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Dieses Thema hat 153 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

16.02.2020 14:14
#121 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #120
Bewertung:
Aber der unfreiwillige Attentäter wird ja selbst bald bei einem „Autounfall“ aus dem Verkehr gezogen, was man leider nur telefonisch mitgeteilt bekommt. Schade, hier wäre eine kleine gefilmte Action-Einlage nicht schlecht gewesen....
Ob es nun möglich ist, jemanden unter dem Einsatz von Hypnose gegen seinen Willen zum Mörder zu machen, wird ja gemeinhin angezweifelt, bis auf besonders labile Ausnahmen...






Ich habe die deutschen Fassungen nicht mehr in Erinnerung, aber der hypnotisierte Attentäter fällt ja Holmes und Watson vor deren Haustür tot in die Arme. Warum Autounfall? Wurde die Szene etwa geschnitten? Nach dem Telefonat sagte Holmes zu Watson: "Williams is missing."

Auch wurde darauf hingewiesen, dass es sich um einen "Sniper" handelt, der das Töten gewohnt ist. Wurde das anders synchronisiert?

Old Rascal Offline



Beiträge: 86

16.02.2020 17:27
#122 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Auch ich bin ein eifriger Mitleser:)

Colourierte Fassungen finde ich furchtbar. Das macht die Filme kaputt und fühlt sich so an als würde man einen Rembrandt nachstreichen:(

Holmes Sorglosigkeit mit den Leichen finde ich eigentlich nicht störend. Es sind ja nur Filmreaktionen in einer fiktiven Welt und keine natürlichen Verhalten. Ich denke nicht, dass der Unterhaltungswert einen Gewinn davon hätte, würde man zu sehr auf den Ausdruck echter Verhaltensmuster achten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

16.02.2020 20:10
#123 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #121
Ich habe die deutschen Fassungen nicht mehr in Erinnerung, aber der hypnotisierte Attentäter fällt ja Holmes und Watson vor deren Haustür tot in die Arme. Warum Autounfall? Wurde die Szene etwa geschnitten? Nach dem Telefonat sagte Holmes zu Watson: "Williams is missing."

Auch wurde darauf hingewiesen, dass es sich um einen "Sniper" handelt, der das Töten gewohnt ist. Wurde das anders synchronisiert?



Wie ich es verstanden habe, wurde der "Sniper" während der Überführung zum Polizeihauptquartier durch einen fingierten Unfall mit dem Polizeiauto entführt. Seitdem war er vermisst, ist dann später den beiden Baker-Street-Detektiven tot für die Füße gekippt. Seine Entführung hätte man auch bildlich inszenieren können, wäre natürlich aufwändiger gewesen, hätte aber seinen Reiz gehabt.

Durch seine gebräunte Hautfarbe hat Holmes geschlossen, dass er in den Tropen gelebt haben muss, wo ja auch Männer leben, die mit Waffen umgehen können, wie er sich ausdrückte.
Sollte wohl eine Art Kolonialsoldat sein. Fand ich eben gerade merkwürdig, während der Weltkrieg tobt oder kurz vorher tobte, findet man in England keinen Mann, der gut mit Schusswaffen umgehen kann und das Töten gewohnt ist...
Aber vielleicht hab ich es auch nicht richtig verstanden, Filmgucken strengt mich gerade mächtig an.
Die Frage ist auch hier, ob man einen Mann, dem das Töten berufsmäßig leichtfällt, da auch leichter in diese Richtung hypnotisch beeinflussen kann. Ist wohl sehr wahrscheinlich. In der Richtung hast du natürlich recht, da ist wirklich sorgfältiger als sonst vorgegangen.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

16.02.2020 20:34
#124 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

@Dr. Oberzohn

Ich habe mir die Szene mit dem Telefonat nochmal angesehen. Du hast Recht. Holmes sagte "Williams is missing" und danach " They crashed the car and during the confusion Williams disappeared". Diesen Satz hab ich demnach nicht so richtig registriert.

Das mit der safranfarbenen Hautfarbe und Holmes diesbezüglichen Schlüssen wurde auch genauso angesprochen. Demnach scheint es keine Diskrepanz mit der Synchro zu geben.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

16.02.2020 20:43
#125 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Na, da ist ja alles bestens !

