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Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

25.05.2019 16:41
#181 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #6
Remake: Nicht der BOGENSCHÜTZE stand hier Pate, sondern wohl offensichtlich die BANDE DES SCHRECKENS. Die Parallelen zwischen Shelton und dem Zombie sind klar. Auch den Suizid der (Haupt-)Täterin durch eine Giftnadel hat man gern übernommen.


Kein Problem. Die meisten Farbfilme sind ja von mehr als einem Vorgänger inspiriert. Also geht auch "Bande" und "Bogenschütze".

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.05.2019 17:15
#182 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #2
Füllen wir doch die Leere der heutigen Zeit mal mit einer Rezension von „Im Banne des Unheimlichen“. Vor einiger Zeit hätte ich den Film noch ohne zu zögern als meinen Lieblings-Farb-Wallace bezeichnet.

Leidet da etwa jemand an PED, Post Eurovision Depression? Nach einem Zwischenhoch beim „Hund“ muss ich leider wieder stärker herummäkeln. Von Farbwallace-Sieger kann in Anbetracht der britischen und italienischen Konkurrenz ohnehin bei keinem der Vohrer-Filme die Rede sein, aber selbst innerhalb der „Berliner Gruppe“ gibt es mit dem „Hund“ für mein Dafürhalten einen deutlich gelungeneren Aspiranten. Die deiner Meinung nach vorherrschende „ungemein hohe britische Atmosphäre“ muss ich dann doch mit der Lupe suchen. Sonst stimme ich dir in vielen Punkten zu.



Edgar Wallace: Im Banne des Unheimlichen

Kriminalfilm, BRD 1968. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Ladislas Fodor (Romanvorlage „The Hand of Power“, 1927: Edgar Wallace). Mit: Joachim Fuchsberger (Inspektor Higgins), Siw Mattson (Peggy Ward), Wolfgang Kieling (Sir Cecil Ramsey), Pinkas Braun (der Fremde), Claude Farell (d.i. Monika Burg) (Krankenschwester Adela), Peter Mosbacher (Ramiro), Hubert von Meyerinck (Sir Arthur), Ilse Pagé (Mabel Finley), Lil Lindfors (Sabrina), Siegfried Rauch (Dr. Brand), Otto Stern (Mr. Merryl), Wolfgang Spier (Mr. Bannister), Hans Krull (Pfarrer Potter), Renate Grosser (Mrs. Potter), Edith Schneider (Professor Bound) u.a. Uraufführung: 26. April 1968. Eine Produktion der Rialto-Film Preben Philipsen Berlin im Constantin-Filmverleih München.

Zitat von Im Banne des Unheimlichen
Sir Cecil Ramsey wohnt in der Dorfkirche von Crawfield gerade der Trauerfeier für seinen bei einem Flugzeugabsturz verstorbenen Bruder Oliver bei, als aus dem Sarg ein schauerhaftes Lachen ertönt. Auch die Presse ist vor Ort, sodass Scotland Yard rasch auf diesen sonderbaren Fall aufmerksam wird. Gegenüber Inspektor Higgins äußert Sir Cecil mehrfach die Angst, dass Oliver ihn noch aus dem Grab heraus wegen einer früheren Ungerechtigkeit umbringen wolle. Und tatsächlich nimmt der Rachezug des Totgeglaubten bald erstaunlich reale Züge an: Mit einem vergifteten Skorpionring macht er Jagd auf Sir Cecil und einige „Ehrenmänner“, die diesem nahestehen ...


