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Dieses Thema hat 361 Antworten
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 Filmbewertungen
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Giacco Offline



Beiträge: 2.520

31.10.2016 16:03
#301 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #299
@Ray: Ich finde es kurios, dass deine Bewertungen immer schwarzweißer werden, je bunter die Filme werden.

Das ist mir auch unangenehm aufgefallen.
Absurd finde ich außerdem, dass Patrick über den damaligen Erfolg des "Gorillas" schockiert ist. Da mußte ich schon schmunzeln. Der Film war nun mal für das 1968er Publikum bestimmt und offensichtlich hat Vohrer alles richtig gemacht. Das belegen die Besucherzahlen. Dass der Film 50 Jahre später von "Wallace-Enthusiasten" (wie Ray es so schön formuliert) negativ bewertet wird, wen juckt´s. Keiner der Beteiligten dürfte damals im Traum daran gedacht haben, dass sich jemand im Jahre 2016 noch dafür interessieren würde.
Bedenken sollte man auch noch, dass es 1968 derartige Gorilla-Faschingskostüme noch gar nicht gab. Man kannte bis dahin ja nur "King Kong" oder die japanischen Godzilla-Monster. Ich bin auch davon überzeugt, dass das Gorilla-Kostüm von den Kinozuschauern als "Bestandteil des typischen Wallace Kosmos" (Zitat: Marmstorfer) gar nicht hinterfragt wurde.
Wie Marmstorfer habe auch ich den "Gorilla" vor den "toten Augen" gesehen. Somit entfiel der Vergleich mit dem Original und ich war völlig unvoreingenommen. Vielleicht hat das den Ausschlag gegeben, dass ich ihn mir immer wieder gerne ansehe.

greaves Offline




Beiträge: 583

31.10.2016 18:11
#302 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Also mir gefällt dieser Film ganz gut und durch ihn wird die DVD Edition 7 für mich zum besten Farbfilmschuber
Was ich schade finde ist das man das erste Drehbuch dafür NICHT genommen hat.von der Story her hätte es sicher noch einen guten Film gegeben.(nicht das ich mit diesem Film jetzt sooo unzufrieden bin)auch die Besetzung der Stars wie Fuchsberger,Danneberg usw. ,die ja dann auf den Unheimlichen umdisponierten,hätten sicher auch gepasst wie auch die zweite Besetzung mit Tappert,Schündler,Lukschy,Glas usw.

Ich mag den Gorilla wie er ist.Da schaue ich mir auch Gruft,Bogenschütze,Narzissen VIEL WENIGER an als dieser 68er Schocker

Ray Offline



Beiträge: 1.931

31.10.2016 19:00
#303 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Zunächst einmal danke für die zahlreichen Reaktionen. Ich versuche mal, auf die zentralen Punkte einzugehen.


Kostüm:
Habe da gestern extra nichts zu geschrieben, weil ich diesbezüglich nicht ganz sicher war. Klar ist man kuriose Kostüme gewohnt, andererseits hatten die bis dahin in der Regel doch eine - und wenn auch hanebüchene - innere Berechtigung, die ich hier nicht sehe. Dennoch gibt es da m.E. Punkte, die schwerer wiegen.

Musik:
Natürlich Geschmacksache. Mir ist das Titelthema zu "sperrig" und unmelodiös. Da habe ich an Thomas einfach eine andere Erwartungshaltung.


Zitat von Gubanov im Beitrag #299
@Ray: Ich finde es kurios, dass deine Bewertungen immer schwarzweißer werden, je bunter die Filme werden. Von höchsten Lobgesängen auf einmal zu "alles ist fürchterlich" - das hätte ich nicht erwartet und es wirkt in meinen Augen auch etwas übertrieben, zumal die Herangehensweise von "Peitsche" und "Gorilla" vergleichsweise ähnlich ist.



Nun ja, die Filme werden ja auch immer kurioser. So gesehen passe ich mich ihnen nur an.

