Vor einigen Tagen hatte ich endlich das Vergnügen, den Kriminalfilm "Der Zinker" zu sehen und habe ihn mir gestern noch einmal angesehen. Ich war angenehm überrascht, durchbricht er doch alte Muster durch einige Änderungen im Konzept der erfolgreichen Edgar-Wallace-Serie. Durch die Wahl von Günter Pfitzmann als eleganten Verbrecher und die Betonung auf Agnes Windeck als weibliche Hauptfigur, finden wir diesmal kein "Jugendlicher-Inspektor-rettet-junge-Erbin" - Muster vor, sondern sehen neue Elemente, die sehr erfrischend wirken. Die Schauplätze sind zeitloser Natur und die Schneelandschaft Berlins kann durch gelungene Schnitte problemlos für London und Umgebung gehalten werden. Die Besetzung überzeugt und Heinz Drache gibt einen dynamischen Ermittler, der sehr von sich überzeugt ist und kraftvoll agiert. Eddi Arent und Siegfried Schürenberg ziehen alle Register und lassen keinen Moment Langeweile aufkommen. Barbara Rütting spielt eine unabhängige Frau, der das Wegfallen ihres Verlobten weniger Schmerz bereiten wird, als den anderen, weniger emanzipierten Heldinnen der EW-Reihe. Den Höhepunkt bilden die Szenen mit der großartigen Agnes Windeck, die durch ihre Eigenheiten jeden Film beherrscht und Günter Pfitzmann durch List überführt. Bereits dieses Ende weicht vom klassischen finalen Kampf zwischen Polizei und Verbrecher ab. Ein gelungener Edgar Wallace, der zeigt, daß eine Dosis Bitterkeit, gewürzt mit herzhaftem Humor und rasantem Tempo einen unterhaltsamen Film ergibt.
Ich hätte noch eine Frage : Nancy Mulford wirft dem "Zinker" am Ende des Films vor, er hätte auch sie töten wollen und zwar vor seiner Abreise nach Nairobi. Weshalb ? Wenn er Beryl Steadman mitgenommen hätte, was er ja durchaus vor hatte, wäre er als Verdächtiger aus dem Schneider gewesen. Wie wäre es dann aber weitergegangen ? Millie Trent hätte sicher ihre wahre Identität enthüllt. Hätte der "Zinker" auch Beryl getötet ?
Es ist interessant, wie die liebenswürdige Agnes Windeck in diesem Film nicht nur als Sympathieträgerin eingesetzt wurde, sondern auch zu dem Kreis der Verdächtigen zählt. Man denke an ihre Reaktion auf den ersten Besuch von Inspektor Elford, ihre Bemerkung, daß Leslie "natürlich" nicht zur Arbeit erschienen sei und ihre verdächtigen Blicke.
Dieses Detail fällt bei mehrmaligem Sehen erst richtig auf und macht den Film umso vielschichtiger.
Windeck ist für diese Rolle natürlich auch prädestiniert und man sieht, dass es ihr Spaß macht, sich auszutoben und auch dem eitlen Drache das eine oder andere Mal einen Denkzettel zu verpassen. Mit einigen versteckten Bemerkungen und Kameraeinstellungen (man denke an die Szene nach dem Auffinden der Todesdrohung an Frank Sutton) wird sie auch effektiv in den Kriminalfall eingebunden, ohne nur schmückendes Beiwerk zu sein wie im "Buckligen von Soho". Dass sie als Vollstreckerin die Überführung des Täters übernehmen darf - quasi als Revanche -, ist eine schöne Beigabe, die durch die ergreifende Schlussszene vor dem Portrait ihres Mannes (ich liebe sie, es ist die beste Wallace-Schlussszene) abgerundet wird.
Das stimmt. Windeck spielt mit Elan und Vergnügen. Sah der "Zinker" in ihr eine Bedrohung ? Sie hält ihm bei der Teestunde am Ende des Films vor, er habe sie in der Nacht vor seiner Abreise beseitigen wollen...
Vielleicht dachte er, sie wisse zuviel. Schließlich war sie es, die dem Inspektor das Manuskript mit dem Schreibmaschinencharakteristikum gab, und nicht zuletzt war sie mit Elford so vertraut, dass er ihr die Überführung überließ.
Ein Meisterwerk in Bezug auf darstellerische Leistung und Atmosphäre.
Ganz perfekt ist der Film aber nicht und steht im Spannungsaufbau hinter GASTHAUS, AUGEN und Reinls Filmen zurück. Insgesamt verläuft die Story im Mittelteil zu gemächlich und die Auflösung schließt sich dann ziemlich unvermittelt an, was den Rhythmus des Films doch spürbar stört. Auch ist der Kreis der Verdächtigen von vornherein stark eingeschränkt, in einigen Passagen mangelt es eindeutig an Tempo und ein paar Nebenhandlungen nehmen zuviel Platz ein.
Trotz allem einer der besten Vohrer Wallace, die Darsteller sind in Höchstform und die Mischung aus Humor und Spannung ist absolut gelungen. Die winterlichen Außenaufnahmen sind wunderbar und verleihen dem Film eine ganz eigene Stimmung.
