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Dieses Thema hat 153 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Gubanov ( gelöscht )
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04.08.2014 13:16
#46 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Griffens erster Fall (School for Scandal)

Episode 26 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Arthur Allan Seidelman. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Polly Bergen, Darleen Carr, Jack Kehoe, June Lockhart, Roddy McDowall, Mary Kate McGeehan, Morgan Stevens, James Sutorius, John Vernon u.a. Erstsendung (USA): 20. Oktober 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 6. Dezember 1988.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Griffens erster Fall
Die Fakultätsleiterin jener privaten Universität, an der Jessica einen Laudatio halten soll, schämt sich für die literarischen Ambitionen ihrer Tochter, die statt wissenschaftlich fundierten Aufsätzen lieber Sexromane veröffentlicht und auch sonst kaum die strengen Sitten am College berücksichtigt. Ihr Liebhaber, der ehemalige Sportstudent Nick Fulton, wird eines Morgens erschlagen auf dem Campus gefunden. Es scheint, als sei Erpressung im Spiel gewesen. Das führt gleich zu mehreren Tatgeständnissen ...


In der Welt der schreibenden Intelligenz fühlt sich Jessica verständlicherweise äußerst wohl und schließt mit der Professorin Jocelyn Laird eine anrührende Freundschaft, die so sehr auf den Zuschauer übergeht, dass diesmal besonderes Mitfiebern angesagt ist, als es der leidgeprüften Dozentin an den Kragen geht. Glücklicherweise bot Robert E. Swanson alle Geschütze auf, um sie zwar schuldig erscheinen zu lassen, letztlich aber doch eine andere Lösung zu präsentieren. Diese ist allerdings – gerade durch die Besetzung – von Anfang an so offensichtlich, dass das scheinbar ausweglose Ablenkungsmanöver mit dem doppelten Geständnis von Mutter und Tochter der sonst ein wenig zu vorhersagbaren Handlung gut tut.

Warum das deutsche Fernsehen dem im Original passend „School for Scandal“ betitelten Krimi den deutschen Titel „Griffens erster Fall“ verlieh, wissen wohl nur die Verantwortlichen selbst. Denn der Polizist, der hier gerade seinen ersten Mord bearbeitet, wird von Jack Kehoe zwar sehr sympathisch vermittelt – es fehlt ihm aufgrund der beruflichen Erfahrung und der Gewitztheit, wie sie Jessica Fletcher mitbringt, aber an Durchsetzungskraft, um eine ganze Episode an sich binden zu können.

Insofern liegt der Fokus eher auf den anderen Gastdarstellern. Polly Bergen und Mary Kate McGeehan spielen das Mutter-Tochter-Gespann sehr überzeugend und mit großen Aufs und Abs. Hinter Animositäten, Albernheiten und gespielter Abneigung versteckt sich eine sehr liebevolle Beziehung. In einer kleineren Rolle zeigt Roddy McDowall einen spleenigen wissenschaftlichen Mitarbeiter, der seiner Vorgesetzten wie ein Schoßhund hinterherläuft und entsprechend brav ihrer möglichst wohlwollenden Urteile harrt. Auch der überkorrekte Bahnbeamte, der wenig mit dem eigentlichen Fall zu tun hat, erheitert Jessica und ihr Publikum in einer Szene, deren slapstickhaft-komödiantische Ausrichtung ein wenig an Inspektor Columbos Langfolgen-Füllhumor erinnert.

Sauber hakt „Griffens erster Fall“ so ziemlich alle Kategorien ab, die man sich von einer guten „Mord ist ihr Hobby“-Folge erwartet. Angela Lansbury zeigt neben ihrer kriminalistischen auch ihre komische und ihre einfühlsame Seite. Die Episode gehört mindestens ins überdurchschnittliche Mittelfeld. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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04.08.2014 13:17
#47 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Das Ende einer Karriere (Sing a Song of Murder)

Episode 27 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher und Emma McGill sowie Sarah Douglas, Olivia Hussey, Barrie Ingham, Glynis Johns, Patrick Macnee, Greg Martyn, Kristoffer Tabori u.a. Erstsendung (USA): 27. Oktober 1985. Erstsendung (BRD, RTL): 7. Juli 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Das Ende einer Karriere
Heruntergewirtschaftet und hoffnungslos veraltet, bedient die Musikhalle Mayhew das Klischee alter Varieté-Traditionen im Londoner Westend. Die beiden Stars der Vorstellung – unter anderem Jessicas Cousine Emma McGill – halten an dem „bewährten“ Rezept verzweifelt fest. Doch jemand scheint etwas dagegen einzuwenden zu haben, denn auf Emma werden mehrere Mordanschläge verübt. Erfolglos. Da erdenkt die Schauspielerin eine List: Sie lässt ihren Tod verkünden und Jessica einfliegen, um im angeblichen Mordfall zu ermitteln ...


In Europa bietet natürlich zuvorderst die Metropole London ein lohnenswertes Ziel für eine amerikanische Detektivin wie J.B. Fletcher. Und selbstverständlich wartet auf Jessica auch dort ein Mitglied ihrer buckligen Verwandtschaft – wobei bucklig nicht unbedingt bildlich, wohl aber metaphorisch verstanden werden darf. Emma McGill ist im Gegensatz zu ihrer patenten Cousine eine vorgestrige Showdiva, engstirnig und noch dazu mit einer todhässlichen rotlockigen Perücke ausgestattet ... Diese Perücke ist aber gerade das markante Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Figuren, die beide von Angela Lansbury dargestellt werden. Wie immer in solchen Fällen gilt es, den Realitätssinn dieser Art Besetzungsstrategie zu hinterfragen: Ein und denselben Schauspieler in zwei miteinander verwandten Rollen auftreten zu lassen, wirkt stets wie ein überdramatisches, unglaubwürdiges Schauspielstück.

Das passt doch hervorragend zu „Das Ende einer Karriere“, mag man nun einwenden. Ja – die gesamte Episode ist in einem Stil inszeniert, der keinen Zweifel an offensichtlich intendierter Theatralität lässt. Schlechte Szenenbilder mit aufgemalten Houses of Parliament sowie ein Overacting der meisten Schauspieler lassen darauf schließen, dass es Moxey diesmal nicht auf eine naturalistische Herangehensweise an „Mord ist ihr Hobby“ ankam. Allerdings ist dieser affektiert artifizielle Ansatz hochgradige Geschmackssache.

Gleiches gilt für die Variation des bekannten Serienschemas. Peter S. Fischers Script will dieses Mal brachial anders sein, was letztlich einen etwas kruden Eindruck hinterlässt und von verschiedenen Charakteren willkürliches Handeln verlangt. Die Auflösung ist gut zu erraten, wird allerdings vom prominenten Duo Patrick Macnee / Olivia Hussey mit darstellerischem Elan aufgewertet. Neben diesen beiden ist auch Kristoffer Tabori (bekannt aus Jeremy Bretts „Hund von Baskerville“) zu sehen, der in „Mord ist ihr Hobby“ insgesamt vier Gastauftritte absolvierte.

