Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 153 Antworten
und wurde 8.371 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Seiten 1 | ... 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11
Old Rascal Offline



Beiträge: 86

25.02.2020 13:19
#136 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #135
Zitat von Old Rascal im Beitrag #134
Das Lied "The Bonnie Banks o' Loch Lomond" ist ein sehr schönes schottisches Volkslied. Ich liebe solche Musik. Welchen Lieblingsverein meinst du eigentlich?


Da habe ich einen Verdacht:

"Mer stonn zo dir FC Kölle"


Ja, da bin ich kein Experte:) Mich wundert nur, dass ein deutscher Fussballverein ein schottisches Lied zur Hymn nimmt?

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

25.02.2020 16:55
#137 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Genau.......... Das ist wohl die gelungenste Hymne die es rund um den Fußball gibt ( ok....Melodie natürlich geklaut ) ist quasi wie mit den Gesangseinlagen in den Filmen....Grauen wo man hinsieht und dann kommt der gute Watson mit einem Beitrag wo man sich mal nicht Fremdschämen muss .

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

25.02.2020 18:53
#138 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Zitat von Old Rascal im Beitrag #136
bin ich kein Experte:) Mich wundert nur, dass ein deutscher Fussballverein ein schottisches Lied zur Hymn nimmt?n


Die Vereinsversion wurde 1998 von der Gruppe "Hohner" zum Geburtstag des FC zum ersten mal im Stadion gespielt.Basis war wohl die Runrig Version des Songs.
Der ( neue ) Text der von dem Zusammenhalt der Fans und der Liebe zum FC handelt passt wunderbar zur getragenen Melodie .
Von da ab war es die Vereinshymne unseres glorreichen 1. Fc Köln

Old Rascal Offline



Beiträge: 86

27.02.2020 14:11
#139 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #138
Zitat von Old Rascal im Beitrag #136
bin ich kein Experte:) Mich wundert nur, dass ein deutscher Fussballverein ein schottisches Lied zur Hymn nimmt?n


Die Vereinsversion wurde 1998 von der Gruppe "Hohner" zum Geburtstag des FC zum ersten mal im Stadion gespielt.Basis war wohl die Runrig Version des Songs.
Der ( neue ) Text der von dem Zusammenhalt der Fans und der Liebe zum FC handelt passt wunderbar zur getragenen Melodie .
Von da ab war es die Vereinshymne unseres glorreichen 1. Fc Köln


Interessant! Da ich selbst die ersten 30 Jahre meines Lebens in UK verbrachte habe ich natürlich Bezug zu angelsächsischen Volksliedern. Das dieses, wie ich meinte, außerhalb der Grenzen eher unbekannte Lied als Erkennungslied eines deutschen Fußballvereins bekannt ist überrascht mich sehr positiv.:) Eigentlich ist es ein Liebeslied, aber das kann man natürlich etwas weiter interpretieren:)

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.03.2020 06:36
#140 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Terror by Night (Juwelenraub, 1946)



Regie: Roy William Neill

Produktion: Universal Pictures, USA 1946

Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Dennis Hoey, Alan Mowbray, Renee Godfrey, Mary Forbes, Frederick Worlock, Geoffrey Steele, Boyd Davis, Skelton Knaggs, Billy Bevan, Leyland Hodgson, Tom Pilkington, Gerald Hamer, Janet Murdoch, Harry Cording


Handlung:

Holmes, Watson und Lestrade haben den ungewöhnlichen Auftrag, einen wertvollen Edelstein, den Stern von Rhodesien, der sich im Besitz von Lady Carstairs und deren Sohn befindet, bei einer Zugfahrt von London nach Edinburgh vor dem Zugriff potentieller Diebe zu bewahren. Schon nach kurzer Zeit wird Lady Carstairs Sohn ermordet und der Edelstein gestohlen. Zahlreiche Verdächtige befinden sich im Zug. Holmes wird vom Mörder zwar aus der fahrenden Eisenbahn gestoßen, kann sich aber draußen festhalten und wieder zurück in's innere gelangen. Danach entdeckt er in einem im Gepäckwagen mitgeführten Sarg einen doppelten Boden, der als Versteck für den Mörder gedient haben dürfte. Er findet ebenfalls heraus, dass ein gewisser Sebastian Moran, ein Freund des verstorbenen Professor Moriarty, hinter der Sache steckt. Allerdings weis niemand, wie dieser aussieht...

Anmerkungen:


Nachdem die vorherige Episode auf See einiges an Chancen vergab, wird nun ein "Locked-Room-Mystery" im Zug geboten, das sehr an Agatha Christies "Mord im Orientexpress" erinnert. Das zitierte Vorbild in der Gestalt der blassen und viel später erschienenen 1974er-Verfilmung wird dabei deutlich übertroffen. Roy William Neil gelingt es, die Atmosphäre einigermaßen unheimlich zu inszenieren und mit zwielichtigen Charakteren zu bereichert. Wie bereits bei "The House of Fear", wird ein zunächst stark von Christie inspiriert scheinender Plot am Ende durch einen Twist deutlich abgeändert. Es gibt hier allerdings mehrere Todesopfer als in der klassischen Geschichte.

So ganz konnte man sich wohl noch immer nicht von Moriarty lösen, muss aber erkannt haben, dass dessen ewiges Wiederauferstehen langsam zu sehr in's Lächerliche abgleitete, weshalb man sich wohl dafür entschieden hat, einen guten Freund von Holmes' Erzfeind auf den Plan treten zu lassen. Eine erfreuliche Verbesserung gegenüber "Pursuit to Algiers" ist nicht nur die unheimlichere und deutlich spannendere Inszenierung, sondern auch eine willkommene Actionszene, in der Holmes aus dem Zug geworfen wird und dabei auch gleich mit dem Gegenzug auf Tuchfühlung zu gehen droht. Für schwarzen britischen Humor sorgt Holmes Aussage, er hätte die Landschaft von außerhalb des Zugs betrachtet, nachdem Watson ihn fragt, wohin er denn verschwunden sei.

