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Dieses Thema hat 117 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
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DanielL Offline




Beiträge: 4.154

25.07.2010 15:33
#46 RE: Edgar Wallace chronologisch Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
Kinski wird nur von Fuchsberger KO geschlagen, direkt bevor die Polizei in der Irrenanstalt eintrifft.



Ja, es ist also nicht ausgeschlossen, dass eines Tages das Telefon klingelt und es heißt: "Ich bin es wieder - die Stimme!"

Gruß,
Daniel

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.07.2010 21:36
#47 RE: Edgar Wallace chronologisch Zitat · Antworten



#9: Das Rätsel der roten Orchidee (BRD 1961/62, ES: 01.03.1962)

Erster Satz
„Fünf!“

Inhalt
Zwei konkurrierende amerikanische Erpresserbanden halten Einzug in London und greifen bei Nichterfüllung ihrer Bedingungen zu drakonischen Maßnahmen. Diese bekommt auch der alte Elias Tanner zu spüren, als die Maschinengewehrkugeln seinen Leib durchsieben. Seine Sekretärin und sein Neffe scheinen indes die Dreh- und Angelpunkte des Falles zu sein.

Zitate
• „Ich bringe die Post.“ – „Da Sie Briefträger sind, habe ich auch nichts anderes von Ihnen erwartet.“
• „Sie haben stets zwei Dinge bei mir gesucht: eine Schere und eine zerschnittene Zeitung.“
• „In den Urwäldern des Amazonas wird man wenigstens nicht ständig von Scotland Yard gestört.

Der erste Edgar-Wallace-Film...
• ..., in dem das Verleihlogo in den Vorspann integriert ist.
• ...mit völlig anderem Titel als die Romanvorlage („Gangster in London“).
• ..., in dem sich Eddi Arent und Klaus Kinski miteinander unterhalten.

Zeit...
• ...bis zum Vorspann: 3 Minuten, 50 Sekunden
• ...bis zum ersten Mord: 2 Minuten, 14 Sekunden

Anzahl der Leichen
15+ (4 Gangster der O’Connor-Bande, Lord Arlington, Elias Tanner, Gangster der Minelli-Bande, Mr. Shelby, Gangster der Minelli-Bande, Mrs. Moore, 2 Gangster der O’Connor-Bande, Babyface, Kerkie Minelli, der schöne Steve, Edwin Tanner)
Eine unbekannte Anzahl Gangster stirbt bei einem Flugzeugabsturz bei dem Mordanschlag auf Oberst Drood.

Besonderheit
Werbung in eigener Sache: Christiane Nielsens Cora Minelli liest in einer Szene eine Taschenbuchausgabe von „Die toten Augen von London“. Auch in „Neues vom Hexer“ wird eine ähnliche Szene zu sehen sein.

Kurzfazit
Diesem Wallace-Film gebührt nicht nur der Verdienst, der erste parodistische Auswuchs der Serie mit diversen höchst amüsanten Spitzen gegen Krimi- und Gangergeschichten zu sein, sondern auch die Serie in puncto Inszenierung, Drehbuch und Spiel in völlig neue Bahnen zu leiten. Das unverbrauchte Team setzt in jeder Beziehung zu Höchstleistungen an.

Letzter Satz
„Ich möchte meine Dienste in Zukunft der Polizei zur Verfügung stellen, denn jetzt weiß ich endlich ganz genau, wie es gemacht wird – wenn Sie gestatten.“

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

27.07.2010 17:03
#48 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten

Toll, Gubanov!

Alle Edgar-Wallace-Filme im SCHNELLDURCHBLICK! Beim Fernsehen nennt man sowas 1:20 Minuten.(Hier ist die durchschnittliche Beitragslänge bei Nachrichtensendungen gemeint). Ich dachte nach div. Filmbesprechungen gibts da kaum noch andere Möglichkeiten, aber wieder wurde ich mal wieder eines Besseren belehrt.

Eine schöne Idee.

Bin schon auf die nächsten Besprechungen gespannt.

Ach ja, diese Chronologie ist sicherlich in erster Linie an die WAllACE-"Veteranen" gerichtet und weniger an die NEULINGE, wird doch hier all zuviel vom WALLACE-Mythos verraten.

