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Dieses Thema hat 138 Antworten
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

03.02.2019 11:08
#106 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Der Fluch der gelben Schlange (1962/1963)



Regie: Franz Josef Gottlieb

Drehzeit: 20.11.1962 - 10.01.1963

Mit: Joachim Fuchsberger, Brigitte Grothum, Pinkas Braun, Werner Peters, Doris Kirchner, Charles Regnier, Eddi Arent, Claus Holm, Fritz Tillmann, Zeev Berlinski


Handlung:


Der größenwahnsinnige Halb-Chinese Fing-Su ist hinter der "Gelben Schlange" her, einem Symbol, dass ihm und seiner Sekte "Die freudigen Hände" die Weltherrschaft sichern sollte. Sein Halbbruder Clifford Lynn stellt sich dabei gegen ihn und versteckt die Schlange, welche sich ursprünglich im Besitz des inzwischen verstorbenen Vaters befand. Fing-Su setzt jedoch alles daran, diese bis 17.November um jeden Preis in seine Hände zu bekommen, da es sich dabei um ein magisches Datum handelt, an dem der Kampf seiner chinesischen Sekte gegen alle Weißen vom Zaun brechen sollte...


Anmerkungen:

Nachdem der hartnäckige Artur Brauner seine Mabuse- und BEW-Reihen in's Leben rief und mit diesen Nebenlinien ebenfalls vom Wallace-Boom profitierte, nutze er seine Chance mit "Der Fluch der gelben Schlange", dessen Verfilmungsrecht er sich sicherte, einen echten Edgar-Wallace-Film zu produzieren. Was unter der Regie von Franz Josef Gottlieb dabei herauskam spottet leider jeder Beschreibung, denn der Film bewegt sich allenfalls auf Augenhöhe mit dem absoluten Bodensatz der Rialto-Reihe. Das Thema um die angestrebte Weltherrschaft einer chinesischen Sekte ist nicht nur völlig abgedroschen, sondern obendrein auch ausgesprochen reizlos und spannungsarm inszeniert. Der in jeder Hinsicht unglaubwürdigen Geschichte fehlen sowohl Höhepunkte, als auch charismatische und ernsthaft bedrohlich erscheinende Bösewichter. Die entweder wie die aufgescheuchten Hühner herumrennenden oder am offenen Fenster erscheinenden Chinesen wirken wie putzige Männchen aus dem Schmierentheater und haben rein gar nichts von der Bedrohlichkeit ikonischer Wallace-Unholde - nicht einmal dann, wenn sie Ihre Zierdolche durch die Gegend schleudern. Es fällt einfach schwer, diese Mitglieder der "Freudigen Hände" ganz ernst zu nehmen. Die wohl vom Ku-Klux-Klan inspirierten Kapuzen-Heinis geben sich bei ihren abgedrehten Zeremonien selbst der Lächerlichkeit preis, nur eben unfreiwillig, ist das Ganze doch tatsächlich todernst gemeint. Der zum willenlosen Werkzeug degradierte Werner Peters lässt das Messer auf eine zugedeckte Gestalt heruntergleiten, bei der es sich natürlich laut Fing-Su nur um eine Puppe handelt und gerät in seiner grenzenloser Naivität aus der Fassung, als sich dies als Lüge erweist - na sowas! Derartige Szenen charkterisieren treffend die einfältige Trash-Lastigkeit des Streifens. Joachim Fuchsberger vermag in dieser verunglückten Brauner-Produktion leider auch nicht mehr viel herauszuholen und Pinkas Braun sieht vielmehr wie ein billig geschminkter Mephisto aus denn wie ein (Halb)Asiate. Brigitte Grothum erscheint in ihrem letzten Wallace-Auftritt deutlich unscheinbarer als in dem hervorragenden "Gasthaus an der Themse", was man wohl als schlechtes Omen für den Film hineininterpretieren könnte. Charles Regniers farblosen Auftritt hätte man sich ruhig schenken können. Die Identität des vermummten Mannes mit dem verstümmelten Finger kann wohl jedes Kind erraten, womit auch der Versuch ein bisschen Whodunit einzustreuen jämmerlich scheiterte.

