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Dieses Thema hat 153 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Gubanov ( gelöscht )
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16.08.2014 11:25
#76 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Ein Nachruf mit Folgen (Deadline for Murder)

Episode 51 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Tom Sawyer (Story: John Kennedy, Michael McGough, Tom Sawyer). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Katherine Cannon, Gretchen Corbett, Harry Guardino, Tim O‘Connor, Ken Olin, Peter Mark Richman, Eugene Roche, William Smith, Glynn Turman, Sydney Walsh u.a. Erstsendung (USA): 16. November 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 27. April 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Ein Nachruf mit Folgen
Der Mogul Lamar Bennett hat den Boston Daily Sentinel und mit ihm seinen traditionellen Journalismus aufgekauft, um ihn gegen sensationsheischende, aber geldversprechende Schundberichte auszutauschen. Damit stößt er bei einigen alten Mitarbeitern auf heftigen Widerstand. Gerade als Bennett bei einer Feier vor großem Publikum dem ehemaligen Herausgeber Revere kündigt, fällt er mit einer Gehirnblutung tot um. Jessica ahnt bereits: Die Verbindung von Methanol und Alkohol kann solch einen Vorfall auch künstlich hervorrufen ...


Wie bei allen anderen Krimiserien auch zählen bei „Mord ist ihr Hobby“ die ersten Minuten ganz besonders, um den Zuschauer für eine Folge zu begeistern oder sie als mittelmäßig ad acta zu legen. Und da die ersten zehn Minuten der Fletcher-Abenteuer fast ausnahmslos den jeweiligen Mordopfern und den Feinden, die sie sich gemacht haben, gelten, hängt die Attraktivität des Falles zu einem hohen Anteil von der Figur des Ermordeten ab. Oft verfolgte man das Schema, möglichst unleidliche Menschen um die Ecke zu bringen, damit der leichte Ton der Reihe nicht von unnötiger Trauer überschattet wird. In „Ein Nachruf mit Folgen“ hob man diese Philosophie beinahe schon auf ein neues Level: „Gott hat vielleicht einen Helfer gehabt“, meint Jessica wenig ergriffen über den Mord an Lamar Bennett. Dieser wird von Peter Mark Richman so abstoßend dargestellt, dass es eine reine Freude ist, sein groß inszeniertes Abtreten von der Bühne des (Zeitungs-)Lebens mitzuverfolgen – eine der beeindruckendsten Sterbeszenen in „Mord ist ihr Hobby“ bisher!

Darüber hinaus lebt „Ein Nachruf mit Folgen“ von seinen komödiantischen Schnüfflerrollen in Form einer abgehalfterten, streitsüchtigen Reporterlegende, die durch den Mord und die Zusammenarbeit mit Jessica wieder Boden unter den Füßen bekommt, und eines weiblichen Lieutenant, die als Rühr-mich-nicht-an-Kratzbürste auftritt, um sich in einem Männerjob zu beweisen. Obwohl es sich damit um eine der komischsten Folgen der Serie handelt, wirken weder die beiden Wahrheitsfinder noch das nicht weniger stark überzeichnete Opfer unglaubwürdig. Seymour Robbie gelang der Spagat zwischen Spannung und Humor in der Inszenierung besser, als es z.B. bei Peter Crane der Fall gewesen wäre.

Eine abrundende dramatische Komponente erhält der Fall des toten Zeitungsverlegers durch dessen Zögling und Helfershelfer Clyde Thorson (William Smith). Der hündisch seinem Vorbild ergebene Bodyguard, der nach dem Tod seines lebenserfüllenden Arbeitgebers auf Rache schwört, erinnert ein wenig an die Figur des Peter Keene aus dem Edgar-Wallace-Krimi „Das Geheimnis der gelben Narzissen“ und sorgt im Finale für ein erneutes Ansteigen der Spannungskurve. So wirkt „Ein Nachruf mit Folgen“ sehr ausgeglichen und hält immer wieder Höhepunkte bereit – ob sie nun humoristischer oder nervenkitzeliger Natur sind.

Ob aus Jessica eine gute Journalistin geworden wäre, bezweifelt außer dem altgedienten Reporter Haskell Drake, der weiß, wie er die selbstständige Jess wie Wachs in seinen Händen formen kann, wohl niemand. Ob sie aber in der Zeitungsbranche besser aufgehoben gewesen wäre als hinter ihrer Schreibmaschine in Cabot Cove, darf bezweifelt werden. Für eine Folge immerhin macht der Ausflug in das Milieu der Berichterstatter und Wahrheitsverdreher großes Vergnügen, was vor allem an den pointiert gestalteten Charakteren liegt. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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16.08.2014 11:45
#77 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Morde auf Hawaii (Magnum on Ice)

Episode 52 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: Peter Crane. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Ramon Bieri, Stephanie Faracy, Dorothy Loudon, Jared Martin, John McMartin, Andrew Prine, Jessica Walter, Tom Selleck, John Hillerman u.a. Erstsendung (USA): 23. November 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 20. Januar 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Morde auf Hawaii
Dass ihr Partner im Gefängnis landen würde, hätte Jessica nicht gedacht, als sie sich auf einen gemeinsamen Fall mit Privatdetektiv Thomas Magnum auf Hawaii einließ. Tatsächlich hinterlässt ein geschickter Mörder so überzeugende Hinweise, dass der smarte Sonnyboy zum Hauptverdächtigen in einem Doppelmord aufsteigt. Nun liegt es an Jessica, einen kühlen Kopf zu bewahren und ihrem Kurzzeit-Kompagnon aus der Patsche zu helfen ...


Die Lage um das „Magnum“-Crossover wurde von Universal sehr ungeschickt gelöst. Als Doppelfolge gedreht, zählt offiziell der erste Teil des Falles zur Serie „Magnum“, der zweite zu „Mord ist ihr Hobby“. Dementsprechend ist auf den DVDs der dritten „MiiH“-Staffel auch nur der zweite Teil der Hawaii-Episoden aufgespielt. Man steigt zwar mit einer kurzen Rückblende ein, die aber so knapp gehalten ist, dass nur Zuschauer, die auch den ersten Teil gesehen haben, verstehen werden, worum es in „Morde auf Hawaii“ eigentlich geht. Wem nicht weiter am braungebrannten Machoermittler Selleck gelegen ist, wird mit großen Fragezeichen in den Augen eine Folge betrachten, die als „Mord ist ihr Hobby“-Fall ohne Crossover-Komponente besser aufgehoben gewesen wäre.

Tatsächlich kam die Verbindung der zwei großen Erfolgsserien nur deshalb zustande, weil sich „Magnum“, ein ehemaliges Aushängeschild des Achtzigerjahrefernsehens, in seiner siebten Staffel befand und ein neues Highlight brauchte, um weiter Zuschauerinteresse zu wecken. Die Macher bei Universal glaubten wohl, dies mit einer Kombination mit der in vollem Saft und Kraft stehenden Jessica Fletcher schaffen zu können. Dennoch wurde „Magnum“ nach nur einer weiteren Staffel im Jahr 1988 abgesetzt.

