Zitat von Count Villain Aber ein Remake wird doch nicht allein zum Remake nur weil es in Produktionstagen auch so genannt worden ist, oder?
Nee, sicher nicht. Zumindest mein Hinweis mit der Wahrnehmung der damaligen Zuschauer sollte auch nur verdeutlichen, warum er DER GORILLA damals ganz selbstverständlich als eigenständiger Film in die Kinos kam. Wendlandt/Vohrer wären ja schön blöd gewesen, sich das Geschäft gleich vorneweg zu versauen und den neuen Wallace als Plagiat o.ä. zu bezeichnen. Aus heutiger Sicht ist DER GORILLA natürlich eines der detailgetreuesten Remakes, das ich überhaupt kenne...
Zitat von Count Villain Und was der Gorilla auf jeden Fall bleibt ist ja eine neue Interpretation des toten Augen Stoffes von Wallace.
Eben. Dass der Film nicht als Comdey vermarktet wurde, war schon klar. Jedoch ist diese, wie Du es nennst, neue Interpretation kaum ernst zu nehmen und ich bleibe dabei, dass es auch so nicht gewollt gewesen sein kann. Da gab's eben diesen Affen, eine vorhandene und exzellente Story (TOTE AUGEN), vermutlich wenig Zeit und viel Aussicht auf gutes Geschäft. Fertig war DER GORILLA VON SOHO!
Mal ernsthaft: Draußen gehen die Studenten auf die Straße, die sexuelle Revolution nimmt ihren Lauf, Oswald Kolle bringt ehemals Verruchtes auf die Leinwand und zwei Filmemacher meinen ernsthaft, mit einem in ein Affenkostüm gesteckten Mann die Massen zu bewegen. Der Film nimmt sich einfach selbst nicht ernst und man sollte es ihm tunlichst gleichtun.
Stimmt, wie alle Vohrer-Wallace ist ne gehörige Portion Selbstironie mit drin. Nur warum verankert ihr diese Tatsache so wehement am GORILLA? Das hat doch nichts mit der Tatsache zu tun, dass dieser ein Remake ist. IM BANNE DES UNHEIMLICHEN oder DER HUND VON BLACKWOOD CASTLE haben ebensoviel Selbstironie. Eine lachende Leiche oder zwei Opas die an einem Schachbrett Sargöffnungen fernsteuern, sind genauso absurd wie "Mann im Affenkostüm".
Zitat von Daniel LantelmeStimmt, wie alle Vohrer-Wallace ist ne gehörige Portion Selbstironie mit drin. Nur warum verankert ihr diese Tatsache so wehement am GORILLA? Das hat doch nichts mit der Tatsache zu tun, dass dieser ein Remake ist.
Gute Frage ! Was mich betrifft, so nehme ich "den Hund" sowieso, als auch "Im Banne des Unheimlichen" noch ernst. Das Ganze ist sicher eine Gradwanderung, eben wieviel "Comedy" in dem Film ankommt. Den Gorilla kann ich persönlich nicht ernst nehmen, für mich ist dieser insgesamt mit dem Affen einfach zuviel des Guten. Ich kann mir diesen Film nur unter dem Aspekt, nennen wir es Persiflage, ruhigen Gewissens anschauen. Deshalb störe ich mich auch an dem Begriff Remake. Dieser ist eben bei mir als eine Neuauflage definiert und "Die toten Augen" sind ein ernster Krimi, doch Ihr habt mich diesbzgl. bzgl. der Marketing-Strategie überzeugt.
Nunja, Remake und Neuauflage ist zwar ein- und dasselbe, aber ich möchte mich jetzt nicht noch weiter in Wortglaubereien stürzen. Humor war immer Bestandteil der Wallace-Reihe, so bereits im FROSCH. Natürlich hat sich die Filmreihe über die Jahre verändert und im Zuge des Vohrer-Monopols hat auch eine ironischere und skurillere Grundstimmung Einzug gehalten. Beim Gorilla findet diese Entwicklung dann einen - vielleicht zweifelhaften - Höhepunkt. Ob dabei der Gorilla ein Remake ist oder eine Neuauflage ist dabei völlig egal. Nur wenn man den Vergleich zwischen AUGEN und GORILLA zieht, findet man trotz aller Kopie im Gorilla natürlich auch alle Merkmale eines 1968er Streifens (trashig und ironisch), während man in den AUGEN (ernsthafter, dennoch nicht ohne Humor) alle merkmale eines 1961er-Wallace findet.
