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Dieses Thema hat 127 Antworten
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

17.02.2022 22:24
#46 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #42
Danke, dass ihr euch immer so viel Mühe macht! Ich muss aber zugeben, dass ich die Bedeutung von "dystopisch" erst einmal nachlesen musst.


Erstmal Danke für die Rückmeldung! Das Wort gehört jetzt auch nicht gerade zum Alltagswortschatz. Ich kenne es noch aus dem Englisch-Unterricht, als es um so Romane wie "Schöne neue Welt" oder "1984" ging. Und wenn man sich wie wir jetzt einmal näher mit Filmen wie "Die Klapperschlange" beschäftigt, stolpert man halt auch öfter darüber. Deshalb hab ich es bei der Beschreibung mit reingenommen.

P.S.: Danke @Peter für deine Ausführungen zur "Nil"-Musik! Ich muss auch gestehen, dass mir ihre Qualität bisher etwas im Verborgenen geblieben ist. Bei weniger dominanter musikalischer Untermalung neigt man vielleicht mitunter dazu, ihr nicht so große Aufmerksamkeit zu widmen und sich eher auf andere Aspekte eines Films zu konzentrieren, was natürlich nichts mit der Qualität der Musik als solche zu tun hat. Werde ich bei zukünftigen Sichtungen verstärkt darauf achten.

Savini Offline



Beiträge: 756

18.02.2022 08:47
#47 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #43
"Tod auf dem Nil" sah ich erstmals in den frühen 80ern im ZDF.

Das war vermutlich die erste Ausstrahlung überhaupt, da der Film 1978 in die Kinos gekommen war?
Zitat von Peter im Beitrag #43
Wie einst Smetana die liebliche Moldau von den Quellen bis zum erwachsenen Fluss vertonte, so wirkt Rotas kurze Nil-Sinfonie wie der umgekehrte Weg. Zunächst der mächtigen Strom, der sich mit voller instrumentaler Kraft zu seinem Delta wälzt. Danach - wie die Nilfahrten des neugierigen Publikums in der Regel flussaufwärts gehen - verzweigt sich das Orchester im zweiten Teil in sanften Tönen, die den Zuhörer genau wie den staunenden Ägypten-Besucher immer tiefer in ein geheimnisvolles Land gleiten lassen.

Diese Worte drücken perfekt mein Gefühl beim Hören der Musik aus, auch wenn ich das zuvor nie so hätte formulieren können.

Savini Offline



Beiträge: 756

18.02.2022 08:55
#48 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #45
Aufgrund deines Kommentars habe ich das Main Theme gerade noch mal angehört (Man findet es in sehr guter Qualität bei YT). Es klingt schon sehr majestätisch und imposant. Es wirkt mir autark noch größer als beim Filmanfang, warum kann ich nicht so richtig begründen.

Sicher funktioniert sie auch als reines Hörerlebnis hervorragend. Aber ihre volle Wirkung entfaltet sie für mich erst in Kombination mit dem blauen Nilwasser, vor dem die goldenen Titel aufleuchten.
Zitat von DanielL im Beitrag #45
Die Szene mit dem Dampfer-Manager finde ich übrigens für sich genommen auch witzig. Hier ist es eben nur so, dass sie für mich so ein bisschen aus dem Rahmen fällt, da die ganze Szene weitgehend "Comedy" ist und der restliche Humor sich eher aus spitzen, situativen Dialogen ergibt, die auch noch einen anderen Zweck erfüllen.

Mich stört diese Figur generell, weil sie in ihrer albernen Art nicht recht zum sonstigen Humor und Stil des Films passen will. Man hätte sie theoretisch auch ganz weglassen können. Aber zum Glück hat sie nur relativ wenige und kurze Szenen!
Was die Dialoge angeht, so war Anthony Shaffer wirklich ein Meister seines Faches, wie er bereits in "Sleuth" (Theaterstück & Film) bewiesen hatte. Auch sonst hat er den Roman geschickt gestrafft und das Personal reduziert; selbst wenn man die Vorlage mag, kann man den Film problemlos als eine eigenständige Sache sehen, ohne beide in Konkurrenz zueinander zu setzten. Das gilt übrigens auch für Ustinovs Poirot-Interpretation.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