Es bleibt schwer einzuschätzen, ob bedauert werden sollte, dass die ursprünglich vorgesehene Darstellerriege Lex Barker, Christopher Lee, Senta Berger und Siegfried Lowitz bei dieser Produktion nicht zum Zug kam, wäre in der dürftigen Story wohl auch durch sie wenig zu Retten gewesen. Gerade Lex Barker hätte ich gern mal in einem Wallace gesehen, allerding in einem besseren. Die Musik verdient ebenfalls keinerlei Beifall, da Oskar Salas ausgesprochen unharmonische Klänge einfach nur das Gehör martern und die ohnehin schon schlechte Stimmung, die der Film heraufbeschwört, noch weiter verstärken. Das Drehbuch hätte grundsätzlich besser zu einem Western gepasst, wo mir ähnliche Handlungsmuster schon begegnet sind, nur eben mit Indianern anstelle von Chinesen und auch wesentlich glaubwürdiger.

Fazit:

Ein in jeder Hinsicht bedeutungsloser "Wallace-Versuch" Brauners, der deutlich hinter die Rialto-Reihe zurückfällt und mit seiner an Naivität kaum noch zu überbietenden Story weder Spannung noch Atmosphäre zu schaffen vermag. Hier wirkt einfach alles so schockierend trashig und billig, dass man in Bezug auf die Reihe von Rufschädigung sprechen könnte. Die "Gelbe Schlange" darf sich daher mit der "Orchidee" die Rote Laterne unter den SW-Wallace teilen. Mit 2 von 5 Punkten kommt dieser Streifen zweifellos noch gnädig davon. Weiter runter geht's dann erst in der Farb-Phase.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

03.02.2019 11:50
#107 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

"Der Film lebt weniger vom Gehalt der Story als von ihren Möglichkeiten, eine interessante Szenerie zu erstellen: chinesisches Interieur, ein unheimliches Lagergewölbe inklusive eines pompösen Geheimbund-Tempels, nächtliche Straßen und eine kühne Verfolgungsjagd im Schleusengelände. Dazu Oskar Salas elektronische Musik, die maßvoll und harmonisch den Lautsprecher beschickt. Ferner eine sehr behende Kamera (Siegfried Hold).
Joachim Fuchsberger und Pinkas Braun spielen die Kontraste der Halbbrüder gut heraus: forsch der eine, hintergründig der andere. Etwas blass bleibt Brigitte Grothum. Werner Peters und Charles Regnier geben dank ihrer Persönlichkeit ihren Rollen mehr Gewicht als das Drehbuch. Ähnliches gilt für die kurzen Auftritte von Doris Kirchner und Fritz Tillmann. Spaßmacher vom Dienst: Eddi Arent. Die spannende Unterhaltung findet abermals einen großen Kreis von Interessenten." (Film-Echo, März 1963)

Film-Echo-Note: 3,0 (51 Meldungen) / Erstnote: 2,0

In Frankreich startete der Film am 22.2.1964. Er lief dort aber nur in einigen Provinzen, somit auch nicht in Paris.
In Spanien hatte er 224.729 Besucher.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

03.02.2019 12:05
#108 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von Dr.Mangrove im Beitrag #2
- En passant erfahren wir, dass Joe Bray offenbar plötzlich verstorben ist - am Ende taucht er dann aus dem Nichts auf. Das alles ist plump und vorhersehbar.



volle Zustimmung!

greaves Offline




Beiträge: 583

03.02.2019 12:24
#109 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Der Fluch der gelben Schlange

Diesen Film habe ich in den mittleren 90ern als Teenie mal spät auf RTL 2 oder Pro 7 gesehen und habe mir extra den Wecker gestellt,da er irgendwann nachts im TV lief....

Joachim Fuchsberger,Pinkas Braun,Brigitte Grothum,Eddi Arent,Charles Regnier,Claus Holm,Doris Kirchner,Fritz Tillmann,Zev Berlinski u.a finde ich für diesen Film gut ausgewählt.
Brauner hatte aus der Rialto Serie ein paar bekannte Schauspieler gewonnen.In meinen Augen hat er leider den falschen Regisseur ausgewählt.Sonst (finde ich,ausser die Musik)würde man nicht sehr gross merken,dass man nicht in einem „echten Edgar Wallace Film „der Rialto sitzt.
Zev Berlinski ist ein Schauspieler der Brauner öfters eingesetzt hat. Sei es bei Edgar Wallace,Bryan Edgar Wallace oder Mabuse.Ein bekanntes Gesicht bei den CCC Filmen von Artur Brauner.
Pinkas Braun spielt unheimlich,kühl was mir an dem Film als Fan des Schweizer Schauspielers extrem gut gefällt.
Eddi Arent stört mit seinen Klamauk — Einlagen nicht.