Im Ernst: wenn ich dich richtig verstehe, stört dich in erster Linie nach wie vor die hohe Bewertung für den "Mönch" bzw. der Punkteabstand zwischen "Mönch" und "Gorilla".

Ich denke schon, dass ich die Filme differenziert betrachte. Nur wenn ich an einem Film so gut wie nichts auszusetzen habe, an dem anderen aber kein gutes Haar lassen kann, dann fallen die Wertungen eben so aus wie sie ausfallen. Überdies habe ich auch im Bereich der Farbfilme schon "mittelmäßige" bis "gute" Wertungen abgegeben ("Buckliger", "Nonne", "Hand").

Was konkret den Abstand zwischen "Mönch" und "Gorilla" betrifft, einige Begründungsansätze:

- im "Mönch" sieht man mit Higgins und Sir John das für meine Begriffe am besten aufgelegte Ermittlerduo in der gesamten Reihe, im "Gorilla" eines der schlechtesten, wenn nicht das schlechteste

- im "Mönch" bediente man sich einiger bekannter Elemente, schuf aber ansonsten eine neue Story, in der die Reineckersche "Pyramide" perfektioniert wird; beim "Gorilla" setzte man die Story der "toten Augen" nahezu 1:1 um inklusive Übernahme ganzer Dialoge; das Geschehen ist demnach für den informierten Zuseher schon bei der Erstsichtung in jeder Phase vorhersehbar

- hochnotpeinliche Szenen wie mit den Aktmodels oder den raufenden Mädchen sehe ich im "Mönch" nicht

- weniger schwerwiegend: das Kostüm hat eine - wenn auch nicht jedermann überzeugende - innere Berechtigung, die Morde sind äußerst spektakulär umgesetzt; beim "Gorilla" beides nicht zu sehen

- der "Mönch" hat - auch wenn die Phase der "Ensemblefilme" vorbei ist - in der Breite eine sehr ordentliche Besetzung, während im "Gorilla" bereits tragende Rolle von überforderten Darstellern bekleidet werden

- ebenfalls von untergeordneter Bedeutung: die Musik ist im "Mönch" stimmiger


Das sind die Punkte, die mir spontan einfallen, ansonsten verweise ich auf die jeweiligen Rezensionen. Es gibt also summa summarum genügend qualitative Unterschiede, die einen derartigen Abstand rechtfertigen. Wer manche Punkte anders gewichtet, kommt natürlich in vertretbarer Weise zu einem anderen Ergebnis.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.10.2016 19:26
#304 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Argumentativ ist deine Sichtweise absolut stimmig. Die Einzelunterschiede sehe ich alle ein, auch wenn ich stellenweise genau umgekehrter Meinung bin, aber sie sind meiner Auffassung nach relativ unbedeutend gegenüber der immer gleichen Machart der Vohrer-Wallaces 66 bis 68, von der auch der ungeliebte Gorilla kaum abweicht, genauer gesagt eben nur durch seine noch stärkere als ohnehin schon gewohnte Ideenlosigkeit. Insofern, ja, wundert mich vor allem die Glas-total-voll- bzw. -total-leer-Punktwertung, die aber letztlich natürlich jedem unbenommen bleibt.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

31.10.2016 20:41
#305 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #301

Bedenken sollte man auch noch, dass es 1968 derartige Gorilla-Faschingskostüme noch gar nicht gab. Man kannte bis dahin ja nur "King Kong" oder die japanischen Godzilla-Monster.



Nun, da rufe ich aber mal Blake Edwards berühmten DER ROSAROTE PANTHER von '63 in Erinnerung. Dort wurde ein nahezu identisches Kostüm gleich doppelt einer vielleicht sinnigeren Verwendung zugeführt - nämlich in einer Komödie. Übrigens für mich eine der witzigsten Filmszenen überhaupt - die Kostümparty und die anschließende Gorilla-Verfolgungsjagd.

