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Dieses Thema hat 167 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

10.01.2021 22:22
#151 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Klingt nach einem sehr spannenden Film und wenn er von "Pidax" ist, dann ist er sowieso so gut wie gekauft, denn "Pidax" ist mein absolutes Lieblingslabel für DVDs!!!.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

22.02.2021 21:54
#152 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Im Dreck verreckt (Le Rapace, F/Mex/I 1968)

Regie: José Giovanni

Darsteller: Lino Ventura, Xavier Marc, Rosa Furman u.a.



Ein Profikiller aus Frankreich wird angeheuert, den Präsidenten eines lateinamerikanischen Landes zu töten. Zur Seite gestellt wird ihm ein junger Mann, der im Erfolgsfall als Marionette die Führung übernehmen soll. Der Killer ahnt, dass er nach der Tat selbst zum Gejagten werden könnte…

Genre-Spezialist José Giovanni inszenierte in Mexiko diesen Thriller um einen Profikiller. Die Aufnahmen von der nordamerikanischen Republik verleihen dem Film viel Atmosphäre. Wie so häufig in Giovannis Werken geht es auch im vorliegenden um ein (politisch) brisantes Thema. Die Rolle des einzelgängerischen Profikillers ist Lino Ventura wie auf den Leib geschnitten. Ventura, der von seiner Mimik und seinem Auftreten her bisweilen wie der Vater Robert De Niros erscheint, arbeitete in den kommenden Jahren noch mehrfach mit Giovanni zusammen („Der Rammbock“ u.a.). Der Film ist über weite Strecken ruhig erzählt, im letzten Drittel wird jedoch die Spannungs- und Actionschraube angezogen. Insgesamt besonders für Ventura-Fans ein netter Film für den Feierabend.

Die kürzlich erschienene DVD von Pidax bietet ein gutes Bild. Extras Fehlanzeige.


Atmosphärisch dichter Thriller um einen einsamen Profikiller mit einem gewohnt charismatischen Lino Ventura. 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

19.03.2021 17:38
#153 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Die Haut des Anderen (Avec la peau des autres, F/I 1966)

Regie: Jacques Deray

Darsteller: Lino Ventura, Wolfgang Preiss, Adrian Hoven, Charles Regnier, Reinhard Kolldehoff, Jean Servais, Marilu Tolo, Jean Bouise u.a.



Der französische Agent Fabre soll einen wichtigen Mitarbeiter des französischen Geheimdienstes von Wien nach Paris zurückbringen. Doch die Sache verläuft nicht nach Plan: Erst wird der Kontaktmann getötet, anschließend der Gesuchte entführt. Hintergrund ist ein Mikrofilm mit brisanten Informationen...

Der von Jacques Deray ("Der Swimmingpool", "Borsalino") inszenierte Film versprüht den Geist vieler Spionagefilme der Dekade wie etwa "Ipcress" oder Hitchcoks "Topas". Der Schauplatz Wien erlaubt die Mitwirkung einiger Stars des deutschsprachigen Films: Wolfgang Preiss spielt den Strippenzieher hinter der Entführung, Adrian Hoven einen Verbündeten, Charles Regnier und der im französischen Film häufig anzutreffende Reinhard Kolldehoff haben dagegen nur kleinere Rollen. Bis auf Kolldehoff hat sich leider keiner der genannten Darsteller selbst synchronisiert. Mit Jean Servais ist ein weiterer nicht unwesentlicher Akteur des französischen Films der Zeit mit an Bord. Dreh- und Angelpunkt des Films ist freilich Lino Ventura, der den Agenten Fabre mit gewohnt stoischer Ausstrahlung mimt. "Die Haut des Anderen" ist insgesamt eine kurzweilige Angelegenheit, auch deshalb, weil die Musik in Spannungssequenzen sehr effektiv eingesetzt wird.

Die DVD von Pidax bietet ein solides Bild. Als Bonus gibt es das gewohnte Booklet.


Typischer Spionagethriller der 1960er-Jahre mit eingen Stars des deutschen Kinos. 4 von 5 Punkten.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

19.03.2021 20:26
#154 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Gruss
Havi17

Ray Offline



Beiträge: 1.931

27.03.2021 11:58
#155 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Wahl der Waffen (La Choix des armes, F 1981)

Regie: Alain Corneau

Darsteller: Yves Montand, Catherine Deneuve, Gérard Depardieu u.a.



