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Dieses Thema hat 93 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Savini Offline



Beiträge: 756

02.09.2023 15:00
#61 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Nachtrag: Die Szenen in der Höhle im letzten Drittel des Films lassen unwillkürlich an "Winnetou II" denken, auch wenn sie nicht am selben Ort gedreht wurden.
Der Überfall auf den Zug, die Schießerei auf der Farm und den Mord am Sohn des Farmers hätte man auch weglassen können; diese Szenen sind nur ein effektvoller Einstieg in den Film, haben aber mit der "eigentlichen" Handlung nichts mehr zu tun (so wie manche Anfangssequenzen bei James Bond).

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

29.09.2023 13:04
#62 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Der Ölprinz


Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Harald Philipp
Position in der Serie nach Veröffentlichung: 6
Position in der Serie chronologisch: 8



Mitwirkende:

Pierre Brice – Winnetou
Steward Granger – Old Surehand
Harald Leipnitz – der Ölprinz
Heinz Erhardt – Kantor Hampel
Mario Girotti – Richard
Macha Meril – Lizzy


Handlung:

„Der Ölprinz“, ein schwarzgekleideter Verbrecherboss, stets assistiert von seinem stummen Helfer „Knife“, lässt das Bohrfeld eines Konkurrenten in Rauch und Flammen aufgehen. Bald darauf trifft er auf Old Surehand und Wabble, eine alles andere als herzliche Begegnung. Der Ölprinz ist als Betrüger verrufen, der „Ölquellen“ verkauft, die gar nicht existieren. Diesmal hat er wieder einen buchstäblich fetten Happen an der Angel, den Bankier Duncan, den er mit einer vorbereiteten simulierten Quelle übers Ohr hauen will. Der Ort des geplanten Deals liegt allerdings auf einem Gelände, zu dem gerade ein Treck armer deutscher Siedler aufbrechen will und das im Grenzland zwischen Utahs und Navajos liegt. Der Ölprinz versucht allerlei üble Tricks, um die Neuankömmlinge fernzuhalten, Mord und Totschlag inbegriffen. Ein nächtlicher Überfall scheitert. Doch jetzt wird der Schuft so richtig fies, bei einer fingierten Begegnung der Indianer mit den vorgeblich bettelarmen Weißen wird im Planwagen eines der Siedler der Häuptlingssohn ermordet und daneben eine Menge Gold gefunden. Blutige Rache wird geschworen, das Schicksal der Weißen scheint besiegelt, doch Surehand verspricht, den wahren Mörder zu finden, und Winnetou steht den Bedrängten ebenfalls zur Seite. Die Lage wird immer ernster, schließlich bläst der Utah-Häuptling zum Angriff… Trotzdem, man kann auch diesmal davon ausgehen, dass alles gut ausgeht und die Schurken ihren verdienten Lohn bekommen.


Zeitliche Einordnung:

Innerhalb der Surehand-Episoden würde ich einen mittleren Platz zuweisen. Zum Schluss wünscht sich Winnetou ein sehr baldiges Wiedersehen mit seinem weißen Bruder, sie scheinen sogar ein Stück zusammen wegzureiten. Anders als beim Ende der Geierbande, wo Surehand den Treck der Siedler noch bis nach Arizona bringen will und sicher längere Zeit abwesend ist.


Sonstiges:

Der Film weicht doch erheblich von der Vorlage ab. Begegnet man im Buch zuerst mal dem „Kleeblatt“ um Sam Hawkens und seine beiden Begleiter Stone und Parker, um dann die beiden Helden Hobble-Frank und Tante Droll einzuführen und irgendwann als Krönung Old Shatterhand und Winnetou auf der Bildfläche erscheinen zu lassen, so wird die Handlung auf Seite der Guten von vornherein von Old Surehand alias Steward Granger bestimmt, der sich hier schon sehr in den Vordergrund drängelt. Nach meiner Erinnerung besteht das Buch aus einer Unmenge Gefangennahmen, Befreiungen und gegenseitigen Belauschungen. Während die Opferzahl relativ gering bleibt. Es gibt die Finders-Banditen, verfeindete Indianerstämme sowie den Ölprinzen Grinley, der einen gutgläubigen Finanzier mit einer Fake-Ölquelle, ähnlich wie im Film, über den Tisch ziehen will.

Der von Harald Leipnitz verkörperte Film-Ölprinz ist einer der wenigen Pluspunkte des Streifens. Seine Bösartigkeit, Verschlagenheit und Coolness erinnern irgendwie an einen Mafia-Paten. Demgegenüber fällt seine lächerliche Enddarbietung nach seiner Entlarvung stark ab, wirkt sehr übertrieben, obwohl man seinen „Muffengang“ tatsächlich gut nachvollziehen kann. Die detektivische Leistung Surehands, mit der er den Mörder des Häuptlingssohnes Mokaschi überführt, erinnert nicht gerade an Sherlock Holmes. Fragwürdig, dass Häuptlingsvater das mal eben so glaubt. Ebenso seltsam wirkt der riesige Aufwand, den der Ölprinz betreibt, um die Unterschrift des Bankiers zu bekommen. Hätte es da ein versierter Fälscher in seinen Diensten nicht auch getan?
Winnetou bleibt nurmehr im Hintergrund, kann mal als Retter in der Not im reißenden Strom punkten, obwohl auch da sein weißer Bruder schließlich die entscheidende Hilfe bringt. Faszinierenderweise hat sich hier auch schon der kleine Happy aus dem Apanatschi-Abenteuer eingeschlichen und muss sich vom tapferen Oberindianer aus der Patsche ziehen lassen.
Walter Barnes, ein fester Bestandteil der Filmreihe, spielt wieder einen kernig-sympathischen Typen, der auch vom Aussehen her gut in den wilden Westen passt. Eine extrem nervende Figur des Romans, der operndichtende Kantor Hampel, tritt auch auf. Im Buch war seine Rolle noch penetranter, stets Schwierigkeiten verursachend, vom roten Mann als verrückt und somit tabu angesehen eine der merkwürdigen Protagonisten der Karl-May-Welt, die sich weiblich kleiden und nicht eindeutig als Mann anzusehen sind. Für heutige Wokie-Filmschaffende sicher ein Festessen, aber Gottseidank hat man Heinz Erhardt damals noch diese Peinlichkeit erspart. Er kommt sicher sehr lustig daher und ist einerseits ein weiterer Lichtblick des Geschehens, zieht andererseits die Sache sehr in den Komikbereich, besonders im Zusammenwirken mit Old Wabble.
Mario Girotti ist zu Beginn ein Mann mit flinken Kartenfingern, der aber nach anfänglicher Verführung durch den Ölprinzen dann doch noch nicht zuletzt durch das ewig lockende Weib zu einer Charakterbesserung kommt.
Ganz schlecht sind gleich zu Beginn die Filmszenen, die aus Winnetou 2 herausgeschnitten wurden und einen Ölbrand zeigen, wobei man den Ölprinzen und seinen willfährigen messerwerfenden Handlanger auch noch mit sehr billig wirkenden Rückprojektionen hineinversetzt hat.