Mr. Krimi (Der Mann von Miss Krimi)

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.07.2010 20:58
#49 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten



#10: Die Tür mit den 7 Schlössern (BRD / FR 1962, ES: 19.06.1962)

Erster Satz
„Einen Saft, bitte.“

Inhalt
Schlüssel, die an Ketten hängen – sie sind die einzigen Indizien, die zwei Morde in London miteinander verbinden. Weitere folgen. Und sie alle hinterlassen eine blutige Spur nach Selford Manor, wo ein verrückter Wissenschaftler die Grenzen legaler Forschung perfide überschreitet.

Zitate
• „Es ist die größte Torheit, die ein Mensch begehen kann, den anderen zu unterschätzen.“
• „Wohl ’ne Meise unterm Zylinder, was?“
• „Schade, ich habe ihn vorhin erst vollgetankt.“

Der erste Edgar-Wallace-Film...
• ...mit der Constantin-Strahlensonne.
• ...mit Außenaufnahmen auf der Pfaueninsel Berlin.
• ..., in dem Schlangen zu sehen sind.

Zeit...
• ...bis zum Vorspann: 28 Sekunden
• ...bis zum ersten Mord: 3 Minuten, 30 Sekunden

Anzahl der Leichen
8 (Father O’Brian, Pheeney, Lopez Silva, Emily Cody, Bertram Cody, Giacco, Dr. Antonio Staletti, Hausmeister Burt)

Besonderheit
Zu Beginn ist der Film etwas schwach auf der Brust: Nicht nur fehlt ihm jegliche Titelmelodie, auch auf die bereits gefilmte, unterdessen verschollene Pretitelsequenz muss der Zuschauer in der Kinofassung verzichten.

Kurzfazit
Vorgeschmack auf Vohrers spätere Gruselkabinette, dennoch mit Raffinesse und Liebe zum Detail gefilmt. Der Cast gehört zu dem Besten, was die Wallace-Serie je hervorgebracht hat. Da verzeiht man zur Not auch, dass man aus dem hervorragenden Roman noch mehr hätte machen können.

Letzter Satz
„Hallo? Hallo! Vorsicht auf dem Heimweg!“

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

28.07.2010 21:21
#50 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
#10: Die Tür mit den 7 Schlössern (BRD / FR 1962, ES: 19.06.1962)

Besonderheit
Zu Beginn ist der Film etwas schwach auf der Brust: Nicht nur fehlt ihm jegliche Titelmelodie, auch auf die bereits gefilmte, unterdessen verschollene Pretitelsequenz muss der Zuschauer in der Kinofassung verzichten.

Kurzfazit
Vorgeschmack auf Vohrers spätere Gruselkabinette, dennoch mit Raffinesse und Liebe zum Detail gefilmt. Der Cast gehört zu dem Besten, was die Wallace-Serie je hervorgebracht hat. Da verzeiht man zur Not auch, dass man aus dem hervorragenden Roman noch mehr hätte machen können.



Wie immer ein sehr guter Bericht zu dem Film.

Liebevoll hast Du von "...schwach auf der Brust" geschrieben.
Ich zitiere einmal zwei Kritiken Berliner Zeitungen anläßlich der damaligen Erstaufführung: "Wieder ein deutscher Kriminalfilm und wieder eine Niete. Das ist ein ärgerliches Gemisch von grober Gruseltaktik und ein paar heiteren Momenten, die aber keineswegs mit diesem Film versöhnen." (Der Tagesspiegel, Berlin 29.07.1962). "Die Greuel und Verbrechen, sie wirken nicht, sie nehmen sich albern aus. Das Publikum, enttäuscht, quittiert's mit Zwischenrufen." (Die Welt, Berlin, 30.07.1962).

Grundsätzlich gebe ich ja - auch aus beruflicher Erfahrung - nichts auf Filmkritiken - nur in diesem Falle kann ich ihnen nicht widersprechen.

Auch weiß ich dass ein Roman für den Film bearbeitet werden muß - und das war bei den bisherigen neun Rialto-Wallace-Filmen bestens gelungen - nur hier nicht. Und zudem ein Film fast ohne Musik - vor allem keine Titelmelodie. Einfach etwas unerträgliches. Man stelle sich einmal vor "Die Brücke am Kwai", "Frühstück bei Tiffani", "Doktor Schwiwago", "Love Story" oder "Der Clou" - um nur einige zu nennen - ohne ihre bekannten Melodien. Sie wären einfach nicht so berauschend.

