Ich nehme an, dass auf der DVD der amerikanische Originalvorspann ist? In der BRD gab es ja je nach Sender und Titel der Serie verschiedene. Oder wurden die deutschen Credits verwendet?
Finde es bei ausländischen DVD-Veröffentlichungen immer schade, wenn nur mehr die Originalversion dabei ist und die damals für die Synchronisation angefertigten - oft recht unterschiedlichen Eröffnungssequenzen - auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Die DVDs enthalten den deutschen Vorspann und deutsche Episodentitel. Die danach während der ersten Handlungsszene ablaufenden Credits mit Darstellern und Crew werden wie auch bei den TV-Übertragungen im Original wiedergegeben. Der Abspann ist der originale amerikanische, danach hängt aber häufig noch ein Synchronvermerk mitsamt RTL-Logo dran.
Mord ist ihr Hobby: Gefährliche Kreuzfahrten (My Johnny Lies over the Ocean)
Episode 14 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Paul Carafotes, Jason Evers, Rosemary Forsyth, Lynda Day George, Vicki Lawrence, Belinda Montgomery, Leslie Nielsen, Andrew Parks, Lawrence Pressman, Jo Anne Worley u.a. Erstsendung (USA): 10. Februar 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 24. Mai 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Gefährliche KreuzfahrtenJessicas psychiatrische Fähigkeiten sind gefragt: Auf einer Kreuzfahrt soll sie ihre Nichte Pamela vom kürzlichen Selbstmord ihres Ehemanns ablenken. Die Idee geht nach hinten los, als auf dem Schiff mehrere Hinweise auftauchen, die vermuten lassen, dass Johnny vielleicht gar nicht tot ist oder sich jemand große Mühe gibt, Pamela in den Wahnsinn oder gar ebenfalls in den Tod zu treiben. Wird Jessica eine Erklärung für die Vorkommnisse finden?
Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass, immer wenn Serienvater Peter S. Fischer für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, der Krimi etwas substanzieller, etwas raffinierter und noch etwas ausgefallener als sonst ist. Seine ambitionierten Plotkonstruktionen gehen zwar nicht jedes Mal auf, aber selbst dann kann man konstatieren, dass Fischer mit seinem Händchen für Flair und ungewöhnliche Verstrickungen „stets sehr bemüht war“, wie es in Beurteilungen gern euphemistisch heißt. „Gefährliche Kreuzfahrten“ bietet keinen Grund, auf Schönfärberei zurückzugreifen: Die Geschichte funktioniert bestens, die Gefahr für Jessicas Nichte Pamela wird schnell deutlich und die bösartigen „Anschläge“ steigern sich mit zunehmender Spielzeit zu einem gut gebauten Spannungsbogen.
Ein Kreuzfahrtschiff bildet einen hervorragenden Platz für einen Whodunit, weil es sich um einen abgegrenzten Ort ohne Fluchtmöglichkeiten und mit begrenzter Verdächtigenzahl handelt. Dabei entwickelt sich „Gefährliche Kreuzfahrten“ erst relativ spät zu einem Mordrätsel, was die übliche Struktur der Serie abwechslungsreich aufbricht. Zuvor stellt sich die Frage, aus welcher Richtung die Anschläge auf Pamela kommen. Durch die wie in einem Traum gefilmte Anfangssequenz, in der Pamela ihren toten Mann sieht, muss man selbst das scheinbar Unmögliche in Betracht ziehen.
Jessica stellt den wahren Täter, indem sie ihm eine Falle stellt, die ihn auf frischer Tat ertappen lässt. Dazu stellt sie sich betrunken – eine Schau, die Angela Lansbury bestens beherrschte und auch schon einmal in Perfektion auf einem Schiff ausübte (Stichwort „Tod auf dem Nil“, 1978). In einer Nebenrolle als Kapitän ist der bekannte Leslie Nielsen zu sehen, der sein schauspielerisches Können abseits klamaukiger Komödien unter Beweis stellt. Zu klamaukig geraten dagegen leider die beiden Sekretärinnen, die als echte Verdächtige aufgrund ihres hirnrissigen Verhaltens zu keinem Zeitpunkt infrage kommen.
Außerhalb der Dreimeilenzone kann es nur eine Autorität im Aufklären von Mordfällen geben: Jessica Fletcher löst einen spannenden Fall, der zunächst einmal so aussieht, als würde man sich vom „Mord“ in „Mord ist ihr Hobby“ verabschieden, der dann aber in einem geschickten Bogen alle Erwartungen des Zuschauers erfüllt und durch seinen Schauplatz besonders im Gedächtnis bleibt. 4,5 von 5 Punkten.
Ah, das ist ja erfreulich. Dass die Serien noch mit deutschen Credits veröffentlicht werden, ist ja leider immer seltener geworden. Ich warte noch ein wenig, es gibt so viele Serien, die ich mir zuvor noch (wieder) ansehen muss. Jessica erschöpft sich bei so vielen Folgen ja auch recht bald.
Mord ist ihr Hobby: Der tödliche Pfeil (Paint Me a Murder)
Episode 15 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Fernando Allende, Capucine, Judy Geeson, Robert Goulet, Stewart Granger, Steven Keats, Ron Moody, Cristina Raines, Cesar Romero u.a. Erstsendung (USA): 17. Februar 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 14. Juni 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der tödliche PfeilAuf einer Insel im Mittelmeer braut sich ein Sturm menschlicher Leidenschaften und Abgründe zusammen: Jessica ist zu einem Jubiläum bei dem befreundeten Maler Diego Santana eingeladen, wo sie auf verschiedene Menschen trifft, die dem großzügigen Künstler alles erdenklich Schlechte wünschen. Schließlich fällt er einem aus einer Armbrust abgeschossenen Pfeil zum Opfer. Wer auch immer es war: Die Bilder eines toten Malers verkaufen sich natürlich wesentlich besser!