Dass Jessica auch an exotischen Orten ermittelt, ist eigentlich kein Novum für „Mord ist ihr Hobby“. Wie jedoch selbstzweckhaft in so gut wie jeder Szene Palmen, Meer und hawaiianischer Blumendekor ins Bild gerückt wurden, erscheint ein wenig albern und übertrieben, zumal die vielen dunklen, bewölkten Aufnahmen nicht gerade als Tourismuswerbung taugen. Zur Handlung selbst bleibt aufgrund der seltsamen Marketing-Strategie von Universal wenig zu sagen, weil die DVDs den ersten Teil des Doppels nicht einmal als Bonus enthalten. So bleibt das erfrischendste an diesem Ausflug auf die Pazifikinsel die amüsante Titelgebung im amerikanischen Original, in dem die beiden Folgen als „Novel Connection“ und „Magnum on Ice“ herauskamen.

Jessica als Vitamintropf für einen schwächelnden Magnum? Das muss nicht unbedingt sein, zumal aufgrund der Handlung den beiden ohnehin keine Möglichkeit gegeben wird, als starkes Duo aufzutreten. Vielmehr erscheint die Situation, in der J.B. den Namen des Privatdetektivs reinwaschen soll, wie die einer Mutter, die ihr tollpatschiges Kind aus einem selbstverschuldeten Schlamassel befreit. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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16.08.2014 23:20
#78 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Eine Bombe an Bord (Obituary for a Dead Anchor)

Episode 53 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Robert van Scoyk (Story: Bob Shayne). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Tom Bosley, Abby Dalton, Chad Everett, Robert Hogan, Robert Lipton, Kathleen Lloyd, Richard Paul, Robert Pine, Rex Robbins, Mark Stevens u.a. Erstsendung (USA): 7. Dezember 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 29. Mai 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Eine Bombe an Bord
Kaum ist das Fernsehen in Cabot Cove, entwickelt sich Jessicas Heimatstadt zu einem Mekka für sonderbare Machenschaften. Die Anwesenheit des Reporters Kevin Keats zieht einen Drogenboss magisch an, über den Keats eine Enthüllungsgeschichte bringen wollte und auf dessen Abschussliste der übereifrige Medienmann dadurch gelandet ist. Deshalb scheint auch alles klar, als Keats mit einem Boot im Hafen in die Luft fliegt – bis sich herausstellt, dass der tote zwei Zehen zu wenig hatte ...


Die Geister, die Jessica rief, fallen diesmal in Form einer Meute von TV-Reportern und Journalisten in Cabot Cove ein. Immer wieder wird von den Einwohnern des beschaulichen Küstendorfs wiederholt, dass sie sich am liebsten gegen Einflüsse von außen abschotten und bloß keinen Tourismus in ihrem Ort haben wollen. Auf diese Weise wurden schon Hotelbauprojekte gekippt und Reiseberichte in die Versenkung verbannt, die die Stadt zu einem Mekka für gestresste Großstädter gemacht hätten. Das mag man ironisch finden, wenn man bedenkt, dass Cabot Cove über zwölf Staffeln hinweg ein Dauerziel für Millionen von amerikanischen und internationalen TV-Sehern war und dank der mörderischen Anziehungskraft ihrer berühmten Einwohnerin zur Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate Amerikas avancierte.

„Bombe an Bord“ erschüttert die Grundfesten von Cabot Cove etwas mehr als andere, weniger großspurig angelegte Provinzepisoden. Hier geht es nicht nur bei der Explosion des alten Kahns zur Sache. Auch die dauerhafte Belagerung mit riesigen Fernsehteams und wütenden Reportermeuten, die für schlechte Publicity und damit erboste Reaktionen der Einheimischen gegenüber der angeblich verantwortlichen Jessica sorgen, heizt die Stimmung bis zum Kochen auf. Da erscheint der Mord fast nebensächlich – zumal der Trick, dass sich hinter dem Toten jemand ganz anderer verbirgt, wenn der Leichnam nicht mehr zu identifizieren ist, wahrlich einer der ältesten Bestandteile der Krimi-Zauberkiste ist. Zudem wird wohl keiner der Gastakteure einen gravierenden Eindruck im Gedächtnis des „Mord ist ihr Hobby“-Fließbandzuschauers hinterlassen – allesamt zwar gute Auftritte, aber keiner, der einen Sturm der Begeisterung entfachen könnte ...

Musterbeispiel einer eher durchschnittlichen Folge. Die Cabot-Cove-Thematik beißt sich mit den groß aufgezogenen Einflüssen von außen, die mit Hubschraubern und Kameras im beschaulichen Städtchen deplatziert wirken und Jessica letztlich nur an ihren Ermittlungen hindern. Im Motel an der Autobahn scheint sie übrigens eine Unbekannte zu sein („Ist eine Mrs. Fletcher hier?“). 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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17.08.2014 17:00
#79 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Mord nach dem ersten Akt (Stage Struck)

Episode 54 der TV-Kriminalserie, USA 1986. Regie: John Astin. Drehbuch: Philip Gerson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Shea Farrell, Bob Hastings, Donald Most, Edward Mulhare, Christopher Norris, Dan O'Herlihy, Eleanor Parker, John Pleshette, John Schuck, Ann Turkel u.a. Erstsendung (USA): 14. Dezember 1986. Erstsendung (BRD, RTL): 15. September 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Mord nach dem ersten Akt
Am Theater in Applewood steht die Wiederaufführung eines alten Stückes auf dem Plan, an dem Jessica vor Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Frank als Bühnenmaler beteiligt war. Die Stars von damals sind die gleichen wie heute: Maggie Tarrow und Julian Lord umweht nach wie vor der Hauch des Geheimnisvollen. Und des Todes: Maggies Zweitbesetzung bricht auf der Bühne leblos zusammen und auch in Maggies Glas wird Gift gefunden. Jessica will nicht nur den Mörder aufspüren, sondern auch ergründen, was vor 30 Jahren bei der letzten Aufführung in Applewood geschah ...


Theatralik kann ein wundervolles Stilmittel sein – und wenn sie in der richtigen Stimmung mit entsprechender Absicht verabreicht wird, kommt es auf die Dosierung auch gar nicht so sehr an. „Mord nach dem ersten Akt“ ist völlig durchtränkt von einer gewissen Art der Übertreibung und Bühnenhaftigkeit, die diesmal ganz hervorragend zur Handlung und zum Schauplatz, einem kleinen Provinztheater, passt. Die Bühne in Applewood ist dabei vor allem für Jessica mit besonderen Erinnerungen an ihren Ehemann verbunden, dessen sie in einer kurzen, anrührenden Szene gedenkt.