Das wär's eigentlich - die Besetzung ist tatsächlich - bis auf den zu liebevollen Hauptgangster Hans Nielsen - tatsächlich bestens. Und tolle überzeugende Schauspieler ergeben noch lange nicht einen tollen überzeugenden Film. Aber es muß ja unter den ersten zehn Filmen schließlich auch beim Geschmack eine Nummer Zehn geben.

Joachim.
*Filme und Bücher bleiben ewig jung!*

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

30.07.2010 17:32
#51 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten

Zwischenruf -1-

Nach den ersten zehn Rialto/ Constantin-Edgar-Wallace-Filmen finde ich es angebracht einmal einen Zwischenruf zu schreiben. Wichtigstes Element in diesem ersten Zwischenruf soll der Bezug von den Wallace-Romanen zu den ersten zehn Verfilmungen darstellen.

Einen Roman auf die Leinwand zu bringen, in dem nicht nur der Kinogänger zufrieden ist, sondern auch der Roman-Leser ist ein schwierigeres Unterfangen als manch einer glaubt. Beim Lesen eines Romans stellt sich der Leser verschiedene Personen vor und die Szenen vor Augen. Nun bei einer Verfilmung muß die Geschichte nicht nur ungeschrieben werden, sondern gekürzt und entschlackt werden. Wenn man dann einen Pilotfilm dreht hat man nur eine Chance damit er zum Erfolg wird: er muß so sorgfältig geplant werden dass er beim Publikum eine Chance hat. Und so war es auch Anfang 1959 als man den ersten deutschen Nachkriegs-Edgar-Wallace-Film plante: „Der Frosch mit der Maske“. Jeder der beiden Autoren Egon Eis und J.Joachim Bartsch schrieben unabhängig von einander ein Drehbuch, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Aus beiden Drehbuchfassungen musste dann ein Drehbuch entstehen, was standesgemäß immer noch nicht das endgültige Drehbuch war. Daraus entstand dann – in Zusammenhang mit dem Regisseur – die endgültige Fassung. Und wie mir Verantwortliche gegenüber erklärte wurde am letzten Wochenende vor Drehbeginn auf dem Flug von München nach Kopenhagen noch ein Feinschliff getätigt. Nach Fertigstellung des ersten Drehbuchs werden dann im Zusammenarbeit der Verantwortlichen (hier: G.F. Hummel, Hans Billian, Helmut Beck und Dr. Harald Reinl) die Darsteller ausgesucht. Außer dem Hauptdarsteller Joachim Fuchsberger war alles offen. Jeder konnte Vorschläge machen, die dann miteinander diskutiert wurden. Constantin selber bezahlte vielen Schauspieler ihre Ausbildung und hatten sie unter Vertrag. Hierzu zählten Walter Wilz, Renate Ewert, Eva Anthes, Claus Wilcke, Eddi Arent und einige mehr. Da dieses Schauspieler Geld kosteten versuchte Constantin sie in ihren Produktionen unter zu kriegen. So wurde z.B. darüber diskutiert ob Renate Ewert oder Eva Anthes besser als weibliche Hauptdarstellerin in Frage kommt. Und so ging dies weiter. Bekannt ist ja dass sich GFH gegenüber Hans Billian durchsetzte dass Eddi Arent die Rolle des Butlers erhielt. Dafür willigte GHF ein, dass Eva Anthes – eine der Darstellerinnen aus Billian’s „Stall“ – die weibliche Hauptrolle der Ella Bennett erhielt. Letztendlich finde ich dass „Der Frosch mit der Maske“ in jeglicher Hinsicht bis ins kleinste Detail vorbereitet wurde – was ja später nicht immer der Fall sein sollte – und dadurch bereits im Vorfeld auf einen Erfolg hinsteuerte.

Nach dem großartigen Erfolg von „Der Frosch mit der Maske“ ging es dann fast Schlag auf Schlag. Die beiden Drehbuchautoren Egon Eis und J.Joachim Bartsch erhielten – nach Vorgaben von GFH – weitere Wallace-Romane zur Bearbeitung, wobei der zweite Roman „Der rote Kreis“ von Egon Eis bereits während den Dreharbeiten zu „Der Frosch mit der Maske“ schrieb. Der Rest – Bearbeitung durch Wolfgang Menge – ging ebenso reibungslos und im Einklang zwischen GFH und Helmut Beck – wie bereits bei „Der Frosch mit der Maske“.