Zum ersten Mal ermittelt Jessica in Europa. Das ist eine besondere Zusammenkunft, auch wenn man von den eigentlichen Sehenswürdigkeiten des Kontinents nichts zu sehen bekommt und die Episode aller Wahrscheinlichkeit auch nicht tatsächlich auf einer Insel im Mittelmeer, sondern irgendwo an der US-Küste gedreht wurde. Schließlich ist Angela Lansbury geborene Britin, was sie in der mit englischen Schauspielern gespickten Darstellerriege wunderbar aufgehen lässt. Zu den bekannten Gesichtern zählen Stewart Granger, der seit seinen schneidigen Cooper-Smith-Zeiten bei Edgar Wallace („Das Geheimnis der weißen Nonne“, 1966) sichtlich zugelegt und trotzdem sein Auftreten als latent überheblicher Sugardaddy mit Intelligenz, aber kurzer Zündschnur perfektioniert hat, sowie Ron Moody, an den man sich als Theaterdirektor in der sehr freien Rutherford-Marple-Verfilmung „Vier Frauen und ein Mord“ (1964) erinnert. Moody wandelt erneut mit der von Miss Marple inspirierten Spürnase auf Ermittlungspfaden, spielt er doch diesmal einen Inspektor, der als Privatmann auf der Insel ist und somit halb Verbündeter, halb Verdächtiger in einer Person ist.
Der Schauplatz mit der mehrfach im Dunkeln eingefangenen Villa wurde ebenso elegant und stimmungsvoll in Szene gesetzt wie die Gäste der Feier, u.a. ein Auktionator, eine ehemalige Pianistin und ein Ex-Gesangssternchen, ein Bildhauer und eine Charity-Lady. Der als Mordwaffe verwendete „tödliche Pfeil“ weckt heimelige Erinnerungen an den auf Garre Castle herumschleichenden „grünen Bogenschützen“, ohne zu auffällige Übereinstimmungen zu bieten, greift der Killer bei seinen anderen Anschlägen und Verwirrungstaktiken doch auch auf weitere solcher ausgefallenen Mordarten und Kunstgriffe zurück.
Mit Stil und Charme inszeniertes Mordmärchen halbwegs zwischen „Bogenschützen“ und „Bösem unter der Sonne“. Die Spielfreude der Besetzung wurde von der traumhaften Kulisse offenbar so sehr angeregt, dass hier ein weiterer Höhepunkt der ersten Staffel entstand, in dem selbst gialloeske Blicke aus der Perspektive des Mörders die angeregte Cocktailstimmung nicht zerreißen. 5 von 5 Punkten für ein Deluxe-Abenteuer unter Jessicas Fällen.
Mord ist ihr Hobby: Jugendsünde mit Folgen (Tough Guys Don’t Die)
Episode 16 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Barbara Babcock, John Furey, Nancy Lee Grahn, John McMartin, Jerry Orbach, Gerald S. O’Loughlin, Alex Rocco, Fritz Weaver, Paul Winfield u.a. Erstsendung (USA): 24. Februar 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 11. Oktober 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Jugendsünde mit FolgenIn seinem zwielichtigen Büro wird ein Privatdetektiv von einem Eindringling erschossen, während er einen Fall bearbeitet, auf den er von Jessica Fletcher angesetzt wurde. Haben die Schüsse etwas mit dem lange in der Vergangenheit liegenden Skalpellmord zu tun? Oder steckt einer der anderen Auftraggeber hinter der Tat? Der Partner des Ermittlers arbeitet mit Jessica zusammen, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Dabei muss er so einiges einstecken ...
Es kommt nicht alle Tage vor, dass die romantisch-unschuldige Welt einer altjüngferlichen Detektivin auf die harte Realität des Private-Eye-Business trifft. „Jugendsünde mit Folgen“ schlägt ebendiese Brücke mit deutlichen Verweisen auf die Eigenheiten des Film Noir des Hollywood-Kinos in den 1940er Jahren. Das beginnt schon beim Titel: „Tough Guys Don’t Die“ stimmt die Zuschauer sogleich auf einen für den Noir unverzichtbaren Rollentypus des malträtierten, aber unaufhaltsamen harten Mannes ein, der in seinem Detektivbüro oder auf den düsteren Straßen der Stadt seinen Erzfeinden mit seinen einzigen drei Verbündeten – einer Waffe, einem Drink und einer schönen Frau, vorzugsweise Sekretärin, – trotzt.
Das Konzept wurde von den Bühnenbildnern aufgegriffen, die vor allem die Dämmerstimmung durch das durch halbgeschlossene Rollladen fallende Licht wunderbar umsetzten. Aber auch eine Einstellung von Jessica in ihrem Hotelzimmer, in der man hinter ihr durch ein Fenster auf den fließenden und leuchtenden Verkehr der Großstadt blickt, verdient es, hervorgehoben zu werden. Für den Tough-Guy-Faktor sorgt Jerry Orbach, dessen Detektiv sich als glasklare Kopie eines Humphrey Bogart durch die Riegen der Verdächtigen prügelt und mit einer potenziellen Femme Fatale in Form einer Chefredakteurin anbändelt. Orbach trat als Harry McGraw noch in weiteren Episoden auf und erhielt durch die Popularität der alterprobten Schablone 1987 eine eigene Spin-Off-Serie „The Law & Harry McGraw“ (16 Episoden).
Dabei wird schon das Problem deutlich, das „Jugendsünde mit Folgen“ plagt: Die Vorlagen sind reizend gewählt, aber einerseits fehlt durch die Konzentration auf Stereotypen das echte Leben in den Charakteren und andererseits erweisen sich die Sphären der unterschiedlichen Ermittlungsstile als unvereinbar. Für „Mord ist ihr Hobby“-Verhältnisse ist das Vorgehen eines toughen Draufgängers aus der Schwarzen Serie zu banal und brutal, zu unraffiniert und zu platt amerikanisch.