„Oliver – er ist gekommen, um mich zu ermorden!“

Wenngleich die St.-Annen-Kirche, die kurzerhand von Berlin-Dahlem ins imaginäre englische Crawfield verlegt wurde, einen würdigen Rahmen für die Ramsey’sche Trauerfeier bildet, gelang Alfred Vohrer die Prätitelsequenz nicht so stimmungsvoll wie in anderen Filmen. Es fehlen die im Drehbuch vorgesehenen Außenaufnahmen; zu bemüht wirkt außerdem die namentliche Vorstellung aller Figuren durch die Pfarrersfrau, anstatt die Handlungsträger später auf ganz natürlichem Wege vorstellig werden zu lassen. Der größte Kritikpunkt aber ist die Idee der lachenden Leiche überhaupt: Zwar klingt das von Band abgespielte Lachen im kirchlichen Kontext durchaus schauerhaft, aber warum – wenn es offenbar über die über Sitzhöhe angebrachten Predigtlautsprecher übertragen wird – nimmt irgendjemand auch nur eine Sekunde lang an, es käme aus dem Sarg? Das ist doch eine total unlogische Schlussfolgerung, die der Drehbuchautor offensichtlich nur deshalb in die Köpfe seiner Kreaturen injizierte, weil er die Idee der „lachenden Leiche“ so interessant fand. Wie die Sargträger binnen Sekundenbruchteilen auf das Lachen hin gleichzeitig den Sarg auf halber Strecke fallen lassen, hat eher die Anmutung eines Slapstick-Films, passt damit aber auch leidlich mit dem albernen Vorspann und den späteren Einlagen von Hubert von Meyerinck als neuem Scotland-Yard-Chef zusammen.

Schlucken muss der Zuschauer dann später noch mehr, nämlich vor allem das absurde Erscheinungsbild der Mörderfigur und des Verdächtigen Ramiro. Letzterer läuft, ohne dass es für merkwürdig befunden wird, mit grüner Gesichtsfarbe durch die Szenerie, die auch offenbar ausreicht, um seine wahre Identität selbst vor guten Bekannten zu verschleiern. Der Mörder dagegen tut sich durch eine Kombination aus Skelettmaske, Faschingshandschuhen und Vokuhila-Perücke als randamüsante Erscheinung hervor, die nur Vohrers spannungsvolle Inszenierung der Mord- und Überfallszenen vor zu großer Albernheit bewahrt. Der routinierte Regisseur macht aus dem in Satirikerkreisen als „Knochenkopp“ verschrienen Unheimlichen letztlich doch noch einen respektablen Schurken, wenngleich das ewige Gimmick, Vohrers eigene Stimme zur Nachsynchronisation einzusetzen, sich langsam als ermüdend herausstellt. Im späten Filmverlauf lässt dann auch stellenweise die Einschüchterungskraft des Unheimlichen nach; Szenen wie die, in der er sich hinters Steuer eines Wagens schwingt oder plötzlich mit einer Maschinenpistole hantiert, haben dann doch etwas unfreiwillig Komisches bzw. Trashiges an sich. Das ist schade, weil die Hintergrundgeschichte um den Mordversuch an Sir Oliver an Bord eines Flugzeugs ebenso wie die Verwicklung der einzelnen Helfershelfer ins Geschehen eigentlich sehr interessant ist und zu den klassischsten und überzeugendsten Plots der Farbphase gehört.

Erneut erhält Joachim Fuchsberger eine Inspektorenrolle, die hauptsächlich altbekannte Klischees aufwärmt und ihn als Darsteller in seiner reifenden Entwicklung nicht angemessen berücksichtigt. Plänkeleien, wie er sie sich hier mit Siw Mattson liefert (man denke etwa an die „Mund-zu-Mund-Beatmung“), hätten ihm zehn Jahre früher als vorwitzigem Frischling gut gestanden, wirken bei einem gestandenen, teilergrauten Anfangvierziger hingegen reichlich bemüht. Immerhin bietet ihm Siw Mattson im Rahmen der Möglichkeiten besser Paroli als Uschi Glas und auch Meyerincks Sir Arthur schränkt Inspektor Higgins nicht gar so sehr ein wie Schürenbergs Sir John im „Mönch mit der Peitsche“. Im vielseitigen Ensemble tun sich Wolfgang Kieling als angstzitternder Wolf im Schafspelz, Otto Stern als glatter Anwalt und Monika Burg als wenig rührige Krankenschwester positiv hervor. Da sie wenig zu tun hat und somit kaum schauspielerischen Ansprüchen genügen muss, ist auch Sängerin Lil Lindfors eine willkommene Ergänzung der Darstellerriege.