Aus dem Ausflug nach London hätte man mehr machen können. Ähnlich wie bei Columbos „Alter schützt vor Torheit nicht“ behandelte auch Fischer good old England herabblickend als Land der archaischen Skurrilitäten. Bei weniger klischeebehafteter Behandlung und einer nicht so starken Theaterhaftigkeit wäre „Das Ende einer Karriere“ eine glaubwürdigere Abwechslung vom Seriendurchschnitt geworden. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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04.08.2014 15:24
#48 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Das verbotene Zimmer (Reflections of the Mind)

Episode 28 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Ann Blyth, Wings Hauser, Steven Keats, Martin Milner, Ben Murphy, Stacey Nelkin, Esther Rolle u.a. Erstsendung (USA): 3. November 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 1. November 1988.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Das verbotene Zimmer
Francesca, die Witwe von Jessicas altem Bekannten Ross, hat zum zweiten Mal geheiratet – den sehr viel jüngeren Unternehmer Carl Lodge. Seit der Heirat verliert Francesca immer mehr den Bezug zur Wirklichkeit, bis sie eines Nachts versucht, Carl mit einer Schere zu erstechen. Wird sie in den Wahnsinn getrieben? Von wem und zu welchem Zweck? Und was hat Ross‘ mittlerweile versiegeltes Schlafzimmer damit zu tun, aus dem manchmal wie von Geisterhand Licht und Geräusche dringen?


Schon die ersten Einstellungen machen klar, dass man es bei „Das verbotene Zimmer“ mit einem echten Grusel-Ausreißer unter den „Mord ist ihr Hobby“-Folgen zu tun bekommt. Der an Gothic-Klassiker wie „Secret Beyond the Door“ erinnernde Episodentitel entfaltet für Freunde geheimnisumwobener Landhäuser eine ebensolche Faszination wie der reichliche Einsatz von Gewittern und Botschaften aus dem Jenseits. Wenngleich das alles zwar mit deutlich amerikanischer und fletcherisierter Handschrift realisiert wurde, so sind die Fingerzeige auf große, häufig britische oder wenigstens pseudo-britische Vorbilder unübersehbar. Gerade auch weil die Handlung letztlich auf ein „gaslicht“-artiges In-den-Wahnsinn-Treiben der Gasthauptrolle Francesca angelegt ist.

Die stimmungsvolle Aufarbeitung sorgt für hohes Tempo und viele aufregende Momente, sodass kaum ins Gewicht fällt, dass man es hier mit einem Kammerspiel zu tun hat. Im Gegenteil: Das steigert den Effekt sogar noch, zumal das Haus ja eine nicht unwesentliche Rolle in „Das verbotene Zimmer“ spielt. Robert E. Swanson konzentrierte sich auf einen verhältnismäßig kleinen Verdächtigenkreis, sodass es nicht allzu viele mögliche Täter gibt. Dennoch ist kaum anzunehmen, dass jemand anderes als J.B. innerhalb von 45 Minuten auf die Lösung kommt, weil Swanson hier durchaus wieder die Grenzen der Wahrscheinlichkeit austestete.

Martin Millner spielt sehr überzeugend den Sheriff an Jessicas Seite und tritt damit als einzige integre Figur neben der geschassten und damit für die anderen Protagonisten unglaubwüridgen Francesca auf. Diese wurde mit Ann Blyth passend hysterisch besetzt, ohne durch ihre Reaktionen auf die Nerven zu fallen. Ben Murphy ist nur ein kurzer Auftritt beschieden, denn er tritt bald mit einem spektakulären Autounfall von der fiktionalen Lebensbühne ab. Hierfür griff Seymour Robbie auf Archivmaterial zurück, was sich z.B. daran erkennen lässt, dass es sich um ein ganz anderes Auto als in den vorherigen Szenen handelt, das da von den Klippen stürzt.

So wunderbar gruselig und atmosphärisch geriet zuletzt die Episode „Der Tod kommt mit dem Bus“ aus Staffel 1. Dieser Stil passt hervorragend zu Jessicas etwas altmodischen Fällen und garantiert deshalb für ein absolutes Must-See unter den „Mord ist ihr Hobby“-Folgen im Stil unheimlicher Vierzigerjahre-Schocker. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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05.08.2014 12:57
#49 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Die Tote im See (A Lady in the Lake)

Episode 29 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Robert van Scoyk. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie John Astin, Susan Blanchard, Tom Bosley, William Christopher, Charles Frank, Laurence Luckinbill, Lee Meriwether, Lee Purcell, Charles Taylor, Lauren Tewes, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 10. November 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 15. November 1988.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Die Tote im See
Beim Beobachten von Vögeln wird Jessica zufällig Zeugin eines Mordes. Das nimmt sie wenigstens im ersten Moment an, als sie mit ansehen muss, wie der Millionär Howard Crane seine Frau bei einem Bootsausflug in den See stößt und unter Wasser drückt. Doch dann tun sich immer mehr Ungereimtheiten auf. Warum sollte ein Nichtschwimmer versuchen, eine Meisterschwimmerin zu ertränken? Täuscht hier der erste Eindruck und verbirgt sich nicht ein ganz anderes Komplott hinter dem scheinbar einfachen Fall?


Eine der interessantesten Fragen bezüglich der Episode „Die Tote im See“ dürfte sein, ob man sie als einen Cabot-Cove-Fall betrachten soll oder nicht. Das ist nämlich gar nicht so leicht einzuordnen: Einerseits tauchen mit gleich drei Ortsbewohnern außer Jessica untrügliche Hinweise darauf auf, dass das Stone-Lake-Hotel in unmittelbarer Nähe der Heimatstadt der Serienheldin liegen muss. Andererseits ergibt es dann kaum einen Sinn, dass Jessica als Gast in das Hotel einzieht. Wackelig begründet Drehbuchautor Robert van Scoyk diese inhaltliche Notwendigkeit mit Recherchen zu einem neuen Fletcher-Roman, denn im Stone Lake habe sogar schon Edgar Allen Poe genächtigt. Dennoch bewegt sich die sonst so patente und ortskundige Jessica erstaunlich unsicher und zurückhaltend durch die Folge.

Das liegt vielleicht daran, dass „Die Tote im See“ kaum zu den stärkeren Folgen zählen dürfte. Wie sich das Verbrechen abspielte, das zunächst ganz anders gedeutet wurde, ist dem geübten Zuseher schneller klar als der sonst so umtriebigen Kriminalistin. Auch griff van Scoyk auf zu viele laue Dialogszenen zurück, die der Aufmerksamkeit abträglich sind. Und wenn es dann doch einmal zur Sache geht, dann gestalten sich diese Momente eher unerfreulich – man denke nur an Cranes fluchende Eingeständnisse über eine schwere Kindheit, die so nicht gerade dem üblichen Bild der Serie entsprechen.

