit Jean-Paul Belmondo und Catherine Deneuve ist absolut treffend. Belmondo war seinerzeit auf emotional instablile, unstete Figuren gebucht und Deneuves Schönheit ist dermaßen unwirklich, dass man als Zuschauer von Anfang bis Ende einen natürlichen Argwohn gegen ihre Figur entwickelt. Truffaut inszeniert ausgesprochen stilsicher. Charakteristisch sind vergleichsweise lange, sauber komponierte Einstellungen. Die Insel Réunion und Nizza sorgen für zusätzliche Schauwerte.

2001 gab es übrigens ein US-Remake ("Original Sin") mit Antonio Banderas und Angelina Jolie in den Hauptrollen, das Frau Jolie eine Nominierung für die Goldene Himbeere einbrachte. Wer tiefer in die Analyse des Originals "Das Geheimnis der falschen Braut" eintauchen will, dem sei die zugehörige Folge der Podcast-Reihe "Ein Filmarchiv" empfohlen (https://filmarchiv.chamberofunderstandin...hen-braut-1969/).

Die neu veröffentlichte Blu-Ray von Koch/Explosive Media bietet solide Bildqualität. Zwischendurch wird das Bild arg körnig, was aber am Ursprungsmaterial liegen dürfte. Als Extras gibt es neben einem Wendecover vor allem eine Bildergalerie.


Truffaut beackert das Feld seines Vorbilds Hitchcock und reichert den Suspense-Thriller mit einer ordentlichen Portion existentialistischem Drama an. Kein pures Thriller-Vergnügen, aber in jeder Hinsicht hochwertiges Kino. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



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24.03.2020 23:08
#96 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Profi (Le Professionnel, F 1981)

Regie: Georges Lautner

Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Jean Desailly, Robert Hossein u.a.



Geheimagent Josselin „Joss“ Beaumont hatte vor Jahren den Auftrag erhalten, den afrikanischen Diktator Njala zu töten. Doch die politische Situation änderte sich schlagartig und seine Auftraggeber ließen Joss verhungern. Ihm gelingt es unter Einsatz seines Lebens, sich aus der Gefangenschaft zu befreien. Sein Ziel: Nach Paris zurückkehren, mit seinen Auftraggebern abrechnen und die damalige Mission zum Ende bringen...

„Der Profi“ ist der vielleicht bekannteste Film Jean-Paul Belmondos, jedenfalls ist der Filmtitel für viele einer der ersten Assoziationen, wenn der Name Belmondo fällt. Der Streifen war Anfang der 1980er-Jahre ein überragender Erfolg, laut der englichen Version von Wikipedia hat der Film bei einem Budget von 3,5 Millionen Dollar stolze 63,4 Millionen Dollar eingespielt, in Deutschland erhielt das Werk für über drei Millionen Besucher die goldene Leinwand. Wenn man sich den Film mit entsprechend hohen Erwartungen anschaut, wird man womöglich etwas enttäuscht. „Der Profi“ ist kein überragender Film. Den „Ein-Mann-Rachefeldzug“ hat man vorher und nachher häufig gesehen, vom Niveau ist der Film recht flach, wenn man einmal von der vorsichtigen Kritik an staatlichen Geheimdiensten und dem Umgang mit ihren Bediensteten absieht. Das Bestreben Belmondos, sich auch mit Ende 40 noch in Topform und unwiderstehlich zu präsentieren – in früheren Jahren war er längst nicht so muskelbepackt – sorgt wie in Alain Delons „Panther“ zudem für manchen Schmunzler. Was den „Profi“ letztlich vom Durchschnitt abhebt, ist zum einen die trotz der ernsten Grundstimmung immer wieder aufscheinende Leichtfüßigkeit, die durch die Art der Inszenierung und vor allem die Belmondo-Figur transportiert wird. Der Film nimmt sich nicht durchgängig übermäßig ernst, hat solides Tempo und bietet im Gesamtpaket sehr ordentliche Unterhaltung. Zum anderen ist es der grandiose und zurecht exzessiv zum Einsatz kommende Ennio Morricone-Soundtrack, der den Film ungemein veredelt und ihn im Ergebnis eine Klasse besser macht.

