Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 306 Antworten
und wurde 54.983 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | ... 21
Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

01.08.2015 22:11
#61 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten










“Maigret und die Tänzerin Arlette”
(“Murder in Montmartre”)

Regie: Andrew Osborn

Fernsehbearbeitung: Giles Cooper

Literarische Vorlage: “Maigret au Picratt’s” (“Maigret, die Tänzerin und die Gräfin”) von Georges Simenon

Darsteller: Rupert Davies (Kommissar Jules Maigret), Helen Shingler (Madame Maigret), Ewen Solon (Lucas), Neville Jason (Lapointe), April Olrich (Arlette), Thomas Gallagher (Fred Alfonsi), Freda Jackson (Rose Alfonsi), Maria Andipa (Betty), Aubrey Woods (Philippe Mortemarte), Joan Young (Rosalie Moncœur)


“Sei nicht so streng mit ihm. Du warst auch mal jung.”
(Maigret zu Lucas)

“Riecht das hier nach Kneipe!”
(Lucas)
“Na, ich bin’s ausnahmsweise nicht.”
(Maigret)

“Dass so ein Mädchen sich ermorden lies ...”
(Maigret)

“Tantchen?”
(Philippe Mortemarte)
“Tantchen ist nicht da. Du musst mit Onkelchen Vorlieb nehmen.”
(Maigret)

“Hol mal schnell drei Bier aus der Kantine.”
(Maigret)
“Für mich nicht, wenn ich bitten darf.”
(Lapointe)
“Nein, für mich.”
(Maigret)

“Warum tun die Leute das? Es gibt so viele schöne Dinge in der Welt.”
(Maigret)

“Ich weiß, du hast eine Enttäuschung erlebt. Aber du wirst drüber wegkommen. Also Kopf hoch!”
(Maigret zu Lapointe)


Als Kommissar Jules Maigret sein Büro am Quai des Orfèvres betritt, findet er dort zu seinem Erstaunen eine attraktive, junge Frau in einem Sessel schlafend vor. Arlette, so der Name der unerwarteten Besucherin, arbeitet als Stripteasetänzerin in dem Lokal “Picratt’s” am Montmartre. Sie gibt an, in der vergangenen Nacht an ihrem Arbeitsplatz Zeugin einer Unterhaltung geworden zu sein, in der ein gewisser Oscar davon sprach, eine Gräfin ermorden zu wollen. Als Maigret beabsichtigt, Arlettes Freund Albert ebenfalls als Zeugen verhören zu wollen, widerruft die Tänzerin plötzlich ihre Aussage und versichert, sie habe sich alles lediglich aufgrund ihres stark angetrunkenen Zustandes ausgedacht.
Maigret ist überzeugt, dass die junge Frau aus Furcht ihre wahre Aussage als Lüge ausgibt, was sich bestätigt, als Arlette kurz darauf in ihrer Wohnung erwürgt wird.

Während Maigret den Mord an der Tänzerin untersucht und dabei in das zwielichtige Milieu am Montmartre eintaucht, macht der Kommissar einige interessante Entdeckungen. Arlette lebte unter falschen Namen, so dass ihre wahre Identität noch geklärt werden muss. Überdies hatte sie ein Verhältnis mit einem gewissen Albert, der sich ausgerechnet als Maigrets junger Assistent Lapointe herausstellt.

Maigret hat die Ermittlungen zum Mordfall Arlette gerade begonnen, als ein zweites Tötungsdelikt geschieht. Die Gräfin Farnheim ist erwürgt worden. Die Alkoholikerin und Morphinistin stand offenbar in einer Beziehung zu dem mysteriösen Oscar ...

Anmerkungen:

Zitat
„Ein großer, schwerfällig gebauter Mensch mit ausladenden Schultern.“

“ ... fleischiges Gesicht, dessen Züge den Eindruck erwecken, als seien sie mit kräftigem Daumendruck in unbildsamen Ton geknetet ...”

(Georges Simenon: “Maigret und der Gehängte von Saint-Pholien”)



Bereits der erste Auftritt von Rupert Davies als Kommissar Maigret ist von gelassener Überlegenheit. Der schon allein durch seine Physis eindrucksvolle Mann ist von tiefer Herzensgüte erfüllt, worüber auch gelegentliche grantige Phasen nicht hinwegtäuschen können.
So lässt Maigret seinen Assistenten Albert Lapointe auch weiterhin am Mordfall Arlette mitarbeiten, weil er genau weiß, wie sehr dem jungen Mann aufgrund seiner persönlichen Betroffenheit an dessen Aufklärung gelegen ist, statt ihn wegen Befangenheit davon zu entbinden. Mitmenschlichkeit ist Maigret allemal wichtiger als die sture Einhaltung der Dienstvorschriften.
Und selbst ein unbeteiligtes, an einem Treppengeländer über einem gefährlich hohen Abgrund spielendes kleines Mädchen ist seines liebevollen Rates (“Sei vorsichtig, kleine Krabbe!”) gewiss.

