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patrick Offline




Beiträge: 3.245

22.01.2019 20:26
#166 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #15
Es erschließt sich mir weiterhin nicht wirklich. Gerade plump ist es in meinen Augen selbst dann nicht, wenn ich Deiner Argumentation zu folgen versuche. Plump, was ich mit einfallslos und tausendfach erprobt in enge Verbindung bringe, wäre das klassische Bumm-und-Aus gewesen. Warum soll denn Inspektor Martin nicht das Wort als Waffe benutzen? Gerade weil er Staletti ja gut kennenlernen konnte in diesem Punkt, nutzte er folgerichtig diese Maßnahme. "Die größte Torheit eines Menschen ist es, den anderen zu unterschätzen!" hatte Staletti den in Taschenspielertricks ja nicht unbegabten Inspektor doch geradezu aufdringlich selbstverliebt bei ihrem ersten Aufeinandertreffen belehrt. Was dieser vermeintliche Doktor für ein Typus ist und wie man ihn am besten packen kann, hatte er damit schon ganz zu Beginn klar und deutlich aber ebenso unbeabsichtigt verraten. Das dürfte sich Richy gut gemerkt haben, um dann in der Vita des selbsternannten Doktors zu forschen: "Staletti, Sie sind gar kein Arzt! Sie haben nie ein Examen bestanden. Sie sind ein jämmerlicher Scharlatan!". Das alles ist in sich so logisch wie es der Pistolenschuss, das brennende Laboratorium oder die von den Toten auferstandene Kreatur an dieser Stelle nie sein könnten.



Ich hacke auch nicht daran herum, dass der Inspektor Staletti als Scharlatan und Egomane durchschaut hat und damit seinen Wunden Punkt entdeckte. Das ist vollkommen okay. Was ich plump (oder auch lächerlich, billig, unglaubwürdig, ungelenk inszeniert) finde, ist der so plötzliche und völlig überdrehte Nervenzusammenbruch mit Herumgehopse und anschließender Toter-Mann-Einlage. Für mich hat das die Lächerlichkeit eines Schmierentheaters oder einer zweitklassigen Parodie. Und wie kann der Inspektor so sicher sein, dass der, sich mit seinem wunden Punkt konfrontierte, Staletti wie ein Schuljunge die Waffe aus der Hand nehmen lässt? Das sind doch Trash-Einlagen allererster Güte, die Vohrers relativ eleganten Regie-Stil bei den "Augen" mit Füssen treten.

Stephan Offline



Beiträge: 114

23.01.2019 18:31
#167 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Gong:
**1/2 (überdurchschnittlich): „Dutzendfilm nach Wallace, der im Rückblick jedoch durch seine Starbesetzung, die teils ironischen, teils einfach dilettantischen Tricks und Manierismen und durch seine amüsanten Gruseleffekte zum nicht ganz ernst zu nehmenden Genuß wird.“

Pauer:
„1962 entstand die eher schwache Rialto-Verfilmung(…)Der Film wirkt schwerfällig und überladen, und zu viele Nebenhandlungen kommen einander in die Quere, ohne eine Bereicherung darzustellen.(...)Trotz dieser Ungereimtheiten kann man dem Film gewisse Wallace-Qualitäten nicht absprechen, was vor allem Verdienst der hervorragenden Besetzung ist(…)“

Kramp:
„Vohrer…fand nicht den Rhythmus, der seinen ersten Wallace, die toten Augen von London, ausgezeichnet hatte(…)Der Zwang zu Umbesetzungen tat sein Übriges, so daß der Krimi – neben der seltsamen Gräfin und dem Gorilla von Soho – zu den insgesamt drei schlechtesten Rialto-Wallace überhaupt zu zählen ist.“

Tses:
„Starke Regie, unheimliche Spannung, wohl dosierter Witz und gute Schauspieler, allen voran ein brillanter Pinkas Braun. Aber wozu das Ganze? Die Lösung des Rätsels, wenn man überhaupt von einer Lösung sprechen kann, ist ohne Bedeutung und unbefriedigend.“

