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Dieses Thema hat 138 Antworten
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 Filmbewertungen
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Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

07.02.2019 15:43
#121 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Die gelbe Schlange ist eher ein unbekanntes Buch des großen Thriller-Kings. Der Titel bezieht sich übrigends ganz unverfroren auf den chinesischen Hauptbösewicht, was im Film aber auf ein ominöses Heiligtum des Verbrecherbande umgemünzt wurde. Irgendwie ist es ein typischer "Atze"-Brauner-Film. Äußerlich ein zumindest technisch gelungener Versuch, die Original-Filmreihe zu kopieren, krankt das ganze doch an einem wirklich "trashigem" Drehbuch.
Ich hab den Film einmal vor einiger Zeit irgendwo im Netz gesehen, leider ist die Quelle zwischenzeitlich versiegt, so dass hier die Erinnerung herhalten muss. Ich kann mich nur an einen gewohnt souverän, fast schon forsch agierenden Fuchsberger mit Bart erinnern, an unseren Eddi, der leider ziemlich genervt hat, und an Pikas Braun als Chinesen, gegen den Christopher Lees Ling Chu aus den Narzissen ja geradezu als eingeborenes Landeskind agiert. Aber Werner Peters Rolle als Stephen Narth war gut besetzt.
Das Motiv der beiden feindlichen quasi Halbbrüder wurde aus dem Roman entnommen, weiterhin die Geschichte mit der geldbedingten Verheiratung von Clifford Lynn und Joan Bray sowie die Einführung des geldgierigen Stephen Narth bei Fin Su einschließlich der Zeremonie mit der Tötung des unter einem Laken liegenden Menschen und noch so dies und das Andere. Da es im Buch keinen mysteriösen maskierten Unbekannten gab, hat der Film auch darauf verzichtet, solche Klimmzüge wie etwa bei Das Rätsel der roten Orchidee zu veranstalten, um doch noch einen Whodunit zu produzieren. Fing Su ist im Roman nun kein Dr.-FuManChu-ähnlicher Schurke mit Weltherrschaftsplänen (das klingt nur mal ganz kurz an), sondern ein machtbesessener chinesischer Politiker, der seinen eigenen General samt Truppen im bürgerkriegszerrissenen China der zwanziger Jahre unterstützt und dazu Waffenschmuggel von England aus betreibt sowie allerlei kriminelle Aktionen durchführt. Im Film soll ja der Besitz des Schlange-Artefaktes dazu führen, die Herrschaft über die Weißen zu erlangen, was bei den paar Mann in Fing Sus Organisation kaum glaubhaft erscheint. Irgendwann nervt das ganze Gerangel um den "Schatz" nur noch, wobei die Handlung auch ein arg gebremstes Tempo vorlegt. Eigentlich ein Film eher zum Vergessen. Und die albernen Rassismus-Vorwürfe: solange die Gangster Weiße sind, regt sich doch auch niemend darüber auf, als ob die das Anrecht auf Verbrechertum gepachtet hätten. Was hätte man wohl gesagt, wenn unter der Froschmaske ein schwarzer Kopf gesteckt oder sich der grüne Bogenschütze mit Pfeil und Bogen doch tatsächlich treffenderweise als Rothaut entpuppt hätte :-) Dabei gibt es schon seit Jahrhunderten chinesische Verbrechergesellschaften, etwa die Triaden, die schon lange in Europa Fuß gefasst haben. Und die Japaner haben ja im zweiten Weltkrieg auch gezeigt, dass Asiaten sehr wohl größenwahnsinnige Pläne haben können. Allerdings sind Fing Sus Mannen mit ihrem Anführer weit davon entfernt, einen James Bond auf den Plan zu locken, da reicht dann auch unser Blacky...
So bleibt trotz aller Bemühungen nur ein mäßiges Ergebnis.