Ihre Gesangsnummer „The Space of Today“ kommt nicht an den ikonischen Status ähnlicher Darbietungen aus den Schwarzweiß-Filmen heran, sagt den Wallace-Fans aber seit jeher sehr zu, weil sie gewissermaßen ein Minimalkompromiss im beliebten Late-Sixties-Stil ist. Es erscheint nur ein wenig faul, dass Peter Thomas sie gleichermaßen auch als Titelmusik einsetzte und dafür nicht einen separaten Score (eventuell mit kirchlichen Motiven) komponierte. Vermutlich stand dem die Wendlandt’sche Sparmentalität entgegen, die man auch den erneut schwachen Studiosets sowie den uninspirierten Außenaufnahmen auf der Pfaueninsel entnehmen kann. Während diese im „Hund“ durchaus funktionierten, wirkt das Wannsee-Triple nun insgesamt unkreativ und lustlos – insbesondere die wiederholte Verwendung des Kavaliershauses mit billigen vorgesetzten Stützmauer-Attrappen. Auch darstellerisch bzw. in Hinblick auf eine schärfere Konturierung einzelner Rollen wäre durchaus noch Luft nach oben gewesen, vor allem in Hinblick auf die Parts von Pinkas Braun, Peter Mosbacher, Siegfried Rauch, Hans Krull und Wolfgang Spier. Ausgesprochen kompetent dagegen: der Gastauftritt Edith Schneiders als „Professorin des Todes“.

Traditionelle Krimihandlung trifft auf plakativen Geisterbahngrusel: „Im Banne des Unheimlichen“ lässt leider nicht erkennen, dass die für den Jubiläums-Wallace angehobenen Standards kontinuierlich beibehalten wurden, und krankt demnach an Problemen der Oberflächlichkeit, der kreativen Auslaugung und der billigen Herstellung – wenngleich nicht in so starkem Maße wie die zeitigen und die späten Vohrer-Farbfilme. Während Fuchsberger kompetent, aber uninspiriert seinen Mann steht, regt die „lachende Leiche“ abwechselnd zum Schaudern und zum Stirnrunzeln an.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

25.05.2019 17:56
#183 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #8
Leidet da etwa jemand an PED, Post Eurovision Depression? Nach einem Zwischenhoch beim „Hund“ muss ich leider wieder stärker herummäkeln. Von Farbwallace-Sieger kann in Anbetracht der britischen und italienischen Konkurrenz ohnehin bei keinem der Vohrer-Filme die Rede sein, aber selbst innerhalb der „Berliner Gruppe“ gibt es mit dem „Hund“ für mein Dafürhalten einen deutlich gelungeneren Aspiranten. Die deiner Meinung nach vorherrschende „ungemein hohe britische Atmosphäre“ muss ich dann doch mit der Lupe suchen. Sonst stimme ich dir in vielen Punkten zu.


PED? Sehr gut möglich! Hauptgrund der schnellen Sichtung war allerdings ähnlich wie bei "Der Mönch mit der Peitsche" die Blu-Ray (ja, auch "Im Banne des Unheimlichen" habe ich so gesehen ein paar Tage zu früh geschaut).

Und die ungemein hohe britische Atmosphäre hängt natürlich davon ab, womit man den Film vergleicht. Gegen "Nonne" verliert "Banne" natürlich. Aber direkt nach "Hand", "Peitschenmönch" und "Hund" geschaut, fühlte es sich beinahe an wie eine Offenbarung.

Volle Zustimmung überdies zur Prätitelsequenz und dem Lachen aus dem Lautsprecher. Darüber bin ich auch gestolpert.

Giacco Offline



Beiträge: 2.517

25.05.2019 19:24
#184 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

"Im Gegensatz zu vielen anderen Serien, deren Filme allmählich immer schwächer werden, kann man der Wendlandt-Produktion und Regisseur Alfred Vohrer uneingeschränkt bestätigen, dass die Perfektion ihrer Wallace-Reißer sich von Film zu Film steigert, ohne jedoch dabei in billige Routine zu erstarren. Selbst die Nebel wallen immer gekonnter. Auch hier ist wieder ein Super-Reißer geglückt, der von der ersten Film-Minute an fesselt und das Spannungsfeld bis zum Schluss unter Starkstrom hält." (Filmblätter 1968)

Film-Echo-Note: 2,8 (37 Meldungen)

In Frankreich lief der Film nur in den Süd-Ost-Provinzen. Somit fand auch keine Aufführung in Paris statt.
Spanien: 619.425 Besucher

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.05.2019 19:52
#185 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #9
ja, auch "Im Banne des Unheimlichen" habe ich so gesehen ein paar Tage zu früh geschaut