Ähnlich wie beim Orientexpress steht ein ganzer Pool von "Red Herrings" zur Verfügung. Als Mörder entpuppt sich aber ein "blinder Passagier" mit Horrorfratze, der allerdings nur Handlangerfunktion hat, sodass Holmes und seine Freunde es mit einem Duo zu tun haben, das dann sogar noch weitere Verstärkung bekommt. Erfreulicherweise wird auch an einigen Stellen eine teilweise verschneite Landschaft gezeigt, die der Zug passiert. Das Miteinbeziehen der Umgebung wurde beim Vorgängerfilm leider völlig versäumt, was man als großes Manko ankreiden darf.

Das Mordwerkzeug erinnert einen Wallace-Fan natürlich an den wesentlich später entstandenen Zinker. Es macht hier auch besonderen Spaß, Holmes bei seinen hingebungsvollen Ermittlungen an einem sehr begrenzten Handlungsort zuzusehen - wie er z.B. die äußerst verdächtige Vivian Vedder mit scharfem Blick mustert oder geschickt immer wieder in seiner Manteltasche herumfummelt, während er den schicksalhaften Edelstein begutachtet und dabei austauscht. Das Verbot des Schaffners, den Sarg zu öffnen, wird mit einer selbstbewussten Selbstverständlichkeit ignoriert und aus dem Zug stoßen lässt er sich schon gar nicht. Holmes bleibt absolut jeder Situation gewachsen und begegnet sämtlichen Eventualitäten sowohl mit Vorsorge als auch mit präzisem Instinkt. Etwas seltsam mag anmuten, dass das Drehbuch seinem Sidekick Watson einen weiteren guten Freund zugeordnet hat. Wer sich über diese "Dreiecksbeziehung" Gedanken macht, wird wohl schnell die richtige Spur finden. Das Zusammenwirken von Holmes, Watson und Lestrade ist hier, trotz der einen oder anderen Stichelei, besonders kameradschaftlich.

Fazit:

Nach dem deutlich schwächelnden "Pursuit to Algiers" findet Roy William Neil rasch wieder zu seiner alten Form zurück und inszeniert eine spannende und atmosphärische "Geister-Bahnfahrt", die für sehr kurzweilige Unterhaltung sorgt und zeigt, dass die Luft erfreulicherweise doch noch nicht draußen ist. Daher mit gutem Gewissen 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.03.2020 08:30
#141 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten



Juwelenraub (Terror by Night)

Kriminalfilm, USA 1946. Regie: Roy William Neill. Drehbuch: Frank Gruber (frei nach Sir Arthur Conan Doyle). Mit: Basil Rathbone (Sherlock Holmes), Nigel Bruce (Dr. John Watson), Dennis Hoey (Inspektor Lestrade), Renee Godfrey (Vivian Vedder), Alan Mowbray (Major Duncan-Bleek), Mary Forbes (Lady Margaret Carstairs), Geoffrey Steele (Roland Carstairs), Frederick Worlock (Professor William Kilbane), Skelton Knaggs (Handlanger Sands), Billy Bevan (Zugschaffner) u.a. Uraufführung (USA): 1. Februar 1946. Erstsendung (DDR, 1. Synchronisation): 3. Juli 1969. Erstsendung (DDR, 2. Synchronisation als „Sarg mit doppeltem Boden“): 16. November 1980. Eine Produktion von Universal Pictures.

Zitat von Juwelenraub
Der Schnellzug von London nach Schottland soll Lady Margaret Carstairs nicht nur mitsamt ihres Sohnes Roland, sondern auch mit ihrem unsagbar großen und wertvollen Diamanten in die Heimat zurückbringen. Sherlock Holmes und Dr. Watson werden als Aufpasser engagiert, können jedoch weder den Diebstahl des Schmuckstücks noch den Mord an Roland verhindern. Nun haben sie es mit einem Abteil voller Verdächtiger zu tun – und auch im Packwagen lauern gefährliche Überraschungen. Gemeinsam mit dem ebenfalls an Bord befindlichen Inspektor Lestrade gehen sie dem Verbrechen auf den Grund ...


Zu einem Zeitpunkt, als die Basil-Rathbone-Reihe ihre besten Tage bereits hinter sich gehabt zu haben scheint und der Hauptdarsteller mit dem Studio auch bereits seinen Ausstieg aus seiner berühmtesten Rolle geregelt hatte, warfen Roy William Neill und Autor Frank Gruber noch ein Highlight in den Ring. Der Fall um den Raub des Sterns von Rhodesien auf der Schiene zwischen England und Schottland ist einer der klassischsten Holmes-Krimis, kostet die Vorzüge seines Settings und der pointiert geschriebenen Charaktere voll aus und hinterlässt vor allem auch deshalb einen so guten Eindruck, weil durch nochmalige Laufzeitkürzung und wiederholte Schnitte zum durch die Nacht rasenden Zug ständig Dynamik vermittelt wird. Hier wurde das Rezept also wieder vollauf getroffen – anstatt Holmes zur verstaubten und nicht ernstzunehmenden Betulichkeit zu verknacken wie im Vorgängerfilm. Selbst am Anfang wird aufs Tempo gedrückt, wenn der Wochenschaubericht die Geschichte des Juwels in nur wenigen Sekunden zusammenfasst, man dann Vivian Vedders Reisevorbereitungen verfolgt und Dr. Watson fast zu spät am Bahnhof eintrifft.