Die Idee, Jessica Fletcher in verrucht-verrauchte Gesellschaft zu bringen und mit einem schlag- und schussfähigen Gehilfen auszustatten, liegt ein wenig zu sehr abseits des Weges, was leider von der eigentlich interessanten Geschichte ablenkt, die das Lösen gleich vier unterschiedlicher Fälle erfordert. 3,5 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Ein plötzlicher Tod (Sudden Death)
Episode 17 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Edward M. Abroms. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie John Beck, Warren Berlinger, Dick Butkus, David Doyle, Bruce Jenner, Gary Lockwood, James McEachin, Allan Miller, Jan Smithers, Tim Thomerson u.a. Erstsendung (USA): 3. März 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 4. Oktober 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Ein plötzlicher TodZu ihrem Onkel Cyrus hatte Jessica in den letzten Jahren keinen Kontakt mehr. Umso mehr verwundert es sie, dass sie als Alleinerbin seine Anteile an einem Footballclub erhält. Es ist zwar nur eine 4-Prozent-Beteiligung, da aber zwei Parteien mit sehr unterschiedlichen Interessen jeweils 48 Prozent der Leopards halten, wird Jessica auf einmal zu einer viel umworbenen Frau. Die Football-Rivalen schrecken nicht einmal vor Mord zurück, um einander aus dem Weg zu räumen ...
Vom Titel „Ein plötzlicher Tod“ sollte man sich nicht täuschen lassen, denn auch wenn die Episode auf der Beerdigung von Jessicas Onkel beginnt, so steht dessen Ableben doch nicht im Fokus der Folge, sondern bietet nur den Auslöser für die weiteren Geschehnisse. Bis es dann zur eigentlichen Mordtat kommt, vergeht eine ganze Weile, die aber durch allerlei spannende Intrigen so gut aufgefüllt wurde, dass sich keinerlei Längen bemerkbar machen. Überhaupt stellt „Ein plötzlicher Tod“ einen unpassenden Titel dar, weil es sich lediglich um die ungelenke Übersetzung des Originals handelt, das aber eine völlig andere, mit dem Footballspiel und den zwischen den verschiedenen Geschäftsinteressen ausgefochtenen Duellen in Verbindung stehende Bedeutung hat.
Edward M. Abroms hatte sich in der ersten Ära der „Columbo“-Folgen durch kunstvolle Technik vom Schnittmeister zum Regisseur heraufgearbeitet und mit „Zigarren für den Chef“ ein ungewöhnliches Erstlingswerk geliefert. „Ein plötzlicher Tod“ ähnelt dem Pendant mit dem Inspektor insofern, als beide Episoden großen Wert auf eine Vielzahl an hellen und freundlichen Außenaufnahmen legen, dabei aber nicht den hinterlistigen Teil der Mordhandlungen vernachlässigen. Auch wird in beiden Folgen der Täter mit einem geschickten, nicht ganz orthodoxen Trick überführt.
Während Fans amerikanischer Sportarten durchaus auf ihre Kosten kommen, verzichtete man auf eine vom Fall ablenkende Konzentration von Spielszenen ohne inhaltlichen Mehrwert. Im Vordergrund stehen die strategischen Aspekte, die verdeutlichen, dass Profisport ein profitables und hart umkämpftes Geschäft ist, in dem nichts dem Zufall überlassen wird. Ins Weltbild des Spekulanten Kreuger passt die Verletzung eines ehemals geschätzten Spielers ebensowenig wie dessen behinderte Tochter Kathy, zu der Jessica eine freundschaftliche Beziehung aufbaut.
Eine straffe und sympathische Folge drehte Edward M. Abroms mit seinem Gespür für attraktive Aufnahmen und gut abgestimmtes Timing. Für europäische Zuschauer, die mit Football nicht das Meiste anfangen können, sind die Zugangshürden in dieses spezielle Metier angenehm niedrig gehalten, weil auch Jessica vorher nicht als glühende Anhängerin des eiförmigen Leders galt. 4,5 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Der Tod eines Schriftstellers (Footnote to Murder)
Episode 18 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Peter Crane. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Vincent Baggetta, Talia Balsam, Morgan Brittany, Constance Forslund, Pat Harrington jr., Kenneth Mars, Ron Masak, Diana Muldaur, Robert Reed, Paul Sand u.a. Erstsendung (USA): 10. März 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 21. Juni 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Tod eines SchriftstellersGemeinsam mit dem ebenfalls in Cabot Cove geborenen Poeten Horace Lynchfield besucht Jessica die Preisverleihung für Schriftsteller in New York. Dem groben Hemsley Post, einem ehemaligen Autor reißerischer Kriegsberichte, rutscht auf der After-Show-Party die Hand aus. Kurz darauf wird er erstochen aufgefunden und Lynchfield gerät unter Mordverdacht. Aufgrund einer Verwechslung auf dem Polizeirevier gelingt dem Glückspilz die Flucht ...
Sicher ist „Mord ist ihr Hobby“ nicht die ernsthafteste Krimiserie des US-Fernsehens. Sicher weisen auch viele gelungene Fälle ironische Momente und Spitzen gegen die Rollenverteilung aus überkluger Schnüfflerin und leicht beschränkter Polizei auf. Was aber in „Der Tod eines Schriftstellers“ präsentiert wird, geht über die Grenzen des guten Geschmacks und des Credos der Serie hinaus. Mehrere Charaktere, darunter vor allem der leitende Staatsanwalt, der Lyriker und die Sex-Bestsellerin, wurden dermaßen verkorkst, dass sie allenfalls in einer Parodie auf die Reihe einen gerechtfertigten Platz einnehmen könnten. In dieser regulären Episode fallen sie durch lächerliches Verhalten und eklatante Inkompetenz auf. Die Autoren geraten samt und sonders zu Klischeebildern ihrer Kunst, zwischen denen Jessica als einziger normaler Mensch nur allzu schnell verloren geht.
Sieht man sich die Szenen und Dialoge im Detail an, so lässt sich vermuten, dass die Schuld hierfür nicht in erster Linie beim Drehbuchautor Robert E. Swanson liegt, dessen Arbeit in „Ein plötzlicher Tod“ keine solchen Probleme mit sich brachte, sondern dass die peinlichen Momente auf Schnapsideen des übereifrigen Regisseurs zurückgehen. Ein Paradebeispiel für diese Vermutung bildet der alte Ringelreihen mit der Drehtür, der als unausgegorener Spontaneinfall letztlich seinen Weg in die Folge fand.