Zwei Gefangenen namens Serge und Mickey gelingt die Flucht aus dem Gefängnis. Zumindest Serge wird jedoch infolge einer Konfrontation mit der Polizei schwer verletzt. Die beiden begeben sich zu Serges Bruder Noel, der früher ebenfalls kriminellen Aktivitäten nachging, inzwischen jedoch zurückgezogen mit seiner gut aussehenden Frau Nicole auf einem Gutshof lebt. Serge erliegt schnell seinen Verletzungen und Mickey fordert von Noel Geld für die kommenden Tage. Als sich Mickey von Noel verraten glaubt, schwört er Rache...

„Wahl der Waffen“ ist ein Gangsterfilm, der unzweifelhaft den Geist der französischen Thriller der 1970er-Jahre, etwa von Jean-Pierre Melville, atmet und dabei in Aufbau, Dramaturgie und Länge moderneren Genre-Vertretern ebenfalls durchaus ähnlich ist- wahrscheinlich weil diese auch Melvilles Filmen nacheifern. Der Film durchlebt verschiedene Entwicklungsstadien und ist in seiner Figurenkonstellation und –entwicklung recht komplex. Mit beinahe traumwandlerischer Sicherheit lässt Regisseur Corneau die Geschichte ablaufen, die ob der hochwertigen optischen Gestaltung und des starken Casts niemals Langeweile aufkommen lässt. Gérard Depardieu gibt den impulsiven Gangster Mickey, der zunächst im Zuge des Ausbruchs einen Polizisten erschießt und auch später seinen Mitmenschen gegenüber alles andere als zimperlich agiert, was z.B. die Szene an der Tankstelle beweist. Als Gegenpart fungiert Yves Montand, der den ehemaligen Gangster und heutigen Gutsbesitzer Noel spielt und dabei mit seinem immensen Charisma zu punkten weiß. Caterine Deneuve, äußerlich mal wieder in vollkommener Schönheit auftretend, spielt angenehm zurückhaltend. Diesem Star-Trio folgt man auf seiner Reise durch die Geschichte hin zum dramatischen Finale unter der souveränen Leitung von Corneau nur allzu bereitwillig.

Die Blu-Ray von daredo bietet eine erstklassige Bildqualität. Als Bonus gibt es ein Booklet.


Äußerst sehenswerter Thriller, der Anleihen bei den Werken Jean-Pierre Melvilles nimmt und mit Yves Montand, Catherine Deneuve und Gérard Depardieu hervorragend besetzt ist. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

14.04.2021 08:38
#156 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der unheimliche Fremde (Attention, les enfants regardent, F 1978)

Regie: Serge Leroy

Darsteller: Alain Delon, Sophie Renoir, Richard Constantini u.a.



Die Kinder eines filmschaffenden Ehepaars weilen mit einem Kindermädchen in einer großzügigen Villa in Südfrankreich. Die Nanny ist mit der ihr beauftragten Aufgabe überfordert und verbringt die Abende mit wechselnden Liebhabern. Als die Kinder ihr an einem Strandtag einen Streich spielen wollen, kommt es zu einem tödlichen Unfall. Während die Kinder alle Hände voll zu tun haben, den Tod vor der Außenwelt zu vertuschen, schlägt ein fremder Mann in der Villa auf und nistet sich ein. Was für Absichten hat der Fremde?

Eine Gruppe von Kindern im Duell mit einem fremden Mann mit fragwürdigen Absichten – da werden unweigerlich Erinnerungen an die Verfilmungen von Kästners „Emil und die Detektive“ wach. Auch hier steht ein solches Duell vermeintlich im Mittelpunkt, schöpft das darin schlummernde dramaturgische Potential jedoch leider bei weitem nicht aus. Der Film beginnt durchaus vielversprechend mit einer soliden Einführung von Setting und der Kinder-Figuren. Auch die Delon-Figur schleicht frühzeitig immer schon einmal umher. Nach dem tödlichen Unfall braucht der Film aber zu lange, um die Delon-Figur endgültig im Film zu platzieren, das Duell nimmt zeitlich vergleichsweise wenig Raum ein, so dass Erwartungen, die durch den Filmtitel gepaart mit Delons Rollenklischee des (exzentrischen) einsamen Wolfs geweckt werden, nicht ganz erfüllt werden. Der Zuschauer erfährt bis zum Schluss nahezu keine Hintergründe über diesen Fremden. Überaus beachtlich schlagen sich allerdings die Kinderdarsteller, was bekanntlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Hervorzuheben ist hier Sophie Renoir, Tochter des Kameramanns Claude Renoir und Großnichte des bekannten Filmemachers Jean Renoir, die im Anschluss rund drei Jahrzehnte regelmäßig in Film und Fernsehen zu sehen war. Insgesamt ein von der Story durchaus reizvoller Thriller, den man aufgrund der längst nicht optimalen Umsetzung aber nur mit Abstrichen empfehlen kann.


