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Dieses Thema hat 153 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Gubanov ( gelöscht )
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14.05.2015 16:15
#106 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Sandras Geheimnis (Doom with a View)

Episode 77 der TV-Kriminalserie, USA 1987. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Kenneth A. Berg. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie John Callahan, Robert Desiderio, Jennifer Holmes, Michael Horton, Janet Leigh, Monte Markham, Macon McCalman, Charlotte Rae u.a. Erstsendung (USA): 13. Dezember 1987. Erstsendung (BRD): 18. Mai 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Sandras Geheimnis
Sein alter Schulfreund Garrett Harper lädt Grady Fletcher und dessen Tante in das edle New Yorker Montaigne-Hotel ein, dessen Inhaberin er geheiratet hat. Allerdings kriselt es bereits zwischen Garrett und der reichen, deutlich älteren Cornelia Montaigne. Ist die gemeinsame Bekannte Sandra der Grund dafür? Grady findet Sandra eines Abends tot in ihrer Suite und gerät ausgerechnet deshalb unter Mordverdacht, weil Jessica so vehement darauf bestand, dass Sandras Tod kein Unfall war!


Ach herrje, dem guten Grady konnte seine Tante in den ganzen Jahren noch immer kein gesundes Misstrauen beibringen. Noch tapsiger als sonst tritt der Berufsneffe in allerlei Fallen und sitzt falschen Freundschaften auf, was „Sandras Geheimnis“ auf teils amüsante, teils etwas zu offensichtliche Weise entlarvt. Diesmal sind es seine ehemaligen Schulkameraden, die sich als Ausbrut an Verbrechern, Betrügern und Bigamisten herausstellen. Immerhin spielt das Ganze vor der sehr herrschaftlichen Kulisse eines Edelhotels, das gerade mit seinen Aufnahmen in der pompösen Halle besticht, während Flur- und Zimmerszenen zu offensichtliche Studioatmosphäre verbreiten.

Obwohl ihr Name unter den Gaststars gleich heraussticht, erhielt Filmdiva Janet Leigh eine verhältnismäßig lapidare Rolle als arbeitswütige Hotelleiterin, die in ihrer weltfremden Emsigkeit keine Zeit in die Pflege von Beziehungen investiert und sich dann wundert, weshalb diese in die Brüche gehen. In den Mordfall ist sie lediglich pro forma als passive Figur einer Dreiecksgeschichte involviert; allerdings steht zu vermuten, dass ihr Auftritt im Originalton besser zur Geltung kommt als in der Synchronisation, in der man ihr eine recht aufdringliche und unpassende Stimme verpasste.

Die Folge zieht sich nicht in die Länge und bietet sich gut zum Mitraten an, weil man diesmal kaum über die Auflösung erstaunt sein wird, sondern ähnlich schnell kombiniert wie Jessica. Verschiedene Hinweise wie etwa das ungewöhnliche Verhalten der Harper-Mutter am Dinnertisch werden geschickt eingestreut. Davon, dass der Plot verschiedene Haken schlägt, indem er den Hoteldetektiv als zwielichtigen Charakter schildert, auch am Inspektor, der sich als kulturbeflissener Dandy aufführt, kein gutes Haar lässt und schließlich das Intrigenspiel Garretts ausführlich beleuchtet, wird man sich als geschulter Serienfreund nicht ablenken lassen.

Ein solider Mittelklassefall, der von der erprobten und immer wieder gut funktionierenden Beziehung zwischen Grady und „Tante Jess“ profitiert. In der Umsetzung des luxuriösen Umfelds steckt ebenso Verbesserungspotenzial wie in Janet Leighs Rolle, die den Hitchcock-Star leider ein wenig verschenkt. 4 von 5 Punkten. – Man beachte wie in so ziemlich allen Fällen den originellen US-Episodentitel.

Gubanov ( gelöscht )
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14.05.2015 16:20
#107 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Eine Episode „Mord ist ihr Hobby“ zu sehen, ist Entspannung pur. Clever entworfene Krimis treffen in den meisten Folgen auf stimmige, abwechslungsreiche Sujets, die nicht allzu nachdenklich stimmen, Jessica aber immer wieder in ein neues Licht rücken und auf Personen treffen lassen, die dem Zuschauer zeigen, welches Glück er hat, die unprätentiöse und liebenswerte Serienheldin zu begleiten. Weiterhin als tendenziell ziemlich stark erweisen sich die Fälle, die in Cabot Cove spielen. Besonders „Mord mit der Indianer-Lanze“ hat mir gefallen. Aber auch wenn Jessica im Nonnenkloster auf Mörderjagd geht, bleibt nichts zu wünschen übrig.

Platz 01 | ★★★★★ | Episode 076 | Mord mit der Indianer-Lanze
Platz 02 | ★★★★★ | Episode 070 | Spur in die Vergangenheit

Platz 03 | ★★★★☆ | Episode 073 | Der Ladykiller
Platz 04 | ★★★★☆ | Episode 069 | Jessica im Zeugenstand

Platz 05 | ★★★★★ | Episode 074 | Jessica und die Bombe
Platz 06 | ★★★★★ | Episode 067 | Der zwielichtige Monsieur Maxim
Platz 07 | ★★★★★ | Episode 077 | Sandras Geheimnis
Platz 08 | ★★★★★ | Episode 072 | Ein tödliches Wiedersehen

Platz 09 | ★★★☆★ | Episode 075 | Ärger im Garten Eden
Platz 10 | ★★★☆★ | Episode 071 | Tödliche Party

Platz 11 | ★★★★★ | Episode 068 | Mord ohne Vorsatz

Die dazugehörigen DVDs:

Gubanov ( gelöscht )
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20.01.2016 16:25
#108 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Staffel 4 (Teil 2)



Mord ist ihr Hobby: Fisch mit Folgen (Who Threw the Barbitals in Mrs. Fletcher’s Chowder?)

