Zitat von Gubanov im Beitrag #25Ich verstehe die Kritik an der Szene nicht. Wenn es wie ein echter Anschlag aussehen sollte, musste der ungebetene Gast sich doch in jedem Fall erstmal seinen Weg ins Bett erschlängeln, bevor Sutton ihn töten konnte. Und wenn ihr wüsstet, da kommt gleich eine Mamba zu mir gekrochen, wärt ihr dann nicht nervös?
...nur wenn ich Krischna nicht vertraute.
Gubanov
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gelöscht
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21.02.2019 20:45
#182 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963)
"Der Zinker" zählt zu denjenigen Filmen, die mir mit jeder Sichtung besser gefallen. Ein ganz großes Lob muss Harald G. Petersson ausgesprochen werden, der in seinem einzigen komplett allein verantworteten Wallace-Skript so ziemlich die besten Dialoge unterbrachte, welche die Reihe zu bieten hat. Messerscharf, bisweilen zynisch - und somit optimal auf Regisseur Vohrer und Darsteller wie Drache, Rütting, Windeck, Schürenberg und Arent zugeschnitten, die hier allesamt Gala-Auftritte absolvieren. Heinz Drache spielt unglaublich souverän - und die Scharmützel zwischen Schürenberg und Arent zählen zu den humoristischen Glanzpunkten der Serie. Auch die Idee, dass man Kinski als mittlerweile fest etabliertes Reihen-Unikum hier stumm durch die Kulissen laufen und mit Tieren kuscheln lässt, erweist sich als Glücksgriff - wirkt seine Figur dadurch doch ungleich dämonischer und unberechenbarer. Ansonsten macht sich der wachsende Berliner Einfluss natürlich auch im Cast bemerkbar. Waren es in Hamburg noch Schauspieler wie Hans Paetsch, Günther Jerschke, Hela Gruel, Sigrid von Richthofen und Rudolf Fenner, die mit wiederkehrenden Auftritten für ein gewisses Lokalkolorit sorgten, so übernehmen diese Aufgabe nun Akteure wie Heinz Spitzner, Albert Bessler und in diesem speziellen Fall natürlich Günter Pfitzmann, den man wohl so sehr mit Berlin identifiziert, wie sonst nur noch Harald Juhnke (der viellecht auch einen interessanten Frank Sutton abgegeben hätte).
Ansonsten wurde hier vieles natürlich schon angesprochen (kein Wunder, wenn man immer erst vier Monate später seinen Senf dazugibt ). Aber ich möchte auch nochmal betonen, dass "Der Zinker" extrem wertig daherkommt und durch die Winter-Aufnahmen auch von einer für die Reihe einzigartigen Atmosphäre profitiert. Generell wirkt der Film sehr urban. Karl Löb erschuf diverse ikonische Aufnahmen und wusste mit dem Ultrascope-Verfahren nahezu optimal umzugehen. Die Musik von Peter Thomas überzeugt durch ihre stilistische Vielfalt, auch wenn sie nicht zu den absoluten Höhepunkten seines Wallace-Schaffens zu zählen ist. Summa summarum ein Edelkrimi mit exzellenten Darstellern, starken Dialogen und unvergesslichen Szenen, der zuletzt nur knapp an meiner persönlichen Top 10 vorbeigeschrammt ist.
Gemessen an der Tatsache, dass es sich beim ZINKER um einen der bekanntesten Romane UND Filme handelt, ist das vorliegende Resultat eher eine Enttäuschung. Der Film ist ein nettes Kammerspiel, bei dem kaum Spannung aufkommt. Und das obowhl ich zugeben muss, dass alle Akteure ihre Sache gut machen, insbesondere G. Pfitzmann. Umso erstaunlicher ist das lahme Tempo. Meiner Meinung nach einer der überschätztesten Werke. Mit gutem Willem gebe ich knappe 3 / 5 Punkten.
Der schurkische Nachschuss: Nach vielversprechendem, temporeichen Beginn versumpft der Film immer mehr in seiner eigenen Atmosphäre. Die inszenatorischen Highlights wirken zusammenhanglos, selten logisch und schaffen es nicht, die latente Trägheit des Films zu überwinden. 2,5 von 5 Punkten.
Meines Erachtens ein zwiespältiger Film - sicherlich nicht perfekt, aber der Positive überwiegt. Darsteller und die winterliche Athmosphäre sind wunderbar, aber die Krimi-Handlung ist reichlich schwach. Erstens gibt es zu wenig Verdächtige und dann passt auch der Spannungsbogen vor der Auflösung nicht wirklich. Auf einmal hat der Ermittler einen Wissensvorsprung vor dem Zuschauer und die Entlarvungsszene schließt dann recht unvermittelt an.
Alles in allem ist der ZINKER aber ein Film auf dem kreativen Höhepunkt der Wallace-Reihe, die Darsteller agieren famos in ihren Rollen, die Gags sitzen und Heinz Drache gibt hier einen souveränen und dynamischen Ermittler, der Blackys Auftritten mindestens ebenbürtig ist. Die Schrottplatz Szene oder die Ermordung von Sgt Leslie im Treppenhaus sind nicht umsonst "Best of Wallace". 4.5 / 5 Punkten.
Nachtrag: Zumindest für den Trailer während der Ausstrahlungen 1996 (Frühjahr bis Herbst), in dem ausschließlich Ausschnitte aus dem "Hexer" und dem "Zinker" verwendet wurden.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Die heimliche Hochzeit zwischen Frank Sutton und seiner Sekretärin wurde aus der Vorlage übernommen, wenngleich die Dame kein so schreckliches Ende findet. Ebenso gab es den Tod von Larry Graeme durch Zinkers Hand, auch eine Polizeifalle, die im Film gleich zur Falle von rachedurstigen Ganoven umgemünzt wurde. Das war es fast auch schon.