Alain Delon hält sich in dem von ihm selbst produzierten Thriller vornehm zurück und überlässt den Kinderdarstellern weitgehend das Feld. Die machen ihre Sache auch sehr gut, leider schöpft der Film sein Potential längt nicht vollends aus. 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

20.04.2021 13:24
#157 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Allein zu zweit (À nous deux, F/CAN 1979)

Regie: Claude Lelouch

Darsteller: Catherine Deneuve, Jacques Dutronc, Jacques Villeret u.a.



Der frisch aus dem Gefängnis entflohene Simon lernt in einem Unterschlupf in der Provence die flüchtige Apothekerin Francoise kennen, die sich nach einer traumatischen Erfahrung mit Erpressung ihren Unterhalt verdient. Die beiden fliehen per Boot, rauben dabei andere Leute aus und werden schon bald von französischen Radiostationen als „Bonnie und Clyde“ bezeichnet…

Wie in der kurzen Inhaltsangabe bereits anklingt, greift „Allein zu zweit“ wie schon der amerikanische Film Noir „Gefährliche Leidenschaft“ und natürlich „Bonnie und Clyde“ das Thema eines Verbrecherpärchens auf, ohne die Story konsequent nachzuerzählen.. Der Film braucht eine gewisse Zeit, bis er in die Gänge kommt, doch sobald Jacques Dutronc und Catherine Deneuve aufeinandertreffen und nach schwierigem Start zueinanderfinden, nimmt der Film Fahrt auf. Beide legen ihre Parts ungemein charismatisch an und die Inszenierung von Regisseur Claude Lelouch bleibt durchgängig stilsicher. Die Atmosphäre ist wie so häufig in französischen Filmen ein wenig unterkühlt, was durch die Farbgebung unterstrichen wird. Freunden des Neo Noir bzw. des französischen Thrillers kann der Film aber sehr empfohlen werden.

Die DVD von BlackHill bietet ein solides Bild.


Sehenswerte französische Bonnie und Clyde-Variante mit der „kühlen Blonden“ Catherine Deneuve. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

25.04.2021 20:04
#158 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Das Haus unter den Bäumen (La maison sous les arbres, F/IT 1971)

Regie: René Clément

Darsteller: Faye Dunaway, Frank Langella, Maurice Ronet u.a.



Die Ehe zwischen Jill und Philippe hat schon bessere Zeiten gesehen. Und die Situation verschlechtert sich weiter, als Jill zunehmend unter Gedächtnisverlust leidet und Philippe bedroht wird. Schließlich verschwinden auch noch die beiden Kinder der Eheleute…

Bonjour tristesse – heißt es in der Ehe von Jill und Philippe und auch für den Zuschauer, denn Regisseur René Clément („Nur die Sonne war Zeuge“) beschwört durch Setting, Figuren und ihre Probleme sowie insbesondere extrem trübe Bilder der französischen Metropole eine höchst beklemmende, deprimierende Atmosphäre herauf. Mit dem Verschwinden der Kinder stellt sich für den Betrachter die Frage, ob die nervlich angespannte Jill, die regelmäßig einen Psychiater aufsucht, oder die Leute, die Philippe zuvor bedroht haben, damit in Verbindung stehen. Nach ihrem Durchbruch in Hollywood befand sich Faye Dunaway während der Produktion in einer Phase, in der sie sich mit weniger Erfolg europäischen Filmemachern zugewandt hatte. Der Wendepunkt zurück zum (auch) kommerziellen Erfolg sollte erst mit „Chinatown“ gelingen. An ihrer Seite ist der bis heute gut beschäftigte Frank Langella sowie – in einer kleinen Rolle – Maurice Ronet zu sehen. Insbesondere Dunaway zeigt hier bereits wenige Jahre vor ihrer Oscar-prämierten Leistung in „Network“, dass sie psychisch labile Frauen ausnehmend überzeugend verkörpern kann. Der Film bietet anspruchsvolle Thriller-Unterhaltung, sollte aber besser nicht bei akutem Vitamin D-Mangel konsumiert werden.