Mit der Abfahrt des Zuges ist die Verdächtigenschar und ihr Handlungsspielraum dann ähnlich wie in den besten Agatha-Christie-Stoffen eng begrenzt, sodass Gruber ein gutes Spiel mit Alibis, dem Streuen von Verdachtsmomenten und dem Ausräumen einzelner Täter gelang. Natürlich darf man nicht die Komplexität eines „Mordes im Orientexpress“ erwarten und stellenweise wirken die Fahrgast-Darstellungen etwas seicht (Frederick Worlocks streitbarer Professor oder das Teekannen-Räuber-Ehepaar), doch andere Rollen wie die der unausstehlichen Lady Margaret Carstairs, der Vivian Vedder oder des Major Duncan-Bleek sind sehr ansprechend herausgearbeitet. Renee Godfrey ist ein neues Gesicht in der Reihe und überzeugt als eiskalter Vamp mit leicht unglaubwürdigem familiärem Trauerfall sowie verschlagenen Blicken durch die Abteilfenster hindurch. Überhaupt gibt es wohl kaum einen anderen Krimi, in dem so viel Unsicherheit allein durch Blicke und stumme Gesichter erschaffen wird – man denke nur an die scharfkantigen Gesichtszüge des Packwagenschaffners, der kurzzeitig unter Verdacht steht, sowie an das verzerrte Gesicht des Schergen Skelton Knaggs, der im zweiten Teil für Überraschung und Grusel sorgt. Einige weitere clevere Elemente wie das Spiel mit dem Original-Juwel und der Kopie sowie die verblüffende Episode um Inspektor MacDonald bereichern und verdichten die Geschichte, die zudem mit guten Dialogen aufwartet.

Ein bisschen Abschied muss man bereits nehmen, denn hier tritt Dennis Hoey zum letzten Mal als Inspektor Lestrade auf. Seine Anwesenheit im Zug sorgt erneut für eine gesunde Konkurrenz zwischen dem privaten Holmes und dem Scotland-Yard-Beamten, der sich diesmal nicht so dumm anstellt wie in anderen Produktionen. Dafür muss Dr. Watson einige arge Fettnäpfchen-Momente absolvieren, die aber zumindest besonders charmant von Nigel Bruce umgesetzt wurden. Vielleicht ist man auch durch den stilvollen Rahmen des altmodischen Reisezugs besänftigt, dessen Abteile anders als die heutigen ungemütlichen Großraumwagen ein Flair von Intimität (in Anbetracht der Verbrechen aber auch Gefahr) vermitteln. Die Kamera leistet diesmal zwar keine herausragende, aber immerhin auf sichtlich beengtem Platz solide Arbeit und präsentiert sich besonders agil, als Holmes beinah mit Todesfolge aus dem fahrenden Zug gestoßen wird. Glücklicherweise überlebt der Detektiv, auch wenn sein nachfolgender Fall dann nicht mehr so gelungen ausfällt wie der jetzige.

Mit einem Schmuckdieb und Mörder im selben Zug zu fahren, schüchtert Sherlock „Basil“ Holmes wie erwartet kein bisschen ein, sondern regt seine Kombinationsgabe zu regelrechten Höhenflügen an. Der mit guten Wendungen, vielen Verdächtigen und stilvoller Eisenbahnkulisse ausgestattete „Juwelenraub“ offenbart zwar stärker als noch die früheren Filme von 1943 oder 44 seine B-picture-Herkunft, kann diese aber mit Cleverness und Charme ausgleichen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

01.03.2020 12:25
#142 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Sherlock Holmes – Juwelenraub (1946)


Handlung:

Der bekannte Diamant „Stern von Rhodesien“ soll zusammen mit seinen Besitzern, Lady Margaret Carstairs und ihrem Sohn Roland, eine Zugfahrt nach Schottland unternehmen. Da der Edelstein als Unglücksbringer verschrien ist, beauftragt Roland Carstairs den berühmten Detektiv Sherlock Holmes mit der Überwachung des wertvollen Gutes, gleichzeitig hat auch Scotland Yard in Form des unverwüstlichen Inspektors Lestrade ein wachsames Auge auf die Sache. Dessen Ausrede, zum Lachsfischen unterwegs zu sein, hat sogar schon Dr. Watson ad absurdum führen können. Der gute Doktor selber hat fast den Zug verpasst, da er noch einen alten Bekannten aus seiner nun schon zwei Jahrzehnte zurückliegenden Militärzeit in Indien getroffen hat, den jovialen Major Duncan-Bleek, auch ein Mitreisender, mit dem er sich auf dem Bahnhof verquatscht hatte.
Bald schon passiert das scheinbar Unvermeidliche: Roland Carstairs wird tot in seinem Zugabteil aufgefunden, der Diamant ist verschwunden. Während Lestrade noch darüber rätselt, ob der Tod nun natürlich oder gewaltsam eingetreten ist, beginnt Holmes mit den Befragungen der anderen Passagiere, dabei assistiert ihm sein getreuer Freund mehr oder weniger erfolgreich. Irgendwie benehmen sich alle verdächtig. Da gibt es das nervöse Ehepaar Shallcross, das irgendein dunkles Geheimnis mit sich herumschleppt, weiter ist da der herrische Mathematikprofessor Kilbane, welcher überhaupt nicht zur Zusammenarbeit bereit ist. Auch eine sehr attraktive Lady ist wieder mit von der Partie, Vivian Vedder, die nicht nur reichlich eingebildet ist, sondern es wohl auch faustdick hinter den Ohren hat. Auch die Mutter des Verstorbenen, Lady Carstairs, verhält sich weniger trauernd als erwartet, und was treibt den undurchsichtigen Bahnbeamten im Gepäckwagen an ? Ist Watsons Bekannter Duncan-Bleek wirklich so harmlos ?
Holmes ermittelt bald, dass Carstairs mit einem winzigen Giftpfeil ermordet wurde. Die Spur führt ihn zum Gepäckwagen, wo die smarte Vivian angeblich ihre verstorbene Mutter im Sarg überführen will. Doch ein Unbekannter überfällt den Meisterschnüffler und wirft ihn aus dem Zug, worauf er sich mit knapper Not noch an der Außenseite festhalten kann und wieder mühsam den Weg zurück findet. Er kommt dem doppelbödigen Sarg der Lady Vedder auf die Schliche, wo sich der Meuchelmörder versteckt hatte, doch schon gibt es die nächsten Opfer unter den Reisenden…
Selbst als der Täter dingfest gemacht ist, sind die Aufregungen nicht zu Ende, denn Sherlocks alter entlarvter Intimfeind, Colonel Sebastian Moran ist kein Mann, der sich einfach so geschlagen gibt, doch auch hier kann Holmes seinen Widersacher und dessen Helfer zuletzt austricksen und die Reise zu einem guten Ende führen. Auch der „Stern von Rhodesien“ ist gerettet.