Der ganze Film läuft halt so vor sich hin, ohne irgendwann mal einen besonderen Höhepunkt setzen zu können. Ein bisschen Kneipenszenen, Attentäter aus dem Hinterhalt, gemeuchelte Häuptlingssöhne, verärgerte Indianer, daneben eine nur kurze Schießerei, Liebesgeplänkel, ins Wasser gefallene Frauen und Kinder sowie jede Menge großmütige Sprüche vom größten Häuptling der Apachen – nichts Neues und für mich ein eher unterdurchschnittlicher Winnetoufilm.

Persönliche Wertung: ganz schlechte 3 von 5 Ouvertüren

Savini Offline



Beiträge: 756

29.09.2023 22:56
#63 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #62
Innerhalb der Surehand-Episoden würde ich einen mittleren Platz zuweisen. Zum Schluss wünscht sich Winnetou ein sehr baldiges Wiedersehen mit seinem weißen Bruder, sie scheinen sogar ein Stück zusammen wegzureiten. Anders als beim Ende der Geierbande, wo Surehand den Treck der Siedler noch bis nach Arizona bringen will und sicher längere Zeit abwesend ist.

Interessant, dass die drei Surehand-Filme bei dir demnach eine chronologische Reihenfolge bekommen, die genau umgekehrt zu der ihrer Produktion/Premiere ist.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #62
Nach meiner Erinnerung besteht das Buch aus einer Unmenge Gefangennahmen, Befreiungen und gegenseitigen Belauschungen.

Das deckt sich mit meiner Erinnerung, bei der es mir öfter so vorkam, als habe Karl May versucht, eine relativ dünne Geschichte zu strecken, da er hier nicht (wie in einigen anderen Büchern) verschiedene Handlungsstränge mit unterschiedlichen Protagonisten einfach kombinieren konnte, sondern eine einigermaßen durchgehende Story brauchte.
Übrigens wurde der Tod der Hauptschurken bei einer späteren Bearbeitung deutlich grausamer gestaltet, da dem Verlag die von Karl May ursprünglich geschriebene Bestrafung wohl zu harmlos (oder zu einfach?) erschien. Hier wurde also gerade nicht nachträglich ent-, sondern eher verschärft.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #62
Der von Harald Leipnitz verkörperte Film-Ölprinz ist einer der wenigen Pluspunkte des Streifens. Seine Bösartigkeit, Verschlagenheit und Coolness erinnern irgendwie an einen Mafia-Paten. Demgegenüber fällt seine lächerliche Enddarbietung nach seiner Entlarvung stark ab, wirkt sehr übertrieben, obwohl man seinen „Muffengang“ tatsächlich gut nachvollziehen kann.

Zusammen mit "Old Shatterhand" dürfte dies der einzige Film der Reihe sein, in dem der Hauptbösewicht Off Screen bestraft wird.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #62
Ebenso seltsam wirkt der riesige Aufwand, den der Ölprinz betreibt, um die Unterschrift des Bankiers zu bekommen. Hätte es da ein versierter Fälscher in seinen Diensten nicht auch getan?

Ebenso gut könnte man sich auch fragen, warum er den Siedlertrek überhaupt als Bedrohung seiner Pläne ansah, da er seinen Betrug offenbar am selben Tag durchzieht, an dem der Häuptlingssohn getötet wurde und er dem Bankier gleich nach der Unterschrift eine tödliche Falle stellt. Die Siedler hätten seinen Plan also eigentlich gar nicht mehr stören können.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #62
Ganz schlecht sind gleich zu Beginn die Filmszenen, die aus Winnetou 2 herausgeschnitten wurden und einen Ölbrand zeigen, wobei man den Ölprinzen und seinen willfährigen messerwerfenden Handlanger auch noch mit sehr billig wirkenden Rückprojektionen hineinversetzt hat.

Noch stärker als bei "Old Surehand" erinnert diese Anfangssequenz (zu der noch der Mord am Besitzer der Ölquelle nach dem Vorspann gehört) an den Anfang eines klassischen James-Bond-Films: Ein effektvoller Einstieg, der nicht das geringste mit der "eigentlichen" Handlung zu tun hat. Denn was soll der Ölprinz davon aheb, wenn er eine echte Ölquelle kauft oder vernichtet? Für seinen Betrug spielt diese so oder so keine Rolle.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

30.09.2023 14:43
#64 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Karl Mays Bücher bestehen zu einem großen Teil aus Anschleichen, Gefangennehmen, Befreien bzw. Flüchten und dann das Ganze von vorne. Zumindest in meiner Erinnerung, bei machen Romanen ist es vielleicht besonders auffällig. Vielleicht ist man in jüngeren Jahren auch unkritischer und es fällt einem später mehr auf.
Das Ende vom Ölprinzen im Film steht irgendwie im Gegensatz zu den Mayschen Büchern, wo sich zumindest Old Shatterhand auch für seine ärgsten Feinde gegen die Folter am Marterpfahl ausgesprochen hat. Im Buch hat man da aber bei Grinleys Abgang tatsächlich auch verlagsmäßig Änderungen vorgenommen, ich denke, das ist eine Wissenschaft für sich, was alles irgendwann mal von wem bearbeitet wurde.
Ansonsten ist die Logik der Filmhandlung wirklich sehr schwächelnd. Da lob ich mir eher so eine "naive", aber dafür nachvollziehbare Story wie beim Schatz im Silbersee.

Savini Offline



Beiträge: 756

01.10.2023 08:54
#65 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #64
Karl Mays Bücher bestehen zu einem großen Teil aus Anschleichen, Gefangennehmen, Befreien bzw. Flüchten und dann das Ganze von vorne. Zumindest in meiner Erinnerung, bei machen Romanen ist es vielleicht besonders auffällig. Vielleicht ist man in jüngeren Jahren auch unkritischer und es fällt einem später mehr auf.

Natürlich kommen diese inhaltlichen Elemente bei Karl May ständig vor. In diesem Fall war es mir nur schon als Kind unangenehm aufgefallen, weil die zweite Hälfte des Buches (nachdem der Ölprinz durch den Betrug zu dem unterschriebenen Scheck gekommen war) praktisch nur noch daraus bestand und es ansonsten kaum noch eine Handlung gab.
Ein anderes Merkmal der Bücer (nicht unbedingt hier, aber bei einigen anderen) ist oft, dass diese oft keine durchgehende Handlung enthalten, sondern mehrere eigentlich in sich abgeschlossene Geschichten erzählen. Vor einiger Zeit bin ich auf eine Art Wikipedia über Karl Mays Leben und Werk gestoßen, in der genauer erläutert wird, dass May hier oft ältere, küürzere Erzählungen recycelte und allenfalls die Figuren umbenannte oder leicht veränderte.
Aber das ist ja nicht weiter ungewöhnlich: Raymond Cahndler hat bei seinen Romanen bekanntlich auch oft mehrere Kurzgeschichten zusammengebastelt und viele Szenen und Dialoge 1:1 übernommen.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #64
Da lob ich mir eher so eine "naive", aber dafür nachvollziehbare Story wie beim Schatz im Silbersee.