Das Bild der Pidax-DVD ist nicht das Gelbe vom Ei, was aber durchaus auch am Ausgangsmaterial liegen könnte, schließlich tragen die „griesligen“ und farblosen Bilder zur Stimmung des Films bei.


Anspruchsvolle, gut gespielte Thriller-Unterhaltung, die allerdings streckenweise übermäßig trist daherkommt. Noch 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

08.05.2021 17:39
#159 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Mörder kam um Mitternacht (Un Témoin dans la ville, F 1959)

Regie: Édouard Molinaro

Darsteller: Lino Ventura, Franco Fabrizzi u.a.



Der alleinstehende Pierre Verdier tötet seine Geliebte durch einen Stoß aus dem fahrenden Zug. Aufatmen darf er zunächst, als er mangels hinreichenden Tatverdachts aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Doch zu früh gefreut: In seinem Haus wartet der Ehemann der Toten und sinnt auf Rache...

Regisseur Molinaro macht keine Gefangenen: Bereits in der ersten Szene wird der Zuschauer Zeuge des kaltblütigen Mordes Verdiers an seiner Geliebten, die nach tapferem Kampf aus dem Zug gestoßen wird und verstirbt. Während der Credits folgt man Verdiers Anwalt ins Gericht, der im Termin mit dem Untersuchungsrichter und Verdier erfährt, dass sein Mandant vorläufig auf freien Fuß gesetzt wird. Das Gerechtigkeitsgefühl des mit überlegenem Wissen ausgestatteten Zuschauers protestiert heftig, doch so richtig Zeit, sich über die Ungerechtigkeit zu ereifern, bleibt gar nicht: Verdier wird im Eigenheim bereits von der von Lino Ventura gespielten Figur, dem Ehemann der Toten, empfangen. Der hat den Strom gekappt, weswegen Verdier in atmosphärisch großartigen Bildern mit einem Kronleuchter durch sein Haus irrt. Wer nun ein ausgiebiges Psychoduell erwartet, wird überrascht: Die Ventura-Figur macht kurzen Prozess mit dem Mörder seiner Frau. Er tötet ihn und lässt es wie Selbstmord aussehen - "der Mörder richtet sich selbst". Doch auch Ventura erwartet eine böse Überraschung. Ein Taxifahrer sieht ihn beim Verlassen des Anwesens und ist nun ein unliebsamer Zeuge, den es ebenfalls zu eliminieren gilt...

So weit die ersten etwa 20 Minuten. In der Folge lernt der Zuschauer den Taxifahrer und seine Lebenswelt näher kennen. Er hat eine Beziehung zu einer attraktiven Dame aus der Taxizentrale, gespielt von Sandra Milo, die noch eine dramturgisch nicht unwesentliche Rolle spielen wird. Teilweise von Trommeln, mitunter von Jazz-Musik untermalt, folgt der Zuschauer nun diesen Figuren durch die Pariser Nacht. Ventura lauert dem Taxifahrer mehrfach auf, muss aber seinerseits aufpassen, nicht entdeckt werden. Die Schlinge wird immer enger und in den letzten, hochspannenden Minuten geht es für ihn um Kopf und Kragen.

Mit "Der Mörder kam um Mitternacht" bekommt der Zuschauer eine wahre Perle des französischen Kriminalfilms präsentiert. Neben der überragenden Kameraarbeit und der erwähnten, stimmigen musikalischen Untermalung ist es einmal mehr Ventura, der groß aufspielt. Der Mime zeigt, dass er mit seiner unverwechselbaren, sparsamen Mimik und seinem Charisma auch einen Mörder zur Überzeugung des Betrachters darstellen kann, wobei aufgrund der Vorgeschichte zumindest zunächst gewisse Sympathien für seine Figur vorhanden sind. Sehr kurzweiliges, enorm hochklassiges europäisches Thriller-Kino.

Die DVD von Pidax zeigt den Film in Film guter Qualität.


In jeder Hinsicht exquisiter Thriller, in dem Lino Ventura vom Jäger zum Gejagten wird. 5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

30.07.2021 08:35
#160 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Brutale Schatten (Un homme est mort, F, I 1972)

Regie: Jacques Deray

Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Roy Scheider, Angie Dickinson, Ann-Margret, Michel Constantin u.a.