Bewertung:

Diesmal wird der Handlungsverlauf im Inneren eines Zuges angesiedelt. Das hatte ja schon Agatha Christie vorexerziert, etwa etwas aktionsreicher im Buch Der blaue Express oder dann eben mit ihrem berühmten Mord im Orientexpress, der irgendwo in der jugoslawischen „Wildnis“ einschneit und wo dann zu allem Überfluss auch noch ein Mord geschieht. Das ist nun wahrlich eine betuliche Geschichte, wesentlich temporeicher geht es hier z.B. mit Alistair McLeans Nevada Pass oder Lawinenexpress zur Sache. Im Vergleich zu diesen Filmen schlägt sich der Holmes-Streifen mit dem etwas schlichten Titel Juwelenraub gar nicht so übel. Es wird eine größere Schar an Verdächtigen eingeführt, die Dynamik während des Films steigert sich, der Überfall auf Sherlock Holmes ist sehr dramatisch in Szene gesetzt.
Der Film enthält doch einige Referenzen an die originalen Sherlock-Holmes-Geschichten. Der Sarg mit doppeltem Boden, den die hübsche, aber sehr zwielichtige Vivian Vedder nach Schottland überführt, ist eine Anspielung auf die Story Das Verschwinden der Lady Francis Carfax. Dort war es ein verbrecherisches Pärchen, welches die titelgebende Lady bei einer regulären Beerdigung in einem eigentlich viel zu großen Sarg für immer verschwinden lassen wollte, was dank Holmes‘ Eingreifen im letzten Moment verhindert wurde. Weiterhin findet sich mit der giftpfeilverschießenden Mordwaffe ein Bezug zu dem Roman Im Zeichen der Vier. Zuletzt noch Colonel Sebastian Moran, der zweite Mann in Moriartys Organisation, welcher Holmes nach seinem Wiederauftauchen im Leeren Haus mit einem Luftgewehr erledigen wollte und in Indien mit dem kleinen Kind als Köder gerne auf Tigerjagd ging.
Wie sinnvoll das Zusammenwürfeln dieser Dinge in einen neuen Film nun ist, sei dahingestellt, doch es hat sogar ein klein wenig den Hauch des Phantastischen, ergänzt um einige humoristische Akzente, wie die geklaute Teekanne – sicherlich das „Kapitalverbrechen“ des 20. Jahrhunderts. Sicher wäre es besser gewesen, die Beziehungen und Hintergründe der einzelnen Reisenden im Zug etwas sorgfältiger zu beleuchten. Es blieb offen, wieso Mrs. Carstairs trotz aller Habgier so wenig Muttergefühle für ihren gemeuchelten Sohn übrig hatte oder wieso Dr. Watson mit seinem alten Armeekumpel so daneben lag. Dagegen war Inspektor MacDonald, der robuste Schotte, ein sehr guter Einfall, fraglich allerdings, wie Lestrade zum Schluss mit allen ganz alleine fertig werden sollte.
Ein wenig schleierhaft ist auch, aus welchem Grund Holmes so selbstverständlich davon ausging, dass sich ausgerechnet Moran das Riesenjuwel unter den Nagel reißen will, seltsam auch, dass so viele der handelnden Personen, quer durch alle Schichten, ein überaus großes Faible für Mathematik hatten. Wahrscheinlich war der Bildungsgrad früher höher als heute. Aber das sind alles keine Mankos, die kriminalistische Zugfahrt mit einem auch nicht unbedeutenden bodycount ist eine gelungene Episode. Obwohl ich die Schiffsreise im Vorgängerfilm auch gar nicht soo schlecht fand, ist beim neuesten Abenteuer von Holmes und seinen Genossen sowohl mehr action als auch whodunit im begrenzten Aktionsraum der Eisenbahnabteile und -gänge angesagt.

Ein spannender und einfallsreicher Kriminalfall in der locked-room-Atmosphäre eines Personenzuges.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2020 10:45
#143 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

So schnell ist man am Ende angelangt ...



Jagd auf Spieldosen (Dressed to Kill)

Kriminalfilm, USA 1946. Regie: Roy William Neill. Drehbuch: Leonard Lee, Frank Gruber (frei nach Sir Arthur Conan Doyle). Mit: Basil Rathbone (Sherlock Holmes), Nigel Bruce (Dr. John Watson), Patricia Morison (Hilda Courtney), Frederick Worlock (Colonel Cavanaugh), Edmund Breon (Julian „Dinky“ Emery), Carl Harbord (Inspektor Hopkins), Patricia Cameron (Evelyn Clifford), Holmes Herbert (Auktionator Crabtree), Harry Cording (Chauffeur Hamid), Ian Wolfe (Scotland-Yard-Kommissar) u.a. Uraufführung (USA): 24. Mai 1946. Erstsendung (DDR, 1. Synchronisation): 1. August 1969. Erstsendung (DDR, 2. Synchronisation als „Todbringende Spieldosen“): 7. März 1987. Eine Produktion von Universal Pictures.