Als Drehort kamen zum ersten male die CCC Studios innen und auch aussen zum Zuge.Vorallem die Fassaden von den Studios 3-5 und den Wasserturm sieht man oft im Film.
Aber auch einen Teil von Holzschuppen und sonstige Gebäude die man heute und (sicher)die letzten 10 Jahre auf dem ccc Gelände nicht mehr sieht.
Weis jemand ob das Pförtnerhaus bei St.Clay auch auf dem Brauner Studio stand und mit in den Film genommen wurde???
Sonst sind die Drehorte glaube ich alle gefunden.
Auch das Berliner Aquarium hat hier seinen ersten Auftritt in einem Edgar Wallace Krimi.

Der Fluch der gelben Schlange ist ein Film der bei mir noch öfter im Player liegt.

Ich gebe ihm 3,5 von 5 Punkten

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

03.02.2019 16:59
#110 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von greaves im Beitrag #7
Auch das Berliner Aquarium hat hier seinen ersten Auftritt in einem Edgar Wallace Krimi.


Die Szene imn Aquarium ist für mich auch die einzige, in der ein wenig Atmosphäre aufkommt...

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

03.02.2019 17:11
#111 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Grundsätzlich fallen alle Wallace Filme ab wenn sie von der "Ur" Thematik abrücken.Gewölbe/Schlösser /skurile Täter/einheimische Bande/rel.einfache Motive usw.
Bei Welteroberungsplänen ( ob Chinesen oder Mafia ist egal)und zB. amerikanischen Gangsterbanden ,hat man trotz oft gleichem "Personal" und nicht wirklich schlechter Umsetzung immer das Gefühl .....das hab ich doch schon mal irgendwo gesehen ....nur eben besser .Es geht das typische etwas verloren und ist damit austauschbar.
Zu Lex Barker hätte das wohl besser gepasst ....ob er/wir damit froher geworden wären ...????
So stellt der Film sich wohl bei den s/w hinten an ( besser wie einige Farbvarianten ist er trotzdem allemal )

patrick Offline




Beiträge: 3.245

03.02.2019 18:13
#112 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #9
Grundsätzlich fallen alle Wallace Filme ab wenn sie von der "Ur" Thematik abrücken.Gewölbe/Schlösser /skurile Täter/einheimische Bande/rel.einfache Motive usw.
Bei Welteroberungsplänen ( ob Chinesen oder Mafia ist egal)und zB. amerikanischen Gangsterbanden ,hat man trotz oft gleichem "Personal" und nicht wirklich schlechter Umsetzung immer das Gefühl .....das hab ich doch schon mal irgendwo gesehen ....nur eben besser .Es geht das typische etwas verloren und ist damit austauschbar.
Zu Lex Barker hätte das wohl besser gepasst ....ob er/wir damit froher geworden wären ...????
So stellt der Film sich wohl bei den s/w hinten an ( besser wie einige Farbvarianten ist er trotzdem allemal )


Vollkommen richtig. Die Stärke der Wallace-Filme sind ja ihre Klischees, die sie zu etwas ganz Besonderem machen. Fallen diese weg, bleibt ein oller Schinken übrig. Gangsterfilme oder Welteroberungsthemen setzten andere um Welten besser um als die Wallace-Produzenten. Solche Themen hat die Reihe wirklich nicht gebraucht.

florian Offline




Beiträge: 368

03.02.2019 18:42
#113 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von greaves im Beitrag #7
Sonst sind die Drehorte glaube ich alle gefunden.

Ich weiß immer noch nicht, an welcher Straßenecke die Vase zu Bruch geht.
(Steinplatz?)
Zitat von greaves im Beitrag #7
Der Fluch der gelben Schlange ist ein Film der bei mir noch öfter im Player liegt.

Ich gestehe ehrlichen Herzens: bei mir auch.

greaves Offline




Beiträge: 583

03.02.2019 19:36
#114 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

@florian

Stimmt,diese Strasse ist noch unbekannt...da war ich ein wenig vorlaut 🤭...
Was ich mich noch frage ist,ob das Haus von Narth (aussen)der Hauseingang/vor der Eingangstür mit Treppe,echt ist oder nachgebaut?.sieht einwenig nach Studio aus...