Bei der Bearbeitung der kommenden Romane wurde meist Wallace’ Grundkonzept beibehalten – aber auch sehr stark entschlackt, wie z.B. bei „Der rote Kreis“ bei dem nicht nur politische Seite ganz wegradiert wurde, sondern fast alle Tote frei nach den Filmautoren sind, nur der einzige Überlebende im Film (Froyant) musste „nur“ bei Wallace sterben. Dennoch finde ich, dass es einer der schlüssigsten Wallace-Adaptionen überhaupt ist.

In kürzester Zeit wurden fünf weitere Romane adaptiert: „Die Bande des Schreckens“ (J.Joachim Bartsch; Überarbeitung: Marcel Valmy), „Der grüne Bogenschütze“ (Wolfgang Menge; Überarbeitung: Marcel Valmy), „Die toten Augen von London“ (Egon Eis), „Der Banknotenfälscher“ (Dr. Hanns Wiedmann) und „Das Geheimnis der gelben Narzissen“. Kommen wir zunächst zum Letztgenannten Titel. Hier hatte Egon Eis einen Drehbuchentwurf geschrieben. Zudem erhielt der Brite Basil Dawson bereits im April 1960 (also noch vor Drehbeginn zu „Die Bande des Schreckens“) den Auftrag ein Drehbuch zu schreiben. Der Drehbeginn war dagegen erst ein Jahr später. Hier sieht man einmal mehr mit welcher Sorgfalt zu Beginn der Serie gearbeitet wurde.

Bis zum 7. Film „Der Banknotenfälscher“ kann man im Grunde bei keinem der Roman-Adaptionen meckern. Darsteller wie auch Regie arbeiteten meisterhaft. Natürlich kommt jetzt vom Leser dieser Zeilen der Einwand „Der grüne Bogenschütze“. Während der Premiere zu „Die Bande des Schreckens“ berichtete Helmut Beck bereits über den nächsten Wallace-Film „Der grüne Bogenschütze“. Da er aber kurz darauf zum NDR ging entstand ein gewisser Leerlauf. Der an sicht umfangreichste Wallace-Roman hätte noch einer weiteren Überarbeitung bedurft. Auch Schloß Ahrensburg ist kein Garre Castle. Da man Ende Oktober spätestens Anfang November in Produktion gehen wollte wurden erstmals Kompromisse geschlossen, die bei späteren Filmen noch verheerender waren. Aus heutiger Sicht ist „Der grüne Bogenschütze“ ein unterhaltsamer Film, innerhalb der ersten sieben Filmen kommt er aber erst an siebenter Stelle. „Der Banknotenfälscher“ der als erster Wallace-Film einen geänderten Titel erhielt „Der Fälscher von London“ gefiel vom Drehbuch her allen Beteiligten so sehr, dass der Autor Dr. Hanns Wiedmann direkt die Aufgabe erhielt zwei weitere Romane zu adaptieren: „Die Tür mit den sieben Schlössern“ und „Das Verrätertor“ – die dann beide nicht in dieser Vorlage verfilmt wurden.

Man ging nach „Der Banknotenfälscher“ bereits in die Planung der Verfilmungen von Ende 1961 bis Ende 1962. Vorgesehen waren als Film Nr.8 „Die seltsame Gräfin“; Film Nr.9 „Die Tür mit den sieben Schlössern“; Film Nr.10 „Gangster in London“; Film Nr.11: „Das Gasthaus an der Themse“ und Film Nr.12: „Das Verrätertor“.

Aber nach „Der Banknotenfälscher“ sollte es nie wieder so reibungslos in der Produktion ablaufen wie bisher. Es begann alles damit, dass aufgrund der Vertragslage mit Lil Dagover „Die seltsame Gräfin“ Ende August 1961 gedreht werden musste. Und das mit einem halbgaren Drehbuch, das noch während den Dreharbeiten umgeschrieben werden musste. Und zu allem Unglück wurde der Regisseur Josef von Baky so krank, dass man einen Ersatzregisseur benötigte. Die Wahl fiel – auch wegen Termingründen – auf Jürgen Roland. Bis heute konnte man – da ein Drehplan nicht mehr auffindbar ist – nicht herauskriegen welche Szenen er zum Abschluß brachte. Jürgen Roland meinte mir gegenüber, dass es sich zum größten Teil um Außenaufnahmen handelte, die bei diesem Film im Anschluß an die Atelierarbeiten stattfanden. An genauere Details konnte er sich nicht erinnern. Das Ergebnis ist bekannt.