Zitat von Jagd auf Spieldosen
Dr. Watsons alter Freund Julian Emery berichtet den beiden Baker-Street-Detektiven von einem merkwürdigen Einbruch in seine Wohnung: Aus Emerys umfangreicher Spieldosensammlung wurde nur ein einziges unscheinbares Exemplar von geringem Wert gestohlen. Kurz darauf wird der Sammler sogar ermordet – der Fall scheint mit dem Diebstahl in Verbindung zu stehen. Von der gestohlenen Dose gibt es insgesamt drei Exemplare, die im Zuchthaus von Dartmoor angefertigt wurden. Enthalten sie verbotene Gegenstände oder geheime Botschaften? Sherlock Holmes versucht, die anderen Exemplare ausfindig zu machen, und gerät dabei in einen Wettlauf mit der raffinierten Verbrecherin Hilda Courtney ...


Mit „Jagd auf Spieldosen“ endete 1946 die Erfolgsgeschichte der Sherlock-Holmes-Verfilmungen mit Basil Rathbone. Wie sehr der Darsteller mit der literarischen Vorlage identifiziert wurde, merkt man einerseits daran, dass er nach 14 Filmen tunlichst darum bemüht war, das Image des Pfeife rauchenden Detektivs abzulegen. Andererseits ist auch die Verfilmungslücke, die sich in den Jahren danach anschloss, ein eindeutiges Zeichen für die anhaltende Präsenz der Rathbone-Filme: Neben einer TV-Serien-Pilotfolge von 1951, die dann als B picture ins Kino kam, entstand der nächste Holmes-Spielfilm erst wieder 1959 mit Peter Cushing in „Der Hund von Baskerville“ (eine Stoffwahl, die im Übrigen auch durch die vorliegende Reihe inspiriert worden sein dürfte). Natürlich knüpft „Jagd auf Spieldosen“ nicht an „Baskerville“ oder andere Höhepunkte an, bietet aber immerhin solide Unterhaltung. Thematisch ist der Film eng mit der Idee der Perle in den Napoleonfiguren verbunden, denn dass die Ganoven hinter drei (nur auf den ersten Blick) identischen Spieldosen her sind, darf wohl als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden. Im Vergleich mit der „Sechs Napoleons“-Verfilmung von 1944 macht sich hier eine deutlich harmlosere Herangehensweise bemerkbar – keine Spur mehr von Genickbrecher Hoxton oder dem sadistischen Verbrechergenie Giles Conover. Auch der einzige wirklich interessante Mord des Films erweckt bei Weitem keine vergleichbaren Schauergefühle mehr.

Immerhin gibt es zum Ausgleich der Seichtheit, die mit Leonard Lees erstem Serienbeitrag „Gefährliche Mission“ zu vergleichen ist, diesmal ausreichend Kombinationsübungen für Holmes und Watson. Sowohl für Rathbone als auch für Bruce ist der Film ein schöner Schwanengesang, weil sie zum ersten Mal seit Langem wieder auf einer gemeinsamen geistigen Ebene spielen und nur durch die gegenseitige Ergänzung ihrer Kombinationen zum Ziel kommen. So gelingt es Watson zum Beispiel, die Codierung der Spielbox-Melodien zu knacken oder das Geheimnis um Dr. S. zu lüften, während Holmes sich als Musikkenner, Durchschauer von Maskeraden und als sportlicher Befreier aus misslicher Lage erweist. Ein netter Rückbezug ist auch das Einbringen einer Sequenz aus „Ein Skandal in Böhmen“, in der Hilda Courtney, die hier ein wenig zum Sinnbild der bekannten Antagonistin Irene Adler aufgeblasen wird, ein Feuer legt, um an der Reaktion des Wohnungsbesitzers einen wichtigen versteckten Gegenstand zu erkennen. Andere Elemente passen schlechter zusammen – vor allem der absolut unnötige Mord an „Dinky“ und die insgesamt sehr unglaubwürdige Weise, eine geheime Botschaft zu überbringen, fordern dem Zuschauer Großmut ab.

Patricia Morison, Frederick Worlock und Harry Cording bilden ein solides Verschwörer-Trio – insbesondere die sehr gentleman-like angelegte Worlock-Rolle mit interessanter deutscher Synchronisation weiß zu gefallen, während die Vamp-Rolle von Morison zwar großes Potenzial hat, aber hinter vergleichbaren Seriengrößen wie Evelyn „Naomi“ Ankers oder Gale „Adrea“ Sondergaard zurückbleibt. Während es zwischenzeitlich einige hübsche Milieuschilderungen gibt, die den Fall nur unwesentlich aufhalten (z.B. im Gefängnis, Auktionshaus oder Gaunernachtklub), kommt die Reihe in einem als Museum konservierten Privathaus zu einem etwas enttäuschenden Abschluss. Weder das spartanische, wenig stimmungsvolle Set noch die relativ leichte Übertölpelung der Holmes-Gegner erscheint dem Status eines „großen Finales“ angemessen. Doch irgendwie fügt sich die Sequenz trotzdem sinnbildlich in einen Film ein, der eine ganze Nummer kleiner, zurückhaltender und weniger stilprägend fotografiert wirkt als andere Vertreter der Reihe und damit ein klares Zeichen dahingehend setzt, dass das Team das Ende dieser ikonischen Holmes-Serie keine Sekunde zu früh beschloss.

