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Dieses Thema hat 5.290 Antworten
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Blap Offline




Beiträge: 1.128

21.07.2010 20:19
#3451 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Rhea M... Es begann ohne Warnung (USA 1986, Originaltitel: Maximum Overdrive)

Die Erde gerät unter den Einfluss des Kometen Rhea M. Sehr unangenehm, denn Maschinen beginnen durchzudrehen und Menschen zu attackieren. Eine Klappbrücke wird für einige Verkehrsteilnehmer zur Todesfalle, Automaten beschiessen Menschen mit Coladosen, Rasenmäher betätigen sich als Mettgutproduzenten. Bill (Emilio Estevez) hat momentan eigentlich ganz andere Sorgen. Der ehemalige Strafgefangene arbeitet in einer Raststätte, sein Chef Mr. Hendershot (Pat Hingle) ist ein fieser Ausbeuter, Konflikte mit dem Personal sind an der Tagesordnung. Die Raststätte verfügt auch über eine Tankstelle, was sich während der "Kometenkrise" als sehr unangenehm erweisen soll. Wildgewordene Trucks ohne Fahrer belagern das Gelände, wer flüchten will wird ohne Gnade von den Höllenmaschinen überrollt. Für die anwesenden Menschlein beginnt ein Kampf ums nackte Überleben. Bill und sein Chef geraten sich immer häufiger und heftiger sich in die Haare. Doch immerhin findet der junge Mann in der Tramperin Brett (Laura Harrington), eine ehrliche, zuverlässige und schlagfertige Helferin...

Viele Stephen King Romane/Kurzgeschichten wurden verfilmt, bei "Maximum Overdrive" führte der hauptberufliche Schreiberling erstmals selbst Regie (lässt man seine Mitwirkung bei "Creepshow" (1982) unberücksichtigt). Der hier kurz vorgestellte Film ist Kings erste Regiearbeit bezüglich eines abendfüllenden Streifens. Der Auftakt gelingt dem "Anfänger" sehr gut, während einer Szene an einem Bankautomaten nimmt sich Mr. King gleich selbst kräftig auf die Schippe. Es folgen dramatische Ereignisse auf einer Klappbrücke, ebenfalls sehr unterhaltsam inszeniert, abgerundet durch liebenswerten Humor. Munter geht es weiter mit dem Automaten des Schreckens, bis uns die Reise schliesslich zur besagten Raststätte führt. King lockert die dortigen Ereignisse zunächst geschickt auf. Wir bekommen es mit einem frisch verheirateten Pärchen zu tun, das unter grösster Lebensgefahr die Raststätte erreicht. Ein kleiner Junge schlägt sich per Fahrrad bis zum Tank- und Fresstempel durch. Doch nach und nach geht dem Film ein wenig die Luft aus, King ergeht sich zu häufig in belanglosen Füllszenen, auch der Humor läuft ab und an ins Leere. An den Darstellern liegt es sicher nicht, die Damen und Herren erledigen ihre Arbeit solide. Emilio Estevez wirkt wie üblich recht unscheinbar, er passt aber gut in die Rolle des "kleinen Alltagshelden". Pat Hingle überzeugt als ätzender Fiesling, auf den Mann ist immer Verlass. Er gehört zur Riege der sehr gefragten Nebendarsteller, sein Name ist nicht sonderlich bekannt, doch jeder Filmfreund wird sein Gesicht schon häufiger gesehen haben. Weiterhin fällt das junge Ehepaar auf. Der zunächst ein wenig schüchterne Gatte wächst zum Nebenhelden heran, wärend sein Weiblein Connie (Yeardley Smith), die Schwelle zur hysterischen Nervensäge des öfteren überschreitet.