Nun sollte nur noch herausgefunden werden, wer der geheimnisvolle Jack O`Brian ist, von dem auch Gubanov schon gesprochen hat. Offensichtlich ein Übeltäter von irischer Abstammung...

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.02.2020 08:50
#126 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Pursuit to Algiers (Gefährliche Mission, 1945)



Regie: Roy William Neill

Produktion: Universal Pictures, USA 1945

Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Marjorie Riordan, Rosalind Ivan, Morton Lowry, Leslie Vincent, Martin Kosleck, Rex Evans, John Abbott, Gerald Hamer, Wee Willie Davis, Frederick Worlock


Handlung:


Der Premieminister eines Phantasiestaates namens Rovinia lotst Holmes und Watson unmittelbar vor deren geplanten Urlaub durch diverse versteckte Fingerzeige zu einem Treffpunkt. Da der Regent des Staates ermordet wurde und sein Sohn und Erbe nun ebenfalls in Gefahr ist, sollte Holmes dessen Heimreise überwachen - allerdings ohne Watson, da die Maschine nicht genügend Plätze zu Verfügung hat. Dieser wird kurzerhand überredet, auf dem Seeweg nachzufolgen, wo er geschockt erfährt, das Flugzeug wäre abgestürzt. Das Ganze sollte sich sehr bald als Finte entpuppen, da Homes schon nach kurzer Zeit wieder quicklebendig vor ihm steht, und zwar an Bord des Schiffes. Der Kronprinz wird nun als Watsons Neffe ausgegeben und ein ihm nach dem Leben trachtendes Ganoventrio besteigt schon sehr bald den Dampfer, was die Friedlichkeit der Seereise rasch zunichte macht...

Anmerkungen:


In der vorliegenden Geschichte sorgt eine Überfahrt auf See für ungewohnte Abwechslung. Ausgerechnet als Holmes und Watson sich an Urlaubsgedanken erquicken, treten Repräsentanten eines fremden Staates an den Meisterdetektiv heran und ermöglichen ihm einen Tapetenwechsel, der allerdings keinen Feriencharakter entwickeln sollte. Der schlaue Holmes wird durch diverse versteckte Botschaften, denen er natürlich nicht widerstehen kann, auf höchst unkonventionelle Weise zu einem geheimen Ort gelockt. Holmes naturgegebene Neugierde wird geschickt und manipulativ ausgenutzt. Der komödienhafte Charakter der merkwürdigen Hinweise passt allerdings wenig zu einem ernsthaften Thriller. Dass Holmes wieder einmal zum Schein sterben muss, versetzt Watson erneut in tiefe Trauer, was von Nigel Bruce ausgesprochen sensibel und glaubwürdig gespielt wird. Diesmal wird der arme Tropf, im Gegensatz zum "Spinnennest", aber schon nach wenigen Minuten von seinem seelischen Ausnahmezustand erlöst.

Was recht vielversprechend beginnt, entpuppt sich dann aber als eine zwar durchaus sehenswerte aber doch recht mittelmäßige Geschichte, die im Gesamtkanon zweifellos in Richtung der schwächeren Beiträge abfällt. Schauplätze und Atmosphäre sind weitaus weniger attraktiv als in anderen Filmen und der Spannungsbogen provoziert auch keinen wirklich herausragenden Nervenkitzel. Das Ganoventrio ist etwas überzeichnet und würde sehr gut in eine Parodie passen, ist aber dem Unterhaltungswert dennoch zuträglich. Den diabolischen und nicht gerade mit innerer Ruhe gesegneten Messerwerfer Mirko mimt der Deutsche Martin Kosleck (1904-1994). Einfach köstlich ist jene Szene, wo Holmes ihm bei dem Mordversuch durch's Bullauge das Handgelenk bricht und dann mit betont britischem Sarkasmus auf den mit Vorsicht zu genießenden Verschlussmechanismus der Öffnung hinweist - eine wirklich umwerfende Szene. Auch mit zwei versuchten Attentaten auf den Kronprinzen blitzt das Trio Dank Holmes Intuition und seiner nonchalanten Reaktion ab. Allerdings wird er gegen Ende von dem gorillahaften Kleiderschrank Wee Willie Davis doch noch ernsthaft in die Mangel genommen. Der Schluss hat dann zwar noch eine kleine Überraschung parat, mit der zweifellos kaum jemand gerechnet hat, doch bietet auch dies keinen nennenswerten Auftrieb mehr.