Der sanfte Patriarch Maigret, der selbstverständlich von seinen Mitarbeitern Lucas und Lapointe gesiezt wird, während er sie mit dem Familiennamen und dem vertrauten Du anspricht, residiert in einem mit Akten vollgestopften, alles andere als modern möbliertem und dennoch sehr anheimelnden Büro. Während der robuste und erfahrene Inspektor Lucas seines Beistandes nicht bedarf, erhält der junge Albert Lapointe die väterliche Zuwendung seines lebensklugen Vorgesetzten.

Als Korrektiv zu seiner Tätigkeit mit den Schattenseiten des menschlichen Lebens erwartet Maigret am Boulevard Richard-Lenoir 132 ein harmonisches Heim mit seiner liebevollen und nachsichtigen Gattin. Das langjährige Ehepaar ist einander noch immer innig zugetan.

Neben einem guten Essen, dem er nicht nur zu Hause sondern auch bei Zeugen und Verdächtigen frönt, genießt Kommissar Maigret nicht nur seinen gewohnten Pfeifentabak sondern auch Alkohol aller Art, auch wenn zu viel schlechter Champagner ihm am nächsten Morgen einen schweren Kopf und das Bedürfnis nach Bier beschert.

Mit immenser Ruhe und Besonnenheit führt Maigret - der große Menschenkenner und geduldige Zuhörer - seine Ermittlungen. Doch selbst seine Nachsicht hat ihre Grenzen, die man besser nicht mit Ausflüchten und offensichtlichen Unwahrheiten strapazieren sollte.

Der Fall, der sich zunächst gemächlich entwickelt, gipfelt in einem höchst spannenden Schlussduell. Untermalt wird er von für den heutigen Zuschauer herrlich nostalgischen Bildern des damaligen Paris.

“Maigret und die Tänzerin Arlette” ist die perfekte Einstimmung in eine sehr liebevoll gestaltete Adaption der Fälle von Kommissar Maigret mit einem überaus faszinierenden Hauptdarsteller.

Berthold Deutschmann Offline




Beiträge: 194

02.08.2015 01:06
#62 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Dein Beitrag, Cora Ann, ist dermaßen überraschend und gut - mir bleibt einfach die Spucke weg.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

02.08.2015 10:03
#63 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Wenn dir der Hals trocken ist, empfiehlt dieser Herr hier ein ausgezeichnetes Gegenmittel:



Aber im Ernst: ich freue mich natürlich, dass dir mein Beitrag zu Rupert Davies und seinem "Maigret" so gut gefallen hat. Weitere werden folgen.

"Das ganze ist eine Sache der Vorstellungskraft. Phantasie."
(Heinz Drache in "Der Hexer")

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

02.08.2015 14:31
#64 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Und hier ein Fundstück: Rupert Davies besingt etwas für Kommissar Maigret sehr naheliegendes - "Smoking My Pipe" (1963)

"Das ganze ist eine Sache der Vorstellungskraft. Phantasie."
(Heinz Drache in "Der Hexer")

Berthold Deutschmann Offline




Beiträge: 194

02.08.2015 14:59
#65 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Dass Rupert Davies auch Schallplatten besungen hat, habe ich erst vor ein paar Jahren entdeckt, seitdem ebendiese Schel­lack­plat­ten vereinzelt - etwa in Ebay - auftauchen. Somit verstehen sich auch seine Hinweise in seiner Popularitätszeit als Maigret, dass es kein Wunder sei, dass er eine gute Stimme hätte. Er käme schließlich aus Wales, aus dem bergbau-kohlenstaubigen Liverpool, und das sei ein Grund für die volle Stimme. Die berühmtesten deutschen Kinderchöre kämen aus dem ebenso verrußten Ruhrgebiet, das sei kein Zufall.

Aus heutiger Sicht muss man sich das aber nicht unbedingt öfters anhören. Einmal reicht. Seinen "Maigret" hingegen kann man immer und immer wieder mal schauen, der hat das Zeug zum Evergreen.

