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Dieses Thema hat 361 Antworten
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Giacco Offline



Beiträge: 2.520

04.04.2018 09:45
#316 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (1968, 27) Zitat · Antworten

Vielen Dank für Deine Ausführungen, Jan.
Ich hoffe, dass dadurch einige immer wieder geäußerte Kritikpunkte endlich ad acta gelegt werden.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.06.2019 07:15
#317 Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Der Gorilla von Soho

Wie gruselig man einen Affen mit übermenschlichen Kräften als Mörder einsetzen kann, stellte Edgar Allan Poe bereits 1841 in „Die Morde in der Rue Morgue“ unter Beweis. Was als viktorianische Schauergeschichte auf dem Papier wunderbar funktioniert, ist als Wallace-Kinokrimi im Jahr 1968 saft-, kraft- und fantasielos. „Der Gorilla von Soho“ ist damit jener deutsche Wallace-Film, der üblicherweise die schärfste Kritik erdulden muss.

Wie ist eure Einstellung zum „Gorilla“? Bemerkt ihr einen drastischen Qualitätsabfall gegenüber dem Vorgängerfilm „Im Banne des Unheimlichen“? Wie schlägt sich der schwarzhaarige Geselle im Vergleich mit den „toten Augen von London“, auf deren Story er offensichtlich aufgebaut ist? Was sind konkrete Kritikpunkte und womöglich auch versöhnliche Eigenschaften des Films?

Links:

Platzierung im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014: Platz 34 von 36 (51,76 %)

Andreas Offline




Beiträge: 435

01.06.2019 08:15
#318 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Volle Punktzahl für den farbenfrohen Gorilla! Scherz? Nein, warum?

In dem Wissen um die allgemeine Abneigung gegen das "schwarze Schaf der Serie" vergebe ich - wenn auch als Einziger - die volle Punktzahl für den zugegeben etwas anderen Film-Genuß. Ja, es liegen "gewisse" Parallelen zu den TOTEN AUGEN vor. Na und? Ist eben eine weitere Verfilmung eines Buches von EW. Deswegen ein Remake? Nein, denn dann gäbe es zwingend einen blinden Jack! Eine skurile Neuverfilmung des Stoffes? Ja.

Der Film hat mutigen Humor, vielleicht den mutigsten der ganzen Serie? Nach dem Abgang von Eddi Arendt wurde der Humor entweder in der Senilität von Sir John gesucht oder das Publikum sollte sich im Stile der Altherrenwitze über schreiende junge Frauen amüsieren, hervorgelockt von Schlangen oder ähnlichen Hausfrauengruseleien. Im GORILLA steckt der (gesellschaftspolitische) Humor im Detail: Allein die Nachtbarszenen mit nackten und notgeilen Männern ("Numer 6, aber schnell")! Widerstand gegen Obrigkeitshörigkeitkamuddel! Viele nette "Frechheiten" für die damalige Zeit. Jede Menge urkomischer Sprachwitz, wie zum Beispiel im Leichenschauhaus: "Was ist denn das?" - "Tja, ich würde sagen, dass ist eine Puppe"! - "Nein, ich meine Schrift auf dem Rücken". Last but not least: "Love And Peace for People" - Hiermit wissen wir, was die Film-Verantwortlichen eingenommen haben, als sie sich den Film ausdachten. Zur Erinnerung: wir befinden uns im Jahr 1968. :)

Der Film unterhält, indem er sich selbst nicht ernst nimmt. Der Humor funktioniert, weil hier unverbrauchtes Personal agiert. Ein Joachim Fuchsberger im BANNE verbindet man eben doch mit den "seriösen" Verfilmungen, weshalb die Selbstsatire nur mit neuem Personal gelingen konnte. Der Film nimmt sich und die Serie liebevoll auf die Schippe. Ich denke, Edgar Wallace hätte seinen Spaß an dem Film gehabt.

Der Film ist verrückt, sprengt Grenzen und hat Atmosphäre. Die Farben sind gut fotografiert und es kommt eine eigentümliche und zugleich zeitlose Atomsphäre auf, die einen guten Comic-Film auszeichnet, und das ist der GORILLA wirklich. Den Darstellern sieht man an, dass sie das Drehbuch "richtig" einschätzen, weshalb sie ihre Rollen mit einer bestimmten Leichtigkeit spielen. Die Musik passt ausgezeichnet und rundet die Eigenparodie ab.

Das Gorilla-Kostüm wird gerne und häufig kritisiert, es sei albern, unpraktrisch, unrealistisch usw. Meine Meinung? Das Kostüm ist eine wunderbare Verneigung vor Edgar Wallace, dem King Kong Erfinder. Ich finde das Gorilla-Kostüm nicht weniger merkwürdig als einen "Frosch" oder "Mönch" oder ein "Sack"-Gesicht mit einer "blauen Hand". Auch den Vergleich zum blinden Jack - den ich sehr mag ! - muss der Gorilla nicht scheuen. Dass einem Blinden (!!!) ein Mord nach dem anderen gelingt, scheint hier ja kaum jemand zu wundern?!