Die Blu-Ray von StudioCanal ist günstig und bietet ein sehr gutes Bild. Extras bis auf ein Wendecover Fehlanzeige, was ob der Bedeutung des Streifens doch einigermaßen verwunderlich ist. Da hätte es doch wenigstens ein Blick hinter die Kulissen in Retrospektive sein dürfen.


Bébel auf Rachefeldzug: Wer mit nicht zu hohen Erwartungen an den anspruchsarmen Streifen herangeht, wird sehr ordentlich unterhalten. Der starke Morricone-Soundtrack verleiht dem „Profi“ eine besondere Qualität. Wohlwollende 4,5 von 5 Punkten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

25.03.2020 08:42
#97 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Ich muss zugeben, dass mich Der Profi bei Erstsichtung stark enttäuscht hat. Da waren die Erwartungen wirklich zu hoch gewesen. Eigentlich tun die ehemaligen Geheimdienst-Kollegen von Belmondo den ganzen Film über nichts anderes, als sich in einemfort gegenseitig zu versichern, was für ein toller unbezwingbarer Kerl doch der jetzt als Rächer fungierende Mann ist. Worauf sich diese Behauptungen stützen, bleibt jedoch unklar. Der Profi verkleidet sich mal kurz und eher lächerlich als Penner, um so in die Nähe seiner Opfer zu kommen, naja, genial geht anders. Es gibt eine gut gemachte Autoverfolgungsjagd als Höhepunkt, das war es dann aber auch schon.
Kein Vergleich zu Angst über der Stadt oder Der Greifer, eindeutig stärkere Filme.

Ray Offline



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25.03.2020 23:05
#98 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Ich war nach der Erstsichtung auch eher enttäuscht, weil ich mit der Erwartungshaltung herangegangen bin, den Belmondo-Film zu sehen. Kurz darauf sah ich "Angst über der Stadt" und fand ihn wesentlich besser. Dem "Profi" hätte ich bei der Erstsichtung wahrscheinlich 3,5/5 Punkten gegeben. Beim zweiten Mal hat er mir mit angepasster Erwartungshaltung schon besser gefallen und jetzt beim dritten Mal nochmal ein wenig besser. Aber zentral ist für mich wie gesagt auch die Musik. Wenn man mit Morricone nicht so viel anfangen kann, fällt dieser Pluspunkt natürlich weg und der Film ist kaum besser als Durchschnitt.

Wer mal in die Musik reinhören will, kann dies hier tun:
https://www.youtube.com/watch?v=GUyjYC_Pv90


In einer kleinen Rolle ist übrigens Serge Nubret zu sehen, der manch einem vielleicht aus "Der Fluch des schwarzen Rubin" bekannt ist.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

02.04.2020 00:24
#99 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Profi 2 (Le Solitaire, F 1987)

Regie: Jacques Deray

Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Jean-Pierre Malo, Michel Beaune, Pierre Vernier u.a.



Die beiden Polizisten Jalard und Simon haben mit ihrem Beruf abgeschlossen. Die Kündigungsschreiben sind schon verfasst und beide beschäftigen sich mit der Zukunft auf den Französischen Antillen. Auf einem der letzten Streifzüge entdecken die beiden in einer Bar den Verbrecher Schneider. Dieser lockt die beiden in einen Hinterhalt und erschießt Simon kaltblütig. Jalard wirft die Zukunftspläne über Bord und kennt nur noch ein Ziel: Schneider dingfest zu machen...

