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Dieses Thema hat 132 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

16.12.2017 09:28
#106 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Ich mag alle Simmel Filme. Und Jimmy ging zum Regenbogen, Liebe ist nur ein Wort mochte ich sehr, aber auch Die Antwort kennt nur der Wind oder Bis zur bitteren Neige.
Schwächer ist tatsächlich Der Stoff aus dem die Träume sind. Allerdings weiß ich nicht so recht ob mein mangelndes kapieren der Geschichte, nicht mit gewissen Kürzungen der Version, die auf DVD erhältlich ist zusammenhängt.
Sicherlich wird es durch Filmjuwelen keine Blu-rays davon geben, es sei denn der Rechteinhaber tastst irgendwann ab um die Filme fürs HD Zeitalter zu sichern, wie bereits bei einigen Filmen (Mohikaner) etc. geschehen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

16.12.2017 14:55
#107 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Ich meine, dass die Reihe mit den beiden guten Erstlingen dann mit "Der Stoff aus dem die Träume sind" einen wahren Höhepunkt erfuhr, ehe sie wieder einen gewissen Sinkflug einnahm. Zwar ist der Brüder-Film in meinen Augen auch sehr gelungen, danach aber wurde es mir dann zu elitär-kitschig. "Bis zur bitteren Neige" ist in meinen Augen eine verunglückte Vohrer-Kopie ohne eigene Idee und ohne eigenen Esprit. Den hätte man sich getrost schenken können. So oder so: Ich würde, wenn man schon bei den ersten Filmen ein gewisses Zweifeln hat, auch nicht dazu raten, die Einzelfilme anzuschaffen. Das ist im Zweifelsfall dann rausgeschmissenes Geld.

Empfehlen würde ich in jedem Fall aber, bei "Lieb Vaterland magst ruhig sein" noch einmal einen Blick zu riskieren. Der ist von der Machart her zwar noch "schmutziger und dreckiger" als der Träume-Film, hat aber eine ungeheure Wirkung, wie ich finde. In Summe ist Roland Klicks Film neben Alfred Vohrers "Der Stoff aus dem die Träume sind" für mich der beste Simmel-Film, auch wenn er mit einem völlig anderen Team entstand.

Gruß
Jan

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

16.12.2017 16:03
#108 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Ich finde eigentlich auch "GOTT SCHÜTZT DIE LIEBENDEN" (1973, mit Harald Leipnitz, Andrea Jonasson, Walter Kohut) noch recht gelungen. Mich hat dieser Mix aus Melodram und Thriller bestens unterhalten.
Hier mal eine Kritik (Hamburger Abendblatt):

"Ehe der Wallace- und Simmel-Spezialist Alfred Vohrer in völliger Routine versank, hat er sich mit seinem jüngsten Simmel-Werk "Gott schützt die Liebenden" in einer Art künstlerischem Kraftakt zu neuem Ansehen verholfen. Der fünfte Film nach einem Buch des berühmten Bestseller-Fabrikanten geriet ihm am besten. Sorgsame Schauspieler- und Kameraführung, eine überschaubare Handlung, gut dosierte Spannung und der für Simmel so typische Duft nach Weite ergaben diesmal die richtige Mischung."

Jan Offline




Beiträge: 1.753

16.12.2017 19:27
#109 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Meine persönliche Liste auf Basis der mir bekannten Filme sieht wie folgt aus:

1. Der Stoff aus dem die Träume sind (5/5)
Vohrers nahezu monumentales Meisterwerk. Bei aller Publikumsorientierung dennoch vielschichtig und ambitioniert.

2. Lieb Vaterland, magst ruhig sein (5/5)
Ungeschönt und ungeschminkt, mit herausragenden schauspielerischen Leistungen (Marischka, Pfitzmann)

3. Liebe ist nur ein Wort (4,5/5)
Modern und ohne falsche Töne, ein krasser Bruch mit bundesdeutscher Betulichkeit, bravourös gespielt (Fleischmann, Höfer, Diess)

4. Und Jimmy ging zum Regenbogen (4,5/5)
Auftakt nach Maß, gekonnte Verquickung von aktuellen bzw. zeitgenössischen Themen in Verbindung mit modernem Unterhaltungskino

5. Alle Menschen werden Brüder (4/5)
Gegenüber den Vorgängern etwas schlichter gestricktes, solide inszeniertes Unterhaltungskino mit einem fabelhaft hemmungslosen Harald Leipnitz