Persönliche Wertung: 1,5 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.02.2019 21:14
#122 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Einen Whodunit hat man mit der daumenlosen Gestalt unter der chinesischen Kapuze ja auch irgendwie gen Ende des Films hineinzubringen versucht und überzeugender als in der "Orchidee" fiel dieses Unterfangen hier auch nicht unbedingt aus. Interessant wäre in meinen Augen die Frage, ob (oder eher: wie viel) ein erprobter Rialto-Schreiber wie Egon Eis oder Harald G. Petersson mehr aus dem Roman "Die gelbe Schlange" hätte herausholen können ...

Jan Offline




Beiträge: 1.753

07.02.2019 22:28
#123 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #20
Interessant wäre in meinen Augen die Frage, ob (oder eher: wie viel) ein erprobter Rialto-Schreiber wie Egon Eis oder Harald G. Petersson mehr aus dem Roman "Die gelbe Schlange" hätte herausholen können ...

Ich denke tatsächlich, dass man bei einer konventionelleren Herangehensweise an den Stoff durchaus etwas daraus hätte machen können, indem man beispielsweise Fing-Su nur zum ersten Mann hinter dem großen Unbekannten gemacht hätte, der in dessen Auftrag die Schlange als Götzensymbol zum verbrecherischen Zusammenhalt der Bande gestohlen hätte. Das hätte den Bruderzwist erhalten und den Diebstahl letztlich nur einmalig erforderlich gemacht, um Clifford Lynn in die Geschichte zu bringen. Anstatt das dauerhafte Hin- und Herstehlen der Schlange in den Fokus zu stellen, hätten die verbrecherischen Aktivitäten der Bande mehr in den Mittelpunkt rücken können (Überfälle, um an Geld für die Waffen zu kommen, etc.). Letztlich hätte man sich in einer solchen Konstellation dann zum Einen tatsächlich Joe Bray sparen können und zum Anderen auch Mr. Spedwell. Anstatt dieser beiden Figuren hätte es zwei oder drei weiterer Charaktere bedurft, die das Rätselraten um den Hintermann aufrecht hätten erhalten können. Vermutlich wären Eis, Petersson, Kai oder Reinecker für dieses Grundkonstrukt noch einige Ideen gekommen, um die Geschichte interessant anzureichern. Der im Film enthaltene Handlungsstrang um Stephen Narth hätte so oder so ähnlich gut auch in einem Rialto-Wallace auftauchen können, wäre aber sicher auch nur ein Aspekt einer vielschichtigeren Geschichte gewesen.

Gruß
Jan

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

10.02.2019 15:17
#124 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Und ich hänge schon wieder etwas hinterher.

Was soll ich jetzt noch sagen, was nicht schon gesagt worden wäre? Na ja. Ich gebe einfach mal ein paar meiner Eindrücke wieder. Zunächst sei gesagt, dass ich die Schlange besser in Erinnerung hatte, als sie bei dieser jetzigen Sichtung erschienen ist. Und der Grund dafür ist sehr einfach.

Der Film hat nämlich einen großen Vor- und einen großen Nachteil. Die letzte halbe Stunde ist - bis auf etwas zu viel Arent-Auflockerung, was für die Spannung kontraproduktiv ist - beinahe mustergültig und entlässt mich daher mit einem durchaus positiven letzten Eindruck aus dem Film. Letztendlich kann sie das erhebliche Manko des Films dieses Mal für mich nicht wegwischen: Die überaus zähe erste Stunde des Films. Ich glaube, so sehr gelangweilt - bisweilen unterbrochen von einem unwilligen Kopfschütteln - habe ich mich beim Wallace der Woche noch nie. Das einzige, was in der ersten Hälfte funktioniert sind dann kurioserweise die Auflockerungen von Arent.

Und das, obwohl sich der versteckte, trockene Humor als viel gelungener herausstellt. Werner Peters mag zwar bisweilen wie ein "Gert Fröbe im Westentaschenformat" erscheinen, aber genau wie jener, vermag er es, sowohl ernste und tragische Figuren zu spielen, als auch sehr präzise komische Akzente zu setzen ("Mein lieber Vetter Joe Bray ist gestorben!", s. a. seine diversen Mabuse-Rollen). Eine absolute Bereicherung für den Film und die Reihe. Des weiteren sei auch noch der Running Gag über Stephen Narths Rauchen genannt. Peters und Regnier funktionieren sehr gut zusammen.

