Übrigens: Wusstet Ihr, dass Jerry Cottons Fall Nr. 5 in Österreich unter dem Titel "Um das Leben meines Freundes" lief? Das Filmprogramm ist in Sammlerkreisen noch immer erhältlich, die Aushangfotos sind schon seltener zu finden. Das österreichische Filmplakat ist leider bis heute nicht mehr aufzufinden.
Das ist in der Tat bemerkenswert. Dieser Titel suggeriert natürlich ebenfalls Dramatik und Spannung, wirkt aber sehr viel beliebiger. "Der Mörderclub von Brooklyn" klingt dagegen nach "typisch Jerry Cotton". Schön reißerisch, noch dazu mit einen eindeutigen New Yorker Bezug; da weiß man gleich, woran man ist.
Die Originaltitel der Filme sollen wohl den Heftromantiteln nahekommen, die ja ähnlich plakativ sind. Und auch oft mit dem Inhalt wenig gemein haben. Vielleicht wollte der Verleih in Österreich etws mehr Bezug zum Inhalt herstellen.
Der in Österreich verwendete Titel war anscheinend der ursprünglich vorgesehene Titel, der dann geändert wurde:
Zitat von Joachim Kramp im Beitrag RE: Vermischtes aus „alten Zeiten“Um das Leben meines Freundes - Jerry Cotton Fall Nr. 5 (1966/67) - Jerry Cotton, Phil Decker, Mister High, Sekretärin Helen und viele andere - Regie: Jürgen Roland - Produktion: Constantin / Allianz-Film - Ankündigungstext: Von New York aus plant ein geheimnisvoller Unbekannter eine Serie von sensationellen Raubzügen, die sich bis zur Raketenbasis von Kap Kennedy erstrecken. Jerry Cotton, sein Freund Phil Decker und Mister High haben viel harte Nüsse zu knacken, bis die Gefahr gebannt ist. Schwarzweiß-Film.
Nicht nur der Titel, auch der Inhalt hat sich aber deutlich verändert. Von sensationellen Raubzügen ist im Film ja nun nichts zu sehen. Der Überfall der Bande auf die Party in der Villa Dyers dient ja anderen Zwecken, als den Gästen ein paar Klunker oder Brieftaschen abzunehmen. Mit den Erpressungen der Industriellen lässt sich deutlich mehr Geld machen.
Zitat von Janek im Beitrag #5Mal ganz ehrlich: Wenn diese Musik von Peter Thomas ertönt, kann man doch die Filme nur lieben. Das ist ja wohl der Ohrwurm schlechthin.
Zitat von brutus im Beitrag #15Die beiden Titelmelodien sind nun mal Ohrwürmer und passen auch gut zu den jeweiligen Produktionen, hoher Wiedererkennungswert ist garantiert. Und auch nach unzähligem Hören bzw. Sehen nicht über. [...] Bei Cotton war dann ja eher Marsch angesagt, hier kämpft ja die Truppe des FBI geschlossen gegen das Verbrechen (oder das, was J. Edgar Hoover dafür hielt ).
Zitat von brutus im Beitrag #23Der Charme des heutigen Betrachtens liegt sicher im [...] gelungenen Soundtrack vom Peter Thomas [...]
Zitat von brutus im Beitrag #35Nicht nur der Titel, auch der Inhalt hat sich aber deutlich verändert. Von sensationellen Raubzügen ist im Film ja nun nichts zu sehen.
Die Ankündigungstexte deckten sich, sowohl im szenischen Inhalt als auch in den annoncierten Schauspielern, nur sehr selten mit dem, was schlussendlich auf der Leinwand zu sehen war. Oft halte ich die Inhaltsangaben auch nur für 'Platzhalter', um halt irgendwas Fesselndes zu schreiben, bevor überhaupt ein Drehbuch geskriptet oder gar schon fertig war. Insofern lesen sich die Ankündigungen aus der Retrospektive aber oft auch ganz amüsant.