6. Gott schützt die Liebenden (3,5/5)
Internationales Unterhaltungskino, weniger ambitioniert, eher mit Fokus auf den Export, dennoch sehr unterhaltsam

7. Die Antwort kennt nur der Wind (3,5/5)
Beachtliches internationales Star-Aufgebot, letztlich zu inhaltsleer und actionorientiert, fraglos gekonnt inszeniert

8. Bis zur bitteren Neige (2,5/5)
Säufer-Drama mit viel Product-Placement, letztlich nicht viel mehr als Oswalds Versuch, einen Alfred-Vohrer-Film zu machen

Zudem gehören natürlich noch weitere Beiträge zum filmischen "Simmelsurium":

Mein Schulfreund (1960) mit Heinz Rühmann
Mit Himbeergeist geht alles besser (1960)
Affäre Nina B. (1961)
Es muss nicht immer Kaviar sein bzw. Dieses Mal muss es Kaviar sein ( beide 1961) von Artur Brauner produziert

sowie

Die wilden Fünfziger (1983) von Peter Zadek
Bitte lasst die Blumen leben (1986)

Diese kenne ich entweder nicht bzw. ich habe sie vor Ewigkeiten mal gesehen.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.931

04.03.2018 23:25
#110 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Im Nachgang zu Karin Dors 80. Geburtstag habe ich mir dann doch nochmal "Die Antwort kennt nur der Wind" angesehen, auch wenn ich damit mit der Chronologie gebrochen habe...

Die Antwort kennt nur der Wind (BRD/F 1974)

Regie: Alfred Vohrer

Darsteller: Maurice Ronet, Marthe Keller, Karin Dor, Raymond Pellegrin, Charlotte Kerr, Walter Kohut, Herbert Fleischmann, Eva Pflug, Heinz Baumann, Konrad Georg, Klaus Schwarzkopf, Alf Marholm, André Falcon, Anton Driffing u.a.



Der deutsche Bankier Hellmann kommt bei der Explosion seiner Yacht zu Tode. Versicherungsdetektiv Robert Lucas soll herausfinden, ob es sich um Mord, Unfall oder Selbstmord handelt, denn Selbstmord ist von Hellmanns Lebensversicherung nicht umfasst...

Eine vergleichsweise gradlinige Kriminalstory im Milieu der Wirtschaftskriminalität ohne mehrere nebenher verlaufende (Neben-)Handlungsstränge bietet "Die Antwort kennt nur der Wind". Leider verlegt sich der Streifen nach einer einigermaßen vielversprechenden ersten Hälfte zu sehr auf die Liebschaft zwischen dem Versicherungsdetektiv, der von dem Franzosen Maurice Ronet ("Fahrstuhl zum Schafott") verkörpert wird, und Marthe Keller ("Der Marathon-Mann"). Hier gibt sich der Film leider einmal mehr im Übermaß dem Kitsch hin. Auch wenn das Tempo hoch gehalten und die Szenenwechsel regelmäßig bleiben, hätte man sich die ein oder andere dieser Szenen doch schenken können. Dies im Zusammenhang mit dem doch recht simplen Plot geben dem Ganzen einen ausgesprochen trivialen Anstrich. Auf der Habenseite weiß man immerhin schön fotografierte Schauplätze in Frankreich (Nizza, Cannes) und der Schweiz (Zürich), einen Ohrwurm-Soundtrack und eine Besetzung von internationalem Format, welche dem Film ein entsprechendes Flair verleiht. Ronet und Keller agieren solide, wenngleich ihnen Buch und Regie mit ihren kitschigen Mmenten das Leben nicht immer leicht machen. Karin Dor sieht man in einer anderen Rolle, als man es aus den seligen 1960ern gewohnt ist. Sie spielt eine Hausangestellte auf dem Anwesen der Witwe des toten Bankiers, die sich an Lucas wendet, da sie Informationen hat, die die Ursache des Todes von Hellmann erklären. Gerade zu Anfang mit Pferdeschwanz und Dienstuniform sieht man ihrem Gesicht die Spuren ihrer Krankheit deutlich an. Später mit offenem Haar relativiert sich der Eindruck ein wenig. Leider hat sie sich nicht selbst synchronisiert. Alles in allem ein nicht uninteressanter Part für die Aktrice. Schade, dass sie danach im Kriminalfilm nur noch spärlich zu sehen war. Gerade die TV-Produktionen jener Zeit hätten sicher noch interessante Rollen parat gehabt.