21.02.2022 15:37
#49 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #39
Wie schon hier (Tod auf dem Nil (2022)) kurz angerissen, geht es heute um diesen großen und außerordentlich prominent besetzten Kriminalfilmklassiker:

Rückblende - Episode 15 vom 20.01.2022
Thema: Tod auf dem Nil (GB 1978) mit Peter Ustinov, Regie: John Guillermin


Schön, dass ihr diesen Krimi-Klassiker auch besprochen habt. Hat er echt verdient. Geschmackssache ist sicherlich, dass ihr ihn nur hinter den beiden anderen Glamour-Christies gestellt habt. Für mich hat er eindeutig die Nase vorne. Natürlich ist er sehr weitschweifig, besonders am Anfang, was aber sicherlich auch Agathas Roman geschuldet ist. Den hab ich vor recht kurzer Zeit das erste Mal gelesen und war doch über die relativ zahlreichen Abweichungen zum Film erstaunt. Etwa, dass Colonel Race (ein wiederkehrender Charakter im Werk der Schriftstellerin) nicht im Auftrag einer Versicherung unterwegs war, sondern – viel wichtiger – im Dienste seiner Majestät, auf der Suche nach ägyptischen Terroristen (oder halt, je nach Auslegung, Freiheitskämpfern).
Es gab sogar mehr Figuren als im Film, wobei die hübsche Rose einen jungen Mann abbekam, der nicht im Film auftrat, aber anstatt Mrs. van Schuyler in den Perlendiebstahl verwickelt war. Cornelia, eine weitere junge Frau, ehelichte am Ende den älteren fleißigen Dr. Bessner, sehr zum Leidwesen des großmäuligen Revoluzzers Fergusson. Das entsprach wohl eher Mrs. Christies Werteeinstellung. Sicher gab es noch viele andere Abweichungen, am augenfälligsten aber ist das Ausmaß, mit dem im Film eine ganze Schiffsladung von Verdächtigen produziert wurde. Da wollte man wohl an den Orient-Express-Fall anknüpfen. Im Buch waren es wesentlich weniger Mitpassagiere, die ernsthaft unter Mordverdacht gerieten, allen voran natürlich der betrügerische Anwalt Pennington. Der hat auch, meiner Ansicht nach eindeutig, den Mordanschlag auf Linnet Ridgeway und ihren Mann in dem Tempel verübt. Das kam auch im Film so rüber, finde ich.
Derlei Ausschmückungen gab es auch in «Das Böse unter der Sonne» (etwa der Schuss der «Mittagskanone») oder auch in «Rendezvous mit einer Leiche» (etwa ein zweiter Mord).
Und die Filmmusik von «Tod auf dem Nil» finde ich meisterlich. Die Streicher am Anfang, die das Stampfen des Schiffsmotors versinnbildlichen, mit dem folgenden unheilvollen Grundthema, das alles hat schon chic.
Sehr lobenswert von Euch Rezensenten, dass ihr diesen Filmen einen gebührenden Platz zuweist.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

21.02.2022 23:45
#50 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Vielen Dank für die positive Rückmeldung zum Podcast. Die Infos bzgl. Romanvergleich sind ja gerade noch mal interessant, um die Neuverfilmung mal in Augenschein zu nehmen. Mittlerweile ist sie ja angelaufen, ich werde aber erst im März eine Vorstellung besuchen. Was auch immer dabei herauskommt, es wird sicher nichts an der Tatsache ändern, dass die besprochene Fassung die erste Wahl bleiben wird.

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.930

03.03.2022 13:36
#51 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Weiter geht es mit einem großen Publikumserfolg aus den 1970ern: Wir sprechen in der neuen Episode über "Ein ausgekochtes Schlitzohr" mit Burt Reynolds. In der kommenden Folge wird dann ein (Farb-)Wallace-Film Thema sein. Welcher es ist, erfahrt ihr am Ende der aktuellen Folge.

Rückblende - Episode 17 vom 03.03.2022
Thema: Ein ausgekochtes Schlitzohr (USA 1977) mit Burt Reynolds, Regie: Hal Needham



Das actiongeladene Roadmovie des ehemaligen Stuntman Hal Needham fußt auf einer echten Männerfreundschaft zwischen Regisseur und Burt Reynolds und läutete die erfolgreichste Phase in der Karriere des Hauptdarstellers ein. Neben Reynolds‘ Charisma punktet der Film auch heute noch durch die handgemachten Autostunts und den tempo- und gagreichen Schlagabtausch der Hauptfigur Bandit mit dem von Jackie Gleason verkörperten Sheriff Justice. Wenige Jahre später gelang dem Duo Needham/Reynolds unter tatkräftiger Unterstützung einer großen Starriege mit „Auf dem Highway ist die Hölle los“ ein weiterer Kassenschlager.



