Zitat Der Unterhaltungsfaktor ist sicherlich nicht zu verachten, aber trotzdem ist dies mit großem Abstand der schwächste Wallace-Beitrag von Alfred Vohrer - und selbstredend einer der schlechstesten Filme der Reihe.
von Marmstorfer
Gibt es überhaupt einen schlechteren in der Rialto-Reihe? "Der Gorilla" ist ein enttäuschendes Remake der "Toten Augen von London", aus meiner Sicht eine missratene Persiflage. Selbst das Ermittlerduo Horst Tappert/Uwe Friedrichsen, das mir an diesem Film noch am besten gefällt, überzeugt nicht vollständig und wirkt überzogen amüsant. Der sonst häufiger brillierende Albert Lieven bleibt - wie Prisma zutreffend konstatiert - überraschend blass und flößt keinerlei Furcht ein. Eine Zumutung ist die Rolle des "Sir Arthur", noch dümmlicher geht es kaum. Selbst der Unterhaltungswert bleibt begrenzt, da ich mich beim Sehen des Films nur selten amüsiert habe; Spannung kam nicht auf. Alfred Vohrer konnte oder wollte diese billige Produktion auch nicht retten.
P.S.: Zur Zunft der Fernsehzeitungsausschneider gehörte ich auch. Alle diese Ausschnitte habe ich anschließend in eine Mappe gelegt. Der "Gong" sprach übrigens damals von einem "humorvollen Thriller". Ansprechenden Humor habe ich ein wenig entdeckt, Thrillerelemente kaum.
Zitat von Grabert im Beitrag #226Gibt es überhaupt einen schlechteren in der Rialto-Reihe?
Die gute alte Frage. Ich würde unterdessen wieder "Das Gesicht im Dunkeln" nennen.
Ich würde sagen Der Bucklige von Soho ist immer noch das schlimmste was ich in der Rialto Reihe gesehen habe Mit dem Gesicht kann ich mich mitlerweile gut anfreunden
Ich glaube, Ihr würdet den "Gorilla" besser bewerten, wenn Ihr ihn zu seiner Zeit gesehen hättet. Immerhin hatte er den gleichen kommerziellen Erfolg, wie die anderen Wallace-Filme der späten 60er Jahre. Publikumsakzeptanz war also da.
Als Flop erwies sich dagegen "Das Gesicht im Dunkeln" und das ist auch für mich - nach wie vor - der schlechteste von allen.
Also ich muss sagen - ich mag den Film Wie hier im Thread schon geschrieben wurde, hat er so etwas herrlich trashiges an sich, dazu die grellen Farben und die flotte Inszenierung...unterhaltsam ohne Ende^^ Das Original ist selbstverständlich unerreicht - trotzdem gibt es ein paar Dinge, die mir im "Gorilla" besser gefallen, bzw. in denen er sich vom Original interessant unterscheidet:
- bei den "Augen" hatte ich (und mein Mann auch, mit dem ich den Film geguckt hatte) erwartet, daß es bei der Szene, in der der Inspektor und die Fachkraft aufeinandertreffen, eine Bemerkung bezüglich des Geschlechtes der Fachkraft gibt. "Ich hatte Sie mir ganz anders vorgestellt, älter" - "So? Ich hatte Sie mir auch ganz anders vorgestellt..." und DA hätte das mit dem Mann reingepasst! :D Kam aber leider nicht, dafür aber im "Gorilla"^^ Da hat man sozusagen den Gag nachgeholt ;)
- nicht der Inspektor kriegt die Frau, sondern sein Assistent! Sehr gut, hätte man mal öfter bringen müssen
- deftige Sprache ("Schnauze, du Penner") Hätte bei den "Augen" natürlich nicht gepasst, hier passte es hervorragend
- als Ex-Geliebte des Bruders Beate Hasenau - die später die Dorothy in den "Golden Girls" synchronisierte! Hatte sie bis dato noch nie gesehen, nur gehört - fand ich klasse, tolle Frau :)
- auch mal nackte Männer! In dem merkwürdigen Sexclub standen tatsächlich auch halb-bis so gut wie nackte Männer herum - und einer von ihnen durfte sich einen Klaps mit einem Serviertablett abholen :D Köstlich!