Zum zweiten Mal nach „Das verhängnisvolle Tagebuch“ tritt Edward Mulhare in der Rolle des schauspielernden Grandseigneurs auf. Es verwundert deshalb ein wenig, weshalb man den beiden Figuren nicht den gleichen Namen verpasste und sie somit zu einem weiteren wiederkehrenden Bekannten ausbaute. Das Potenzial dazu hat Mulhare fraglos – er zieht mit Eleanor Parker als Maggie Tarrow die Geschichte mit düsteren Andeutungen in Richtung Vergangenheit fast im Alleingang.

Die geschickte falsche Fährte, einen Apotheker als Requisiteur einzubauen, wird erstaunlich wenig ausgeschlachtet, weshalb sie bis zum Schluss als wahrscheinliche Lösung erhalten bleibt und damit zu einer Überraschung des Zuschauers führt, als Philip Gerson schließlich eine andere Aufklärung aus dem Hut zieht. Seiner Vorliebe für Comedy wird der Autor zwar durch den theaterliebenden Sheriff gerecht, bei dem ein paar falsche Verdächtigungen weniger auch genügt hätten. Doch Chief Drock fügt sich mit seiner möchtegern-künstlerischen Verhaltensweise und den Anspielungen auf Kommissar Maigret und Hercule Poirot dennoch bestens in die Atmosphäre von „Mord nach dem ersten Akt“ ein.

Zwischen den großen, alles vereinnahmenden Schauspielerpersönlichkeiten steht Jessica wie eine unauffällige Souffleuse, die vor allem in leiseren Momenten ihre Berechtigung findet. Vieles in „Mord nach dem ersten Akt“ ist schrill und theatralisch, was aber durchaus ansprechend durchkonzipiert wurde. Nachdem er als Darsteller in „Mord ist ihr Hobby“ ausgespielt hatte, realisierte John Astin in einem Gastauftritt auf dem Regiestuhl einen gelungenen Fall. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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17.08.2014 17:40
#80 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Wen der Teufel reitet (Night of the Headless Horseman)

Episode 55 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: R. Barker Price. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Thom Bray, Karlene Crockett, Judy Landers, Hope Lange, Doug McClure, Charles Siebert, Guy Stockwell, Fritz Weaver, Barry Williams u.a. Erstsendung (USA): 4. Januar 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 9. Mai 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Wen der Teufel reitet
Wer hätte gedacht, dass Jessica Mutter eines volljährigen Sohnes ist? Der dichterisch veranlagte Englischlehrer Dorian Beecher führt seine Bekannte als seine Frau Mama vor, um sich für den Vater seines Herzblattes einen perfekten Stammbaum zurechtzubasteln. Jessica ist von dem Schwindel nicht begeistert, löst ihn aber erst auf, als Dorian wegen Mordverdachts an einem Rivalen hinter Gittern landet. Hat der verkappte Poet aus Liebe einen Mann enthauptet oder war es etwa gar ein dummer Streich seiner Schüler?


Welches Motiv würde sich für den Fall des verwirrten Literaten besser eignen als das des kopflosen Reiters, der in der europäischen und der amerikanischen Märchenwelt eine gewichtige Rolle spielt? Washington Irving verfasste 1820 „The Legend of Sleepy Hollow“, die das Thema bis zum heutigen Tage aktuell hielt und wohl auch R. Barker Price bei seiner Erzählführung beeinflusste. Dabei ist nicht das Auftreten der Geistererscheinung das Unheimliche an der Episode, sondern die für „Mord ist ihr Hobby“-Verhältnisse erstaunlich blutige Vorgehensweise des Mörders, die allerdings natürlich weder selbst noch in Form ihres Ergebnisses gezeigt wird, dafür aber sehr sinnvoll begründet wird.

Die Hahnenkämpfe um die ohnehin etwas verhuschte Sarah Dupont strecken die Folge mehr als nötig und nehmen streckenweise seltsame Formen zwischen alberner veralteter Ergebenheit und Degenkämpfen an. Vielleicht war es die Intention, „Wen der Teufel reitet“ in einem altmodischen Stil zu verwirklichen. Wenn dem so war, kommt das Ergebnis in seiner Deutlichkeit aber keinesfalls an die klar durchgehaltene artifizielle Note der Vorgängerfolge „Mord nach dem ersten Akt“ heran. Hatte Walter Grauman hier vielleicht etwas zu viel Furcht vor Konsequenz?

Jessica verbucht ihre besten Auftritte zu Beginn, als sie den Dorfbewohnern und Schulmitarbeitern vorschwindelt, Mrs. Beecher zu sein. Ihre Rolle innerhalb der Rolle kehrt einige sympathische Eigenschaften der Autorin heraus, zu denen vor allem ein gewandtes Mundwerk und der Wunsch zu Aufrichtigkeit zählen. Auch zeigt Lansbury, dass sie gut mit Kindern umgehen kann. Diese Eigenschaft darf gern noch einmal in größerem Rahmen aufgegriffen werden – schließlich war Jessica B. Fletcher ja selbst Lehrerin, bevor sie zur Krimiautorin von internationaler Berühmtheit aufstieg.

Alte Legenden zeigen sich erstaunlich lebendig – doch gern hätte „Wen der Teufel reitet“ noch etwas gründlicher ins Brackwasser alter Legenden abtauchen und noch gruseliger ausfallen dürfen. 4 von 5 Punkten für das alles andere als kopflose Vorgehen der beliebten Fernsehdetektivin.

Gubanov ( gelöscht )
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17.08.2014 17:45
#81 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Staffel 3 weist einige Sonder-Fälle in der „Mord ist ihr Hobby“-Historie auf. Die Doppelfolge zum Staffelauftakt kann als gelungenes Experiment betrachtet werden, weshalb die gleiche Taktik auch später noch angewendet wurde (z.B. am Ende von Season 5, in Season 12 oder mit den Langfilmen als Abschluss der Reihe). Die Kollaboration mit „Magnum“ dagegen stellte sich eher als Schuss in den Ofen hinaus. Die etablierten Sidekick-Detektive Harry McGraw und Michael Hagarty passen besser zur Serie, was z.B. die sehr gelungene Folge „Die weiße Rose“ unterstreicht. Als Highlights bleiben darüber hinaus Jessicas Ausflüge ins Zeitungs-, Zirkus- und Theatermilieu in Erinnerung.