Sehr ungewöhnlich ist allerdings Watsons Auftritt als Sänger, wo er gar nicht einmal eine üble Figur abgibt. Auch Holmes gab bereits sein Gesangstalent zum Besten, wenn man sich an "The Adventures of Sherlock Holmes" von 1939 zurückerinnert. Die Scheinverwandtschaft als Onkel und Neffe mit dem Kronprinzen steht Watson ebenfalls recht gut. Holmes zeigt übrigens die Bereitschaft zum sarkastischen Humor seiner eigenen Person gegenüber, als die junge Sheila auf seinen Anblick hin die Flucht ergreift: "I have never thougt myselve as handsome, but it`s the first time in my life, that a woman has run away at the sight of me."

Fazit:


Nach sehr vielen herausragenden Beiträgen bekommt die Reihe nun einen Dämpfer. Spannung, Locations und vor allem die Atmosphäre können leider nicht mehr das halten, was man inzwischen von Roy William Neil gewohnt ist. Das nicht gerade fette Budget ließ sich auf einem schlichten Dampfer weitaus weniger gut kaschieren, als es in den Moorlandschaften und alten Herrenhäusern noch der Fall gewesen ist. Eine Aufwertung wäre mehr Action auf einer mitunter recht rau werdenden See gewesen, was wohl zu teuer gekommen wäre. Das Schiff tümpelt viel zu brav bei viel zu harmlosen Bedingungen dahin. Auch von den angesteuerten Orten bekommt man gar nichts zu sehen. All diese vergebenen Chancen werfen die Frage auf, warum man überhaupt einen solchen Handlungsort ausgewählt hat. Man wird zumindest noch auf solidem Niveau unterhalten und kann eine nach wie vor herausragende schauspielerische Darbietung genießen. Es hätte aber ruhig mehr sein dürfen. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.02.2020 11:15
#127 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten



Gefährliche Mission (Pursuit to Algiers)

Kriminalfilm, USA 1945. Regie: Roy William Neill. Drehbuch: Leonard Lee (frei nach Sir Arthur Conan Doyle). Mit: Basil Rathbone (Sherlock Holmes), Nigel Bruce (Dr. John Watson), Marjorie Riordan (Sheila Woodbury), Leslie Vincent (Nikolas Watson), Rex Evans (Mr. Gregor), Martin Kosleck (Mirko), William „Wee Willie“ Davis (Mr. Gubec), Rosalind Ivan (Agatha Dunham), Morton Lowry (Stewart Sanford), Frederick Worlock (Premierminister) u.a. Uraufführung (USA): 26. Oktober 1945. Erstsendung (DDR, Synchronisation): 6. Juni 1969. Eine Produktion von Universal Pictures.

Zitat von Gefährliche Mission
Nachdem der König von Rovinia bereits einem heimtückischen Attentat zum Opfer gefallen ist, engagiert die Regierung jenes Landes Sherlock Holmes und Dr. Watson als Leibwächter für Nikolas, den Sohn des Königs. Die beiden Detektive sollen ihn sicher von London nach Algiers geleiten. Auf ihrem Weg an Bord der SS Friesland beschützen sie den royalen Passagier vor mehreren Mordanschlägen und riskieren dabei selbst ihr Leben. Und dann ist da auch noch Sheila Woodbury, eine amerikanische Sängerin, die ein Auge auf Nikolas geworfen hat und sich Sherlock Holmes gegenüber äußerst verdächtig verhält ...