Insgesamt ist "Die Antwort kennt nur der Wind" sicher der am leichtesten konsumierbare der mir vier mir bekannten Simmel-Filme, obwohl auch hier gerade hinten raus nicht mit Melodramatik gegeizt wird. Im vorliegenden Beitrag steht die Mischung aus Kitsch und Melodram jedoch dem Filmgenuss nicht ganz so sehr im Weg wie in anderen Simmel-Filmen bzw. wird von der überschaubereren Story, der flotten Inszenierung, den Postkartenmotiven und der Ohrwurm-Musik ein Stück weit überdeckt. In der richtigen Stimmung durchaus ansehbar.


Vergleichsweise simpel gestrickter Thriller aus dem Wirtschaftskriminalitäts-Sektor mit internationalem Flair und Hang zu Kitsch und Melodramatik. 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

19.09.2018 23:42
#111 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Alle Menschen werden Brüder (BRD 1973)

Regie: Alfred Vohrer

Darsteller: Harald Leipnitz, Doris Kunstmann, Rainer von Artenfels, Klaus Schwarzkopf, Herbert Fleischmann, Alf Marholm, Konrad Georg, Roberto Blanco, Ingrid van Bergen, Christiane Maybach, Elisabeth Volkmann, Heinz Baumann, Herbert Lenschau



„Alle Menschen werden Brüder“ erzählt die Geschichte zweier Brüder, die neben ihrer familiären Abstammung auch ihr Beruf und die Liebe zu einer Frau eint. Letzterer Umstand führt jedoch auch dazu, dass sich eine tiefe Feindschaft zwischen beiden entwickelt...

Obwohl auch „Alle Menschen werden Brüder“ eine verschachtelte Erzählstruktur aufweist – zu Beginn bekommt der Zuschauer Teile des Finales präsentiert, ohne sie vollends einordnen zu können, anschließend wird die Handlung in Rückblenden, aber nicht linear geschildert – fällt es dem Betrachter leichter, dem Geschehen zu folgen, nicht zuletzt weil anders als in vorangegangenen Filmen zugunsten des Fokusses dankenswerterweise auf allzu viele Nebenplots verzichtet wurde. Entsprechend ist man eher bereit, sich auf die virtuose Erzählstruktur einzulassen. Virtuos ist abermals auch die Inszenierung Alfred Vohrers, die sogar seine sehr gute Arbeit im Erstling „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ übertrifft. Der Regisseur setzt auf Weitwinkel, Zooms und den Einsatz von Handkamera. Tatkräftiger Unterstützung konnte er sich insoweit durch seinen Kameramann Charly Steinberger, der auch bei den bisherigen Simmel-Filmen Alfred Vohrers im Einsatz war, sicher sein. Gerade zu Anfang gibt es ungemein schnelle Sznenenwechsel, wodurch Vohrer das Tempo extrem hoch hält und die erste Hälfte des Films wie im Fluge vergeht. Auch das Finale weiß zu überzeugen und hält einen besonders schönen Twist parat. Inhaltlich wird wieder einmal ein interessanter Bogen vom Nazi-Deutschland in die (damalige) Gegenwart geschlagen. Leipnitz' Figur bekam nach Ende des Zweiten Weltkriegs Scheibverbot und schützt nun Ex-Nazis vor ihrer Enttarnung. Einer dieser ehemaligen Nationalsozialisten deutet an, wie viele „Schreibtischtäter“ er enttarnen könne, die in der Bundesrepublik unerkannt in anderer Funktion ihren Dienst tun.