Der Film ist zu keinem Zeitpunkt langweilig. Es passiert ständig etwas Merkwürdiges, Heiteres oder Verrücktes. Auch für Nicht-Kiffer ist der Film durchaus unterhaltsam. Der Film parodiert einerseits die Serie und ist andererseits gleichzeitg Bestandteil derselben. Das war damals so nicht beabsichtigt, kann aber heute durchaus so gesehen werden.

Wenn ich diesen Mordsspaß bewerte, dann bewerte ich keinen ernsthaften Wallace-Film, weil der GORILLA mit Mr. Sugar, Mr. Pepper usw. auch gar nicht den Anspruch hat, ein solcher zu sein. Ich bewerte einen Filmspaß aus dem Jahr 1968 im Jahr 2019 in der Rückschau auf eine insgesamt Comic-Artige Filmserie, die sich rücklickend nur in Ausnahmefällen ernst genommen hat. Dabei lasse ich mich vom Affen lausen: Der GORILLA ist eine goldige Trash-Granate, die ohne Längen für durchweg gute Laune, heitere Stimmung und lustige Momente sorgt.

Getreu dem Motto "Bei Wallace geht Olles": Maximale Punktzahl für den GORILLA als Dankeschön für maximalen Wallace-Spaß!

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

01.06.2019 08:39
#319 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Andreas im Beitrag #2
Ja, es liegen "gewisse" Parallelen zu den TOTEN AUGEN vor. Na und? Ist eben eine weitere Verfilmung eines Buches von EW. Deswegen ein Remake? Nein, denn dann gäbe es zwingend einen blinden Jack! Eine skurile Neuverfilmung des Stoffes? Ja.


Ich hatte befürchtet, dass beim Gorilla dieses Thema wieder hochkocht.

Zumal Remake ohnehin nichts wirklich anderes ist als der englische Ausdruck für Neuverfilmung und daher per se das Gleiche und synonym zu verwenden. Beim Gorilla war die Basis aber eindeutig der Film und nicht der Roman (gleiche Szenenabfolgen, zum Teil identische Dialoge, Augen-Drehbuch wurde von Vohrer und Wendlandt als Basis genommen und "nur" umgeschrieben laut einschlägiger Wallace-Literatur). Ein Remake auf Basis des Romans wäre der Fernsehfilm "Das Haus der toten Augen" mit komplett neuem Drehbuch.

Natürlich ist "Gorilla" auch eine Neuverfilmung des Romans, aber eben nicht unmittelbar.

greaves Offline




Beiträge: 583

01.06.2019 09:27
#320 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Der Gorilla von Soho.


Hab ich bei meinen ersten Wallace Sichtungen nicht gesehen und erst ca.1996 auf Kabel 1 kennengelernt.Kurzzeitig war er sogar mal mein Favorit der Wallace Filme!!!



Mit Horst Tappert.Uwe Friedrichsen,Uschi Glas,Hilde Sessak,Hubert von Meyerinck,Herbert Fux,Maria Litto,Inge Langen ,Albert Lieven,Ralf Schermuly,Claus Holm,Ingrid Back,Franz Otto Krüger,Erich Vaessen,Ilse Page,Beate Hasenau u.a

Vom 68 er Stile ,mit den Farben die eingesetzt wurden,Bunt,Schrill und Trashig,gefällt mir der Gorilla sehr gut.Auch die Titelcredits ,die farbig und schwimmend vorbeifliessen,sind toll gestaltet.Das ist was,dass mir an den farbigen Wallace Filmen sehr gefällt.Leider kommt das nur noch einmal in einem späteren Film vor.

Die Musik —Naja.......nicht der Burner ,aber passt irgendwie doch zum Film.

Mit Horst Tappert als Inspektor hat man einen guten Fang gemacht.Er ist ernster angelegt und mit einem Gehilfen wie Uwe Friedrichsen gut unterstützt. Schade das Friedrichsen im Glasauge keine Zeit hatte. Ich fand ihn sympathisch.Uschi Glas sehe ich bei den noch späteren Edgar Wallace Krimis lieber.
Hier im Gorilla finde ich sie nur nervend.(Man siehe das Geschrei und Getue als die Oberschwester (Inge Langen) die dämonische Schwerster (Hilde Sessak) erschiesst oder wenn Frau Glas im Bottich ihre Laute von sich gibt..
Herbert Fux passt gut zu Wallace und ich bin froh,dass man seine „Fratze“einmal in der Reihe sieht.

Was mir nicht passt ist Hubsi von Meyerinck..der ist hier zu überdreht mit seiner Tingeltangelpuppe die er sich im Nachtclub mitnimmt und nie Zeit für sie hat..Auch wenn er sie auf seinem Bürotisch vor sich liegen hat und ihr auf Berlinerisch sagt:“jetzt jenwer“,ist in meinen Augen nicht mehr Good Old Englisch..
Claus Holm,hier in einer kleineren Rolle als im Mönch und Fluch.