Episode 78 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Robert van Scoyk. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Tom Bosley, Colleen Camp, Henry Gibson, Geoffrey Lewis, Anne Meara, Barbara Rhoades, Donnelly Rhodes, Guy Stockwell, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 3. Januar 1988. Erstsendung (BRD): 27. Juli 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Fisch mit Folgen
Ganz Cabot Cove ist auf den Beinen, als Sheriff Tuppers Schwester Winnie im Küstenort Zuflucht vor ihrem brutalen Ehemann sucht. Dieser verfolgt sie jedoch mitsamt seiner Familie bis in Jessicas Haus, wo bei einem Abendessen alle Gäste auf einmal in tiefen Schlaf verfallen. Jemand hat die Fischsuppe mit Schlafmittel vergiftet – und Winnies Mann eine besonders hohe Dosis zukommen lassen, denn er wacht nicht mehr auf. Hat Tupper einen Mörder in seiner angeheirateten Familie?


Meeresfrüchte mögen nicht jedermanns Sache sein, doch so übel auf den Magen wie bei Elmo Banner schlagen sie üblicherweise nicht. Die ungeheure Methode, dass sich der Killer ausgerechnet an Jessicas Festmahl vergreift, wird den Zuschauern beider Sprachfassungen schon durch den Titel verraten, was ihr leider viel an Überraschungseffekt und Wirksamkeit raubt. Gleichsam handelt es sich um einen jener Fälle, bei denen man schon lange vorher genau weiß, wer das Mordopfer sein wird. Folglich verläuft „Fisch mit Folgen“ hauptsächlich in vorhersehbaren Bahnen. Hinzu kommt, dass die Mitglieder von Elmos Familie entweder hoffnungslos überzeichnet sind (Barbara Rhoades, Guy Stockwell) oder völlig eigenschaftslos erscheinen (Henry Gibson, Geoffrey Lewis) und damit keinen besonders attraktiven Verdächtigenkreis bilden.

Das ist bedauerlich, da die Flucht von Winnie Banner zunächst einen interessanten Auftakt zu bilden scheint und sogar für ein paar beinah romantische Momente mit Dr. Hazlitt sorgt. Außerdem lernen wir einiges über das Privatleben der Cabot-Cove-Bewohner, z.B. dass Jessica das Schreiben an ihren Büchern immer bis zum letzten Moment aufschiebt und Fischsuppe Amos Tuppers Lieblingsgericht ist.

Ein wenig sonderbar, weil nicht wirklich ins Gesamtbild passend, ist Colleen Camps Auftritt als toughe Polizistin, die bei Tupper aus unerfindlichen Gründen anheuert und auch nur in dieser einen Episode zu sehen ist. Musste man dem diesmal privat in den Fall verwickelten Sheriff eine neutrale Assistentin zur Seite stellen? Sie bringt ebenso wie die ständig nörgelnde Rolle von Barbara Rhoades den eigentlich sehr hohen Gemütlichkeitsfaktor der Episode ins Wanken.

Mord an der Dinnertafel: Eine reizvolle Idee und ein sehr persönlicher Fall verlieren durch übertriebene Comedy und zwei Frauen mit Haaren auf den Zähnen. Aus der Grundidee hätte sich mehr machen lassen, deshalb 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.01.2016 17:25
#109 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Die Stunde des Kometen (Harbinger of Death)

Episode 79 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: R. Barker Price. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie George DiCenzo, Steven Ford, Robin Gammell, Karen Grassle, Dean Jones, Kate McNeil, Marcia Rodd, Jeffrey Tambor u.a. Erstsendung (USA): 24. Januar 1988. Erstsendung (BRD): 22. Juni 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Die Stunde des Kometen
Der Astronom Dr. Leonard Palmer ist über die Pläne des Institutsleiters Armstrong verärgert, die Forschung immer mehr in den Dienst von Verteidigung und Aufrüstung zu stellen. Lieber würde er den Nachthimmel ganz unpolitisch nach einem Kometen absuchen. Eines Tages jedoch zeigt sein Teleskop nicht auf die Sterne, sondern auf Armstrongs Haus, in dem eine Leiche liegt. Hat Palmer einen Mord beobachtet?


Das Forschungsinstitut bildet einen wertigen und ungewöhnlichen Hintergrund für einen Mordfall. Wenngleich die Annahme, dass man mit dem Teleskop geradewegs auf das 30 Meilen entfernte Haus von Mr. Armstrong schauen kann, ein wenig weit hergeholt erscheint, so ist der Gimmick mit den technischen Gerätschaften und die Art und Weise, in der sie einen Verdächtigen inkriminieren und ihm gleichzeitig ein Alibi verschaffen können, sehr gelungen. Zugleich verleihen die Verquickungen von Wissenschaft und Politik, mit denen explizit auf die Konkurrenz zwischen den USA und den Sowjets abgehoben wird, der Episode einen passenden Zeitgeist-Faktor.

Inmitten all der einflussreichen Persönlichkeiten auf dem Empfang wird Jessica für eine Mitarbeiterin des Verteidigungsministeriums sowie für eine Reporterin der Washington Post gehalten. Ihr eigentlicher Beruf kommt ihr später zugute, als sie mit einer Zusage für ein neues Buch Pluspunkte bei Sergeant Kettle sammeln kann. George DiCenzo, in seinem dritten „Mord ist ihr Hobby“-Auftritt mittlerweile ein vertrautes Gesicht, spielt die Rolle als Gastermittler sehr überzeugend und liebenswert.