Auf Seiten der Darsteller ging man zumindest bezüglich der Brüder neue Wege. Harald Leipnitz in seinem ersten Simmel-Film (in „Der Stoff, aus dem die Träume sind“ hatte er schon einen Synchronpart übernommen) überzeugt in der Rolle des „bösen“ Bruders durch präzises und bitterböses Spiel, mit dem er einmalmehr seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Der „gute“ Bruder wird von dem weitgehend unbekannten Rainer von Artenfels verkörpert, der aber ebenfalls eine respektable Leistung abruft. Eine gute Figur gibt auch die Simmel-erprobte Doris Kunstmann in der Rolle der die Brüder spaltenden Femme Fatale ab. Um dieses Trio versammelte die Produktion eine Reihe bewährter Kräfte, allen voran der wieder mal hervorragende Klaus Schwarzkopf, Herbert Fleischmann, Konrad Georg und Alf Marholm. Ihre Gesangsqualitäten unter Beweis stellen darf abermals Ingrid van Bergen. Wesentlich besser als befürchtet schlägt sich Roberto Blanco als Freund des „guten“ Bruders. Abgerundet wird dieser bis dato rundeste Simmel-Film durch den abermals bittersüßen Score von Erich Ferstl und die abwechslungsreichen Schauplätze, von denen das exotische Marrakesch heraussticht.

Qualitativ bewegt sich die Filmjuwelen-DVD auf dem Niveau der Kinowelt-Scheiben: 4:3-Format und etwas blasse Farben. Dazu gibt es ein lesenswertes Booklet.


„Alle Menschen werden Brüder“ schafft es, die Stärken der vorangegangenen Filme (starker Cast, virtuose Inszenierung, stimmige Musik) zu bündeln und dazu alte Schwächen (übermäßiger Kitsch, zu viele Nebenplots, wirre Erzählstruktur) weithin abzustellen, weshalb er als der bis dato mit Abstand überzeugendste Simmel-Film Alfred Vohrers daherkommt. 4,5 von Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

24.09.2018 00:07
#112 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Gott schützt die Liebenden (BRD 1973)

Regie: Alfred Vohrer

Darsteller: Harald Leipnitz, Gila von Weitershausen, Andrea Jonasson, Nino Castelnuovo, Walter Kohut u.a.



Als Paul Holland von einer Dienstreise zurückkehrt, ist seine Verlobte Sybille verschwunden. Eine Spur führt ihn nach Wien, wo er Sybille vor einem Haus findet, deren Adresse er auf einer Nachricht auf Sybilles Anrufbeantworter vernommen hatte. Dort trifft er auf Sybille und die Leiche eines Mannes. Schnell wird Paul klar, dass Sybille ihm einiges verschwiegen hat...

Nachdem man „Alle Menschen werden Brüder“ mit Fug und Recht als Quintessenz der bisherigen Simmel-Verfilmungen der 1970er-Jahre bezeichnen konnte, bedeutet „Gott schützt die Liebenden“ wieder einen Rückfall in alte Muster. Die Story wird zwar auch wieder ab Mitte des Films über weite Strecken in Rückblenden erzählt. Von der Komplexität der Geschichten zu „Und Jimmy ging zum Regenbogen“, „Der Stoff aus dem die Träume sind“ oder „Alle Menschen werden Brüder“ ist man vorliegend jedoch meilenweit entfernt. Obendrein geht Vohrers Inszenierung - möglicherweise den internationelen Produktionspartnern geschuldet – nahezu jedwede Ambition abhanden. Von den kreativen Kameraeinstellungen, die den Vorgänger auszeichneten und ihm eine ungemeine dichte verliehen, ist nichts mehr zu sehen. Sobald die Rückblenden einsetzen, begibt sich der Film überdies auf schmierige Kitsch-Pfade. Harald Leipnitz hat wiederum die Hauptrolle inne, bleibt aber weithin unterfordert. Gila von Weitershausen überzeugt nur leidlich und bleibt neben der eifersüchtigen Andrea Jonasson ausgesprochen blass. Nino Castelnuovo kommt etwas gelackt daher und trägt seinen Anteil dazu bei, dass der Film in die Kitsch-Ecke abdriftet. Einen soliden Part liefert demgegenüber Walter Kohut. Für die Musik ist diesmal Hans-Martin Majewski verantwortlich. Ihm gelingt es indes nicht, einen ähnlich eindrücklichen Score abzuliefern wie Kollege Ferstl. Summa summarum ein Werk, das auf der oberflächlichen Ebene unterhält, den Zuschauer darüber hinaus allerdings nicht recht abzuholen weiß. Selbst das tragsiche Ende verpufft einigermaßen.


Inhaltlich schlicht, ohne größere Ambition inszeniert, noch dazu bisweilen unangenehm kitschig. Wofür sich „Gott schützt die Liebenden“ das „Prädikat: wertvoll“ verdient haben soll, bleibt aus heutiger Sicht dunkel. 2,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

03.10.2018 17:06
#113 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Bis zur bitteren Neige (BRD 1975)

Regie: Gerd Oswald

Darsteller: Maurice Ronet, Suzy Kendall, Susanne Uhlen, Christine Wodetzky, Rudolf Fernau, Karl Renar, Balduin Baas u.a.