Ich möchte es auch Dir nicht absprechen, dass du den GORILLA nur als Parodie erträgst. Im Prinzip geht es wahrscheinlich uns allen so oder so ähnlich. Nur ist es de facto falsch zu sagen, man hätte hier bewusst eine Komödie gedreht. Dem ist nicht so. Man hat einen Kriminalfilm gedreht auf Vorlage der TOTEN AUGEN und hat den Stoff mit den üblichen Skurillitäten (wie schon bei IM BANNE oder HUND) angereichert. Wohlmöglich hat man auch dabei noch etwas dicker aufgetragen. Egal. Es ist das selbe Konzept wie immer bei Wallace: Ernsthafter Kriminalfall einerseits, (Selbst-)Ironie und Humor anderseits. Nur das Verhältniss dieser beiden Faktoren schwankt innerhalb der Zeitspanne von 59-72, bzw. lediglich bei den ital. Produktionen fehlen Ironie und Humor gänzlich.
Zitat von Daniel Lantelme Stimmt, wie alle Vohrer-Wallace ist ne gehörige Portion Selbstironie mit drin. Nur warum verankert ihr diese Tatsache so wehement am GORILLA?
Mache ich nicht ausschließlich am GORILLA fest. Das Skelett vor der Tür im HUND oder der ulkige Knochenkopp des UNHEIMLICHEN sind natürlich ebenfalls eher augenzwinkernd einzuordnen. Jedoch wirken beide Filme m.E. in sich ernsthafter als der GORILLA. Vohrers letzter Beitrag zur Serie, DER MANN MIT DEM GLASAUGE, wirkt hingegen wieder vollkommen ernstgemeint, ohne Wenn und Aber.
„Der Gorilla von Soho“ belegt mit 44 Prozent den 35. Platz im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2009. Der Film erhielt folgende Wertungen: Gesamtpunktzahl: 417,28 Punkte; durchschnittliche Punktzahl pro Werter: 19,87 von 50 Ergebnisse der Einzelkategorien: • Gesamtwertung: 111,0 Punkte – Platz 35 (38%) • Einzelwertung „Darsteller“: 51,5 Punkte – Platz 35 (50%) • Einzelwertung „Spannung“: 40,0 Punkte – Platz 35 (42%) • Einzelwertung „Mörder“: 39,0 Punkte – Platz 35 (41%) • Einzelwertung „Regie“: 40,0 Punkte – Platz 35 (42%) • Einzelwertung „Drehbuch“: 37,5 Punkte – Platz 35 (41%) • Einzelwertung „Musik“: 47,8 Punkte – Platz 35 (51%) • Einzelwertung „Humor“: 50,5 Punkte – Platz 31 (58%)
Die größte Abweichung von der durchschnittlichen Wertung beträgt 16,3 Punkte, die durchschnittliche Abweichung beträgt 8,0 Punkte. Am nächsten dran war Mr. Wooler mit einer Abweichung von nur 3,0 Punkten.
Das war für mich der einfachste Teil von dem ganzen Grand Prix... surprise, surprise eh?!? Wie ich bereits im Grand Prix Thread schrieb hätte ich zumindest für die Musik eigentlich 2 Punkte rausgerückt - alle anderen Einzelwertungen wären für mich aber eine glatte "0" gewesen. Da eine Bewertung mit "0" aber nicht möglich war habe ich diesem Film also schon zwangsläufig viiiiiel mehr Punkte gegeben als er jemals von mir bekommen hätte, deswegen habe ich auch für die Musik nur noch einen Punkt "rausgerückt"... Ansonsten dürfte inzwischen wohl jeder meine Meinung zu diesem "Meisterwerk" kennen
Zitat von GubanovIn der Tat nicht. Deine lag um 9,9 Punkte unter dem Durchschnittswert.
Das ist natürlich schon eine ganze Menge Aber bereuen tu ich nichts - es ist halt meine ehrliche Meinung zu dem Film, und da kann ich absolut nichts beschönigen
Der Film konnte nur duch seinen Humor (Auch wenn der zum teil doof ist) und den Gesammteindruck (Irgentwie gehört er in die Kategorie unterhaltsammer Schund) Punkte sammeln
So, gerade wieder gesehen und kann nun doch verstehen, dass dieser Film damals nicht als ein Remake empfunden wurde. Trotz aller vorhandenen Ähnlichkeiten (nicht nur die Dialoge, sondern auch wie sich Sugar in der Brille von Bird spiegelt, usw.). Die Änderung der Namen, des Heimes, der Gesellschaft, der Methode der Tippgebrin, das Gorillakostüm, die Farbe und der Sexanteil (man denke nicht nur an die Oben-Ohne-Damen, sondern auch den phallischen Aufzugszeiger in der Schlusseinstellung) geben dem Film letztlich doch überraschend viel Eigenständigkeit innerhalb der Reihe. Außerdem kam er mir besser vor als ich ihn in Erinnerung hatte. Nur für Hilde Sessak ist es etwas schade, dass sie in der Reihe nicht über die sadistische Heimleiterin/Heimschwester hinausgekommen ist.
Vielleicht der uninspirierteste Film der Rialto-Reihe, aber dennoch nicht so schlecht wie sein Ruf.