Insgesamt verlässt sich der Fall auf ein paar Zufälle und Unglaubwürdigkeiten zuviel und bewegt sich damit auf etwas dünnem Eis. Er ist auch nicht spannend genug inszeniert, um zu den Highlights der Staffel zählen zu können und strapaziert das Klischeebild des zerstreuten, grundloyalen Wissenschaftlers, der seine Arbeit seiner Ehe vorzieht. Folglich muss Jessica nicht nur den Mörder finden, sondern auch privat einige Bruchstücke kitten, wobei Angela Lansbury ihre mütterlich-bestimmte Art passend einsetzen kann.

Eine Leiche fällt kaum aus heiterem (Nacht-)Himmel. Etwas konstruiert, aber mit Gespür für Figuren und Stimmungen erschufen Regisseur Shaw und Drehbuchautor Price eine wendungsreiche, wenngleich eher leidlich spannende Folge mit überraschendem Ende in zwei Teilen. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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22.01.2016 09:00
#110 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der Fluch der indischen Göttin (Curse of the Daanav)

Episode 80 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Chris Manheim. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Jane Badler, Douglas Barr, Kabir Bedi, Richard Bradford, Larry Linville, Clive Revill, William Windom, Jane Windsor u.a. Erstsendung (USA): 7. Februar 1988.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Fluch der indischen Göttin
Der Rubin, den ein Abenteurer einst aus der Statue der indischen Unterweltgöttin Daanav herausbrach, ist mit einem Fluch belegt, der jedem seiner Besitzer, der kein absolut reines Herz hat, einen gewaltsamen Tod bringt. Ausgerechnet der steinreiche Bruder Dr. Hazlitts, mit dem der Arzt aus Cabot Cove seit Jahrzehnten zerstritten ist, schenkt das Juwel nun seiner neuen Ehefrau. Diese stirbt daraufhin beinah an Autoabgasen; ihren Gatten findet man am nächsten Morgen erwürgt in seinem von innen verschlossenen Zimmer auf ...


Man sieht nicht jeden Tag, dass eine „Mord ist ihr Hobby“-Folge mit Aufnahmen von Elefanten und alten Tempelstätten beginnt. Walter Grauman verlieh dem „Fluch der indischen Göttin“ eine sehr beeindruckende Auftaktsequenz, die sich als Fiebertraum des indischen Botschaftssekretärs Vikram Singh entpuppt. Sie mag eventuell die Frage aufwerfen, inwiefern die Geschichte um den Fluch vielleicht einfach dessen blühender Fantasie zu verdanken ist. Doch ob der Rubin nun wirklich mit einer Prophezeiung belegt ist oder nicht, spielt für die eigentliche Geschichte auch keine so besonders bedeutende Reihe, ist diese doch natürlich ganz im Hier und Jetzt sowie in realistischen Sphären angesiedelt. Jessica lässt sich jedenfalls nicht von irgendeinem Hokuspokus einlullen und findet rasch die Methode, mit der der Mörder den verschlossenen Raum verlassen konnte.

Erneut fällt auf, wie zurückhaltend William Windom den Seth Hazlitt anlegt. Selbst wenn er seinen seit Jahrzehnten gemiedenen Bruder trifft, ist ihm nicht viel Persönliches zu entlocken – die Geschichte könnte praktisch ebenso gut unter Fremden oder Jessicas üblichen Neffen und Nichten spielen. Richard Bradford darf als Richard Hazlitt etwas mehr polarisieren, stellt aber keineswegs ein besonders verabscheuungswürdiges Mordopfer dar, zumal es kurz vor der Tat zu einer Versöhnung der beiden Hazlitts kommt (wohl, um ein Mordmotiv für den Doktor auszuschließen). Am besten gefallen hat mir die natürliche und freundliche Darstellung von Jane Windsor, die so gar nicht dem Abziehbild der um Jahrzehnte jüngeren Ehefrau eines reichen Mannes entspricht, sondern ganz eigene Akzente setzt. Clive Revill, der letzte „Columbo“-Mörder der alten Ära, gibt eher einen Nebenauftritt, bereichert das Geschehen aber durchaus.

Atmosphärisch starke Landhausfolge mit vielen düsteren Bildern und einem angemessen komplexen Mordfall, wobei die Identität des Verbrechers trotzdem relativ leicht zu erraten ist. Die Spukelemente beschränken sich fast ausschließlich auf den Anfang – diesbezüglich sollte man also ebenso wenig falsche Erwartungen hegen wie über die eher fadenscheinige persönliche Note der Folge für Seth Hazlitt. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.01.2016 13:35
#111 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Bourbon, Brandy und Arsen (Mourning Among the Wisterias)

Episode 81 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Scott Anderson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Rene Auberjonois, Penny Fuller, Frank Gorshin, Matt McCoy, Barry Nelson, Lois Nettleton, Linda Purl, Elliott Reid, Beah Richards u.a. Erstsendung (USA): 14. Februar 1988. Erstsendung (BRD): 27. Januar 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Bourbon, Brandy und Arsen
Eine Kopie hätte zwar auch gereicht, aber Eugene McClenden wollte Jessica eben in natura wiedersehen, um ihr sein neues Stück vorzulesen. Er tut dies nicht ohne Hintergedanken, denn von seinen potenziellen Erben ist er angewidert. Er möchte Jessica heiraten, damit diese die Produktion seines Stücks überwachen kann, wenn er vorher stirbt. Tatsächlich kommt es bald zu einem Mordfall, aber McClenden ist nicht das Opfer, sondern derjenige, der die Pistole in der Hand hält ...