Anders als es der deutsche Verleihtitel suggeriert, ist „Der Profi 2“ keine Fortsetzung des Erfolgfilms von 1981, sondern ein eigenständiger Film, in dem Belmondo eine andere Figur spielt. Gleichwohl reiht sich der Film ein bei den Werken, die Belmondo in den Jahren zuvor erfolgreich abgedreht hatte. Mit Jacques Deray war zudem ein Regisseur an Bord, der Belmondo („Der Außenseiter“) und Alain Delon („Killer stellen sich nicht vor“) schon erfolgreich auf die Leinwand gebracht hatte. Eine sichere Nummer also sollte man meinen – doch entgegen den Erwartungen floppte „Der Profi 2“ mit der Folge, dass Belmondo die Produktion derartiger Filme stoppte. Über die Gründe für den Misserfolg kann man heute nur spekulieren, denn bei Lichte betrachtet ist der Film nicht schlechter als „Der Profi“ oder die anderen Streifen, die Belmondo unmittelbar zuvor gemacht hatte. Vielleicht war das Publikum schlicht übersättigt. Der Film kommt schnell in die Gänge und die Belmondo-Figur kommt diesmal sogar recht sympathisch rüber, was in den vorangegangenen Filmen auch nicht immer zwingend der Fall war. Er hat zwar immer noch in Anbetracht seines Alters und Jobs einen erstaunlichen Schlag bei attraktiven jungen Frauen, die ihm auch dann hinterherlaufen, wenn sie erfahren, dass er parallel noch andere trifft. Die Figur des Patenkindes, um das sich Jalard nebenher kümmert, sorgt jedoch für etwas Auflockerung zwischendurch. Jean-Pierre Malo stellt überdies in der Rolle des Verbrechers Schneider eine echte Bedrohung dar und ist somit ein ebenbürtiger Gegner für Bébel, der sich in gewohnter Manier mit dem einen oder anderen lockeren Spruch auf den Lippen und flinken Fäusten durch den Fall arbeitet. Summa summarum zwar anspruchslose, aber in weiten Teilen sehr kurzweilige Unterhaltung und ein würdiger Abschied für Belmondo vom „Ein-Mann-Action-Kino“.


Ein im positiven Sinne „typischer“ Belmondo-Streifen seinerzeit: weitgehend ohne Anspruch, aber mit Tempo, Action und einem gut aufgelegten Star in der Hauptrolle. 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

07.04.2020 14:32
#100 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Clan der Sizilianer (Le clan des Siciliens, F 1969)

Regie: Henri Verneuil

Darsteller: Jean Gabin, Alain Delon, Lino Ventura, Sydney Chaplin u.a.



Die in krumme Geschäfte verwickelte sizilianische Familie Manalese, die zur Tarnung in Paris eine Firma für Glücksspielautomaten betreibt, verhilft dem Polizistenmörder Sartet während einer Überführungsfahrt zur Flucht. Gemeinsam mit Sartet planen die Manaleses einen großen Coup, während Kommissar Le Goff alle Hebel in Bewegung setzt, um Sartet wieder einzufangen...

Jean Gabin und Alain Delon oder Jean Gabin und Lino Ventura in einem Film – das gab es häufiger. Aber Jean Gabin, Alain Delon und Lino Ventura in ein und demselben Film – das ist wirklich etwas besonderes. Die Star-Power dieser drei Größen ist es u.a. auch, die diesen Film ausmacht. Die geschickte Kombination von Gangsterfilm und Heist-Movie dürfte jedoch ebenso zum Erfolg beigetragen haben wie der wieder einmal großartige Score von Ennio Morricone. Jean Gabin als mit natürlicher Aura ausgestattetes Oberhaupt der Malanese-Familie, Delon als hitziger und mitunter leichtsinniger Polizistenmörder und Lino Ventura als impulsiver Kommissar Le Goff sind höchst treffend besetzt und werden von Regisseur Henri Verneuil („Lautlos wie die Nacht“, „Angst über der Stadt“) optimal zur Geltung gebracht. In einer Nebenrolle ist zudem Sydney Chaplin unmittelbar nach seinem Auftritt in „Das Gesicht im Dunkeln“ zu sehen. Anders als in vielen anderen Heist-Movies wird der Zuschauer zwar nicht bis ins Detail in die Planung des Verbrechens eingebunden, der Coup selber nimmt jedoch ausreichend Raum ein und ist mit der ein oder anderen spannungssteigernden Verwicklung versehen. Eine weitere, nicht unwichtige Komplikation stellt die Affäre zwischen Sartet und einer der Schwiegertöchter des Malanese-Oberhaupts dar. Der Film gehört zu den großen Klassikern des französischen Kriminalfilms und kann uneingeschränkt empfohlen werden.