Überhaupt sind die Schauspieler mal wieder ein Pluspunkt des Films. Grothum gefällt mir besser als im Gasthaus, auch wenn die Rolle der Joan Bray ebenfalls nicht so viele Entfaltungsmöglichkeiten bietet wie eine Margaret Lois Reedle. Interessant auch Doris Kirchner, die als Tochter von Peters ebenso funktioniert wie in der Weinert-Wilton-Witwe als seine Ehefrau. Zudem muss ich sagen - und damit stehe ich vermutlich alleine - dass mir Pinkas Braun als Fing Su noch viel besser gefällt als in der Rolle des Antonio Staletti. Trotz wenig überzeugender Maske (gab es bei Raumpatrouille Orion eigentlich auch Vulkanier oder Romulaner? Hier hätten wir einen!). Dank Christos Tses' Buch wissen wir jetzt, welche Herausforderung diese Rolle für Braun eigentlich war und ich finde, dieses herausfordernde Element wirkt sehr positiv auf seine letztendliche Darstellung ein.

Und was bleibt auf der Negativseite außer einer völlig missglückten Dramaturgie?

Vielen gelungenen Dialogen stehen ebensolche plumpe gegenüber. Beispielhaft sei hier der Anfangsmord an Ling erwähnt ("Wer?" - "Ling." - "Wo?" - "Hier. In Hongkong."). Eine Texttafel wäre eleganter gewesen, um den Ort der Handlung an den Zuschauer zu kommunizieren. Darüber hinaus kann sich das Drehbuch nicht entscheiden, ob Clifford Lynn und Fing Su Halb- oder Stiefbrüder sind.

Die gelbe Schlange wirkt als Symbol auch nur richtig gen Ende im Kultraum mit den ganzen Vermummten. Zuvor ist dieser "MacGuffin", der beständig zwischen Gut und Böse hin und her wandert, lächerlich und kaum ernstzunehmen. Auch die Weltbeherrschungspläne sind für einen Wallace eine Nummer zu groß (eine noch nicht einmal künstlerisch wertvolle Schlange ist eben keine entführte Atomrakete, noch nicht mal eine Dechiffriermaschine). Hätte man da nicht - wie in Wallace' Buch - bei einem rein chinesischen Putsch bleiben können?

Und Samuel Carter hat Glück gehabt, von Eddi Arent gespielt worden zu sein. Sonst hätte er gewiss - und dramaturgisch sicherlich effektvoller - schon beim ersten nächtlichen Einbruch in sein Haus einen Dolch zwischen den Rippen gehabt. Dass die freudigen Hände da nicht zimperlich sind, haben sie schließlich bei dem armen Ling schon bewiesen.

Leider bleibt mir als Fazit nur zu sagen: Trotz einiger guten Momente und Schauspieler ein langatmiges und krudes Machwerk, dass es mit der Rialto-Konkurrenz im Gesamteindruck nicht aufnehmen kann.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.02.2019 17:24
#125 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #22
Zudem muss ich sagen - und damit stehe ich vermutlich alleine - dass mir Pinkas Braun als Fing Su noch viel besser gefällt als in der Rolle des Antonio Staletti.

An der Staletti-Rolle gab es ja nicht gerade wenig Kritik bzgl. der "Tür". Rein darstellerisch ist daran aber natürlich nichts auszusetzen, Pinkas Braun ist in "Die Tür mit den 7 Schlössern" ein ganz zentraler Faktor dafür, dass das tolle Ensemble - vor allem im Zusammenspiel mit Peters, Uhlen und Drache - so gut funktioniert. Im "Fluch" ist es eher eine herausragende Einzelleistung. Aber ja, ich finde Braun auch als Fing-Su sehr treffend besetzt. Allein schon seine aufpeitschende Art, die ideologischen Reden vor seiner Gefolgschaft zu schwingen, ist sehr einprägsam. An dieser Stelle kamen mir eher totalitäre Parallelen in den Sinn als bei Kinskis harmloser Bemerkung in den "toten Augen". Und die üblichen "Aber er ist ja gar kein Chinese"-Stimmen gab es ja schon bei Christopher Lee in den "Narzissen". I couldn't care less!