Ob es ein Zufall ist, dass ein Heiratsantrag für Jessica und ihre Unterhaltung „Frauen im Süden haben selten Hunger auf Sex.“„Das kann ich nicht beurteilen, ich bin aus Maine.“ in derselben Episode zusammenfallen? Wie auf der großen Bühne werden auch im Haus des Theaterschriftstellers Eugene McClenden große Gefühle, Heucheleien und familiäre Eitelkeiten ausgetauscht. Der Autor, der von Barry Nelson („Thriller: Ein Butler für Madame“ bzw. „Der Schatten des Dünnen Mannes“) gespielt wird, ist offenbar nicht nur namentlich Eugene O’Neill nachempfunden, der 1956 „Long Day’s Journey into Night“ schrieb, sondern verfügt auch über dessen Laster und Eigenheiten. Obgleich es ein wenig versöhnt, dass er wie Jessica ein Mitglied der schreibenden Zunft ist, so erscheint die angestrebte Verbindung doch recht unglücklich und wird von der Kriminalschriftstellerin auch nicht besonders erfreut aufgenommen.

Das stattliche Anwesen versprüht ein deutlich spürbares Südstaatenflair mit drückender Hitze, entsprechend heißblütigen Bewohnern und der obligatorischen schwarzen Haushälterin, die als resolute Ersatzmutter in Erscheinung tritt. Selbst an den weißen Anzug, den Cowboyhut und die Westernschleife des Ermittlers dachte man. Hinter all diesen Stilelementen und der Überraschung mit Jessicas angekündigter Heirat tritt der Kriminalfall leider ein wenig zurück. Erschwerend fällt vor allem die Wahl des Opfers ins Gewicht – eine Person, die für den Zuschauer nicht gerade von großem Interesse ist. Besser wäre es vielleicht gewesen, Eugene, auf den es ohnehin alle abgesehen haben, tatsächlich das Zeitliche segnen zu lassen, da er als Hauptverdächtiger, wie sich herausstellt, nicht besonders viel hergibt. Vielleicht dachte man aber auch, dass das Publikum es nicht goutieren würde, den sympathischen Querkopf sterben zu sehen, dem Nelson ja auch tatsächlich eine sehr charismatische Natur verleiht.

Während die Idee, Jessica in eine Zweckehe zu führen, ganz amüsant sein mag, wurde sie mit dem Kriminalfall nicht besonders geschickt verbunden, sodass letzterer eher routiniert wirkt. Die starke Inszenierung und Herausarbeitung der einzelnen Charakterköpfe bewahrt die Folge allerdings vor Langeweile. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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22.01.2016 19:30
#112 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der falsche Priester (Murder Through the Looking Glass)

Episode 82 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Robert van Scoyk. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Cliff DeYoung, Laurence Luckinbill, Robert Reed, Mark Shera, Dan Shor, Gregory Sierra, Karen Valentine u.a. Erstsendung (USA): 21. Februar 1988. Erstsendung (BRD): 17. Februar 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der falsche Priester
Was zunächst wie ein natürlicher Notfall am Steuer eines Wagens aussieht, entpuppt sich als Tod eines Serienkillers. Dieser führt Jessica, die zufällig am Tatort war, in die misstrauische Welt des DSS, des Department for Special Security. Die Regierungsmitarbeiter haben offenbar so einiges zu verheimlichen und scheinen auch einander nicht immer die volle Wahrheit zu sagen. Mit einem von ihnen, der eine Undercover-Rolle als Priester angenommen hat, verbündet sich Jessica, um Licht ins Dunkel zu bringen ...


Selbst für „Mord ist ihr Hobby“-Verhältnisse kann man den Plot von „Der falsche Priester“ getrost als fantastisch, wenn nicht gar als fadenscheinig bezeichnen. Bei Letzterem möchte ich allerdings nicht auf die Anmerkung verzichten, dass ich das Wort hier in einem positiven Sinn verwende, denn „Der falsche Priester“ entbehrt zwar jedweder Glaubwürdigkeit, gerät aber doch zu einer sehr unterhaltsamen und sehenswerten Angelegenheit.

Angela Lansbury kostet die komischen Momente, in denen sie auf die Geheimagenten trifft, genüsslich aus – zuerst als vehemente Gerechtigkeitssucherin, die von den tieferen Verwicklungen noch keinen Schimmer hat, und später als private „Doppelagentin“, die eine Parodie ihrer eigenen Person zum Besten gibt, um die Verdächtigen um den Finger zu wickeln. Natürlich wissen die Leute vom DSS gleichfalls genau über Mrs. Fletcher Bescheid, können sie doch auf umfangreiche Akten zurückgreifen, in denen neben Jessicas bevorzugter Lippenstiftfarbe auch Anmerkungen über ihr Mitwirken im Fall der befreiten sowjetischen Balletttänzer enthalten sind (ein erstaunlicher, aber thematisch perfekt passender Rückbezug auf Folge #009).

Die gelungene Auftaktsequenz beschert der Folge von Anfang an ein hohes Tempo; die gedämpfte Stimmung im DSS-Außenquartier, das das Deckmäntelchen eines stinknormalen (oder wie Jessica sich ausdrückt: „total spießigen“) Landhauses übergeworfen bekommt, gleichzeitig aber mit Sicherheitspersonal und venezianischen Spiegeln vollgestopft ist, trägt ebenfalls zum Gelingen der Folge bei. Problematisch einzig, dass die Todesfälle durch das extravagante Sujet vollkommen in den Hintergrund rücken – doch das ist ja eigentlich schon ein wiederkehrendes Serienmerkmal.