Die Blu-Ray von Fox ist insofern bemerkenswert, als sie für ihr Erscheinungsjahr (2014) ungewöhnlich neu produzierte Extras enthält, insbesondere eine einstündige Dokumentation, in der einige am Film Beteiligte zu Wort kommen. Sehr löblich! Die Bildqualität geht in Ordnung.


Die Besetzung mit Jean Gabin, Alain Delon und Lino Ventura, die hochwertige Inszenierung von Henri Verneuil sowie der wieder enorm hörenswerte Score von Ennio Morricone machen „Der Clan der Sizilianer“ zu einem wahren Vergnügen. 5 von 5 Punkten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

07.04.2020 20:01
#101 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #100
Die Besetzung mit Jean Gabin, Alain Delon und Lino Ventura, die hochwertige Inszenierung von Henri Verneuil sowie der wieder enorm hörenswerte Score von Ennio Morricone machen „Der Clan der Sizilianer“ zu einem wahren Vergnügen. 5 von 5 Punkten.


Dem kann man nur zustimmen. Das ist auch so ein Film, den man immer mal wieder anschauen kann, der wirkt trotz seines Alters von fünfzig Jahren richtig modern. Die Akteure sind wirklich top, ebenso die Handlung. Ja, und auch die Musik des alten Western-Spezies Morricone.

Würde dem Film auch volle Punktzahl geben.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

09.04.2020 09:41
#102 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Sehr schön. Der Film war ja hier auch noch nicht besprochen worden, aber ich dachte mir schon, dass "Der Clan der Sizilianer" vielen bekannt ist. Gut zu wissen, dass er auch bei anderen einen solchen Status hat. Die Musik klingt hier wirklich besonders wie in manchem Western, den Morricone musikalisch begleitet hat. Vielleicht war die Musik auch für einen Western vorgesehen. Im Making-Of wurde gesagt, Morricone habe Regisseur Verneuil eine Reihe bisher unverwendeter Musik angeboten, aus der er wählen konnte.

Der folgende Film kommt zwar an den "Clan der Sizilianer" nicht heran, ist aber ebenfalls sehr sehenswert.


Der Maulwurf (Espion, lève-toi, F/CH 1982)

Regie: Yves Boisset

Darsteller: Lino Ventura, Michel Piccoli, Bruno Crémer, Bernard Fresson, Heinz Bennent, Krystyna Janda u.a.



In Zürich wird in einer Straßenbahn ein Ex-Agent mit terroristischem Hintergrund erschossen. Daraufhin meldet sich ein Regierungsvertreter bei Grenier, ebenfalls ehemaliger Agent, der dem gleichen Agentennetzwerk wie der Tote angehörte. Grenier wird massiv unter Druck gesetzt, zumal seine Frau, Professorin an der Uni, Kontakte zu den Terroristen haben soll. Bald kommt es zu weiteren Todesfällen in Greniers Umfeld...