„Jagd auf Spieldosen“ hat kein Potenzial, zum Spitzenfilm der Reihe zu avancieren. Dafür fehlen ihm der Nachdruck und die Kreativität, die die besseren Holmes-Filme auszeichnen. Durch seine flüssige Erzählweise, gefällige Charaktere und hübsche Deduktionen in einer vielleicht manchmal etwas naiv-flachen Story gliedert er sich aber problemlos ins solide Mittelfeld ein.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

08.03.2020 11:17
#144 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Sherlock Holmes – Jagd auf Spieldosen (1946)


Handlung:


Im berüchtigten Zuchthaus von Dartmoor schmiedet in der Abteilung zur Herstellung von allerlei Tand, derzeit gerade Spieldosen, einer der Häftlinge dunkle Pläne. Wenig später werden drei der gefertigten Spieldosen auf einer Auktion versteigert, wobei eins der Exemplare an den etwas kindlich-komischen Major Emery geht. Als er tags darauf seinen alten Schulfreund Dr. Watson besucht, trägt er aufgrund eines nächtlichen Überfalls einen Verband am Schädel, doch frohlockend kann er berichten, dass sie nur eine billige Spieldose gestohlen haben, die der neuerworbenen ähnlich sieht. Der anwesende Sherlock Holmes wittert natürlich größere Zusammenhänge und warnt den alten Knaben nachdrücklich vor noch schlimmeren Ungemach. Leider war sein Bemühen vergebens. Emery bekommt Besuch von der (vorgeblich) reizenden Hilda Courtney, die ihm schon vorher aufgefallen war. Sie versucht erfolglos, ihm die dort ersteigerte Spieldose abzuschwatzen, er wird darauf von dem eifersüchtigen Chauffeur der Dame, Hamid, ermordet. Der Dritte im Bunde, ein verbrecherischer Charakter namens Colonel Cavanaugh, wartet unten im Auto auf die beiden.
Sherlock Holmes und sein betrübter Freund Watson machen sich auf die Suche nach den Mördern, sie kommen recht bald dem inhaftierten Ganoven John Davison auf die Spur, welcher dazumal für den Diebstahl von Gelddruckplatten der Bank of England verurteilt wurde. Die Platten wurden nie gefunden.
Die Informationen für das Versteck der Druckplatten für seine Kumpane hat der Gauner offensichtlich in die Spieldosen verpackt, die beiden anderen Auktionäre von der Versteigerung wurden ebenfalls von der kriminellen Mrs. Courtney besucht. Bei einer Familie hatte sie sich als Trödlerin verkleidet eingeschlichen und sogar den großen Detektiv getäuscht (wahrlich kein Glanzlicht von dessen vielgerühmter Beobachtungsgabe), die andere Person, eine Händlerin, hatte die Dose schon weiterverkauft. Und zwar - an einen gewissen Sherlock Holmes. Auf der Suche nach dem Schlüsselcode, den die Dosen beinhalten müssen, erweist sich noch einmal der ansonsten reichlich einfältige Dr. Watson als «Wetzstein» für den Geist des Meisterdetektives an seiner Seite, ähnliches soll er noch mal kurz vor dem dramatischen Ende wiederholen. Die Melodien der Spieldosen sind für das Geheimnis des Druckplattenversteckes von entscheidender Bedeutung. Doch die rührige Hilda lockt Sherlock in die Falle, er kann sich nur mit Mühe und Not befreien, zwischendurch übertölpelt sie noch den arglosen Doktor in der Baker Street und bringt die dritte Spieldose in ihren Besitz. Doch alle kriminelle Energie ist vergebens, das trio infernale kann durch Holmes rechtzeitig gestellt und verhaftet werden. Die Gefahr einer Überschwemmung der Geldwirtschaft mit zusätzlichen Fünfpfundnoten ist gebannt.


Bewertung:

Das letzte Abenteuer vom Gespann Holmes – Watson ist, für sich betrachtet, gar nicht so übel anzusehen. Im Gesamtkontext der Filmreihe erscheint es eher wie ein Abklatsch, vieles wurde schon mal so oder ähnlich dargeboten. Die verruchte attraktive Frau mit ihren ihr treu ergebenen Gehilfen, einer davon ein ihr verfallener starker aber stupider Killer, der andere ein Oberst a.D. – das gab es nun schon wirklich zur Genüge. Auch das Motiv des wertvollen Gegenstandes, der in einer billigen Hülle versteckt wurde, ist seit der Borgia-Perle eigentlich ausgelutscht. Nicht mal die Melodie der Spieldosen als Geheimnisträger ist ein Novum, so in der Richtung war ja auch schon Die Stimme des Terrors mit ihren Beethoven-Kompositionen ausgerichtet. Leider hat man nicht den Elan gehabt, zum Schluss nochmal ein paar Elemente aus bisher nicht „verbrauchten“ Doyle-Erzählungen zu verwenden, bei 60 Stück hätte es doch noch genügend Material geben sollen. Da gibt es so simple aber wirkungsvolle Dinge wie etwa den Fall mit der Thorbrücke mit einem als Mord vorgetäuschten Selbstmordanschlag oder etwa den Zweiten Fleck mit einem verdrehten Teppich als Fingerzeig. Doch leider Fehlanzeige. Neben der Grundidee aus Sechsmal Napoleon wurde hier wieder mal der Fall mit Holmes‘ Widersacherin Irene Adler hervorgekramt, neben deutlichen Anspielungen am Anfang des Filmes wird hier später erstmals die List des vorgetäuschten Brandes eingebaut, allerdings wendet sie hier die böse Dame des Stückes erfolgreich bei dem arglosen Dr. Watson an. Übrigens sehr seltsam, dass die Schurken bei der ersten Durchsuchung der Baker-Street-Wohnung das Versteck in der Keksdose nicht gefunden haben sollen, eigentlich schlicht unglaubwürdig. Ebenso an den Haaren herbeigezogen wirkt der Mordversuch an Sherlock Holmes durch den Oberst und Hamid. Obwohl die Bösewichter von der Gefährlichkeit ihres Gegenspielers wissen, versuchen sie ihn möglichst umständlich umzubringen und überzeugen sich nicht mal von seinem Hinübergehen in die bessere Welt, genau später wie bei den James-Bond-Filmen, so dass er genug Zeit hat, nochmal von der Schippe zu springen. Watsons Rolle ist zwiespältig, zum einen ist er mit seinen demonstrativ zum Besten gegebenen Bemerkungen auf das scheinbar Offensichtliche hoffnungslos naiv, zum anderen hilft er mit seinen Kindheitserinnerungen und Lebensweisheiten seinem kombinatorisch begabten Freund zweimal in höchster Not (unbeabsichtigt) zum Durchbruch.
Das Fehlen von Inspektor Lestrade ist hier besonders auffällig, ob man ihn nun albern fand oder nicht, aber die im letzten Rathbone-Fall auftretenden Scotland-Yard-Ermittler machen schon ganz den Eindruck strahlender managerhafter Serienhelden der Fernsehzeit der beiden kommenden Jahrzehnte, der etwas altmodische und marottenhafte Lestrade ist da doch viel persönlicher gewesen.
Aber, wie schon anfangs erwähnt, die Geschichte als solche betrachtet funktioniert recht gut und ist auch recht spannend gedreht. Ein guter Einfall ist die Falle, die die hübsche doch gewissenlose Hilda mit dem Hinterlassen von spezieller Zigarettenasche am Tatort stellt, hat sie doch Holmes‘ Abhandlung über derlei Spuren gelesen und ihn mit seiner Eitelkeit in ihre Wohnung gelockt. Das hat, genau wie der umgewandelte Feuer-Trick, fast schon selbstparodistische Züge und stammt mit dem Leitmotiv der Aschenanalyse ebenfalls aus dem literarischen Werk der Doyleschen Detektivgeschichten.
Aber nun heißt es Abschied nehmen, nach vierzehn Folgen war wohl dann doch die Luft raus, als Abschluss der Serie schlägt sich Jagd auf Spieldosen noch recht ordentlich und sorgt für einen harmonischen Ausklang, zeigt aber auch schon unübersehbare Abnutzungserscheinungen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