Hinzu kommt, dass viele der Charaktere kein für den Außenstehenden interessantes Eigenleben entwickeln, sondern bloße Schablonen für die üblichen Liebesdreiecke sind. Entgegengesetzt stechen mit dem vogelbegeisterten Lehrer Burton Hollis und dem Öko-Dummerchen Joanna Benson zwei bis zu Karikaturen übertriebene Figuren heraus, die dafür sorgen, dass man das Geschehen nicht wirklich ernstnehmen kann. Eigentlich ist das schade, denn lobenswerterweise achtete Walter Grauman auf viele Szenen in saftig grüner, ländlicher Umgebung.

Mehr als den Originaltitel hat diese Folge nicht mit dem bekannten Phillip-Marlowe-Krimi gemeinsam. Stattdessen wird ein wenig einnehmender und durchschaubarer Mordfall aufgetischt, dessen Verdächtige zwar in großer Zahl, aber keiner besonderen Überzeugungskraft auftreten. Die Cabot-Cove-Akteure wirken zudem ein wenig hineingeborgt, weil unklar ist, wo genau man dieses Verbrechen ansiedeln soll. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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05.08.2014 13:50
#50 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Kopf an Kopf (Dead Heat)

Episode 30 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Peter Crane. Drehbuch: J. Miyoko Hensley, Steven Hensley. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Priscilla Barnes, Ramon Bieri, Jack Carter, Lonny Chapman, Carole Cook, Norman Fell, Linda Grovenor, Clu Gulager, Bert Rosario, Roy Thinnes u.a. Erstsendung (USA): 24. November 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 25. Oktober 1988.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Kopf an Kopf
Von den Querelen hinter den Kulissen des Reitstalls hat Jessica auf der Tribüne nur wenig mitbekommen. Sie ist in erster Linie begeistert, weil ihre Nichte Tracy unerwartet ihr erstes großes Rennen als Jockey bestreiten darf – und dann auch noch gewinnt. Dem Trainer bekam der Erfolg weniger, denn er liegt tot in der Pferdebox. Hat der Gangsterboss Vince Shackman etwas mit dem Verbrechen zu tun? Oder hat doch Tracy selbst ihre Finger mit im Spiel?


Rivalitäten auf der Rennbahn gab es nicht nur im Samstagabendprogramm des ZDF, sondern auch bei den Ermittlungen Jessica Fletchers. Eingebettet in ein mit einer etwas härteren Gangart versehenes Südstaatenflair, wirbeln nicht nur die Pferde bei ihrem Galopp auf der Zielgeraden einiges an Staub auf. Welche Verbrechen Sportwetten im großen Stil mit sich bringen können, wird hier auf anschauliche, manchmal etwas überspitzte Weise verdeutlicht.

Peter Crane entschied sich für eine doppelte Ungewohntheit: Er setzte eine Prätitelsequenz vor Episodentitel und Castangaben und zeigte darin ein Gespräch unter Gangstern, wie es sonst meist der Fantasie der Zuschauer überlassen wird. Überhaupt bringen die schmutzigen Geschäfte rund um die eigentlich so malerisch klingende Hibiscus-Rennbahn viel zwielichtiges Flair in die Episode, was durch eine erneut sehr herzliche familiäre Beziehung zwischen Jessica und ihrer Nichte sowie durch eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte in den Schlussminuten mühsam aufgewogen werden muss. Die schnodderige Seite von „Kopf an Kopf“ wird dagegen auch durch den mit Sarkasmus aufgeladenen Lieutenant Ted Misko vertreten, bei dessen Aussagen man nie so ganz weiß, ob man sie ernst nehmen darf oder ob sie nur dazu dienen, Jessicas Eloquenz Paroli zu bieten. So erzählt er etwa leichthin, er habe durchs Wetten seine Familie und die ganze Habe verloren – im Ernst oder geschwindelt, Mr. Misko?

Wie schon mehrfach in der zweiten Staffel zu beobachten, fällt die Überführung des Mörders nicht vom Himmel, sondern folgt auf eine spannende Actionszene, die letzte Unklarheiten beseitigt, weil dort verschiedene Protagonisten ihr wahres, für Jessica gefährliches Gesicht zeigen. So gerät sie dieses Mal nicht nur vor die Flinte eines Betäubungsgewährs, sondern auch beinah unter die Hufe eines aufgebrachten Pferdes, bevor sie nicht ihren Angreifer, sondern überraschend eine andere Person als Täter entlarvt. Und letztlich hat wohl ohnehin jeder schon vorher auf das siegreiche Abschneiden der pfiffigen Pferde- und Menschenkennerin aus Maine gewettet, oder?

Ein wenig überschattet die Schlag-drauf-und-Schluss-Gangstermentalität des Hibiscus-Mobs diese an sich sehr lohnenswerte Folge. Der Rennsport ist ein passendes Milieu für die Erfolgsautorin und ihre kriminalistischen Ambitionen, hätte aber etwas edler präsentiert werden können. Die Gastdarsteller sind allerdings punktgenau besetzt. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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05.08.2014 19:53
#51 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Skandal hinter Gittern (Jessica Behind Bars)

Episode 31 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Carleton Eastlake. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Margaret Avery, Adrienne Barbeau, Barbara Baxley, Yvonne DeCarlo, Linda Kelsey, Janet MacLachlan, Vera Miles, Susan Oliver, Eve Plumb, Mary Woronov u.a. Erstsendung (USA): 1. Dezember 1985. Erstsendung (BRD, RTL): 19. Oktober 1990.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Skandal hinter Gittern
Kaum ist Jessica kurzfristig für eine Kollegin als Lehrkraft im Frauengefängnis eingesprungen, ereignet sich dort Schockierendes: Die Gefängnisärztin wird tot aufgefunden und den daraus entstehenden Tumult nutzen die Insassinnen, um eine Revolte gegen die ungeliebte Direktorin zu starten. Sie nehmen das Personal einschließlich Jessica als Geiseln. Nur mit Mühe kann die vernünftige Gefangene Mary ihre aufgebrachten Leidensgenossinnen dazu bringen, die Geiseln bis zur Klärung des Todesfalls zu verschonen ...


Dass nach „Skandal hinter Gittern“ Carleton Eastlake keinen weiteren Auftrag für ein „Mord ist ihr Hobby“-Script mehr erhielt, ist gut verständlich. Denn obwohl die Folge als sehr gelungen bezeichnet werden muss, sprengt seine Herangehensweise an die Vorgänge im Frauengefängnis das übliche beschauliche Flair der Serie völlig auf. Die Episode hinterlässt einen martialischen, anarchischen Eindruck und gerät dadurch äußerst ungemütlich. Jessica muss ihre Ermittlungen unter dauerhaft vorgehaltenen Schusswaffen und Messern in akuter Lebensgefahr durch wütende Sträflinge führen, was allerdings auch zur Folge hat, dass man als Zuschauer auf der Kante des Sessels hockt und der Nervenkitzel von vorn bis hinten ein selten erreichtes Niveau behält.