Weiß einer zufällig, ob irgendeinem der Filme tatsächlich ein Cotton-Roman zugrunde liegt? Oder haben die Drehbuchautoren sich einfach frei Schnauze irgendeine Handlung ausgedacht?
Für "Fall Nr. 3 - Um Null Uhr schnappt die Falle zu" entwickelte Kurt Nachmann sein Treatment fußend auf dem originalen Jerry-Cotton-Taschenbuch Nr. 15 "Der Erbamungslose". Alle anderen Drehbücher sind - ähnlich wie bei den Dr.-Mabuse-Filmen und den späteren Wallace-Streifen - komplett neu geskriptete Filmstorys lediglich 'im Geiste Jerry Cottons'; dass die Inhalte der Groschenhefte selbst gestreckt keinen 90-Minuten-Film füllen würden, war den Verantwortlichen schon ganz zu Beginn klar.
In allen Titelvorspännen steht zwar immer 'Drehbuch: ... nach einem Roman aus dem Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe', aber das ist eher gute Verlagswerbung als wirklich zutreffend. Die Drehbücher kamen jeweils von Georg Hurdalek (Fall 1 & Fall 4), Alex Berg alias Herbert Reinecker (Fall 2, Fall 5 & Fall 7), Kurt Nachmann & Fred Denger (Fall 3) und Rolf Schulz & Christa Stern (Fall 6 & Fall 8).
Randnotiz: Zum jweiligen Filmstart der Cotton-Abenteuer erschienen bei Bastei Film-Sonderbände als Begleittaschenbücher, bei denen allerdings die Autoren - von Ausnahmen abgesehen (Fall 1: Rolf Kalmuczak & Fall 7: Hans Olbrich) - ungenannt blieben.
Immerhin hat man sich bezüglich der Titelgestaltung zumindest teilweise bei den Original-Romantiteln bedient.
Band Nr. 157 (von 1960) heißt tatsächlich "Die Rechnung - eiskalt serviert", auch "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" (Nr. 272, 1962) und "Der Tod im roten Jaguar" (Nr. 409, 1965) sind keine Erfindungen der Drehbuchautoren.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #39Immerhin hat man sich bezüglich der Titelgestaltung zumindest teilweise bei den Original-Romantiteln bedient.
Die Titel standen wohl meist vorher fest und wurden in starker Absprache mit Bastei festgelegt. Der Titel für Fall Nr. 1 "Schüsse aus dem Geigenkasten" war bereits 'gekauft', bevor auch nur eine Zeile des Hurdalek-Drehbuches existierte. Bei den von Dir genannten Romanen griff man dann wohl lediglich die Titel auf und ließ dazu neue Drehbücher schreiben, in der Hoffnung dass dann Titel und Geschichte noch zueinander passten.
Dass das nicht immer gelang, stellte man bei Fall Nr. 2 fest, der als "Der heulende Tod" angekündigt war - letzlich konnte man dem Reinecker-Drehbuch den annoncierten Titel aber nicht mehr anheften und so benannte man die Story in "Mordnacht in Manhattan" um. Dieser Titel war allerdings schon für das Nachmann-Treatment von Fall 3 vorgesehen, das man dann über den zwischenzeitlichen Titel "Wir griffen in ein Wespennest" schließlich in "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" änderte.
Das Originaldrehbuch für Fall Nr. 6 trug ursprünglich auch den Titel "Dynamit in roter Seide" - da jedoch der Nachfolger dieselbe 'Farbe' hatte und "Der Tod im roten Jaguar" ein originaler Romantitel war, änderte man Fall Nr. 6 dann in "Dynamit in grüner Seide".