Hohmann:
„Unentschlossen taumelt die Handlung von einer unwichtigen Nebenhandlung zur nächsten(…)“Die Tür“ ist alles andere als gut gealtert, dürfte aber in einigen Szenen auch schon bei der Premiere trashig gewirkt haben.(…)Dass der nunmehr zehnte Film aus der Rialto-Schmiede nicht gänzlich misslang, liegt an der guten Kameraarbeit von Karl Löb(…)Aber auch und insbesondere die Schauspieler sorgen dafür, dass der zweite Freddy-Vohrer-Streifen nicht völlig den Bach runterging.(…)Die Tür gehört sicherlich zu den schwächsten Beiträgen aus der Frühzeit der Wallace-Umsetzungen: dramaturgisch ziellos und inhaltlich überladen.“

Meine Meinung:
Der Roman „Die Tür mit den 7 Schlössern“ hält schon manche Überraschung parat, wenn ein Autor wie Edgar Wallace in die Welt der Medizin einsteigt und ein wenig Frankenstein-Feeling einstreut. Aus dem auf mich etwas merkwürdig und verworren wirkenden Roman letzten Endes ein vernünftiges Drehbuch zu machen, war mit Sicherheit keine leichte Aufgabe. Tatsächlich kommt oft der Zufall zu Hilfe, so manches wirkt unausgegoren und das Geheimnis um Schlüsselbesitzer und Gruft ist auch nicht der Knaller, der es dramaturgisch hätte sein können.
Die Besetzung und größtenteils die Atmosphäre sind aber brillant und machen einige Schwächen wett. Deswegen steht die Tür für mich knapp z.B. über dem Vorgänger Orchidee und infolgedessen vergebe ich 3,5 von 5 Punkten.

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

23.01.2019 20:42
#168 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat
Hmm, einige Besprechungen lesen sich so, als müsste man sich für das, was Wallace-Filme so typisch macht, regelrecht schämen. Ich halte es da mit @Jan: Was stört mich der Affe, wenn die Szene in Stalettis Labor doch so herrlich theatralisch ist? Dafür gibt es aus meiner Warte dicke Extrapunkte statt Punktabzug. (Ganz abgesehen davon, dass meine zoologischen Kenntnisse offenbar zu wünschen übrig lassen und ich bis heute nicht gecheckt habe, ob der Primat nun eine Kostümierung oder ein echtes Tier ist.)



Nicht nur die Geschmäcker sind halt unterschiedlich, auch die Herangehensweise: viellleicht bin ich in der Minderheit, aber ich betrachte die EW-Filme nicht unter dem Trash-Vorzeichen und freue mich dann über solche Drolligkeiten wie Stalettis sterbender Schwan - sondern halte zumindest die frühen Werke für handwerklich und darstellerisch durchaus fachmännisch - und weit entfernt vom B-Movie-Niveau, das man der Serie oft pauschal unterstellt.

Und gerade wenn man einen Film sieht, der im Vergleich zu späteren Machwerken (wie dem Gorilla von Soho beispielsweise) halbwegs solide gedreht ist, mit sehr guten Darstellern und vernünftiger Regie - dann fällt die Szene zum Ende eben besonders aus dem Rahmen und trübt den Gesamteindruck. Wäre es ein Film von Jess Franco oder Ed Wood, würde ich ganz anders herangehen.

Die anderen angesprochenen Punkte zu Umstimmigkeiten bzw. Fragezeichen dienen der Diskussion - und sollen nicht die Filme herunterziehen.

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

23.01.2019 20:44
#169 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #16
Zitat von Jan im Beitrag #15
Es erschließt sich mir weiterhin nicht wirklich. Gerade plump ist es in meinen Augen selbst dann nicht, wenn ich Deiner Argumentation zu folgen versuche. Plump, was ich mit einfallslos und tausendfach erprobt in enge Verbindung bringe, wäre das klassische Bumm-und-Aus gewesen. Warum soll denn Inspektor Martin nicht das Wort als Waffe benutzen? Gerade weil er Staletti ja gut kennenlernen konnte in diesem Punkt, nutzte er folgerichtig diese Maßnahme. "Die größte Torheit eines Menschen ist es, den anderen zu unterschätzen!" hatte Staletti den in Taschenspielertricks ja nicht unbegabten Inspektor doch geradezu aufdringlich selbstverliebt bei ihrem ersten Aufeinandertreffen belehrt. Was dieser vermeintliche Doktor für ein Typus ist und wie man ihn am besten packen kann, hatte er damit schon ganz zu Beginn klar und deutlich aber ebenso unbeabsichtigt verraten. Das dürfte sich Richy gut gemerkt haben, um dann in der Vita des selbsternannten Doktors zu forschen: "Staletti, Sie sind gar kein Arzt! Sie haben nie ein Examen bestanden. Sie sind ein jämmerlicher Scharlatan!". Das alles ist in sich so logisch wie es der Pistolenschuss, das brennende Laboratorium oder die von den Toten auferstandene Kreatur an dieser Stelle nie sein könnten.