Der französische Killer Lucien reist nach L.A., um den Mafia-Boss Viktor Kovacs zu töten. Nach Erledigung des Auftrags muss er feststellen, dass für ihn ebenfalls ein Killer bestellt wurde…

Ein französisch(-italienischer) Thriller, der in den USA spielt? Das hat man selten. Was nicht zuletzt aufgrund der Besetzung auf dem Papier reizvoll klingt, ist auch tatsächlich eine gelungene Angelegenheit. Jean-Louis Trintignant spielt den von Roy Scheider gejagten Killer. Die beiden liefern sich ein höchst packendes Duell auf den Straßen L.A.s, das von der atmosphärischen Musik von Michel Legrand („Thomas Crown ist nicht zu fassen“) untermalt wird. Dazu gibt es bitterböse Spitzen gegen die amerikanische Mentalität: Ein Mitfahrer Trintignants, der ihm nachdrücklich rät, wie er selbst zu Jesus zu finden, wird Sekunden später erschossen. Eine Frau, bei der und ihrem Sohn sich Lucien vorübergehend einnistet, erzählt später stolz vor TV-Kameras, dass sie für ihn gekocht und mit dem Killer und ihrem Sohn zusammen Fernsehen geschaut habe. Dazu bekommt der Zuschauer zeitgenössische Annehmlichkeiten an amerikanischen Bshnhöfen wie Sessel mit Mini-Fernsehern oder - besonders hygienisch - frei hängende Rasierer mit Münzeinwurf zu sehen. Mit Ann-Margret und Angie Dickinson sind auch zwei bekannte weibliche US-Darsteller mit an Bord, wobei Dickinsons Synchronstimme leider extrem anstrengend klingt.

Die DVD-Umsetzung von Pidax ist leider nicht sonderlich gelungen: Das Bild ist von äußerst bescheidener Qualität, die über VHS kaum hinausgeht. Als Bonus gibt es noch die französische Langfassung, deutsche Untertitel gibt es aber dem „Pidax-Standard“ entsprechend nicht. Schade, der Film hätte eine weitaus ansprechendere Veröffentlichung verdient.



Französisches trifft amerikanisches Kino: Genre-Spezialist Jacques Deray („Borsalino“) hetzt Jean-Louis Trintignant Roy Scheider auf den Hals. Über weite Strecken spannende Unterhaltung. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

04.08.2021 17:22
#161 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Tausend Milliarden Dollar/Der Clan der Giganten (Mille milliards de dollars, F 1982)

Regie: Henri Verneuil

Darsteller: Patrick Dewaere, Caroline Cellier, Mel Ferrer, Michel Auclair, Carles Denner, Jeanne Moreau u.a.



Journalist Paul erhält von einem Unbekannten Informationen über korrupte Machenschaften im Milieu eines weltweit operierenden Konzerns. Die Spur führt zu dem Industriellen und Politiker Lambert, der jedoch bald tot aufgefunden wird. Paul lässt sich davon nicht abbringen und fördert skandalöse Vorgänge zutage, die bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückreichen. Doch je tiefer er bohrt, umso mehr begibt er sich selbst in Gefahr…

Erfolgsregisseur Henri Verneuil („Der Clan der Sizilianer“, „I wie Ikarus“) arbeitete selbst als Journalist, bevor er ins Filmgeschäft einstieg und kehrte demzufolge mit seinem Film „Tausend Milliarden Dollar“ zu seinen eigenen Wurzeln zurück. Der Film übt engagierte, offene Kapitalismus-Kritik, nimmt sich aber auch die Zeit für andere Themen wie die Reflektion über den seinerzeit diskutierten Niedergang des (französischen) Films. Für die Hauptrolle stand mit Patrick Dewaere eine höchst kompetente Kraft für die Hauptrolle parat. Leider wurde es bereits die vorletzte Arbeit des noch jungen Schauspielers, denn er nahm sich wenige Monate nach Veröffentlichung des Films das Leben. Das Erzähltempo des Films ist ruhig, ohne größere (Action-)Elemente und dennoch – oder gerade deshalb - funktioniert er über weite Strecken gut, zumal er geschickt mit Rückblenden operiert und auch in weiteren zentralen Rollen über exzellente Schauspieler verfügt. Hervorzuheben ist insoweit Mel Ferrer, der das kalt berechnende Oberhaupt der Firma gibt, in dessen Kreisen die Hauptfigur recherchiert. Gleichwohl schleichen sich im zweiten Drittel kleinere Längen ein, dem sich allerdings wiederum packende Minuten um die Enthüllung der Hintergründe der Machenschaften anschließen. Insgesamt ein absolut sehenswerter Politthriller aus dem Nachbarland.