„Bis zur bitteren Neige“ führt den schon in den letzten beiden Filmen eingeschlagenen Weg fort, den Jan ziemlich treffend als „elitär-kitschig“ umschrieben hat. Maurice Ronet, schon im Vorgänger „Die Antwort kennt nur der Wind“ als Hauptdarsteller mit von der Partie, darf den abgehalfterten, finanziell von seiner Ehefrau abhängigen Schauspieler namens Jordan mimen, der ein Comeback anstrebt, um ein neues, unabhängiges Leben mit der angeheirateten Tochter seiner Ehefrau zu führen, mit der er ohne Wissen seiner Frau ein Kind erwartet. Jordans Ehefrau wird von der Wallace-erprobten Suzy Kendall („Das Rätsel des silbernen Dreieck(s)“, ebenfalls bekannt aus „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“) verkörpert. Ihr Part bekommt im Film sicher auch aus dramaturgischen Gründen nicht sehr viel Raum, weswegen es der Schauspielerin nicht recht gelingen mag, dem Werk ihren Stempel aufzudrücken. Passenderweise wird sie allerdings von der Simmel-erfahrenen Judy Winter synchronisiert. Das Figuren-Dreieck wird von der jungen Susanne Uhlen komplettiert. In weiteren Rollen sieht man Rudolf Fernau als zweifelhaften und Christine Wodetzky als vorbildlichen Vertreter der ärztlichen Zunft. Beide werten den Film durch ihre guten Darbietungen ein Stück weit auf. Weiterer Pluspunkt ist der Schauplatz Wien, der schon in „Und Jimmy ging um Regenbogen“ als solcher genutzt wurde. Inhaltlich ist das Ganze 85 Minuten reines Melodram und 15 Minuten Krimi, von der inhaltlichen Komplexität vorangegangener Werke ist der Film ähnlich wie die beiden letzten Simmel-Verfilmungen weit entfernt. Gerd Oswald, der den verhinderten Alfred Vohrer ersetzte, inszeniert nicht so experimemtell wie sein Vorgänger. Handkamera, Froschperspektiven und ähnliche „Spielereien“ sucht man daher vergebens. Der Film plätschert vielmehr ein bisschen vor sich hin, ohne dabei wirklich zu langweilen. Tendenziell im Gesamteindruck besser als „Gott schützt die Liebenden“, für reine Krimi-Freunde trotzdem weniger gut geeignet.

Die DVD von Filmjuwelen präsentiert den Film leider nur auf VHS-Niveau. Das Booklet ist demgegenüber sehr informativ.


Viel Melodram, wenig Krimi. Dank des soliden Casts und der ordentlichen Inszenierung noch 3 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

04.10.2018 21:57
#114 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Lieb Vaterland magst ruhig sein (BRD 1976)

Regie: Roland Klick

Darsteller: Heinz Domez, Catherine Allégret, Georg Marischka, Günther Pfitzmann, Rudolf Wessely, Paul Glawion, Margot Werner, Rolf Zacher u.a.



Berlin, 1964: Ein Kleinganove namens Bruno Knolle soll im Auftrag der DDR einen der Köpfe einer Organisation, die illegale Fluchthilfe betreibt, entführen. In West-Berlin angekommen, nimmt er jedoch Kontakt mit den dortigen Behörden auf und avanciert auf diesem Wege zum Doppelagenten, der zwischen die Fronten von BRD und DDR gerät...