Wallacefreund Offline




Beiträge: 241

10.02.2019 21:43
#126 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Nach sehr langer Zeit mal wieder gesehen. Hatte ihm schlechter in Erinnerung. P. Braun als wirkt als Halbchinese aufgemacht, rein von der Optik noch schlimmer als C. Lee in den Narzissen. Insgesamt eher spannungsarm und ohne wirkliche Höhepunkte. Einer der schwächsten S/W Wallace.
Fazit:2 von 5 Punkten.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

11.02.2019 08:49
#127 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Bei Christopher Lee lässt mich allenfalls seine Größe stutzig werden. Ansonsten habe ich an seiner Maske nichts weiter auszusetzen. Bei Pinkas Braun ist es allerdings heillos übertrieben, als wollte man sicherstellen, dass auch die Leute in der letzten Reihe einer Theateraufführung die chinesische Herkunft bemerken. Das kann für jemanden, der Halbasiaten kennt (ich hatte einen in meiner Schulklasse, als semiprominentes Beispiel sei auch Lukas Plöchl von den österreichischen ESC-Teilnehmern Trackshittaz genannt), nicht glaubwürdig sein.

Aber andererseits musste es vielleicht auch dem deutschen Publikum so überdirekt verkauft werden, weil andere Alternativen zu dezent ausgefallen wären. Wer weiß?

brutus Offline




Beiträge: 13.030

15.02.2019 21:55
#128 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Beim 'Wallace der Woche' überkommt mich normalerweise regelmäßig eine gewisse Vorfreude (das war bis zum Gasthaus jedes mal so), zur gemütlichen Wochenendsichtung des Fluches musste ich mich allerdings schon fast zwingen. Im Nachhinein war es aber dann doch fast so schlimm wie befürchtet. Wobei der Streifen mal wieder durch die guten Darsteller gerettet wird, allen voran die Hauptdarsteller Joachim Fuchsberger und Pinkas Braun, sowie der eigentlich immer überzeugende Werner Peters und Doris Kirchner.

Die Story hingegen ist ziemlich hanebüchen und eigentlich Wallace-untypisch, die gelbe Gefahr wird hier ganz tief aus der Klischee-Kiste hervor gekramt, es lungern einfach viel zu viele Chinesen in diesem Film rum. Dazu kommt mal wieder das mangelhafte Timing von Regisseur Gottlieb, der zwar immer wieder einzelne starke Szenen zustande bringt (im Aquarium z.B., oder die Ermordung Mabels), dann aber wieder die Dramaturgie völlig versemmelt und den Humor völlig falsch platziert. Statt Eddi Arent dauernd rumzetern zu lassen, hätte man Regnier oder Tillmann einfach mehr Screentime gönnen sollen (und Zeev Belinski war wohl nur zufällig gerade im Studio).
Die Musik von Oscar Sala passt in diesen Streifen eher suboptimal, der Kamera gelingen hingegen einige gelungene Szenen.
Hätte tatsächlich Lex Berker die Fuchsberger-Rolle übernommen, wäre man schon ganz nahe an einem Dr. Mabuse Streifen angekommen, vom Thema her hätte diese Film eh besser in diese Reihe gepasst (unter der Weltherrschaft geht ja dort nix).

Fazit: eine Wallace-untypische Story vom falschen Regisseur schlampig inszeniert. Die Besetzung rettet einiges, einige wenige gelungene Einzelszenen machen aber noch keinen guten Film. Musik, Kamera und Ausstattung rangieren im hintern Wallace-Mittelfeld. Meine Wertung auch: 2 von 5 Punkten

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

15.02.2019 23:18
#129 RE: Bewertet: "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/3, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Ach ja, zur Musik könnte ich auch noch etwas sagen: Von den beiden Sala-Krimi-Scores ziehe ich den Fluch dem Würger vor. Hier wird das Experimentelle des Films gut betont, während die Soundkulisse für mich den klassischen Würger eher konterkariert, bzw. mich irritiert.