Die DVD von Pidax bietet ein solides Bild.


Angenehm unaufgeregter Politthriller Henri Verneuils mit Patrick Deware in einer seiner letzten Rollen. 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

17.08.2021 15:14
#162 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Teddybär (L'ours en peluche, F/I 1994)

Regie: Jacques Deray

Darsteller: Alain Delon, Francesca Dellera, Alexandra Winisky u.a.



Das Leben des angesehenen Arztes Dr. Rivière gerät aus den Fugen, als er von unbekannter Seite bedroht wird. Der Vorwurf: Rivière soll Schuld am Tode einer jungen Frau sein…

„Der Teddybär“ beruht auf einem Roman Georges Simenons, ein Umstand, der Hoffnung auf einen psychologisch anspruchsvollen Thriller macht. Dies kann der Film von Jacques Deray („Der Swimming Pool“, „Borsalino“) jedoch nicht ganz einlösen. Das Hauptproblem besteht darin, dass sich der von Alain Delon gespielte Arzt aus der besseren Gesellschaft und verheiratete Vater schnell als "Lustmolch" entpuppt, vor dem weder seine weiblichen Angestellten noch andere junge attraktive Damen sicher sind. Aus diesem Grunde hält sich das Mitleid des Publikums in Grenzen, wenn ihm die (moralische) Schuld für den Freitod einer seiner verprellten Geliebten gemacht wird. Auch sorgt sich der Film nach insofern recht vielversprechendem, weil eine Vielzahl potentieller Verdächtiger anbietenden Einstieg, wenig um das Rätsel der Person, die den Casanova unter Druck setzt. Auch der Showdown fällt recht kurz aus. Dies alles gepaart damit, dass Dialog und Schauspiel längst nicht durchgängig angemessenes Niveau haben, sorgt dafür, dass „Der Teddybär“ sicher zu den schwächeren Einträgen in Delons Filmografie zu zählen ist.


In Sachen Bildqualität sollte der Interessent von der Pidax-DVD nicht (zu) viel erwarten: Der Film ist nicht nicht restauriert, die inzwischen über 25 Jahre sieht man dem Bild mitunter durchaus an.


Oberflächlicher Thriller, der nach ordentlichem Start in der zweiten Hälfte darunter leidet, dass man als Zuschauer keine rechte Beziehung zur bedrohten Hauptfigur aufzubauen vermag. 2,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

14.10.2021 11:35
#163 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Das Loch (Le Trou, F 1960)

Regie: Jacques Becker

Darsteller: Michel Constantin, Philippe Leroy, Jean Keraudy u.a.



Vier Insassen des Pariser Gefängnisses La Santé planen einen Ausbruch, als ein weiterer Inhaftierter namens Claude in ihre Zelle verlegt wird. Die Vier vertrauen dem jungen Claude und gehen das Unterfangen in der Folge zu fünft an…