Die Brutalität und Unvorhersehbarkeit der Geschehnisse ist umso bemerkenswerter, als es sich bei „Skandal hinter Gittern“ um die einzige „Mord ist ihr Hobby“-Folge mit einem komplett weiblichen Cast handelt. Erst ganz am Ende tauchen einige wenige männliche Polizisten in Statistenrollen auf – zuvor ist man komplett den angestauten Aggressionen der weiblichen Häftlinge und der Hilflosigkeit der Angestellten ausgesetzt. An den Speerspitzen der beiden gegnerischen Parteien stehen Adrienne Barbeau als verurteilte, hasserfüllte Kathryn und „Psycho“-Legende Vera Miles als tragisch unverstandene Gefängnisdirektorin Elizabeth Gates, während Jessica und Mary Stamm (Linda Kelsey) versuchen, die angeheizte Situation zu schlichten.

Ein wenig am Rande steht der faszinierend geheimnisvolle Charakter der Gefängnisärztin, der der Schlüssel zur Lösung des Falles ist. Janet MacLachlan tritt herrisch und autoritär, aber auch verfolgt und undurchsichtig auf. Dass ihr Tod durch die atemberaubenden Wendungen im Fall der Revolte ein wenig untergeht, ist zwar schade, zeigt aber letztlich nur, dass „Skandal hinter Gittern“ Substanz für noch mehr als 45 Minuten Sendezeit gehabt hätte.

Ungewöhnlich raue Sitten drängen im Kittchen Jessica einen ungewollten Fall und viel Nervenkitzel auf. Dass „Skandal hinter Gittern“ kaum das ist, was man von „Mord ist ihr Hobby“ erwartet, führt zu leichten Abzügen in der B-Note, doch im Allgemeinen muss die unglaubliche (An-)Spannung von Anfang bis Ende ausdrücklich gelobt werden. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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05.08.2014 23:42
#52 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Anonym (Sticks and Stones)

Episode 32 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Linda Shank, Mark Giles (Story: Jackson Gillis, Linda Shank, Mark Giles). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie John Astin, Paul Benedict, Tom Bosley, Joseph Campanella, John David Carson, Marsha Hunt, Evelyn Keyes, Denny Miller, Betsy Palmer, Parker Stevenson, Christopher Stone, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 15. Dezember 1985. Erstsendung (BRD, RTL): 1. November 1990.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Anonym
Böse Briefe in Cabot Cove: Eines schönen Tages bricht das Unheil in Form anonymer Schmähbriefe über das sonst so beschauliche Städtchen herein. Zu dumm, dass Amos Tupper gerade seinen Sheriff-Stern abgegeben hat. Denn Jessica kommt auf die Idee, dass die verleumderischen Notizen mit einem als Unfall getarnten Mord zu tun haben könnten, bei dem eine Grundstücksbesitzerin beseitigt wurde, um einem Bauprojekt Vorschub zu leisten ...


Ebenso wie Jessica Fletcher Parallelen zu Miss Marple aufweist, kann man Gemeinsamkeiten zwischen „Anonym“ und Agatha Christies Roman „Die Schattenhand“ entdecken. Der poison pen writer, der Cabot Cove heimsucht, wird in leichtfüßig-temporeich geschnittenen Szenen in den Fokus platziert, die durchaus auch die komödiantische Seite von „Mord ist ihr Hobby“ betonen. Durch das Auftreten vieler vertrauter Charaktere gerät „Anonym“ zu einer der lustigsten Folgen, wobei Seymour Robbie bedacht darauf ist, die Folge trotzdem nicht ins Lächerliche abgleiten zu lassen. Lediglich die deutsche Synchronisation überspannt den Bogen in jenen Szenen, in der der offenbar deutschstämmige Verdächtige Herr Hoffmann mit einem sächsischen Akzent daherkommt. Doch dafür kann man höchstens der Hermes-Synchron, nicht aber den Serienmachern auf die Finger klopfen.

Die Handlung kombiniert die enttarnenden Briefe geschickt mit zwei unheimlich in Szene gesetzten Morden und einer Bande krimineller Immobilienhaie. Außerdem halten Linda Shank und Mark Giles, die das Drehbuch auf einer gemeinsamen Idee mit „Columbo“-Autor Jackson Gillis aufbauten, eine große und durchaus auf den Magen gehende Überraschung für die Aufklärung der Vorfälle bereit. Sie geben auch eine ungewöhnlich naheliegende, aber geniale Lösung für das Auftauchen der anonymen Briefe.

Durch das signifikante und andersartige Auftreten verschiedener bekannter Gemeindemitglieder aus Cabot Cove merkt man, dass „Anonym“ eine besondere „Mord ist ihr Hobby“-Folge ist, die nicht zu Unrecht eine besonders hohe Popularität genießt. Jessica nimmt sich im Wirrwarr um den Sheriff-Sternwechsel von Amos zu Harry und um ihren einmaligen Begleiter, den naseweisen Reiseschriftsteller Michael Digby, ein wenig zurück, gibt aber dennoch im Zusammenspiel mit dem diesmal nicht mit Blindheit geschlagenen Amos die entscheidenden Denkimpulse.

Auf der DVD leider in etwas verblassten Farben aufgespielt, bedient sich „Anonym“ im Grunde eines vollfarbigen kriminellen und kriminalistischen Spektrums. Die Folge gibt den „einheimischen“ Darstellern besonders tragende Rollen und zeigt in Anlehnung an das von Michael Digby diagnostizierte Cabot Cove als „Neuengland in Reinkultur“ auch „Mord ist ihr Hobby“ in Reinkultur. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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06.08.2014 12:06
#53 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der Fluch des Goldes (Murder Digs Deep)

Episode 33 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Philip Leacock. Drehbuch: Mary Ann Kasica, Michael Scheff. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Cecile Callan, George Grizzard, David Groh, Randolph Mantooth, Stephen Shortridge, Connie Stevens, Robert Vaughn, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 29. Dezember 1985. Erstsendung (BRD, RTL): 9. November 1990.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Fluch des Goldes
Jessica besucht Seth Hazlitt auf einer Ausgrabung in New Mexico. Der Hobbyarchäologe hat sich einer Gruppe von Forschern und Studenten angeschlossen, in der jedoch der undurchsichtige Gideon Armstrong, der die Grabstätte möglichst schnell und unbemerkt ausplündern will, das Sagen hat. Entsprechenden Widerstand erfährt das Team von Seiten eingeborener Indianer. Eines Abends schießt die Frau des Expeditionsbetreibers in die Luft, um einen Indianer zu verjagen. Dieser ist auch sofort tot – allerdings starb er nicht an einer Kugel ...


Erneut müssen ganz unverkennbare Vergleiche zwischen „Mord ist ihr Hobby“ und Agatha Christie gezogen werden, denn die Idee, Jessica zu einer Ausgrabung zu schicken, ist offensichtlich den vor allem in den 1930er Jahren entstandenen Christie’schen Reise-Krimis mit Hercule Poirot nachempfunden, der u.a. in „Mord in Mesopotamien“, „Tod auf dem Nil“ und „Der Tod wartet (Rendezvous mit einer Leiche)“ auf der Grundlage Christies persönlicher Erfahrung mit ihrem Gatten, dem Archäologen Max Mallowan, mit altertümlichen Reliquien und Ruinen oder sogar mit Ausgrabungsstätten in Kontakt kam. Ob diese nun im Nahen Osten oder in New Mexico liegen, fällt dabei für den Amateur-Betrachter nicht wirklich ins Gewicht. Wüste ist Wüste, möchte man fast meinen. Und da ist es umso überraschender, wenn Doc Hazlitt feststellt, dass der angebliche Indianer nicht erschossen wurde, sondern ertrunken ist!