Ich hacke auch nicht daran herum, dass der Inspektor Staletti als Scharlatan und Egomane durchschaut hat und damit seinen Wunden Punkt entdeckte. Das ist vollkommen okay. Was ich plump (oder auch lächerlich, billig, unglaubwürdig, ungelenk inszeniert) finde, ist der so plötzliche und völlig überdrehte Nervenzusammenbruch mit Herumgehopse und anschließender Toter-Mann-Einlage. Für mich hat das die Lächerlichkeit eines Schmierentheaters oder einer zweitklassigen Parodie. Und wie kann der Inspektor so sicher sein, dass der, sich mit seinem wunden Punkt konfrontierte, Staletti wie ein Schuljunge die Waffe aus der Hand nehmen lässt? Das sind doch Trash-Einlagen allererster Güte, die Vohrers relativ eleganten Regie-Stil bei den "Augen" mit Füssen treten.


Besser kann man es nicht erklären.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

24.01.2019 13:13
#170 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat von Dr.Mangrove im Beitrag #18

Zitat
Hmm, einige Besprechungen lesen sich so, als müsste man sich für das, was Wallace-Filme so typisch macht, regelrecht schämen. Ich halte es da mit @Jan: Was stört mich der Affe, wenn die Szene in Stalettis Labor doch so herrlich theatralisch ist? Dafür gibt es aus meiner Warte dicke Extrapunkte statt Punktabzug. (Ganz abgesehen davon, dass meine zoologischen Kenntnisse offenbar zu wünschen übrig lassen und ich bis heute nicht gecheckt habe, ob der Primat nun eine Kostümierung oder ein echtes Tier ist.)

Nicht nur die Geschmäcker sind halt unterschiedlich, auch die Herangehensweise: viellleicht bin ich in der Minderheit, aber ich betrachte die EW-Filme nicht unter dem Trash-Vorzeichen und freue mich dann über solche Drolligkeiten wie Stalettis sterbender Schwan - sondern halte zumindest die frühen Werke für handwerklich und darstellerisch durchaus fachmännisch - und weit entfernt vom B-Movie-Niveau, das man der Serie oft pauschal unterstellt.


Diese Herangehensweise teile ich komplett. Ich habe ein gewaltiges (grundsätzliches) Problem mit dem Begriff "Trash", den ich so ganz und gar nicht mit der Rialto-Wallace-Reihe in Einklang zu bringen vermag. Aber das ist ein anderes Thema. Für handwerklich und auch darstellerisch einwandfrei halte ich nahezu alle Wallace-Filme, abgesehen von kurzen Passagen mit im Bild hängenden Tongalgen, Schnittfehlern oder miserabler Tricktecnik. Ich sehe da auch wenig Unterschiede zwischen der frühen und der späteren Phase. Stalettis Tod ist ein typisches Inszenierungschrakteristika innerhalb der Wallace-Filme, das sich mit Sicherheit nicht logisch erklären lässt (warum muss es das überhaupt?), jedoch stilprägend ist. Es war doch erklärte Absicht, den Effekt über den Realitätssinn zu stellen. Mal skurril, mal geschmacklos, mal unheimlich, mal komisch: vom theatralischen Effekt (gerne ohne Sinn und Verstand) leben die Filme in meinen Augen ganz erheblich und ich sehe weiterhin keinen Grund, das nun zu verteufeln oder als "Trash" abzuqualifizieren. Ohne diese (zumindest mir) liebgewonnenen Extravaganzen wäre die Serie heute nicht das, was sie ist.

Was bleibt, ist, über das Gelingen dieser Extravaganzen zu debattieren. Aber das ist und bleibt, wie Du ganz recht anmerkst, eine Frage des Geschmacks. Und da erübrigt sich irgendwie wieder die Diskussion.

Gruß
Jan

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

24.01.2019 19:47
#171 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Das macht Freude!