Drehorte sind glaube ich alle gefunden.(eine Location habe ich im März dieses Jahres noch gefunden).Das letzte mal dienen die Pfaueninsel und die Ccc Studios als Aussenaufnahmen .

Für den Film gebe ich 3 von 5 Punkten

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.06.2019 15:43
#321 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Der Gorilla von Soho (1968)





Regie: Alfred Vohrer

Drehzeit: 18.06.1968 - 25.07.1968

Mit: Horst Tappert, Uschi Glas, Uwe Friedrichsen, Hubert von Meyerinck, Herbert Fux, Inge Langen, Beate Hasenau, Albert Lieven, Ilse Pagé, Hilde Sessak, Ralf Schermuly, Maria Litto, Claus Holm, Ingrid Back, Franz-Otto Krüger, Eric Vaessen, Catana Cayetano, J. Fuhrmann, Max Giese, Heidrun Hankammer, H. Hildebrand, Käte Jöken-König, Uschi Mood, Georg A. Profé, Ingrid Steeger, Bernd Wilczewski, Michael Koch


Handlung:

Mehrere Millionäre aus Übersee werden von einem Mörder im Gorillakostüm in's Jenseits befördert und aus der Themse gefischt. Das Erbe der Verblichenen geht dabei stets an die wohltätige Organisation "Love and Peace for People". Das letzte Opfer hat eine Puppe bei sich, auf der eine Botschaft in einer fremden Sprache geschrieben steht. Inspektor Perkins nimmt die Hilfe der Übersetzerin Susan in Anspruch und es hat ganz den Anschein, dass die sogenannte Gorilla-Bande wieder am Werk ist - ein kriminelles Netzwerk, das ihre Morde stets im Gorillakostüm verübt. Weitere Nachrichten auf mysteriösen Puppen, das Verschwinden des entstellten Gorilla-Chefs und die Entführung von Susans Mutter werfen eine Vielzahl von Fragen auf, welche die Ermittler bald in tödliche Gefahr bringen sollten...

Anmerkungen:

Wurde bereits bei den unmittelbar vorangegangenen Produktionen gern älteres Ideenmaterial aus der Wallace Trickkiste wieder hervorgekramt, hat man nun jegliche Hemmung abgelegt und ein fast wort- und szenengetreues Remake der "Toten Augen von London" auf den Markt geschleudert - sich also nicht einmal mehr die Mühe gemacht, ein eigenes Drehbuch zu verfassem. Das Ergebnis kommt einem Desaster gleich, wie es im Buche steht, wird doch allen Ernstes ein zottiger Faschings-Gorilla als "gruseliger" Mordgeselle verkauft. Man darf sich mit Fug und Recht fragen, warum denn das? - wäre es doch eine wesentlich wirkungsvollere und vor allem ernstzunehmendere Idee gewesen, das Affen-Theater wegzulassen und von Anfang an das nicht gerade hübsche Gesicht des Mörders hinter der Maske zu präsentieren. Ließ der überaus gelungene "Unheimliche" noch echte Hoffnung auf eine vielversprechende Weiterentwicklung der Reihe aufkeimen, folgt nun die Ernüchterung wie ein Schlag in's Gesicht. Es ist wirklich kaum zu Glauben, dass ein fähiger Regisseur wie Alfred Vohrer sich auf solch ein Kasperltheater einließ. Wäre das Ganze als Parodie angedacht gewesen, könnte man als Fan ja noch ein Auge zudrücken, aber ein echtes Meisterwerk der Reihe dermaßen drittklassig neu zu inszenieren ist wahrlich ein Sakrileg. Dieser Film fällt in absolut jeder Hinsicht weit hinter sein schwarzweißes Vorbild zurück. Kein einziger der Darsteller kann auch nur annähernd an den Cast von 1961 anknüpfen, sondern ist in seinen besten Momenten allenfalls ein Schatten seines Vorgängers - von der Inszenierung ganz zu Schweigen. Ralf Schermully könnte als Reserve-Kinski einem Laientheater entnommen sein, das "Die Toten Augen von London" nachspielt. Uschi Glas agiert so farblos wie gewohnt und Uwe Friedrichsen ist plumper und platter als Eddi Arent in seinen schwächsten Stunden. Auch Albert Lieven verbucht hier seinen mit Abstand reizlosesten Wallace-Einsatz. Horst Tapperts Inspektor-Perkins-Interpretation ist zwar noch einigermaßen akzeptabel, kann aber die Fußstapfen von Joachim Fuchsberger nicht ansatzweise ausfüllen. Hierzu fehlt es ihm einfach an Charme und Charisma. Als größte "Innovation" wird lediglich etwas nackte Haut präsentiert, was heute nicht einmal mehr den Hormonhaushalt eines Pubertierenden ernsthaft in Wallung bringt und zudem dermassen plump daher kommmt, dass es dem Fremdschämer die Gesichtsröte in die Wangen treibt. Geradezu unterirdisch ist wieder einmal Sir Arthur, der von seiner dämlichen Rotlicht-Bekanntschaft mit ihrem ständigen nervtötenden "Gehen wir nun Arthur oder gehen wir nicht?" diesmal sogar noch getoppt wird.