„Das Loch“ ist der letzte Film des französischen Regisseurs Jacques Becker („Wenn es Nacht wird in Paris“, „Arsène Lupin, der Millionendieb“), der kurz nach Produktionsende im Alter von nur 53 Jahren verstarb. Der Film war seinerzeit ein Flop, gilt aber heute als Klassiker des „Escape Movies“. Das Besondere dieses Films der genannten Gattung ist, dass Becker ganz überwiegend auf (zur damaligen) Zeit Laiendarsteller setzte. Am interessantesten ist dabei die Besetzung von Jean Keraudy, weil dieser ein ehemaliger Gefängnisinsasse war, der selbst mehrfach Ausbrüche wagte, teils mit, teils ohne Erfolg. Seine Figur, Roland Darbant, spricht eingangs das Publikum direkt an und verkündet, der Film erzähle „seine Geschichte“. Neben ihm agieren Michel Constantin und Philippe Leroy, die jeweils ihr Schauspieldebüt gaben und über den Sohn des Regisseurs, Jean Becker, an die Rolle gelangten. Jacques Becker schrieb das Drehbuch im Übrigen mit dem späteren Regisseur José Giovanni, da sein Roman letztlich die Grundlage für den Film lieferte. Der Film zeigt minutiös die Ausbruchsbemühungen der Hauptfiguren. Anders als in vergleichbaren Filmen wird der Kraftakt der „Helden“ spürbar, weil man als Zuschauer ihnen teilweise gefühlt minutenlang beim Graben und Buddeln zuschaut. Der Film entwickelt schnell eine klaustrophobische Atmosphäre. Neben der auch sonst in derlei Filmen stets relevanten Frage, ob die Betreffenden beim Ausbruch entdeckt werden, entwickelt der vorliegende Film weitere Spannung dadurch, dass der zuletzt hinzugestoßene Claude während der finalen Bemühungen auf einmal eine legale Möglichkeit erhält, die Freiheit wieder zu gewinnen. Er steht somit vor der Wahl, den Plan mit den Kollegen „durchzuziehen“, um allen die Möglichkeit auf Freiheit zu eröffnen, oder den Plan für alle zu begraben, um sich die Chance zu erhalten, den legalen Weg in die Freiheit gehen zu können. Wie sich Claude entscheidet, soll hier natürlich nicht verraten werden. Die Sichtung des Films lohnt in jedem Fall, da er dasjenige, was an schauspielerischem Talent und Können hier und da (noch) fehlt, durch hohe Authentizität auszugleichen vermag.

Der Film ist bei StudioCanal auf Blu-Ray erschienen. Das Bild ist gut, dazu gibt es informative Dokumentationen zum Film.


Höchst authentisches Escape Movie und ein würdiger letzter Film des französischen Regisseurs Jacques Becker, der zugleich den Schauspielern Michel Constantin und Philippe Leroy den Einstieg ins Filmgeschäft ermöglichte. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

08.03.2022 22:16
#164 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Mit dem Rücken zur Wand (Le dos au mur, F 1958)

Regie: Édouard Molinaro

Darsteller: Gérard Oury, Jeanne Moreau, Philippe Nicaud u.a.



Als der gut situierte Unternehmer Jacques Decrey von der Affäre seiner Gattin Gloria mit dem Schauspieler Yves erfährt, beschließt er in Eifersucht, die eigene Ehefrau zu erpressen – mit fatalen Folgen…

„Mit dem Rücken zur Wand“ ist das Regiedebüt des Regisseurs Édouard Molinaro, der sich im späteren Verlauf seiner Karriere u.a. einen Namen mit Louis de Funès-Komödien („Oscar“ u.a.) machte. Gleiches gilt in noch gesteigertem Maße für Hauptdarsteller Gérard Oury, denn ihn kennt man im Rückblick eher als Regisseur und hierbei interessanterweise ebenfalls durch eine Vielzahl an Filmen mit Louis de Funès („Die große Sause“, „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ u.a.). Sein Talent für die leichte Muse versteckt Oury im vorliegenden Film überaus gekonnt, spielt er doch einen wahrhaft durchtriebenen Charakter. Als seine Filmpartnerin war eigentlich Michèle Morgan vorgesehen. Die beiden Schauspieler, die seinerzeit schon ein Paar waren, wollten aber nicht an diesem Film zusammenarbeiten. In Jeanne Moreau fand die Produktion hochwertigen Ersatz. Der Film zählt zu den Werken des französischen Kriminalfilms, die sich klar auf den amerikanischen Film Noir beziehen, der seinerseits u.a. im Poetischen Realismus („Hafen im Nebel“ u.a.) des französischen Films seine Inspiration fand. Nach einem Einstieg mit dem Auffinden der Leiche von Yves erzählt der Film im weiteren Verlauf in Rückblenden, wie es zu dessen Tod kam, während die Schlussminuten die sich anschließenden Vorgänge erzählen. Molinaro kann schon im ersten Film die Meisterklasse von „Der Mörder kam um Mitternacht“, den er im Folgejahr realisieren sollte, andeuten. Inszenatorisch bewegt sich der Film auf hohem Niveau, dazu kann der Film im letzten Drittel mit manch interessanter Wendung aufwarten. Über die ein oder andere Länge im zweiten Drittel, in der die Phase der Erpressung erzählt wird, kann man deshalb weitgehend hinwegsehen. Für Freunde des Film Noir und/oder des französischen Kriminalfilms sehr zu empfehlen.