11.03.2020 18:53
#145 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Ich vermisse hier noch den Beitrag unseres Dritten im Bunde. Die Sache muss ja noch ordentlich zum Abschluss gebracht werden.
Auch die gewohnt souveräne Auswertung unseres Forenmasters steht wohl noch in der Warteschlange ... ?

patrick Offline




Beiträge: 3.245

12.03.2020 21:31
#146 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Dressed to Kill (Jagd auf Spieldosen, 1946)



Regie: Roy William Neill

Produktion: Universal Pictures, USA 1946

Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Patricia Morison, Edmund Breon, Frederick Worlock, Harry Cording, Carl Harbord, Holmes Herbert, Patricia Cameron, Ian Wolfe, Leyland Hodgson, Wallace Scott, Mary Gordon, Sally Shepard, Topsy Glyn, Olaf Hytten


Handlung:


Eine skurpellose Bande hat es auf 3 Spieldosen abgesehen und geht dafür über Leichen. Da Watsons alter Freund Stinky in dieser rätselhaften Sache dran glauben muss, übernimmt Sherlock Holmes den Fall und stellt fest, dass alle Spieldosen von demselben Häftling in Dartmoor angefertigt wurden. Des Rätsels Lösung liegt bei drei Druckplatten, mit denen man echte 5-Pfundnoten herstellen kann. Deren Verbleib ist durch einen Code gesichert, der über die Melodien der Spieldosen kommuniziert wird....

Anmerkungen:

Die Geschichte erinnert in ihrem Aufbau etwas an die früheren Filme der Reihe, die noch den Kampf gegen die Nazis zum Thema hatten. Auch hier liefert sich der leidenschaftliche Tüftler Holmes bei der Lösung eines Rätsels einen Wettlauf mit mörderischen Gegnern. Auf der kriminellen Seite steht die junge Hilda Courtney im Vordergrund, deren Besuch den wenigsten Gastgebern Glück bringt und die ihre Reize bei dem der Damenwelt ganz offensichtlich sehr zugeneigten Stinky einsetzt, was diesem auch gleich eine Fahrkarte in's Jenseits beschert. Kleindarsteller Harry Cording begegnet uns zum nunmehr achten Mal in einer wieder einmal etwas grösseren Rolle, die ganz seinem gewohnten Typecasting entspricht. Dass er Hilda Courtney liebt, dürfte wohl nur im Drehbuch stehen um den Messermord an Stinky zu rechtfertigen. Romantische Ausstrahlung sucht man bei ihm vergeblich und auch Hilda Courtney bleibt ganz Eisberg.

Nach dem recht flott inszenierten "Terror by Night" wird hier das Tempo wieder etwas gedrosselt, ohne dabei aber in Langeweile abzugleiten. Der Mordversuch an Holmes ist allerdings sehr konstruiert und unglaubwürdig in Szene gesetzt. Nachdem er ja in der Unterwelt durchaus gefürchtet ist, sollte eigentlich bekannt sein, dass er auch körperlich alles andere als eingerostet ist und sich leicht mit einer kleinen Turnübung aus der dargebotenen Misere zu befreien vermag. Er wird weder festgebunden noch sonst irgendwie handlungsunfähig gemacht, sondern lediglich mit Handschellen an einen Haken gehängt, was keineswegs der Entfesslungskunst des "großen Houdini" bedarf. Dass nun Spieldosen als zu knackende Rätsel-Nuss herhalten müssen, zeigt eine gewisse Phantasie bei der Abwandlung bereits da gewesener Handlungsmuster. Immerhin hat Holmes die Gelegenheit, seine Musikalität auch jenseits seiner Geigen-Meditationen zum besten zu geben und die Melodien der Spieldosen souverän nachzupfeifen. Auffallend ist, dass Irene Adler und "A Scandal in Bohemia" mehrfach erwähnt werden. Vermutlich sollte Hilda Courtney als Reminiszenz an "The Woman", wie Holmes sie nennt, herhalten, was Ihre Rolle, wohl nicht zuletzt auch aufgrund des B-Film-Charakters der Folge, natürlich nicht hergibt.