Berthold Deutschmann Offline




Beiträge: 194

02.08.2015 18:11
#66 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Die Maigret-Serie mit Rupert Davies (BBC, 1960-63) hatte zuvor einen 75-minütigen Pilotfilm mit Basil Sydney als der Pariser Kommissar: "Maigret and the Lost Life" (BBC, 1959). Script von Giles Cooper, der später auch etliche 55-Minuten-Serienfolgen schrieb (als "Dramatisationen" der Simenon'schen Romanvorlagen). Im längeren Testfilm spielte Anne Blake die Madame Maigret (die Serien-Madame war Helen Shingler), aber Henry Oscar schon den "Pechvogel"-Inspektor Lognon (in der Serie kommt er als solcher nochmal 3 x vor). Inspektor Lucas wurde von Philip Guard verkörpert, in der Serie war das Ewen Solon. Der Pilotfilm gilt als verschollen und lief nie in Deutschland.

Es handelt sich dabei um "Maigret und die Unbekannte", für die Davies-Serie 1963 nochmal verfilmt ("The Lost Life"). Die deutsche Version ist wohl nicht mehr präsentabel, die englische schlummert bis auf weiteres im BBC-Archiv (bis zur nächsten VÖ der Serie, was nach meiner Einschätzung nur noch ein paar Jahre dauern kann...).

Hier zwei Links zur Ankündigung des Pilotfilms 1959 in "Radio Times" (mit Illustration und Foto):

http://www.trussel.com/maig/image/rt-59-2a.jpg

http://www.trussel.com/maig/image/rt-59-1a.jpg

Berthold Deutschmann Offline




Beiträge: 194

08.08.2015 04:38
#67 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Hier die erste Kritik zur Pidax-Maigret-Ausgabe im englischsprachigen "Trussel"-Maigret-Forum. Ich habe mir die Freiheit genommen, den englischen Text mal ins Deutsche zu übersetzen, so gut ich das kann (bin kein Profi-Übersetzer).

(Zitatanfang) Die deutschen Rupert-Davies-DVDs

6. August 2015 - Ich kaufte kürzlich die deutschen DVDs der Rupert-Davies-Serie, womit ich mich in den letzten drei Tagen näher befassen konnte. Während Davies durchaus in der Rolle des Maigret überzeugt, erscheint mir die Machart der Episoden doch etwas veraltet (was ja zu erwarten war... ).

Das Vorhaben, eine Story in weniger als einer Stunde zusammenzufassen (die Episoden haben etwa eine Länge von 52 bis 54 Minuten) setzt den Akzent deutlich auf das polizeiliche Geschehen, was, wie ich finde, doch irgendwie auf Kosten der Psychologie geht... Außerdem, die Art und Weise, wie man damals filmte, relativ "theatralisch", mit Bühnenbildern (es gibt wenig Außenszenen - ja, es sind Außenaufnahmen in Paris, aber meist doch Szenen, in denen Maigret in einem seiner "kleinen schwarzen Polizeiautos" zum Ort des Verbrechens fährt oder um Verdächtige zu befragen), entspricht nicht mehr unseren heutigen Sehgewohnheiten...

Noch "störender" ist (das Wort ist vielleicht etwas zu hart), dass die meiste Handlung in Dialogen erzählt wird zwischen Maigret und einem Verdächtigen oder einem Zeugen (dem kann man entgegenhalten, das sei ja auch in den Romanen so), es handelt sich aber um auführliche Dialoge, oft langatmig... natürlich kann es sein, dass mir dieser Eindruck verstärkt wird durch die Tatsache, dass es eine deutschsprachige Version ist.

Ich sehe aber dennoch eine Reihe von positiven Punkten, etwa den bisweilen aufflackernden Humor zwischen Maigret und Lucas und Lapointe, und auch, dass Davies und Helen Shingler ein sehr glaubhaftes Maigret - Mme Maigret - Paar abgeben. (Zitatende)

Der Verfasser dieser Kritik, Murielle, gibt außerdem Inhalte aus dem Pidax-Booklet wieder, das den DVDs beiliegt. Diese Inhalte führe ich hier nicht auf, am besten, man liest direkt das Booklet.