Wobei man eigentlich bei allen Filmen der Reihe von "naiv sprechen kann; in Bezug auf den "Schatz" wäre "schlicht" oder "einfach" sicher treffender.
Übrigens sticht der "Ölprinz" noch dadurch etwas heraus, dass die Figuren sich hier Siezen, während sie sich in den übrigen Filmen mit "Ihr" anreden, ganz wie in Karl Mays Romanen (zumindest, wenn dort Englisch gesprochen wird).

Savini Offline



Beiträge: 756

06.10.2023 13:35
#66 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Nachtrag: Entschuldigung für den vorangegangenen Anfall von Klugscheißerei! Aber ich konnte einfach nicht widerstehen ...

Als kleine Ergänzung wäre noch zu sagen, dass laut Michael Petzel für das Ende des Films eigentlich noch ein Gastauftritt von Old Shatterhand und Sam Hawkens vorgesehen war, bei dem auf den kurz danach gedrehten "Winnetou III" verwiesen werden sollte; es fand sich aber kein Termin für einen gemeinsamen Dreh mit Lex Barker.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

20.10.2023 16:31
#67 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Unter Geiern


Erscheinungsjahr: 1964
Regie: Alfred Vohrer
Position in der Serie nach Veröffentlichung: 5
Position in der Serie chronologisch: 9



Mitwirkende:

Pierre Brice – Winnetou
Steward Granger – Old Surehand
Sieghardt Rupp – Preston
Mihail Baloh – Weller
Götz George – Martin Baumann
Elke Sommer – Annie


Handlung:

Während Winnetou mit seinem alten Freund, dem Bärenjäger Baumann, und dessen Sohn Martin gerade dabei ist, Meister Petz nachzustellen, geschieht das Tragische. Die Baumann-Farm wird überfallen und Frau und Tochter ermordet. Baumann schwört den Indianern blutige Rache, denn die macht er für den Überfall verantwortlich. Der junge Schoschonenhäuptling Wokadeh wird schwer beleidigt und ist ebenfalls von Rachegelüsten beseelt. Später treffen noch die junge Annie, Old Surehand und Wabble sowie ein Offizier und ein seltsamer Geistlicher mit Namen Weller auf der komischerweise gar nicht mehr verwüsteten Farm ein. Nach ein bisschen Geplänkel wird Weller als „Geierbandit“ enttarnt und kann fliehen: Als Geier werden skrupellose Räuber bezeichnet, die in der Gegend hausen und auch in Wirklichkeit die Farm gebrandschatzt haben. Der alte Baumann fällt in die Hände der marterpfahllüsternen Schoschonen, Annie wird von Banditen entführt, Martin Baumann gerät im Versteck der Geierbande in arge Bedrängnis, und zudem ist auch noch ein Treck von Siedlern unterwegs, welchen die Verbrecher plündern wollen…
Winnetou und Surehand haben wieder mal alle Hände voll zu tun, um das Unrecht zu bekämpfen, nach viel Aufregung und Knallerei schließlich geht doch noch alles in die rechte Richtung, Puh, Glück gehabt!


Zeitliche Einordnung:

Dieses Abenteuer würde ich wie schon vorher geschrieben an die dritte und letzte Stelle mit Surehand an Winnetous Seite setzen. Der alte weiße Haudegen mit dem unfehlbaren Schießgewehr gelobt ja am Ende am Grab des in treuer Pflicht gefallenen Richters und Treckführers, die Siedler weiter bis nach Arizona zu bringen, fällt also eine Weile aus.


Sonstiges:

Die beiden Titel Der Sohn des Bärenjägers und Der Geist des Llano Estacado sind eigentlich zwei eigenständige Jugenderzählungen Karl Mays, die irgendwie durch wenige Bezüge zueinander, ein Gros derselben Hauptpersonen sowie auch die direkt aufeinander folgende zeitliche Abfolge zusammengelegt und teilweise unter dem Titel Unter Geiern veröffentlicht wurden.
Bezüge der Verfilmung zu den Werken sind also durchaus gegeben. Aus Teil 1 z.B. Baumann Senior, welcher vom Schoschonen-Häuptling Wokadeh einem Martertod zugeführt werden soll. Und sein junger ungestümer Sohn Martin. Ansonsten treten vollkommen andere Personen auf, kein Old Surehand und Wabble, dafür wieder Old Shatterhand, Hobble-Frank, Langer Davy, Dicker Jemmy usw. Aus dem zweiten Band hat man die Geierbande übernommen. Im Buch sind es grausame Verbrecher, die im wüstenartigen Llano Estacado die Markierungspfähle für die Wege umstecken und somit arglose Reisende ins Verschmachten locken, um sie dann ausplündern zu können. Die Pfahlmänner haben einen geschworenen Feind, eine mythische Figur, der viele von ihnen mit einem gezielten Schuss in die Stirn bestraft und dann spurlos in die Ödnis verschwindet; mitunter auch Irregeleitete, gleich ob Weiß oder Rot, vor dem schrecklichen Verdursten rettet. The Ghost lebt in einer Oase und ist ein realer Mensch, genannt Bloody Fox, mit einer Geschichte, die wie üblich mit dem gegenwärtigen Geschehen verknüpft ist. Der Llano Estacado hat es Karl May sichtlich angetan gehabt, in Old Surehand I hat er sich direkt auf die Ereignisse des vorher geschriebenen Jugendbuches gestützt und wieder Banditen und Indianer mit dunklen Absichten ins Feld geschickt. Auch in Winnetou III reitet Old Shatterhand mit einem Gefährten durch die menschenfeindliche Region, wieder spielen die stakemen eine unheilvolle Rolle. Glaubt man Wikihausen (in diesem Falle spricht wohl nichts dagegen), so existiert die schlimme Wüste in dieser Region nur in der Phantasie des Autors, der wahre Llano Estacado ist bei weitem nicht so ein lebensfeindlicher Ort.
Der bedrohte Siedlerzug im Film ist schon ganz werkmäßig. Angeführt wird er von Richter Leader (welch geniales Wortspiel). Renato Baldini stellt diesen Typen überzeugend dar, der für seine Wichtigkeit wohl einen Planwagen extra zum Transport braucht, trotzdem oder gerade deswegen von geradezu unverständlicher Naivität ist. Auf der Gegenseite nuschelt sich als Obergangster Preston Sieghardt Rupp durch die Handlung, der eigentliche Hauptschurke ist jedoch der schleimig-bösartige „Priester“ Weller, gespielt von Mihail Baloh, der irgendwie schon fast lustig wirkt. Im Roman gibt es hier nur eine Figur, den Anführer Preston, genannt „Stealing Fox“, der sich die Haare färbt und als heiliger Mann ausgibt.