Ich auch. Aber bei mir war es reine Neugier darauf, wie sehr mich der Film diesmal überzeugen würde. Schließlich hatte ich ihn auch als "besten Farb-Vohrer" abgespeichert, was ich nun offensichtlich nicht mehr so sehen würde. Vielleicht war die Erwartungshaltung zu groß? Aber letztlich muss gerade ein Edgar-Wallace-Film auch hohen Erwartungen gerecht werden.
Zitat von Giacco im Beitrag #10
"Im Gegensatz zu vielen anderen Serien, deren Filme allmählich immer schwächer werden, kann man der Wendlandt-Produktion und Regisseur Alfred Vohrer uneingeschränkt bestätigen, dass die Perfektion ihrer Wallace-Reißer sich von Film zu Film steigert, ohne jedoch dabei in billige Routine zu erstarren."

Das ist eine bemerkenswerte Aussage. Sie zeigt vielmehr, dass die kultursnobistische Abwehrhaltung der professionellen Filmkritik gegenüber Wallace-Krimis im Laufe der 1960er Jahre fallengelassen wurde und damit die Ansprüche der Rezensenten massiv in den Keller gingen. Man merkt damit ironischerweise, wie die Rezensionen immer milder werden, je schwächer die Filme werden (sehr pauschal gesprochen).

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.05.2019 20:03
#186 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #2
Dennoch sieht man sich bei diesem Film einigen wichtigen Änderungen gegenüber, die gerade zur richtigen Zeit kommen, um der Reihe ein wenig frischen Wind zu geben. [...] Wo sind die Schlangen? Wo sind die Gimmicks?

Naja, es ist ja nun wirklich nicht so, als habe sich Vohrer in inszenatorischer Hinsicht bei "Im Banne des Unheimlichen" auf besonders unerprobte Wege begeben. Klar, die Einflüsse eines anderen Drehbuchautors merkt man natürlich, aber die Ingredienzien und vor allem die Art der Zubereitung bleiben dennoch beinah identisch. Schlangen hin oder her - Vohrers zweiter großer Liebe (den Skeletten) wird mit dem Film ein umso größeres Denkmal gesetzt. Dazu weiterhin das Übliche: Nacht, Nebel, Friedhof, Gruft, mittelmäßig erfolgreiche Farbspielereien, eine trotz Sir-Wechsels recht lückenlose Fortsetzung der Yard-Seifenoper, die gewohnte homosexuelle Nebenfigur, Crazy-Settings und Tiere (in Professor Bounds Büro), sogar eine doppelte Einbindung der "Hallo"-Stimme und und und. Wo ist da der frische Wind? Wo ist der von @Baal1985 wahrgenommene "Versuch, die Reihe zu modernisieren"? Das ist doch alles eher Kategorie Mottenkiste.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

25.05.2019 22:31
#187 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #12
die gewohnte homosexuelle Nebenfigur


Gewohnt? Welche und wie viele hatten wir denn schon? Und wen haben wir hier? Und woran machst du das fest? Ich habe vor kurzem "Vier gegen die Bank" gesehen und von den Manierismen her würde man Herbert Böttichers Modeschöpfer sicher als typisch homosexuell gezeichnet bezeichnen können, vom Drehbuch her hat er allerdings Frau und uneheliches Kind. Von daher bin ich mittlerweile bei solchen Kategorisierungen vorsichtig. Richtig offensichtlich und offen angesprochen wird es bei Wallace doch erst im Glasauge mit "Softy".

Zitat von Gubanov im Beitrag #12
Wo ist da der frische Wind?


Frischer Wind (wie bereits genannt London-Aufnahmen, stärkere Verortung in den Sixties, Auflockerung der Besetzung, keine absurden technischen Gimmicks, keine Verbrecherpyramide, Titelsong, ein Schuss Multikulti-Exotik) muss ja nicht gleich heißen völliges Umkrempeln. Man muss dem Zuschauer schon noch genug gewohntes bieten und es bleibt natürlich ein Alfred-Vohrer-Film. Später sollte man natürlich noch viel weiter abweichen, was aber auch nicht immer von Erfolg gekrönt war. Bei der "Nonne" ist man ja bereits ziemlich abgewichen und es wurde vom Publikum weniger gedankt als man wahrscheinlich gehofft hatte.