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Peter Offline




Beiträge: 2.886

07.03.2022 00:01
#52 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #41
Rückblende - Episode 16 vom 17.02.2022
Thema: Die Klapperschlange (USA 1981) mit Kurt Russell, Regie: John Carpenter
Der dystopische Sci-Fi-Actionfilm von John Carpenter punktet wie vorangegangene Werke des Regisseurs durch eine einzigartige Atmosphäre, wozu nicht zuletzt auch die von Carpenter selbst beigesteuerte Musik beiträgt. „Die Klapperschlange“ wurde für Kurt Russell zum Sprungbrett und kann mit einem besonders charismatischen Bösewicht in Person von Soul-Sänger Isaac Hayes („Theme from Shaft“) aufwarten.
Zitat von DanielL im Beitrag #45
Bin dann gespannt was du zur "Klapperschlange" sagst.
Zitat von Peter im Beitrag #43
"Nennen Sie mich Snake!"
An "Die Klapperschlange" habe ich eine nette Jugenderinnerung. ..... (er) kam damals gut bei mir an, wenngleich ich die klassischeren Gruselstücke "Fog" und "Halloween" vorziehe. Ein gewisses Faible für Carpenter-Filme kann ich jedenfalls nicht abstreiten. Ihre oftmals geradezu provokant-geradlinige Einfachheit war ja nie nur den schmalen Budgets geschuldet, sondern eine Methodik, die Carpenters Handschrift in einer Klarheit zeigt, wie sie nicht jeder renommierte Regisseur vorweisen kann oder will. Carpenter tat es mit Verve, schickte sein Publikum in die Düsternis (oder in ein ehemaliges New York und neues 'Dystopia') und scheute sich auch als Komponist nicht vor simpel wirkenden - aber umso wirkungsvoller einprägsamen Klängen. Auf eure Sicht der Dinge bin ich jedenfalls schon sehr gespannt ...)

Auf Daniels Frage zurückkommend, habe ich mich zum Einstieg frecherweise selbst zitiert ....
Euer Podcast hat mir wieder viel Freude gemacht, dazu gleich mehr.
Um wieder auf den Stand zu kommen, habe ich mir den Film neulich nochmal angeschaut. Erstmals im Original, weil es gut zu verstehen ist und die Klasse der Darsteller und die Coolness der Figuren noch ein Stück besser zur Geltung kommt als in der Synchro.
Überraschenderweise hat mir der Film sogar noch besser gefallen als bei den früheren eineinhalb Sichtungen, die aber auch wirklich weit zurückliegen.

Ganz ehrlich, da meine Eindrücke vom Film sehr frisch waren, hatte ich mir natürlich auch eine ganze Reihe von Gedanken zurechtgelegt, aber mit eurer Analyse habt ihr nahezu alles davon gut getroffen und umfassend aufgegriffen. Eine derart hohe Übereinstimmungsquote hat es nicht in jeder Folge gegeben.
Daher bleiben nur noch einige gut gemischte Anmerkungen übrig....