„Verhängnisvolle Reise“ und „Gefährliche Mission“ sind sich nicht nur bei ihren deutschen Titeln verblüffend ähnlich, sondern teilen auch die gleiche Synchrongeschichte, die aus den jeweils politischen Hintergrundhandlungen brisante medizinische Erfindungen machte. Ähnlich wie in der sehr gut gelungenen „Verhängnisvollen Reise“, wo der konkrete Inhalt des Mikrofilms für den Spannungseffekt letztlich ohne Belang ist, braucht sich der Zuschauer auch hier im Grunde nicht dafür zu interessieren, warum einige finstere Spießgesellen hinter Kronprinz Nikolas her sind. Der Unterschied zwischen den Filmen und damit auch das Problem von „Gefährliche Mission“ ist der Umstand, dass die Verfolgung reichlich seicht und harmlos wirkt und damit kaum auch nur einen Schatten jenes Suspense kreiert, mit dem die besten Teile der Reihe aufwarten können. Zuschauer, die sich über zu lapidar aufgetürmte Leichenberge in der Rathbone-Holmes-Reihe beschweren, sollten sich „Gefährliche Mission“ ansehen, denn hier erhalten sie das krasse Gegenteil geboten. Dabei beginnt alles einigermaßen stimmig: Die Art und Weise, in der Holmes sein neuer Auftrag in einer Londoner Nebelnacht vermittelt wird, passt gut zum Image der Reihe. Die beiden Ermittler werden auf so kuriose, verklausulierte Weise mit ihrem neuen Job betraut, dass man schon ahnt, dass eine sehr heikle Angelegenheit dahinterstecken muss.

Nicht nur schön, sondern praktisch unbedingt nötig wäre es gewesen, die Vorgeschichte im fiktiven Land Rovinia mit Bildern zu untermalen – entweder als spannungsgeladene Auftaktsequenz oder als Rückblende beim Erteilen des Auftrags (im Stil einer modernen Baskerville-Legende z.B. als optische Untermalung einer Zeitungsnachricht). Leider hatte der Autor Leonard Lee, dessen zwei Beiträge zur Holmes-Reihe eindeutig zu den schwächsten Titeln gehören, die enervierende Angewohnheit, alle packenden Momente und Action-Einlagen entweder offscreen stattfinden zu lassen oder gleich gänzlich zu unterschlagen. Dies gilt in diesem Film noch für weitere sträflich vergebene Chancen: den angeblichen Tod von Sherlock Holmes, die Ankunft in Algiers, die Verhaftung der Täter oder das Happy End mit Sheila und Nikolas – allesamt Höhepunkte, die so öde und uninspiriert umgesetzt wurden, wie man es vom erfahrenen Roy William Neill nicht für möglich gehalten hätte. Wenn man sich dann auch noch Gedanken darüber macht, wie regelrecht lächerlich das offen kriminelle Agieren von Mr. Gregor und seinen Komplizen ist, dem zum Trotz sie auf dem Schiff schalten und walten können, wie es ihnen gefällt, dann ist klar: Die einhellige Meinung, „Gefährliche Mission“ sei der schwächste Titel der gesamten Rathbone-Holmes-Reihe, ist eine traurige Selbstverständlichkeit.

Statt die nötigen Spannungseffekte zu setzen, zeigt uns der Film lieber ausgedehnte Gesangseinlagen, die einen großen Anteil des Films einnehmen. Dass Nigel Bruce mit dem schottischen Volkslied „Loch Lomond“ seine sonore Stimme präsentieren darf, gefällt den langjährigen Fans der Reihe vielleicht als Ausgleich Holmes’ Varietéauftritt in „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“, nimmt aber letztlich auch überhand. Watson ist übrigens erneut für einen Teil des Films auf sich gestellt, was er mit Ausnahme des peinlichen Finales leidlich meistert; man muss aber auch einwenden, dass er keine wirklich schwierige Arbeit wie noch seinerzeit auf Baskerville Hall zu verrichten hat. Seine schwerste Aufgabe ist es, sich des schrecklichen alten Mannsweibs zu erwehren, das von Rosalind Ivan mit Inbrunst und ausgeprägtem Hang zum Klamauk gespielt wird. Andere Gastdarsteller wirken überzeugend – Marjorie Riordan oder Rex Evans –, der zu beschützende Kronprinz fällt vielleicht etwas blass aus und aus der Rolle des ehemaligen Stapleton Morton Lowry hätte man viel mehr herausholen (ihn etwa ebenfalls zum Verdächtigen ausbauen) können. Man sieht: Insgesamt bleibt „Gefährliche Mission“ auf allen Terrains ein Film der weggeworfenen Möglichkeiten und erhält damit eindeutig die rote Laterne (gewissermaßen das rote Backbordlicht) der Reihe.