Ja der Fluch hat für mich einwenig das gewisse etwas🙂😁

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.02.2019 20:32
#115 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Es gibt noch einige ungeklärte Straßenszenen aus dem "Fluch". Neben der genannten Vasenszene auch a) die Szene mit dem Straßenkehrer, b) die, in der Fuchsberger und Grothum auf den einkaufenden Arent treffen, und c) die Außenszenen vor dem Hause Narth.

Stephan Offline



Beiträge: 114

04.02.2019 00:42
#116 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Gong:
Nicht besprochen

Pauer:
„Arthur Brauner(…)lieferte(…) einen Wallace-Film, der sich bezüglich Spannung und atmosphärischer Dichte durchaus mit den Wendlandt-Produktionen messen konnte.(…)einer der respektabelsten Wallace-Filme überhaupt.“.“

Kramp:
„Was bei diesem Film herauskam, war ein ähnlich schlechtes Werk wie „Der Rächer“(…).Somit sind beide Fremdverfilmungen nicht besser – eher schlechter – als die schlechtesten Rialto-Verfilmungen.““

Tses:
„Franz Josef Gottlieb drehte einen sehr guten Film, der durch seine exzellenten Schauspieler noch besser wirkt. Die Geschichte ist dünn, doch durch die Aktualität, der damaligen roten Gefahr aus dem Osten, gewinnt der Film enorm an Reiz.“

Hohmann:
„Und sicherlich gehörte Der Fluch der gelben Schlange nicht zu den Highlights der Wallace-Verfilmungen, musste sich jedoch vor den schlechteren Rialto-Produktionen auch nicht verstecken(…)Wie in anderen Produktionen auch waren es einmal mehr die Darsteller, die die ehr misslungene Brauner-Produktion vor dem totalen Kollaps bewahrte.““

Meine Meinung:
Wieder thematisch ein eher untypischer Wallace, wobei auch EW selber ja in einigen seiner Romane Figuren kreiert, die nach der (Welt-)Herrschaft streben. Die „Schlange“ ist grundsätzlich nicht schlecht gemacht; sie ist brillant besetzt, und mit Ausnahme der grauenhaften Musik von Oskar Sala – wobei diese musik-thematisch sogar relativ gut als Untermalung zwischen Frühlingsrolle und Schweinefleisch süßsauer durchgehen mag – wirkt das Ganze schon professioneller und mehr Wallace-like als z.B. „Der Rächer“, der den Nachteil hatte, dass man zu diesem frühen Zeitpunkt den Wallace-Stil noch nicht so kopieren konnte wie hier Schlitzohr Atze Brauner es tun ließ. Dennoch finde ich persönlich den Grundstock, die chinesische Bedrohung etc, der Handlung derart uninteressant, dass es nur zu 2,5 von 5 Punkten reicht.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

04.02.2019 12:08
#117 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Ich habe gestern Abend mit Erstaunen festgestellt, dass ich den Film lediglich als Kauf-VHS besitze. Insofern musste ich die DVD erst einmal ordern. Besonders großartig habe ich den Film aber auch nicht in Erinnerung. Ich bin gespannt, was das Wiedersehen anbelangt. Der letzte Kontakt zur Schlange dürfte gut 20 Jahre alt sein.

Gruß
Jan

patrick Offline




Beiträge: 3.245

05.02.2019 10:29
#118 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #15
Der letzte Kontakt zur Schlange dürfte gut 20 Jahre alt sein.



Ging mir gleich. Es hat sich auch bestätigt warum.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

06.02.2019 14:04
#119 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #16
Zitat von Jan im Beitrag #15
Der letzte Kontakt zur Schlange dürfte gut 20 Jahre alt sein.



Ging mir gleich. Es hat sich auch bestätigt warum.

Ich muss gestehen, dass ich mit dem Film, nachdem ich ihn gestern Abend dann tatsächlich wieder gesehen habe, weniger hart ins Gericht gehen muss. Selbstverständlich kann man sich ewig lange darüber Gedanken machen, dass das Sujet aus heutiger Sicht völlig veraltet ist und mehr oder minder auch etwas präsentiert, das in ähnlicher Form dutzendfach zuvor und auch danach auf die Leinwand gebracht wurde. Auch stimme ich letztlich zu, dass das Erlangen der Weltherrschaft nicht wirklich das ist, was ich mir von einem Edgar-Wallace-Film erwarte.