„Lieb Vaterland magst ruhig sein“ war anders als die bisherigen Simmel-Verfilmungen der 1970er-Jahre keine Produktion Luggi Waldleitners, vielmehr zeichnete sich Bernd Eichinger („Der Name der Rose“) für den Film verantwortlich. Auf dem Regiestuhl nahm Roland Klick Platz. Die Besetzung fällt alles in allem unspektakulärer aus als bei den vorangegangenen Simmel-Filmen. Hier im Forum von Interesse sind Günther Pfitzmann, Georg Marischka und Rolf Zacher. Regisseur Klick inszeniert modern, straff und schnörkellos. Die Inszenierung kommt ohne Rückblenden aus, inhaltlich wird kein Bogen zurück zur NS-Zeit gespannt, statt dessen interessiert die jüngere Vergangenheit, Berlin kurz nach dem Mauerbau. Anders als die vorangegangenen Simmel-Filme kommt der Film zudem ohne Kitsch aus, dennoch hat es im Rahmen dieser ersten Sichtung – man verzeihe mir dieses Wortspiel - bei mir nicht „Klick“ gemacht. Das liegt in erster Linie daran, dass es keine wirkliche Sympathiefigur gibt. Hauptfigur Knolle wird von Heinz Domez in einer Weise gespielt, die es dem Betrachter schwer macht, mit ihm zu fiebern. Permanent grimmig dreinblickend, bleibt seine Darstellung unnahbar. Dieses Defizit in Bezug auf seinen Hauptdarsteller lassen den Film über weite Strecken ein wenig dröge erscheinen.


Schnörkellos inszenierte, über weite Strecken aber recht dröge Verfilmung eines Simmel-Romans. Noch 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

07.10.2018 20:17
#115 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Fazit zu den Simmel-Verfilmungen der 1970er-Jahre

Nachdem ich nun wenigstens alle Simmel-Verfilmungen der 1970er-Jahre gesichtet habe ("Bitte lasst die Blumen leben" werde ich erstmal aussparen), abschließend ein kurzes Fazit.


Unabhängig wie man im einzelnen zu den Filmen steht, muss man ihnen jedenfalls zugute halten, dass mit ihnen weitgehend erfolgreich versucht wurde, in den für das (kriminalistische) deutsche Unterhaltungskino gewiss nicht leichten 1970er-Jahren eine Reihe zu etablieren, die einen gewissen künstlerischen Anspruch besitzt und gepaart mit der Verpflichtung zugkräftiger Stars den seit Versanden der Wallace-Reihe sinkenden Krimi-Stern im deutschen Kino ein wenig weiter leichten zu lassen. Interessant sind sie zudem aufgrund ihrer Genre-Mixtur aus Kriminal- und Drama-Elementen sowie der inhaltlichen Rückverbindungen auf die aus damaliger Sicht noch jüngere Vergangenheit. Gleichwohl muss man festhalten, dass diese Genre-Mixtur anders als bei den Wallce-Filmen, wo es überwiegend Mischungen aus Kriminalfilm und Komödie gab, längst nicht so gut gelungen ist. Genau gesagt konnte nur einer von sieben Filmen "Alle Menschen werden Brüder" wirklich überzeugen. Die anderen Beiträge krankten an übermäßigem Kitsch oder daran, dass man die zugrunde liegenden Romane nicht wirklich in den Griff bekam und sich in Nebenplots- und -figuren verlor.

Im Einzelnen würde ich die Filme in folgende Reihung bringen:

1. Alle Menschen werden Brüder 4,5/5
2. Und Jimmy ging zum Regenbogen 3,5/5
3. Die Antwort kennt nur der Wind 3,5/5
4. Lieb Vaterland magst ruhig sein 3,5/5
5. Bis zur bitteren Neige 3/5
6. Der Stoff aus dem die Träume sind 3/5
7. Liebe ist nur ein Wort 2,5/5
8. Gott schützt die Liebenden 2,5/5

Jan Offline




Beiträge: 1.753

07.10.2018 21:57
#116 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Fassungslos und mit dicken Tränen des Entsetzens lese ich die Rangliste und bleibe stumm zurück...




Gruß
Jan

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

07.10.2018 22:08
#117 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #116
Fassungslos und mit dicken Tränen des Entsetzens lese ich die Rangliste und bleibe stumm zurück...

Nimm es nicht so schwer. Du bist nicht der Einzige, dem es so geht. Ich fühle mit Dir.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

08.10.2018 15:50
#118 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Tja, die Antwort auf die Frage, wie ich zu dieser Rangfolge komme, kennt dann scheinbar auch nur der Wind.

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

27.10.2019 11:03
#119 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #110
Im Nachgang zu Karin Dors 80. Geburtstag habe ich mir dann doch nochmal "Die Antwort kennt nur der Wind" angesehen, auch wenn ich damit mit der Chronologie gebrochen habe...