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.931

31.10.2016 21:19
#306 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #304
Argumentativ ist deine Sichtweise absolut stimmig. Die Einzelunterschiede sehe ich alle ein, auch wenn ich stellenweise genau umgekehrter Meinung bin, aber sie sind meiner Auffassung nach relativ unbedeutend gegenüber der immer gleichen Machart der Vohrer-Wallaces 66 bis 68, von der auch der ungeliebte Gorilla kaum abweicht, genauer gesagt eben nur durch seine noch stärkere als ohnehin schon gewohnte Ideenlosigkeit. Insofern, ja, wundert mich vor allem die Glas-total-voll- bzw. -total-leer-Punktwertung, die aber letztlich natürlich jedem unbenommen bleibt.


Alles eine Frage der Betrachtungsweise. Ich hab ein wenig das Gefühl, dass du die genannten Filme Alfred Vohrers von 1966-1968 arg über einen Kamm scherst. Der Teufel steckt eben doch im Detail. Und da gibt es in meinen Augen doch große Unterschiede. Inwieweit setzen sich deine Eindrücke denn aus aktuellen Sichtungen zusammen? Du bemerktest ja mal, dass du deine Meinung in vielen Bereichen geändert hast. Oder ist die These, dass die Vohrer-Filme von 66 bis 68 "immer die gleiche Machart" haben, "änderungsfest"?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.10.2016 22:36
#307 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Ich sehe tatsächlich keinen Änderungsbedarf für die These, dass die Filme sich in ihrer Machart und ihren Zutaten in der Vohrer-Farbära gleichen wie ein Ei dem anderen. Das Rezept für "die echten Edgar-Wallace-Krimis" war gefunden, die Rialto weitgehend unwillig, davon abzuweichen, und eigentlich mussten nur Dekors und Schauspieler ausgetauscht werden (und selbst das nicht immer vollständig). Konsequenterweise teilte Joachim im Hallo-Buch die betreffenden Filme alle in die dritte Phase der Wallace-Reihe ein, in der er nur "Nonne" als Ausreißer identifizierte. Auch dürfte weitgehender Konsens darüber bestehen, dass der Serienabschnitt zwischen "Buckligem" und "Glasauge" weniger divers und experimentell ist als z.B. die Ära der deutschen Schwarzweißproduktionen von "Bande" bis "uMönch".

Das heißt andererseits nicht, dass ich die Unterschiede zwischen den einzelnen Filmen nicht anerkenne oder sie alle gleichmache. Ohne unmittelbar vorausgegangene Sichtung würde ich aus meinem eigenen Geschmack momentan z.B. "Hand" etwa bei 2, "Peitsche" bei 2,5 bis 3, "Hund" und "Banne" etwa bei 4, "Gorilla" bei 2 bis 2,5 Punkten einordnen. Ich will hier kein Streitgespräch anzetteln, weil deine Zahlen nicht meinen Zahlen entsprechen, aber vielleicht nochmal zwei Gründe erwähnen, weshalb ich so auf deinen Extremwertungen 5 und 1,5 herumreite: Minimalwertungen verbieten sich eigentlich, weil die Wallace-Serie qualitativ trotz der durchaus vorhandenen Probleme der einzelnen Filmbeiträge immer ein Aushängeschild des deutschen Kinokrimis war. (Wenn ich mir ansehe, was für ein Schrott demgegenüber tlw. schon in der Epigonenliste steckt, ganz zu schweigen von einigen sonstigen Produktionen der damaligen Zeit ...) Maximalwertungen ergeben in meinen Augen aber in diesem Abschnitt der Serie auch keinen Sinn, weil man die Filme damit auf ein Level mit den absoluten Highlights der Serie hebt. Da bewegen wir uns zwar eindeutig im Geschmacksbereich, in dem per se alles erlaubt ist, aber ich finde es z.B. schon ziemlich gewagt, solide, aber impulslose Routineproduktionen wie "Mönch mit der Peitsche" oder auch "Hund von Blackwood Castle" auf Augenhöhe mit den "toten Augen" zu stellen.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

01.11.2016 03:51
#308 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #307
ich finde es z.B. schon ziemlich gewagt, solide, aber impulslose Routineproduktionen wie "Mönch mit der Peitsche" oder auch "Hund von Blackwood Castle" auf Augenhöhe mit den "toten Augen" zu stellen.


Ebenfalls finde ich es gewagt, einen der schlechtesten Filme wie z. B. "Gorilla" auf Augenhöhe mit "Hand" zu stellen.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

01.11.2016 08:05
#309 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

DER GORILLA VON SOHO ist der vielleicht überflüssigste Wallace-Film überhaupt. Ein Remake eines Klassikers - der m.E. auch sehr überschätzt wird - noch dazu ein ziemlich schlechtes. Ein überdrehter "Sir Arthur" und ein Ermittler ohne jegliches Format - zumindest im Vergleich mit fast allen seinen Vorgängern.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

01.11.2016 09:05
#310 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #307
Auch dürfte weitgehender Konsens darüber bestehen, dass der Serienabschnitt zwischen "Buckligem" und "Glasauge" weniger divers und experimentell ist als z.B. die Ära der deutschen Schwarzweißproduktionen von "Bande" bis "uMönch".

(...)

Da bewegen wir uns zwar eindeutig im Geschmacksbereich, in dem per se alles erlaubt ist, aber ich finde es z.B. schon ziemlich gewagt, solide, aber impulslose Routineproduktionen wie "Mönch mit der Peitsche" oder auch "Hund von Blackwood Castle" auf Augenhöhe mit den "toten Augen" zu stellen.


Dazu ein recht interessantes Zitat, welches ich im Buch Florian Pauers ("Die Edgar Wallace-Filme", S. 214) gefunden habe:

Zitat
"1966/68 befand sich die Wallace-Serie auf ihrem künstlerischen Höhepunkt, Alfred Vohrer hatte das Regie-Monopol und schuf mit "Die blaue Hand", "Der Mönch mit der Peitsche", "Der Hund von Blackwood Castle" und "Im Banne des Unheimlichen" ein Meisterwerk nach dem anderen."




Zum "Gorilla" (S.143):

Zitat
"Der Film war eine Katastrophe. (...) Wo bei eingestandenen Remakes wie "Der Mönch mit der Peitsche" die Neuadaption eine szenische und inhaltliche Bereicherung darstellte, ärgerte man sich hier über das Fehlen jeglicher Spannung, über inkompetente Darstellung und technisches Unvermögen (...)."




Ich bewege mich da zwischen euren Positionen. Würde zwar nicht so weit gehen und sagen, dass man seinerzeit auf dem künstlerischen Höhepunkt war. Dafür war einfach bei den "Mönch" und "Hund" schon zu viel "Recycling" dabei. Im Ergebnis gefallen mir Filme wie "Mönch" oder "Hund" aber ähnlich gut wie die "toten Augen". Das hängt aber auch mit dem relativen Maßstab, den ich ansetze, zusammen. Wie man aber sieht, findet sich auch zu dem großen Qualitätsabstand zwischen Filmen wie "Mönch" und "Hund" einerseits und dem "Gorilla" andererseits eine Stütze in der Wallace-Film-Literatur.

Dass man den Farbfilmen Vohrers seinen Stil, den er in jenen Filmen an den Tag legte, ansieht, will ich auch gar nicht bestreiten. Nur weicht der "Gorilla" inhaltlich insoweit von seinen vier Vorgängern ab, als er keine wirklichen Horror-Elemente enthält, obgleich es bei dem Original ja der Fall war. Das war glaube ich aber auch so intendiert.

Danke für deine ausführliche Antwort, Gubanov. Insgesamt kommen wir beide zu wie ich finde zwar sehr unterschiedlichen, aber auf ihre Weise beiderseits vertretbaren Ergebnissen.

Stephan Offline



Beiträge: 114

01.11.2016 15:08
#311 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Ich sehe das auch so wie du, Ray, dass man die Farbfilme weder als ganz schlecht noch als absolute Perlen bezeichnen kann. Mit "künstlerischem Höhepunkt" meint Pauer, glaube ich, eher den Umstand, dass mit diesen Farbfilmen sich ein absolut eigener Stil etabliert hatte, der auch boshafte Kritiker nicht mehr an "Opas Kino" erinnerte und mit denen man noch nicht diese total avantgardistische Trash-Schiene ritt. Und das kann man so stehen lassen. Dass viele der SW-Filme trotzdem handwerklich für die Zeit total hochwertig und hervorragend waren, bleibt trotzdem unbestritten. Sie hoben sich aber aus anderen, handwerklichen Gesichtspunkten als aus künstlerischen aus der Masse der Filme von damals ab.

Der Gorilla nimmt aber m.E. eine absolute - und zwar negative - Sonderstellung in der ganzen Serie ein. Man hatte ja anscheinend ein anderes Drehbuch geschrieben, was sich finanziell und organisatorisch (lt. J. Kramp z.B. Einbeziehung eines echten Gorillas, wenn ich mich recht entsinne) nicht realisieren ließ. Dann wurde von Vohrer und Wendlandt ein Drehbuch hingeeiert, dass mit Muss den Gorilla erhalten sollte, und aus einem der besten SW-Filme wurde aus Ideenlosigkeit fast alles übernommen. Und das, was verändert wurde, wurde bis hin zum Lächerlichen verschlimmbessert - inklusive (siehe auch Pauer) jedwede Rollenbesetzung.

Insofern ist der Streifen als ernsthafter Wallace-Krimi für mich hochnotpeinlich. Als augenzwinkernde Persiflage ist er durchaus interessant - nur leider war er so wohl nicht gemeint.
Insofern kann ich im Zuge der oben stehenden Diskussion einer Beurteilung im 1,5-er-Bereich durchaus zustimmen. Dass er dennoch vielleicht besser sein mag als manch anderer Streifen dieser Zeit ist ja ebenfalls richtig. Nur wenn man z.B. aufgrunddessen im Wallace-Universum eine 1,5 ausschließt, dürfte man wohl in der globalen Betrachtung auch keinem 5 Punkte geben. Da sollten ausschließlich Wallace-interne Maßstäbe angelegt werden.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

01.11.2016 15:33
#312 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Zitat von Stephan im Beitrag #311


Der Gorilla nimmt aber m.E. eine absolute - und zwar negative - Sonderstellung in der ganzen Serie ein.

(...)

Insofern kann ich im Zuge der oben stehenden Diskussion einer Beurteilung im 1,5-er-Bereich durchaus zustimmen. Dass er dennoch vielleicht besser sein mag als manch anderer Streifen dieser Zeit ist ja ebenfalls richtig. Nur wenn man z.B. aufgrunddessen im Wallace-Universum eine 1,5 ausschließt, dürfte man wohl in der globalen Betrachtung auch keinem 5 Punkte geben. Da sollten ausschließlich Wallace-interne Maßstäbe angelegt werden.



Grundsätzlich teile ich Gubanovs Bedenken, Wallace-Filmen Wertungen im 1,5-Bereich zu geben. Insofern war ich entsprechend erstaunt, wenn ich in Threads zu SW-Filmen 1- oder 1,5-Wertungen gesehen habe. Aber den "Gorilla" sehe ich eben auch als diesen krassen Ausnahmefall, der eine derart schlechte Wertung rechtfertigt. Ist immer alles im Verhältnis zueinander zu sehen. An Epigonen stelle ich daher weniger hohe Anforderungen als an einen "echten" Wallace-Film. Bei globaler Betrachtung käme man wohl in der Tat kaum je zu einer Höchstwertung für einen Wallace-Film.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

23.07.2017 23:03
#313 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (27) Zitat · Antworten

Wo wurde denn die Sterbeszene von Sugar und der Angriff auf Susan gedreht?