Vom Cover her finde ich natürlich besonders dieses Exemplar äußerst interessant. Nichts gegen die beispielsweise sehr überzeugend wirkenden Darstellerinnen Daniela Surina, Marlies Draeger oder Heidy Bohlen, aber wenn ich mir die weibliche Hauptrolle in "Der Tod im roten Jaguar", "Dynamit in grüner Seide" oder in "Todesschüsse am Broadway" nach diesem Cover mit Marisa Mell vorstelle, ist das gerade mein schönster Gedanke. Überhaupt fand ich die Jerry Cotton-Filme generell mit den weiblichen, teils extravaganten Besetzungen immer sehr erfrischend und abwechslungsreich. So kam neben der meist zum Einsatz gekommenen Stammbesetzung nie Eintönigkeit auf, was im Besonderen bei den Farb-Beiträgen der Fall war. Für mich persönlich wurde die Reihe eigentlich mit jedem folgenden Beitrag besser.
Marisa Mell war wirklich eine tolle Schauspielerin und eine sehr nette Frau. Leider ist sie viel zu früh von uns gegangen. Sie hat ja bis kurz vor ihrem Tod noch in Wien Theater gespielt und zwar gleichs um Eck von meinem damaligen Laden. Mir hat auch die Biografie über sie sehr gut gefallen.
Zitat von Joe Walker im Beitrag #40Der Titel für Fall Nr. 1 "Schüsse aus dem Geigenkasten" war bereits 'gekauft', bevor auch nur eine Zeile des Hurdalek-Drehbuches existierte.
Wär ja mal interessant, den entsprechenden Roman Nr. 183 mit dem Film zu vergleichen, ob da mehr als nur der titelgebende Geigenkasten auftaucht.
Wobei, wenn ich mir die Titelliste so ansehe, kommt mir der Verdacht, der Redakteur hat sich den jeweiligen Romantitel ausgedacht, noch bevor er das Manuskript des Romans gelesen hat. Die Titel ähneln sich irgendwie alle (was sicherlich gewollt war), manchmal mag es auch einen Bezug zum Inhalt geben, häufig aber wohl nicht. In der Anfangsphase wurde die Ich-Form, in der die Romane ja geschrieben wurden, auch im Titel betont ('Ich eroberte die Gangsterfestung', 'Wir gruben ihm das Wasser ab') später kommen mehr Allgemeinplätze, immer wieder auch mal mit New-York-Bezug ('Nur der Satan kennt Manhattan'), aber auf den Inhalt kann man daraus wohl selten schließen. Was aber im Heftromanbereich sowieso selten möglich und auch gar nicht nötig ist. Der Stammleser einer solchen Romanreihe kauft die Hefte wegen des Inhaltes und meist eh regelmäßig, die Laufkundschaft soll mit plakativen Titeln und spektakülär aussehenden Titelbildern erstmal gelockt werden.
Zitat von Prisma im Beitrag #41Für mich persönlich wurde die Reihe eigentlich mit jedem folgenden Beitrag besser.
Ist zwar immer Geschmackssache und handwerklich solide gefertigt (mal mehr, mal weniger) sind die acht Filme ja alle. Allerdings muss ich vom persönlichen Unterhaltungsfaktor (sozusagen vom Bauchgefühl) auch sagen, dass ich deine Aussage - mit kleinen Abstrichen - so unterschreiben würde. Lediglich bei "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" gibt's für mich eine 'Delle', da ich "Mordnacht in Manhattan" besser fand, und bei "Dynamit in grüner Seide" geht es mir im Vergleich zu "Der Mörderclub von Brooklyn" ähnlich. Ansonsten merkt man bei der Cotton-Serie - 8 Filme in 3 Jahren war damals und heute ja erst recht eine schier unglaubliche Schlagzahl - recht extrem, wie schnell sich der Publikumsgeschmack veränderte und die Produzenten das 'Prinzip Cotton' daran anpassten: war "Schüsse aus dem Geigenkasten" noch ein recht nüchtern erzählter, dank Umgelter auch fast theater-/kammerspielgefertigter Krimi und hatten "Mordnacht in Manhattan" und "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" durch Philipp noch eine starke Ausprägung des semi-documentary-Style, gewann mit "Die Rechnung - eiskalt serviert" die zunehmende Actionorientiertheit die Oberhand. "Der Mörderclub von Brooklyn" ist für mich dann die perfekte Verbindung zwischen Action, Krimi und dokumentarischem Charakter, und die Reinl-Filme sind - was den Unterhaltungsfaktor und die gradlinige Action betrifft - dann das pure Fest. Die sind bis heute richtig unterhaltend.