- Sir Arthur! Die beste Besetzung überhaupt (wie hier auch schonmal bemerkt wurde im Thread - in diesen Film passt er einfach)
Daß man für diesen Film als Vorbild einen der absoluten Klassiker der EW-Reihe gewählt hat, ist natürlich so eine Sache. Ich denke wenn ein ganz eigenes Drehbuch vorgelegen hätte, wäre der Film sehr viel besser bewertet worden - schon allein das Ermittler-Duo war einzigartig! So aber ist es klar, daß er verglichen mit dem Original weithin durchfällt. Schade eigentlich, denn der Film ist an sich ein kleines Juwel - wenn man die vielen Details beachtet, den schrägen Humor zu schätzen weiss, den damaligen Zeitgeist berücksichtigt, und das alles einfach geniesst, ohne gross nachzudenken. Deshalb von mir: Unter EW-Fan-Gesichtspunkten gesehen - 3,0 von 5 Punkten Ganz persönliche Meinung - 4,5 von 5 Punkten ;)
Den Ausführungen von "Miss Poirot" stimme ich in fast allen Punkten zu. Auch ich finde den Film durchaus gelungen und äußerst unterhaltsam. Es freut mich, dass ich mit meiner Meinung doch nicht so ganz allein stehe ( obwohl mich auch das nicht von meinem Standpunkt abbringen würde) .
Ich finde es eher schade, dass die Verklärung von Trash bereits bei den Rialto-Filmen Einzug hält. Sicher: Andere Machwerke kann man sich nicht anders schönreden. Aber gerade die "echten Edgar-Wallace-Filme" von Horst Wendlandt überzeugten zuvor doch in den meisten Fällen durch Einfallsreichtum und handwerklich hohes Niveau. Umso unverdienter ist es, wenn der "Gorilla" demgegenüber in den Himmel gehoben wird. Für mich nach wie vor einer der schlechtesten Wallace-Filme.
Zitat von Gubanov im Beitrag #236 Aber gerade die "echten Edgar-Wallace-Filme" von Horst Wendlandt überzeugten zuvor doch in den meisten Fällen durch Einfallsreichtum und handwerklich hohes Niveau
Diese Phase endet mit dem UNHEIMLICHEN MÖNCH. Alles was danach kam war nur noch Aufwärmen alter Ideen, mal mehr, mal weniger geglückt. Der GORILLA ist eigentlich nur der logische Abschluss dieser Entwicklung. Auch das meiste aus den vorigen Farbfilmen hatte man schon mal gesehen und das besser und überzeugender. Beim GORILLA hat man halt gleich ein ganzes Drehbuch übernommen und ein paar Namen geändert. Die einzigen Ausnahmen dieser Phase sind NONNE und GESICHT.
So hat eben jeder seine Sichtweise und seine Präferenzen. Viel trashiger als z.B. "Der Bucklige von Soho" (der mir auch gefällt), ist der "Gorilla" ja nun auch nicht. Handwerklich ist der Film solide gemacht, die Locations sind stimmig und auch die Darsteller machen ihre Sache ordentlich. Damals hatten es die Wallace-Filme eben nicht mehr so leicht wie zuvor, also hat man mal ein bißchen experimentiert und sich dem Zeitgeist angepasst. Meiner Meinung nach ist dies der erste Wallace-Film, der durchgehend mit einem gewissen Augenzwinkern inszeniert wurde und sich selbst nicht so ganz ernst nimmt. Das kann man mögen oder nicht. Ich will den "Gorilla" ja nicht "in den Himmel loben" - das würde ganz anders klingen - sondern nur darauf hinweisen, dass er - wenn man sich darauf einlässt - durchaus passable Unterhaltung bietet und alles andere als ein "Machwerk" ist. Diese Bezeichnung würde ich eher für die Werke von Jess Franco verwenden, wobei ich mir aber bewusst bin, dass andere an seinen Filmen Gefallen finden.
Zitat von Giacco im Beitrag #238So hat eben jeder seine Sichtweise und seine Präferenzen.
Ganz genau. Es ist letztendlich immer Geschmackssache. Ich persönlich finde zb. "Der Hund von Blackwood Castle" ziemlich schlecht - wohingegen andere ihn halt gut finden. So ist das eben und das ist völlig ok :)
Zitat von Giacco im Beitrag #238 Meiner Meinung nach ist dies der erste Wallace-Film, der durchgehend mit einem gewissen Augenzwinkern inszeniert wurde und sich selbst nicht so ganz ernst nimmt.
BOGENSCHÜTZE? GRUFT? ABT?
Zitat von Giacco im Beitrag #238 Das kann man mögen oder nicht. Ich will den "Gorilla" ja nicht "in den Himmel loben" - das würde ganz anders klingen - sondern nur darauf hinweisen, dass er - wenn man sich darauf einlässt - durchaus passable Unterhaltung bietet und alles andere als ein "Machwerk" ist.
Es gibt halt auch ein paar Wallace Filme, die mehr Ansprüche erfüllen, als "durchaus passable Unterhaltung" zu bieten...allerdings gebe ich dir recht, dass der GORILLA besser unterhält als manch anderer Streifen der Serie.