Nachdem Basil Rathbone nun endgültig mit seinem Holmes-Image zu brechen beschloss um anderweitig sein Glück zu versuchen und Roy William Neill obendrein noch im selben Jahr einem Herzinfarkt erlag, waren die Tage der Serie leider gezählt. Dies ist durchaus schade, da noch bis in die 50er-Jahre hinein eine Weiterführung mit vielversprechenden Beiträgen durchaus vorstellbar gewesen wäre.

Fazit:


Dieser Abschluss der Reihe bietet zwar nach wie vor seriöse Unterhaltung, kann aber mit den Highlights nicht mehr annähern mithalten. Gothic- und Gruselelemente sind leider keine mehr vorhanden, dafür aber immer noch eine einigermaßen annehmbare Krimihandlung. Es war natürlich alles schon sehr viel besser, dennoch kann man nicht von einem unwürdigen Abschluss sprechen. Es fehlen hier lediglich die Spitzen. Dramaturgie und Stil bleiben aber durchaus im Sinne der Reihe, auch wenn die Routine inzwischen zu dominieren droht. 3,5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.03.2020 11:25
#147 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Nachdem es am Anfang und im Mittelbereich der Serie oftmals unterschiedliche Meinungen zu den Filmen gab, lösten sich die Widersprüche im letzten Teil dann in Luft auf - ab "Die Frau in Grün" waren wir meist einer einhelligen Meinung. Man erkennt daran auch, dass die Filme in diesem finalen Stadium dann recht glattgebügelt und weniger experimentierfreudig waren als vorher und dass die Routine - sowohl mit positiven als auch negativen Ergebnissen - eingesetzt hatte.

Ich muss für meine Begriffe demnach das Schlussfazit ziehen, dass sich die Serie trotz einiger hervorragender Titel in Gänze bei ihrer neuesten Betrachtung ein wenig "entzaubert" hat. Eine nüchterne Betrachtung enthüllt hier und da doch einige Schwächen, die man in Jugenderinnerungen an die altvorderen Filme gern beiseiteschiebt. Das bedeutet nicht, dass ich das Wiedersehen mit Rathbone nicht genossen hätte (er bleibt mein liebster Holmes-Darsteller), aber mit Einträgen wie "Abenteuer des Sherlock Holmes", "Stimme des Terrors", "Gespenster im Schloss" oder "Gefährliche Mission" mag ich die Reihe eben nicht mehr als total makellos verklären. Auch kritische Bemerkungen bzgl. Bruce und Hoey kann ich nun besser nachvollziehen als zu Beginn, wobei ich die hier zunächst teilweise gewählten Worte noch immer nicht unterstützen würde.

Eine persönliche Rangliste werde ich in Kürze posten - bei allen Unkenrufen muss man schon sagen, dass es gerade an der Spitze mit diversen tollen Filmen doch echt eng ist!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.03.2020 18:20
#148 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Noch keine anderen Ranglisten? Dann mache ich den Anfang. Wie man sieht, sind die Höhepunkte der Reihe für meine Begriffe schön über ihre (fast) gesamte Dauer verteilt. Es macht sich lediglich eine kurze Durststrecke am Anfang nach dem genialen Einstieg mit dem "Hund von Baskerville" sowie eine Periode besonders guter Form in den Filmen 7 bis 9 bemerkbar. Sonst sind die Rathbone-Holmes-Filme wirklich ein bunter Haufen mit vielen wirklich starken Höhepunkten und einigen etwas lapidaren Zwischenmomenten. Meine Top-Favoriten haben sich gegenüber früheren Sichtungen auch zu 100 Prozent wieder bestätigt.

Platz 01 | ★★★★★ | Film 09 | Die Perle der Borgia (1944)
Platz 02 | ★★★★★ | Film 07 | Das Spinnennest (1943)
Platz 03 | ★★★★★ | Film 01 | Der Hund von Baskerville (1939)
Platz 04 | ★★★★★ | Film 05 | Verhängnisvolle Reise (1943)

Platz 05 | ★★★★☆ | Film 13 | Juwelenraub (1946)
Platz 06 | ★★★★☆ | Film 11 | Die Frau in Grün (1945)

Platz 07 | ★★★★★ | Film 08 | Die Kralle (1944)
Platz 08 | ★★★★★ | Film 04 | Die Geheimwaffe (1942)
Platz 09 | ★★★★★ | Film 14 | Jagd auf Spieldosen (1946)

Platz 10 | ★★★☆★ | Film 10 | Das Haus des Schreckens (1945)
Platz 11 | ★★★☆★ | Film 06 | Gespenster im Schloss (1943)
Platz 12 | ★★★☆★ | Film 03 | Die Stimme des Terrors (1942)

Platz 13 | ★★★★★ | Film 02 | Die Abenteuer des Sherlock Holmes (1939)

Platz 14 | ★★☆★★ | Film 12 | Gefährliche Mission (1945)

Einen großen Dank abschließend nochmal an meine agilen Mitstreiter, insbesondere @patrick und @Dr. Oberzohn - wir haben, denke ich, alle große Freude an diesen Klassikern gehabt und die zeitgleichen Sichtungen haben dem nochmal einen hübschen "Event"-Charakter gegeben.

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

23.03.2020 16:27
#149 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Vielen Dank nochmal an Gubanov, Dr. Oberzohn und Patrick für die fundierten Besprechungen. Es hat wirklich Spass gemacht.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

23.03.2020 18:08
#150 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Mir hat die Besprechung auch großen Spaß gemacht ! Jederzeit wieder. Gab ja offenbar auch ein paar eifrige Mitleser.
Eine Rangliste werde ich noch schicken, ab Mitte der Woche hab ich wohl wahrscheinlich etwas mehr Zeit.
Deckt sich größtenteils mit der Liste von @Gubanov , doch es gibt schon drei, vier Ausreißer.

Seiten 1 | ... 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz