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 Film- und Fernsehklassiker national
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TV-1967 Offline



Beiträge: 652

09.11.2023 14:50
#211 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #207
HERMANN DER CHERUSKER - (IL MASSACRO DELLA FORESTA NEGRA)
AT: ARMINIUS - DIE SCHLACHT IM TEUTOBURGER WALD
BRD/Italien (1966) - R: Ferdinando Baldi/Rudolf Nussgruber - Kinostart: 3.2.1977 - FSK 12 - V: Pilot
Prod.: Peter Carsten, München / Debora, Rom - in Zusammenarbeit mit Avala, Belgrad
Darsteller: Hans von Borsody, Cameron Mitchell, Antonella Lualdi, Peter Carsten, Beba Loncar, Remo de Angelis, Dieter Eppler, Vladimir Medar



Die Handlung spielt im Jahre 9 n.Chr. Im Mittelpunkt steht die Geschichte des legendären Cheruskerfürsten Hermann (Arminius), der die germanischen Stämme geeint in die Schlacht gegen die Legionen des Varus führte und einen historischen Sieg über die Römer erzielte.

Gedreht wurde ab Ende März 1965 aus Kostengründen in Jugoslawien. Der Piran-Verleih wollte den Film im Spätsommer herausbringen. Produzent Peter Carsten war guter Dinge, weil es ihm gelungen war, ein internationales Darsteller-Ensemble für sein Projekt zu engagieren. Doch dann ging alles schief. Anfang Mai sorgten starke Regenfälle für Überschwemmungen. Die komplette Außendekoration stand unter Wasser. Es entstand ein Schaden von 250.000 DM. Die Dreharbeiten mussten unterbrochen werden. Daraufhin trat Piran von der Verleihzusage zurück. Peter Carsten selbst stand zwischenzeitlich in England für "A Study Of Terror" vor der Kamera. Anfang September flog er zurück nach Belgrad, um die weiteren Dreharbeiten zu seinem Historienfilm zu koordinieren. Man musste teilweise auf alte Kulissen, Kostüme und Requisiten zurückgreifen. So trugen viele germanische Krieger Fellmützen, was die Kritik später bemängelte. Leider hatten auch die im Film gezeigten jugoslawischen Landschaften kaum Ähnlichkeiten mit dem Teutoburger Wald. Zum 1.Dezember erschien dann im Film-Echo eine Titelbildwerbung für "Arminius - Die Schlacht im Teutoburger Wald", die von Hans Schubert, der den Weltvertrieb übernommen hatte, in Auftrag gegeben wurde, wohl in der Hoffnung, das Interesse eines Verleihers zu wecken. Es kam zwar zu Verhandlungen, doch kein deutscher Verleih zeigte Bereitschaft, den Film zu übernehmen. Dennoch soll es 1966 eine Uraufführung gegeben haben. Erst 1977 brachte ihn "Pilot-Film" regulär in die Kinos. Hermann-Darsteller Hans von Borsody war bei der festlichen Premiere anwesend.

"Triviale Mischung aus Schlachtenspektakel und naiver Geschichtsbelehrung mit der Absicht zu demonstrieren, dass Freiheitswille und Einigkeit jeder Gewaltherrschaft überlegen sind." (Filmdienst)


Interessant wäre ob es dazu noch eine Original Synchronfassung von 1965 gibt. Ich habe mir den Film gerade von VHS auf DVD kopiert (lief RTL2 damals).

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

16.11.2023 12:27
#212 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

WILDWECHSEL
BRD (1973) - R: Rainer Werner Fassbinder - DE: 9.1.73 TV / 8.3.73 Kino - FSK 18 - V: Atlas
Prädikat: Besonders wertvoll
Darsteller: Eva Mattes, Harry Baer, Jörg von Liebenfels, Ruth Drexel, Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Kurt Raab, Marquard Bohm, Karl Scheydt, Irm Herrmann, El Hedi Ben Salem



Der 19jährige Hilfsarbeiter Franz wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er mit Hanni, einer frühreifen Vierzehnjährigen, sexuellen Verkehr hatte. Als er wegen guter Führung vorzeitig entlassen wird, trifft er sich heimlich auch weiterhin mit Hanni, die bald darauf schwanger wird. Hannis tyrannischer Vater droht damit, Franz anzuzeigen. Daraufhin besorgt sich Hanni eine Waffe und drängt Franz, ihren Vater zu töten.

Es handelt sich um die Adaption eines Theaterstücks von Franz Xaver Kroetz, das dieser nach einem wahren Fall verfasste. Fassbinders Inszenierung war eine Auftragsproduktion des SFB. Damals gab das Fernsehen jungen Regisseuren die Möglichkeit, sich auszuprobieren und zu experimentieren. Die Dreharbeiten fanden innerhalb von 14 Tagen im März 1972 im niederbayrischen Straubing und Umgebung statt. Die Erstausstrahlung erfolgte am 9.1.73 im Abendprogramm der ARD und sorgte - nicht zuletzt wegen der zahlreichen Nacktszenen - für einen Skandal. Autor Kroetz störte sich zwar nicht an der Nacktheit, empfand den Film aber als obszön und denunzierend, weshalb es zwischen ihm und Fassbinder zu einem Zerwürfnis kam. Kroetz versuchte, die geplante Aufführung in den Kinos zu verhindern. Doch nachdem einige Schnittauflagen der FSK erfüllt worden waren (u.a. fiel jene Szene, in der Harry Baer sein bestes Stück in die Kamera hält, der Schere zum Opfer) wurde "Wildwechsel" ab 18 Jahren freigegeben und erhielt das Prädikat "Besonders wertvoll". Der Film lief zunächst nur in wenigen Kinos, entwickelte sich mit der Zeit aber zu einem Dauerbrenner. Nach und nach stiegen auch die Besucherzahlen. Das führte dazu, dass der Atlas-Verleih im Oktober 1975 sogar eine Titelbildwerbung im Film-Echo in Auftrag gab.
Dass "Wildwechsel" heute trotzdem zu den eher unbekannten Fassbinder-Filmen zählt, liegt daran, dass Rechte-Inhaber Kroetz nach wie vor einer Neuveröffentlichung nicht zustimmt.

"In Form und Inhalt eine provokative Attacke gegen kleinbürgerlichen Mief und dumpfen Moralismus. Fassbinder zeigt ein klaustrophobisch verengtes Milieu, das Fühlen und Handeln der Protagonisten bestimmt und ihre hilflosen Befreiungsversuche determiniert." (Filmdienst)

Filmplakat:

https://www.kinoart.net/filmplakate-und-...4_cm_28770.html

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

23.11.2023 13:42
#213 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

MÄDCHEN ZWISCHEN SEX UND SÜNDE - (THE ALLEY CATS)
USA (1966) - R: Radley Metzger - DE: 19.1.1968 - FSK 18 - V: Constantin
Darsteller: Anne Arthur, Charlie Hickman, Karin Field, Sabrina Koch, Harald Baerow, Uta Levka, Alexander Allerson, Sergio Cosmai, Michael Münzer



Architekt Logan hat ein Verhältnis mit der leichtlebigen Agnes, erwartet aber von seiner Verlobten Leslie, dass sie ihm treu ist. Leslie, die sich von Logan oft unvertanden und vernachlässigt fühlt, beginnt eine Affäre mit dem jungen Maler Christian, für den sie aber nur ein Zeitvertreib ist. Mehr aus Frust und Verwirrung lässt sie sich von der lesbischen Irena trösten. Als Logan durch Agnes davon erfährt, rastet er aus.

Unter den Erotikfilmen der 1960er Jahre nehmen die Werke von Radley Metzger eine Sonderstellung ein. Der Amerikaner legte stets Wert auf Style und Eleganz und erwarb sich dadurch später den Ruf als "Aristokrat der Erotik".
"The Alley Cats" gehört zu seinen frühen Filmen und wurde mit überwiegend deutschen Darstellern samt Kameramann Hans Jura in München gedreht. Die einschlägigen Szenen verbreiten meist eine überaus sinnliche Atmosphäre, obwohl kaum nackte Tatsachen geboten werden und sexuelle Praktiken stets abseits der Kamera stattfinden. Die Handlung ist im Grunde nebensächlich. Gezeigt werden schöne Menschen in schickem Ambiente, Jet-Set-Partys, Diskotheken-Flair und diverse Bettgeschichten mit wechselnden Partnern. Die deutsche Kinofassung wurde leicht entschärft, was bei manchen Besuchern, die sich mehr versprochen hatten, für Frust gesorgt haben mag. Der männliche Hauptdarsteller Charlie Hickman kam 1958 als GI nach Deutschland. Er begann als Discjockey beim AFN, moderierte in den 60er Jahren diverse Radio- und Fernsehsendungen, wirkte in mehreren Filmen mit und war auch als Sänger erfolgreich. Regisseur Radley Metzger, der sich in den USA bereits mit dem Vorgänger "The Dirty Girls" einen Namen gemacht hatte, konnte dort erneute einen kleinen Erfolg verbuchen. Den Durchbruch brachte ihm anschließend "Carmen Baby".