Die Sprache fällt erstaunlich grobschlächtig aus, selbst Schimanski "arschlocht" nicht dermaßen ausufernd. Die deutsche Synchronisation gefällt mir übrigens sehr gut, sie trifft den Zungenschlag des amerikanischen Originaltons auf angenehme Art. Belagerungsfilme haben bei mir immer Kredit, ergo geht "Maximum Overdrive" mit einem kleinen Sympathiebonus an den Start. King zeigt sich nicht nur bei den Dialogen aufgeschlossen für eine harsche Gangart, er klopft auch hier und da ein wenig aufs Mett. Übermäßig blutig wird es nicht, doch die entsprechenden Szenen wurden ansprechend realisiert. Leider mangelt es dem Nachwuchsregisseur ein wenig an Gespür, was die Disziplinen Tempo und Blick für das Wesentliche angeht. Zu oft lässt King sein Baby ein wenig ziellos umherschweifen. Beim Soundtrack setzt man überwiegend auf Beiträge von AC/DC. Aufgrund der Limitiertheit jener Herren aus Australien, hätte ich mir die Beteiligung weiterer Künstler gewünscht. Der Verzicht auf den üblichen "Hollywood-Streicher-Schleim" begrüße ich ausdrücklich. Doch "Rocker" Stephen King hätte gut daran getan, sich nicht nur auf Schrubber Angus samt Anhang zu verlassen. Ich will nun aber nicht krampfhaft nach Haaren in der Suppe suchen, denn für einen Erstling geht "Maximum Overdrive" durchaus in Ordnung. Die Schwachpunkte sehe ich diesem durchweg sympathischen Werk gern nach, alle Jahre wieder führe ich mir den Streifen zu Gemüte. Weitere Zuneigung sichert sich der Film durch seine angenehme Selbstironie. Diese zieht sich durch die gesamte Handlung, beginnt mit der Eröffnungszene am Geldautomaten, endet mit der erklärenden Texttafel vor Beginn des Abspanns.

Die DVD von Kinowelt ist insgesamt zufriedenstellend geraten. Beim Kauf gilt es zu beachten, der gekürtzen Scheibe mit FSK 16 Freigabe die kalte Schulter zu zeigen. Die ungekürzte Fassung ohne Jugendfreigabe ist ebenfalls für kleines Geld zu bekommen, z.B. für 6.98€ im Shop der OFDB (der übrigens ab 20€ Bestellwert ohne Versandkosten verschickt).

Für diesen liebenswerten Film möchte ich 6,5/10 (oberste Mittelklasse) in die Waagschale werfen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass diese Bewertung einen kleinen Fanbonus beinhaltet. Skeptiker könnten durchaus zu einem weniger freundlichen Ergebnis gelangen.

Lieblingszitat:

"...und wenn du deine Finger nicht von meinem Bein nimmst, dann wirst du dir den Arsch das nächste Mal mit einem Haken abwischen!"

***

Vom Ursprung her verdorben

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

21.07.2010 20:27
#3452 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Blap
Rhea M... Es begann ohne Warnung (USA 1986, Originaltitel: Maximum Overdrive)

Für diesen liebenswerten Film möchte ich 6,5/10 (oberste Mittelklasse) in die Waagschale werfen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass diese Bewertung einen kleinen Fanbonus beinhaltet. Skeptiker könnten durchaus zu einem weniger freundlichen Ergebnis gelangen.

Lieblingszitat:

"...und wenn du deine Finger nicht von meinem Bein nimmst, dann wirst du dir den Arsch das nächste Mal mit einem Haken abwischen!"


...hier stimme ich dir voll und ganz zu...es ist für mich einer der unterschätzten king-verfilmungen...wie du schreibst...ein liebenswerter film...nicht mehr...und nicht weniger...

joachim.
p.s. wann gibt es eigentlich von dir die nächste wallace-beurteilung...

Blap Offline




Beiträge: 1.128

21.07.2010 21:56
#3453 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp

p.s. wann gibt es eigentlich von dir die nächste wallace-beurteilung...



Da die letzte Box ansteht, zögere ich dies noch ein wenig heraus. Natürlich möchte ich zum "Finale" gelangen, aber ich steigere die Vorfreude gern ins Unermeßliche. Als nächster Wallace wird "Der Mann mit dem Glasauge" in den Player wandern, ausserhalb der achten Box steht noch Francos "Akasava" an.

Es wird sicher nicht mehr allzu lange dauern, bis ich ein paar Zeilen zu "Glasauge" schreibe. Wenn ich mit allen Titeln durch bin, gibt es zum Abschluss meine ganz persönliche Rangliste. "Eigentlich" halte ich von solchen Listen nicht viel, doch in diesem Fall konnte ich dann doch nicht widerstehen. Meine Liste wird vermutlich nicht ganz deckungsgleich mit der vorherrschenden Meinung sein. Aber das macht es ja erst so richtig interessant.