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

21.02.2019 17:59
#130 RE: Bewertet: "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/3, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zurück aus dem Urlaub. Deshalb nachträglich ein paar kurze Bewertungen der vepassten Wallace-der-Woche-Filme. "Der Fluch der gelben Schlange" ist für mich ziemlicher Trash, aber nicht im positiven Sinne. Keine Wallace-Atmosphäre, eine hanebüchende Story voller fragwürdiger Klischees (Die bösen Chinesen), keine Spannung und ein Pinkas Braun, dem ich nunmal keinen Chinesen abkaufen kann. Es gibt aber wahrlich schlechtere B-Movies. Deshalb gebe ich 2 von 5 Punkten für einen Film, der für mich kein echter Wallace ist.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

04.06.2019 19:07
#131 RE: Bewertet: "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/3, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

"Der Fluch der gelben Schlange" war mangels Verfügbarkeit und fehlender TV-Ausstrahlungen (im Gegensatz zu "Rächer" und "Dreieck" lief er nie in der Kabel-Eins-Rotation) der allerletzte Wallace-Film in meiner persönlichen Sichtungs-Historie, den ich erst ein gutes Jahrzehnt nach allen anderen Beiträgen der Reihe erstmals zu Gesicht bekam. In Dauerschleife lief er seitdem allerdings nicht. Und so war ich auf die Gedächtnis-Auffrischung durchaus gespannt - um nachher mit Ernüchterung feststellen zu müssen, dass es sich in der Tat um einen der schwächsten Wallace-Streifen handelt. Und das liegt in allererster Linie am Plot, der redundant und nahezu überraschungsfrei abläuft. Daran eng gekoppelt ist die Dramaturgie - und auch da hapert es. Exemplarisch stehen hierfür die Filmtode von Regnier, Peters und Kirchner, die man quasi in 120 Sekunden abhakt, während vorher so gut wie überhaupt nichts passiert. Diese eklatanten Mängel im "storytelling" können dann von den positiven Aspekten des Films nicht mehr ausreichend kompensiert werden. Handwerklich war Gottlieb sicherlich kein schlechter Regisseur (Fuchsberger schwärmt im Interview auf der DVD ja geradezu von ihm), aber wenn das Buch Murks ist, hilft das - zumindest in diesem Genre - nur unwesentlich weiter. Die Schauspieler machen jedenfalls einen guten Job - in der Breite ist die "Schlange" sicherlich der am besten besetzte Nicht-Rialto-Wallace. Insbesondere Werner Peters verdient sich in einer ihm wie auf den Leib geschneiderten Rolle Bestnoten. Blacky als kerniger Haudegen ist auch mal eine willkommene Abwechslung, und Pinkas Braun macht mit seiner Klasse tatsächlich das beste aus einer in der Tat eher undankbaren Rolle. Ein Streitpunkt ist Eddi Arents Auftritt, über den die Meinungen weit auseinander driften:

Zitat von Dr.Mangrove im Beitrag #104

Eddi Arent spielt hier seine vielleicht beste Rolle in einem Wallace-Film, gewohnt verschroben, aber nicht so nervig - sondern pointierter.

Zitat von Gubanov im Beitrag #105
Eindeutig zu aufdringlich agiert hingegen Eddi Arent, denn mit seiner Rolle als verschrobener Antiquitätensammler strapaziert er die Nerven der Zuschauer in einem bisher höchstens in der „Orchidee“ dagewesenen Ausmaß. Gerade zum Finale, wo er mit seiner Tollpatschigkeit immer wieder den ansatzweisen Spannungsaufbau in Fing-Sus Unterschlupf konterkariert, hätte man ihn unter keinen Umständen mitnehmen dürfen!