Amüsant und hochbrisant: „Der falsche Priester“ fährt große politische Geschütze auf, um Jessicas Eignung für jedes Terrain unter Beweis zu stellen. Angela Lansbury macht aus dieser Fingerübung ein kleines Kabinettstück, während das Drehbuch wieder einmal ausbaufähig, aber erfreulich kompakt und kurzweilig erscheint. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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25.01.2016 00:30
#113 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Das letzte Glas (A Very Good Year for Murder)

Episode 83 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Kristian Alfonso, Ina Balin, Bibi Besch, Tom Roberts Byrd, Grant Goodeve, John Saxon, Arlen Dean Snyder, Eli Wallach, Billy Zane u.a. Erstsendung (USA): 28. Februar 1988. Erstsendung (BRD): 10. Februar 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Das letzte Glas
Auf dem Weingut der Familie Gambini reifen nicht nur die Trauben, sondern auch die Pläne, den Patriarchen loszuwerden, um mit der Erbschaft ein schönes Leben zu beginnen. Jessica ist anlässlich des Geburtstags von Gambini senior eingeladen und zieht das Böse wie immer magnetisch an: Ein scheinbar zufälliger Treppensturz im Weinkeller entpuppt sich als Attentat. Doch für wen war die angesägte Stufe eigentlich bestimmt?


Nicht immer kann der Name Peter S. Fischers als Drehbuchautor alle Erwartungen einlösen. Was sich als Geschichte in ähnlichem Milieu wie Lieutenant Columbos hochgepriesener Fall „Wein ist dicker als Blut“ anlässt, verläuft sich von Minute zu Minute mehr in einem archetypischen Familiendrama, das sich inhaltlich von seiner thematischen Besonderheit mehr und mehr loslöst, bis es irgendwann eher um Sportwetten als um Valpolicella geht. Außer einigen einleitenden Szenen darf man leider im Gegensatz zu Columbos Ermittlungen auch keinen Blick mehr auf saftiggrüne kalifornische Landschaften werfen.

Immerhin löst sich die Folge durch ihre Auflösung vom Standardmuster. Das Gebräu erhält dadurch eine bittere Note und einen ungewöhnlich trockenen Abgang. Auch kann man den Gastdarstellern keinen Vorwurf machen – sie porträtieren die ihnen zugedachten Charaktere (wenngleich diese recht scherenschnittartig geraten) ziemlich passend. Von einigen hätte man gern mehr gesehen, vor allem die Frauen des Gambini-Clans (Ina Balin, Bibi Besch) kommen recht kurz. Familienoberhaupt Eli Wallach trumpft dagegen groß – vielleicht ein bisschen zu groß? – auf.

Stellvertretend für manche Folgen der vierten Staffel leidet „Das letzte Glas“ ein wenig an dem Phänomen, dass die Geschichte mit Einführung der Charaktere bis zum ersten kriminellen Zwischenfall interessant anzusehen ist, sich danach aber in einer gewissen Beliebigkeit immer wieder gleicher und damit austauschbarer Ermittlungsstrategien verläuft. Viele Episoden können dies geschickt durch Charakterköpfe, Themenwahl oder Unterhaltungswert kaschieren; hier tritt diese Zweiteilung der Episode aber besonders deutlich in Erscheinung. Als Zuschauer weiß man, dass Jessica es besser kann.

Ausgerechnet die Folge für Weinkenner gerät etwas schal: Es ist nicht das erste Familientreffen der Kriminalgeschichte, das für aufgestaute Emotionen zwischen Alt und Jung sorgt. Die optischen Möglichkeiten sonniger Weinberge wurden nicht ansatzweise ausgekostet, außerdem erscheinen einige Figuren unterentwickelt. Deshalb bleibt es bei 3 von 5 Punkten für „Das letzte Glas“.

Gubanov ( gelöscht )
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28.01.2016 21:05
#114 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Die dramatische Erbschaft (Benedict Arnold Slipped Here)

Episode 84 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Robert van Scoyk (Story: Wendy Graf, Lisa Stotsky). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Julie Adams, Brian Bedford, Tom Bosley, Barbara Cason, David Clennon, Shea Farrell, Lois Foraker, Katherine Moffat, Dick O’Neill, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 13. März 1988. Erstsendung (BRD): 12. Juli 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Die dramatische Erbschaft
Das Ableben der bettlägerigen Hausbesitzerin Tilly (ein natürlicher Tod in Cabot Cove, wer hätte das gedacht?) bringt für Jessica die Aufgaben einer Nachlassverwalterin mit sich. Nicht nur sorgt die Regelung, das Haus und dessen Mobiliar an zwei unterschiedliche Personen zu vermachen, für Streit und Ärger; auch scheint es um die Bausubstanz des alten Kastens nicht besonders gut bestellt zu sein. Umso verwunderlicher ist, wie viele Leute sich dafür interessieren. Es heißt, dort soll ein Schatz verborgen sein ...


Dass „Die dramatische Erbschaft“ eine Cabot-Cove-Folge ist, merkt man eigentlich nur an der Anwesenheit Bosleys und Windoms – sonst ist die Folge komplett als studiobasiertes Kammerspiel gestaltet. Das macht aber überhaupt nichts aus, denn es ist ja gerade das alte, verstaubte Haus, das diesmal im Mittelpunkt des Interesses steht. Dieses wird mit seinen abgedeckten Sesseln, kuriosen Stickarbeiten und verrückten Eigenheiten sehr schön zum Leben erweckt und gibt mehr Rätsel auf als der recht beiläufig abgehandelte Mord, der sich durch den vorherigen, das Drama auslösenden natürlichen Todesfall erst spät im Verlauf der Handlung zuträgt.

Robert van Scoyk bringt hervorragend zum Ausdruck, wie unterschiedlich die Interessen sind, die die Verdächtigen verfolgen. Hier kommt es zu verschiedensten Reibungspunkten, die für eine unterhaltsame Folge mit Erbstreitigkeiten zwischen Sonderlingen und zwielichtigen Gestalten garantieren. Der Tibbles-Clan mit seinem Antiquitäten-Tick wird ebenso lebhaft dargestellt wie die beleidigte Haushaltshilfe oder die am Hungertuch nagende Maklerin, ohne dabei übertrieben albern zu wirken.

Am wichtigsten ist natürlich das Rätsel im Bilderrahmen im Wohnzimmer. Der geübte Zuschauer merkt gleich bei dessen erster Erwähnung, wie wichtig es für den weiteren Verlauf der Handlung werden wird. Es beinhaltet ein cleveres Wortspiel und weitere Kombinationen, die eher gewagt erscheinen. Dennoch werden sie am Ende punktgenau eingesetzt und führen zu einem spannenden Finale, in dem auch eine amüsante Spitze in Richtung amerikanischer Unabhängigkeitsgeschichte nicht fehlt.

Kurzweiliges Rätselvergnügen im Shabby-Chic eines geheimnisvollen alten Hauses. Eine turbulente Erbschaftsstory wechselt sich mit Einsprengseln von Mord und Schatzsuche ab. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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29.01.2016 20:05
#115 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Ein eisiger Tod (Just Another Fish Story)

Episode 85 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Philip Gerson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Sonny Bono, Jack Carter, Norman Fell, Dick Gautier, Michael Horton, James Carroll Jordan, Valerie Landsburg, Brenda Vaccaro, Debbie Zipp u.a. Erstsendung (USA): 27. März 1988. Erstsendung (BRD): 11. Mai 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Ein eisiger Tod
Mit Besorgnis erfährt Jessica, dass Grady Heiratspläne mit seiner neuen Freundin schmiedet. Im letzten Moment kommt ein Mordfall dazwischen, der den zwielichtigen Mitbesitzer des Restaurants betrifft, in dem Gradys Flamme Donna als Buchhälterin angestellt ist. Hat der Mord, der offenbar mit einem tiefgekühlten Fisch begangen wurde, etwas mit den Abwegen des Managers zu tun, der Kaviar und Hummer unter der Hand an andere Lokale weiterverscherbelte?


Wie einst Columbo in „Mord à la Carte“ kämpft sich diesmal Jessica Fletcher durch die Welt der amerikanischen Interpretation von Haute Cuisine. Im Gegensatz zu „Columbo“ entschied man sich bei „Mord ist ihr Hobby“ zu einer sarkastischen Aufarbeitung des Themas, in der weder die Restaurants noch ihre Besucher gut wegkommen, geht es doch mehr ums Sehen und Gesehenwerden sowie den Promifaktor der Gästeschaft als um kulinarische Qualitätsarbeit. Das schlägt sich dann auch darin nieder, dass die Restaurants meist eine nur kurze Lebensdauer haben, obwohl sie von allerlei illustrem VIP-Volk kofinanziert werden.

Ähnlich verworren wie das Sujet gerät auch die Schilderung des Mordes, der dem Zuschauer am Ende als Notwehr verkauft werden soll. Dabei wird vorher ganz klar erwähnt, dass es nicht das Zuschlagen mit dem Fisch war, das den Mann tötete, sondern dass er hinterher bewusstlos im Kühlraum erfror. Dieser Diagnose folgend kann von Notwehr eigentlich keine Rede mehr sein (eher von unterlassener Hilfestellung bzw. fahrlässiger Tötung), was die Folge in Anbetracht der Identität des Mörders aber ausblendet – leider!

Gradys neue Freundin wird von Debbie Zipp neurotisch-nervös-nerviger dargestellt, als der Rolle gut tut. So stößt man bei dem Gedanken, dass sie noch in drei weiteren Fällen an seiner Seite zu sehen sein und ihn später sogar tatsächlich heiraten wird, eher einen Seufzer als Jubelrufe aus. Versöhnlich immerhin: Debbie Zipp und Michael Horton sind auch im echten Leben ein Paar und haben zwei Kinder. Die Chemie scheint abseits der Kamera also besser zu funktionieren als hier in dieser „fischigen Geschichte“. Die wartet dafür mit Norman Fell mit einem charismatischen Polizisten auf, der durch die interessante Eigenheit auf sich aufmerksam macht, seine Ermittlungsarbeit auf die Verdächtigen abzuwälzen und ihnen bei Nichterfüllung mit einer Verhaftung zu drohen. Auch eine Methode ...

Eine Geschichte mit Potenzial, gerade weil Jessica in New York immer besonders gut funktioniert. Leider krankt der Plot an einer gekünstelt harmlosen Auflösung und an einem Übermaß Humor. Dennoch sind 4 von 5 Punkten sicher nicht zu viel, wenn man die Kreativität in der Ausgestaltung des Umfelds und der Mordmethodik bedenkt.

Gubanov ( gelöscht )
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29.01.2016 23:45
#116 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Tödliches Rodeo (Showdown in Saskatchewan)

Episode 86 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Dick Nelson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Rosana DeSoto, Joe Dorsey, Patrick Houser, Terry Kiser, Lance LeGault, Paul LeMat, Kristy McNichol, Larry Wilcox, Cassie Yates u.a. Erstsendung (USA): 10. April 1988. Erstsendung (BRD): 13. April 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Tödliches Rodeo
Um zu überprüfen, dass sich ihre Nichte Jill nicht mit einem Tunichtgut eingelassen hat, reist Jessica nach Sasketchewan zu einem Rodeo-Turnier, zu dem Jill ihren Cowboy begleitet. Dort kommt es zu mehreren Auseinandersetzungen mit dem Turnierarzt Schaeffer. Eines Abends brennt sein Wohnwagen aus – Schaeffer kommt dabei ums Leben. Und zu allem Überfluss findet Jill heraus, dass ihr Freund bereits verheiratet ist und sogar einen Sohn hat ...


Das Primat der Primaten, pardon: der Cowboys, bildet einen so typisch amerikanischen Hintergrund für die Folge, dass es richtiggehend absurd erscheint, dass ausgerechnet diese Episode in Kanada angesiedelt ist. Man muss ganz einfach konstatieren, dass das Rodeo-Milieu nicht für europäische Zuschauer gemacht ist oder sich zumindest mittlerweile gründlich überholt hat; zudem liegt über dem Turnier eine raue Festival- und Camping-Atmosphäre. Wem’s gefällt – auch Jessica hat sichtliche Berührungsängste, versichert, auf dem Gebiet nicht firm zu sein, und hat sich mit Sicherheitsabstand in ein Hotel am Highway eingemietet.

Dass die Folge dennoch überzeugt, liegt am Drehbuch, das mit einem ordentlichen Miträtselfaktor ausgestattet ist und über eine gute Auflösung verfügt, die mich an einen gewissen Hammer-Thriller erinnerte (ich möchte nicht vorwegnehmen, welchen, um nicht zu viel zu verraten). Man mag höchstens ankreiden, dass der wichtigste Fingerzeig zur Auflösung erst kurz vor knapp von einem Unbeteiligten gegeben wird.

Der chic dekorierte Inspector wäre wohl in der Realität nicht ganz so offiziell in seiner Paradeuniform bei Mordermittlungen aufgeschlagen, informieren die Goof-Autoren der IMDb, doch in seiner Ausstaffierung bringt er immerhin ein bisschen Glanz zwischen die ganzen zwei- und vierbeinigen Bullen. Gastdarstellerisch werden von diesen und ihren Frauen solide Leistungen geboten, aber nichts, was nachhaltig in Erinnerung bleiben müsste.

Dort, wo der Boden staubig, die Rinder widerspenstig und die Cowboyhüte auf dem Kopf festgewachsen sind, ist Brutalität kein Fremdwort. Umso überraschender, dass für den Mord eine raffinierte Erklärung gefunden wird, was die Episode immerhin ins schwache Mittelfeld rettet. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2016 14:45
#117 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Kritiker leben gefährlich (Deadpan)

Episode 87 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: E.W. Swackhamer. Drehbuch: Mary Ann Kasica, Michael Scheff (Story: Arthur David Weingarten). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Lloyd Bochner, Miles Chapin, Carole Cook, Marilyn Hassett, Rich Little, Christopher Norris, Eugene Roche, Dean Stockwell u.a. Erstsendung (USA): 1. Mai 1988. Erstsendung (BRD): 13. Juli 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Kritiker leben gefährlich
Jessica wohnt der Premiere eines nach ihrem Buch geschriebenen Broadway-Stücks bei, findet aber nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen ihrem Werk und dem Bühnenelaborat. Dennoch nimmt sie den Kampf mit dem narzisstischen Fernsehkritiker Eliot Easterbrook auf, der das Stück daraufhin erwartungsgemäß verreißt. Für eine Überraschung sorgt das Urteil seines größten Konkurrenten, der es über den grünen Klee lobt. Wenige Stunden später ist er tot ...


Vorhang auf zu einem Verbrechen mit Eleganz und Klasse. Es hat sich mittlerweile als Running Gag eingespielt, die Adaptionen von Jessicas Büchern im schlechtestmöglichen Licht darzustellen. Auch diesmal ist ihrem Stoff „Ein Mörder kommt nach Maine“ (eine Übersetzung, die gegen das Wortspiel aus dem Original, „Mainely Murder“, zwangsläufig verlieren muss) mit einigem Hokuspokus zu Leibe gerückt worden – vielleicht nicht einmal aus Sensations- oder Geldgier, sondern aufgrund der schieren Unfähigkeit eines jungen Dramatikers. Am Theater wird daraufhin Gift versprüht: Weder sind die Kritiker auf den Mund gefallen, noch hält sich Jessica mit schlagfertigen Kommentaren zurück, wenn sie persönlich angegriffen wird. Auch für Synchronfreunde ist der Schlagabtausch interessant zu hören, kämpfen hier doch u.a. die markanten Stimmen von Edith Hancke (als Theaterdirektorin Shayne Grant) und Eckart Dux (als Kritiker Eliot Easterbrook) gegeneinander. Letzterem verleihen Darsteller Dean Stockwell und Sprecher Dux eine gar herrliche Bösartigkeit und Selbstverliebtheit – dass jemand Jessica in einem Streitgespräch ernsthaft Paroli bieten kann, kommt nicht allzu häufig vor.

Die Idee mit den ausgetauschten Kritiken ist clever und ebnet den Weg zu einer für die Kriminalautorin ungewöhnlichen Ermittlung vor einem Computerbildschirm. Doch auch die ganz traditionelle Auswahl von Zeugen und Verdächtigen überzeugt, am Ende kommt mit dem Täter sogar noch so etwas wie Mitleid auf. Damit ist wie am Theater allen Emotionen Genüge getan – „Kritiker leben gefährlich“ kann ganz klar als herausragende „Mord ist ihr Hobby“-Folge bezeichnet werden.

Die Untiefen der Theaterwelt und des Kritikerbusiness auszuleuchten, in dem sich eine persönliche Abneigung schnell zu einer empfindlichen Geschäftsschädigung auswachsen kann, macht der Folge „Kritiker leben gefährlich“ offensichtlich großen Spaß. Hinzu kommt ein gut konstruierter Fall mit vielen einprägsamen Nebendarstellern und einer stringenten Ermittlung; kurzum: 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2016 12:00
#118 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Jessica im Wahlkampf (The Body Politic)

Episode 88 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Donald Ross. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Eddie Albert, Peter Fox, Robert Fuller, George Grizzard, Shirley Jones, Harrison Page, Daphne Maxwell Reid, James Sloyan u.a. Erstsendung (USA): 8. Mai 1988. Erstsendung (BRD): 6. Juli 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Jessica im Wahlkampf
Kathleen Lane lässt sich zur Senatswahl aufstellen, obwohl ihr Gegner Arthur Drelinger blendende Beliebtheitswerte aufweist. Und tatsächlich gelingt es Lane, sich in den Umfragen mit Fleiß und Einsatz auf wenige Prozentpunkte an Drelinger heranzukämpfen – bis zu dem Tag, an dem ein Fernsehmoderator eine Schmutzkampagne gegen die Kandidatin startet und sich ihr politischer Berater aus dem Fenster eines Hochhauses stürzt. Nicht einmal Jessica kann ihre Freundin in dieser Lage als Ghostwriterin unterstützen ... vielleicht aber als Spürnase!


Nicht zum ersten Mal bewegt sich J.B. Fletcher auf großem politischem Terrain. Schon in der ersten Staffel wurde „Jessica in Amt und Würden“ gesetzt; hier spielt sie dagegen eher eine beratende Rolle. Die Dopplung ist insofern kein Fauxpas, als das politische und das Show-Business in den USA nicht besonders weit voneinander entfernt liegen. „Jessica im Wahlkampf“ greift diese Besonderheit auf und zeigt die von Medienmacht und Zahlenjongleuren dominierten Wochen vor der Senatswahl, wobei leider vor allem von Seiten des Moderators Edmund Hall (ein eigentlich für die Rolle passend bissig besetzter George Grizzard) mehrfach die Unfähigkeit der Zuschauer betont wird, sich mit der trockenen politischen Realität auseinanderzusetzen – weshalb dann Sensationen hochgekocht und persönliche Angriffe gefahren werden.

Die Folge läuft etwas langsam an und der Tod des Wahlkampfleiters zählt auch nicht gerade zu den interessantesten Verbrechen der Season. Doch man sollte den Kopf nicht zu früh hängen lassen: „Jessica in Amt und Würden“ legt nach und nach an Tempo zu und mündet in eine spannende Auflösung mitsamt eher bitterem Ende. Vor allem Shirley Jones und Eddie Albert überzeugen als Filmehepaar, dem das Bohei des Medienrummels unerwartet zusetzt. Man spürt, dass das Drehbuch von Donald Ross durchaus kritische Reflektionen enthält und damit über die Substanz der meist recht unverfänglichen „Mord ist ihr Hobby“-Stories hinausgeht. Man hätte also sogar eine Highlight-Folge drehen können, wenn man die Ereignisse, die zum großen Klimax hinführen, stimmungsvoller gestaltet hätte.

Passend zur etwas ernsthafteren Botschaft verzichtet die Folge auf ein Übermaß an Humor, setzt diesen aber dort, wo er vorkommt, gezielt und passend ein: Jessicas Ankunft im Hotel gehört zu dieser Art leichtherziger Szenen und macht sich einen Spaß daraus, die sonst immer sofort erkannte Jessica auf einen ignoranten Rezeptionisten treffen lassen, der folgerichtig auch mit der Kandidatin Kathleen Lane nichts anfangen kann. Lanes Mangel an Popularität im Vergleich zu ihrem Konkurrenten Drelinger wird dann auch für den Fall von Bedeutung sein ...

Solides Staffelfinale mit Message. Ein wenig bestätigt sich die Vermutung aus Episode #011, dass die eigensinnige Jessica auf der glitschigen politischen Bühne eher deplatziert ist. Die Folge überzeugt dennoch mit kleineren Einschränkungen, weil sie mutig und kritisch ist, ohne voreingenommen zu sein, und über gute Gastdarsteller-Auftritte, unter anderem von „Columbo“-(Kriegs-)Veteran Eddie Albert, verfügt. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2016 12:15
#119 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Abschätzig meint der Kritiker Eliot Easterbrook in der 87. Folge: „Und wie Sie aussehen, stelle ich mir auch eine Krimiautorin aus Maine vor.“ – „Mord ist ihr Hobby“ spielt unverdrossen mit den Klischees jeder nur erdenklichen Branche und ihrer Zielgruppen. In einer Fantasiewelt, in der Krimis prinzipiell von einer alten Dame geschrieben werden, die es faustdick hinter den Ohren hat, wo Kritiker immer übelgelaunte Giftzwerge, Geheimdienstmitarbeiter als Priester verkleidet sind und Wein von italienischen Großfamilien gekeltert wird, entfalten sich kurzweilige Kriminalfälle, die keinen Anspruch auf Realität erheben, aber gerade deshalb für Zwischendrin herrliche Unterhaltung bieten.

Platz 01 | ★★★★★ | Episode 087 | Kritiker leben gefährlich
Platz 02 | ★★★★★ | Episode 084 | Die dramatische Erbschaft

Platz 03 | ★★★★☆ | Episode 080 | Der Fluch der indischen Göttin
Platz 04 | ★★★★☆ | Episode 082 | Der falsche Priester

Platz 05 | ★★★★★ | Episode 085 | Ein eisiger Tod
Platz 06 | ★★★★★ | Episode 079 | Die Stunde des Kometen
Platz 07 | ★★★★★ | Episode 088 | Jessica im Wahlkampf

Platz 08 | ★★★☆★ | Episode 081 | Bourbon, Brandy und Arsen
Platz 09 | ★★★☆★ | Episode 078 | Fisch mit Folgen
Platz 10 | ★★★☆★ | Episode 086 | Tödliches Rodeo

Platz 11 | ★★★★★ | Episode 083 | Das leere Glas

Die dazugehörigen DVDs:

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.06.2018 16:28
#120 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Hier eine interessante Video-Dokumentation zu "Mord ist ihr Hobby" mit Interview-Ausschnitten mit Angela Lansbury, Robert F. O'Neill und William Link.

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