Basil Rathbone steht in einem Film, der eher an einen harmlosen Kindergeburtstag als an einen echten Krimi erinnert, auf verlorenem Posten zwischen einem sehr emanzipierten Watson und einem praktisch nicht vorhandenen Fall mit überzeichneten Tätern und Nebenfiguren. Alle Verantwortlichkeiten sind von Anfang an glasklar und der Trick, der am Ende des Films enthüllt wird, lässt den Zuschauer eher verärgert als verblüfft zurück.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

23.02.2020 12:11
#128 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Sherlock Holmes - Gefährliche Mission (1945)


Handlung:

Die beiden berühmten Bewohner der Londoner Baker Street möchten sich in den wohlverdienten Urlaub begeben. Aber wie das nun mal bei richtigen Detektiven mit Leib und Seele so ist, es kommt im letzten Moment wieder was dazwischen. Allerlei verschlüsselte Fingerzeige lotsen Holmes und mit ihm den unwilligen Watson zu einer auserlesenen Gesellschaft. Es ist eine Gruppe von Wissenschaftlern, die einen jungen Mann protegiert, dessen Vater von dunklen Mächten ermordet wurde. Nun ist der Sohn Nikolas das Ziel von weiteren Begehrlichkeiten, da er über die Forschungen seines Vaters Bescheid weiß. Zumindest ist das die Version der deutschen Synchronisation, im englischen Original handelt es sich da um einen jungen Thronfolger eines fiktiven Königreiches.
Holmes schnappt natürlich wieder zu Watsons Ärger nach dem vielversprechenden Abenteuer, nur ist in dem Flugzeug, das den jugendlichen Geheimnisträger in Sicherheit bringen soll, nur Platz für zwei Passagiere, weswegen der heftig protestierende Doktor einen Platz auf dem Dampfer Friesland nehmen muss und nachkommen soll, derweil Holmes und Nikolas vorausfliegen sollen.
Auf dem Schiff angekommen, macht Dr. Watson die Bekanntschaft einer sehr sportlichen älteren Lady mit Pistole in der Handtasche, seltsamen verschlagen aussehenden Herren und, zu seinem großen Vergnügen, mit einer gutaussehenden jungen Dame namens Sheila Woodbury, welche ihn sogar musikalisch bei Klavierspiel und Gesang begleitet.
Aber da liest er eine aktuelle Bekanntmachung: Das Flugzeug mit Holmes und seinem Begleiter ist abgestürzt. Ehe er richtig mit trauern anfangen kann, ertönt eine altvertraute ironische Stimme an seinem Ohr. Holmes und Nikolas weilen noch unter den Lebenden, sie reisen heimlich auch an Bord der Friesland mit. Man beschließt, jetzt an die Öffentlichkeit zu treten und den gefährdeten jungen Mann als Doktor Watsons Neffen auszugeben. Verdächtige aus dem Lager des Feindes gibt es einige, will etwa auch die reizende Sheila den jungen Nikolas in die Falle locken? Denn sie gibt sich reichlich nervös, als sie Holmes direkt gegenübersteht. Dem gelingt es, Miss Woodburys dunkles Geheimnis zu lüften, doch nun sind wirklich drei gefährliche Personen an Bord gegangen, ein gewisser sich kultiviert gebender Gregor samt seinen beiden üblen Kumpanen. Fortan gibt es Mordanschläge sowohl auf Holmes als auch auf Nikolas, doch am Ende kann Sherlock allen wieder ein Schnippchen schlagen und lässt eine geplante Entführung platzen, die Pläne der Verbrecher wurden vereitelt. Eigentlich könnte jetzt der Urlaub anfangen.