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

26.05.2019 10:35
#188 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #12
Zitat von Count Villain im Beitrag #2
Dennoch sieht man sich bei diesem Film einigen wichtigen Änderungen gegenüber, die gerade zur richtigen Zeit kommen, um der Reihe ein wenig frischen Wind zu geben. [...] Wo sind die Schlangen? Wo sind die Gimmicks?

Naja, es ist ja nun wirklich nicht so, als habe sich Vohrer in inszenatorischer Hinsicht bei "Im Banne des Unheimlichen" auf besonders unerprobte Wege begeben. Klar, die Einflüsse eines anderen Drehbuchautors merkt man natürlich, aber die Ingredienzien und vor allem die Art der Zubereitung bleiben dennoch beinah identisch. Schlangen hin oder her - Vohrers zweiter großer Liebe (den Skeletten) wird mit dem Film ein umso größeres Denkmal gesetzt. Dazu weiterhin das Übliche: Nacht, Nebel, Friedhof, Gruft, mittelmäßig erfolgreiche Farbspielereien, eine trotz Sir-Wechsels recht lückenlose Fortsetzung der Yard-Seifenoper, die gewohnte homosexuelle Nebenfigur, Crazy-Settings und Tiere (in Professor Bounds Büro), sogar eine doppelte Einbindung der "Hallo"-Stimme und und und. Wo ist da der frische Wind? Wo ist der von @Baal1985 wahrgenommene "Versuch, die Reihe zu modernisieren"? Das ist doch alles eher Kategorie Mottenkiste.



Mit Mordernisierung meine ich vor allem stilistische Elemente.

Das Titellied wird gesungen. -> Funktioniert wunderbar.
Eine ProfessorIN als Expertin -> Funktioniert wunderbar.
Auch der weibliche Sidekick ist eine andere Form, als wir ihn bisher z.B. durch Karin Dor kennen. Auch die Beziehung zwischen Peggy Ward und dem Inspektor ist so übertrieben romantisch wie in den Vorgängern. Sie ist eher etwas lockerer. Sexuelle Anspielungen sind gerade im Verhältnis zu dem Buckeligen oder Grünen Stecknadel dezent gehalten. Aber sie wirken nicht deplatziert.


Wenn man Modernisierung als eine gute Mischung aus alten und neuen Elementen betrachtet, finde ich ist der Film ein sehr guter Ansatz. Zumal gerade die Geschichte im Vergleich zu vielen anderen Farbfilmen sehr gut gelungen ist.


P.S. Lasse ich Nacht, Nebel, Friedhof, Gruft drin sagen einige wie @Gubanov , dass sei Mottenkiste. Nehme ich sie raus, werden sich andere beschweren, dass sei doch gar kein Wallace-Film mehr.
"Das Geheimnis der grünen Stecknadel" ist für mich ein Musterbeispiel. Dort wurden solche Elemente vollständig gestrichen. Da wird regelmäßig gemeckert, dass sei kein richtiger Wallace-Film mehr. Der Film ist in Sachen Kameraführung, Musik oder der Glaubwürdigkeit der Handlung seinen Farbvorgängern haushoch überlegen. Aber diese neuen Ideen werden regelmäßig nicht anerkannt, weil der Film eben keine klassischen Elemente mehr enthält. Wie man's macht, macht man's verkehrt.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

26.05.2019 11:40
#189 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Baal1985 im Beitrag #14
Nehme ich sie raus, werden sich andere beschweren, dass sei doch gar kein Wallace-Film mehr. "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" ist für mich ein Musterbeispiel.

Das ist auch kein "Wallace-Film" mehr. Er hat weder mit den Romanvorlagen noch mit den "klassischen" Wallace-Filmen etwas gemeinsam. Wer Thriler mag, für den ist es ja in Ordnung. Aber das muss ich nicht als Wallace verkaufen.

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

26.05.2019 11:52
#190 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Quod erat demonstrandum.

greaves Offline




Beiträge: 583

26.05.2019 12:08
#191 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Im Banne des Unheimlichen


Das war mein ERSTER EDGAR WALLACE FILM den ich gesehen habe und in voller Länge. Das müsste im Dezember 1991 gewesen sein.
Und ist in meinen Augen immer noch einer meiner Lieblings Wallace Filme !!!