Der eigentliche Mordfall verliert sich in den hervorstechenden Ärgerlichkeiten. Symptomatisch ermahnt Jessica den Offiziellen nach zwei Dritteln der Spieldauer: „Ist es nicht allmählich an der Zeit, ein paar wichtige Fragen zu stellen?“ Diese führen dann allerdings ebenfalls zu einer Ernüchterung, denn die Erklärung, die für den Tod Hemsley Posts in der Überführung aufgetischt wird, erscheint weit hergeholt und somit unglaubwürdig. Jessica, die wieder einmal gefragt wird, ob sie aus dem Mord einen Roman machen wird, müsste sich für ihre Leser wohl etwas Besseres einfallen lassen ...
Die Idee, Jessica auf andere Schriftsteller treffen zu lassen und dies mit einer Preisverleihung zu kombinieren, hat etwas sehr Reizvolles an sich. Leider sorgte der Regisseur Peter Crane dafür, dass die guten Aussichten letztlich in eine Adaption münden, die „Mord ist ihr Hobby“ nicht ernst nimmt und somit am hohen Niveau der Serie scheitert. 2,5 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Der Tod kommt mit dem Bus (Murder Takes the Bus)
Episode 19 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Michael Scheff, Mary Ann Kasica. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Linda Blair, Tom Bosley, Michael Constantine, Terence Knox, Larry Linville, Rue McClanahan, Albert Salmi, Don Stroud, Mills Watson, David Wayne u.a. Erstsendung (USA): 17. März 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 28. Juni 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Tod kommt mit dem BusDas Polizeiauto gibt den Geist ausgerechnet an dem Tag auf, an dem Jessica Sheriff Amos Tupper zu einer Preisverleihung nach Portland begleiten soll. Die beiden müssen wohl oder übel den Bus nehmen. Das tut auch ein frisch entlassener Sträfling, der erstochen aufgefunden wird, als der Bus wegen eines Unwetters an einer Raststätte anhalten muss. Die Reisenden sitzen dort nun auf unbestimmte Zeit fest – gemeinsam mit dem Mörder ...
Als Detektivin nach Christie-Vorbild ist Jessica Fletcher geradezu dazu gezwungen, Reiseabenteuer zu bestehen. Dass es nicht immer großspurige Verkehrsmittel wie ein Nildampfer oder ein Luxuszug sein müssen, beweist „Der Tod kommt mit dem Bus“, der in seinem Aufbau klare Anleihen an sowohl „Mord im Orientexpress“ als auch „Zehn kleine Negerlein“ zeigt und sich trotzdem zu einem gänzlich eigenständigen Krimi entwickelt. Der Bus und die Raststätte mit der „Kozy Korner Kitchen“, in der es umso gemütlicher wird, je stürmischer draußen das Unwetter niedergeht, agieren als einschränkende Handlungsorte und machen aus „Der Tod kommt mit dem Bus“ in gewisser Weise ein Kammerspiel, ohne Dramatik und Spannung aufzugeben. Dass sich später herausstellt, dass sogut wie jeder der Fahrgäste eine Verbindung zu dem Toten hatte, wird krimigeschulten Zuschauern auch nicht unbekannt vorkommen ...
John Chandler ist für unheimliche Rollen wunderbar geeignet. Bevor er einem waschechten Overkill erliegt, lässt er mit seinem markanten Aussehen, der geheimnisvollen Art und seinem Auftauchen an der nächtlichen, verregneten Bushaltestelle nahe des Gefängnisses ein paar Schauer den Rücken herunterlaufen. Die atmosphärische Dichte der Episode geriet Walter Grauman erneut erstklassig.
Dass Jessica und Sheriff Tupper gemeinsam und auf gleichem Niveau ermitteln, ist eine angenehme Abwechslung, die zeigt, dass der wiederkehrende Polizist nicht von der Sorte „Brett vorm Kopf“, sondern eigentlich ein ganz cleverer und diensteifriger Bursche ist, auch wenn die finalen Schlüsse natürlich der Serienheldin überlassen werden. Sie lichten die Szenerie – mit der Unsicherheit über die Identität des Killers verschwindet auch der Regen und das Sonnenlicht des nächsten Tages verkündet das Ende einer spannungsgeladenen Nacht.
Einen Löwenanteil am Gelingen der Episode tragen die äußeren Umstände, unter denen die Handlung abläuft, bei: Abgeschnitten von der Außenwelt und mit einer Leiche im Gepäck übernehmen Jessica Fletcher und Amos Tupper die Führung über eine Gruppe verdächtiger Reisender (u.a. Rue McClanahan) und verblüffen mit klugen Deduktionen trotz Behelfsunterkunft. 5 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Mord mit Vorsatz (Armed Response)
Episode 20 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Charles S. Dubin. Drehbuch: Gerald K. Siegel. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Eddie Bracken, Victoria Carroll, Stephen Elliott, James Gammon, Sam Groom, Bo Hopkins, Martin Kove, Kay Lenz, Kevin McCarthy, Susan Oliver, Martha Raye u.a. Erstsendung (USA): 31. März 1985. Erstsendung (BRD, RTL): 28. September 1990.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Mord mit VorsatzEigentlich kam Jessica nach Texas, um in einem Prozess auszusagen. Am Flughafen bricht sie sich bei einem Unfall den Fuß und wird in ein renommiertes Privatsanatorium eingewiesen. Das Krankenhaus, so stellt sie bald fest, ist der Kleinstadt Cabot Cove nicht unähnlich: Geheimnisse bleiben an beiden Orten nicht lange unentdeckt und unangenehme Leute werden mit Pistolenkugeln zum Schweigen gebracht. Sicher war es kein Einbrecher, der den Arzt erschoss!