Platz 01 | ★★★★★ | Episode 051 | Ein Nachruf mit Folgen
Platz 02 | ★★★★★ | Episode 046 | Ein neues Leben: Teil 2

Platz 03 | ★★★★☆ | Episode 048 | Die weiße Rose
Platz 04 | ★★★★☆ | Episode 045 | Ein neues Leben: Teil 1
Platz 05 | ★★★★☆ | Episode 054 | Mord nach dem ersten Akt

Platz 06 | ★★★★★ | Episode 047 | Nicht vergangen, nicht vergessen
Platz 07 | ★★★★★ | Episode 055 | Wen der Teufel reitet
Platz 08 | ★★★★★ | Episode 050 | Ein Schatzsucher zu viel

Platz 09 | ★★★☆★ | Episode 053 | Eine Bombe an Bord
Platz 10 | ★★★☆★ | Episode 049 | Die letzte Mahlzeit

Platz 11 | ★★★★★ | Episode 052 | Morde auf Hawaii

Die dazugehörigen DVDs:

Gubanov ( gelöscht )
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18.08.2014 10:20
#82 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Eine Leiche erster Klasse (The Corpse Flew First Class)

Episode 56 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Donald Ross. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Mary Jo Catlett, Robin Dearden, Pat Harrington, David Hemmings, Kate Mulgrew, Gene Nelson, Andrew Parks, John S. Ragin, Chris Robinson, James Shigeta, Robert Walker u.a. Erstsendung (USA): 18. Januar 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 23. August 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Eine Leiche erster Klasse
Jessica hat ihren Flug nach London in der ersten Klasse gebucht. Wenn sie denkt, dass sie damit unangenehmen Zwischenfällen aus dem Weg gehen kann, hat sie sich geirrt: Nur wenige Sitzplätze von ihr entfernt wird das wertvolle Diamantcollier einer Schauspielerin gestohlen und ihr Bodyguard umgebracht. Glücklicherweise ist auch ein Scotland-Yard-Inspektor an Bord, der Jessica kennt und ihre Hilfe zu schätzen weiß. Bis zur Landung in Heathrow muss der Täter überführt worden sein ...


Der große Vorteil von „Mord ist ihr Hobby“ ist die immense Vielseitigkeit der Serie. Zwar gibt es ein Stammpersonal für Cabot-Cove-Episoden, aber der Zuschauer ist in der überwiegenden Zahl auf Episoden trainiert, deren Inhalt, Schauplatz und Jessica-Helfer frei variiert werden kann. Von diesen drei Möglichkeiten macht „Eine Leiche erster Klasse“ mit spielender Leichtigkeit besten Gebrauch und nutzt sie zu ihrem eigenen Vorteil: Zwei kriminalistisch herausfordernde Vorfälle werden auf engem Raum ohne Fluchtmöglichkeit miteinander verbunden und unter Zeitdruck von einem sympathischen Duo aufgeklärt.

Auch wenn es kurze Szenen zu Anfang und Ende gibt, die den Hauptteil, der hoch über dem Atlantik spielt, einrahmen, so dominiert das ausweglos abgegrenzte Fluidum des Flugzeuginneren die gesamte Folge. Walter Grauman erschuf eine lobenswerte Illusion vom Flug über den großen Teich, auch wenn die kurz vor der Landung eingeblendete Aufnahme eines Autobahnkreuzes definitiv keine englische sein kann, wenn man auf die Verkehrsflussrichtung achtet. Auch schaffte es Grauman, das Geschehen mithilfe des hyperwertvollen Colliers, das hier als eine Art Macguffin stilisiert wird, über die ganze Laufzeit ohne Durchhänger hochinteressant zu halten.

Alle Gastrollen sind überzeugend besetzt. Besonders memorabel treten Ex-Mrs.-Columbo-Darstellerin Kate Mulgrew als beraubte Schauspielerin (trotz gewisser Dekadenz keinesfalls unsympathisch) und David Hemmings in der Rolle des gefassten, obwohl vom Ausgang dieses Falls abhängigen Inspektors auf. Hinzu kommt eine Prise des Humors von der für die Verhältnisse der Serie etwas feineren Sorte, z.B. wenn sich Jessica erkundigt, wer denn das Flugzeug steuere, während der Pilot die Untersuchung begleitet.

Hervorragend durchgeplante Episode mit immer spannender und wendungsreicher Handlung. Die Idee, den Ermittlungsraum auf ein Flugzeug zu begrenzen, wurde ideal umgesetzt und verdient 5 von 5 Punkten. Schlüsselrollen wurden markant besetzt und auch kleinere Parts nicht vernachlässigt.

Gubanov ( gelöscht )
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18.08.2014 10:50
#83 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Killer per Telefon (Crossed Up)

Episode 57 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: David Hemmings. Drehbuch: Steven Long Mitchell, Craig W. van Sickle. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Tom Bosley, Colleen Camp, Tony Dow, Stephanie Dunnam, Michael Horton, James Carroll Jordan, Gisele MacKenzie, Sandy McPeak, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 1. Februar 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 13. Januar 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Killer per Telefon
An der Küste rund um Cabot Cove wütet ein übler Sturm. Ausgerechnet jetzt liegt Jessica mit einem Rückenleiden im Bett. Um sich die Zeit zu vertreiben, telefoniert sie in der Weltgeschichte herum. Aufgrund der wetterbedingten Leitungsprobleme kommt auf einmal eine falsche Verbindung zustande und Jessica überhört ein Gespräch, das nicht für ihre Ohren bestimmt war: Es ist von einem Mordplan die Rede. Der wird auch tatsächlich verwirklicht – und Jessica gerät dadurch selbst in Gefahr ...


Zwei so starke Episoden wie „Eine Leiche erster Klasse“ und „Killer per Telefon“ gab es noch nie direkt hintereinander bei „Mord ist ihr Hobby“. Und doch zeigen sie so grundverschiedene Herangehensweisen an das Konzept der Serie wie nur irgend möglich. Während #56 sich so weit wie möglich von Jessicas Heimat entfernt, lebt #57 wieder von den Auftritten vertrauter Charaktere. Während #56 die absolute Priorität auf einen verzwickten, intelligenten Kriminalfall legt, spielt der simplere Plot in #57 keine so besonders große Rolle. Vielmehr wird er von gelungenen und ganz besonders stimmigen Grusel-Handgriffen begleitet, die die Aufmerksamkeit vor allem auf die Durchsetzungfähigkeit und die Sicherheit J.B.s verschieben.

Zudem bedienten sich die Autoren diverser Kniffe aus berühmten Klassikern des US-Kinos: Ist Jessica eine nörgelige Kranke wie Barbara Stanwyck aus „Du lebst noch 105 Minuten“, die übers Telefon einen Mordplan belauscht? Oder eine von ihrer Immobilität gelangweilte Neurotikerin ähnlich Jimmy Stewart in „Das Fenster zum Hof“, die sich alles nur einbildet? Oder womöglich doch sogar Gradys wahnsinnige Mutter wie in „Psycho“ ...? Auf jeden Fall trifft letztgenannter Film wohl Jessicas etwas morbiden Geschmack, wie wir von ihrem Neffen erfahren. Vielleicht bereut die Dame ihre Horrorlust am Ende, als sie sich im dunklen, sturmumtobten Haus unbeweglich dem nahenden Killer ausgesetzt sieht ...