"Regisseur und Darsteller(innen) vertrödeln keinesfalls - wie sonst in diesen Filmen üblich - die Zeit mit Herzeleid, das gesamte Team zeigt immense Aktivität. Hüllen allerdings fallen nur wenige. Die hübsche Hauptdarstellerin Anne Arthur agiert mit Grazie. Sie macht ein sexgequältes Drehbuchnymphchen mitunter sogar zur Person, die zu fesseln vermag. Eine sachliche Kamera gibt dieser perfekten Kolportage, angesiedelt in einem pittoresken München, einen angemessenen Hauch des Modischen." (Film-Echo)

Film-Echo-Note: keine 10 Meldungen.

Filmplakat:

https://www.kinoart.net/filmplakate-und-...84_cm_3931.html

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

25.11.2023 22:14
#214 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

Wieder einmal vielen Dank für die letzten hochinteressanten Vorstellungen, die sich mit Peter Carsten als Produzent und Radley Metzger als Regisseur sogar bei gewissen Filmen überschneiden. Carstens Produktionen fand ich schon immer mit einem ganz besonderen Mut ausgestattet, da ist leider viel unter den Tisch gefallen, was keineswegs gerechtfertigt war. Manches kam ja hierzulande erst gar nicht in den Erstverleih, wie etwa "Little Mother", den ich ja sehr schätze, zumal man keine bessere und leidenschaftlichere Rolle von Christiane Krüger finden wird. Radley Metzger halte ich für einen wirklichen Visionär, dessen Filme mit einem hohen künstlerischen Anspruch, aber auch ganz klassischen wirtschaftlichen Ambitionen versehen waren und es meistens zu einer überaus guten Melange kam. "Mädchen zwischen Sex und Sünde" oder "Carmen Baby" fand ich richtig sehenswert, den ersten vor allem wegen Karin Field. Diese Beiträge müssten endlich mal annehmbar veröffentlicht werden. Lange Rede, kurzer Sinn, ich bin wie immer gespannt, wie es hier weitergeht.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

26.11.2023 16:00
#215 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

Schön, mal wieder von Dir zu hören. Es stimmt, Peter Carsten ist als Produzent auch schon mal ein Wagnis eingegangen. Dass Filme, wie der von Dir erwähnte "Little Mother" trotz bekannter deutscher Darsteller nie bei uns in die Kinos kamen, ist eigentlich nicht so ganz nachvollziehbar, zumal Radley Metzgers "Therese & Isabelle" (1968) auch hierzulande durchaus erfolgreich war. Andererseits legte das deutsche Publikum bei erotischen Filmen sicher weniger Wert auf Dekors und Ausstattung und wollte stattdessen lieber nackte Tatsachen sehen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

27.11.2023 21:19
#216 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #215
Dass Filme, wie der von Dir erwähnte "Little Mother" trotz bekannter deutscher Darsteller nie bei uns in die Kinos kamen, ist eigentlich nicht so ganz nachvollziehbar

Dabei muss ein Kinostart angedacht gewesen sein, wenn man von der Synchronisation ausgeht, in der sich Christiane Krüger, Siegfried Rauch, Anton Diffring und Ivan Desny selbst sprechen. Der Film wurde ja in Englisch gedreht, kam in der deutschen Fassung dann irgendwann in den 80ern auf VHS unter dem Titel "Marina - Der brutale Aufstieg einer Hure" heraus. Es ist unwahrscheinlich, dass die gleichen Schauspieler sich dann nochmal ins Synchronstudio bemühten. Ob es da vielleicht eine Verleih-Zusage gegeben hatte? Hier hätte es jedenfalls weniger Augenmerk aufs Dekor als auf Christiane Krügers Zeigefreudigkeit gegeben. Ein hochinteressanter Film. Schade, dass Peter Carsten sich als Produzent nicht nachhaltig durchsetzen konnte.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