Spionagethriller haben es nicht selten an sich, dass sie den Betrachter mit einer verworrenen Handlung überfordern. „Der Maulwurf“ ist ein löbliches Gegenbeispiel, dem die Gratwanderung, dem Genre getreu in vielerlei Hinsicht im Ungefähren zu bleiben, ohne das Publikum damit komplett zu verstoßen, gelingt. Regisseur Yves Boisset kommt ohne Umschweife zur Sache und hält die Spannung konstant aufrecht. Ihm zur Seite stehen ihm äußerst fähige Darsteller. Besonderes Lob verdient sich Michel Piccoli, der mit einer höchst undurchsichtigen Darstellung eines hohen Regierungsbeamten überzeugt. Der Zuschauer und Lino Ventura können sich nie sicher sein, ob sie ihm vertrauen können oder nicht. Gleiches gilt für die Figur, die Bruno Crémer verkörpert. Auch Lino Ventura agiert überzeugend. Kurze Auftritte absolvieren überdies Heinz Bennent und Bernard Fresson. Der vergleichsweise unverbrauchte Schauplatz Zürich wird äußerst gewinnbringend eingesetzt, so z.B. die Polybahn im Showdown des Films. Garniert wird der Agentenfilm mit einem gewohnt hochwertigen Soundtrack von Ennio Morricone.

Die Blu-Ray von Pidax hat eine sehr gute Bildqualität, verzichtet allerdings mal wieder im Gegensatz zur DVD-Ausgabe aufs Booklet.


Sehenswerter Agententhriller mit starkem Cast und Morricone-Soundtrack vor der unverbrauchten Kulisse Zürichs. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.04.2020 18:04
#103 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Wenn ich das Lob auf den "Clan der Sizilianer" lese, frage ich mich, ob es überhaupt einen schwachen Henri-Verneuil-Thriller gibt. Der gute Herr scheint ein absoluter Qualitätsgarant zu sein.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

09.04.2020 19:51
#104 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Also mir sind "Lautlos wie die Nacht", "Der Clan der Sizilianer", "Angst über der Stadt", "Der Körper meines Feindes" und "I wie Ikarus" bekannt und die sind alle spitze. "Der Coup" will ich auch schnellstmöglich mal sichten, da ist die Vorfreude ob des Casts und der Mitwirkung Verneuils extrem groß.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

15.04.2020 13:19
#105 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Windhund (Flic ou Vouyou, F 1979)

Regie: Georges Lautner

Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Marie Laforet, Michel Galabru, Tony Kendall u.a.



Stanislas Borowitz arbeitet für eine Spezialeinheit der Polizei, die gegen Korruption in eigenen Reihen ankämpft. Sein neuester Fall führt ihn nach Nizza. Dort wurde ein korrupter Polizist getötet...

Die Inhaltsangabe beinhaltet zwar einen kleinen Spoiler, aber dass Belmondo nicht der ist, der er zu Anfang des Films vorgibt zu sein, dürfte den meisten schnell klar sein. Weil man jedoch als Zuschauer zunächst über Funktion und Motivation seines Handelns im Unklaren gelassen wird, erscheinen die ersten Minuten wie eine (unterhaltsame) Nummernrevue. Bébel bringt größere und kleinere Gauner mit irrwitzigen Aktionen reihenweise in Verlegenheit. Szenenverläufe, Art des Schauspiels und vor allem die Synchronisation durch Rainer Brandt erwecken den Eindruck, Tony Curtis alias Danny Wilde würden durch den Film führen. „Der Windhund“ bewegt sich auf der Grenze zwischen ernstzunehmendem Thriller und Actionkomödie, man hat es also gewissermaßen mit einem Mix aus früheren Filmen wie „Abenteuer in Rio“ und folgenden Produktionen wie „Der Profi“ zu tun. An erstere erinnern die waghalsigen Stunts und Actionsequenzen, an letztere die mitunter raue Gangart in Bild und Sprache. Gerade für Fans ist „Der Windhund“ eine (sehr) unterhaltsame Angelegenheit, die man sich zwischendurch immer mal wieder ansehen kann. In einer Nebenrolle ist "Kommissar X"-Darsteller Tony Kendall zu sehen.


„Der Windhund“ präsentiert sich als eine Art Symbiose aus früheren und späteren Werken Belmondos und bietet dabei über weite Strecken vergnügliche Unterhaltung. 4 von 5 Punkten.

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