Während sich Seth Hazlitt über Gebühr bissig und gehässig durch die Episode frotzelt, dürfen Sheriff Tupper und Grady – wenn auch nur als Laufburschen des brillianten Mastermind – bei allein durchgeführten Ermittlungen etwas mehr Talent zeigen als üblich. Im Gegensatz dazu erhielt keiner der Gastdarsteller eine wirklich erwähnenswerte Rolle, weil der Mordfall am alten Sägemühlenbesitzer einfach kaum der Rede wert ist. Die Szenen im Fletcher-Haus machen das allerdings tausendfach wieder wett: Ja, eine stärkere Konkurrenz durch einen besseren Fall hätte ihnen vielleicht sogar geschadet – so können sie sich in voller Pracht entfalten und beweisen, dass Jessica ein wandelndes Gehirn ist, das auf funktionierende Beine oder Bandscheiben höchstens der Abwechslung wegen angewiesen ist ...

Nervenkitzel wird groß geschrieben in „Killer per Telefon“. Die mit cineastischen Insiderscherzen gewürzte Episode zeigt eine hilflose Jessica, die nicht nur ungewöhnlich viel Überzeugungskraft für ihre Theorien aufbringen muss, sondern am Ende auch noch in ernstliche Gefahr gerät. 5 von 5 Punkten. (Ist die Folge für J.B. ein Spießrutenlauf, so muss der Dreh für Angela Lansbury umso bequemer gewesen sein ...)

Gubanov ( gelöscht )
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19.08.2014 00:55
#84 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Freunde in der Not (Murder in a Minor Key) [1. Buchstützen-Episode]

Episode 58 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Nick Havinga. Drehbuch: Gerald K. Siegel, Peter S. Fischer (Story: Arthur Marks). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Rene Auberjonois, Shaun Cassidy, Paul Clemens, Herb Edelman, Karen Grassle, George Grizzard, Tom Hallick, Jenniffer Holmes, Scott Jacoby, Dinah Manoff u.a. Erstsendung (USA): 8. Februar 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 15. Juni 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Freunde in der Not
Der Musikstudent Michael macht eine Entdeckung, die ihn aus allen Wolken fallen lässt: Bei dem Besuch einer Bar hört er die Pianistin ein Lied spielen, das er komponiert, aber noch nicht veröffentlicht hat. Es war Bestandteil einer akademischen Hausarbeit, zu der neben ihm nur sein Professor Zugang hatte. Dieser hat die Komposition unter falschem Namen weiterverkauft. Kurz nachdem Michael ihn zur Rede gestellt hat, wird Professor Stoneham ermordet – mit einer Stimmgabel erstochen ...


In fünfzehn von 264 „Mord ist ihr Hobby“-Episoden spielte Angela Lansbury als Jessica Fletcher keine Rolle in der eigentlichen Handlung der jeweiligen Folge, sondern trat nur zu Beginn und Ende sowie nach den Werbepausen auf, um sich als eine Art Erzählerin direkt an die Zuschauer zu wenden. Die geschilderten Plots sind dann solche, die auf den imaginären Romanen J.B. Fletchers basieren. In Fankreisen sind sie unter dem Begriff „bookend episodes“, also „Buchstützen-Episoden“, bekannt geworden. Der Großteil der Buchstützen-Folgen ist in den Staffeln 6 und 7 zu finden, doch einen Testballon ließ das Team bereits hier in Staffel 3 steigen. Dass man sich das erst drei Jahre später wieder traute, zeigt, dass die Reaktionen des Publikums wohl schon beim ersten Versuch nicht sonderlich wohlwollend waren.

Das Problem: So verschiedenartig die Fälle zwar sein konnten, so drehten sie sich doch alle um Angela Lansbury als Fixpunkt der Serie. Hier ist sie nur ganz selten zu sehen – an ihrer Stelle ermittelt ein Jurastudent, der seinen Freund herausbekommen will. Das ist für sich genommen überzeugend, doch es ist letztlich einfach nicht das, was man sich von „Mord ist ihr Hobby“ erwartet. Ein klarer Fall von Etikettenschwindel. Ein fast schon ärgerlicher Fauxpas, weil ansonsten nur wenig an der interessanten Episode auszusetzen ist. Über jeden Zweifel erhaben sind natürlich Prolog und Rekapitulationen im Hause Fletcher. Doch auch beim Film im Film wurde vieles richtig gemacht: ein bösartiges Mordopfer, das seine Studenten betrügt und ausnutzt, ein gut motivierter Sündenbock und ein sympathisches Ermittler-Duo, das ebenso wie Jessica aus (zukünftigem) beruflichem Interesse herumschnüffelt, aber nicht bei der Polizei arbeitet.

Der Fall, der über eine erstaunlich ähnliche Ausgangslage wie „Ein Erbe wird gesucht“ aus Staffel 5 verfügt, ist über weite Strecken spannend aufgebaut, was vor allem an der ausführlichen Mordnacht-Szene vor dem Entdecken der Tat sowie an deren nicht weniger interessanter Nachstellung anlässlich der Überführung liegt. Da enttäuscht es lediglich ein wenig, dass die Lösung selbst eher lapidar erscheint und die Geschichte insgesamt nicht so abrundet, wie man es sich von dem Buch einer so renommierten Erfolgsschriftstellerin erwarten würde.

Wenn Jessica nicht als Detektivin, sondern als Märchentante auftritt, vermittelt das zwar einen häuslich-angenehmen Eindruck, solange sie mit ihrem Publikum spricht, verärgert dann aber unnötig durch Isolation von Heldin und Kriminalfall. Auf eine solche Reduktion der Jessica-Dosis kann man nur empfindlich mit 3,5 von 5 Punkten reagieren.

Gubanov ( gelöscht )
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19.08.2014 10:50
#85 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der Tote im Sender (The Bottom Line Is Murder)

Episode 59 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Steven Long Mitchell, Craig W. van Sickle. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Adrienne Barbeau, Judith Chapman, Barry Corbin, Pat Klous, Robert F. Lyons, Rod McCary, Joe Santos, Morgan Stevens, George Takei u.a. Erstsendung (USA): 15. Februar 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 24. Mai 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Tote im Sender
Eigentlich wollte Jessica nur ihre Freundin Jayne besuchen. Stattdessen lernt sie bei dem Fernsehsender, bei dem Jaynes Mann arbeitet, den arroganten Moderator Kenneth Chambers kennen, der sich mit einer übermäßig investigativen Verbrauchersendung viele Feinde gemacht hat. Als Chambers getötet und Jessicas Bekannter verhaftet wird, verfolgt die Autorin als einzige alle Spuren. Sie findet heraus, dass der Mord eigentlich einer anderen Person galt ...


Überall heißt diese Folge „Der Tote im Sand“ – sogar der Vorspann blendet mit diesem Titel auf. Das Problem: Auch wenn die Folge im heißen Texas spielt, so gibt es doch kein einziges Sandkorn zu sehen. Dafür aber sind fast alle Szenen im Hauptquartier eines TV-Senders angesiedelt. Deshalb ist anzunehmen, dass ursprünglich beabsichtigt war, den Fall „Der Tote im Sender“ zu nennen, woraus dann über zehn Stationen stille Post und mindestens ebenso viele Missverständnisse hinweg ein unvorsichtiger Computerhandlanger statt „Sender“ „Sand“ in die deutschen Credits setzte. Ein Fehler, mit dem Jessica Fletcher sofort aufräumen würde!