Fazit:

Es sieht fast so aus, als hätte Horst Wendlandt bei der Fasnachtzunft nachgefragt, ob sie doch bitte ein Gorillafell für ihn übrig hätten. Er müsse übers Wochenende noch schnell einen Film abdrehen, sei aber in finanzielle Schieflage geraten und habe grad keine bessere Idee auf Lager. Drehbücher gibt's ja bereits genug, da merkt das doofe Publikum sicher nicht, wenn man ein älteres recycled. Dass inzwischen nicht einmal mehr die "Affenschande" ausgespart wird, einen Faschingsnarren als Bestie glaubhaft machen zu wollen, ist für einen Wallace-Fan der ersten Stunde zweifellos eine bittere Pille. Dennoch empfiehlt es sich, aus einer Abwehrhaltung heraus den vorliegenden Streifen einfach nicht für voll zu nehmen. Der von mir durchaus geschätzte Kong, der König der Affen, war 1968 bereits ein älterer Herr und lechtzte wohl langsam nach einem Remake, was freilich außerhalb der Kompetenzen und finanziellen Reichweite von deutschen Filmschaffenden lag. Nachdem der Stammvater aller Filmmonster auch irgendwie mit Wallace zu tun hat - zumindest ist es so überliefert - könnte man sich fast zur Idee hinreissen haben lassen, in aller Peinlichkeit und in einem damals nicht unüblichen psychedelischen Drogenrausch eine "Miniatur-Westentaschen-Ausgabe" des behaarten Wüterichs in' s Leben zu rufen und mit den " Toten Augen von London" zu kreuzen. Das skurrile Ergebnis schrieb nicht gerade Filmgeschichte und darf ruhig vergessen werden. Den Wallace-Fan laust hier wohl im wahrsten Sinne des Wortes der Affe. 2 von 5 Punkten.



greaves Offline




Beiträge: 583

01.06.2019 15:58
#322 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Schade eigentlich,dass das erste vorgesehene Drehbuch aus unerklärlichen Gründen fallengelassen wurde...
Aus dem hätte man ein guter Wallace —Reisser machen können...
Die zuerst vorgesehenen Schauspieler wären auch toll ausgewählt gewesen.
Drehort Berliner Zoo wäre eine gute Option gewesen

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.06.2019 16:00
#323 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Das Engagement eines Primaten aus Fleich und Blut stand wohl aus monetären Gründen ausser Frage. Mindestens sowas hätte ich mir unter dem Banner Wallace als Weiterentwicklung vorgestellt.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

01.06.2019 17:23
#324 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

@ patrick

Ein "Desaster", also ein katastrophaler Misserfolg, war der"Gorilla" - zumindest in kommerzieller Hinsicht - ja nun nicht gerade.
Und die von Dir geschätzte "Blaue Hand" hat ebenso wenig Filmgeschichte geschrieben, wie der "Gorilla". Dieser Anspruch dürfte aber wohl hinter keinem der Wallace-Filme gestanden haben.
Wie die Präsentation nackter Haut heute wirkt, steht ja gar nicht zur Debatte. Damals hat so etwas die Leute ins Kino gelockt. Damit konnte man sich von der TV-Konkurrenz abheben, wo so etwas zu jener Zeit noch tabu war. Die Szenen im Club wären in dieser Form vor 1968 mit einer FSK-Freigabe ab 16 noch gar nicht möglich gewesen. Also verständlich, dass man sowas mit eingebaut hat, weil man es erstmals konnte.
Was ist drittklassig an der Inszenierung, z.B. im Vergleich zum "Buckligen"? Handwerklich kann der Gorilla mit sämtlichen Farbfilmen der Serie mithalten. Allein die Einstiegsszene an der Battle-Bridge ist Wallace vom feinsten. Außerdem glaube ich nicht, dass Wendlandt oder Vohrer die Absicht hatten, das schwarzweiße Vorbild zu toppen. Man hat den Stoff ja auch hier und da ein wenig abgewandelt und ihm so eine gewisse Eigenständigkeit verliehen. Wo gab es das denn schon, dass der Assistent am Ende den Retter in der Not spielt und noch dazu die "verfolgte Unschuld" zur Braut bekommt. Uwe Friedrichsen finde ich hier übrigens sympathisch, witzig und erfrischend und würde ihn durchaus gegen Eddi Arent - wenigstens in dessen "schwächsten Stunden" - austauschen. Allein der Name "Sgt. Pepper" - in Anlehnung an das Beatles-Album "Sgt. Peppers lonely Hearts Club Band" zeigt, dass die Macher ihr Ohr am Puls der Zeit hatten. Das war nötig, weil die Älteren kaum noch ins Kino gingen.
Das Gorilla-Kostüm wurde exklusiv in London hergestellt. Als Faschingskostüm gab es sowas 1968 noch gar nicht.
Apropos "und das doofe Publikum merkt es sicher nicht" : Genau so war es. Keiner hat´s gemerkt. Nicht mal die Kritiker. Also, was soll´s?