Ganz leichte Kritik habe ihr im Bezug auf die Gesamtbeurteilung an zwei Dingen geübt:
1. Den Spannungs- und Story-Durchhänger im Mittelteil, mit langer Kampfszene und dramaturgischer Pausenphase. Da stimme ich voll zu.
2. Die überschaubare Qualität der Dialoge. Dazu ein glasklar wachsweiches Jein...
... Natürlich muss man nicht über starke Dialoge diskutieren, wenn der Film solche nicht bietet und vornehmlich aus launigen Sprüchen besteht. Und sich auf Autorenseite offenbar niemand um die Arbeit an einem möglichen tiefergreifenden Gedankenaustausch gekümmert hat.
Andererseits lebt der Film in der Rückschau - genau wie im frischen Eindruck - schon ein wenig davon, dass die kargen lakonischen Wort-Scharmützel einen beachtlichen Unterhaltungswert haben und dem Publikum unweigerlich einige Grinser ins Gesicht zaubern.
Wenn Kurt Russell (mit der Rotzigkeit des Knastis) und Lee van Cleef (Cowboy-überheblich, wenn auch mit Ohrring statt Hut) sich schon von Beginn an in unnachahmlich trockener Art verbal bekriegen, wird ohne Respekt auch gleich der US-Präsident (herrliche Besetzung mit Donald Pleasance!) in seiner abgeschmierten Air Force One zum sarkastischen Spielball:
"The President was on board."
"President of what?"
"That´s not funny."
Also, meinen Humor hat das getroffen ....
In diese Kategorie fällt auch der etwas als Running Gag gemeinte Satz "Nennen Sie mich Snake", den ihr als Beispiel für die teils eher halbgegorenen Dialoge herangezogen habt.
Das ist genau eines der Zitate, die sich bei mir über Jahrzehnte eingebrannt haben, weil sie die Essenz des Films in einem Satz nacherzählen können.
Solange Snake den Job als halbwegs ehrlichen Deal betrachten kann, respektiert er Hauk / Cleef und bietet ihm quasi das 'Du' an.
(ACHTUNG: SPOILER)
Als er dann bewiesen hat, dass er´s kann, gleichzeitig aber auch realisiert hat, dass die ganze Sache recht schmutzig und für viele Helfer tödlich gelaufen ist - und er praktisch aus Notwehr entkommen musste, zieht er seine Kooperationsbereitschaft zurück. Gerade dann, wenn sein 'Vorgesetzter' kumpelhaft werden und eine gemeinsame berufliche Zukunft planen will. Der stolze Mr. Plissken sagt mit frisch gewonnener Respektwürdigkeit zwischen den Zeilen an: ..... nochmals Arbeiten mit einem Typen wie "Director Hauk" / van Cleef? ... Never ever !
.... Und bei der Gelegenheit wird gleich noch der Promi-Politiker in seiner Teflon-Glätte abgestraft. Das 'ach so wichtige' Material, der geradezu klassische MacGuffin, ein Dingsda, für die Elite wertvoller als sämtliche Menschenleben, ist mit wenigen Handgriffen vernichtet. Snake Plissken geht in sein Leben zurück und hat im Handumdrehen auch die hohe Politik "back to earth" geholt.

Angemessen sensibel seid ihr mit den ungewollt heiklen Umstand umgegangen, dass der Präsident nach seiner Notlandung ausgerechnet auf dem Dach des World Trade Center (welch ein ungewollt makabrer Ort für Science Fiction) die Suchaktion einleitet. Interessanterweise ist es richtig, dass das Gebäude zum angegebenen Zeitpunkt noch steht, wenngleich die Science-Fiction-Vision in einem verwirrenden optischen Widerspruch erscheint.
Für den Zuschauer ist der Grusel jedenfalls auffallend authentisch, wenn er diese Bilder und den Graffiti-Slogan "Inside WTC" sieht, selbst wenn man den Begriff "heruntergekommen" nicht ZU wörtlich nimmt....

Nun doch noch einige Worte zu den Darstellern.
Über Kurt Russell habt ihr alles gesagt. Dieser Snake passt einfach.
Lee van Cleef war, wenn auch mit längeren Pausen, in den für ihn zugeschnittenen Rollen fantastisch, schon seit er in frühen 50ern in HIGH NOON am Bahnhof herumlungerte, bis er endlich Bösewicht-Sachen machen durfte. Und das dann immer und immer wieder. Denkwürdig, wie Sergio Leone seinen Typus zu einem einzigartigen Cleef-Charakter machte, indem er diesen bis zum ikonischen Aberwitz trieb.
Der zuverlässig Charakterstudien liefernde Ernest Borgnine war clevere Erweiterung des Ensembles. Einen solchen Vollblutdarsteller in einer "supporting role" hatte es bei Carpenter bis dahin selten bis gar nicht gegeben, er brachte eigenen Schwung in die Story, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dadurch ungeplant die dominierende Düsternis zu erhellen.
Neben der Optik, den spannenden Handlungssträngen und der eigenwilligen Musik, von denen die Atmosphäre erzeugt wurde, war bei Carpenter immer das eingespielte Ensemble von Bedeutung. Das galt immer ausdrücklich auch für die weniger spektakulären Stars und die kleineren Rollen. Neben den renommierteren Adrienne Barbeau und Donald Pleasance gehören in ESCAPE wie in FOG auch Tom Atkins und Charles Cyphers dazu, die kleine Freude über das Wiedersehen mit ihnen soll Erwähnung finden. Originell fand ich natürlich auch das von Isaac Hayes angeführte und von allerlei obskuren Gestalten bevölkerte Gang-Wesen.

Was mir noch auffiel, ist die Anlage von ESCAPE als eine Art Mischung von ASSAULT und FOG. Gleichzeitig aber auch eine stilistische Weiterentwicklung seiner früheren Filme. Thematisch vielfältig war Carpenter ja nicht unbedingt, sodass sich seine Filme zwar unterscheiden, in bestimmten Beziehungen aber auch immer nahestehen.
Neben der wiederkehrenden Besetzung sind es hier vor allem die Bilder in den endlosen Verfolgungsszenen, die an den intensivsten Stellen traumatischen Einfluss auf die Gejagten ausüben.
Das Auftauchen unheimlicher Gestalten, seit jeher Alptraum des Menschen und seit der Romantik Inhalt von Schauergeschichten in den Medien der Zeit, wird bei Carpenter unbarmherzig bis zum Tod der meisten Handlungsfiguren betrieben.
Die unschuldigen Helden werden von anonymen Horden gnadenloser Schlachter bis ins letzte Schlupfloch verfolgt. Zu erleben sind dabei oft nur Schatten, Geräusche - und dann Arme und Hände mit fürchterlichen Waffen.
Die mörderische Konsequenz, mit der Fenster und Türen eingeschlagen, jedes Schutzschuld zerstört wird, lässt keinen Spielraum für friedliche Lösungen.
Was früher in THE FOG noch abstrakte Gespenster aus dem düsteren Pesthauch der Stadtgeschichte eines kalifornischen Küstenorts waren, sind hier in ESCAPE reale weggesperrte Menschen, die zu verrohten Gestalten werden in einer dystopische Fantasie naher Zukunft. Das macht den Horror lebensnäher, perfektioniert ihn weiter - und zeigt die Handschrift eines Düsternis-Spezialisten, der sein Thema vergrößert hat und beweisen will, dass seine Filme ein Stück weit über den simplen Grusel hinausgehen.
Nebenbei bemerkt sei die erschreckende Aktualität von grundlosen, mörderischen Attacken aus anonymer Distanz, gegen Unschuldige, - in unserer jetzigen Welt.

Alles in allem ist ESCAPE FROM NEW YORK in meinem persönlichen Carpenter-Ranking deutlich hochgeklettert, wenn auch nicht ganz bis zur Spitze. Ich klemme mich zwischen eure Wertungen und gebe 4,25 von 5 Punkten.

P.S.:
Nun wartet also bereits EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR. Das kenne ich natürlich auch aus dem TV in der Jugendzeit. Den inoffiziellen Nachfolger AUF DEM HIGHWAY IST DIE HÖLLE LOS habe ich damals sogar im Kino gesehen. Es dürfte einer meiner ersten "Blockbuster" gewesen sein. Was man später dann zeitweise als Jugendsünde abgetan und geflissentlich verschwiegen hat (und sich heute sicher nicht mehr unbedingt im Kino genehmigen würde), wird nun dank der RÜCKBLENDE also wieder salonfähig. Sehr lobenswert, euer Lob auf die alte Zeit ..... Ich bin auch schon gespannt, wie weit unsere Meinungen über die Schauspielkunst von Burt Reynolds auseinandergehen. Oder auch nicht so sehr?

..... Und perspektivisch bietet ihr (endlich!) einen FARB-WALLACE auf. Ich habe natürlich auch schon kurz ausspioniert, um welchen es sich handelt. Na, das kann in den hiesigen Jagdgründen nur zu forschem Diskussionsbedarf führen. Ich freue mich darauf ....

Savini Offline



Beiträge: 756

07.03.2022 08:19
#53 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #52
Natürlich muss man nicht über starke Dialoge diskutieren, wenn der Film solche nicht bietet und vornehmlich aus launigen Sprüchen besteht. Und sich auf Autorenseite offenbar niemand um die Arbeit an einem möglichen tiefergreifenden Gedankenaustausch gekümmert hat.
Andererseits lebt der Film in der Rückschau - genau wie im frischen Eindruck - schon ein wenig davon, dass die kargen lakonischen Wort-Scharmützel einen beachtlichen Unterhaltungswert haben und dem Publikum unweigerlich einige Grinser ins Gesicht zaubern.

Gerade die knappen und kargen Dialoge (und Erzähltexte am Anfang) finde ich genau richtig: Sie geben die nötigsten Informationen, die für die Handlung notwendig sind, mehr aber auch nicht. Natürlich hätte man auch erläutern können, was genau es mit der Kassette auf sich hat, worum es bei der Konferenz geht und wie der vorherige Krieg verlaufen ist - aber wen interessiert das? So bleibt es beim klassischen MacGuffin und man kann sich ganz auf die Mission konzentrieren - mit dem Hintergrundwissen, dass von dieser sehr viel abhängt.
Zitat von Peter im Beitrag #52
der etwas als Running Gag gemeinte Satz "Nennen Sie mich Snake"

Ein weiterer besteht darin, dass der Protagonist immer wieder gesagt bekommt "Ich dachte, du wärst tot?" - von Personen, die selbst sterben, während Snake überlebt.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

07.03.2022 16:39
#54 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #53
Ein weiterer [Running Gag] besteht darin, dass der Protagonist immer wieder gesagt bekommt "Ich dachte, du wärst tot?" - von Personen, die selbst sterben, während Snake überlebt.

Der ist natürlich noch besser ....

Ray Offline



Beiträge: 1.930

08.03.2022 14:39
#55 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #52

Was mir noch auffiel, ist die Anlage von ESCAPE als eine Art Mischung von ASSAULT und FOG. Gleichzeitig aber auch eine stilistische Weiterentwicklung seiner früheren Filme. Thematisch vielfältig war Carpenter ja nicht unbedingt, sodass sich seine Filme zwar unterscheiden, in bestimmten Beziehungen aber auch immer nahestehen.
Neben der wiederkehrenden Besetzung sind es hier vor allem die Bilder in den endlosen Verfolgungsszenen, die an den intensivsten Stellen traumatischen Einfluss auf die Gejagten ausüben.
Das Auftauchen unheimlicher Gestalten, seit jeher Alptraum des Menschen und seit der Romantik Inhalt von Schauergeschichten in den Medien der Zeit, wird bei Carpenter unbarmherzig bis zum Tod der meisten Handlungsfiguren betrieben.
Die unschuldigen Helden werden von anonymen Horden gnadenloser Schlachter bis ins letzte Schlupfloch verfolgt. Zu erleben sind dabei oft nur Schatten, Geräusche - und dann Arme und Hände mit fürchterlichen Waffen.
Die mörderische Konsequenz, mit der Fenster und Türen eingeschlagen, jedes Schutzschuld zerstört wird, lässt keinen Spielraum für friedliche Lösungen.



Erstmal vielen Dank für deine Rückmeldung und deine ausführlichen Gedanken zum Film und darüber hinaus.

Das mit den "unheimlichen Gestalten" ist nochmal ein guter Punkt. Habe den Film nun schon einige Jahre nicht mehr gesehen, aber ich kann mich noch an diese Bilder von diesen fast animalisch wirkenden Gang-Mitgliedern erinnern, die in "Assault" unbarmherzig ein ums andere Mal auf den unterschiedlichsten Wegen versuchen, in das Precint 13 einzudringen.


Zitat von Peter im Beitrag #52
P.S.:
Nun wartet also bereits EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR. Das kenne ich natürlich auch aus dem TV in der Jugendzeit. Den inoffiziellen Nachfolger AUF DEM HIGHWAY IST DIE HÖLLE LOS habe ich damals sogar im Kino gesehen. Es dürfte einer meiner ersten "Blockbuster" gewesen sein. Was man später dann zeitweise als Jugendsünde abgetan und geflissentlich verschwiegen hat (und sich heute sicher nicht mehr unbedingt im Kino genehmigen würde), wird nun dank der RÜCKBLENDE also wieder salonfähig. Sehr lobenswert, euer Lob auf die alte Zeit .....



Da warst du in guter Gesellschaft, denn der erste "Highway"-Film hatte aus heutiger Sicht erstaunliche Besucherzahlen - laut dem Backcover meiner Blu-Ray 5 (!) Millionen Kinobesucher.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

17.03.2022 22:02
#56 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

In den kommenden Tagen erscheint die neue "Rückblende"-Episode. Wie angekündigt, besprechen wir diesmal einen Farb-Wallace-Film - es handelt sich um den "Mönch mit der Peitsche".

Mit im Gepäck haben wir auch wieder die ein oder andere kleine Info, die hier noch nicht allgemein bekannt sein dürfte. Wer mag, kann sich den Film ja schon mal ansehen, um wieder gänzlich im Bilde zu sein.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

20.03.2022 13:34
#57 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

So, wie versprochen gibt es nun unsere erste Besprechung eines Edgar Wallace-Films aus der Farbära - viel Spaß!

Rückblende - Episode 18 vom 20.03.2022
Thema: Der Mönch mit der Peitsche (D 1967) mit Joachim Fuchsberger, Regie: Alfred Vohrer



Der vielleicht unterhaltsamste Beitrag der Edgar Wallace-Farbära bildet eine Sternstunde in Siegfried Schürenbergs Rollengeschichte als Scotland Yard-Chef Sir John und zeigt Joachim Fuchsberger in seinem ersten Wallace-Film nach drei Jahren Pause sichtlich gereift und ausgesprochen lässig. Das Zusammenspiel der beiden und die tempo- und aktionsreiche Inszenierung Alfred Vohrers lassen keine Langeweile aufkommen und über manchen Logikfehler hinwegsehen.

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DanielL Offline




Beiträge: 4.155

21.03.2022 09:51
#58 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Ein Nachtrag zur "Klapperschlange": Die von mir bereits im Rahmen von "Tod auf dem Nil" erwähnte Kinoreihe "Best of Cinema - Meisterwerke zurück im Kino" hat derweil ihr weiteres Programm festgelegt. Demnach kommt die "Klapperschlange" in der 4K-Restauration am 1. November 2022 für einen Abend lang bundesweit zurück ins Kino. Sicherlich ein Erlebnis. Mehr Infos auch hier.

Gruß,
Daniel

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

06.04.2022 20:24
#59 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Nach dem "Mönch mit der Peitsche" (Episode 18) geht es mit einem britischen Agenten-Favoriten weiter (Episode 19). In der Hauptrolle der große und im März 89 Jahre alt gewordene Michael Caine. Und am Ende wird auch schon mal der Film für das Staffelfinale (Episode 20) genannt.

Rückblende - Episode 19 vom 06.04.2022
Thema: Ipcress – Streng geheim (GB 1965) mit Michael Caine, Regie: Sidney J. Furie



Der Agentenfilm, der Michael Caine zum Durchbruch verhalf, stellt einen echten Gegenentwurf zum populären Kollegen James Bond dar: Harry Palmer ist ein Normalo, dessen Heldenmomente im Bürokratiealltag des Staatsapparats eher die Ausnahme bilden als die Regel. Die hochwertige Inszenierung, der pointenreiche Schlagabtausch mit den Vorgesetzten und nicht zuletzt die Darstellung der Figur durch Caine selbst machen „Ipcress“ im Vergleich zur Bond-Reihe jedoch zu einem kaum minder großen Vergnügen.

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Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.930

21.04.2022 13:31
#60 RE: Rückblende - Der Filmklassiker-Podcast Zitat · Antworten

Wie angekündigt nunmehr das große STAFFELFINALE mit dem Klassiker des Selbstjustiz-Thrillers "Ein Mann sieht rot" mit Charles Bronson.

Wir legen wieder eine kleine Schaffenspause ein und melden uns dann mit der dritten Staffel zurück. Wie gewohnt wird auch der ein oder andere forenrelevante Film dabei sein. Danke fürs Zuhören in Staffel 2 und eure Beiträge hier im Thread zu den einzelnen Folgen!

Rückblende - Episode 20 vom 21.04.2022
Thema: Ein Mann sieht rot (USA 1974) mit Charles Bronson, Regie: Michael Winner



Im Kontext einer stark angestiegenen Kriminalität in New York entstand 1974 der damals bis heute streitbare Selbstjustiz-Thriller von Michael Winner, der Charles Bronson endgültig auf den wortkargen Haudegen festlegte.

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