Wie auch immer man den Mord an Kenneth Chambers bezeichnen möchte – zu den besten Folgen gehört er sicher nicht. Das ist schade, weil man geneigt ist, sie unbedingt gut finden zu wollen, denn schließlich gab hier mit Anthony Pullen Shaw Angela Lansburys Sohn sein Regiedebüt innerhalb der Serie und überhaupt in seiner vielseitigen, aber letztlich überschaubaren Karriere als Schauspieler, Produzent und Spielleiter. Für „Mord ist ihr Hobby“ sollte er insgesamt nicht weniger als 68 Folgen sowie alle vier sich anschließenden TV-Filme drehen.

Dass „Der Tote im Sender“ sein Publikum nicht über Gebühr mitreißt, liegt an der gemächlichen Inszenierung, die erst am Ende ein wenig aufgebrochen wird, sowie dem Eindruck, dass es sich hierbei um ein typisches Routineprodukt aus Serienherstellung handelt. Vieles kennt man schon und hat es schon interessanter gesehen und selbst einige Gesichter doppeln sich mit früheren Episoden. Senderchef Robert Warren wird von Morgan Stevens gespielt, dessen auffälligster Auftritt bisher der als rücksichtsloser Rüpel-Student in „Griffens erster Fall“ bleibt. Vertraut ist auch noch die Wut und Verachtung ausstrahlende Mine von Adrienne Barbeau, die als Aufwieglerin im Frauenknast in „Skandal hinter Gittern“ passend besetzt war, aber hier deutlich zu aggressiv und ohne weiterentwickelten schauspielerischen Horizont herüberkommt.

Die Freundschaft zwischen Jessica und Jayne bleibt weit im Hintergrund, obwohl es in dieser Folge an einem besonderen Etwas fehlt, das von den beiden Frauen hätte gestemmt werden können. Der Mordfall beim TV-Sender ist eher Standardware – ähnlich wie bei „Columbo“ scheint bei „Mord ist ihr Hobby“ die Devise zu gelten: Wenn dir nichts mehr einfällt, schreib einen Fall im Film- oder Fernsehstudio. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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19.08.2014 13:35
#86 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Eiskalt im Ring (Death Takes a Dive)

Episode 60 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie John Amos, Ernest Borgnine, LeVar Burton, Bradford Dillman, Ray Girardin, Caren Kaye, Michael McGrady, Lynne Moody, Jerry Orbach, Harold Sylvester, Adam West u.a. Erstsendung (USA): 22. Februar 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 29. Mai 1994.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Eiskalt im Ring
Harry McGraw steht unter Mordverdacht. Der ehemalige Privatdetektiv ist unter die Boxmanager gegangen, nachdem er aus Zufall einen Profiboxer von einem alten Bekannten „erbte“. Das Geschäft ist hart und die Konkurrenz unerbittlich: Spiele werden nicht im Ring, sondern zuvor durch Taktierereien und dunkle Machenschaften entschieden. McGraw wollte sich vom nunmehr toten Unterweltkönig Wade Talmadge nichts diktieren lassen – aber tötete er ihn deshalb auch gleich?


Den Fällen, in denen Jessica ihrem Freund Harry McGraw zur Seite steht (oder umgekehrt), haftet ein nostalgisches Flair an, das in „Mord ist ihr Hobby“ sehr gut funktioniert. Also überzeugt auch die Folge „Eiskalt im Ring“, obwohl sie dialoglastig, kompliziert und nicht sonderlich temporeich ist. Sie ist in einem Stilmix aus Film-Noir-Detektiv-gegen-Unterwelt-Stories und Sixties-Hörspielklassikern in Szene gesetzt und wird regelmäßig durch Rückblenden aufgebrochen, was die Handlung interessant hält und Harry McGraw wenigstens etwas zu tun gibt. Denn an sich ist es schade, dass sich gerade in dieser mit 68 Minuten Laufzeit überlangen Folge kein echtes Zusammenspiel zwischen der Autorin und dem Privatdetektiv entwickeln kann, weil Letztgenannter fast die ganze Zeit von der Polizei festgehalten wird. Somit ist Orbach gezwungen, ungewöhnlich passiv zu bleiben, was ein wenig ungeschickt anmutet angesichts der Tatsache, dass dieser Film den Piloten zu seiner eigenen Spin-Off-Serie darstellt.

Das Boxgeschäft zeigt reichlich raue Seiten, die teilweise bedrohlich und teilweise amüsant wirken. Letzteres tritt zum Beispiel ein, wenn Jessica die Trainingshalle der Boxer betritt, in der Frauen laut Wandschild und hartnäckigen Beharrens des Inhabers nicht erwünscht sind. Natürlich stellt das für die findige Ermittlerin ein ebenso geringes Hindernis dar wie der Umstand, dass sie, ohne gefragt zu werden, in die Rolle der Managerin eines überreifen Profiboxers schlüpfen muss. Geschickt wurde außerdem die Seitenhandlung um den Sportreporter Dave Robinson (LeVar Burton) in den Plot eingebunden. Die spannende Konfrontation mit dem Täter beschreitet schließlich den schmalen Grat, erratbar und dennoch nicht weit vorhersehbar zu sein, was dem Zuschauer das befriedigende Gefühl vermittelt, zeitgleich mit Jessica auf die Lösung gekommen zu sein.

Boston wird dank des zwielichtigen Hinterzimmerdetektivs Harry McGraw und seines zweifelhaften Bekanntenkreises einmal mehr in einem Licht gezeichnet, als sei es das Chicago der Dreißiger- oder Vierziger-Jahre. Peter S. Fischer ergänzte die große Kelle an Atmosphäre mithilfe eines cleveren Plots, der durch Zeitverschiebungen in der Erzählstruktur seine ganze Komplexität entfaltet und die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordert. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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19.08.2014 19:15
#87 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der Akt des Todes (Simon Says, Color Me Dead)

Episode 61 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Kevin G. Cremin. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Diane Baker, Tom Bosley, Foster Brooks, Ann Dusenberry, Leonard Frey, Tess Harper, Steve Inwood, Dick Sargent, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 1. März 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 25. September 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Akt des Todes
Der bekannte Maler Simon Thane aus Cabot Cove hat um sein letztes Kunstwerk den Mantel des Schweigens gehüllt. Noch bevor er es beenden kann, wird er in seinem Atelier erstochen aufgefunden. Und das Bild fehlt! Liegt hier ein Kunstdiebstahl mit tödlichen Folgen vor? Thanes Haushälterin, die erst kürzlich zugezogene alleinerziehende Mutter Irene Rutledge, gerät unter Verdacht. Doch was soll aus ihrem Sohn werden, wenn sie ins Gefängnis muss?