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

03.04.2018 22:11
#314 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (1968, 27) Zitat · Antworten

Irgendwie ist mir der Film durch Zufall gestern wieder in den Sinn gekommen, so dass ich ihn mir nach vielen Jahren wieder einmal angesehen habe.

Interessanterweise war wohl anfänglich eine ganz andere Geschichte geplant.

"Eines Abends wird die junge Susan Macpherson dazu aufgefordert, zum Affenhaus im Londoner Zoo zu kommen. Ein Unbekannter verspricht ihr Aufklärung über den Tod ihres Vaters, der bei einer Jagd in Afrika ums Leben gekommen ist. Am Affenhaus wird Susan Zeugin, wie der Fremde, der sie dort erwartet, von einem Gorilla erwürgt wird."

Wer mehr wissen will: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Gorilla_von_Soho


Aus nicht eindeutig geklärten Gründen hat man ein bereits fertiges Drehbuch jedoch verworfen. Andererseits war Rialto gegenüber Constantin Film verpflichtet, bis September 1968 einen Edgar-Wallace-Film fertigzustellen. So hat man sich aus der Not heraus entschlossen ein Remake von "Die Toten Augen von London" zu machen.


Und genauso wirkt der Film auch...wie der verzweifelte Versuch irgendwie einfach nur dieses Remake abzuliefern.



Ich persönlich habe den Eindruck , dass man sich keine Gedanken machen konnte oder wollte, was man für einen Film haben will. Soll es einfach nur ein 1:1-Remake sein? Das ist der Film nicht.(Trotz einiger wirklich dreister Kopien). Wollte man eine neue Interpretation der alten Geschichte? Auch das ist der Film, abgesehen von einigen Ansätzen nicht.

Das finde ich eigentlich schade, da ich hier durchaus Möglichkeiten sehe, den Film z.B. durch eine gute Kameraführung aufzumöbeln. Aber die Bilder wirken meistens "lieblos dahingerotzt." Das Gleiche gilt für die Musik. Es ist ein Medley aus Melodien, die man glaubt irgendwo in anderen Filmen schon einmal gehört zu haben.

Das Drehbuch reiht schon fast plump die einzelnen Szenen aneinander anstatt an den richtigen Stellen behutsam Spannung aufzubauen.

Die Schauspielleistung wurde ja schon ausführlich besprochen.
Positive Ausnahmen sind für mich Horst Tappert, Albert Lieven oder Inge Langen. Sie spielen gut ihre bekannten Rollentypen aber mehr auch nicht. Beate Hasenau schafft es sogar ihrer Rolle einen eigenen Stempel aufzudrücken. Sie ist keine klassisch feminine "Femme Fatale" wie Ann Savo, sondern eher ein "Rasseweib".

Der Rest des Ensembles wirkt entweder wirkt wie eine miese Kopie aus dem Original (Schermuly, USCHI GLAS!!!) oder einfach nur peinlich (Meyerinck und Friedrichsen). Besonders auffällig finde ich wie an manchen Stellen der Text monoton heruntergeleiert wird.



Fazit: 2/5 Punkten. Es ist ein schlechter Versuch irgendwie auf der Erfolgswelle der Wallace-Reihe mitzureiten. Da fallen mir einige Farbfilme ein, die deutlich mehr zu bieten haben.


Man möge mir entgegenhalten, dass der Film einfach nur als Trash gemeint ist, aber dafür gibt es mir zu viele ernste Passagen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

03.04.2018 23:16
#315 RE: Bewertet: "Der Gorilla von Soho" (1968, 27) Zitat · Antworten

Zitat von Baal1985 im Beitrag #314

Soll es einfach nur ein 1:1-Remake sein? Das ist der Film nicht.(Trotz einiger wirklich dreister Kopien).