Nach dem von Dr. Hanns Wiedmann fertig gestellten Drehbuch „Die Tür mit den sieben Schlössern“ sollten Mitte November unter der Regie von Helmuth Ashley die Dreharbeiten in Hamburg beginnen. Durch Kompromisse, die mir zwar von GFH erläutert wurden, ich bis heute trotzdem nicht so nachvollziehen kann, sollte das Drehbuch von Dr. Hanns Wiedmann nochmals überarbeitet werden. Da der fleißige Egon Eis bereits zwei Drehbücher fertig gestellt hat „Das Gasthaus an der Themse“ und „Gangster von London“ entschied man sich letzteren Roman zunächst zu verfilmen, da keine große Änderungen mehr vorgenommen werden mussten – und man den Titel analog zu den „Gelben Narzissen“ in „Rote Orchidee“ umbenennen konnte: „Das Geheimnis der roten Orchidee“, wobei man in letzter Minute aus Geheimnis Rätsel machte. Wie bereits bei „Der Banknotenfälscher“ handelt es sich auch bei „Gangster in London“ um zwei weniger bekannte Wallace Romane, die aber beide beste Unterhaltung darstellen.

Hat man – vielleicht mit Ausnahme von „Die seltsame Gräfin“ - im Bereich der Bearbeitungen sehr sorgfältig gearbeitet – so kam mit der zehnten Roman-Adaption „Die Tür mit den sieben Schlössern“ in dieser Richtung die Grande Katastrophe. Dr. Hanns Wiedmanns Adaption ist eine gelungene Umsetzung des Romans in ein Filmskript mit Schauplätzen auch in Madeira usw.. Danach „schusterte“ Harald G. Petersson aus Wiedmanns Drehbuch und Wallace Roman etwas zusammen was ebenso wenig verfilmbar war wie Wiedmanns Originaladaption. Quasi verarbeitete – auch aus Kostengründen – GFH beide Drehbücher zu einem einigermaßen brauchbaren Drehbuch, das dann im „Schnellverfahren“ von Alfred Vohrer verfilmt wurde damit man den Starttermin einhalten konnte. Nicht nur Kritiker fanden den Film als bisher schlechteste Wallace-Adaption sonder auch (nachgewiesene) Buhrufe in Kinos sorgten für Unmut. Auf jeden Fall wurde man (zunächst) aus den Vorfällen klug, so dass sich die elfte Wallace-Adaption zum größten Erfolg innerhalb der Serie „mauserte“. Inszenierte Alfred Vohrer „Die toten Augen von London“ mit Bravour und lieferte er mit „Das Gasthaus an der Themse“, „Der Zinker“ und „Das indische Tuch“ drei inszenatorische Meisterwerke ab, so ist seine Regie bei „Die Tür mit den sieben Schlössern“ einfach nicht gut – oder konnte er mit dieser hochinteressanten Vorlage nicht umgehen oder nichts anfangen? Interessanterweise erging es fast zur gleichen Zeit Dr. Harald Reinl auch nicht viel besser, der mit "Der Teppich des Grauens" einer seiner "vermurkstesten" Filme inszenierte. Vielleicht wären bei umgekehrte Regieführung bessere Filme dabei herausgekommen. Wir werden es nie erfahren.

FAZIT: Die ersten zehn Wallace-Adaptionen der Rialto/ Constantin-Film aus den Jahren 1959 bis 1962 kann man zu 70% als Meisterwerke der Umsetzung Roman zu Film bezeichnen. In einem Falle waren Umstrukturierungen innerhalb der Produktion vermutlich der Grund dass der Film während der Produktion nicht die 100%ige „Liebe“ erhielt wie in den vorherigen Fällen. Einmal ging man ohne 100%ig fertiges Drehbuch in Produktion. Und einmal war der Regisseur mit dem Stoff überfordert.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.07.2010 20:12
#52 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten



#11: Das Gasthaus an der Themse (BRD 1962, ES: 28.09.1962)

Erster Satz
„Der Mann war sofort tot.“

Inhalt
Der „Hai“, der Jäger der Themse, ist für Raub und Mord in London verantwortlich. Er hat eine ganze Bande um sich aufgebaut, deren Spur Inspektor Wade von der Flusspolizei in der Matrosenkneipe Mekka aufnimmt. Dabei stößt er auch auf dunkle Machenschaften um die junge Leila Smith.