Mit Joachim Fuchsberger,Siv Mattson,Wolfgang Kieling,Pinkas Braun,Hubert von Meyerick,Siegfried Rauch,Otto Stern,Edith Schneider,Claude Farell,Jimmy Powel,Renate Grosser,Hans Krull,Peter Mosbacher,Wolfgang Spier,Lil Lindfors u.a.

Joachim Fuchsberger ,Pinkas Braun,Siegfried Rauch sieht man hier das letzte mal in einem Wallace. Wobei der erst genannte nochmal einen Auftritt im zweitletzten Edgar der 70 er Jahre hat.

Ich finde das man hier auch gut ohne Eddi Arent und Klaus Kinski auskommt und sich das Publikum damals langsam gewöhnt hat,ohne die zwei auszukommen.
Was schade ist und fehlt ist das Siegfried Schürenberg nicht mehr mitspielte.
Obwohl ich in diesem Film Hubert von Meyerinck noch nicht so störend finde. (Kommt aber leider noch …)

Zur Story kann ich nur sagen,dass sie toll und ähnlich wie beim Film zuvor auf Geisterbahn Grusel Gruft angelegt ist. Das gefällt!👍🏻

Was man in meinen Augen noch ändern hätte können,wäre zum Beispiel das die Trauerfeier draussen vor der Kirche (Meierei auf der Pfaueninsel)gespielt hätte.
Und das vielleicht die lachende Leiche mit einem Leichenwagen (zuletzt auf der Flucht ist)und nicht mit einem Polizeiauto.Oder allgemein ein Leichenwagen im Film vorkäme.

Was ich auch schade finde ist das auch für diesen Film wieder Szenen aus dem Orginal Drehbuch fallengelassen wurden,wie ich in der“ DNB „Frankfurt am Main herausgefunden habe:
Das zum Beispiel Peggy vom Fremden ,der selbst einen Lieferwagen fuhr,verfolgt wurde,um den Krankenbericht von Sir Oliver zu bekommen und sie (Peggy,die im Drehbuch einen kleinen Morris fuhr und keinen Land Rover)von der Strasse abdrängte.
(Auch Mr. Meryl fuhr laut Drehbuch einen Jaguar. )

Und auch die letzten Szenen mit Higgins und dem Zombie im Geräteschuppen verliefen laut Drehbuch etwas anders:

Higgins verfolgt den Zombie zum Geräteschuppen.Im Film steht der Zombie hinter der Tür mit einem Maschinengewehr und schiesst wild drauflos.
Im Drehbuch steht Higgins vor einem Schrank mit Spiegel und der Zombie nimmt einen scharfen Spaten und will auf den Inspektor einschlagen,trifft aber zum Glück nur den Spiegel im Schrank,der dann in tausend Stücke zersprang.

Auch zuletzt wenn Higgins das Tonband laufen lässt ist etwas anders (er drückt im Film den Knopf selbst)
Im Drehbuch drückt /löst aus Schwester Adela den Playknopf beim zu Boden fallen,nach ihrer Giftinjektion.
Und auch die Schlusseinstellung ist anders...
Im Film rennen Higgins,Peggy und der Pfarrer aus dem Bild.
Im Drehbuch sagt Higgins nach der Auflösungsdialogen von Adela und ihrem Fall zu Boden zum Pfarrer:“Nun zu ihnen,Herr Pfarrer.“

Das sind kleine Unterschiede vom Drehbuch zum fertigen Film wie wir ihn heute kennen...

Drehorte sich fast alle gefunden.Ausser was mich noch interessieren würde,wo der Geräteschuppen (innen) steht.????War es im Studio der CCC oder Orginal??
Aus dem Drehplan kann ich nicht s konkretes herauslesen. Ich Tippe aber dass das Gebäude (wo die Auflösung und demaskierung vom Zombie war)—Studio ist und der Eingang zum Schuppen (Wo der Ofen brennt und Ramiro von der Krankenschwester und ihren Helfern ärztlich versorgt wird)Orginal ist.