Solche Wendungen sind es, die den etwas unrealistischen, aber umso liebenswerteren Charakter der Serie ausmachen. Außerdem versammeln sich wie üblich einige markant gezeichnete mögliche Täter, Zeugen und anderweitige Windeier in dem Camp, das zwar nicht von einer Lagerfeuerromantik, aber vom engen gemeinsamen Leben und Arbeiten für einen begrenzten Zeitraum zusammengehalten wird. Am auffälligsten stellt sich natürlich Robert Vaughn dar, der das Fernsehpublikum bereits in der „Columbo“-Episode „Der alte Mann und der Tod“ als angeblicher Täter hinters Licht geführt hatte und auch hier wieder alle Möglichkeiten ausspielt, durchtrieben und unleidlich zu erscheinen.

Nur dieses eine Mal mit an Bord war der Regisseur Philip Leacock. Dass er kein weiteres Engagement im Rahmen der Serie mehr erhielt, dürfte nicht an der Qualität seiner Arbeit gelegen haben, denn er empfiehlt sich durch atmosphärische Nachtaufnahmen der rauen Landschaft sowie durch einen aufrechten Spannungsbogen. Vielmehr wurde auf Betreiben der Hauptdarstellerin Lansbury die Anzahl der „Mord ist ihr Hobby“-Regisseure nach und nach auf fünf angestammte Personen reduziert, die mit dem Flair der Reihe vertraut waren und sich nicht immer erst mühsam einlernen mussten. Ob das der momentan hochgradig lobenswerten Diversität der Serie Abbruch tat, wird sich über die kommenden Staffeln hinweg klären ...

In den Fußstapfen des großen Hercule Poirot begibt sich die selbst in der Wüste von New Mexico elegant gekleidete Jessica auf Ermittlungen in einem scheinbar surrealen Mordfall. Doch dass ein Mensch auch in noch so trockenen Gebieten ertrinken kann, wird von Philip Leacock und seinem Team in schönen Bildern unter Beweis gestellt. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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06.08.2014 12:08
#54 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Stärker noch als in der ersten Staffel meldet sich das „Mord ist ihr Hobby“-Team in der ersten Hälfte der zweiten Season zurück. Der bislang kontinuierlich anhaltende Aufwärtstrend lässt zufrieden auf die vergangenen elf Folgen zurück- und zuversichtlich auf die nächsten vorausblicken. Die immer abwechslungsreichen Fälle gelingen ausnahmslos unterhaltsam und in den meisten Fällen rundheraus spannend und attraktiv. Jessica wird auf die unterschiedlichsten Problemsituationen losgelassen, ohne dass die Serie krampfhaft versucht, sich jedes Mal neu zu erfinden. Der Erfolg der Reihe ist bei dieser grundsoliden Basis an Folgen kein Wunder – und wenn Jessica Fletcher nur halb so einfallsreich schrieb wie die hier versammelten Drehbuchautoren, dann kommt ihr Platz in den fiktiven Bestsellerlisten auch nicht überraschend.

Platz 01 | ★★★★★ | Episode 028 | Das verbotene Zimmer
Platz 02 | ★★★★★ | Episode 032 | Anonym
Platz 03 | ★★★★★ | Episode 024 | Wer war Joshua Peabody?

Platz 04 | ★★★★☆ | Episode 031 | Skandal hinter Gittern
Platz 05 | ★★★★☆ | Episode 025 | Tod am Nachmittag
Platz 06 | ★★★★☆ | Episode 033 | Der Fluch des Goldes

Platz 07 | ★★★★★ | Episode 026 | Griffens erster Fall
Platz 08 | ★★★★★ | Episode 023 | Reichen Witwen droht Gefahr
Platz 09 | ★★★★★ | Episode 030 | Kopf an Kopf

Platz 10 | ★★★☆★ | Episode 027 | Das Ende einer Karriere

Platz 11 | ★★★★★ | Episode 029 | Die Tote im See

Die dazugehörigen DVDs:

Gubanov ( gelöscht )
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06.08.2014 22:00
#55 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Staffel 2 (Teil 2)



Mord ist ihr Hobby: Der rosarote Lippenstift (Murder by Appointment Only)

Episode 34 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: Arthur Allan Seidelman. Drehbuch: Jerry Ross. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Jayne Meadows Allen, Christine Belford, Robert Culp, Robert Desiderio, Ann Dusenberry, Herbert Edelman, Michael Horton, Leigh McCloskey, Millie Perkins u.a. Erstsendung (USA): 5. Januar 1986. Erstsendung (BRD, ARD): 29. November 1988.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der rosarote Lippenstift
Um ihrem Neffen Grady zur neuen Anstellung zu gratulieren, reist Jessica nach New York. Dort muss sie zwei unerfreuliche Dinge bemerken: Grady hat die angesprochene Stelle beim Lila-Lee-Kosmetikkonzern noch gar nicht sicher – und Elisabeth Gordon, eine ehemalige Schülerin Jessicas, die nun Freundin des Geschäftsführers bei Lila Lee ist, wurde umgebracht. Der Mörder hinterließ zwar eine Spur der Zerstörung, aber der einzige wirkliche Anhaltspunkt ist eine Lippenstiftspur am Tatort ...


Obwohl Grady Fletcher im Vergleich zu seiner Tante einen deutlich unsteteren Lebenswandel pflegt, bedeutet sein Auftauchen für „Mord ist ihr Hobby“-Freunde doch zumeist eine vertrauliche Konstante: den Schauplatz New York, wo alles etwas größer, etwas molochiger und etwas hektischer ist, als man es sonst im Rahmen der Serie gezeigt bekommt. Leider geht es in „Der rosarote Lippenstift“ so hektisch zu, dass man zu kaum einem Zeitpunkt aus Hinterzimmern, Büros, Hotelwohnungen und Empfangshallen herauskommt, was der Episode ein Gefühl der Unvollständigkeit verleiht.

Daran kann selbst die Besetzung nicht viel ändern, obwohl mit Geschick einige Darsteller-Clous gelandet werden konnten. Michael Horton als selbstüberschätzender Lebensjongleur Grady ist immer einen Blick wert. Als großer Star ist zudem Robert Culp, einer der überzeugendsten „Columbo“-Mörder überhaupt („Mord mit der linken Hand“, „Wenn der Eismann kommt“ und „Ein gründlich motivierter Tod“ sowie später als Special Guest in „Luzifers Schüler“), mit von der Partie. Drehbuchbedingt hinterlässt er allerdings einen eher eingeengten Eindruck und kann weder als Zweitfrühlingsliebhaber mit verdrehtem Kopf noch als Trauerkloß oder aufgebracht am Ende der Episode sein ganzes beeindruckendes Talent ausspielen. Kürze und Konzept der Serie sorgten hier wohl dafür, dass Culp beinah verschwendet wirkt. Prägnant und liebenswert setzt Ann Dusenberry ihre Szenen als Mordopfer in spe um – es ist eigentlich schade um ihre Rolle, da hätten die egomane Lila Lee oder der streitbare Amberson-Junior lieber dran glauben dürfen ...