30.11.2023 12:04
#217 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

BALI - INCONTRO D´AMORE
Italien/BRD (1970) - R: Ugo Liberatore/Paolo Heusch - Keine deutsche Kinoauswertung
Deutscher Produzent: Roxy Film, München (Luggi Waldleitner)
Darsteller: Umberto Orsini, Laura Antonelli, John Steiner, Johannes Schaaf, Ettore Manni, Petra Pauly, Ilona Staller, Mila Karmila, Carla Mancini



Der Journalist und Fotograf Carlo arbeitet vor Ort an einem Bildband über die Insel Bali. Dabei hilft ihm der etwas sonderbare Aussteiger Glen, mit dem er sich angefreundet hat. Allerdings ist dieser von der Kultur der Einwohner tief beeindruckt und steht im Bann eines mystischen Totenkults. Als Carlos Frau Daria zu Besuch kommt, ist sie von Glen fasziniert. Da sie und Carlo eine offene Ehe führen, entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung.

Der Film lief in Italien nur mit mäßigem Erfolg. In Deutschland wurde er erst gar nicht gezeigt. Doch nachdem Laura Antonelli durch Sex-Komödien wie "Malizia" und "Das nackte Cello" zum Erotik-Star des italienischen Kinos aufgestiegen war, erwarb der findige Produzent Alfredo Bini die Rechte an dem Film und engagierte den Regisseur Paolo Heusch, der zusätzliche Szenen mit Umberto Orsini, Ettore Manni und dem Pornosternchen Ilona Staller drehte, die als Rahmenhandlung für das gekürzte Material von 1970 dienten. Es soll sich um ca. 30 Minuten handeln und die Story wurde u.a. um einen blutigen Mord ergänzt. Binis Konzept ging auf, denn der "neue" Film lockte 1975 viele Zuschauer in die Kinos.

Italienisches Filmplakat:

https://www.imdb.com/title/tt0123909/med...r/rm3921895424/

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

08.12.2023 12:11
#218 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

JÄGERSCHLACHT
BRD (1982) - R: Wigbert Wicker - DE: 19.8.1982 - FSK 6 - V: Centfox
Prod.: Stella-Film / Werner Rieb - in Zusammenarbeit mit dem ZDF
Darsteller: Bernd Stephan, Heinrich Schweiger, Günther Ungeheuer, Paul Hoffmann, Michael Fitz, Wolfgang Völz, Ulli Maier, Dieter Augustin, Oliver Grimm, Erika Wackernagel, Georg Lohmeier



Weil die Kühe mit ihrem Glockengebimmel das Wild einer hochherrschaftlichen Jagdgesellschaft verschrecken, dürfen die Bauern ihr Vieh nicht mehr auf die Alm auftreiben. Gesang, Musik und Tanz werden ihnen ebenfalls untersagt. Die meisten Untertanen beugen sich der Willkür, nur Jungbauer Andreas Hornsteiner widersetzt sich. Daraufhin werden all seine Kühe vom Jagdaufseher und seinen Männern getötet. Hornsteiner rächt sich, indem er Hirsche, Gemsen und sonstiges königliches Wild erlegt. Die Obrigkeit schlägt zurück. Man ermordet seinen Freund, foltert seinen Bruder und zündet seinen Hof an. Seine Mutter wird ins Gefängnis gesteckt, wo sie sich umbringt. Doch Hornsteiner gibt sich nicht geschlagen. Gnadenlos schießt er im Alleingang mit seiner Schrotflinte seine Gegner nieder, am Ende auch den Landgrafen. Daraufhin wird er für vogelfrei erklärt.