Den Hinweis verstehe ich nicht! Der Gorilla ist nach dem Augen-Drehbuch inszeniert, das eine Reihe von - im Wesentlichen zeitgeistige - Retuschen erfuhr; besonders die Sprache wurde modernisiert. Insofern kann es ja eigentlich keine dreiste Kopie sein, wenn die Grundlage identisch ist.

Zitat von Baal1985 im Beitrag #314

Wollte man eine neue Interpretation der alten Geschichte? Auch das ist der Film, abgesehen von einigen Ansätzen nicht.


Ich kann nicht erkennen, dass die Macher hier etwas Neues bringen wollten oder den Anspruch hatten, die Geschichte neu zu interpretieren. Antrieb für die Neuverfilmung dürfte die von Dir angesprochene "Klemme" vertraglicher Verpflichtungen gewesen sein. Ebenso die Aussicht darauf, mit vergleichsweise geringen Mitteln den höchstmöglichen Output zu erwirtschaften. Um sich nicht von Teilen des Publikums oder gar von einem neunmalklugen Kritiker mit gutem Gedächtnis erwischen zu lassen, hat man dazu neben der sprachlichen Modernisierung auch markante Gegebenheiten oberflächlich angepasst. Aus dem tiefschwarz gekleideten Dieter Borsche wurde die ganz in Weiß gehaltene Inge Langen. Vom Grundsatz her blieb aber alles identisch. Dass der Plan aufging, gibt den Machern noch nachträglich Recht. Betrachtet vom Standpunkt origineller Vorgehensweisen her ist der Film sicher keine Meisterleistung, geschäftlich jedoch ein doller Plan!

Zitat von Baal1985 im Beitrag #314

Das finde ich eigentlich schade, da ich hier durchaus Möglichkeiten sehe, den Film z.B. durch eine gute Kameraführung aufzumöbeln. Aber die Bilder wirken meistens "lieblos dahingerotzt." Das Gleiche gilt für die Musik. Es ist ein Medley aus Melodien, die man glaubt irgendwo in anderen Filmen schon einmal gehört zu haben.


Ich kann nicht erkennen, dass sich Löbs Kameraführung hier von seinen anderen Arbeiten beim Farb-Wallace unterscheiden würde. Es gibt die identischen "von-unten-nach-oben-Beleuchtungen" wie ab 1966 bekannt, die bunt blinkenden Leuchtreklamen ins Zimmer hinein sind beispielsweise identisch zum "Mann mit dem Glasauge" eingesetzt, es wechseln sich Close-Shots typisch mit Totalen ab. Meiner Meinung nach ist der Gorilla optisch ein typischer Farb-Wallace der Ära 66-69.

Zitat von Baal1985 im Beitrag #314

Man möge mir entgegenhalten, dass der Film einfach nur als Trash gemeint ist, aber dafür gibt es mir zu viele ernste Passagen.


Ich bin schon der Meinung, dass Alfred Vohrer und Horst Wendlandt hier nicht mehr mit dem Ernst bei der Sache waren, der sie noch bis ca. 1963/1964 ausgezeichnet hatte. Mir erzählt auch niemand, dass ein Regisseur, der zum damaligen Zeitpunkt plante, das Leben Johann Sebastian Bachs zu verfilmen, im Gorilla seine völlige künstlerische Erfüllung gefunden hat (vermutlich dürfte er sie nicht einmal darin gesucht haben). Der Film ist, was er ist: Eine (durchaus erfolgreiche) Neuverfilmung mit Elementen, die der Zeit entsprachen und mit einem Affen, der notgedrungen eine Rolle spielen musste und dessen schlussenliche Ausgestaltung keiner besonderen Ernsthaftigeit mehr entsprang.

Ich find' den Film nach wie vor nicht zuletzt wegen seiner Skurrilität extrem unterhaltsam. Handwerklich betrachtet ist er nix schlechter als die anderen Farbfilme zwischen 1966 und 1969. Ich würde ihn gegenüber der "blauen Hand" sogar höher einstufen.

Gruß
Jan

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