Irgendwie ist jeder Wallace Filme auf seine Art liebenswert. Selbst der bisher bei mir letztplatzierte Rialto Film, hat durchaus seine gewissen Reize und Vorzüge. Dies gilt auch für den letzen Rang der Gesamtliste.

***







Vom Ursprung her verdorben

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

22.07.2010 13:07
#3454 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Nostalgie Pur...einfach herrlich das Berlin von 1965
...und dann noch all die "toten Schauspieler"...köstlich wie die sich lieben!
PLAYGIRL - BERLIN IST EINE SÜNDE WERT
mit Eva Renzi*, Harald Leipnitz, Paul Hubschmid, Rudolf Schündler, Narziss Sokatscheff v.a. und weitere 30 mehr oder minder bekannte Berliner/innen.
Musik: Peter Thomas. Buch und Regie: Will Tremper. FSK: ab 18 Jahren.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

*Aufgrund dieses Films wurde Eva Renzi von Produzent Harry Salzmann für dessen Film "Finale in Berlin" engagiert. (Die bereits verpflichtete Anjette Comer wurde von ihm ausbezahlt.)

Christopher Offline



Beiträge: 239

22.07.2010 13:55
#3455 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

gerade beendet

Louis de Funes in Jo - Hasch mich,ich bin der Mörder

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

22.07.2010 14:18
#3456 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Ein schönes Abenteuer zur Kaffee-Zeit!
Pierre Brice in
DIE GOLDENE GÖTTIN VOM RIO BENI
mit Harald Juhnke, René Deltgen, Hans von Borsody u.v.a.
Eine International Germania Filmproduktion im Verleih der Constantin Film.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

22.07.2010 15:41
#3457 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Gestern Abend: Die Verdammten der blauen Berge

Nach langer Zeit mal wieder. Hatte ganz vergessen, dass das eine Harry Alan Towers Produktion ist. Kann man den Film eigentlich auch als Epigone auffassen? Der exotische Schauplatz wertet den Allerweltsplot jedenfalls etwas auf. Viel Gutes ist allerdings nicht über den Film zu sagen. Die Charaktere bleiben alle ziemlich platt und an einigen Stellen hängt leider das Tempo durch. Aber alle Jubeljahre kann man sich den Film mal angucken.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

22.07.2010 15:58
#3458 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Die Hölle im Pazifik.
DIE LETZTEN DREI DER ALBATROS
mit Joachim Hansen, Harald Juhnke, Horst Niendorf v.a. und Horst Frank.
Produziert von Wolf C. Hartwig. Regie: Wolfgang Becker. Ein Rapid-Film in UltraScope im Verleih der Constantin Film.

Hätte der sehr hölzerne Hansen nicht die Hauptrolle gespielt, wäre der Film vielleicht unterhaltsam. Er nervt nur und es ist eine Freude wenn Juhnke oder Niendorf ihm eins Versetzen.

Es ist interessant einmal festzustellen dass der Regisseur Wolfgang Becker der fürs ZDF drei Straßenfeger inszenierte fürs Kino nur Flops ablieferte - "Der lustige Krieg des Hauptmann Pedro", "Kein Engel ist so rein", "Ein Ferienbett mit 100 PS", "Ich schlafe mit meinem Mörder" und "Die letzten Drei der Albatros". Schon seltsam, der zumindest sein Inszenierungsstil gut ist.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

Christopher Offline



Beiträge: 239

22.07.2010 17:34
#3459 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

John Wayne in Rio Lobo

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

22.07.2010 17:44
#3460 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

...und weiter geht's mit NOSTALGIE und einem Becker-Film.
ICH SCHLAFE MIT MEINEM MÖRDER
mit Harald Leipnitz, Ruth-Maria Kubitschek, Véronique Vendell, Friedrich Joloff u.v.a.
Idee und Buch: Werner P. Zibaso. Drehbuchüberarbeitung Wilibald Eser. Kamera: Rolf Kästel. Musik. Martin Böttcher. Herstellungsleitung: Ludwig Spitaler. Produziert von Wolf C. Hartwig. Regie: Wolfgang Becker. Ein Rapid-Film im Inter Filmverleih. FSK: ab 18 Jahren.