Der Film ist als Nr. 10 in der Édition Film Noir von Artkeim erschienen. Nachdem man mit der Veröffentlichung von DVDs im hochglänzenden Mediabook begonnen hatte und zwischenzeitlich überwiegend parallel die Titel auch auf Blu-Ray im einfachen Keepcase anbot, geht man mit der neuen Veröffentlichung zur Blu-Ray/DVD-Kombo im matten Mediabook – zu deutlich erhöhtem Preis über. Für Sammler ein insgesamt eher unbefriedigendes Hin und Her. Aber an erster Stelle ist es zu begrüßen, dass ein solcher Film überhaupt hierzulande, noch dazu in sehr guter Bildqualität, veröffentlicht wird.


Hochwertiger französicher Thriller im Film Noir-Stil, in dem der später als Regisseur bekannte Gérard Oury seine Fähigkeiten als Schauspieler demonstrieren darf. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

11.03.2022 22:40
#165 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Stille Wasser/Tiefe Wasser (Eaux Profondes, F 1981)

Regie: Michel Deville

Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Isabelle Huppert, Jean-Luc Moreau u.a.



Nach außen nimmt Victor die Liebschaften seiner Frau Melanie gelassen hin, doch innerlich brodelt es: Der Ärger entlädt sich an dem Pianisten Carlo, den Victor auf einer Party im Pool kaltblütig tötet. Victor bleibt zunächst unbehelligt, doch seine Frau schöpft Verdacht und will ihren Ehemann weiter reizen, um ihn überführen zu können…

„Stille Wasser“ ist eine Adaption des Romans „Stille Wasser sind tief“/“Tiefe Wasser“ von Patricia Highsmith, deren Romane zuvor schon so berühmte Filme wie Hitchcocks „Der Fremde im Zug“ oder „Nur die Sonne war Zeuge“ mit Alain Delon hervorbrachten. Der vorliegende Roman wurde zudem 1983 durch Franz Peter Wirth mit Peter Bongartz in der Hauptrolle für das deutsche Fernsehen adaptiert. Eine weitere Adaption mit Ben Affleck und Bond-Girl Ana de Armas in den Hauptrollen wird nach diversen coronabedingten Verschiebungen in den kommenden Tagen bei einem Streaminganbieter veröffentlicht.

In der vorliegenden Fassung schlüpft Jean-Louis Trintignant in die Rolle des Victor. Er spielt den Mörder ganz hervorragend: Mal ungeheuer höflich und freundlich, etwa im Umgang mit der eigenen Tochter, mal impulsiv und gewalttätig, exemplarisch beim Mord im Pool. Regisseur Deville legt den Schwerpunkt auf das Psychogramm und weniger auf den Thriller-Effekt, dennoch sind Spannungsmomente vorhanden, z.B., wenn der Mord über einen längeren Zeitraum durch geschickte Komposition von Blicken und der Musik dem Publikum angekündigt wird. Das höchst geschmackvoll eingerichtete, aber abgelegene Wohnhaus lässt in Verbindung mit dem Auftreten der Figuren stets eine gewisse Unbehaglichkeit aufkommen. Gesprochen wird wenig, aber Blicke sagen in diesem Fall nicht selten bereits alles. Wenn man dem in jeder Hinsicht absolut hochklassigen Film etwas vorwerfen kann, dann, dass er dem Zuschauer keine Hintergrundinformationen liefert, warum Melanie ihren Ehemann anfangs mit ihren Liebschaften provoziert: Hat er sie seinerseits betrogen? Ist es aus anderen Gründen zu einer Ehekrise gekommen? Dies lässt der Film offen, der Betrachter muss das eigenwillige Schauspiel im Hause der Ehegatten, das von regelmäßigen abendlichen Besuchen verschiedener Männer geprägt ist, hinnehmen.

Der Film ist kürzlich via Filmjuwelen ansprechend veröffentlicht worden. Das Bild genügt höchsten Ansprüchen, dazu gibt es zwei Dokumentationen zum Film, in dem u.a. Trintignant und Regisseur Deville ausführlich zu Wort kommen.


Atmosphärisch dichter Psychothriller nach einem Roman von Patricia Highsmith mit einem überzeugenden Jean-Louis Trintignant. 4,5 von 5 Punkten.

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