Zitate
• „Nicht nur die Muselmänner pilgern nach Mekka.“
• „Gubanow, Gewürze Im- und Export.“
• „Ich werde jeden Tag schneller und heute bin ich schon so schnell wie übermorgen.“

Der erste Edgar-Wallace-Film...
• ...ohne Dialog(e) in der Pretitelsequenz.
• ...mit den Worten „Hallo, hier spricht Edgar Wallace“ im Vorspann.
• ...mit im Vergleich zum Roman abgeändertem Haupttäter.

Zeit...
• ...bis zum Vorspann: 1 Minute, 30 Sekunden
• ...bis zum ersten Mord: 1 Minute, 11 Sekunden

Anzahl der Leichen
7 (Whiskeyschmuggler Donovan, Wächter bei Roventry, Anna Fuller, Roger Lane, Gregor Gubanow, Gordon Brown, Dr. Frederic Collins)

Besonderheit
„Das Gasthaus an der Themse“ war in deutschen Kinos der erfolgreichste Wallace-Film: 3,6 Millionen Zuschauer sahen Elisabeth Flickenschildt den Ohrwurm „Besonders in der Nacht“ singen, der später noch von Tanja Berg gecovert wurde. Eine weitere „Gasthaus“-Wiederholung legte Hans Paetsch ein: Er trat im 1982 produzierten Europa-Hörspiel in der gleichen Rolle auf wie im Film.

Kurzfazit
Unumwunden ein Klassiker der Reihe, der stimmungsvoll und mindestens genauso geschickt wie der „Hai“ die Ufer der Elbe als die der Themse maskiert. Man muss bedauern, dass nach „Das Gasthaus an der Themse“ nie wieder ein Wallace-Krimi in Hamburg entstand.

Letzter Satz
„Von abends bis morgens geschieht so mancherlei – und wenn es hinterher in keiner Zeitung steht, merkt es auch nicht die Polizei.“

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

01.08.2010 07:07
#53 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten

Man lernt doch tatsächlich immer dazu. Bis heute wusste ich nicht, dass Dr. Collins mit Vornamen Frederic heißt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.08.2010 14:37
#54 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten



#K2: Der Fluch der gelben Schlange (BRD 1962/63, ES: 22.02.1963)

Erster Satz
„Cliff!“

Inhalt
Das Symbol unendlicher Macht, die „gelbe Schlange“, wird dem Engländer Joe Bray in Hongkong gestohlen. Sein Sohn Clifford Lynn verfolgt die Diebe, hinter denen sein Halbbruder Fing Su steht, nach London, wo sie von einem Fabrikgelände aus die Herrschaft über die Welt anstreben.

Zitate
• „Bitte verzeihen Sie den rauhen Ton meines Freundes, aber er wurde hoch im Norden geboren.“
• „Geheimnisvoll bist du – wie der Weihnachtsmann.“
• „Die Zeit der Nachsicht ist vorbei.“

Der erste Edgar-Wallace-Film...
• ...der CCC-Filmproduktion von Artur Brauner.
• ...mit Schneeszenen.
• ...mit dem gleichen Liebespaar wie der vorangegangene Wallace-Film (Fuchsberger / Grothum).

Zeit...
• ...bis zum Vorspann: 29 Sekunden
• ...bis zum ersten Mord: 2 Minuten, 18 Sekunden

Anzahl der Leichen
7 (Ling, chinesischer Handlanger Fing Sus, Mr. Spedwell, Stephen Narth, Mabel Narth, Fing Su, chinesischer Handlanger Fing Sus)

Besonderheit
Fritz Tillmann musste seine Gage für diesen Film einklagen.

Kurzfazit
So dümmlich, wie sich die Inhaltsangabe anhört und der Schlusssatz anmahnt, gerät der gesamte Film: Die haarsträubende Prämisse, die Entscheidung über Krieg und Verderben hänge an dem Besitz einer Juwelenfigur, wird durch die plätschernde Erzählweise und die vielen vergebenen Chancen zur Spannungssteigerung nicht gerade ausgeglichen.