In der Tat wohl eines der besten Drehbücher das Zibaso je geschrieben hat - oder lag's an der Überarbeitumg von Wilibald Eser? Eigentlich ein Kriminalfilm - lange vor Derricks Zeiten - in dem alles stimmte - nur die Kinokasse nicht. Harald Leipnitz ging danach wieder zum Theater, synchrobisierte und spielte erst wieder 1972 eine Hauptrolle in "Alle Menschen werden Brüder". Ein Film der sich schon aus nostalgischen Gründen und wegen Martin Böttcher lohnen würde, wenn er auf DVD erscheinen würde. Vermutlich wird es aber an der FSK scheitern.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

22.07.2010 17:51
#3461 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Die letzten Tage einfach überragendes Kino:

Dreizehn unter einem Hut
BRD, 1950
Regie: Johannes Meyer
mit Volker von Collande, Inge Landgut, Ruth Leuwerik, Loni Heuser, Rudolf Platte etc.

Lebensborn
BRD, 1961
Regie: Werner Klingler
mit Maria Perschy, Joachim Hansen, Harry Meyen, Gert Günther Hoffmann, Marisa Mell etc.

Der Obersteiger
Ö, 1952
Regie: Franz Antel
mit Hans Holt, Josefin Kipper, Wolf Albach-Retty, Waltraut Haas, Oskar Sima etc.

Blitzmädels an die Front
BRD, 1958
Regie: Werner Klingler
mit Eva Ingeborg Scholz, Antje Geerk, Bert Fortell, Klausjürgen Wussow, Horst Frank, Werner Peters etc.


Gruß
Mike

Blap Offline




Beiträge: 1.128

23.07.2010 00:15
#3462 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Carrie (USA 1976, Originaltitel: Carrie)

Eigentlich möchte Carrie White (Sissy Spacek) das ganze normale Leben eines Teenagers leben. Doch ihre Mutter Margaret (Piper Laurie) ist von religiösen Wahnvorstellungen zerfressen, drangsaliert ihre Tochter psychisch und physisch bis aufs Äusserste. Als Carrie nach dem Schulsport unter der Dusche steht, bekommt sie zum ersten Mal ihre Monatsblutung, auf die sie -mangels Aufklärung- panisch reagiert. Ihre Mitschülerinnen machen sich lustig über das völlig verängstigte Mädchen, das wegen seiner scheinbaren Seltsamkeit sowieso stets zum Opfer von Spott und Hohn wird. Zuhause angekommen setzt sich der Terror fort, Mutter Margaret wirft ihrer Tochter sündige Gedanken für, die Blutung wäre die Strafe dafür, ein Zeichen des Herrn. Immerhin findet Carrie in der Lehrerin Miss Collins (Betty Buckley) eine Fürsprecherin, die dem Teenager ein wenig Mut und Selbstbewusstsein vermittelt. Darüberhinaus ist Miss Collins fest dazu entschlossen, die Übeltäterinnen für die Aktion im Umkleideraum zu bestrafen. Es setzt Nachsitzen in Form von Sportunterricht, wer sich weigert, wird vom anstehenden Abschlussball ausgeschlossen. Bei Sue (Amy Irving) meldet sich das schlechte Gewissen, sie gehörte zu den Peinigerinnen, will Carrie nun aber eine Freude bereiten. Sie überredet ihren Freund Tommy (William Katt) dazu, die geknechtete Carrie zum Abschlussball zu begleiten. Nach anfänglicher Skepsis willigt Carrie ein, sie näht sich ein hübsches Kleid, überwindet sogar den Widerstand ihrer irren Mutter. Doch während Sue endlich verstanden hat, steht der verwöhnten Göre Chris (Nancy Allen) der Sinn nach Rache. Mit der Hilfe ihres stumpfsinnigen Freundes Billy (John Travolta), bereitet sie eine "Überraschung" für Carrie vor. Keiner der auf dem Ball anwesenden Schüler oder Lehrer ahnt, dass Carrie über telekinetische Kräfte verfügt, die bei Aufregung gewaltige Ausmaße erreichen können...