Jessicas Ausflug nach Texas beginnt mit mehreren Missgeschicken: Nicht nur bricht sie sich einen Fußknochen an – auch findet sie sich auf einmal, was eigentlich viel schlimmer ist, in Begleitung des geschäftstüchtigen Anwalts Porter wieder, aus dessen Augen man die aufblitzenden Dollarzeichen geradezu ablesen kann. In dieser Eigenschaft vertritt Porter den stereotypen Texaner, der mit großer Geste seine eigene Herrlichkeit unterstreicht und laut verkündet, dass Geld für ihn keine Rolle spielt. Diese wenig anziehende Darstellung dürfte nicht zuletzt dem Serienklassiker „Dallas“ geschuldet sein, der seit 1978 über die amerikanischen Bildschirme flimmerte. Es verwundert, dass die ARD als „Dallas“-Haussender „Mord mit Vorsatz“ nicht ausstrahlte, sondern RTL diesen Vorzug überließ, von dem der Sender dann anderthalb Wochen vor der Premiere der 13. Staffel der Öl-und-Intrigen-Serie Gebrauch machte.
Man würde von einer Krankenhausfolge eine klinisch gereinigte Atmosphäre erwarten, doch solche Bedenken bestätigen sich glücklicherweise nicht, da Jessicas Ärzte, Pfleger und Leidgenossen mit Sinn fürs Detail ausgearbeitet und lebhaft dargestellt wurden, ohne dass die Schauspieler unnötig übertreiben. Stephen Elliott fällt als Chefarzt mit Hang zum Sadismus auf, denn er verhält sich als „Dr. Sam“ völlig anders als als sanftmütiger General Padgett in Inspektor Columbos „Tödlichen Kriegsspielen“ (1989). Auch die Rivalität der beiden Assistenzärzte kommt angemessen zur Geltung.
Ein wenig enttäuschend wirkt sich aus, dass sich die anfangs mit vager Düsternis eingstreuten Hinweise auf den Patienten Ogden, die den Zuschauer zum Grübeln über die Integrität des Doktors bringen – will er Ogden wissentlich eine Behandlung vorenthalten und ihn so töten? – später in Selbstgefallen auflösen und einfach nicht mehr erwähnt werden, wohl weil man Ogden als, zur Abwechslung einmal männlichen, Hypochonder nicht zu sehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken wollte.
Die am Anfang mit angenehmer Offenheit ausgestreuten Spuren führen dazu, dass Jessicas Krankenhausaufenthalt niemals langweilig wird. Indem sie einen kooperativen Polizisten völlig um den Finger wickelt, bewahrt sie eine Unschuldige vor der Verurteilung und den richtigen Mörder wie üblich geheim bis zur letzten Minute. Es wirkt nicht einmal störend, dass sie die ganze Folge über nur auf Krücken gestützt laufen kann und sich damit endgültig vom Ideal des dynamischen, zugreifenden Helden entfernt. 4 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Der Tod des Showstars (Murder at the Oasis)
Episode 21 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Arthur Allan Seidelman. Drehbuch: Robert van Scoyk. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Ed Ames, Joey Bishop, Joseph Bottoms, Joseph Cali, Ken Howard, Piper Laurie, Jack O’Halloran, Linda Purl u.a. Erstsendung (USA): 7. April 1985. Erstsendung (BRD, RTL): 5. Oktober 1990.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Tod des ShowstarsMitten in der Wüste hat sich der Showstar Johnny Shannon in eine Oase der familiären Zwietracht zurückgezogen: Von seiner Frau geschieden, tyrannisiert er nun seine erwachsenen Kinder. Selbst mit dem Mafiaboss Milo Valentine legt er sich ungeniert an. Da kommt es nicht überraschend, dass Shannon kein allzu langes Leben beschieden ist. Wie gut, dass Jessica mit der Exfrau des Opfers als Mädchen ins Internat gegangen und nun zur Stelle ist, den Mörder zu finden ...
Was als Mord in der Familie beginnt, weitet sich in letzter Konsequenz zu einem Fall aus, in dem Jessica gegen die Mafia antritt. Die unscheinbare Dame als Kämpferin gegen das organisierte Verbrechen – ein solcher Gedanke mutet allenfalls amüsant an, denn während man der erfahrenen Kriminologin zutraut, besserwisserisch simplen Mördern auf die Schliche zu kommen, so wirkt es doch ein wenig übertrieben, sie in die Nähe und Gefahr einer solchen Organisation zu rücken. Immerhin blieb man dem Prinzip der Reihe insofern treu, als Mrs. Fletcher nicht dem großen Hintermann – einem dunklen Geschäftsmann ohne offiziellen Dreck am Stecken – begegnet, sondern „nur“ seinen ausführenden Arm dem noch längeren Arm des Gesetzes zuführt. Dies bietet paradoxerweise zugleich Anlass zur Unzufriedenheit, eben weil sie damit das Unheil nicht an der Wurzel ausreißt, sondern nur die Erscheinung dieses einen Mordes als Teil eines Netzwerks verschiedener Verbrechen und Bestechungen anpackt.
Das Drehbuch Robert van Scoyks bleibt seltsam unkonkret, was vielleicht der etwas sensiblen Mafia-Thematik anzulasten ist. Mehr Klarheit über den Punkt, inwiefern die Politik im Süden der USA vom organisierten Verbrechen bestimmt wird, darf man von einer harmlosen Serie wie dieser wohl kaum erwarten. Das hätte den Autor aber nicht davon abhalten sollen, sich bessere Gründe für Jessicas Anwesenheit und das Verhalten der einzelnen Charaktere auszudenken, denn vieles, was in „Der Tod des Showstars“ zu sehen ist, wirkt willkürlich und unglaubwürdig.
Man mag sich fragen, inwiefern eine Episode dazu geeignet ist, die Mafia als gewissenlosen Buhmann ins kollektive Gedächtnis zu rücken, wenn das Mordopfer selbst ein reichlich verabscheuungswürdiges Individuum war. In dieser Rolle ging Ed Ames sichtlich vergnügt auf, doch es ist für den Zuschauer fast schon eine Erleichterung, Johnny Shannon nicht länger als die ersten zehn Minuten ertragen zu müssen.