Über dem „rosaroten Lippenstift“ liegt ein seltsam moralschwerer Tenor, der vor allem durch die eher unglaubwürdige Vergangenheit von Elizabeth Gordon begründet wird. Im prüden Amerika genügt der Umstand, dass sich Jessicas frühere Schülerin nicht auf ihre literarischen Begabungen besah, sondern als Edelprostituierte arbeitete, für einen Mord vollkommen – während sich J.B. wie immer weltoffen und tolerant zeigt.

Die erste, aber sicher nicht die beste Folge des Jahres 1986: Während die Suche nach dem Lippenstift als Jagd auf den Mörder eine interessante Alternative zu Alibiabfragen und Verhören darstellt, vergaß Jerry Ross, echte Höhepunkte in die Story einzuflechten, während Arthur Allan Seidelman beim Drehen eher auf die Uhr als auf die Entfaltung seines Gaststars achtete. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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07.08.2014 08:15
#56 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Mord nach Maß (Trial by Error)

Episode 35 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Paul Savage (Story: Scott Shepherd). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie David Ackroyd, Tony Bill, Virginia Capers, Macdonald Carey, Doran Clark, Jon Cypher, Gene Evans, Tom Ewell, Gary Frank, Arlene Golonka, Alan Hale, Lenore Kasdorf, Vicki Lawrence, Allan Miller, Brock Peters, Richard Sanders, Gregory Walcott u.a. Erstsendung (USA): 12. Januar 1986. Erstsendung (BRD, ARD): 13. Dezember 1988.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Mord nach Maß
Mark Reynolds ist angeklagt, den Ehemann von Becky Anderson ermordet zu haben. Oder war es Notwehr, weil der Mann die beiden am ersten Abend ihrer Affäre gemeinsam im Bett erwischte und bedrohte? J.B. Fletcher wurde zur Beschworenen berufen, sodass ihr nun die schwierige Aufgabe obliegt, die Meinungen von zwölf Personen über den Tathergang unter einen Hut zu bringen. Gibt es eine eindeutige Lesart der vor Gericht geführten Verhöre, die alle Zweifel beseitigt?


Der standardisierte Ablauf einer „Mord ist ihr Hobby“-Folge lässt sich mit der Gliederung Vorgeschichte – Verbrechen – Ermittlungen – Aufklärung beschreiben. Schon zwei dieser Elemente miteinander zu vertauschen, resultiert zwangsläufig in einer resolut anderen strukturellen Herangehensweise, die – das liegt in der Natur der Sache – chronologische Sprünge einbinden muss. All das gelingt „Mord nach Maß“ (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen düsteren Christie-Roman von 1967!) so kunstfertig, dass der Positionswechsel von Verbrechen und Ermittlungen als erfrischendes und vollauf gelungenes Experiment akzeptiert werden kann – nein: werden muss.

Von den Ereignissen, die dazu führen, dass sich Mark Reynolds und Becky Anderson in einer Bar und später auch noch näher begegnen, wird ohne Vorwarnung auf den Mordprozess gegen Mark Reynolds geschnitten, wobei der Zuschauer nach und nach in Rückblenden über die Details der Tatnacht informiert wird. Der Plot windet sich dabei so geschickt, dass stets mehrere Deutungen der Aussagen möglich sind und die Wahrheit so scheinbar unmöglich zu finden ist. Eine Zwickmühle also für Jessica Fletcher, die diesmal den Vorsitz über die Geschworenenversammlung innehat und dafür sorgen muss, dass alle zwölf Gerechtigkeitsvertreter zu einer einstimmigen Entscheidung kommen. Die Aufwicklung der tatsächlichen Vorgänge ist ungeheuer spannend und clever ausgetüftelt.

Die Mixtur aus Jessica goes „Perry Mason“ und „12 Angry Men“ war die letzte Episode, die ARD-Zuschauer unter dem Sendungstitel „Immer, wenn sie Krimis schrieb“ im Jahr 1988 zu sehen bekamen. Sie beweist, dass Alfred Hitchcocks Generalurteil, die meisten Filme seien nichts weiter als abgefilmte Gespräche, zwar zutrifft, keinesfalls aber abwertend verstanden werden muss – gerade wenn sich der Fluss der Gespräche so natürlich ergibt und aufregend zu verfolgen ist wie die hitzigen Argumentationen um „schuldig“ oder „unschuldig“ hinter den Kulissen der Gerichtsverhandlung.

Häufig fallen Urteile über „Mord ist ihr Hobby“-Folgen begeistert positiv aus. „Mord nach Maß“ allerdings dürfte das Privileg zustehen, die beste Serienfolge bis zum jetzigen Zeitpunkt zu sein. Von der Raffinesse der Story hätte sich selbst Agatha Christie mit ihrem courtroom drama „Zeugin der Anklage“ noch eine Scheibe abschneiden können. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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08.08.2014 12:20
#57 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der Tod zum Frühstück (Keep the Home Fries Burning)

Episode 36 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: Peter Crane. Drehbuch: Philip Gerson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Sharon Acker, Norman Alden, Orson Bean, Tom Bosley, Gary Crosby, Anne Lloyd Francis, William Lucking, John McCook, Donna Pescow, Henry Polic II, Marcia Rodd, William Windom, Alan Young u.a. Erstsendung (USA): 19. Januar 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 16. November 1990.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Tod zum Frühstück
Begeistert berichtet Sheriff Tupper vom neuen Restaurant in Cabot Cove: Im Joshua Peabody Inn wird zwar einfache Hausmannskost serviert – aber das mit durchschlagendem Erfolg! An dem Morgen, an dem Jessica und Seth Hazlitt Tupper in das Lokal begleiten, brechen mehrere Gäste mit Krämpfen zusammen. Eine Frau stirbt an den Folgen einer Magenverstimmung, die sich später als Atropin-Vergiftung herausstellt. Wurde das Gift in der Erdbeermarmelade serviert?


Die amerikanische Küche mag vielleicht nicht gerade das größte Renommee besitzen. Doch umso authentischer ist es, Jessica Fletcher nicht wie Inspektor Columbo unter hochdotierten Feinschmeckern, sondern in einem bodenständigen Kitsch-Diner am Interstate Highway wiederzufinden, wo Burger bereits zum Frühstück serviert werden und homemade marmalade die größte kulinarische Offenbarung bedeutet. Bereits in „Der Tod kommt mit dem Bus“ hatte ein solcher Imbiss eine bedeutende Rolle gespielt. „Der Tod zum Frühstück“ kann daran zwar örtlich bestens anknüpfen, doch in allen anderen Belangen ist die Episode deutlich unterlegen. Im Grunde handelt es sich um einen Beleg für die These, dass Peter Crane noch immer aufpassen muss, dass er „Mord ist ihr Hobby“ als Krimi- und nicht als Comedy-Serie aufzieht. Hier gibt es wieder eindeutig zu viele Albernheiten.