Dennoch bietet F.J. Gottliebs erster Beitrag zur Edgar-Wallace-Serie, der im Übrigen auch sein allererster Kriminalfilm überhaupt war, auch einige Vorzüge. Als Chefkameramann - auf diese Bezeichnung schien er Wert gelegt zu haben, wenngleich hier ausnahmsweise einmal nicht - verpflichtete Artur Brauner den vorzüglichen Siegfried Hold, der tatsächlich Bilder schuf, die denen der Rialto-Serie in nichts nachstehen. Ein Hang zum Vohrer'schen Impossible-Shot hatte Gottlieb ohnehin und so findet sich auch hier das Pendel der Wanduhr präsent im Bild, quasi als Versinnbildlichung der Zeit, die Clifford Lynn nach der Entführung seiner angebeteten Joan langsam aber sicher auszugehen droht. Das für Wallace so typische Spiel von Licht und Schatten beherrschte Hold keinen Deut schlechter als die Kollegen Angst, Kalinke und Löb. Zudem fand der Bruder der Schauspielerin Marianne Hold auch eine ganze Reihe extravaganter Einstellungen - beispielhaft die Szene auf dem langen Gang mit der aus Stäben bestehenden Decke, den Blacky entlang geht. Holds Kameraeinstellungen wirken überaus durchdacht und verstärken die Handlung in durchaus wohligem Maße.

Überhaupt sind die von Holds Kamera eingefangenen Bauten aller Ehren wert. Die Bauten (vor allem die Wohnung Carter, der Tempel und die Wohnung Fing-Su) nehmen innerhalb der Serie eine außergewöhnliche Stellung ein. Zwar hört man leider allzu gut, dass Carters ach so teure Schale, in der Lynn die gelbe Schlange versteckt, aus Pappmaché besteht. Alles in allem aber scheint Brauners Devise gewesen zu sein, den arrivierten Platzhirschen der Rialto geklotzte statt gekleckerte Bauten entgegen zu setzen. Die Dekors sind aufwendig und sehr detailverliebt zusammengestellt. Hier kann vielleicht das Gasthaus noch etwas Vergleichbares bieten. Darüber hinaus aber wird's bei Rialto schon schwer, einen der Schlange angemessenen Vergleich zu finden.

Ein hervorragendes Händchen bewies Brauner zudem bei der Wahl seiner Darsteller. Hier läuft alles in allem die erste Liga der damals "einschlägig Verdächtigen" auf. Zudem setzt Gottliebs Ehefrau Doris Kirchner als weniger krimierprobte Darstellerin sehr sehenswerte Akzente. Die Rolle der sitzengelassenen Kratzbürste passt wunderbar zu ihrem unterkühlten Auftritt. Joachim Fuchsberger, letztlich zum Inventar der Wallace-Serie gehörend - darf mehr noch als im zuvor abgedrehten Gasthaus den jovialen Haudrauf markieren. Unrasiert und zerzaust hat es F.J. Gottlieb mit dessen Superman-Attitüde letztlich vielleicht etwas übertrieben, zu den zuvor im Wesentlichen von Fuchsberger gekannten Sonnyboys bildet sein Clifford Lynn aber eine wohltuende Abwechslung, die sich in Nuancen im Hexer auch wieder finden sollte (allerdings ohne Superman-Allüren). Abgerundet wird der Cast durch den immer (und im Besonderen in Gottlieb-Produktionen) makellosen Werner Peters, den hier etwas zu kurz kommenden Charles Regnier und natürlich den extravaganten Pinkas Braun. Wie glaubwürdig dessen Darstellung eines größenwahnsinnigen Chinesen nun sein mag, darüber kann man streiten. Es hätte der Rolle sicher gut getan, hier die Chinesen-Maskerade wegzulassen und Braun als entrückten Bruder Fuchsbergers zu präsentieren. So aber bringt das geschminkte Chinesen-Gesicht mit sich, dass Braun nie in Großaufnahme gezeigt werden kann, häufig nur von der Seite gefilmt wird und somit vielleicht einen Gutteil seiner Diabolik einbüßt. Letztlich darf auch Eddi Arent nicht unerwähnt bleiben: Währenddessen Regisseur Gottlieb ansonsten mit Arent nicht immer ein glückliches Händchen hatte, trifft Arents Darstellung hier weit weniger albern als in der Gruft weitgehend ins Schwarze.