Letzter Satz
„Wenn Dummheit strafbar wäre, dann wäre die Welt ein großes Gefängnis.“

Elford Offline




Beiträge: 1.031

01.08.2010 20:19
#55 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
#11: Das Gasthaus an der Themse (BRD 1962, ES: 28.09.1962)
Kurzfazit
Unumwunden ein Klassiker der Reihe, der stimmungsvoll und mindestens genauso geschickt wie der „Hai“ die Ufer der Elbe als die der Themse maskiert. Man muss bedauern, dass nach „Das Gasthaus an der Themse“ nie wieder ein Wallace-Krimi in Hamburg entstand.


Es war zumindest der letzte Wallace-Film, der vollständig in Hamburg gedreht wurde. Allerdings wurden später noch Szenen für "Der Hexer"; "Der unheimliche Mönch" und "Der Mann mit dem Glasauge" in der Hansestadt gedreht.

Gruß

Elford

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.08.2010 17:18
#56 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten



#12: Der Zinker (BRD / FR 1963, ES: 26.04.1963)

Erster Satz
„Hallo, hier ist Larry Graeme.“

Inhalt
Zum ersten Mal hat er sich selbst die Finger schmutzig gemacht: Der Zinker, ein Hehler, der Juwelendiebe bloßstellt, wenn sie ihm ihre Beute nicht zu seinen Konditionen überlassen, bringt den Boxer Larry Graeme um. Todesursache: das Gift der schwarzen Mamba. Doch im Londoner Winter haben Würgeschlangen schlechte Überlebenschancen...

Zitate
• „Dass Sie das Konkurrenzblatt lesen, enttäuscht mich, Sir. Dieser ‚Jos’ ist ein Schmierant.“
• „Wer sagt Ihnen eigentlich, dass der Zinker ein Mann ist?“
• „Wenn man Angst hat, gehen alle Uhren nach.“

Der erste Edgar-Wallace-Film...
• ...in Ultrascope (2,35:1).
• ...mit Wallace-Schüssen im Vorspann.
• ...ohne Happy-End mit frisch gebackenem Liebespaar.

Zeit...
• ...bis zum Vorspann: 2 Minuten, 49 Sekunden
• ...bis zum ersten Mord: 4 Minuten, 57 Sekunden

Anzahl der Leichen
6 (Larry Graeme, der „Lord“, Thomas Leslie, Millie Trent, Frank Sutton, Krischna Alexander Jefferson)

Besonderheit
Die Szene mit Eddi Arent und dem Zeitungsverkäufer auf dem Trafalgar Square wurde im „Hexer“ neusynchronisiert wiederverwendet. Arents Reporterrolle trägt im Roman übrigens je nach Übersetzung die Namen Josua Harras bzw. Josua Collie.

Kurzfazit
Mit dem „Zinker“ strahlt die Wallace-Serie stolz und nach Jahrzehnten immer noch unverbraucht ihren inszenatorischen Höhepunkt aus – einen Film mit handfester Handlung, klasse Schauspielern, Charme, Chic und Augenzwinkern, mit Stil und Schmiss, mit dem Mord als schönste aller Künste.

Letzter Satz
„Ja, Nancy, das hast du fein gemacht.“

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2010 16:36
#57 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten



#13: Der schwarze Abt (BRD / FR 1963, ES: 05.07.1963)

Erster Satz
„Was willst du?“

Inhalt
Lord Harry Chelford ist wie versessen auf der Jagd nach dem Chelford-Schatz seiner Urahnen. Seiner zu eifrigen Sekretärin hat er sich entledigt, doch nun versucht sich die Dame selbst als Schatzsucherin. Ihre Ambitionen haben dieses Mal einen tödlichen Ausgang zufolge, doch sie ist weder die erste noch die letzte Leiche.

Zitate
• „Sind zweieinhalb Tonnen Gold eine Krankheit?“
• „Nicht jedem steht es im Gesicht geschrieben, ob er ein Mörder ist.“
• „Ich bedaure außerordentlich, dass Mylord meine Nase nicht gefällt.“

Der erste Edgar-Wallace-Film...
• ...aus den CCC-Studios mit Bauten von Wilhelm Vorwerg und Walter Kutz.
• ...ohne originale oder einkopierte Außenaufnahmen aus London.
• ..., in dem der titelgebende Haupttäter bereits nach weniger als einer Stunde enttarnt wird.