Immerhin finde ich es bemerkenswert, dass Du trotz aller überzogener Kritik den Film noch mit 2 Punkten bewertet hast.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

01.06.2019 20:48
#325 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #7
Das Engagement eines Primaten aus Fleich und Blut stand wohl aus monetären Gründen ausser Frage. Mindestens sowas hätte ich mir unter dem Banner Wallace als Weiterentwicklung vorgestellt.
Nun wir haben ja die optimalen Bedingungen und können zurückschauen. Wir hatten Ende der 60er Jahre. Wallace war auserzählt. Die großen Schauspieler gaben sich kaum noch die Ehre mitzuwirken. Ein neues Zeitalter die 68er. Karl May war
auch auserzählt. Die klassischen Western auch schon am Ende. Und was hatte Anfang 1970 Erfolg. Da fallen mir Bud Specer/Terenece Hill ein. Ich hatte die Chance die vollen Kinos mitzuerleben. Also Italowestern. Western mit Humor, Filme die sich nicht ernst nahmen. Dem sind die Zuschauer nach Wallace treu geblieben. Das Fernsehen kam ins Rennen. Krimiserien wie Oberinspektor Marek, später Tatorts, Der Kommissar um bei den Krimis zu bleiben. Unblutig und langsam erzählt, man hatte noch Zeit mitzudenken. Die Zwei mit Curtis/Moore. Mit Schirm, Charme und Melone, die Plüschkrimis, aufwendig und opulent mit gestandenen Charakterdarstellern. Wir hatten die Nachkriegsgeneration, Menschen die "die Schnauze vom Krieg" nicht voll hatten. Im Kino verstärkten sich die Actionfilme, James Bond. Tatort im Kino. Schnellere Schnitte, mehr Tempo, weniger denken, schocken oder unterhalten lassen. Dabei konnte man sich noch mit Moore&Co menschlich identifizieren. Ganz beonders bei der Polizeifilmserie Task Force Police. Gruften, Schlösser & Co waren wenn, eher Gegenstand von Psychothrillern. Ja und Sex & Crime nicht zu vergessen. Ein jeder kann selbst beurteilen was ihm und den Massen in den 70ern als langfristigem Stil gefallen hat. Doch alles richtig gemacht bei den Spätwallace?!

Gruss
Havi17

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.06.2019 22:30
#326 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Ich muss meine vorangekündigte milde Betrachtung des „Gorillas“ revidieren. Der miese Ruf des Films hat sich bei erneuter Sichtung leider absolut bestätigt. Wo der „Bucklige“ bei allem Trash-Faktor zumindest noch unterhaltsam war, ist der „Gorilla“ schrottig und langweilig zugleich. Und das bei dieser hochkarätigen Vorlage – das ist durchaus eine Kunst!



Edgar Wallace: Der Gorilla von Soho

Kriminalfilm, BRD 1968. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Freddy Gregor (d.s. Alfred Vohrer, Horst Wendlandt) (Romanvorlage „The Dark Eyes of London“, 1924: Edgar Wallace). Mit: Horst Tappert (Inspektor David Perkins), Uschi Glas (Susan MacPherson), Uwe Friedrichsen (Sergeant Jim Pepper), Hubert von Meyerinck (Sir Arthur), Albert Lieven (Henry Parker), Inge Langen (Oberin), Beate Hasenau (Cora Watson), Ralf Schermuly (Edgar Bird), Herbert Fux (Sugar), Ilse Pagé (Mabel Finley), Hilde Sessak (Schwester Elisabeth), Maria Litto (Gloria), Claus Holm (Notar), Käte Jöken-König (Susans Mutter), Michael Koch (Gorilla) u.a. Uraufführung: 27. September 1968. Eine Produktion der Rialto-Film Preben Philipsen Berlin im Constantin-Filmverleih München.

Zitat von Der Gorilla von Soho
Der Leichnam des australischen Millionärs Richard Porter wird aus der Themse gefischt. Dass er sein Geld der wohltätigen Organisation Love and Peace for People hinterließ, wäre an sich noch nicht verdächtig – aber er ist nicht der erste reiche Mann, der unter diesen Umständen zu Tode kam, und außerdem findet die Polizei bei dem Toten eine Puppe mit rätselhaften afrikanischen Schriftzeichen. Sie verfolgt die Spur der Puppe bis in ein kirchliches Mädchenheim, das sich als Tarnung für das Hauptquartier der berüchtigten Gorilla-Bande herausstellt. Deren rechte Hand, ein bei einer Explosion entstellter Verbrecher, sorgt im Affenkostüm für den Tod der Millionäre ...