Und auch die Szenen im „Red Rose“Innen muss in einer Orginal Bar gewesen sein.
Vielleicht hilft uns auch wieder unser Freund,der ZUFALL …

Ich gebe meinem Favorit Wallace Film
5 von 5 Punkten 👍🏻👍🏻👍🏻

patrick Offline




Beiträge: 3.245

26.05.2019 19:35
#192 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Im Banne des Unheimlichen (1968)



Regie: Alfred Vohrer

Drehzeit: 29.01.1968 - 13.03.1968

Mit: Joachim Fuchsberger, Siw Mattson, Wolfgang Kieling, Pinkas Braun, Peter Mosbacher, Claude Farell, Hubert von Meyerinck, Hans Krull, Otto Stern, Siegfried Rauch, Lill Lindfors, Ewa Strömberg, Renate Grosser, Wolfgang Spier, Jimmy Powell, Ilse Pagé, Edith Schneider, Max Wittmann, Michael Miller, Thomas Danneberg, Eva Ebner, Dietrich Behne


Handlung:

Bei der Trauerfeier des bei einem Flugzeugabsturz verunglückten Sir Oliver Ramsey geht es den Anwesenden in der Kirche durch Mark und Bein, als das Gelächter des Toten aus dem Sarg ertönt. Die Beisetzung findet dennoch statt und schon kurz darauf beginnt eine eigenartige Mordserie. Der Täter trägt viktorianische Kleidung und eine Knochenmaske und verwendet als Mordwaffe eine Giftnadel, welche sich in seinem Ring befindet. Da die Opfer mit Sir Oliver Ramsey in Zusammenhang stehen, liegt die Befürchtung nahe, dass dieser entweder noch am Leben oder als Zombie von den Toten auferstanden ist und sich nun auf einem Rachefeldzug befindet. Besonders sein Bruder Cecil Ramsey ist extrem verängstigt und überzeugt, dass Sir Oliver ihm nach dem Leben trachtet. Inspektor Higgins ermittelt und auch die kecke Journalistin Peggy Ward hat in diesem interessanten Fall längst die Witterung aufgenommen, was sie bald in Teufels Küche bringen sollte...

Anmerkungen:

Der inzwischen etablierte Geisterbahnstil wird hier von Vohrer weiter perfektioniert und ein richtiger Gruselfilm geboten, der sich durch besonders gelungene Aufnahmen auszeichnet. Sehr schön grünlich ausgeleuchtet ist das Knochengesicht des Unheimlichen beim Vollzug seiner Schandtaten. Auch mit der Farbe rot wird an einigen Stellen gekonnt herumgespielt. Unter dem Strich präsentiert der Unheimliche das wohl mit Abstand gelungenste Farbenspiel der polychromen Wallace-Beiträge und bietet als optischer Augenschmaus einen wahren Leckerbissen. Die Kamerakünstler haben sich beim Experimentieren wirklich löblich in's Zeug gelegt und eine ausgesprochene Kreativität bewiesen, die bedauerlicherweise keinen weiteren Ausdruck mehr finden sollte. Auch die Nebalschwaden lassen klar erkennen, dass Wallace drin ist und nicht nur drauf steht. Eingefleischten Fans sind die Parallelen zur "Bande des Schreckens" von 1960 mit Sicherheit nicht entgangen. Auch hier gehen die Morde auf das Konto eines angeblich dem Grabe Entstiegenen und vor allem die Szene des Unheimlichen am Fenster ist mit Sheltons Widergänger fast ident inszeniert worden.

Sehr auffällig ist in diesem Streifen die hohe Anzahl neuer Gesichter, die bei Wallace erstmals in Erscheinung treten und für eine durchaus angenehme Abwechslung sorgen. Den Wiedererkennungswert bedienen lediglich Joachim Fuchsberger und Pinkas Braun. Sosehr Sir Johns übertriebene Begriffstutzigkeit mitunter nervte, sosehr hat man ihn in der Verkörperung des sympathischen Mimen Siegfried Schürenberg doch irgendwie in's Herz geschlossen, was bei seinem Nachfolger Hubert von Meyerinck als Sir Arthur mitnichten der Fall ist. Dieser wirkt wie ein Jahrmaktskasperl, dessen Albernheiten weder witzig noch angebracht oder gar originell sind und den Film nur unnötig besudeln.