Daneben hat man auch das Motiv einer codierten Zeitungsnotiz übernommen, durch die dem Zinker mitgeteilt wird, wann und wo ihm was angeboten wird, lediglich in leicht geänderter Form (Gartenmöbel statt einer verlorenen Handtasche).
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Die schrullige Inhaberin der Mulfordschen Tierhandlung ist dazugedichtet, ebenso der Zeitungsverleger Fielding
Hatt Harras/Collie im Roman nicht einen Vorgesetzten, der ähnlich heißt (Field)?
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Warum hat Sutton mit dem Diebstahl der Schlange überhaupt die Aufmerksamkeit der Polizei auf seine Tierhandlung gelenkt?
Man könnte natürlich auch fragen, wieso es überhaupt Schlangengift sein musste. Aber wenn man akzeptiert, dass er sein(e) Opfer nicht einfach erschießen wollte, was der Diebstahl immerhin konsequent: Denn andernfalls hätte Scotland Yard alle die verdächtigt, die Zugriff auf eine schwarze Mamba hatten.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Wieso allerdings ist er verdächtig, sogar dass so schnell ein Spitzel bei ihm eingeschleust wird?
Ost wirklich sicher, dass zwischen Elfords Gespräch mit Sutton im Büro und Leslies Entlassung relativ wenig Zeit vergeht? Falls dem nicht so war, hatte der Inspektor vielleicht aus irgendeinem Grund Zweifel am Einbruch bekommen. Andernfalls wäre es natürlich ein Problem.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Und wieso wird die Kiste mit dem ermordeten Leslie absichtlich fallengelassen, was ja letztendlich erst Recht die Spur zur Zoohandlung führt?
Hier war die Restauration leider kein Segen! solange die Szene nicht zu sehen war und nur darüber gesprochen wurde, hatte ich noch gedacht, es sei ein Versehen gewesen. Übrigens kommt gleich danach eine Stelle, bei der ich mir immer wieder an den Kopf fassen muss: Nachdem Elford Sutton den Fund der Leiche beschrieben hat und fragt, wie diese wohl in die Kiste kam, antwortet dieser, dann müsste er auch wissen, wer Leslie ermordet habe, worauf der Inspektor "Sagten Sie ´ermordet´?" fragt. Sutton weicht aus. WARUM DENN? Er könnte doch sagen, dass sich nach einem Unfall oder Selbstmord ein Toter kaum in einer Kiste verstecken würde. Und die Ermittlung von Scotland Yard deutlich zusätzlich auf ein Verbrechen hin.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Und die ganze Szene mit dem fingierten Mordanschlag mit der zahnlosen Mamba, mit der sich Sutton unverdächtig machen will, die strotzt geradezu vor Unlogik. Das ist nun wirklich bewusste Irreführung des Zuschauers!
Sicher, zugleich aber auch (worauf Wikipedia hinweist) wohl ein Zitat einer ähnlichen Szene aus "James Bond jagt Dr. No", bei Bond im Bett liegend ebenfalls von einem giftigen Tier attackiert wird (dort allerdings von einer Spinne). Später wurde geschrieben, dass zumindest der Einbruch durch Krischna sinnvoll ist, damit die Spurensicherung Anzeichen dafür findet, dass jemand eingedrungen ist. Sicher hätte die Mamba auch gleich tot gebracht werden können, dann hätte sie auch ihre Giftzähne behalten (dass deren Fehlen auffallen würde, hätte Sutton sich denken können). Zumindest sein Unbehagen ließe sich noch erklären, weil der Gedanke an Kontakt mit einer Schlange sicher vielen Menschen unangenehm ist, selbst wenn von dieser keine Gefahr ausgeht.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157(Warum eigentlich sollte der Zinker Sutton auch töten wollen ?).
Einen ersichtlichen Grund dafür gibt es nicht, aber zumindest einen für das Vortäuschen: Nach dem Mord an Leslie und der Enthüllung, dass dieser ein Polizist war, musste Sutton erst recht den Verdacht von sich ablenken.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Und wie kann Millie Trent den verrückten Krischna als "Zinker" beschuldigen, wenn sie doch genau um das Doppelleben ihres kriminellen Mannes weiß?
Allerdings scheint sie nicht die volle Wahrheit zu kennen, da sie ihren Mann bei der Auseinandersetzung noch vor dem Zinker warnt (ein halbherziger Versuch, den Verdacht des Zuschauers noch zu zerstreuen).
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #157Und das unter Todesdrohung erzwungene Geständnis am Ende des Filmes mit heimlich mitgeschnittenen Tonbandaufnahmen - welcher Richter hätte das vor Gericht gelten lassen ? Mal ehrlich, ein bisschen mehr Realismus hätte dann doch nicht geschadet. Wenn der irre Krischna seinen Herrn und Meister nicht durchlöchert hätte, dann wäre der Zinker wohl durch die Unfähigkeit der Polizei wieder freigekommen.
Wurde dieser Punkt tatsächlich noch nicht früher genannt? Oder habe ich es überlesen? Diese sowohl juristisch als auch moralisch fragwürdige Sache stieß mir schon beim ersten Sehen unangenehm auf und ist aus meiner Sicht der größte Schwachpunkt des Films, viel störender als die Szene im Schlafzimmer.
Daneben ist mir noch etwas aufgefallen: Elford lässt sich Larry Graemes Akte vorlesen und ist über dessen Vergangenheit als Boxer informiert; ebenso kennt er die Methoden des "Lords" und weiß, dass dieser sich "offiziell" zurückgezogen hat. Und trotzdem fällt er aus allen Wolken, als die Verwandtschaft der beiden erwähnt wird?