[b]Die Antwort kennt nur der Wind (BRD/F 1974)

Karin Dor sieht man in einer anderen Rolle, als man es aus den seligen 1960ern gewohnt ist. Sie spielt eine Hausangestellte auf dem Anwesen der Witwe des toten Bankiers, die sich an Lucas wendet, da sie Informationen hat, die die Ursache des Todes von Hellmann erklären. Gerade zu Anfang mit Pferdeschwanz und Dienstuniform sieht man ihrem Gesicht die Spuren ihrer Krankheit deutlich an.




Widerspruch. Karin Dor hatte ihre Erkrankung schon Jahre hinter sich. Du machst den Fehler Karin Dor auf ihr Aussehen zu reduzieren, was genau der Punkt war, warum sie in den 70ern kaum noch besetzt wurde.
Gerade am Anfang wirkt Karin Dor mit Pferdeschwanz nicht als Schönheit, sondern sie wirkt ziemlich suspekt und es ist ihr alles zuzutrauen.
Mit damals 36 lieferte sie halt nicht mehr das Bild des jungen Mädchens.
Ich hätte sie gern in den 70ern bei Fassbinder als Nutte, Alkoholikerin oder sonstwas, nicht ihrem Rollen Klischee entsprechendes, gesehen, mit dem Mut zur Hässlichkeit.
Sie hätte es definitiv drauf gehabt.
Als sie in den 70ern reifer wurde, hätte sie so viele tolle Rollen spielen können aber letztendlich hatten die Filmmemacher des neuen deutschen Films Karin Dor nur als Schönheit im Kopf. Man konnte sich Karin Dor schlichtweg nicht als realistischer, ungeschminkter Charakter vorstellen.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

28.10.2019 17:46
#120 RE: Johannes Mario Simmel: Die Verfilmungen von 1971 bis 1976 Zitat · Antworten

Zitat von eastmancolor im Beitrag #119
Zitat von Ray im Beitrag #110
Im Nachgang zu Karin Dors 80. Geburtstag habe ich mir dann doch nochmal "Die Antwort kennt nur der Wind" angesehen, auch wenn ich damit mit der Chronologie gebrochen habe...

[b]Die Antwort kennt nur der Wind (BRD/F 1974)

Karin Dor sieht man in einer anderen Rolle, als man es aus den seligen 1960ern gewohnt ist. Sie spielt eine Hausangestellte auf dem Anwesen der Witwe des toten Bankiers, die sich an Lucas wendet, da sie Informationen hat, die die Ursache des Todes von Hellmann erklären. Gerade zu Anfang mit Pferdeschwanz und Dienstuniform sieht man ihrem Gesicht die Spuren ihrer Krankheit deutlich an.




Widerspruch. Karin Dor hatte ihre Erkrankung schon Jahre hinter sich. Du machst den Fehler Karin Dor auf ihr Aussehen zu reduzieren, was genau der Punkt war, warum sie in den 70ern kaum noch besetzt wurde.
Gerade am Anfang wirkt Karin Dor mit Pferdeschwanz nicht als Schönheit, sondern sie wirkt ziemlich suspekt und es ist ihr alles zuzutrauen.
Mit damals 36 lieferte sie halt nicht mehr das Bild des jungen Mädchens.
Ich hätte sie gern in den 70ern bei Fassbinder als Nutte, Alkoholikerin oder sonstwas, nicht ihrem Rollen Klischee entsprechendes, gesehen, mit dem Mut zur Hässlichkeit.
Sie hätte es definitiv drauf gehabt.
Als sie in den 70ern reifer wurde, hätte sie so viele tolle Rollen spielen können aber letztendlich hatten die Filmmemacher des neuen deutschen Films Karin Dor nur als Schönheit im Kopf. Man konnte sich Karin Dor schlichtweg nicht als realistischer, ungeschminkter Charakter vorstellen.



Zumindest Nachwirkungen der Krankheit sieht man ihr für meine Begriffe aber schon an. Davon abgesehen reduziere ich sie nicht auf ihr Aussehen, sondern habe lediglich die Feststellung getroffen, dass sich ihre Rolle von denjenigen aus dem vergangenen Jahrzehnt unterscheidet. Ich hab glaube ich an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass ich sie ebenfalls gerne in dieser Zeit und in den folgenden Jahren gerne in weiteren anderen Rollen gesehen hätte, z.B. im deutschen TV-Krimi, weil sie eben auch eine gute Schauspielerin war. Bin da also durchaus bei dir.

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