Manchmal wird gegen Jessica Fletcher der Vorwurf erhoben, sie sei auf zu großem Fuß unterwegs und verkehre nur mit hochnäsigen Snobs. Wenn man sich das Freundestreffen, zu dem sie im Hause von Simon Thane eingeladen wird, beschaut, ist man geneigt, dieser These zuzustimmen. Tatsächlich machte die Figur eine deutliche Wandlung von einer provinziellen Ex-Lehrerin zu einer weltgewandten Promi-Dame durch, die sich nicht zuletzt in Jessicas Kleidungsstil niederschlägt. Auf diesen übte Angela Lansbury seit 1985 gewissen von ihrem persönlichen Geschmack abhängigen Einfluss aus. Man kann also sagen, dass in der „neuen Jess“ mehr Angela steckt als in der alten. Und obwohl sie nicht mehr die simple Frau von nebenan ist, verhält sie sich immer sympathisch: Ihre Hilfsbereitschaft den Rutledges gegenüber sowie ihre ehrliche Anteilnahme am Tod des Malers sprechen diesbezüglich eine eindeutige Sprache.

Durch den Tod Simon Thanes nimmt das künstlerische Flair einen eher untergeordneten Stellenwert ein, sodass es nicht zu so artistischen und ausgeflippten Szenen kommt wie etwa in der „Columbo“-Ermittlung „Selbstbildnis eines Mörders“. Dennoch schnürte Robert E. Swanson ein Paket, das kaum etwas zu wünschen übrig lässt: Der Mord, das verschwundene Gemälde, der bärtige Fremde und das Spiel mit Blut- und roten Farbflecken führen zu einer kurzweiligen Beschäftigung. Nebenbei verfügt die Folge über eine ordentliche Portion Sozialromantik, die eine schöne Rolle für Amos Tupper als neuen Freund des Jungen Tommy Rutledge bietet und ein wahrlich perfektes Happy-End bereithält. Zwischendurch erfährt man, dass Frank Fletcher ein eifriger Fahrradfahrer war, dass Sheriff Tupper am liebsten Himbeereis isst – und es ist ein guter Zeitpunkt, um die Info aus der vorangegangenen Folge nachzuholen, dass Cabot Cove genau 3‘560 Einwohner hat. Pardon: 3‘559 nach dem Tod von Simon Thane!

Malerische und romantische Folge, die das Schaffen eines eremitischen Künstlers mit engem, aber exklusiven Freundeskreis zum Anlass nimmt, die Geschichte einer Frau und ihres Sohnes zu erzählen, denen es weniger gut geht. Darüber wird die mit Augenmaß ausgearbeitete Mordgeschichte nicht vergessen und das Ermittlerteam in ein besonders fürsorgliches Licht gerückt. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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19.08.2014 19:35
#88 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Ein mörderisches Wiedersehen (No Laughing Murder)

Episode 62 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Tom Sawyer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie George Clooney, Pat Crowley, George Furth, Buddy Hackett, Arte Johnson, David Knell, Steve Lawrence, Sheree North, Beth Windsor u.a. Erstsendung (USA): 15. März 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 9. August 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Ein mörderisches Wiedersehen
Schon lange treten Mack und Murray nicht mehr zusammen auf. Das berühmte Komikerduo aus den Fünfzigerjahren hat sich zerstritten. Nur weil der Sohn des einen und die Tochter des anderen heiraten wollen, kommen die beiden Streithähne im Familienkreis noch einmal zusammen. Eine schlechte Idee! Murray wird schwer mit einem Messer verletzt und der Macks Manager begeht Selbstmord. Wenigstens ist auch Jessica im Hause ...


Mithilfe der Fotoerinnerungen, unterlegt mit Sketchen aus den besten Zeiten von Mack und Murray, die sich langsam zu Streitgesprächen und schließlich zum Bruch der Zusammenarbeit entwickeln, schildern Grauman und Sawyer schnell und simpel die bergab verlaufende Erfolgsgeschichte eines ehemals beliebten Komikerduos. Ist diese Bühne erst einmal bereitet, heißt es: Auftritt für die beiden verfeindeten Parteien. Wie bei den Montagues und Capulets überschattet der Streit zwischen den Vätern die Liebe des jungen Paares, von der der Zuschauer leider nicht viel mitbekommt. Sie hätte helfen können, den Konflikt und dessen Lösung in einem dringlicheren Licht erscheinen zu lassen. Und sie hätte dem jungen George Clooney zu einer größeren Rolle verholfen, denn zweifelsohne spielt dieser wohl bekannteste aller „Mord ist ihr Hobby“-Gaststars eine ziemlich vergessenswerte und nichtssagende Rolle.

Im Gegensatz dazu schlachtet Buddy Hackett seine Rolle als cholerischer Miniaturkomiker bis zum Allerletzten aus: Ein wenig mehr Zurückhaltung in der Verkörperung hätte hier nicht geschadet – so geht einem Murray allzu schnell auf die Nerven. Das ist nicht sonderlich hilfreich, weil es für die Ermittlungen besser gewesen wäre, Mack und Murray mit gleicher Skepsis zu betrachten und keinen der beiden zu bevorzugen oder zu benachteiligen. So erhält der Fall eine gewisse Schlagseite, die der Auflösung des Anschlages auf Murray ihre Wirkung nimmt und außerdem von der tristen Kulisse seiner unrenovierten Bruchbude befeuert wird.

Der Fall an sich gerät eine Spur zu durchschaubar, wobei gewisse Schritte in der Ermittlung durchaus über Reiz verfügen: So misst Jessica Höhe des Balkens, Größe des Opfers und Länge des Seils, um festzustellen, dass der angebliche Selbstmörder vor seinem Ableben gar nicht auf dem Hocker gestanden haben kann. Auch die Aufklärung kann als erfreulich bezeichnet werden – zwar bedient sie sich wieder einmal der inzwischen nicht mehr besonders innovativen „das kann nur der Mörder gewusst haben“-Strategie, aber zeigt diese in hervorragend funktionierender, spitzfindiger Form.

Bei den Gastakteuren sind in „Ein mörderisches Wiedersehen“ ein ungenutzter Superstar vor seinem Karriereanstieg und eine üble Nervensäge zu verzeichnen. Jessica löst den Fall routiniert, aber wenig begeistert von der angespannten Atmosphäre unter dem düsteren Dach der Komikerbehausung. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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20.08.2014 11:30
#89 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Erpresse keinen Erpresser (No Accounting for Murder)

Episode 63 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Peter Crane. Drehbuch: Gerald K. Siegel. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Michael Horton, Dorothy Lamour, Geoffrey Lewis, Barney Martin, Ron Masak, Patricia McCormack, Thom McFadden, James Noble, Michael Tolan, Kate Vernon u.a. Erstsendung (USA): 22. März 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 30. August 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Erpresse keinen Erpresser
In der Steuerberatungsfirma, für die Grady neuerdings arbeitet, spukt es: Was mit seltsamen Geräuschen und verschwundenen Sandwiches anfängt, entwickelt sich bald zu einem mörderischen Fluch. Ein Kollege stirbt in seinem Arbeitszimmer – an der Wand hinterlässt der Geist eine Warnung. Die hält Jessica nicht davon ab, ihre Nase in die Angelegenheit hineinzustecken. An übernatürliche Kräfte möchte sie jedenfalls nicht glauben ...