Zitat von brutus im Beitrag #43Wobei, wenn ich mir die Titelliste so ansehe, kommt mir der Verdacht, der Redakteur hat sich den jeweiligen Romantitel ausgedacht, noch bevor er das Manuskript des Romans gelesen hat. Die Titel ähneln sich irgendwie alle (was sicherlich gewollt war), manchmal mag es auch einen Bezug zum Inhalt geben, häufig aber wohl nicht.
Wobei gerade die ähnlichen und reißerischen Titel der Cotton-Filme irgendwie Unterhaltungsfaktor haben. Allerdings treffen Deine Ausführungen genau das Prozedere, was sich ja bis heute im Groschenheftbereich nicht bzw. fast nicht verändert hat.
Zitat von Joe Walker im Beitrag #44Ist zwar immer Geschmackssache und handwerklich solide gefertigt (mal mehr, mal weniger) sind die acht Filme ja alle. Allerdings muss ich vom persönlichen Unterhaltungsfaktor (sozusagen vom Bauchgefühl) auch sagen, dass ich deine Aussage - mit kleinen Abstrichen - so unterschreiben würde. Lediglich bei "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" gibt's für mich eine 'Delle', da ich "Mordnacht in Manhattan" besser fand, und bei "Dynamit in grüner Seide" geht es mir im Vergleich zu "Der Mörderclub von Brooklyn" ähnlich. Ansonsten merkt man bei der Cotton-Serie - 8 Filme in 3 Jahren war damals und heute ja erst recht eine schier unglaubliche Schlagzahl - recht extrem, wie schnell sich der Publikumsgeschmack veränderte und die Produzenten das 'Prinzip Cotton' daran anpassten: war "Schüsse aus dem Geigenkasten" noch ein recht nüchtern erzählter, dank Umgelter auch fast theater-/kammerspielgefertigter Krimi und hatten "Mordnacht in Manhattan" und "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" durch Philipp noch eine starke Ausprägung des semi-documentary-Style, gewann mit "Die Rechnung - eiskalt serviert" die zunehmende Actionorientiertheit die Oberhand. "Der Mörderclub von Brooklyn" ist für mich dann die perfekte Verbindung zwischen Action, Krimi und dokumentarischem Charakter, und die Reinl-Filme sind - was den Unterhaltungsfaktor und die gradlinige Action betrifft - dann das pure Fest. Die sind bis heute richtig unterhaltend.
Hmm ... Ausführungen dieser Art zur steigenden Qualität / Wertschätzung der Filme innerhalb der Reihe habe ich hier schon öfters gelesen. Ich muss zu meinen Ausführungen von weiter oben noch anmerken, dass ich bislang eigentlich vertrauter mit den frühen Schwarzweiß-Filmen bin, und mehr aus der Kenntnis dieser Filme urteilte, und mich gar nicht mehr erinnern kann, ob ich die Farbfilme überhaupt schon alle gesehen habe. Ich werde mich aber nach euren Ausführungen demnächst mal wieder gern und gespannt "in ein Abenteuer stürzen".
In der vermaledeiten professionellen Filmkritik wird diese Meinung zur Qualitätssteigerung vor allem in der Farbphase ja weniger geteilt, da lauten die Meinungen eher diametral entgegengesetzt. Aber als Wallace-Fans wissen wir dies ja für uns richtig einzuordnen ...