Mit der Logik ist es eben auch hier so eine Sache. Die verwüstete Farm sieht zur Schlafensgehzeit schon wieder ordentlich aufgeräumt aus, mir ist erst bei der letzten Sichtung bewusst geworden, dass die Geschichte ja am selben Tag spielen soll wie der Überfall. Da kommen auch noch eine Menge Gäste zwischendurch an – furchtbarer Quatsch. Obwohl die Geier schon die ganze Zeit in unmittelbarer Nachbarschaft zu leben scheinen, sind sie den Ranchern vollkommen unbekannt. Die Banditen trödeln mit ihrem geplanten Überfall auf den Treck ganz schön herum, so dass sie dann plötzlich durch das Tal der Toten abkürzen müssen und die roten Männer gegen sich aufbringen. Ebenso lassen sich die Opfer in spe sinnloser Weise eine Menge Zeit, um ihre lebensrettende Wagenburg zu bauen, obwohl sie ja nun schon lange von den Plänen der Bösewichter wissen. Und natürlich sind Surehands Schießkünste beim Gottesurteil gegen die Pfeile der Schoschonenkrieger schon eine Sache für sich…

Der eigentliche Handlungsgehalt der Story ist nun weder sonderlich ausgeklügelt noch sinnvoll, doch als Entschädigung setzt Regisseur Alfred Vohrer auf durchgängige Action. Eine Menge Schießereien, Prügeleien, Explosionen (Winnetous Silberbüchse etwa erledigt das Hauptquartier der Geierband durch einen Schuss in eine gut drapierte Dynamitkiste). Der finale Kampf sorgt auch für viel Pulverdampf in der jugoslawischen Karstlandschaft, wobei es noch mal ein nochmal ein Ende im Ende gibt, wenn sich die wichtigsten Schurken kurz retten und die Helden in Bedrängnis bringen können. Dann hat sich die Sache aber genug hingezogen, Surehands Repetierbüchse steht ihren Mann beim „Duell“ gegen drei Schurken, und auch die Silberbüchse seines roten Bruders sorgt für abschließende Gerechtigkeit.
Der wilde Westen ist wieder kurz eine kleines bisschen sicherer geworden, auch ein Pärchen hat sich gefunden.
Klappe zu bis zum nächsten Mal. Naja, gibt bessere Beiträge der Reihe.

Persönliche Wertung: 3 von 5 Schoschonenpfeile

Savini Offline



Beiträge: 756

23.10.2023 10:41
#68 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #67
Angeführt wird er von Richter Leader (welch geniales Wortspiel).

Nachdem es in einem anderen Film einen Banditen namens "Judge" gab, ist das auch nicht gerade überraschend.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #67
Auf der Gegenseite nuschelt sich als Obergangster Preston Sieghardt Rupp durch die Handlung, der eigentliche Hauptschurke ist jedoch der schleimig-bösartige „Priester“ Weller, gespielt von Mihail Baloh, der irgendwie schon fast lustig wirkt. Im Roman gibt es hier nur eine Figur, den Anführer Preston, genannt „Stealing Fox“, der sich die Haare färbt und als heiliger Mann ausgibt.

Die Aufteilung wurde wahrscheinlich gemacht, damit die Geier in den Szenen, in denen Weller (der sich übrigens als Prediger "Tobias Burton" nennt) nicht bei ihnen ist, nicht wie ein kopfloser Haufen wirken. Aber Preston wirkt im Vergleich zu Weller tatsächlich extrem farblos, da hat Michael Petzel recht (gleiches galt ja schon bei "Winnetou II" für Forrester im Vergleich zu David Lucas).
Erwähnenswert wäre eventuell noch, dass Mihail Baloh die Stimme von Claus Holm erhielt, der eher selten größere Rollen synchronisierte, aber den Kennern der Wallace-Filme bekannt sein dürfte.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #67
Die verwüstete Farm sieht zur Schlafensgehzeit schon wieder ordentlich aufgeräumt aus, mir ist erst bei der letzten Sichtung bewusst geworden, dass die Geschichte ja am selben Tag spielen soll wie der Überfall.

Das kam mir auch schon früher komisch vor. Dass Baumanns Haushälterin noch da ist, obwohl sie weder an der Bärenjagd beteiligt noch Zeugin des Überfalls war, ließ sich zumindest nach dem erneuten Sehen noch damit erklären, dass in der Anfangsszene (meine ich) gesagt wurde, dass sie den Tag über woanders hin geschickt werde. Eine brennende Farm wirkte natürlich effektvoller. Interessanterweise kopierte Alfred Vohrer hier eine Sequenz aus John Fords klassischem Western "Der schwarze Falke". Aber viele Jahre später sollte sich ja auch George Lucas im ersten "Star Wars"-Film bei Ford bedienen.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #67
Da kommen auch noch eine Menge Gäste zwischendurch an – furchtbarer Quatsch.

Zumindest Old Surehand wurde von seinem alten Freund Baumann als Gast erwartet (siehe seine Bemerkung in der Anfangsszene). Burton alias Weller wollte wohl ein Gerücht streuen und sich mit seinem Kontaktmann treffen. Dass Annie zufällig auch noch dabei ist (und Gold bei sich trägt, um ihre spätere Entführung zu rechtfertigen) war natürlich ETWAS zu viel.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #67
Obwohl die Geier schon die ganze Zeit in unmittelbarer Nachbarschaft zu leben scheinen, sind sie den Ranchern vollkommen unbekannt.

Das ist tatsächlich komisch, zumal sie sicher schon einige Zeit ihr Unwesen treiben (wenn es glaubhaft erscheint, dass eine Schwadron zu ihrer Bekämpfung geschickt wurde). Immerhin war es ein guter Einfall, dass der Überfall auf die Farm eine eigenmächtige Entscheidung von Weller und zwei anderen Banditen war, weil sie eigentlich nicht zu dem geplanten viel größeren Coup passt.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #67
Naja, gibt bessere Beiträge der Reihe.

Zumindest die Spielfreude der Schauspieler und die temporeiche Inszenierung entschädigen hier für manche inhaltliche Schwäche.
Aber insgesamt wirkt es manchmal so, als habe man hier zwei Handlungen (Baumanns Konflikt mit den Schoschonen und die Rettung der Siedler vor den Banditen) miteinander verknüpft. Da man hier Motive aus zwei Erzählungen kombinierte, ist das nicht weiter überraschend.
Siehe dazu diesen Artikel:https://www.karl-may-filme.de/filme/ug.html

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

15.12.2023 21:45
#69 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Old Shatterhand


Erscheinungsjahr: 1964
Regie: Hugo Fregonese
Position in der Serie nach Veröffentlichung: 3
Position in der Serie chronologisch: 10



Mitwirkende:

Pierre Brice – Winnetou
Lex Barker – Old Shatterhand
Guy Madison – Captain Bradley
Dahlia Lavi – Paloma
Gustavo Rojo – Corporal Bush
Sam Hawkens – Ralf Wolter


Handlung:

Der Frieden an der Grenze zum Apachenland ist brüchig. Immer wieder kommt es zu Überfällen auf Weiße, bei denen hinterher tote Mannen aus Winnetous Stamm gefunden werden. Ein übler Trick von bösartigen Bleichgesichtern – das ist den beiden Blutsbrüdern bald klar, doch es stecken auch verräterische Comanchen dahinter. Aber wer sind die Hintermänner der Sache, wer der Anführer, und welchen Zweck hat das Ganze? Old Shatterhand hat alle Hände voll zu tun, die Intrigen zu entwirren. Er muss sich nebenher auch noch um die Halbindianerin Paloma kümmern, einen kleinen Zeugen beschützen und findet auch Zeit, Winnetous Adoptivsohn Tujunga zu retten. Unterstützung bekommt er immer wieder durch seinen alten Kumpel Sam Hawkens und dessen beide Begleiter. Winnetou kämpft unbeugsam um die Ehre seines Stammes, doch scheint ein friedliches Ende der Affäre immer unwahrscheinlicher. Schließlich stecken die Schurken auch in den Reihen der Armee im nahegelegenen Fort Grant. Immer wieder gelingt es ihnen, Beweise für ihre Untaten verschwinden zu lassen, sie scheuen nicht vor Mord, Erpressung und Brandstiftung zurück, weil sie ihre gierigen Finger nach neuem Siedlungsland ausstrecken. Als letztlich Winnetous Adoptivsohn auch noch von Soldaten gefangengenommen und mit Hinrichtung bedroht wird, rüstet der Apachenstamm zur Schlacht. Wird es Old Shatterhand in einer gewagten Ein-Mann-Mission gelingen, den Bedrohten zu befreien und ein großes Blutvergießen zu verhindern?


Zeitliche Einordnung:

Die Ereignisse des schon recht früh gedrehten Filmes spielen aber eindeutig später in Winnetous Vita. Der in seiner Machart eher düster wirkende Streifen hat als reale Grundlage die Vertreibung der Indigenen zur Grundlage, um sich deren seit Jahrhunderten bewohntes Land anzueignen, für Winnetous Volk wird es eng und enger. Außerdem hat der große Oberindianer (dessen einzige Liebe ja die Squaw eines anderen wurde) jetzt einen volljährigen Adoptivsohn. Den wird er nun nicht gleich adoptiert haben, als er selber in recht frühen Jahren durch den gewaltsamen Tod seines Vaters die Häuptlingswürde bekam.
Old Shatterhand verlässt seinen roten Bruder am Beginn für einige Zeit, meiner Ansicht nach, um die Orient-Episoden zu erleben, während Winnetou erst mal mit Old Surehand um die Berge zieht. Danach beginnt der eigentliche dramatische Teil des längsten und aufwändigsten Karl-May-Filmes.


Sonstiges:

Der Film, dessen Titel so lautet wie der Name des bewunderten Idols einer ganzen Reihe von kleinen und großen Jungen mehrerer Generationen von Lesern, stützt sich auf keine Vorlage von Karl May. Er bedient sich mit Winnetou, Shatterhand und Hawkens populärer Figuren letztlich auch der gerade beginnenden Filmreihe, wobei er stimmungstechnisch einen anderen Weg einschlägt. Im Gegensatz zu vielen anderen Plagiaten aus der Atze-Brauner-Werkstatt ist das Ergebnis diesmal aber sehr gelungen, um Welten besser als etwa der ebenfalls vom Schema abweichende Firehand-Film. Old Shatterhand sucht statt Nachahmungsallüren an die Italo-Fraktion die Anlehnung an realistischere Western amerikanischen Stils. Das Leben der roten und weißen Männer im Wilden Westen an der Siedlungsgrenze wird etwas rauher und weniger idealisiert beschrieben als bei anderen Winnetou-Episoden. Der Hauptschurke des Filmes erklärt seinen blindwütigen Hass auf die Indianer durch selbst erlittenes Unrecht, als seine Frau und Kinder bei einem Überfall getötet wurden. Ein kleiner Junge wird als wichtiger Zeuge hinterrücks erschossen, in dieser direkten Art auch einmalig in der Reihe. Winnetou tötet einen feindlichen Häuptling im Zweikampf, anstatt ihm wie sonst üblich edel das Leben zu schenken. Am Ende sieht man ihn auch mal mit Kriegsbemalung seine Krieger in eine blutige Schlacht führen, die eher ein Massaker ist. Sein Bruder Old Shatterhand zeigt sich auch mal unbeherrscht, als er dem Widersacher Captain Bradley ganz in Dirty-Harry-Manier ausmalt, welche Auswirkungen ein abgeschossener großkalibriger Revolver auf den Verdauungstrakt hat. Später liefert er sich mit dem Chef der räuberischen Dixon-Bande eine Schießerei mit ebendiesen Revolvern, wobei es mit der Treffsicherheit auf beiden Seiten nicht zum allerbesten steht. Auch das ist realistischer als in vielen anderen Western, denn die Schießeisen waren nun mal nicht sonderlich genau (was auch Karl May immer wieder in seinen Erzählungen betont).
Old Shatterhand bewegt sich wie ein klassischer Held in allen Fährnissen, die das Leben an der unruhigen Grenze in den amerikanischen Weiten so mit sich bringt. Immer aufrecht und ohne Lüge, egal in welcher Situation, und stets charmant zu den Damen, die dem makellosen blonden Recken den einen oder auch anderen schmachtenden Blick zuwerfen. Doch der hünenhafte Deutsche ist einem höheren Ideal verpflichtet, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen und die Brüderlichkeit unter allen Menschen zu verbreiten. Der Evangelische Filmbeobachter mokiert sich denn auch in seiner Kritik ein wenig über die „mythische Überhöhung“ der Titelgestalt, die nun aber so schlimm auch wieder nicht ist. Shatterhand lässt sich sogar zwischendurch in eine Falle locken und muss das wilde Gemetzel um Fort Grant tatenlos und gefesselt miterleben.
Wie es scheint, hat man bei der Ausstattung des Westerns eine Liebe zum Detail vorgelegt und nicht unbedingt gespart. Es wirkt alles tatsächlich amerikanischer als in den anderen Beiträgen der Winnetou-Reihe.
Ein großer Pluspunkt ist die sogar von einem Chor unterlegte Filmmusik von Riz Ortolani. Die ist wahrlich ein richtiger Ohrwurm und fast schon genial. Passt auch in ihrer Variation sehr gut zu den dramatischen Ereignissen.
Wenn man bedenkt, dass das Drehbuch unter sehr schwierigen und zeitlich äußerst knappen Bedingungen zustande kam, dann muss man die durchaus logische Abfolge der Handlung nur umso mehr begrüßen. Wenngleich es da auch ein paar arge Holpereien gibt.

Das führt einen nun zu den zu bemängelnden Seiten. Die manifestieren sich zum großen Teil erst mal in der Figur der Indianerin Paloma, gespielt von Daliah Lavi. Ihre Funktion scheint nur zu sein, irgendwie eine weibliche Hauptfigur zu verkörpern, ohne dass das Drehbuch viel mit ihr anfangen kann. Old Shatterhand holt sie wegen ihres „Schicksals“ in einer abgelegenen Station ab, wobei man nicht erfährt, was es nun mit dem Schicksal auf sich hat. Er bringt sie in die Stadt zu ihrem Onkel, doch das spielt dann gar keine Rolle mehr. Der indianische Bewacher des Hauses verwehrt Shatterhand den Zugang, da Bleichgesichter im Nest der weißen Taube nichts zu suchen hätten. Eine Sekunde später sieht man dann aber einen kleinen „bleichgesichtigen“ Jungen, der dort wohnt. Fast schon komisch. Der kleine Tom als einziger Zeuge des Überfalls auf eine Farm hat sich auf die entfernte Station geflüchtet, warum eigentlich? Warum wussten die Banditen nicht, dass das ermordete holländische Ehepaar einen Sohn hatte, genauso wenig wie die Stadtbewohner? Diese Unstimmigkeiten sind wohl wirklich der Hast zu verdanken, mit der der Streifen dann angegangen wurde.
Komisch wirkt auch, wenn sich Winnetou und Tujunga bei ihrem Ritt zur Jagd sorglos auf dem Pferd unterhalten, dann aber plötzlich absteigen, in den Jagdmodus wechseln und quasi mit dem Finger auf den Lippen losschleichen.
Wobei Tujungas verdrehte Redeweise sicher funktioniert, wenn er sich mit den ungeliebten Bleichgesichtern unterhalten muss, aber nicht mit seinen roten Brüdern untereinander. Naja, diese sprachlichen Feinheiten haben halt immer so ihre Tücken. Ist wohl auch das einzige Mal, dass sich Old Shatterhand und Sam Hawkens nicht wie üblich „ihrzen“, sondern duzen.
Seltsam ist irgendwie, dass die Dixon-Banditen (Anführer ist wieder mal Rik Battaglia) einmal vor Shatterhand bei Tujungas geplantem Aufhängen reißaus nehmen, ihn dann allerdings später übel in Bedrängnis bringen.
Was noch auffällig ist, betrifft die Gefallenen bei der finalen Schlacht um das Fort. Verdächtig oft fällt zum Beispiel so ein Bursche mit rosa Jacke vom Gaul, um dann am Ende mit den anderen wieder melancholisch von dannen zu ziehen. Bei den Kanonenschüssen purzeln auch nur immer die Reiter herunter, die Pferde mit wesentlich größerer Angriffsfläche laufen weiter. Ist eben auch nur ein Film.

Die schauspielerischen Leistungen können sich durchaus sehen lassen, auch auf Seiten der Bösewichter. Captain Bradley, ein großgewachsener und gutaussehender Kavallerist, wird sehr eindrucksvoll von dem richtigen Amerikaner Guy Madison gespielt, wobei seine Synchronstimme auch noch eine verstärkende Wirkung hat. Sein unmittelbarer Komplize und Handlanger ist Corporal Bush. Gustavo Rojo kann der Figur durchaus glaubwürdige Züge verleihen, er wirkt stets etwas unangenehm, aber hat immer nochmal Reste von Gewissen, die allerdings immer mehr flöten gehen, bis er dann gar nicht mehr zurück kann. Im Prinzip machen alle Darsteller ihre Sache gut, auch Bill Ramsey als Pianist Timpe kommt zwar etwas "strange", aber nicht albern rüber. Für die damalige Zeit sicher sehr gewagt und spektakulär ist eine kurze Einstellung, wo eine nette jugoslawische Komparsin als Daliah-Lavi-Duoble im Evaskostüm einen Felsen herunterklettert und kopfüber ins Wasser springt. Leider bringt sie ja dann handlungstechnisch durch den Tod eines lüsternen Soldaten eine Lawine ins Rollen, die mit dem Kampf um Fort Grand endet, eine große und dramatische Schlacht, die trotz der weiter oben beschriebenen Mängel sehr eindrucksvoll ist und wo sogar mit schwerem Geschütz gefeuert wird. Ein Happyend gibt es leider nicht, für Winnetou scheint es nicht vorherbestimmt zu sein, dauerhafte familiäre Bande zu pflegen. Nur gut, dass er seinen weißen Blutsbruder hat, der ihm auch in diesem Film stets treu zur Seite steht.

Privat schätze ich den Film sehr, den ich wohl von allen Karl-May-Filmen am meisten gesehen habe. Obwohl anders als die restlichen Winnetou-Abenteuer, gibt es doch noch genug Vertrautes und viel Spannung, Sentiment und Action.

Persönliche Wertung: 5 von 5 Kanonenkugeln

Savini Offline



Beiträge: 756

18.12.2023 09:02
#70 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
Wie es scheint, hat man bei der Ausstattung des Westerns eine Liebe zum Detail vorgelegt und nicht unbedingt gespart. Es wirkt alles tatsächlich amerikanischer als in den anderen Beiträgen der Winnetou-Reihe.

Artur Brauner wollte wohl die eben angelaufene Reihe der Rialto-Konkurrenz überbieten, da sich deren Erfolg abzeichnete. Die inhaltlichen und stilistischen Unterschiede lassen sich sicher einmal dadurch erklären, dass noch kein wirklicher Stil etabliert war; als "Der Rächer" entstand, gab es ja auch erst zwei Wallace-Produktionen der Rialto, so dass dieser Film auch anders wirkt. Und die "amerikanischere" Wirkung wurde wahrscheinlich dadurch gefördert, dass sowohl der Regisseur als auch einer der Drehbuchautoren (Ladislas Fodor) jahrelang in Hollywood gearbeitet hatten.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
Ist wohl auch das einzige Mal, dass sich Old Shatterhand und Sam Hawkens nicht wie üblich „ihrzen“, sondern duzen.

Das wirkt im Karl-May-Universum tatsächlich ähnlich ungewohnt wie das Siezen im "Ölprinz".
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
Bei den Kanonenschüssen purzeln auch nur immer die Reiter herunter, die Pferde mit wesentlich größerer Angriffsfläche laufen weiter. Ist eben auch nur ein Film.

Am Anfang von "Für ein paar Dollar mehr" gibt es eine Szene, in der ein Kopfgeldjäger erst das Pferd eines flüchtenden Banditen erschießt und dann diesen selbst. Im Auiokommentar heißt es, dies sei ein Bruch mit einer Western-Tradition gewesen.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
Shatterhand lässt sich sogar zwischendurch in eine Falle locken und muss das wilde Gemetzel um Fort Grant tatenlos und gefesselt miterleben.

So passiv war Lex Barker im Rahmen der Karl-May-Filme sonst wohl nur in der "Pyramide des Sonnengottes", wo er insgesamt relativ wenig zur Handlung beitrug.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
Der Hauptschurke des Filmes erklärt seinen blindwütigen Hass auf die Indianer durch selbst erlittenes Unrecht, als seine Frau und Kinder bei einem Überfall getötet wurden.

Das dürfte untypisch für die Reihe sein, deren Bösewichter ansonsten (abgesehen vom stark aus der Reihe fallenden "Old Firehand") aus purer Habgier handeln.
Ein anderer Punkt, der von Wikipedia hervorgehoben wird und der mir schon beim ersten Sehen untypisch vorkam: Der Hauptbösewicht überlebt den Film und wird vor Gericht gestellt werden. Das könnte man allenfalls über "Winnetou III" sagen, wenn man dort nicht Rollins, sondern Vermeulen in dieser Funktion sieht. Der Ölprinz wird zwar am Ende nur weggeschleift, aber man kann davon ausgehen, dass er nicht mehr am Leben ist, als die Siedler in der letzten Szene den See erreichen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

18.12.2023 10:32
#71 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
Das Leben der roten und weißen Männer im Wilden Westen an der Siedlungsgrenze wird etwas rauher und weniger idealisiert beschrieben als bei anderen Winnetou-Episoden.


Stimmt. Der Film ist merklich anders. Ich habe den glaube ich einmal als Kind gesehen und nicht so besonders gemocht. Wahrscheinlich weil er irgendwie düsterer/pessimistischer war als die anderen Filme.

Savini Offline



Beiträge: 756

18.12.2023 10:54
#72 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Ich meine, mir war schon beim ersten Sehen durch den Titel bewusst, dass dieser Film auf keiner Vorlage von Karl May beruhte.
Eine andere Besonderheit ist noch, dass hier zunächst versucht wird, ein Rätsel um die Identität des Drahtziehers zu machen; dies bleibt aber sehr halbherzig, da (anders als bei vielen Edgar-Wallace-Filmen und manchen ihrer Epigonen) keine "fremde" Stimme eingesetzt wurde, so dass man ihn sehr leicht akustisch identifizieren kann.

In einem anderen Forum meinte übrigens jemand, der ansonsten mit Karl May auf Kriegsfuß stand, dieser Film sei für ihn der "einzig ansehbare und wirklich gute" der Reihe, was Proteste hervorrief ("Obergurke", "Schotter", Ortilanis Musik sei "schmierige(s) Getöse", da der Komponist "nicht kapiert" habe, "worum es geht").

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 645

19.12.2023 14:37
#73 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #70
Artur Brauner wollte wohl die eben angelaufene Reihe der Rialto-Konkurrenz überbieten, da sich deren Erfolg abzeichnete. Die inhaltlichen und stilistischen Unterschiede lassen sich sicher einmal dadurch erklären, dass noch kein wirklicher Stil etabliert war; als "Der Rächer" entstand, gab es ja auch erst zwei Wallace-Produktionen der Rialto, so dass dieser Film auch anders wirkt. Und die "amerikanischere" Wirkung wurde wahrscheinlich dadurch gefördert, dass sowohl der Regisseur als auch einer der Drehbuchautoren (Ladislas Fodor) jahrelang in Hollywood gearbeitet hatten.

Das stimmt. Trotz allem sind die Elemente, die die Beziehungen der immer wiederkehrenden Hauptpersonen untereinander betreffen, im Vergleich zur restlichen Serie schon recht ausgefeilt , besonders die stets etwas ironische Art, mit der sich der immer etwas geschwätzige und prahlerische Sam Hawkens und der männlich-ernste Old Shatterhand begegnen, den der alte Trapper Hawkens immer noch "Greenhorn" nennt. Während "Greenhorns" Verhältnis zu seinem roten Bruder Winnetou etwas ambivalenter ist als in den anderen Filmen, einerseits wirkt der große Häuptling fast etwas hilflos und verloren, als ihn sein weißer Freund anfangs verlässt, andererseits agieren beide oft auch recht eigenständig voneinander, am Ende muss Shatterhand den "wilden" Winnetou fast ausbremsen, der sich gleich in den Kampf stürzen will. Sie wirken da richtig fremd voneinander (wie es bei Paaren nun mal ab und an vorkommt... ).

Zitat von Savini im Beitrag #70
Am Anfang von "Für ein paar Dollar mehr" gibt es eine Szene, in der ein Kopfgeldjäger erst das Pferd eines flüchtenden Banditen erschießt und dann diesen selbst. Im Auiokommentar heißt es, dies sei ein Bruch mit einer Western-Tradition gewesen.

Das mag sein, aber bei den "normalen" Winnetou-Filmen wird mit den Pferden im allgemeinen wenig pfleglich umgegangen. Ich glaube, die armen Tiere haben da Elektroden an den Kopf gebunden bekommen, die nach Auslösen allerlei spektakuläre Stürze verursachten. Götz George hat sich meiner Erinnerung nach mal sehr kritisch gegenüber dieser Praxis geäußert, wobei er auch die jugoslawischen Stuntmen ihres Umgangs mit den Tieren gerügt hat.
Dass bei der Schlacht um das Fort die Pferde immer stets weiterlaufen, ist halt tierfreundlicher, aber im Prinzip ein "Fehler".

Zitat von Savini im Beitrag #72
Ich meine, mir war schon beim ersten Sehen durch den Titel bewusst, dass dieser Film auf keiner Vorlage von Karl May beruhte.
Eine andere Besonderheit ist noch, dass hier zunächst versucht wird, ein Rätsel um die Identität des Drahtziehers zu machen; dies bleibt aber sehr halbherzig, da (anders als bei vielen Edgar-Wallace-Filmen und manchen ihrer Epigonen) keine "fremde" Stimme eingesetzt wurde, so dass man ihn sehr leicht akustisch identifizieren kann.

Das Gesicht des Drahtziehers blieb bei der ersten gezeigten Begegnung mit Dixon bei den damaligen Fernsehausstrahlungen komplett im Dunkeln, was sicher auch so beabsichtigt war. Durch die moderneren Bearbeitungen des Filmmaterials erkennt man ja Captain Bradleys Gesicht in der Zivilkluft, in dem Falle eher ein "Versehen"?

Apropos Bradley - ich habe mich immer gefragt, ob er für den tödlichen Schlangenbiss von Colonel Hunter persönlich verantwortlich war oder ihn anders um die Ecke gebracht hat. Oder war es nur großer Zufall? Manche Dinge bleiben da halt offen.

Was immer auch kritisiert wird, ist das Zeltlager der Apachen, die ja eigentlich ein Pueblo besitzen. Das hat mich aber nie gestört, ich habe die Zelte immer für so eine Art Sommerlager gehalten, bei dem sie in ihren Jagdgründen wohnen und dann auch wieder in den Steinbau zurückkehren.

Savini Offline



Beiträge: 756

19.12.2023 15:49
#74 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #73
Trotz allem sind die Elemente, die die Beziehungen der immer wiederkehrenden Hauptpersonen untereinander betreffen, im Vergleich zur restlichen Serie schon recht ausgefeilt , besonders die stets etwas ironische Art, mit der sich der immer etwas geschwätzige und prahlerische Sam Hawkens und der männlich-ernste Old Shatterhand begegnen, den der alte Trapper Hawkens immer noch "Greenhorn" nennt. Während "Greenhorns" Verhältnis zu seinem roten Bruder Winnetou etwas ambivalenter ist als in den anderen Filmen, einerseits wirkt der große Häuptling fast etwas hilflos und verloren, als ihn sein weißer Freund anfangs verlässt, andererseits agieren beide oft auch recht eigenständig voneinander, am Ende muss Shatterhand den "wilden" Winnetou fast ausbremsen, der sich gleich in den Kampf stürzen will. Sie wirken da richtig fremd voneinander (wie es bei Paaren nun mal ab und an vorkommt... ).

Kurz kam mir der Gedanke, ob es für den Film besser wäre, wenn die Handlung als US-Western verfilmt worden wäre, bei dem die Protagonisten anders heißen. Filme, die für die indianische Seite Partei ergriffen oder diese zumindest differenziert darstellten, gab es in Hollywood ab 1950 ja durchaus.
Was das getrennte Agieren von Winnetou und Old Shatterhand angeht, so war dies zuvor im "Schatz im Silbersee" und im kurz danach entstandenen "Winnetou II" über weite Strecken ja ähnlich; und in "Winnetou I" wurde der Apache ja auch deutlich kriegerischer und weniger sanftmütig dargestellt. Insofern passt dieser Film doch noch einigermaßen in die Frühphase der Reihe.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #73
Das mag sein, aber bei den "normalen" Winnetou-Filmen wird mit den Pferden im allgemeinen wenig pfleglich umgegangen. Ich glaube, die armen Tiere haben da Elektroden an den Kopf gebunden bekommen, die nach Auslösen allerlei spektakuläre Stürze verursachten. Götz George hat sich meiner Erinnerung nach mal sehr kritisch gegenüber dieser Praxis geäußert, wobei er auch die jugoslawischen Stuntmen ihres Umgangs mit den Tieren gerügt hat.
Dass bei der Schlacht um das Fort die Pferde immer stets weiterlaufen, ist halt tierfreundlicher, aber im Prinzip ein "Fehler".

Wer weiß: Vielleicht wurde der Regisseur Fregonese hier stärker durch die ungeschriebenen Gesetze Hollywoods beeinflusst als Reinl, Vohrer etc.?

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #73
Das Gesicht des Drahtziehers blieb bei der ersten gezeigten Begegnung mit Dixon bei den damaligen Fernsehausstrahlungen komplett im Dunkeln, was sicher auch so beabsichtigt war. Durch die moderneren Bearbeitungen des Filmmaterials erkennt man ja Captain Bradleys Gesicht in der Zivilkluft, in dem Falle eher ein "Versehen"?

Wahrscheinlich, denn solche Versehen passierten auch bei anderen DVD/BD-Veröffentlichungen. Zwei Beispiele aus dem Wallace- bzw. Epigonen-Bereich:
Ich meine, bei der Stelle, als Kerky Minelli im Tabakladen O´Connor anstrahlt, waren dessen Gesichtszüge früher bei Kabel1 (zumindest bevor man die DVD-Master verwendete) nicht zu erkennen.
Und bei den Szenen im Büro von "Inspektor Conway in der "weißen Spinne" waren manche Einstellungen (wenn der Schreibtisch aus Mrs. Irvines Sicht zu sehen ist) viel klarer und heller, als ich es von früher in Erinnerung hatte.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #73

Apropos Bradley - ich habe mich immer gefragt, ob er für den tödlichen Schlangenbiss von Colonel Hunter persönlich verantwortlich war oder ihn anders um die Ecke gebracht hat. Oder war es nur großer Zufall? Manche Dinge bleiben da halt offen.

Da die letzte komplette Sichtung fast zehn Jahre her ist, kann ich dazu im Moment leider nichts sagen.
Was Bradley angeht (da du ihn bereits "geoutet" hast) würde mich interessieren, ob du die beiden Punkte auch im Rahmen der Karl-May-Filme als untypisch ansiehst.
Also einmal, dass er nicht allein aus Habgier handelt und eben auch, dass er am Ende nicht im Showdown umkommt, sondern festgenommen und vor Gericht kommen wird.

Savini Offline



Beiträge: 756

22.12.2023 14:32
#75 RE: Winnetou und die "richtige" Reihenfolge Zitat · Antworten

Nachdem ich den Film nun wieder gesehen habe, wären hier noch ein paar weitere Anmerkungen:

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
Seltsam ist irgendwie, dass die Dixon-Banditen (Anführer ist wieder mal Rik Battaglia) einmal vor Shatterhand bei Tujungas geplantem Aufhängen reißaus nehmen, ihn dann allerdings später übel in Bedrängnis bringen.

Die Szene, in der Old Shatterhand Tujunga rettet, ist für mich die einzige, bei der man tatsächlich von einer "mythischen Überhöhung" sprechen könnte: Zwei Banditen schießt er die Waffen aus der Hand, danach erkennen sie ihn und ergreifen alle sechs (!) die Flucht. Er scheint also einen geradezu überirdischen Ruf erlangt zu haben.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #69
eine große und dramatische Schlacht, die trotz der weiter oben beschriebenen Mängel sehr eindrucksvoll ist und wo sogar mit schwerem Geschütz gefeuert wird

Ehrlich gesagt, ist diese Schlacht für mich eine der großen Schwächen des Films: Sie zieht sich sehr in die Länge, Karl-May-Stimmung kommt absolut nicht auf, außerdem ist sie dramaturgisch sinnlos, da Tujunga unabhängig davon umkommt und sowohl die Rettung Old Shatterhands als auch die Bestrafung des Hauptschurken durch den als deus ex machina erscheinenden General Taylor erfolgt. Komisch: Einerseits scheint die Region so überschaubar zu sein, dass Old Shatterhand seinem alten Freund Sam Hawkens ganz zufällig über den Weg läuft, andererseits dauert es mindestens 24, wenn nicht sogar 48 Stunden, bis der General über Dixons Geständnis informiert wurde und Bradley zur Verantwortung zieht. Und warum es unbedingt eingebaut wurde, dass die Bewohner der Stadt in das Fort flüchten, erschließt sich mir auch nicht.
Überraschend war auch, dass der Captain nach seiner Enttarnung tatsächlich Wort hält und Winnetou und Old Shatterhand gehen lässt, nachdem er das Geständnis erhalten hat. So "ehrenhaft" kennt man die Schurken dieser Reihe gar nicht.
Komischerweise wird hier zwar (wie in der Reihe üblich) "geihrzt", aber die Angehörigen der Kavallerie reden sich untereinander mit "Sie" an.
Dass die FSK den Film seinerzeit "ab 12" freigab, wirkt angesichts des Gemetzels, Old Shatterhands Drohung an Bradley, der Nacktheit am Wasserfall (einschließlich teilweise sichtbarem Schamhaar!), der im Bild gezeigten Ermordung eines Kindes und der (unnötigen) Anspielungen auf Prostitution in einer Szene erstaunlich, wenn man bedenkt, wie kleinlich die Behörde zu dieser Zeit noch sein konnte.
Insgesamt hätte man die Geschichte auch in 90 oder maximal 100 Minuten erzählen können; es wirkt so, als habe Brauner die Konkurrenz auch in dieser Hinsicht übertreffen wollen.
Als konventionellen Western kann man den Film akzeptieren, als Karl-May-Verfilmung ist er nicht nur aufgrund der fehlenden Vorlage, sondern auch in inhaltlicher und stilistischer Hinsicht Etikettenschwindel. Entschuldigung wegen der harten Worte!
Hier wäre ein ausführlicher Verriss, dem ich weitgehend zustimmen würde:https://www.ofdb.de/film/3080,642865,Old-Shatterhand/review/

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