Der bereits 1980 in den Tiroler Bergen gedrehte Film kam erst Mitte 1982 in die Kinos. Den Jäger Andreas Hornsteiner, der aus Verzweiflung das Recht in die eigene Hand nimmt, wird von Bernd Stephan dargestellt. Günther Ungeheuer ist der despotische Landgraf und Heinrich Schweiger dessen ebenso unerbittlicher Jagdaufseher. Regisseur Wigbert Wicker hatte zuvor mit der Gauner-Komödie "Car Napping" - in der ebenfalls Bernd Stephan die Hauptrolle spielte - einen Überraschungserfolg erzielen können. Doch obwohl "20th.Century-Fox" den Verleih übernahm, stieß das alpenländische Hochgebirgs-Drama beim damaligen Kino-Publikum nur auf geringes Interesse. Eine Ausstrahlung im ZDF erfolgte am 28.12.1984

"Spannend wie ein Western. Ehrlich, hart und realistisch wird hier eine Geschichte erzählt, die vor mehr als 150 Jahren in den bayerischen Bergen geschehen ist." (Centfox)

"Es ist die faszinierende Geschichte eines Sozialrebellen, eines Mannes, der das Recht der Wenigen bricht, um das Recht der Vielen durchzusetzen." (Cinema)

Filmplakat:
https://www.filmportal.de/node/19933/material/741057

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

14.12.2023 12:09
#219 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

AUCH MIMOSEN WOLLEN BLÜHEN
BRD (1975) - R: Helmut Meewes - DE: 6.2.1976 - FSK 6 - V: Constantin
Pr: Cinema 77 (Hans Pflüger) - Gesamt-Ltg: Franz Antel
Darsteller: Curd Jürgens, Eric Pohlmnn, Horst Frank, Susi Nicoletti, Barbara Nielsen, Heinz Reincke, Ljuba Welitsch, Harry Hardt, Erich Padalewski, Chiquita Gordon

https://www.filmposter-archiv.de/filmplakat.php?id=37012

Die alternden Sowjetspione Popov und Federenko wollen sich im Westen zur Ruhe setzen. Das nötige Kapital dafür soll ihnen ein Mikrofilm mit geheimen Informationen sichern, den sie heimlich an sich bringen wollen. Doch eine Heilsarmee-Soldatin kommt ihnen zuvor und will ihrerseits das Material an den chinesischen Geheimdienst verhökern. Das führt zu abenteuerlichen Verwicklungen, denn sowohl Briten und Amerikaner als auch die Damen Ludmilla und Miss Ly mischen sich ein.

Hans Pflüger hatte zuvor mit "Hape-Film" und "TV 13" bereits eigene Firmen besessen. Mit der neu gegründeten "Cinema 77" produzierte er zunächst fast überwiegend sogenannte "Abschreibungsfilme", weil damals durch ein staatlich gefördertes Abschreibungsmodell eine äüßerst rentable Herstellung dieser Art von Filmen ermöglicht wurde. Allein im Jahre 1975 stellte Pflüger ein halbes Dutzend davon her.
Der Constantin-Verleih brachte die Agentenkomödie Anfang 1976 mit einem nicht gerade publikumswirksamen Titel in die Kinos, zog den Film aber wegen katastrophaler Besucherzahlen gleich nach dem ersten Wochenende aus dem Verkehr.

"Missglückter Versuch einer Agentenfilmparodie" (Filmdienst)

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

21.12.2023 12:04
#220 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

DAS MESSER IM RÜCKEN
BRD (1975) - R: Ottokar Runze - DE: 11.7.1975 - FSK 16 - V: Gunther Wessel / Basis
Pr.: Ottokar Runze - Musik: Hans Martin Majewski - Prädikat: besonders wertvoll
Darsteller: Hans Brenner, Kar-Heinz Vosgerau, Hellmut Lange, Barbara Valentin, Isolde Barth, Lutz Mackensy, Hans Irle, Gert Haucke, Günter Lamprecht, Matthias Ponnier, Horst Hesslein



Im Hamburger Rotlichtviertel St.Pauli kommt ein griechischer Gastarbeiter durch den Messerstich eines Zuhälters ums Leben. Dieser stellt das Ganze als Unfall dar und behauptet, er habe sich nur verteidigt und nicht die Absicht gehabt, den Mann zu töten. Es gibt mehrere Zeugen des Vorfalls, doch ihre unterschiedlichen Aussagen ergeben kein eindeutiges Bild. Im anstehenden Schwurgerichtsprozess liegt es in den Händen von Richtern und Schöffen, ein gerechtes Urteil zu finden.

Gedreht wurde vom 1.März bis zum 24.März 1975. Die Rolle des beschuldigten Zuhälters spielt der Österreicher Hans Brenner. Ansonsten dabei sind Hellmut Lange als Untersuchungsrichter, Barbara Valentin als Prostituierte sowie Gert Haucke und Günter Lamprecht als Schöffen. Zwei von Hans Martin Majewski komponierte musikalische Themen wurden auf einer Single veröffentlicht (Das Messer im Rücken/ Im Kontakthof - Decca 6.11685)
Die TV-Premiere des Films erfolgte am 20.8.1984 im Programm der ARD.

"Runzes Inszenierungen belegen sein Interesse rund um die Themen Justiz, Verbrechen und die darin verwickelten Menschen" (Kay Weniger)

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

22.12.2023 09:18
#221 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

Zu erwähnen wäre hier noch, dass Hans Brenner der Vater von Moritz Bleibtreu und die Hauptrolle in diesem Film quasi sein Durchbruch als Schauspieler war. In der Folge spielte er vor allem im TV und durfte nach einigen Nebenrollen in der Reihe sogar einmalig als "Tatort"-Ermittler ran - in dem eher ungewöhnlichen Spionagefilm "Pension Tosca oder Die Sterne lügen nicht" als Karl Scherrer, Kriminalhauptkommissar.
Bekannt sein dürfte sein Gesicht aber vor allem aus dem RAF-Zweiteiler "Todesspiel" von 1997, in dem er Hanns Martin Schleyer verkörperte.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

22.12.2023 12:53
#222 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

Danke für deine Ergänzung, aber hier würde ich Wikipedia mal widersprechen: Der Durchbruch gelang Hans Brenner bereits 1971 mit der Titelrolle in Reinhard Hauffs vieldiskutierten sozialkritischen "Heimat"-Film "Mathias Kneißl", der nach der Erstausstrahlung im Fernsehen auch in die Kinos kam und außerdem bei den Moskauer Filmfestspielen gezeigt wurde. "Das Messer im Rücken" fand schon aufgrund eines fehlenden starken Verleihs beim Publikum nur wenig Beachtung und lief erst 1984 im TV.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

29.12.2023 12:13
#223 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

...ABER JONNY!
BRD (1973) - R: Alfred Weidenmann - DE: 2.5.1973 - FSK 16 - V: Constantin
Pr.: Studio-Film GmbH, Bendestorf
Darsteller: Horst Buchholz, Herbert Fleischmann, Hannelore Elsner, Judy Winter, Gisela Trowe, Maria Sebaldt, Monika Lundi, Günter Lüdke, Tilly Lauenstein, Irmgard Riessen, Marina Ried

Filmplakat:

https://www.filmposter-archiv.de/filmplakat.php?id=12916

Nachdem Jonny durchs Lehrer-Examen gerasselt ist, herrscht bei ihm bald Ebbe in der Kasse und prompt steht Gerichtsvollzieher Frantzen vor seiner Tür. Der erkennt schnell, dass Jonny ein Prachtexemplar von einem Mann ist. Deshalb soll er sein gutes Aussehen, seinen Charme und seine Manneskraft dazu nutzen, als Callboy zu arbeiten. In Ermangelung einer besseren Alternative lässt sich Jonny darauf ein und der geschäftstüchtige Frantzen übernimmt das "Management". Als Tröster einsamer Damen und vernachlässigter Ehefrauen macht Jonny schnell Karriere. Alles läuft bestens, bis die Journalistin Monika auftaucht, die einen Artikel über den professionellen Beglücker der Damenwelt schreiben will.

Dass es Callboys gibt, ist heute nichts besonderes. Das war im Produktionsjahr 1973 noch ganz anders. Insofern umgab den Film damals ein Hauch von Frivolität. Die Idee lieferte Erfolgsautor Henry Jaeger, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Dass das Thema durchaus Erfolgspotenzial besaß, hatte Alfred Vohrer bereits drei Jahre zuvor mit "Das gelbe Haus am Pinnasberg" bewiesen. Darin geht es um ein Bordell, in dem Männer arbeiten, die sich von Frauen für sexuelle Dienstleistungen bezahlen lassen. Im Gegensatz dazu genießt unser Callboy Jonny die Vorteile eines freien Sexarbeiters. Horst Buchholz hatte lange nicht mehr in Deutschland gefilmt und fand Gefallen an dem Stoff. Einen Gigolo zu spielen machte ihm sichtlich Spaß, zumal Regisseur Alfred Weidenmann dafür sorgte, dass keine schlüpfrige Sexposse dabei herauskam.

"Der fröhlichste und frechste Film seit Felix Krull." (Verleihwerbung)

"Ein attraktiver junger Mann nützt seine Anziehungskraft auf Frauen als käuflicher Liebhaber aus. Unterhaltsame Komödie, die das frivole Thema ironisch-humorvoll abhandelt." (Filmdienst)

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

11.01.2024 12:41
#224 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

ST.PAULI HERBERTSTRAßE
BRD (1965) - R: Akos von Rathony - DE: 7.12.1965 - FSK 18 - V: Austria
Pr.: Reinhardt-Film, Karlsruhe / Gopa, Baden-Baden - Musik: Herbert Jarczyk
Darsteller: Eva Astor, Pinkas Braun, Michael Cramer, Karin Field, Elma Karlowa, Ursula Barlen, Emmerich Schrenck, Sigrid von Richthofen

https://www.postertreasures.com/Filmplak...tml?language=de

Die junge, behütet aufgewachsene Angelika wird nach einer Vergewaltigung schwanger. Weil sich die Eltern von ihr abwenden, verlässt sie ihre ländliche Heimat und landet in der Großstadt, wo sie zunächst einen Job in einem Vergnügungslokal findet. Doch dann gerät sie in die Hände des gewissenlosen Zuhälters Kästel, der sie zur Prostitution zwingt.

Der Film wurde im Frühjahr 1965 unter dem Arbeitstitel "Weg der Sünde" überwiegend im Studio gedreht. Aufnahmen an Hamburger Originalschauplätzen soll es gar nicht gegeben haben. Kameramann war der spätere Sexfilmer Gunter Otto. Im April war der Dreh beendet. Einen Verleih hatte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der kleine Austria-Verleih griff zu und brachte den Film mit einem publikumswirksamen neuen Titel in die Kinos. Die Besucherzahlen waren schon in den Erstaufführungshäusern überraschend gut:
Hamburg, Kurbel (532 Pl.) - sehr gut
Hannover, City (520 Pl.) - hervorragend (erste 10 Tage - 14.000 Besucher)
Ab Silvester lief der Film dann in 25 Städten und das weiterhin mit gutem Erfolg. Das führte dazu, dass eine ganze Serie von St.Pauli-Filmen entstand.
Von der Kritik wurde der Film überwiegend als "Schundprodukt" abqualifiziert. Im Film-Echo gab es dagegen eine eher positive Besprechung:

"Ein handfester Reißer, der die Atmosphäre der Seitenstraßen links und rechts der Reeperbahn widerspiegelt. Ein wenig Kolportage, sicher. Auch Rührseligkeit ist dabei. Hier und da hätte der Regisseur etwas dämpfen können. Aber in Bild und Ton ist das Milieu echt getroffen. Eva Astor absolviert ihren Part als gefallenes Mädchen sehr glaubhaft und findet den richtigen Ton. Dazu gesellen sich Pinkas Braun als aalglatter, skrupelloser Zuhälter, Michael Cramer als braver Automechaniker und Karin Field als resolute "Kollegin". Ansonsten: Deftiger handfester Humor. Die Prügelszenen sind ebenso wenig vergessen wie gekonnter Striptease."

Film-Echo-Note: 3,0 (44 Meldungen) / Erstnote: 2,4

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

13.01.2024 22:16
#225 RE: Verschollen? Vergessen? - Filmraritäten Zitat · Antworten

Ich mag Filme von Ákos von Ráthonyi sehr gern und auch "St. Pauli Herbertstraße" fand ich überraschend unterhaltsam. Den konnte ich glücklicherweise letztes Jahr mal sichten. Besonders gut kommen hier die Darbietungen von Pinkas Braun, Eva Astor, Sigrid von Richthofen und natürlich Karin Field an. Schade, dass der Film in der Versenkung verschwunden ist, könnte ich mir gut in der "Edition Deutsche Vita" vorstellen. Danke jedenfalls für diese interessante Vorstellung und die Aufnahme in den hiesigen Raritäten-Club!

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