„Gehen wir nun, Arthur, oder gehen wir nicht?“

Wenn die kreativste inszenatorische Idee des Films darin besteht, die anfänglichen Rialto- und Alfred-Vohrer-Film-Intotafeln in Gelb statt in Rot aufblenden zu lassen, dann weiß man, dass die Reihe sich endgültig überlebt hat. „Der Gorilla von Soho“ kam zu einem Zeitpunkt in die Kinos, als die Adoptivväter der Reihe, Wendlandt und Vohrer, ein schwaches Remake eines Serienklassikers der Inszenierung eines neuen Stoffes vorzogen und der Regisseur sich gleichzeitig so totgelaufen hatte, dass er sich nicht nur ob des plump bis in die Dialoge hinein abgekupferten Scripts, sondern auch pubertärster Einfälle wegen nicht schämte. „Klamotte statt Krimi“ war nun endgültig zur Devise und aus der Hausmarke Wallace ein zeitgeistiges Gebräu billigster Machart geworden. Der alte Krimiplot wurde mit Sex-Anspielungen und einer absurden Maskerade „aufpoliert“ und damit glaubte man, der Mohr habe seine Schuldigkeit getan. Natürlich muss sich der „Gorilla“ infolgedessen unmittelbare Vergleiche mit den „toten Augen“, dem besten Krimi aus dem Hause Rialto, gefallen lassen. Wer aus diesem Duell als Sieger vom Platz geht, steht außer jeder Frage.

Tatsächlich gelang es den Verantwortlichen, das Vorbild in jeder Hinsicht zu verschlimmbessern und selbst noch weniger gelungene Filme zu unterbieten. Balancierte zum Beispiel der Unheimliche im Vorgängerfilm bereits auf einem schmalen Grat zwischen bloßer Effekthascherei und unfreiwilliger Albernheit, so bewegt sich der Gorilla im vorliegenden Film eindeutig in die zweite Richtung. Die Kostümierung zieht eigentlich einigermaßen atmosphärische Szenen ins Lächerliche, was insbesondere deshalb regelrecht ärgerlich ist, als kurz vor Filmende unter der Maske eine weitere Maske voller Brandnarben zum Vorschein kommt, die für wesentlich mehr unheimliche Spannung hätte sorgen können. Als künstlicher Menschenaffe verbreitet die blinder-Jack-Kopie jedoch wenig Angst und gleichfalls erzielen ähnliche Szenen aus dem „Gorilla“ auch in keiner Weise die atmosphärische Dichte und psychologische Tiefe der schwarzweißen und doch so viel grauschattierteren „toten Augen“. Beim „Gorilla“ stehen kurzlebige Effekte im Vordergrund und die Güte der Inszenierung sowie die Qualität der Darsteller lassen sich in keiner Weise mehr mit dem Film von 1961 messen. Zugleich muss man sogar einen Rückschritt gegenüber Vohrers bisherigen Farbfilmen feststellen, die an sich zwar auch zumeist eher kramig und billig ausfielen, sich aber nicht so verkrampft dem Zeitgeist hingaben wie in diesem Film. So finden die peinlichen Momente der Mädchenheim-Exploitation aus dem „Buckligen“ eine weitere Steigerung im körperlichen Kampf einer Lesbe mit einer anderen Heimbewohnerin, in der Spelunke, die einst Matthew Blake betrieb, geht es nun hauptsächlich um nackte Tatsachen statt ums Pokerspiel und Sir Arthur partizipiert kräftig am Prostitutionsspielchen mit, indem er ein leichtes Mädchen sich auf seinem Yard-Schreibtisch räkeln lässt. Nicht nur Miss Finley findet das zum Piepen.

Gibt es bei den Darstellern Persönlichkeiten, die den Akteuren aus den „toten Augen“ das Wasser reichen können? Im Hinblick auf sowohl Haupt- als auch Nebendarsteller dürfte sich das kategorisch verneinen lassen. Zwar macht Inge Langen als Oberin, die sich letztlich als schurkisches Subjekt herausstellt, keinen per se schlechten Job, kann aber nicht an die sadistische Bösartigkeit eines Dieter Borsche heranreichen. Gleichfalls scheitert Albert Lieven zwangsläufig an dem Unterfangen, in die Fußstapfen von Wolfgang Lukschy und mithin in die eines der beeindruckendsten Wallace-Verbrecher zu treten. Seine Kaltherzigkeit in der Schlussszene fällt eher überraschend vom Himmel und wird nicht glaubwürdig aufgebaut, weil ein Film vom Schlage eines „Gorilla“ ohnehin nur nicht an abgerundeten Handlungträgern, sondern eher an schablonenhaften Funktionsfiguren interessiert ist. Diese Bürde hat Horst Tappert schwer zu tragen. Sein Inspektor Perkins hätte von der Anlage und den schauspielerischen Möglichkeiten Tapperts her eigentlich die Qualität eines früheren Inspektor Elk erzielen können, versumpft jedoch in flapsiger Unverbindlichkeit. Mit Uwe Friedrichsen entwickelt sich ein Sparringsspiel, das recht unterhaltsam ist, aber letztlich auch eher kindlichem als gehobenem Krimi-Niveau entspricht. Karin Baal lässt ihrer Nachfolgerin Uschi Glas im direkten Vergleich keine Chance; Glas hatte ihre biedere mädchenhafte Harmlosigkeit ja auch eigentlich schon in „Zur Sache, Schätzchen!“ abgelegt, sodass sie sie hier wie ein Kostüm mühsam wieder überstreifen muss. Geradezu erschreckend schlecht schlagen sich Ralf Schermuly, Herbert Fux und Beate Hasenau, die die Zweitklassigkeit des Films besonders frappierend zur Schau stellen, weil die Wallace-Reihe traditionell eigentlich gerade von ihren hochwertigen Nebendarstellern lebte.