Erst landete mit "Femme Fatale" eine Regiearbeit von Brian De Palma in meinem Player. Einen Tag später gab es mit "Rhea M" eine Stephen King Verfilmung, bei der King selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm. Nun führt der lange vor diesen Streifen entstandene "Carrie", die Regiekünste De Palmas, mit einer Erzählung von Stephen King zusammen. Das Ergebnis beeindruckt mich auch nach vielen, vielen Jahren immer wieder, der Film ist meiner Meinung nach sogar im Laufe der Jahrzehnte gewachsen. "Carrie" schildert zunächst recht ausführtlich die Probleme eines Mädchens, das auf der Schwelle zur Frau steht, aber mit gigantischen Widerständen und Widersachern zu kämpfen hat. Das grösste Problem ist die eigene Mutter, die -zerfressen vom religiösen Irrsinn- der Tochter das Leben zur Hölle auf Erden macht. Alles ist Sünde, das Verderben, der Satan höchstpersönlich, lauern laut Mutter White hinter jeder Ecke, jeder Gedanke könnte eine unverzeihliche Sünde sein. Verstört durch diese kranken Ansichten und Auswüchse, kommt Carrie in der Schule nicht mit ihren Mitschülerinnen zurecht, die immer wieder über das wehrlose Mädchen herfallen, wie ein gieriges Rudel Hyänen tun würde. Als Carrie sich energisch aus dem Joch ihrer Mutter zu befreien beginnt, werden ihr die Rachegelüste einer Mitschülerin zum Verhängnis. De Palma lässt seine Hauptfigur leiden, sie sanft den lieblichen Nektar der Glückseligkeit kosten, um sie dann ohne Gnade in die tiefsten Abgründe menschlichen Elends zu stürzen. Gruselstimmung macht sich von Anfang an breit, doch diese ist eher als unterschwellige, lauernde Bedrohung präsent. Wenn Carrie von ihrer Mutter drangsaliert wird, sich nach und nach ihrer besonderen Kräfte bewusst wird, kocht die Bedrohung kurz auf, nur um gleich wieder unter der trügerischen Stille der Oberfläche zu verschwinden. Vordergründig betrachtet scheint De Palma nicht allzu schwelgerisch zu inszenieren, doch tatsächlich setzt der Regisseur die Ausrufezeichen immer genau zum perfekten Zeitpunkt. Beim Schulball steigert sich die Spannung ins Unermessliche, um sich schliesslich in einem grausigen Inferno zu entladen. De Palma setzt seine geliebten Stilmittel Split Screen und Zeitlupe mit traumwandlerischer Sicherheit ein, besonders die Zeitlupe zerrt an den Nerven des Zuschauers, lässt die Sinne schnurstracks ins Zentrum des Hölle rasen. Selten sorgte der ausufernde Einsatz der Zeitlupe, für eine derartig hohe Herzfrequenz!

Was Brian De Palma hier geleistet hat, lässt mich voller Ehrfurcht auf die Knie sinken. Doch die Schauspieler sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, denn sie tragen mit phantastischen Leistungen zum Gelingen des Werkes bei. An erster Stelle muss selbstverständlich die Hauptdarstellerin Sissy Spacek genannt werden. Sie durchlebt -wie der Zuschauer- einen unfassbar intensiven Trip, raus aus der heimischen Hölle, kurz in den Himmel der Glückseligkeit, nur um tiefer als jemals zuvor zu fallen. Spacek war während der Dreharbeiten bereits ein paar Jahre zu alt um einen Teenager zu spielen, doch dies trifft nur auf Papier zu. Durch ihre wenig frauliche Figur, und die gute Arbeit der Maskenbildner, nimmt man Spacek die Rolle auch optisch jederzeit ab. Ihre Leistung ist zu jeder Sekunde von äusserster Intensität. Verstört, verschüchtert und gepeinigt, plötzlich von der Hoffung auf ein besseres Leben ergriffen, zeigt sie sich energisch, kämpferisch, aufgeladen mit positiver Energie. Diese positive Energie kehrt sich nach dem "Anschlag" um, verwandelt die junge Frau in eine rasende Bestie, die trotzdem eine bizarr-ruhige Souveränität austrahlt, geprägt von beängstigender Präzision und Kälte. Auf ähnlich hohem Niveau spielt auch Piper Laurie, der man die fehlgeleitete Fanatikerin ebenso fraglos abnimmt. Amy Irving war noch mehrfach in Filmen De Palmas zu sehen. In "The Fury" (Teufelskreis Alpha, 1978) war sie mit ungewöhnlichen Kräften "gesegnet", Telekinese spielte auch dort eine wichtige Rolle. Nancy Allen gibt das "böse Mädchen", sie heiratete De Palma und war ebenfalls in weiteren Filmen ihres Gatten zu sehen ("Dressed to Kill", 1980 und "Blow Out", 1981). Die Rolle der verdorbenen Göre steht ihr gut zu Gesicht, der junge John Travolta unterstützt sie als notgeiler Dummbatz vortrefflich. Wenig später sollte er als Tanzmaus seinen grossen Durchbruch feiern, aber das ist eine andere Geschichte. Der "gute Junge" William Katt ist Horrorfreunden sicher durch "House" (1986) in Erinnerung. Betty Buckley als engagierte Lehrerin soll nicht unerwähnt bleiben, sie fügt sich -wie sämtliche Nebendarsteller- sehr gut in das Geschehen ein.