„Mord ist ihr Hobby“ ist hauptsächlich als sommerliche Serie bekannt: Die Erstausstrahlungen einer Staffel erstreckten sich meist von September bis März, sodass die Drehs dafür in der anderen Jahreshälfte stattfanden. Da ist es eine willkommene Abwechslung, auch einmal mit Aufnahmen des winterlichen New York konfrontiert zu werden, die wunderbar zu der etwas übersinnlich-weihnachtlichen Note der Folge passen. Man fragt sich folglich: Warum erfolgte die deutsche Uraufführung der kommenden Episode „Jessica räumt auf“ ausgerechnet an einem 24. Dezember, wenn diese Folge hier so viel besser für diesen Sendeplatz geeignet gewesen wäre?

Neben dem „Geist“ in den Zwischenwänden der Steuerberatungskanzlei hält „Erpresse keinen Erpresser“ noch ein weiteres transzendentales Erlebnis bereit: Richard Levinson erfand neben „Columbo“ auch „Mord ist ihr Hobby“ (gemeinsam mit seinem Autorenpartner William Link sowie mit dem ebenfalls an „Columbo“ beteiligten Peter S. Fischer) und verstarb im März 1987 im Alter von nur 52 Jahren an einem Herzinfarkt. Die Vorspänne der Episoden, die nach dem 12. März 1987 gesendet wurden, wurden daraufhin allerdings nicht abgeändert und würdigen weiterhin das ruhmreiche Krimigenie.

Wer sich hinter dem Spuk verbirgt, wird jeder binnen fünf Minuten erraten haben, sodass die Idee mit dem Geist eher als freundliche Beigabe zum düsteren Mord sowie als Entschuldigung für den Mörder taugt als als falsche Fährte für Jessica oder das Publikum. Die Ermittlungen werden in angenehmem Tempo und in freundschaftlicher Atmosphäre geführt, weil Lieutenant Hanratty Jessica eindeutige Avancen macht und damit anders als viele andere Ermittler nicht von oben auf die clevere Lady herabblickt. Die entsprechend dem Milieu komplizierte Erklärung für den Mord lässt dann schlussendlich alle bis dahin bestehenden Fragezeichen verschwinden und erklärt auch den klangvollen, wenngleich etwas spoilerigen deutschen Episodentitel.

Gemütlich-sympathische Folge aus dem winterlichen New York, die mit einigen inszenatorischen Raffinessen (Blick durch Entlüftungsgitter, Fischaugen-Perspektive) aufgelockert und mit einem durchaus spannenden, aber für Laien nur nach detaillierter Erklärung nachvollziehbaren Verbrechen versehen wurde. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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20.08.2014 11:55
#90 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Jessica räumt auf (The Cemetery Vote)

Episode 64 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Robert van Scoyk. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Ellen Bry, Joseph Campanella, Bruce Davison, Ed Lauter, John McLiam, Mitchell Ryan, Charlene Tilton, Marie Windsor, Jeff Yagher u.a. Erstsendung (USA): 5. April 1987. Erstsendung (BRD, RTL): 24. Dezember 1991.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Jessica räumt auf
Ihren Ausflug nach Idaho macht Jessica unter wenig erfreulichen Umständen: Der Mann ihrer Freundin, Bürgermeister Jim Stevens, starb am Steuer seines Wagens. Die offizielle Version lautet auf Unfall, doch Jims Vater glaubt fest an eine abgekartete Sache. Da kann es kein Zufall sein, dass man auch ihn bald tot in der Nähe des Highway auffindet. Welche Ausmaße haben die unlauteren Vorgänge in der Kleinstadt? Hängt der Sheriff selbst ganz tief in ihnen drin?


Jessica gegen Korruption und Bestechung – solche Fälle muten auch nach dem Wachstum der Hauptfigur noch immer etwas großspurig und überkandidelt für eine Hobbyermittlerin an. Das ist in „Jessica räumt auf“, einer Folge, die stark an das Gerechtigkeitsempfinden ihrer Zuschauer appelliert und diesem Wunsch folgend alle Charaktere eindeutig gut bzw. eindeutig böse gestaltet, nicht anders. Aus dem Schema „Aufrichtig oder verschlagen?“ ragt nur der Mörder und Kopf der Verbrechen heraus, der erst am Ende sein wahres Gesicht zeigt. Das wirkt doch alles etwas arg konstruiert.

Ansonsten lässt sich gegen „Jessica räumt auf“ wenig einwenden. Die Folge besticht durch eine ländliche Atmosphäre des Zusammenhaltens und Todschweigens, die in ähnlich negativer Form auch bereits #37 („Pulverfass“) dominierte und damit zu einem spannenden Unterfangen machte. So ähnlich funktioniert die Intention hier ebenfalls, zumal die überzogenen Schwarzweiß-Figuren immerhin für eine deutliche Stellungnahme des Zuschauers sorgen. Auch wurden die Höhepunkte im Spannungsbogen geschickt über die Laufzeit verteilt: gleich zu Beginn mit dem Einbruch auf dem Schrottplatz, dann im Weiteren mit dem Tod von Harry Stevens, dem Anschlag mit dem LKW auf Jessica und David Carroll und schließlich der atmosphärischen Überführung. Hier kommt wieder einmal das Talent Seymour Robbies, auch schwächere Drehbücher aufzuwerten, zur Geltung.

Der Originaltitel bezieht sich auf die Fälschung von Wahlergebnissen mithilfe angeblicher Stimmen, die im Namen von Verstorbenen abgegeben werden. Entsprechend prominenten Platz nehmen die lokalpolitischen Schiebereien in der Episode ein – ungewöhnlich bei sonst eher klar abgegrenzten und im Privaten angesiedelten Morden. Dazu gehört auch der Betrieb eines illegalen, aber vom Sheriff akzeptierten Spielcasinos, was eher an gesellschaftspolitische und lasterverdammende Krimis nach Art von Herbert Reinecker erinnert.

In diesem ungewöhnlichen Fall muss Jessica viele schmutzige Geheimnisse aufdecken. Das füllt die Spielzeit ordentlich aus, bedingt aber auch eine etwas zu simple Personenzeichnung, an der die hochambitionierte kritische Sichtweise des Drehbuchs letztlich zu scheitern droht. Gerade in diesem Moment springt der versierte Regisseur Seymour Robbie mit unverbindlicher Spannungsmache ein. Knappe 4 von 5 Punkten.

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