Zeit...
• ...bis zum Vorspann: 1 Minute, 19 Sekunden
• ...bis zum ersten Mord: 1 Minute, 14 Sekunden

Anzahl der Leichen
7 (Mr. Smooth, Mary Wenner, Thomas Fortuna, Arthur Gine, Lady Chelford, Fabian Gilder, Lord Harry Chelford)

Besonderheit
Für 20 Minuten lief die Fernseh- und VHS-Fassung des Films spiegelverkehrt.

Kurzfazit
Würde sich der Film weniger in endlosen, verschwiegenen Nachtszenen ergehen und stattdessen mehr erzählte Inhalte und Zusammenhänge in natura transportieren, könnte man seine Aufmerksamkeit der an sich vernünftigen Story, der atmosphärischen Inszenierung, der guten Besetzung und den hinreißenden Scherzen Eddi Arents zuwenden.

Letzter Satz
„Um vom ‚schwarzen Abt’ nicht gesehen zu werden, darf man selbst nichts sehen, Sir.“

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.08.2010 14:40
#58 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten



#14: Das indische Tuch (BRD 1963, ES: 13.09.1963)

Erster Satz
„Ja?“

Inhalt
Sechs Tage und sechs Nächte müssen die verstrittenen Erben eines Familienclans auf einem abgelegenen Schloss im schottischen Moor verbringen. Doch Achtung: „Leichen sind nicht erbberechtigt.“ Und so müssen sie denn alle in den sauren Apfel beißen – jedenfalls fast alle, bis die Verbrechen ihre tragische Aufklärung finden.

Zitate
• „Sind wir deswegen aus allen Himmelsrichtungen hier zusammengekommen, damit man uns hier an der Nase herumführt? Was sind denn das für Sachen?“
• „Ich möchte Ihnen sagen, dass Ihre zweifelhafte Herkunft kein Freibrief für schlechtes Benehmen ist.“
• „Verraten Sie mir, wie viele Personen wir heute beim Abendessen sind!“

Der erste Edgar-Wallace-Film...
• ...ohne namen- und textlose Statistenrollen.
• ...mit einem Cameo-Auftritt von Architekt Wilhelm Vorwerg.
• ..., in dem ein Darsteller, der sonst den Scotland-Yard-Chef verkörpert, einem Mord zum Opfer fällt.

Zeit...
• ...bis zum Vorspann: 3 Minuten, 24 Sekunden
• ...bis zum ersten Mord: 3 Minuten, 13 Sekunden

Anzahl der Leichen
10 (Lord Francis Percival Lebanon, Reverend Lionel Hastings, Mrs. Tilling, Mr. Tilling, Sir Henry Hockbridge, Chiko, Dr. Amersham, Peter Ross, Lady Lebanon, Lord Edward Lebanon)

Besonderheit
Die erste Außenszene des Films ist nach 13 Minuten und 11 Sekunden zu sehen. Insgesamt bringt „Das indische Tuch“ es auf sieben nur sekundenlange Außenaufnahmen und gewinnt somit den Preis als „kammerspielartigster Wallace-Krimi“.

Kurzfazit
Rasante und bis in die Fingerspitzen durchstilisierte Krimikomödie, die zeigt: Die Macher wissen sehr gut um die Klischees der Marke Wallace. Sie erfüllen sie in bester Laune und ahnen bereits, dass das Publikum mehr lachen als sich gruseln wird.

Letzter Satz
„Schloss Marks Priory sowie mein gesamtes sonstiges Vermögen hinterlasse ich dem Mann, den ich für den größten dieses Jahrhunderts halte: Edgar Wallace.“

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

04.08.2010 16:22
#59 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
• ..., dessen „Ende“-Tafel ein echtes Filmrequisit und keine nachträgliche Einblendung ist.



Steckte nicht auch in DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE am Ende eine "Ende"-Pappe zusammen mit dem Pfeil in Arents Rücken?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.08.2010 16:40
#60 RE: Edgar Wallace chronologisch (enthält Spoiler) Zitat · Antworten

Da hast du völlig Recht. Das kommt davon, wenn man sich die Schlusssequenzen aller Filme bis zu den "toten Augen" zurücküberlegt und dann aufhört, weil man meint: Eher gab's solche Spielchen doch sowieso nicht. Also gibt's ein neues Stück Kuchen für oben.

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