Doch stellen wir uns vor, alle Rollen im „Gorilla“ würden von Oscar-Preisträgern verkörpert und man wäre nicht auf die fremdschämige Idee mit dem Affenkostüm verfallen. Hätten wir dann Grund, einen guten Wallace-Film zu feiern? Vermutlich nicht. Auch dramaturgisch müssen wir deutliche Abstriche machen. Waren die „toten Augen“ noch eine einzige Gruselkanonade, so entlockt der „Gorilla“ dem Zuschauer nur ein müdes Gähnen. Längen sind unübersehbar. Andere schwache Vohrer-Farbfilme hatten zumindest einen stark unterhaltenden Faktor, der Trashiges bei wohlwollender Betrachtung mit Verschrobenheit und Verspieltheit erklären ließ. Hier spielen ähnliche Elemente eine schlichtweg ärgerliche Rolle – seien es die Kommandos, die Schwester Elisabeth der taubstummen (!) Dorothy Smith im Kommisston entgegenschmettert, der Umstand, dass ein englisches Mädchenheim St. Maria und nicht etwa St Mary’s heißt oder der alberne und unnötige Tod von Susans Mutter. Schlüsselszenen wie das Ränkespiel von Bird und Sugar im Klub mit zugehöriger Sonnenbrillenspiegelung, Sugars Ermordung im Fahrstuhl oder der Anschlag auf Inspektor Perkins im Büro der LPP wurden zudem schlampig und mit wenig Gefühl für Timing heruntergekurbelt. Seltsam uninspiriert auch Peter Thomas’ Musik, wobei sie immerhin kein mit dem Film konkurrierendes Nervpotenzial entfaltet.

Auf den „Gorilla“ antwortete selbst Alfred Vohrer Anfang 1969 mit einer gewissen Neuausrichtung seiner unveränderlich geglaubten Wallace-Strategie. Dies dürfte Beweis dafür sein, dass sogar den hauptsächlich am kommerziellen Erfolg interessierten Beteiligten bei der Sichtung des „Gorillas“ klar geworden sein dürfte, dass die Wallace-Reihe hier in ein absolutes Formtief eingebrochen war. Uninspiriert, billig und handwerklich schlecht zeigt sich der Film als drittklassige Neuinterpretation der „toten Augen“, wobei zwischen dem besten und dem schlechtesten Film der Wallace-Reihe die Unterschiede augenfälliger nicht sein könnten.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

01.06.2019 23:18
#327 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #10
Zwar macht Inge Langen als Oberin, die sich letztlich als schurkisches Subjekt herausstellt, keinen per se schlechten Job; man muss jedoch bedenken, dass sie in die Fußstapfen von Wolfgang Lukschy und mithin in die eines der beeindruckendsten Wallace-Verbrecher tritt. Gleichfalls kann Albert Lieven nicht an die sadistische Bösartigkeit eines Dieter Borsche heranreichen; seine Kaltherzigkeit in der Schlussszene fällt eher überraschend vom Himmel und wird nicht glaubwürdig aufgebaut, weil ein Film vom Schlage eines „Gorilla“ ohnehin nur nicht an abgerundeten Handlungträgern, sondern eher an schablonenhaften Funktionsfiguren interessiert ist.

Naja, genau genommen tritt Langen ja eher in die Fußstapfen von Borsche und Lieven in jene von Lukschy. Wenn man dem „Gorilla“ etwas zugute halten kann, dann, dass er die Täter-Konstruktion aus den „toten Augen“ nicht Eins-zu-eins abkupfert, sondern quasi vermischt oder umkehrt - wie man‘s nimmt...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.06.2019 11:18
#328 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Danke für den Hinweis. Ich habe die Stelle in der Besprechung korrigiert.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

02.06.2019 12:04
#329 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

Wir bewegen uns langsam in Regionen wo man überlegt ob nicht evtl. auch eine minus Beurteilung angebracht wäre.Und immer wenn man denkt es kann nicht schlimmer kommen.......wird man vom Gegenteil überzeugt (zB. Gesicht....)
Das man die Filme dem jeweiligen Geschmack /Trend anpassen wollte und quasi nur teilweise dümmliche Parodie zustande brachte kann ich leider nicht als neues "Quallitätsmerkmal" ausmachen.
Sogar wenn die Filme tolle Kassenschlager zu ihrer Zeit gewesen sind (?) macht es sie nicht besser im Vergleich zu der Ur-Serie.