Sicher ist es kein Problem, zu akzeptieren, dass Sheriff Tupper das Joshua Peabody Inn bevorzugt, weil dort, wie er von seinem naiven amerikanischen Jedermannsstandpunkt aus verkündet, angeblich Geschichte vermittelt würde. Zumal damit ein Bogen zur sehr gelungenen Cabot-Cove-Folge #24 geschlagen wird und die Zuschauer bereits daran gewöhnt sind, dass auf das Wort des „Weltrekordhalters für voreilige Schlüsse“, wie Doc Hazlitt es ausdrückt, nicht allzu viel Wert gelegt werden darf. Doch die Zeichnung verschiedener Nebenrollen – allen voran des französischen Küchenchefs, aber auch der von Anne Lloyd Francis mit voller komödiantischer Breitseite interpretierten Gesundheitsinspektorin Margo Perry – goutiert der Liebhaber der Serie nur mit Augenrollen.

Der Mord und Jessicas Suche nach Gift und Vergifter geraten durch diese und andere Knallchargen in den Hintergrund und nehmen nicht so viel Raum ein, wie man sich gewünscht hätte. Auch dass das Ende der Episode vergleichsweise dramatisch ausfällt, passt durch das Vorgeplänkel nicht wirklich ins Bild. Die Inszenierung zerstört so die Chancen einer Story, die sicher nicht ganz in der Oberliga, aber durchaus in der besseren Hälfte der „Mord ist ihr Hobby“-Folgen hätte mitspielen können.

Mord ‘mal amüsant: Was Peter Crane ausgesprochen gut mundete, gerät nicht für jeden Zuschauer zur Köstlichkeit. „Der Tod zum Frühstück“ hätte dabei mit vielen sinnigen Verdächtigen zu einem echten Spießrutenlauf für Jessica Fletcher werden können. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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08.08.2014 17:00
#58 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Pulverfass (Powder Keg)

Episode 37 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Pat Corley, Mariclare Costello, Cindy Fisher, Brian L. Green, Jackie Earle Haley, Dorian Harewood, John Dennis Johnston, Bill McKinney, Jeffrey Osterhage, Craig Stevens, Stuart Whitman, Larry Wilcox u.a. Erstsendung (USA): 9. Februar 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 14. Dezember 1990.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Pulverfass
Hooksville ist ein kleines Städtchen in Roper County. Jessica und ihr Begleiter, der Schriftsteller und Professor Ames Caulfield, stranden dort wegen einer Autopanne und müssen sich in einem örtlichen Hotel einmieten. Nicht nur trifft Caulfield dort auf eine ehemalige Studentin – auch wird er noch am selben Abend Zeuge einer gewalttätigen Auseinandersetzung in der Bar von Frank Kelso, wo der Dorfrowdy Ed Bonner einen Sänger bedroht. Noch in der Nacht wird Bonner erstochen aufgefunden – und der Verdacht der aufgehetzten Anwohner richtet sich klar gegen den Musiker ...


Sowohl „Pulverfass“ als auch die Nachfolgerepisode „Mord um Mitternacht“ sprechen heikle Themen an, für die man den serienerfahrenen Regisseur John Moxey mit dessen aufrichtigem, geradlinigem Inszenierungsstil verpflichtete. Bereits der Name dieser Folge lässt darauf schließen, dass man es mit einer aufgeheizten und kompromisslosen Stimmung zu tun bekommt. Wirkt diese zu Beginn – also am Vorabend der Tat in der überaus ausführlichen Demütigungsszene in der Bar – noch eher gewöhnungsbedürftig, so lernt man nach und nach alle Auswüchse kennen, die am Beispiel Hooksville in puncto Voreingenommenheit, Selbstjustiz und Brutalität demonstriert werden.

Wie pubertierende Teenager lassen sich die Männer des Ortes – ein roher, denkfauler und dauerbesoffener Haufen – gegeneinander aufwiegeln. Jessica und ihr Begleiter sowie dessen alte Bekannte, die nun ein Hotel in der Stadt betreibt, stechen durch ihre Verhaltensweisen, aber auch allein schon durch ihre geschmackvolle Bekleidung aus der Menge plumper Raufbolde heraus. Diese deklassiert sich im Besonderen durch ihre rassistischen Vorbehalte einem schwarzen Sheriff gegenüber.

Trotz der kompromiss- und gewissermaßen trostlosen Grundstimmung, die durch trocken-staubige Aufnahmen in braunen Farbtönen unterstrichen wird, weiß der Kriminalfall zu überzeugen. Schon die ersten Schlüsse, die zu der Folgerung führen, dass man den Sänger Matthew Burns zu Unrecht belasten will, tragen die typisch ausgefuchste Handschrift Peter S. Fischers, der zum Finale noch einmal mit zwei großen Überraschungen, was das Tatmotiv betrifft, um die Ecke kommt. „Pulverfass“ profitiert enorm von dieser cleveren Story, weil dadurch demonstriert wird, dass der Folge an mehr gelegen ist als an Faustkämpfen und falscher Männerehre.

„Pulverfass“ ähnelt in seinem detaillierten, fast schon dokumentarischen Stil brodelnder Antipathien beinah eher einem Lehrstück in Sachen Aggressionsbewältigung. Doch dann kommt Peter S. Fischer mit einigen wunderbar vertrackten Schlussfolgerungen um die Ecke und der forschende Geist J.B. Fletchers gewinnt wieder die Oberhand. 4 von 5 Punkten für eine Folge, die wie ein düsterer Alptraum vor einem zuckersüßen, aber wohlverdienten Happy-End wirkt.

Gubanov ( gelöscht )
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08.08.2014 17:30
#59 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Mord um Mitternacht (Murder in the Electric Cathedral)

Episode 38 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Dick Nelson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Jack Bannon, Barbi Benton, Frank Bonner, Steve Forrest, Judy Geeson, Richard Herd, Art Hindle, Mildred Natwick, Dick van Patten, Jeannie Wilson u.a. Erstsendung (USA): 16. Februar 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 28. Dezember 1990.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Mord um Mitternacht
Gut, dass Jessica ihre ehemalige Lehrerin Carrie McKittrick noch einmal besucht. Die alte Dame verstirbt noch während des Aufenthalts der Autorin. Sie hatte kurz zuvor ein Testament zugunsten des Gurus Willie John Fargo gemacht, in dem sie ihm auch das Recht auf die Ausbeutung einer Ölquelle überschrieb. Die Familie McKittrick läuft dagegen Sturm: Für sie ist der Prediger ein geldgieriger Betrüger – und wahrscheinlich auch ein Mörder ...