Wo Licht ist, ist leider auch Schatten, und das ist dann nicht wirklich auf Siegfried Holds tolle Kameraarbeit bezogen. Währenddessen Gottlieb mit gewohntem Schwung und einem ordentlichen Schuss Action inszeniert, bremst ihn das von ihm selbst mit verfasste Drehbuch immer wieder aus. Die Geschichte gehört zu den belanglosen Plots der Wallace-Serie und bietet nicht viel mehr als einen viel zu sehr am Rande bedachten Waffenschmuggel, die Großmannssucht Fing-Sus, und sie verzichtet obendrein auf den dunklen Hintermann, den großen Unbekannten, dessen Enttarnung immer so etwas wie die Königsdisziplin eines Edgar-Wallace-Films darstellt. Die ungelenk eingefügte Befreiung Joans aus den Fängen Fing-Sus vermag nicht darüber hinweg zu täuschen, dass es hier an Spannungs- und Überraschungseffekten deutlich mangelt. Zwar führt Gottlieb den großen Unbekannten ein, verrät ihn aber beinahe im gleichen Augenblick durch den O-Ton, vergisst zudem völlig zu erklären, warum es dieser Maskerade bei der Befreiung überhaupt bedarf. Die Geschichte in sich wirkt nicht stringent, bleibt letztlich blutleer und beginnt spätestens aber der zweiten Hälfte mit dem wechselseitigen Diebstahl der gelben Schlange zu nerven. Auch die hinter zahlreichen Hauswänden und in struppigen Gebüschen lauernden Chinesen vermögen irgendwann nur mehr zu langweilen. Es ist und es bleibt das alte Lied: War F.J. Gottlieb doch ein toller Regisseur mit viel inszenatorischem Gespür, so blieben seine Autorenkünste stets hinter den Erwartungen. Beinahe jedes seiner Bücher enthält den Anspruch, die angestammte Dramaturgie zu verändern. Sei es im Falle des Abtes durch das unsinnige Einführen des zweiten Abtes oder im Falle der Gruft durch die Verlagerung der Wertigkeiten zwischen Gut und Böse. Zwar mögen alle diese Ansätze ehrenwert sein, letztlich muss aber festgehalten werden, dass sie mehr oder minder alle fehlgeschlagen sind. So auch hier in der Schlange, der, im Gegensatz zu Gottliebs anderen beiden Wallace-Filmen, zudem noch die Schläfrigkeit des unausgegorenen Plots anhaftet.

Ein Abschlusswort sei dem weit verbreitet angeführten Vorwurf des Rassismus gegönnt: Es macht keinen Sinn, diese Keule bei jeder Gelegenheit aus der Versenkung zu zerren. Angeblich seien hier alle Chinesen böse und alle Engländer wären edlen Geblüts. Diese Feststellung trifft schon insofern nicht zu, als dass die Herren Narth und Spedwell - beide können nicht in den Verdacht geraten, als Chinesen angelegt zu sein - ganz ohne jeden Zweifel überaus dubioser Herkunft sind und entsprechende Machenschaften betreiben. Dass die weitaus überwiegende Anzahl der Bösewichter hier dennoch chinesischer Herkunft ist, mag man ja eher damit erklären, dass es sich - potzblitz! - um einen chinesischen Geheimbund handelt, von dem der Film erzählt. Wem das genügt, den Rassismus-Vorwurf auszupacken, der muss bitte auch die Konsequenz aufbringen, Francis Ford Coppolas Pate-Trilogie vergleichbar einzuordnen. Kurzum: Dass der Film rassistische Untertöne verbreitet oder gar verbreiten will, ist schlichter Unfug.