Mein Fazit: Hätte man besser drauf verzichtet oder als wasauchimmer vermarktet ohne Wallace.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

02.06.2019 12:06
#330 RE: Wallace der Woche (30): Der Gorilla von Soho (1968) Zitat · Antworten

@Giacco Ich erlaube mir mal, in deinen Text zu gehen.


Zitat von Giacco im Beitrag #8
@ patrick

Ein "Desaster", also ein katastrophaler Misserfolg, war der"Gorilla" - zumindest in kommerzieller Hinsicht - ja nun nicht gerade.
Und die von Dir geschätzte "Blaue Hand" hat ebenso wenig Filmgeschichte geschrieben, wie der "Gorilla". Dieser Anspruch dürfte aber wohl hinter keinem der Wallace-Filme gestanden haben.

Ich meinte auch kein kommerzielles, sondern ein qualitatives Desaster. Natürlich darf man meinen provokanten Satz mit der "Filmgeschichte" nicht allzu wörtlich verstehen. Es ist eben eine Redewendung wie z.B. "Jemand ist nicht gerade ein Genie..." oder " Etwas ist nicht gerade ein Kunstwerk." Ich denke, du weisst, wie ich das meine.


Wie die Präsentation nackter Haut heute wirkt, steht ja gar nicht zur Debatte. Damals hat so etwas die Leute ins Kino gelockt. Damit konnte man sich von der TV-Konkurrenz abheben, wo so etwas zu jener Zeit noch tabu war. Die Szenen im Club wären in dieser Form vor 1968 mit einer FSK-Freigabe ab 16 noch gar nicht möglich gewesen. Also verständlich, dass man sowas mit eingebaut hat, weil man es erstmals konnte.

Ich hab kein Problem damit, dass man es eingebaut hat, sondern WIE man es eingebaut hat. Die späteren Hammer-Filme bedienten sich auch solcher Sex-Elemente, aber eben wesentlich weniger plump.

Was ist drittklassig an der Inszenierung, z.B. im Vergleich zum "Buckligen"? Handwerklich kann der Gorilla mit sämtlichen Farbfilmen der Serie mithalten. Allein die Einstiegsszene an der Battle-Bridge ist Wallace vom feinsten.

Meine Kritik bezieht sich in allererster Linie auf das lächerliche Gorilla-Kostüm und natürlich auch auf den sich einfach aufdrängenden direkten Verglich mit den "Toten Augen". Gäbe es die "Toten Augen" gar nicht, oder würde ich sie nicht kennen, könnte ich diesen Vergleich nicht ziehen. Hätte man zudem den Gorilla weggelassen und einfach den entstellten Jack Corner ohne den lächerlichen Faschings-Mummenschanz agieren lassen, hätt der Film für mich sofort eine ganz andere Qualität. Ich könnte dann ferner auch nicht auf den Eindruck zurückgreifen, den das Ensemble der "Augen" auf mich in eben diesem direkten Vergleich gehabt hat. Da ich aber diesen Vergleiche habe, fällt der Gorilla für mich darstellerisch und inszenatorisch um mehrere Klassen ab.


Uwe Friedrichsen finde ich hier übrigens sympathisch, witzig und erfrischend und würde ihn durchaus gegen Eddi Arent - wenigstens in dessen "schwächsten Stunden" - austauschen.

Das will ich jetzt nicht unbedingt ausdiskutieren, und es einfach mit dem Wort "Geschmackssache" abhaken.



Das Gorilla-Kostüm wurde exklusiv in London hergestellt. Als Faschingskostüm gab es sowas 1968 noch gar nicht.

Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, seit wann solche Gorilla-Kostüme im Fasching verwendet werden. Mir wäre darunter auf jeden Fall zu heiss. Als Freund klassischer Gruselfilme erinnere ich mich aber auf den von mir mehrfach gesichteten Edgar-Allan-Poe-Film "Satanas-Das Schloss der blutigen Bestie" mit Vincent Price zurück. Der Streifen ist 1964 erschienen und handelt im Mittelalter. In besagtem Film wird ein Kostümball gegeben, in dem auch so ein Gorilla vorkommt.

Immerhin finde ich es bemerkenswert, dass Du trotz aller überzogener Kritik den Film noch mit 2 Punkten bewertet hast.

Sowenig mich der Film begeistert, sosehr muss ich auch zugeben, dass er (für mich) nicht der Bodensatz im Wallace-Universum ist, sondern ganz einfach durch die von mir genannten Störelemente qualitativ derart niedergedrück wird. Es sollten noch mindestens zwei "Wallace (?)-Filme" folgen, die ich bedeutend weniger mag, worauf ich sehr bald näher einzugehen die Gelegenheit haben werde.


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