Nein, hier sind keine Rehlein und Tierchen im Wald gemeint, sondern das Wiedersehen mit "Die Tür mit den sieben Schlössern". Ich muss den Film wirklich schon lange nicht mehr gesehen habe, denn in meiner Erinnerung war er trotz der schauspielerischen Glanzpunkte in der "Trash"-Schublade einsortiert. Doch im Grunde ist er eines der klassischen Highlights der Reihe. Insofern war diese Sichtung tatsächlich eine kleine Offenbarung!

War der Vorgänger genau di eine Spur zu sehr im Komischen/Parodistischem, so ist der Humor doch wohltuend zurückgenommen und trocken. Auch der Spannungsbogen passt. Vor allen Dingen muss ich aber - neben den bereits erwähnten Schauspielern - die Atmosphäre des Films lobend erwähnen. So fühlt sich für mich Edgar Wallace an. Man spürt noch den Geist des Altmeisters, ohne dass es wie bisweilen beim Rächer oder der Gräfin einen zu großen nostalgischen (ich will nicht "antiquiert" sagen) Beigeschmack hat. Die handelnden Typen sind zeitlos und auch die Inszenierung ist alles andere als gemächlich. Klar mag das "Frankenstein"-Motiv aus heutiger Sicht wie Mottenkiste wirken, aber wo sonst wenn nicht bei dieser Vorlage hätte man sich an die etwa zeitgleich grassierende Hammer-Grusel-Welle heranhängen sollen?

Wo ich die größten Schwächen des Films sehe oder anders gesagt, was die Stellen sind, an denen ich am meisten Störgefühle habe, sind der Anfang und das Ende. Nach der genialen Titeleinblendung fehlt einfach eine spannende, auf das Geschehen einstimmende Titelmusik. Da lässt sich nichts schönreden. Dieser "stille" Einstieg nach den Schüssen ist einfach ein Antiklimax. Die bloße Einblendung der Credits wirkt ziemlich lieblos. Vor allem den Beteiligten Gegenüber, da der Film schon läuft und man doch eher auf ihn als auf die Namen achtet. Und folgende doch recht umständliche Mord an dem Priester wurde ebenfalls schon angeprangert. Ich würde ergänzen wollen: Warum wundert sich Father O'Brian nicht, dass sein Saft plötzlich trüber und sprudeliger ist? Warum lässt man dem Polizisten nicht ein Phantombild des Doktors erstellen? Und warum zieht der Doktor den Schlüssel überhaupt in auffälliger Weise vor den Augen des Polizisten hervor?

Und dann das Ende. Zum Einen merkt man dort am Deutlichsten die Fokussierung auf den dramat(urg)ischen Effekt: Stalettis Zusammenbruch, eine Feuerwaffe als Handprothese (WTF?) und dergleichen mehr. Wobei mich bei ersterem weniger der Zusammenbruch an sich stört als diese beinahe schon übernatürliche Menschenkenntnis, bzw. die unglaubliche Risikofreude seitens Inspektor Martins. Einen Irren zu reizen, kann schließlich auch ganz anders ausgehen. Zum anderen ist natürlich auch das Rätsel der Selford-Gruft am Ende ein wenig fad. Eher zweckerfüllend denn verblüffend.

Was bleibt noch zu sagen? Hier haben wir mal wieder eine Adaption, in dem die sinnvollen Änderungen des Drehbuchautors überwiegen. Die Ergänzung des Hausmeisters Burt schafft am Ende noch einen willkommenen zusätzlichen Aspiranten für den Besitz des siebten Schlüssels. Selbst Sir John ist im Finale verdächtig! Nicht mit unserem Wissen über die komplette Reihe, aber man sollte nicht vergessen, dass es Schürenbergs erster Auftritt in der Rolle war!

Fazit
Wirklich perfekt ist ohnehin keiner der Wallace-Filme, so dass ich auch der Tür ihre Unsauberheiten und Unwahrscheinlichkeiten verzeihe und sie stehenden Fußes - Orchidee-Tusch - in meine persönliche Wallace-Top-Ten hebe!

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

24.01.2019 20:13
#172 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #11
Wer hat nun die Bremsschläuche des Polizeiautos von Dick Martin und Assistent Holmes durchgeschnitten, so dass dieses (schön vollgetankt) in den Fluten versank?


Ich habe das nie so verstanden, dass die Bremsschläuche durchschnitten waren, sondern dass die Reifen wegen dem Öl auf der Fahrbahn keinen Halt gefunden haben.

Zitat
Und der vorgebliche Mordanschlag auf den Anwalt Haveloc... Natürlich hätte der doch die Abgase riechen müssen, auch das laute Geräusch beim Gasgeben bemerken müssen, wie es dann der Inspektor tat. Allerdings ist der ins Wageninnere geführte Abgasschlauch auch so ein unausrottbares Klischee für mysteriöse Morde oder Selbstmorde in Krimis.



Das ist jetzt allerdings kein Fehler. Das war ja ohnehin nur (schlecht) vorgetäuscht.

Zitat
Warum manche den Film langweilig finden, erschließt sich nicht, wahrscheinlich liegt es am zu Recht kritisierten Fehlen einer durchgängigen Filmmusik.



Zu Recht? Würde ich nicht sagen. Abgesehen von der fehlenden Titelmusik, fand ich es für die Spannung eher förderlich, dass die Musik dezent eingesetzt wurde. Lieber so als dass sie das Geschehen zu sehr überlagert. Es lässt dem Film und der Geschichte mehr Raum, um zu wirken. Außerdem kann "Stille" an den richtigen Stellen atmosphärisch auch sehr wirkungsvoll sein.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

24.01.2019 22:54
#173 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Die "Tür" gehört m.E. in die Kategorie unterschätzt, Joachim Kramp hat den Film z.B. zu den drei schwächsten Rialto-Wallace-Filmen gezählt, davon ist das zweite Wallace-Werk Alfred Vohrers in meinen Augen doch ein gutes Stück entfernt.

Da ist zunächst die Story, die für mich einfach ein klassischer Wallace ist. (Daher gehört auch das entsprechende Hörplanet-Hörspiel zu meinen Favoriten.) Sie enthält ein mysteriöses Geheimnis, (dessen Auflösung dann freilich etwas enttäuschend ausfällt), spielt auf Schlössern und alten Herrenhäusern, in großen Bibliotheken, dazu gibt es eine ganze Reihe interessanter Figuren, die von den sie verkörpernden Darstellern im vorliegenden Film vortrefflich zum Leben erweckt werden. Heinz Drache gibt ein bemerkenswertes Debüt in der Rialto-Reihe, wobei er im positiven Sinne routiniert erscheint, ein bisschen durfte er ja auch schon im "Halstuch" und im "Rächer" üben. Seine bisweilen fast unsympathische, vor Selbstvertrauen nur so strotzende Art treibt einige hoch unterhaltsame Blüten wie etwa die oben zitierte Pater Noster-Szene, die man sich in dieser komprimiert-konfliktträchtigen Form unter Fuchsberger nicht hätte vorstellen können. (Einen kleinen "Patzer" hat die Szene dennoch: Inspektor Martin braucht offenbar nicht mehr als eine Sekunde, um einen Brief zu lesen. Seine Reaktion kommt hier (viel) zu schnell, ähnlich wie die erneute Aufforderung des Staatsanwalts an den Henker in der "Bande", die Wette zwischen Shelton und Long gültig zu machen. Vergleichbar auffällig die extrem sprudelnde Brausetablette, die sich in Anbetracht ihrer bemerkenswerten Größe erstaunlich schnell auflöst, trotzdem bleibt immer noch genügend Schaum, dass er dem Mordopfer eigentlich auffallen muss.) Allerdings räumt Drache mit seinen "Hefflocks" und "Havelooks" auch den "Peter-Award" für die schlechteste Aussprache im Film ab. An Draches Seite entwickelt selbst Sabina Sesselmann ein wenig Profil, ein Verlust ist ihre vorzeitige Abbberufung dennoch nicht. Eddi Arent sieht man einmalig als Assistenten von Heinz Drache. Obwohl es in der Tat einiges an Licht gibt (die Bemerkung mit dem frisch vollgetankten Auto, das inbrünstige "5:1 verloren, Sir!"), gibt es demgegenüber auch einige Szenen, in der er die Geduld des Zuschauers (über)strapaziert. Sehr zurückhaltend zeigt sich Siegfried Schürenberg bei seinem Rialto-Einstand und ist in diesem Film noch kein wirklicher Faktor. Ganz hervorragend agieren dagegen Gisela Uhlen und Werner Peters als Ehepaar Cody. Nimmt man die andauernden Spannungen zwischen beiden wahr, erscheint die wenn auch unfreiwillige Tötung der Ehegattin Cody durch Bertram fast folgerichtig. Peters konnte Menschen in Bedrängnis authentisch spielen wie kaum ein anderer. Uhlen schafft durch Mimik, Gestik und Tonfall eine Atmosphäre unheimlicher Kälte. Und so sehr man sich über das Finale und "Stalettis Ende" streiten kann: unbestrittene Klasse hat Pinkas Brauns übriger Auftritt. Seine erste Begegnung mit Heinz Drache ist eine in Worten geführte Klopperei, derart intensiv ist ihr Schlagabtausch, mit dem denkwürdigen Zitat "Es ist die größte Torheit des Menschen, den anderen zu unterschätzen!") als Höhepunkt. Vom Cast her ist die "Tür" seit den "toten Augen" sicher der überzeugendste. Neben den Schaupielern selbst sicher auch ein Verdienst Alfred Vohrers. Etwas untergehend, gleichwohl absolut souverän präsentiert sich Hans Nielsen, Klaus Kinski hat zu Anfang einen kleinen, aber doch sehr feinen Kurzauftritt inklusive eines Schock-Abgangs, der sicher der schaurigste Moment des Films ist. Jan Hendriks gibt den liebenswerten, im Ernstfall jedoch hilfsbereiten Gauner und braucht sich dabei hinter dem bisher auf derartige Rollen gebuchten Harry Wüstenhagen nicht verstecken. Adi Berber offenbart hingegen, dass er mit seinem Part in "Die toten Augen von London" den Zenit bereits überschritten hat. Die Musik von Peter Thomas bewegt sich ungewohnt auf den Pfaden von Oskar Sala und versucht sich an atmosphärischer Untermalung, was mitunter gut gelingt, trotzdem fehlt eine mitreißende Titelkomposition, von denen Thomas noch so viele goldige liefern sollte. Was fehlt, ist ebenfalls die Prätitelsequenz, laut "Hallo"-Buch wurde sie allerdings erst vor der Erstausstrahlung entfernt? (Oder wurde diese These inzwischen widerlegt?) Wäre das schön, wenn sich wie durch ein Wunder die Szenen eines Tages finden und doch noch in den Film einbauen ließe! Ein netter und spannungssteigernder Regie-Einfall ist das Heranzoomen an die Gesichter im Finale, ansonsten arbeitet Vohrer mit bereits bekannten (Zooms, Einsatz klassischer Musik) und noch nicht bekannten Mitteln (die überflüssigen Schlangen...). Gefühlt erstmalig aufgefallen ist mir der Hinweis auf Codys Täterschaft an den ersten Morden: am Flughafen wird auf einen Mann mit auffälligen Schuhen geblendet und beim Besuch von Inspektor Martins bei den Codys der "Hausherr" als der Inhaber dieses Schuhwerks durch auffälliges Einblenden identifiziert. (Ein besonderer "Blickfang" ist übrigens auch der überaus schick gestaltete Stuhl, auf dem Cody sitzt (Damenschuhe an den Stuhlbeinen und ein sich abzeichnendes Kleid an der Lehne).

Alles in allem bietet der Film storytechnisch nahezu alles, was sich ein Wallace-Fan wünscht und einen der besten Casts innerhalb der Serie. Trotz kleiner Schwächen vergebe ich daher gerne 4,5 von 5 Punkten.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

25.01.2019 06:42
#174 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #23
Gefühlt erstmalig aufgefallen ist mir der Hinweis auf Codys Täterschaft an den ersten Morden: am Flughafen wird auf einen Mann mit auffälligen Schuhen geblendet und beim Besuch von Inspektor Martins bei den Codys der "Hausherr" als der Inhaber dieses Schuhwerks durch auffälliges Einblenden identifiziert.


Wobei das schon Mittelteil und Schluss dieser "Hinweis"-Folge ist. Der Beginn liegt im entfernten Anfangsmord, wo vom Täter sicher nur eben dieses Schuhwerk zu sehen war. Erst damit - also der direkten Verknüpfung mit einem Mord (auf dem Flugplatz heißt das ja nur, Cody war im Flugzeug und das ermittelt die Polizei ohnehin ganz einfach) - ergeben die späteren Zooms eigentlich erst wirklich Sinn.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

25.01.2019 19:17
#175 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #22
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #11
Wer hat nun die Bremsschläuche des Polizeiautos von Dick Martin und Assistent Holmes durchgeschnitten, so dass dieses (schön vollgetankt) in den Fluten versank?


Ich habe das nie so verstanden, dass die Bremsschläuche durchschnitten waren, sondern dass die Reifen wegen dem Öl auf der Fahrbahn keinen Halt gefunden haben.


Ja, diese Autoszene ist de facto nicht gerade von einem Autofachmann überlegt, sofern sie so gemeint ist, wie auch ich sie immer verstanden hatte (durchtrennte Bremsschläuche). Wenn ich das jetzt korrekt erinnere, zieht Martin den Handbremshebel, der so gar nichts mit der Bremsflüssigkeit zu tun hat, sondern per Seilzug auf die Trommeln der Hinterachse wirkt, ins Leere. Ich hatte das auch immer so verstanden, dass da jemand an den Bremsleitungen herummanipuliert hat. Es kann aber schon gut sein, dass da tatsächlich jemand Öl ausgekippt hat.

Gruß
Jan

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

25.01.2019 20:58
#176 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #25
Ja, diese Autoszene ist de facto nicht gerade von einem Autofachmann überlegt, sofern sie so gemeint ist, wie auch ich sie immer verstanden hatte (durchtrennte Bremsschläuche). Wenn ich das jetzt korrekt erinnere, zieht Martin den Handbremshebel, der so gar nichts mit der Bremsflüssigkeit zu tun hat, sondern per Seilzug auf die Trommeln der Hinterachse wirkt, ins Leere. Ich hatte das auch immer so verstanden, dass da jemand an den Bremsleitungen herummanipuliert hat. Es kann aber schon gut sein, dass da tatsächlich jemand Öl ausgekippt hat.


Ich habe mir die Szene extra noch einmal angeguckt. Es ist Draches rechte Hand, die an etwas rüttelt oder zieht. Und da er rechts sitzt, ist es der Griff der Autotür und nicht die Handbremse. Und hinterher fasst er auch einmal kurz auf die Fahrbahn und sagt: "Das habe ich mir gedacht. Öl."

Wallacefreund Offline




Beiträge: 241

26.01.2019 16:41
#177 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Ein guter Wallace Film. Die Besetzung gefällt mir gut. P. Braunhat hier mMn seinen besten Auftritt in der Reihe,auch wenn sein Spiel am Ende des Films übertrieben ist. Dies dürfte aber wohl eher dem Drehbuch geschuldet sein. W. Peters & G. Uhlen als Ehepaar Cody sind einfach brillant. H. Drache sehe ich sowieso gerne als Inspektor, E. Arents Auftritt ist zum Glück nicht so albern wie bei den Orchideen. A. Berber in einer auf ihn zugeschnittenen Wallace Rolle. S. Sesselmann spielt recht farblos,. Der Film hat schöne Aussenaufnahmen, zu den Logikfehlern wurde alles gesagt, dies tut der Spannung aber keinen Abbruch.
Fazit :
4 von 5 Punkten