Bewertung:

Nach den spannenderen und auch kombinatorisch anspruchsvolleren Vorgängerfilmen gibt es nun fast wieder so eine lapidare Geschichte, wie man sie aus den Propagandafilmen her kennt, als die Gegner noch die Nazis waren. Irgendwie scheint es in diesem Zusammenhang auch kein Zufall zu sein, dass die feindlichen Agenten diesmal deutlich osteuropäischen Ursprungs sind. Nach dem siegreichen Ausgang des Krieges gegen Deutschland musste man im Westen "Uncle Joe" nicht mehr länger bei Laune halten, sondern beäugte ihn als potenziellen Feind schon recht argwöhnisch. Allerlei slawisch klingende Namen auf Seiten der Bösewichter sollten da wohl schon mal den zukünftigen Ton anstimmen. Viele der verdächtigen Personen auf dem Schiff hatten sich im Verlaufe der Reise als red herrings erwiesen, doch Anführer Gregor samt messerwerfenden Widerling Mirko und stummen Kraftpaket Gubec sind nun eindeutig den Widersachern zuzuordnen. Ein Wurfmesser-Mordanschlag auf Meisterdetektiv Holmes endet mit einem gebrochenen Arm des Attentäters, desgleichen landet eine für "Watsons Neffen" bestimmte Bombe durch Sherlocks Eingreifen noch rechtzeitig im Wasser.
Allerdings dauert es eine ganze Weile, ehe Bewegung in den Fall kommt, die Verrichtungen auf dem Schiff sowie die Behandlung von allerlei Personen nehmen schon breiten Raum ein. Ungewöhnlich musikalisch geht es zu, man darf diesmal statt Holmes' extravagantem Violinenspiel dem Gesang von Dr. Watson lauschen, der alte schottische Volkslieder zum Besten gibt.
Bezüge zu Doyles Werk sind eher dünn gesät. Dr. Watson erwähnt in der ersten niedergeschriebenen Geschichte nach dem Wiederauftauchen seines Freundes aus dem Totenreich die "Affäre um das holländische Dampfschiff Friesland, die uns beiden fast das Leben kosten sollte". Offensichtlich ist der Film ein Versuch, diese Affäre nachzuerzählen, weiterhin gibt der redselige Doktor im Film auf einer Party die ebenfalls im Holmes-Kanon erwähnte Geschichte um die Riesenratte von Sumatra zum Hören, eine Story, die schon die Phantasie so manches Nachfolge-Literaten beflügelt hat. Leider bekommt man von Watsons Version auf dem Schiff kaum etwas mit, da sich das Geschehen auf seinen schwer arbeitenden Freund konzentriert, der gerade wieder die Pläne der Gegenseite vereiteln muss.
Kurz vor Ende der Reise, im Hafen von Algier, lässt sich der passionierte Ganovenschreck Holmes vom kriminellen Trio ganz schön aufs Kreuz legen, er hat es der heimlichen Sympathie des Anführers Gregor zu verdanken, dass ihm der grobmotorische Gubec nicht gleich noch das Lebenslicht ausbläst. Doch es stellt sich im Nachhinein heraus, dass der Detektiv noch einen Trick auf Lager hatte, mit dem er alle, einschließlich des es entrüsteten Doktors Watson, genasführt hatte.
Das war es dann auch, Ende gut, alles gut.

Für einen guten Holmes-Fall ein bisschen wenig, das Ganze ist etwas betulich und ohne große Höhepunkte, es wird zu viel erzählt und zu wenig gezeigt.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

23.02.2020 14:43
#129 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Seltsamerweise finde ich "Gefährliche Mission" garnicht mal so schlecht. Betulich passt in meiner Vorstellungswelt zu dem Kopfmenschen Holmes ( sonst würde er evtl. James Bond heißen ) Das in den Folgen vieles darauf beruht das der Bösewicht aus einem manchmal nicht nachvollziehbarem Grund SH nicht einfach "abknallt" .......geschenkt.
Ein Holmes der seinem Gegner geistig überlegen ist ( mal eben den Messerarm ins Bullauge klemmen ist da ja eine kleine körperliche Übung) passt zu SH besser als zuviel Action die nacher zu unglaubwürdig wird.