Weniger die an „Dallas“ erinnernde (aber diesmal in Oklahoma statt in Texas angesiedelte) Geschichte, wer am schärfsten auf das schwarze Gold ist, als vielmehr die religiösen Beiklänge entpuppen sich als Messers Schneide in „Mord um Mitternacht“. Die Geldgier der McKittrick-Erben mag eine zweifelhafte Eigenschaft sein, für die der Sohn und Enkel der alten Bekannten von Jessica ungewöhnlich distanziert und zurechtweisend behandelt werden. Doch gleichermaßen ist die Geldgier auch bei den angeblichen Gottesdienern zu entdecken, die sich damit Prachtwohnungen und größenwahnsinnige Fantasien von einer autarken Gemeinde, z.B. mit eigenen Fernsehsendungen und Krankenhäusern, zu erfüllen gedenken. Hinzu kommt die salbungsvoll gönnerhafte Art, auf die Reverend Willie John Fargo von allerlei spiritistischen Dingen daherfaselt: Sie erscheint in ihrer Fundamentalität und Sektenhaftigkeit geradezu abschreckend, was aber auf amerikanische Zuschauer vielleicht einen anderen Eindruck gemacht haben dürfte.

Man merkt die trotz allem ausgewogene Behandlung des Gurus an der Neutralität des Drehbuchs ihm gegenüber: Jessica tritt in einigen Momenten durchaus für ihn ein, auch wenn sie generell Zweifel an seiner vollkommenen Aufrichtigkeit hegt. Auch am Ende kommt Willie John als guter, überlegter und generöser Mensch davon – obwohl man hinter vielen Manövern schmierige Scheinheiligkeit erkennt, handelt es sich unterm Strich also um alles andere als eine undankbare Rolle für Steve Forrest.

Weniger einnehmend gestaltet sich das Verbrechen, denn hier wird zu sehr mit dem grundlegenden Einmaleins der Kriminalistik jongliert: Ein Fall, in dem Alibizeiten, Fingerabdrücke und offensichtlich falsche Spuren eine Rolle spielen, muss nicht umsonst durch ein Machtgerangel zwischen den beiden Verdächtigengruppen ergänzt werden, um die Episode zu füllen und Jessica zufriedenzustellen. Man wird außerdem vom Gefühl beschlichen, dass Dick Nelson den Täter vor allem nach dem Gesichtspunkt auswählte, am Ende möglichst viele Personen ihr Gesicht wahren zu lassen, anstatt dem Pfad der Wahrscheinlichkeit und Sinnhaftigkeit zu folgen.

Der Hokuspokus in der „elektrischen Kathedrale“ nervt und lenkt in erster Linie von einem eher mittelmäßigen Krimi ab. Mit Nachdruck feilt Steve Forrest an einem brechreizerregenden Gutmenschenimage mit fundamentalreligiöser Schlagseite. Jessicas alte Freundin ist um den Schraubstock zwischen den McKittricks und den Fargos nicht zu beneiden und Jessica selbst kann sich glücklicherweise bald mit einem Rückflug nach Boston daraus befreien. 2,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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09.08.2014 12:01
#60 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Das verhängnisvolle Tagebuch (One Good Bid Deserves a Murder)

Episode 39 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: J. Miyoko Hensley, Steven Hensley. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Karen Black, Ray Girardin, Nancy Grahn, Robert Gray, Hurd Hatfield, Edward Mulhare, Jerry Orbach, Cotter Smith, Vic Tayback u.a. Erstsendung (USA): 23. Februar 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 11. November 1990.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Das verhängnisvolle Tagebuch
Im Auftrag eines alten Freundes, des Filmschauspielers Richard Bennett, soll Jessica das Tagebuch der legendenumrankten Actrice Evangeline ersteigern, damit deren letztes Lebensjahr nicht noch einmal von der sensationsgierigen Presse durchstöbert wird. Doch auch andere Leute haben ein Interesse an der Auktion des Tagebuchs – Leute, über die Evangeline pikante Geheimnisse in dem Büchlein notiert hatte. Der Freundschaftsdienst wird für Jessica gefährlicher als gedacht ...


Seymour Robbie zeichnete hier für eine Folge verantwortlich, die vor Charme und Stil alter Tage geradezu strotzt. Die düsteren Andeutungen über die Vergangenheit der Schauspielerin Evangeline klingen – allein schon durch ihren eleganten Bühnennamen – wie ein kleines Hollywood-(Schauer-)Märchen bester Couleur. Auch der Auftritt Edward Mulhares als aufrichtiger Leinwandheld Bennett, die Ausstrahlung des edlen Auktionshauses mit seinem verschwiegenen und aalglatten Besitzer Mr. Readford sowie dessen Trick mit dem alten spanischen Schachspiel inklusive Geheimversteck tragen zum wundervollen Flair dieser Episode bei. Der Titel „Das verhängnisvolle Tagebuch“ beschreibt genau die Art Romantik-Krimi, die man über weite Strecken auch serviert bekommt.

Weniger romantisch geht es auf der Ermittlerseite zu, was Jessica durch (glücklicherweise nicht beharrlich durchgehaltene) Verdachtsmomente gegen ihre eigene Person zu spüren bekommt. In einigen Momenten der Folge sieht es so aus, als sei die die Verdächtige Nummer 1. Das ist eigentlich nur natürlich und sogar Gegenstand mehrerer Theorien über die Serie: Viele Realo-Zuschauer kreiden „Mord ist ihr Hobby“ nicht nur die Unglaubwürdigkeit der Tatsache, dass Jessica immer wieder in Mordfälle hineintrudelt, an. Sie meinen auch, dass dies der Polizei zu denken geben und J.B. eigentlich weit häufiger in die Rolle der Tatverdächtigen befördern müsste. Einige Verschwörungstheoretiker gehen sogar so weit, zu behaupten, dass jeder Mord in „Mord ist ihr Hobby“ von der Serienkillerin Fletcher selbst begangen wurde, woraufhin diese unschuldige Menschen der Polizei auslieferte und sie mit ihren Hypnosefähigkeiten dazu zwang, die Taten zu gestehen. Wer’s glauben mag ...

In einer weniger mystischen Welt lebt der Privatdetektiv Harry McGraw, dessen Hilfe sich Jessica zum zweiten Mal nach Folge #16 holt. Er verbindet in „Das verhängnisvolle Tagebuch“ die angestaubte Atmosphäre vergangener Tage mit dem abgewrackten Charme gewisser Schauplätze, ohne deplatziert zu wirken. In weiteren sehenswerten Rollen sind Hitchcock-Mimin Karen Black als zickige Psychiaterin und Robert Gray zu sehen, dessen Schauspielkarriere ein Jahr nach diesem Auftritt ein abruptes Ende nahm.

Wenn der Polizist in „Das verhängnisvolle Tagebuch“ auch sonst für nichts zu gebrauchen ist, so liefert er immerhin das Zitat ab, das Jessica im Kern am besten beschreibt: „Wenn Mord eine Krankheit wäre“, urteilt er, „wären Sie ansteckend“. Die Episode stellt dies erneut eindrucksvoll unter Beweis und kombiniert altes Hollywood-Kopfkino mit den düsteren Seiten der Stadt Boston. 4,5 von 5 Punkten.

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