Sowohl die positive als auch die negative Kritik halte ich für nachvollziehbar. Arents Schauspiel ist richtig stark und tatsächlich etwas anders angelegt als sonst, seine Figur zumindest in den ersten zwei Dritteln des Films ein echter Stimmungsaufheller und, wenn man so will, Wohlfühlfaktor. Aber wenn es in Richtung Finale geht, werden Witze plump wiederholt (die bereits erwähnte Redundanz des Skripts schlägt hier beispielsweise voll durch) und Arent wird mehr und mehr vom Wohlfühl- zum Nervfaktor - gipfelnd in seinem hanebüchenen Schlussfazit. Brigitte Grothum hat eine weitaus unscheinbarere Rolle als in ihren Rialto-Filmen und fällt in erster Linie durch ihre - mit Verlaub - potthässliche Frisur auf. Schade, dass die dafür verantwortliche Person wohl nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden kann.

Kamera und Bauten sind mehr als solide - optisch macht der Film einen guten Eindruck. Die ungewöhnliche Musik von Oskar Sala finde ich auch in Ordnung und stellt eine durchaus interessante Abwechslung zu den sonstigen Wallace-Klängen dar. Allein was nützt's, wenn das Buch doch so schwach ist. Speziell im Direktvergleich mit dem vorherigen "Gasthaus" und dem unmittelbar folgenden "Zinker" wird der Qualitätsabfall der Brauner-Produktion im Vergleich zur Rialto-Konkurrenz mehr als deutlich.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.06.2019 21:03
#132 RE: Bewertet: "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/3, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #131
Handwerklich war Gottlieb sicherlich kein schlechter Regisseur (Fuchsberger schwärmt im Interview auf der DVD ja geradezu von ihm), aber wenn das Buch Murks ist, hilft das - zumindest in diesem Genre - nur unwesentlich weiter.

Wobei man halt auch sagen muss, dass Gottlieb die Drehbücher zu seinen Filmen immer auch selbst (mit-)verantwortete, obwohl er sich dafür eins ums andere Mal als, sagen wir es freundlich, "suboptimal begabt" herausstellte. Da ist definitiv eine gewisse Lernresistenz zu bemerken.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #131
Brigitte Grothum ... fällt in erster Linie durch ihre - mit Verlaub - potthässliche Frisur auf. Schade, dass die dafür verantwortliche Person wohl nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden kann.

Immerhin ergibt die hässliches-Entlein-Frisur inhaltlich Sinn. Aber es ist schon kurios, zu beobachten, dass sich eine ehedem erfolgreiche Wallace-Darstellerin in Pre-Method-Acting-Zeiten freiwillig in einer Hauptrolle derartig entstellen ließ.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

06.06.2019 22:04
#133 RE: Bewertet: "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/3, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Sie sieht mit der Frisur übertrieben bieder aus. Aber entstellt? Auch nicht mehr als Hollywood-Schauspielerinnen, die unscheinbare oder "hässliche" junge Frauen spielen sollen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.06.2019 22:14
#134 RE: Bewertet: "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/3, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Naja, seien wir 'mal offen und ehrlich: Von der schnieken Margaret Reedle über die abgebrannte Leila Smith bis zur optisch völlig untauglichen Joan Bray (den Namen musste ich jetzt nachschlagen) wäre Grothums einzige logische optische Weiterentwicklung bei Wallace ein Auftritt im Gorillakostüm gewesen. Diese Tendenz, die im Übrigen mit der zunehmenden Verblassung und Verflachung ihrer Rollen einhergeht, ist ungemein schade, denn eventuell wirkte sie sich nachteilig auf weitere ähnliche Verpflichtungen aus. Diese blieben ja leider aus, obwohl Grothum vom darstellerischen Talent her eine der besten Wallace-Damen war. Man hat es mit der Biederkeit hier schlicht übertrieben.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

04.08.2019 17:32
#135 RE: Wallace der Woche (13): Der Fluch der gelben Schlange (1962/63) Zitat · Antworten

Der schurkische Nachschuss: Exzellente Schauspieler und ein intensives Finale schaffen es nicht, die zähe erste Stunde von Gottliebs ernsthaftesten Wallace-Krimi ausreichend zu kompensieren. 3 von 5 Punkten.

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