Für mich eine recht kurzweilige Folge .

Ach ja.....das Volkslied von Watson ist ja die Hymne meines Lieblingsvereins....schon deswegen ......

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

24.02.2020 18:40
#130 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #126
Sehr ungewöhnlich ist allerdings Watsons Auftritt als Sänger, wo er gar nicht einmal eine üble Figur abgibt.


Ich finde sein Ständchen auch überraschend gelungen. Normalerweise jagen mir Gesangseinlagen in Filmen eher Schreckensschauer über den Rücken (mehr als es der Höllenhund von Baskerville je könnte), doch hier im Film hält es sich ja noch im Rahmen und kommt auch sehr sympathisch rüber. Ist halt irgendwie mehr ein Unterhaltungsfilm.

Zitat von Gubanov im Beitrag #127
Zuschauer, die sich über zu lapidar aufgetürmte Leichenberge in der Rathbone-Holmes-Reihe beschweren, sollten sich „Gefährliche Mission“ ansehen, denn hier erhalten sie das krasse Gegenteil geboten.


Gab es denn überhaupt ein Opfer in diesem Film ? Vielleicht war ja der Pilot des abgestürzten Flugzeuges ein offscreen-victim.
Du hast jedenfalls recht, alles was nach action aussah, wurde außerhalb der Filmhandlung verlagert. Sogar die Bombe ist im Nirgendwo explodiert, da hätte man wenigstens einen kleinen Wasserschwall an Deck spritzen lassen können.

Zitat von schwarzseher im Beitrag #129
Betulich passt in meiner Vorstellungswelt zu dem Kopfmenschen Holmes ( sonst würde er evtl. James Bond heißen )


Auch hier nochmal die kleine Anmerkung, dass der literarische Holmes während eines Falls auch körperlich sehr aktiv ist. Er untersucht immer sehr aufwändig die Tatorte, besorgt sich alle möglichen Informationen und, als echter britischer Sportsmann (ein Ideal seines Schöpfers Conan Doyle) ist er auch mit seinen Fäusten im wahrsten Wortsinne sehr schlagfertig, wenngleich natürlich die Kopfarbeit seine größte Stärke ist. Aber als betulich würde ich ihn eher nicht ansehen.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

24.02.2020 20:32
#131 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Der nächste Orientexpress-Holmes hat wenigstens eine kleine Actionszene zu bieten, die auch hier sehr gut getan hätte.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

24.02.2020 21:05
#132 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Den "Orientexpress-Holmes" hab ich grad geguckt. Hat mir überraschend gut gefallen.
War mehr Stimmung im Zug als auf der wahrhaft betulichen Schiffsreise.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

24.02.2020 21:09
#133 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Mir hat er auch recht gut gefallen. Hat wieder mehr Mystery- Elemente und einen spannenden Whodunit.

Old Rascal Offline



Beiträge: 86

25.02.2020 07:49
#134 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Hab mir meine alten VHS-Fernsehaufnahmen wieder hervorgekramt und den Film geschaut.

Zitat von schwarzseher im Beitrag #129

Ach ja.....das Volkslied von Watson ist ja die Hymne meines Lieblingsvereins....schon deswegen ......


Ich finde Watsons Gesangseinlage auch sehr bereichernd. Das Lied "The Bonnie Banks o' Loch Lomond" ist ein sehr schönes schottisches Volkslied. Ich liebe solche Musik. Welchen Lieblingsverein meinst du eigentlich?

Die Gauner treten allerdings schon recht auffällig auf und stellen sich Holmes bei Betreten des Schiffes sogar fast noch vor, als wollten sie sagen "Hallo, hier sind wir. Jetzt kann's losgehen." :))

Peter Offline




Beiträge: 2.886

25.02.2020 09:50
#135 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46) Zitat · Antworten

Zitat von Old Rascal im Beitrag #134
Das Lied "The Bonnie Banks o' Loch Lomond" ist ein sehr schönes schottisches Volkslied. Ich liebe solche Musik. Welchen Lieblingsverein meinst du eigentlich?


Da habe ich einen Verdacht:

"Mer stonn zo dir FC Kölle"

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