Die angespannte Unsicherheit darüber, wer den Sänger Shannon umbrachte, versinkt zwischen einer seltsamen familiären Situation und merkwürdigen Leibwächtern auf halbem Wege im Pool des Anwesens. Die Mafia ist ein Gegner für J.B., der dem Publikum nur schwer auf eine nachvollziehbare Weise untergejubelt werden kann. 3 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Dunkle Vergangenheit (Funeral at Fifty-Mile)
Episode 22 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Dick Nelson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Noah Beery jr., Kathleen Beller, J.D. Cannon, Clu Gulager, Donald Moffat, Jeff Osterhage, Cliff Potts, Stella Stevens, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 21. April 1985. Erstsendung (BRD, RTL): 12. Oktober 1990.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Dunkle VergangenheitEine bittere Überraschung trifft Mary Carver nach dem Tod ihres Vaters: Die geliebte Ranch wurde einem skrupellosen Geschäftemacher testamentarisch vererbt. Jessica, die den Trauerfeierlichkeiten ebenfalls beiwohnt, ist überzeugt, dass die Unterschrift unter dem letzten Willen nicht ganz freiwillig geleistet wurde. Den Erpresser und Erbschleicher Mestin erwartet auch prompt eine Strafe: Er wird im Pferdestall aufgehängt. Nur von wem?
Der letzte Fall der ersten Staffel schließt mit einem starken Tränendrüsenfinale, das für die etwas klamaukige vorherige halbe Stunde entschädigt und Jessica einen würdigen (vorübergehenden) Abschied vom Bildschirm verschafft. Dass Angela Lansbury überhaupt auf Mörderjagd gehen würde, war keine von Anfang an ausgemachte Sache, denn bevor sie die Rolle angeboten bekam, hatten bereits Jean Stapleton und Doris Day abgesagt. Die Fortsetzungen zur gelungenen ersten Staffel waren jedoch schnell im Kasten und der Erfolg gab den Machern Recht: Hatten über die ersten 22 Folgen hinweg noch durchschnittlich 17 Millionen US-Zuschauer Jessica Fletcher begleitet, so konnten diese Werte in den kommenden beiden Seasons auf 21,7 bzw. 22,2 Millionen gesteigert werden.
In „Dunkle Vergangenheit“ taucht zum ersten Mal William Windom in der Serie auf, der ab der übernächsten Folge die regelmäßige Rolle des Dr. Seth Hazlitt übernehmen würde. Hier ist er noch als Verdächtiger zu sehen, was bei Zuschauern, die bereits spätere Episoden kennen, durchaus zu Verwirrung führen mag. Man kann der Casting-Abteilung im vorliegenden Falle dennoch ein glückliches Händchen nicht absprechen, denn die Zusammensetzung der Darsteller sorgt dafür, dass auch einige eher peinliche Momente nicht ins Abstruse abgleiten.
Die Handlung mischt eine vertrackte Erbschaftssituation mit Motiven, die bereits aus anderen Folgen bekannt sind (z.B. die Ranch oder das Unwetter, das jedoch in „Der Tod kommt mit dem Bus“ deutlich glaubwürdiger in Szene gesetzt wurde). Da mit dem zwanglosen Umgang mit dem Sheriff und der ungewöhnlichen Auflösung wiederum neue Pfade beschritten werden, fallen einige zu Ungunsten von „Dunkle Vergangenheit“ ausfallende Vergleiche nicht so schwer ins Gewicht.
Die Frage, welches Geheimnis sich hinter dem Motiv für den Mord an Carl Mestin verbirgt, hält das Interesse auch dann wach, wenn einige Szenen nicht die Qualität des bewegenden Rahmens zwischen Trauerfeier und Tatgeständnis erreichen. 4 von 5 Punkten beschließen das erste Paket „Mord ist ihr Hobby“-Folgen.
Im zweiten Teil der ersten Staffel manifestiert Angela Lansbury ihre Rolle als große Sympathieträgerin. Die freundliche ältere Dame, deren harmlose Maske immer dann fällt, wenn sie über eine Leiche stolpert, ist ein bereicherndes Konzept unter den Krimiserien. Die Serie vergräbt sich weder in pessimistischen (Un-)Gerechtigkeitsfantasien noch lässt sie Substanz vermissen: Wer aufgeschlossen an „Mord ist ihr Hobby“ herangeht, wird mehr entdecken als gefällige Sonntagnachmittagunterhaltung. Die Fälle sind klug konstruiert und das Mitraten aufgrund der Taktik Jessica Fletchers meist ohne Weiteres möglich. Es gelingt der Reihe außerdem, den Spagat zu schlagen zwischen einem klar durchgehaltenen wiederkehrenden Aufbau und immer abwechselnden Schauplätzen und Gastdarstellern.
Platz 01 | ★★★★★ | Episode 019 | Der Tod kommt mit dem Bus Platz 02 | ★★★★★ | Episode 015 | Der tödliche Pfeil
Platz 03 | ★★★★☆ | Episode 014 | Gefährliche Kreuzfahrten Platz 04 | ★★★★☆ | Episode 017 | Ein plötzlicher Tod
Platz 05 | ★★★★★ | Episode 020 | Mord mit Vorsatz Platz 06 | ★★★★★ | Episode 012 | Zum Broadway um jeden Preis Platz 07 | ★★★★★ | Episode 022 | Dunkle Vergangenheit
Platz 08 | ★★★☆★ | Episode 016 | Jugendsünde mit Folgen
Platz 09 | ★★★★★ | Episode 013 | Mörderische Freundschaft Platz 10 | ★★★★★ | Episode 021 | Der Tod des Showstars
Platz 11 | ★★☆★★ | Episode 018 | Der Tod eines Schriftstellers
Mord ist ihr Hobby: Reichen Witwen droht Gefahr (Widow, Weep for Me)
Episode 23 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Michael A. Hoey. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Len Cariou, Cyd Charisse, Mel Ferrer, Howard Hesseman, John Phillip Law, Anne Lockhart, Raymond St. Jacques, Mary Wickes u.a. Erstsendung (USA): 29. September 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 22. November 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Reichen Witwen droht GefahrBriefe einer alten Freundin führen Jessica B. Fletcher in einen luxuriösen Hotelkomplex auf einer Karibikinsel. Die alte Dame berichtet von einer vagen Angst – doch als Jessica unter falschem Namen eintrifft, ist ihre Bekannte bereits ermordet worden. Die Polizei und der Hoteldetektiv vermuten, dass sie einen Einbrecher störte und dieser im Affekt ein Messer zückte. Jessica glaubt an eine andere Erklärung und forscht in der Vergangenheit der Toten nach ...
Die zweite Staffel „Mord ist ihr Hobby“ leiteten die Serienköpfe mit Neuem und mit Altbewährtem ein. Ein amüsanter Trick bildet nach einem spannenden Mord den Auftakt zu Jessicas Ermittlungen: Weil sie ihre Hotelsuite inkognito gebucht hat, ist sie sowohl mit einem neuen Namen als auch gänzlich ungewohnten – divaesken – Umgangsformen unterwegs. Dies ist jedoch keine Fehlinterpretation des Einmal-Regisseurs Michael A. Hoey (hauptsächlich beschäftigt als Schnittmeister, jedoch nicht an „Murder, She Wrote“), sondern eine clevere Täuschung aus den fähigen Händen Peter S. Fischers, der hier wieder einmal eine komplexe Geschichte als anfänglich simpel erscheinende Angelegenheit zu tarnen versteht.
Wirken auf den Zuschauer die Charaktere dieses Falles ein wenig überspitzt gezeichnet, so mag dies an einer längeren Abstinenz von Fletchers Ermittlungen liegen. Denn während man nach und nach wieder auf den Geschmack kommt, entwickeln sich auch die Figuren zu runderen Gebilden, wobei selbst die scheinbar naive Lehrerin Veronica Harrold eine Wandlung zu ihren Gunsten untergeht. Was sich hinter dem Geheimnis des Iren mit dem angeblichen Namen Hagarty verbirgt, ist natürlich klar wie Kloßbrühe und sicher die geringste Überraschung im erstaunlich wendungsreichen Finale. Er und Jessica bilden ein gutes Team und haben einige knisternde Momente, die entweder die gute Chemie oder die hervorragenden schauspielerischen Leistungen zwischen Angela Lansbury und Len Cariou unter Beweis stellen.
Altbewährt ist „Reichen Witwen droht Gefahr“, weil dieser Staffelauftakt natürlich das vertraute Strickmuster beibehält. Das Opfer ist eine von J.B.s Freundinnen, sodass sich die Hobbyermittlerin aus persönlichen Gründen mit Tatkraft an die Klärung des Mordes macht. Auch dass dies Jessica wieder an einen exotischen Schauplatz führt, der diesmal an das Hotel in „Das Böse unter der Sonne“ erinnert, kommt bereits bestens bekannt vor. Die Würze, die die Serie aus dem Wechsel zwischen den Drehorten bezieht, bleibt damit unverändert erhalten, denn nach diesem Ausflug in den Süden nimmt Lansbury in der kommenden Episode wieder ein Verbrechen im heimatlichen Cabot Cove unter die Lupe. Wo auch immer Jessica ermittelt – ihre herzliche Art und der durchaus nicht altjüngferliche Scharfsinn bestechen immer!
Hätte Michael A. Hoey das gruselige Flair der Anfangsminuten auch weiterhin im Episodenverlauf aufgegriffen, hätte „Reichen Witwen droht Gefahr“ ein noch lohnenswerteres Urlaubsprogramm für die Krimiautorin aus Maine werden können. So müssen die sonnige Atmosphäre und die sympathischen Darsteller kurzfristig gegen Längen ankämpfen, bevor Fischers wohl ausgetüftelte Hintergrundgedanken den Fall in die entscheidende Richtung bewegen. 4 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Wer war Joshua Peabody? (Joshua Peabody Died Here ... Possibly)
Episode 24 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Peter Crane. Drehbuch: Tom Sawyer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie John Astin, Tom Bosley, Chuck Connors, John Ericson, Meg Foster, Michael Sarrazin, David S. Sheiner, Ken Swofford, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 6. Oktober 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 8. November 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Wer war Joshua Peabody?Bei Bauarbeiten zu einem umstrittenen Touristikzentrum nahe Cabot Cove finden Bauarbeiter das Skelett eines Menschen. Handelt es sich bei den Gebeinen um die letzten Überreste des sagenumwobenen Stadthelden Joshua Peabody aus dem 18. Jahrhundert? Am nächsten Morgen liegt in derselben Grube ein sehr viel frischerer Leichnam: der Bauunternehmer Henderson Wheatley, dessen Absichten, in Cabot Cove zu investieren, sehr kontrovers aufgenommen worden waren ...
Als Fall von Bedeutung ist „Wer war Joshua Peabody?“ vor allem deshalb in die Annalen der Serie eingegangen, weil es sich um das Debüt des in 49 Episoden auftauchenden und damit nach J.B. Fletcher häufigsten wiederkehrenden Protagonisten von „Mord ist ihr Hobby“ – Dr. Seth Hazlitt – handelt. Der von William Windom gespielte Kleinstadtarzt hat ein ebenso ehrliches und offenes Herz wie seine prominente Patientin, die ihn zu Beginn zwar auch wegen ihres Rückenleidens konsultiert, hauptsächlich aber weil sie mit ihrem Kriminalroman nicht so recht weiterkommt („Ich habe eine Menge Probleme. Es ist so: Arthur ist im Glockenturm eingeschlossen. Sein Bruder Charles ist auf dem Weg zum Pfarrer. Alice ist unter der Dusche und der Killer ist auf dem Weg in den ersten Stock.“).
Die Folge ist außerdem wichtig, weil sie den Beweis erbringt, dass der Regisseur Peter Crane „Mord ist ihr Hobby“ auch von der richtigen Seite her anpacken kann. Nach seinem schwachen Auftakt „Tod eines Schriftstellers“ greift der immerhin neun Mal verpflichtete Spielleiter zwar auch in „Wer war Joshua Peabody?“ auf eine gehörige Portion Humor zurück, baut diesen aber dezenter und weniger selbstzweckhaft ein. Als wertvoll erweisen sich einige Frotzeleien und Seitenhiebe gerade deshalb, weil sie Informationen über das Leben in und die Bewohner von Cabot Cove geben.
Der Mordfall bedient sich einer sehr attraktiven Ausgangssituation. Im Kommenden werden die historischen Gebeine und die gegenwärtige Leiche sehr geschickt miteinander kombiniert, wobei sich Verdachtsmomente wieder einmal auf einen unschuldigen Sündenbock konzentrieren. Dieser – ein gegen alles Kommerzielle demonstrierender Antiquitätenhändler – wird ebenso pointiert dargestellt wie ein übereifriger FBI-Agent und ein nerdiges Fanclub-Mitglied (Wink mit dem Zaunpfahl!). In Erinnerung bleiben außerdem die hellen, eisblauen Augen der Fernsehreporterin Del Scott sowie ein Gastauftritt von Ken Swofford („Columbo: Stirb für mich“).
Heimelige Cabot-Cove-Stimmung durchzieht diesen amüsanten und gut konstruierten Mordfall wie ein roter Faden. Zwischen dem alten und dem neuen Toten tut sich für Jessica ein attraktives Betätigungsfeld auf, das bestens zu unterhalten weiß. 5 von 5 Punkten.
Mord ist ihr Hobby: Tod am Nachmittag (Murder in the Afternoon)
Episode 25 der TV-Kriminalserie, USA 1985. Regie: Arthur Allan Seidelman. Drehbuch: Paul Savage (Story: Paul W. Cooper). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie William Atherton, Paul Burke, Nicholas Hammond, Terry Kiser, Alice Krige, Robert Lipton, Lloyd Nolan, Tricia O‘Neil, Mackenzie Phillips, Lurene Tuttle, Robert Walden, Jessica Walter u.a. Erstsendung (USA): 13. Oktober 1985. Erstsendung (BRD, ARD): 18. Oktober 1988.
Zitat von Mord ist ihr Hobby: Tod am NachmittagSeit nunmehr 30 Jahren sorgt die Seifenoper „Unser geheimes Leben“ für traumhafte Einschaltquoten. Die Arbeit am Set ist stressig und könnte trotzdem so schön sein – wenn nur die Produzentin und Chefautorin Joyce Holleran nicht ein solcher Drachen wäre! Die Geschäftsfrau ist auf beiden Ohren für die Belange ihrer Belegschaft taub und krempelt die Serie nach ihrem Gutdünken um, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Diese Eigenmächtigkeit bezahlt sie mit ihrem Leben, als sie von einem Mörder heimgesucht wird, der genauso aussieht wie der von ihr erschaffene Serien-Killer ...
Irgendwie ist es schon erstaunlich, dass Jessica für das Fernsehset in dieser Folge nicht die imaginäre Romanvorlage schrieb, sondern nur als Verwandte einer kleinen Schauspielerin auftritt. Weniger erstaunlich, dass ausgerechnet diese Jungmimin unter akuten Mordverdacht gerät, weil sie diejenige ist, die bei den Aufnahmen zu „Unser geheimes Leben“ unter der Maskierung des „Rächers“ steckt, während der wahre Mörder diese Kostümierung für seine Zwecke missbraucht. Noch weniger überraschend kommt schließlich Jessicas bedingungsloses Eintreten für ihre Nichte, das wieder einmal für ernsthafte Schlagabtausche zwischen der Autorin und dem beauftragten Lieutenant Antonelli sorgt.
Titel und Setting von „Tod am Nachmittag“ verweisen auf das Daily-Soap-Geschäft, das Millionen Fernsehzuschauer in den USA schon früher als in Deutschland jeden einzelnen Nachmittag mit schmalzigem Drama versorgte. Natürlich ließ man es sich nicht nehmen, auf diesem oft mit zurückhaltender Geringschätzung betrachteten Gebiet einige Sticheleien gegen TV-Produktionen zum Besten zu geben: Da werden Szenen nach Tageslaune der Produzentin ohne jeden inhaltlichen Sinn umgeschrieben, einige Schauspieler wollen die Serie wegen besserer Engagements dringend verlassen und andere, die bleiben wollen, werden an ihrer statt herausgeworfen.
Der Trick, die Episode mit einer Film-im-Film-Szene zu beginnen, ist nicht gerade innovativ, schlägt aber die richtigen Töne für das Gelingen des „Mörderspiels“ an. Im Gegensatz zum Staffel-Opener „Reichen Witwen droht Gefahr“ kamen Paul Savage und Arthur Allan Seidelman außerdem auf weitere Spannungsmomente (Mord an Joyce, Anschlag auf Gordon LaMonica) zurück, sodass sich das Geschehen durchweg seine gelungene Note bewahrt. Da fällt es nicht allzu schwer, die doch sehr konstruierte Lösung zu akzeptieren – schließlich weiß man ja auch, dass dort, wo Jessica am Werke ist, nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint!
Auf Mörderjagd im Fernsehmilieu. Die einer Seifenoper entsprungene Mörderfigur dient als Aufhänger und Verbindungsstück zwischen Fiktion und fiktiver Realität. Um sie herum wurde ein graziles Netz an Verdächtigen gesponnen, das am Ende in einer schönen Sequenz mit doppeltem Boden durchdrungen wird. Amüsant ist „Tod am Nachmittag“ auch, weil ein paar gängige Klischees über schnell produzierte TV-Unterhaltung bedient werden. 4,5 von 5 Punkten.