Archibald Finch Offline




Beiträge: 30

27.01.2019 23:04
#178 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

Ein herrlich gruseliger Edgar Wallace Film wurde hier von Alfred Vohrer in Szene gesetzt.
Die Tür mit den sieben Schlössern ist herrlich Gruselig anzuschauen. Ich mag diesen Film einfach. Er lässt herrlich englisches Wallace Feeling aufkommen. Davon abgesehen das er auf der Berliner Pfaueninsel gedreht wurde. Aber die Kulisse eignet sich sehr gut.
Die Schauspieler dieses Streifens sind sehr gut ausgewählt. Klaus Kinski hat hier heute einen sehr kurzen Auftritt bevor er ins Gras beissen muss.
Heinz Drache als Insoektor Dick Martin kommt hier auch sehr gut rüber, das Zusammenspiel mit Eddi Arent ist einfach super und erinnert an das Ermittlerduo Fuchsberger/Arent aus Die Toten Augen von London.
Sabine Sesselmanm kommt hier auch sympathischer rüber als noch in den Gelben Narzissen.
Brilliant auch ausgesucht die ersten Rollen von Werner Peters (Ein klasse Charakter in den Wallace Filmen) und Gisela Uhlen sowie Hans Nielsen. Jan Hendricks als ehemaliger Sträfling, passt sehr gut in diese Rolle. Das erste Auftreten von Sir John Siegfried Schürenberg möchte ich noch hervorheben. Hier bahnt sich an das die Wallace macher noch sehr lang an ihm festhalten werden. Ich mochte seine Rolle immer gerne, teilweise wird sie aber doch später recht nervig bis zu nervig.
In Pinkes Braun als Dr. Staletti sieht man ihn vielleicht in seiner besten Rolle in den Filmen, jedoch merkt man auch sofort das die Aufklärung des Falls nur über ihn geht. Das ist sehr schade, liegt aber wohl am Drehbuch.
Ein weiteres Minus verteile ich an die Filmmusik, ich mag sie nicht.
Die anfangsszene die teilweise im Trailer zu sehen ist, finde ich auch sehr schade das sie nicht im Film wiedergefunden wird. Schade das sie weggelassen wurde.
Ich hätte nicht gedacht das ich dem Film so viele Punkte gebe, bei dieser Sichtung hat er mir mehr als sonst gefallen.
Ein echter Edgar Wallace Film der 4,5 von 5 Punkten von mir bekommt.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

28.01.2019 15:08
#179 RE: Wallace der Woche (11): Die Tür mit den 7 Schlössern (1962) Zitat · Antworten

@Count Villain

Ich habe mir die Szene extra noch einmal angeguckt. Es ist Draches rechte Hand, die an etwas rüttelt oder zieht. Und da er rechts sitzt, ist es der Griff der Autotür und nicht die Handbremse. Und hinterher fasst er auch einmal kurz auf die Fahrbahn und sagt: "Das habe ich mir gedacht. Öl."

Hm, das mit dem Türgriff kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Außerdem geht doch die Tür nur kurze Zeit später auf, als er mit seinem Assistenten aus dem Auto springt. (Wobei hier auch wieder die Frage auftauchen würde: Wer hat eigentlich den Türgriff manipuliert und wann ?)
Ich denke mal, es soll schon die Handbremse darstellen. Und jetzt die Kombination: Würde sie funktionieren und wäre Öl auf der Straße, dann würde der Wagen ja ins Wasser rutschen. Aber er rollt ja bis zum Schluss, so dass die Bremse eigentlich nicht funktionieren kann.
Bei genauer Überlegung allerdings muss ich Dir schon recht geben, offenbar war es doch der Kern des teuflischen Plans, den Wagen durch die Sperrung auf den Bootssteg umzulenken und dann durch das Öl auf dem Boden ins Wasser schliddern zu lassen. Ist halt nur nicht ganz so ingenieurtechnisch gefilmt worden...
Aber wirklich die sinnvollste Erklärung. Wieder ein Rätsel gelöst...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.01.2019 20:33
#180 RE: Bewertet: "Die Tür mit den 7 Schlössern" (1962, 10) Zitat · Antworten

Zitat von Archibald Finch im Beitrag #178
Ich hätte nicht gedacht das ich dem Film so viele Punkte gebe, bei dieser Sichtung hat er mir mehr als sonst gefallen.

Das kann ich nur bestätigen. Die WdW-Sichtungen lassen mich manche Filme in anderem Licht sehen als erwartet. "Tür" hatte ich zwar nie so schwach eingeschätzt, wie es Joachim seinerzeit kurioserweise tat, aber dass sich der Film nun in meinem letztlichen Ranking vors "Gasthaus" schieben wird, hätte ich z.B. nicht erwartet.

Nach dem ersten Drittel der Filme würde ich folgende Urteile fällen:

hohe Erwartungen bestätigt
- Der Frosch mit der Maske
- Der rote Kreis
- Die toten Augen von London
- Das Gasthaus an der Themse

niedrige Erwartungen bestätigt
- Der grüne Bogenschütze
- Der Fälscher von London

positive Überraschungen
- Der Rächer
- Die seltsame Gräfin
- Die Tür mit den 7 Schlössern

negative Überraschungen
- Die Bande des Schreckens
- Das Geheimnis der gelben Narzissen
- Das Rätsel der roten Orchidee

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