Wunderschöner Film, aber als Krimi nicht ganz geglückt.
der film weiß vor allem durch seine tollen darsteller, die undurchsichtige handlung, eine gute musik, schöne motive und herrliche dialoge zu unterhalten! leider können all diese aspekte die lahme inszenierung nicht vollends auf ein sehr gutes level heben und darum nur wallace mittelmaß aus meiner sicht!
Zitat von tilomagnet Auch ist der Kreis der Verdächtigen von vornherein stark eingeschränkt,
SPOILER Das ist allerdings auch im Roman schon so angelegt. Wallace hat hier offensichtlich nicht so großen Wert darauf gelegt, die Person des Haupttäters zu verschleiern, denn Frank Sutton ist als einer der wenigen möglichen Verdächtigen ganz vorn mit dabei. Im Roman ist er auch recht schnell zumindest moralisch fragwürdig dargestellt, weil er seine Liebschaft mit Mollie Trent verheimlicht. Im letzten Drittel des Buches ist dann schon klar, wer der Zinker ist. Und er stirbt dann ja auch bestimmt 30 Seiten vor Ende von der Hand des Nebenbuhlers Leslie. Im Film gibt es dann den Versuch, Sutton mit dem Manöver mit der Schlange zu entlasten, welche ihm Krishna ins Zimmer schmuggelt... Trotzdem gehört der Zinker für mich zu den besseren Wallace-Stoffen, flott und stringent erzählt, und mit viel Lust agierenden Akteuren!
Zitat von tilomagnetAuch ist der Kreis der Verdächtigen von vornherein stark eingeschränkt,
SPOILER Das ist allerdings auch im Roman schon so angelegt. Wallace hat hier offensichtlich nicht so großen Wert darauf gelegt, die Person des Haupttäters zu verschleiern, denn Frank Sutton ist als einer der wenigen möglichen Verdächtigen ganz vorn mit dabei. Im Roman ist er auch recht schnell zumindest moralisch fragwürdig dargestellt, weil er seine Liebschaft mit Mollie Trent verheimlicht. Im letzten Drittel des Buches ist dann schon klar, wer der Zinker ist. Und er stirbt dann ja auch bestimmt 30 Seiten vor Ende von der Hand des Nebenbuhlers Leslie. Im Film gibt es dann den Versuch, Sutton mit dem Manöver mit der Schlange zu entlasten, welche ihm Krishna ins Zimmer schmuggelt... Trotzdem gehört der Zinker für mich zu den besseren Wallace-Stoffen, flott und stringent erzählt, und mit viel Lust agierenden Akteuren!
Man sollte auch bedanken, dass DER ZINKER zunächst ein Theaterstück war und dann als Roman umgeschrieben wurde. Hier ging es Wallace letztendlich nur darum noch einbmal Geld zu verdienen. Und das ist ihm durchaus gelungen. Gleiches gilt ja auch für DER HEXER. Beide Titel werden nach Außen hin (allgemeine Lexikas etc.) für Wallace' Popularität hochgelobt, dennoch sind es im Gesamtwerk von Wallace eher schwache Romane.
Beim HEXER ist dies so nicht ganz korrekt. Als erstes erschien der Roman und dann das Theaterstück. Daraus wurde dann der neue Roman erstellt. Mir persönlich gefallen aber beider Hexer-Romane und auch DER ZINKER ziemlich gut. Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.
Für mich war "Der Zinker" anfangs der beste Roman, beim Film war ich zwar bisschen enttäuscht, letztlich gefiel er mir aber trotzdem. Was wohl mehr an Heinz Drache gelegen hat, der diesen Film meiner Meinung nach aufwertet!
ich halte den roman zwar für gut, aber ich glaube nicht, dass man das filmisch gut hätte umsetzten können. von daher ist die verfilmung schon angemessen, wenn auch nicht überragend!
Zitat von Edgar007Beim HEXER ist dies so nicht ganz korrekt. Als erstes erschien der Roman und dann das Theaterstück. Daraus wurde dann der neue Roman erstellt. Mir persönlich gefallen aber beider Hexer-Romane und auch DER ZINKER ziemlich gut. Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.
HEXER ist durchaus korrekt! Edgar Wallace hatte zunächst ein Theaterstück mit dem Titel THE GAUNT STRANGER geschrieben, das am 1. Mai 1926 uraufgeführt werden sollte. Sir Gerald du Maurier gefiel weder die Fassung noch der Titel. Daraus kreierte Wallace dann THE RINGER/ DER HEXER. Um weiter "Geld zu machen" hatte er aber die Roman-Fassung "The Gaunt Stranger" an seinen Verleger verkauft. Nach Erfolg des Theaterstücks schrieb er dann zusätzlich eine Romanfassung von THE RINGER. Um das Theaterstück nicht zu gefärden durften die Romanfassung erst hinterher erscheinen. Ins Deutsche kam über Goldmann und Heyne nur die Ringer-Hexerfassungen. Erst die dt. Veröffentlichung DER HEXER im Scherzverlag beinhaltet den THE-GAUNT-STRANGER-Inhalt.