Das sehr schmissige Titellied scheint bei James Bond abgekupfert zu sein, ist allerdings weniger eine Ballade als viel mehr ein typisches Klangbeispiel der späten 60er-Jahre und wirkt als solches sehr erfrischend. Die Inszenierung des Films ist rein optisch in schön konservativem Wallace-Stil gehalten, was durch die viktorianische Kleidung des Unheimlichen und auch des Pfarrers weiter verstärkt wird. Der fauchende Knochenkopf des Unholds mag auf den allerersten Blick vielleicht etwas lächerlich daher kommen, ist durch die tollen Kameraeinstellungen und das professionelle Farbenspiel aber sehr gefällig in Szene gesetzt. Auch mit der Auflösung darf man durchaus zufrieden sein.

Fazit:


Spannung und eine besonders originelle und atmosphärische Bildersprache vermögen, zusammen mit einer Vielzahl neuer Gesichter, der inzwischen in Routine festgefahrenen Reihe tatsächlich nochmal frisches Blut zuzuführen und machen "Im Banne des Unheimlichen" zum wohl allerletzten Highlight einer Serie, die unmittelbar danach auf ihr Sterbebett niedersinken sollte. Noch vor der "Blauen Hand" ist dies der mit Abstand beste Farb-Wallace, daher noch ein letztes Mal 5 von 5 Punkten. Dass auf diesem Niveau nicht mehr weitergemacht wurde, ist ausgesprochen bedauerlich.

Andreas Offline




Beiträge: 435

26.05.2019 23:02
#193 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Ein aggressiver Comic-Film, der nicht überzeugt. Weder spannend noch gruselig. Weder innovativ noch klassisch Wallace.Die Auflösung ist die schlechteste der ganzen Wallace Reihe. Einen grün gefärbten Menschen durch die Gegend rennen zu lassen, ist ja total realistisch und völlig unauffällig. Wegen der Grünfärbung schaut ja auch niemand genauer hin.. . Dann doch lieber den verrückten Gorilla.

Einen aufgerundeten Punkt für den Ur-Wixxer.

http://carryon.foren-city.de/

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

27.05.2019 08:21
#194 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Zitat von Andreas im Beitrag #19
Ein aggressiver Comic-Film, der [mich] nicht überzeugt.


Ich habe mal deinen ersten Satz etwas angepasst im Zitat. Ansonsten wäre das im Anbetracht der bisherigen Rezensionen eine gewagte These mit weder Wallace (Gubanov: "Typischer Vohrer-Mottenkisten-Wallace", patrick: "Vohrers etablierter Geisterbahnstil") noch innovativ (Baal1985: "Behutsamer Modernisierungsversuch", Count Villain: "Frischer Wind nach dreimal Reinecker").

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.05.2019 15:05
#195 RE: Wallace der Woche (29): Im Banne des Unheimlichen (1968) Zitat · Antworten

Erstmal willkommen zurück, @Andreas! Ein erstes Lebenszeichen seit acht Jahren, das finde ich super.

@Count Villain: So abwegig finde ich die Einschätzung gar nicht - auf jeden Fall kommt sie meinem Empfinden näher als die vorangehenden Lobgesänge oder euer Hervorheben einer doch eher bescheidenen Modernisierung, die ich tatsächlich frühestens beim "Glasauge", in wirklich effektivem Ausmaß aber erst bei allen fünf darauffolgenden Filmen erkenne. Was ist denn hier der in Skelett-Maskerade herumlaufende Unheimliche letztlich anderes als eine zunehmende Infantilisierung und Comicisierung der Wallace-Reihe, die auf ziemlich plumpe, schrille, von mir aus auch als "aggressiv" zu bezeichnende Art betrieben wird? Insofern ja: "aggressiver Comic-Film" ist vielleicht etwas provokant, aber schon nicht verkehrt.

Ob ich nun den nicht weniger albernen und dieser Vorwürfe schuldigen "Gorilla" demgegenüber bevorzugen würde, steht wieder auf einem anderen Blatt. Da wäre ich bei einer vergleichenden Wertung sehr vorsichtig - aber sowohl in Andreas' Richtung, hier den "Gorilla" zu loben, als auch in die von vielen anderen zu erwartende gegenteilige Richtung, vom totalen Lob ("Banne" bester Farb-Wallace, 5 Punkte) zu totalem Verriss ("Gorilla" bäh, 1 Punkt) überzuwechseln, obwohl sich Produktionsanspruch und Machart gleichen wie ein Ei dem anderen.

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