"Carrie" funktioniert nicht nur als Horrorbeitrag. Der Film prangert blinden Fanatismus an, rückt Ignoranz und Boshaftigkeit zu Leibe, doch De Palma erspart uns glücklicherweise den erhobenen Zeigefinger. Ebenfalls erspart bleibt dem dankbaren Zuschauer ein kitschiges Ende, denn "Carrie" bleibt bis zur letzten Sekunde konsequent, gnadenlos und intensiv. Ein sehr gutes Drehbuch in den Händen eines talentierten Regisseurs, dazu eine traumhaft gute Besetzung, fertig ist der zeitlose Klassiker! Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie der Film bei der ersten Sichtung auf mich wirkte. Es war leider nicht im Kino, ich sah "Carrie" erst Mitte der achtziger Jahre auf Video, doch ich war bereits damals extrem fasziniert. Die letzte Szene liess mich vor Schreck aus dem Sofa springen, so nah ist man dem ersten Infarkt nicht alle Tage. "Carrie" sei auch Filmfreunden ans Herz gelegt, die sich sonst eher weniger für Horror begeistern können, diese Perle sollte sich niemand entgehen lassen!

Mir liegt "Carrie" als ältere DVD Auflage vor. Das Bild wird dem Werk nicht ganz gerecht, eine anamorphe Abtastung glänzt durch Abwesenheit. Es gibt seit einiger Zeit verbesserte Ausgaben. Die bereits 2004 veröffentlichte "Gold Edition", bietet neben dem besseren Bild auch diverse Boni. Die momentan erhältliche "Standard Ausgabe", kommt zwar dünn ausgestattet daher, sollte aber "technisch" mit der "Gold Edition" übereinstimmen (Falls dem nicht so ist, bitte ich um entsprechende Ergänzung). Die Scheibe gibt es zum kleinen Preis, doch im Grunde ist dieser Schatz sowieso unbezahlbar. Kaufpflicht!

De Palma gelang mit "Carrie" ein Meisterstück! 9/10 (überragend) sind in diesem Fall angebracht!

Lieblingszitat:

"Dies sind gottlose Zeiten, Mrs. Snell!"
"Darauf trinke ich!"

***

Vom Ursprung her verdorben

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

23.07.2010 06:41
#3463 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Blap
Carrie (USA 1976, Originaltitel: Carrie)



Hey, endlich mal wieder eine Besprechung zu einem Film, den ich auch wieder kenne.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

23.07.2010 08:13
#3464 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

FRANCIS DURBRIDGE: DIE PUPPE

Joachim.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

23.07.2010 13:00
#3465 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain

Zitat von Blap
Carrie (USA 1976, Originaltitel: Carrie)



Hey, endlich mal wieder eine Besprechung zu einem Film, den ich auch wieder kenne.




Was ja eher langweilig ist, meine Kurzkommentare sollen ja -nach Möglichkeit- Lust auf das Entdecken bisher ungesehener Filme machen. Ich selbst lese lieber Beiträge zu mir noch unbekannten Filmen. Aber es spricht sicher nichts dagegen, liebgewonnene Perlen wieder neu zu entdecken.

***

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