Fazit: Ein optisch ansprechender, flott und actionreich inszenierter Film vor aufwändiger Kulisse, dessen Story leider nicht zu halten vermag, was die Optik verspricht. Dennoch gebe ich knappe 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

07.02.2019 00:11
#120 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Über weite Strecken wähnt sich der geneigte Betrachter der Wallace-Welle im falschen Film: keine Mordserie, nein, Welteroberungspläne eines Halbchinesen in London, die er abgesehen von einigen dutzend Helfern mithilfe einer billigen Schlangen-Figur bewerkstelligen will. So weit, so kurios. Nach einer kurzen Exposition geht es in weiten Teilen des Films um Scharmützel zwischen den Filmbrüdern Fuchsberger und Braun, die sich abwechselnd Frau und Schlange wegnehmen. (Spätestens im Finale, wenn die Tillmann-Figur die Schlange kaputt schlägt, drängt sich die Frage auf, warum Fuchsberger vorher nicht ebenso verfahren ist, ihm und dem Publikum wäre einiges erspart geblieben.) Da haben storytechnisch selbst die meisten Exotik-Krimis von Wolf C. Hartwig mehr zu bieten und nicht selten obendrein sogar noch einen echten Whodunit, der eigentlich zu den Wesensbestandteilen eines Wallace-Films gehört, im vorliegenden Werk aus der Schmiede Artur Brauners indes fehlt und an allen Ecken und Ende vermisst wird.

Von der schwachen Story und der für einen Kriminalfilm ungesund verlaufenden Spannungskurve abgesehen hat der Film durchaus Dinge vorzuweisen, die etwa den oben angesprochenen Exotikkrimis fehlen. Da wäre zunächst natürlich die Besetzung. Aus der Reihe der Rialto "importierte" man ihre Aushängeschilder, die sich beide in Normalform, in besten Momenten vielleicht sogar etwas darüber präsentieren. Irritieren mögen den Zuschauer freilich manche Bemerkung mit fragwürdigem Unterton, die man heute Sympathieträgern in Unterhaltungsfilmen kaum mehr in den Mund legen würde. Eher bemüht bis peinlich auch die aufgedrängten Weisheiten, mit denen beide das Publikum jeweils einmal "beglücken" dürfen (Fuchsbergers Bemerkung über den Feger, der die Welt säubern und wolle und daher "eine ganze Menge zu tun" habe; Arents finale Einlassung "Wenn Dummheit ein Verbrechen wäre, wäre die Welt ein großes Gefängnis"). Pinkas Braun schlägt sich in dieser nach Bhag wohl undankbarsten Rolle der Wallace-Reihe in weiten Teilen sehr wacker, spätestens, wenn er vor seinen "Untergebenen" große Reden schwingen muss, wird es jedoch unangenehm. Man kann es dem großartigen Schauspieler daher nachfühlen, wenn er die Dreharbeiten später zu den schlimmsten Erfahrungen seiner Schauspielkarriere zählte. Ein großes Plus sind ohne Wenn und Aber die beiden "Gottlieb-Lieblinge" Werner Peters und Charles Regnier. Ihre gemeinsamen Szenen stehen beispielhaft für die kurzen Momente, in denen der Film durchaus Freude macht. Ferner in diese Kategorie fallen solche, in denen die von Jan zu Recht gelobte Kamera für reichlich Atmosphäre sorgt, vor allem die Aufnahmen im Schnee, im Aquarium, der "impossible shot" mit der Uhr sowie der Gang Ling Sus unter dem mit Stäben besetzten Weg. Auch die Bauten machen was her und wie schon angeklungen hatte Arent insgesamt sicher schon schlechtere Auftritte. Möglicherweise ist es aber auch schlicht nur das vertraute Element, welches er transportiert und an dem man sich als Wallace-Fan in diesem Fremdkörper von einem Wallace-Film hochzieht.

Dass mit dem "Rächer" und "Fluch" nun ausgerechnet die beiden außerhalb der regulären Reihe entstandenen Filme unter denen in Schwarzweiß gedrehten doch ein ganzes Stück abfallen, kann man nun für einen Zufall halten oder auch nicht, bemerkenswert ist es schon. Es zeigt jedenfalls, dass die Rialto-Filme zumindest in der SW-Phase eine gewisse Grundqualität aufwiesen, die für die Konkurrenz nicht leicht zu erreichen war. Dennoch wäre es für andere gewiss möglich gewesen, einen Film auf ebenbürtigem oder gar besserem Niveau zu produzieren. Just "Rächer" und "Fluch" patzten aber in prominenten Zonen. Für den "Fluch der gelben Schlange" gibt es daher auch nur 2,5 von 5 Punkten.

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