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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 2.167 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

31.01.2010 12:44
Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

"Die Katze im Sack" Kriminalspiel in 2 Teilen, Bundesrepublik Deutschland 1965
mit Hanns Lothar, Hanne Wieder, Helmut Förnbacher, Renate Ewert, Hans-Jürgen Janza, Hela Gruel, Karl Lieffen u.a.

Die spritzige, aber auch melancholische Musik von Siegfried Franz geht gleich ins Ohr und verspricht temporeiche Unterhaltung, befinden wir uns doch hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo alles ein wenig größer ist (vor allem die Autos, mit denen die Beteiligten durch die breiten Straßen fahren) und Verbrecher zwar nicht unbedingt raffinierter vorgehen, aber auf jeden Fall schneller schießen. Die Identifikationsfigur des Kriminalspiels stellt sich zu Beginn gleich selbst vor und so heften wir uns an die Fersen des Detektivs Vic Malloy und seiner beiden Mitarbeiter, wobei eigentlich nur Paula dieses Prädikat verdient; der Luftikus Jack sieht lieber durchs Fernrohr oder hält sich im Boxstudio auf. Die pointenreichen Dialoge finden in den Darstellern Hanne Wieder, die hier zur Hochform aufläuft und in jedem Augenblick zu überzeugen weiß und Hanns Lothar, der in der Tradition seiner Familie der geeignete Mann für trockene Kommentare und zielstrebiges Handeln ist, ihre Meister. Es ist ein Vergnügen, die beiden miteinander sprechen zu hören. Die Gemütlichkeit eines Mehrteilers von Francis Durbridge sucht man allerdings vergebens, haben es Malloy und Paula doch mit ganz anderen Kalibern zu tun; Gangstern, die im waffenbesessenen Amerika nicht ohne MG das Haus verlassen und damit sogar in öffentliche Lokale marschieren. Karl Lieffen läßt seinen Erpresser aus "Es ist soweit" hier vergleichsweise charmant aussehen, darf er in diesem Zweiteiler doch eine Spur gefährlicher und bedrohlicher sein, unterstützt von Rudolf Fenner, der hier die Rolle eines Benno Hoffmann übernimmt. Interessanterweise ist der "gute" Heinz Engelmann hier zwar auf der Seite des Gesetzes, doch er wirkt arrogant und wird vom Zuseher zu Beginn nicht als Freund und Helfer, sondern als Gegner unserer beiden Hauptdarsteller wahrgenommen.
Der Suspense des ersten Teils besteht vor allem in der Frage, wann Renate Ewert zum ersten Mal auftreten wird. Umso überraschter ist man, als Maureen Crosby, die man für bettlägrig und am Rande des Todes hielt, plötzlich in eleganter Abendrobe auftaucht und dabei frischer denn je wirkt. Dies gilt vor allem für die Schauspielerin, die im "Hotel der toten Gäste" mit eingefallenen Wangen und angsterfüllten Augen agierte, hier jedoch eine geradezu neubelebte Ausstrahlung hat. Die Rolle der Maureen Crosby gewinnt durch sie Glamour, Esprit und Glaubwürdigkeit. Sie verbreitet wie immer eine geheimnisvolle Aura. Die Ereignisse überschlagen sich im Laufe der Handlung und der Zuseher muss sich in Acht nehmen, dass er den Faden nicht verliert. So sehen wir Vic Malloy in einem spannenden Kampf auf Leben und Tod in der Autowaschanlage, nächtliche Eindringlinge in seiner Wohnung, seine Einlieferung in ein Sanatorium für Nervenkranke, einen Brand im Büro der Detektei, den waghalsigen Sprung von Vic und Paula ins Meer und eine Kletterpartie über die Klippen. Hanns Lothar spielt hier in wohltuender Weise keinen überdimensionalen Superhelden, sondern einen bodenständigen, von Grundsätzen geleiteten "Schnüffler", der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, sondern im Sinne seines Auftrages handelt. Hanne Wieder zieht ebenfalls alle Register ihres Könnens und verharrt nicht in einer passiven Sekretärinnenstellung, sondern greift aktiv in das Geschehen ein. Zur Freude des Krimifans sieht man Harry Wüstenhagen in einer kleinen Rolle.
Einige Fragen bleiben dennoch offen: Was geschah mit Schwester Gurney (Kerstin de Ahna)? Wieso vermutet Malloy die verschleppte Paula auf dem Schiff des ehemaligen Verlobten von Janet Crosby?

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

28.03.2010 16:16
#2 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Ein sehr gut gemachter Zweiteiler unter der meisterhaften Regie von Jürgen Roland. Die Schnittaufnahmen aus den USA sind auch viel besser in den Film eingebracht, als beispielsweise bei Jerry Cotton. Die Besetzung ist erstklassig (insbesondere Hanns Lothar, einer der besten deutschen Schauspieler aller Zeiten), die Musik ein Ohrwurm. Die Story nach James Hadley Chase (Drehbuch: Wolfgang Menge!) kommt kurzweilig herüber.
Schließe mich dem ersten Kommentar an. Heinz Engelmann spielt m. E. einen typisch kauzigen US-Inspektor und bringt die Rivalität zum Privatdetektiv Hanns Lothar treffend herüber (wie auch Lothar mit vielen köstlichen Äußerungen).
Schwester Gurneys Schicksal spielt für die Story insgesamt keine Rolle. Weshalb Malloy die verschleppte Paula auf dem Film vermutet? Wohl doch aufgrund des Telefonanrufes mit der ihm bekannten Stimme (als er im brennenden Büro ist).
Unterm Strich ist DIE KATZE IM SACK ein tolles Kriminalspiel. Absolut sehenswert!

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

10.04.2010 15:34
#3 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Einige der Aussenaufnahmen wurden in den USA gemacht. Allerdings ohne die Hauptdarsteller. Ein perfekter Schnitt sorgt allerdings für reibungslose Übergänge (ganz im Gegenteil zu Cotton damals).

Die Aufnahmen für die fiktive Stadt "Orchid City" sind erkennbar in Las Vegas entstanden. Die ebenfalls zu sehenden Küstenszenen passen natürlich nicht zu Vegas. Sieht nach Florida aus. Weiß jemand mehr (evtl. aus zeitgenössischen Artikeln)? Im Booklet findet sich leider keine Info.

Elford Offline




Beiträge: 1.031

11.04.2010 11:23
#4 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Einige Aufnahmen wurden in Hamburg gemacht: So zum Beispiel die Steganlage Joe Dexter.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2011 18:03
#5 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten



Der NDR zeigt eine Verfilmung des Kriminalromans von James Hadley Chase. Regie: Jürgen Roland. Drehbuch: Wolfgang Menge. In den Hauptrollen: Hanns Lothar, Hanne Wieder, Helmut Förnbacher, Renate Ewert, Hela Gruel, Jürgen Janza, Hansi Waldherr, Wolfgang Stumpf, Erica Schramm, Kerstin de Ahna u.a.

Die Katze im Sack (1965) – Teile 1 und 2

Zitat von Die Katze im Sack
Gut Ding will Weile haben: Nach mehreren Jahren entdeckt Vic Malloy vom Detektivbüro Universal Services den ungeöffneten Brief einer Klientin. Nachforschungen ergeben, dass diese unterdessen verstorben ist. Natürlich erweckt das die Neugier der Spürnasen, zu denen auch die forsche Sekretärin Paula gehört. Sie stolpert gemeinsam mit Vic bald über diverse Leichen.


Die Textgrundlage für diesen actiongeladenen Zweiteiler verfasste Vielschreiber James Hadley Chase. Was im Deutschen „Die Katze im Sack“ heißt, trägt im Original den sehr viel klangvolleren, aber nicht unbedingt wesentlich aussagekräftigeren Titel „Lay Here Among the Lilies“. Der Roman erschien 1950 und war der zweite von drei Bänden, in denen Autor Chase das Ermittlertrio Vic Malloy, Paula Bensinger und Jack Kerman in den Mittelpunkt eines stürmischen Geschehens stellte.
Percy Lister hat bereits in aller Ausführlichkeit die verschiedenartigen Hindernisse geschildert, die vor allem Hanns Lothar als Vic Malloy zu überwinden hat; doch selbst wenn sie sich durch ihre direkt internationale Machart sehr amerikanisch anfühlen, so steckt hinter allen pompösen Explosionen und Gefahren, die die Geschichte überm großen Teich verorten, doch eigentlich eine feinsinnig erdachte, typisch britisch vernebelte Familien- und Erbgeschichte, welche genaueste Konzentration erfordert.
Und in der Tat: James Hadley Chase selbst war britisch, wie man britischer fast nicht sein kann, bezog seine amerikanischen Schilderungen aus dem Studium von Sachbüchern und lieferte deshalb mit „Die Katze im Sack“ einen Stoff, den ich mir fast noch besser als als TV-Mehrteiler als Hörspiel in einer „Krimi-Kult-Kiste“ vorstellen könnte. Gewisse Ähnlichkeiten der sprüchereißenden Ermittler mit Lester Powells stets damen-suchendem Privatdetektiv Philip Odell (zwischen 1956 und 1971 acht Mal von Albert-Carl Weiland mit trockenem Esprit dargeboten) lassen sich jedenfalls ebenso wenig leugnen wie die außerordentliche Qualität der musikalischen Untermalung.

Das ebenfalls bestens aufeinander abgestimmte Duo Jürgen Roland und Wolfgang Menge sorgt für routinierte Unterhaltung, wenngleich ich gerade dem ersten Teil so einige Längen ankreiden muss, bei denen den luxuriösen amerikanischen Straßenaufnahmen mehr Raum als der zügigen Entwicklung der Handlung gelassen wurde. In Teil 2 gesundet dieses Verhältnis lustigerweise gerade in dem relativ langen Szenenstrang, der in Dr. Salzers Sanatorium spielt und den ich, gemeinsam mit den Momenten, die Hanns Lothar gemeinsam mit Renate Ewerts spielt, als Höhepunkt des Mehrteilers bezeichnen möchte. Es wird ein Strickmuster gepflegt, das auch in den mehrteiligen Hörspielen der Sechzigerjahre enorm beliebt war: den Detektiv in eine scheinbar ausweglose Situation zu bringen, aus der er sich nur durch äußerstes Risiko befreien kann. Karl Lieffens Pfleger und vor allem die endlich einmal gebührend zur Geltung kommende Roland’sche Nebendarsteller-Königin Hela Gruel tragen nicht unwesentlich zum dämonischen Einschlag dieser Szenen bei.
Natürlich möchte ich auch zusätzlich in das Lob, das Hanne Wieder zuteil wird, einstimmen. Sie stellt ihr wunderbar bissiges Mundwerk unter Beweis und erinnert an ihre Auftritte in Francis Durbridges „Melissa“ und Helmuth Ashleys Frühwerk „Mörderspiel“.

Hervorragend besetzer Gangsterkrimi, der trotz häufiger roher Gewalt und vieler Maschinenpistolen inhaltlich keine Wünsche offenlässt, den ich mir aber vor allem im ersten Teil noch etwas temporeicher und aufs Wesentliche konzentriert gewünscht hätte. 4 von 5 Punkten.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

29.04.2012 12:18
#6 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Die flotte Inszenierung von Jürgen Roland ist seiner Zeit weit voraus. Ständig etwas ironisierend erzählt er eine temporeiche Geschichte, die sich selbst nicht ganz ernst nimmt und deren Figuren skurril aber dann doch wieder ernst sind. Die Schauspieler haben sichtbar jede Menge Spaß bei den Dreharbeiten gehabt. Roland setzt auf Tempo, die Geschichte selbst ist trotz des Humors und nicht ganz ernst zunehmender Scherze ("Wenn das wirklich so ist, dann ist der Film in fünf Minuten zu Ende"; "Wir unterbrechen die 4081. Folge unserer Sendung … für eine wichtige Durchsage". ) recht spannend. Die Verwicklungen lassen manchmal sogar an Durbridge erinnern.
Schauspielerisch sind vor allem Hanns Lothar und natürlich der immer überzeugende Karl Lieffen zu erwähnen, der hier wieder mal in einer Paraderolle glänzt (sich wenige Zeit vorher allerdings an der Seite von Hanns Lothar in dem TV-Thriller Stunden der Angst (1964) als dessen debiler Bruder von einer ganz anderen Seite zeigte). Renate Ewert ist ebenso hervorzuheben, wie der sympathische Heinz Engelmann als Ermittler (als was denn sonst!). Bis in die kleinsten Rollen ist Hamburger TV-Prominenz mit dabei, so etwa Günter Lüdke, Hans Jürgen Janza, Gerda Gmelin oder der in zahllosen in Hamburg produzierten Serien mit dabei gewesene Hans Waldherr. Die Skurrilität der Geschichte hat mich manchmal an Gestatten, mein Name ist Cox denken lassen.
Insgesamt ein schönes Wiedersehen mit diesem Zweiteiler, der eine optimale Alternative zu den todernsten Durbridge-Krimis ist.
Anbei noch zwei Farbfotos und zwei Bilder von den Dreharbeiten aus den damaligen TV-Zeitschriften Hörzu und Bild+Funk, die in der Woche der Erstsendung erschienen.

Angefügte Bilder:
katzeimsacka.jpg   katzeimsackd.jpg   katzeimsacke.jpg   katzeimsackl.jpg  
Ray Offline



Beiträge: 1.930

08.06.2016 21:39
#7 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Die Katze im Sack (BRD 1965)

Regie: Jürgen Roland

Darsteller: Hanns Lothar, Hanne Wieder, Helmut Förnbacher, Renate Ewert, Helga Gruel, Harry Wüstenhagen, Heinz Engelmann, Rudolf Fenner u.a.



In Sachen Laufzeit in einer Kategorie mit "Der dritte Handschuh", nimmt die locker leichte Machart hingegen eher "Bitte recht freundlich..." vorweg. Schauplatz sind freilich die USA und nicht Großbritannien. Bereits in den ersten Sekunden, in denen Hanns Lothar aus dem Off erzählt, spürt der Zuschauer die ironische Note, die in der Folge von dem Mehrteiler ausgehen wird. Vor allem die Dialoge des fulminanten Trios Lothar, Wieder und Förnbacher sorgen für eine gehörige Portion unterschwelligen Humor. Man schaut den dreien, insbesondere "Hauptschnüffler" Lothar, gerne bei seinen Eskapaden zu.

Wenn man die Szenen mit ihm und Renate Ewert sieht, ist es schon tragisch, dass beide kurz nach dem Film bereits gestorben sind, beide wirken hier noch höchst jugendlich und voller Lebensfreude. Ungemein vital präsentiert sich auch Helmut Förnbacher in dem der DVD beiliegenden Interview. Kaum zu glauben, dass er damals schon jenseits der siebzig war!

Die Inszenierung ist an sich recht flott, dennoch hätte man aus dem Zwei- locker einen Einteiler machen können. Als sehr stimmig erweist sich schließlich die Musik von Siegfried Franz.


Sympathischer Mehrteiler mit gut aufgelegten Darstellern. 4/5 Punkten.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

09.06.2016 19:44
#8 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Hab diesen Zweiteiler zufällig gestern abend auch zum ersten mal gesehen und fand ihn auch ziemlich kurzweilig.

Siegfried Lowitz Offline




Beiträge: 47

14.03.2024 09:29
#9 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Der Krimi überzeugt durch seine Vielfalt an Spannungsmomenten und packt den Zuschauer von Anfang bis Ende. Die häufig platzierten Witze an unpassenden Stellen nehmen dem Film aber leider jede Ernsthaftigkeit. Dennoch überzeugt die Besetzung und die gelungenen Kameraaufnahmen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

14.03.2024 17:40
#10 RE: Bewertet: "Die Katze im Sack" Kriminalspiel 1965 Zitat · Antworten

Zitat von Siegfried Lowitz im Beitrag #9
Die häufig platzierten Witze an unpassenden Stellen nehmen dem Film aber leider jede Ernsthaftigkeit.


Das fand ich jetzt auch nicht so schlimm. Im Gegenteil sogar. Das sorgt für den typisch 60er-Jahre-deutschen Einschlag in diesem doch sehr film-noir-esken Stoff (inkl. Femme Fatale). Klar, es macht den Film nicht wirklich besser, aber es sorgt für ein entsprechend heimeliges Gefühl und zeigt, wo die Wallace-Reihe hätte hingehen können, hätte es nach dem Bogenschützen noch mehr Roland/Menges gegeben.

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