Und hier noch der Link zum englischen Ausgangstext:

http://www.trussel.com/maig/maibul.htm

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

08.08.2015 15:58
#68 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten








“Maigret hat Skrupel”
(“Unscheduled Departure”)

Regie: Eric Tayler

Drehbuch: Giles Cooper

Darsteller: Rupert Davis (Kommissar Jules Maigret), Helen Shingler (Madame Maigret), Ewen Solon (Lucas), Neville Jason (Lapointe), Peter Copley (Xavier Marton), Pamela Brown (Giselle Marton), Charmian Eyre (Jenny Sorel)

Literarische Vorlage: “Les Scrupules de Maigret” (“Maigret hat Skrupel”) von Georges Simenon


Der folgende Beitrag beinhaltet Spoiler.

“Übrigens, meine Frau will mich umbringen. Deswegen bin ich hier.”
(Xavier Marton)
“Ihre Frau?”
(Maigret)
“Ich will damit nichts weiter gegen sie gesagt haben.”
(Xavier Marton)
“Nur, dass sie Sie umbringen will ...”
(Maigret)

“Man muss ja nicht unbedingt verrückt sein, wenn man jemanden umbringen will.”
(Maigret)

“Warum hat sie das Gift vor mir versteckt?”
(Xavier Marton)
“Fragen Sie sie doch mal!”
(Maigret)

“Jetzt hätte ich gern ein Glas Bier. Nein, es ist zu kalt.”
(Maigret)
“Grog?”
(Lapointe)
“Ja, nicht schlecht.”
(Maigret)
“Soll ich jemanden schicken?”
(Lapointe)
“Nein, das Gesöff ist doch lauwarm, bis es hier ist. Ich gehe rüber in die Kneipe.”
(Maigret)

“Langsam müssen Sie sich doch vorkommen, als wären Sie unser Beichtvater.”
(Giselle Marton)

“Tja, dafür, dass bis jetzt noch nichts passiert ist, haben wir ganz schön zu tun gehabt. Darauf gehen wir einen trinken.”
(Maigret)
Das Telefon klingelt.
“Hier wird einem aber auch gar nichts gegönnt!”
(Maigret)

“Hören Sie, wenn hier jemand Fragen stellt, dann bin ich das.”
(Maigret)

“An wen soll ich mich halten?”
(Maigret)
“Vielleicht an einen Aperitif.”
(Madame Maigret)

“Wir kannten uns ungefähr drei Monate, als wir das erste Mal zusammen aus waren, und an diesem Abend bekam ich auch den ersten Kuss von dir. Eine Woche später gingen wir dann zusammen in die Oper. Wir sahen uns “Carmen” an. Ich trug damals ein blaues Taftkleid. Du warst sehr großzügig und hast ein Taxi bestellt. Auf der Fahrt zum Theater hast du meine Hand gestreichelt. Nach der Vorstellung wolltest du mit mir Essen gehen. Wir gingen über die Champs-Élysées, um ein hübsches Restaurant zu suchen. Ich tat so, als stolperte ich. Du hast geglaubt, meine hohen Absätze wären schuld. Ich kam mir ganz raffiniert vor. In Wirklichkeit wollte ich mich nur bei dir einhängen. Ich habe gezittert vor Angst, aber du hast getan, als ob du es nicht merkst.”
(Madame Maigret)
“Und wie ging’s dann weiter?”
(Maigret)
“Als wir dann später das Restaurant verliesen, habe ich mich wieder eingehängt. Da habe ich nicht mehr gezittert.”
(Madame Maigret)
“Es wurde zur Gewohnheit,”
(Maigret)
“Ja, aber zu einer netten, finde ich.”
(Madame Maigret)

“Eigentlich müßte man in solchen Fällen auch diejenigen bestrafen, die durch ihre Unfähigkeit zu lieben, ein Verbrechen mit verschulden.”
(Maigret)


Nach den Silvesterfeierlichkeiten herrscht zu Beginn des neuen Jahres entspannte Ruhe am Quai des Orfèvres. Lucas und Lapointe vertreiben sich die Langeweile mit einem Kartenspiel. Kommissar Maigret erhält den Besuch von Xavier Marton, seines Zeichens Spielwarenverkäufer im “Grands Magasins du Louvre“ und der “ungekrönte König des Modelleisenbahnbaus”. Der unscheinbare Mann zweifelt an seinem Geisteszustand und hat aus diesem Grund einen Psychiater aufgesucht, der ihm allerdings bescheinigte völlig gesund zu sein. Marton verdächtigt seine Gattin Giselle, ihn vergiften zu wollen, nachdem er eine Flasche Zinkphosphid gefunden hat, deren Existenz seine Frau niemals erwähnt hat. Während Maigret kurzzeitig sein Büro verlässt, um mit Lucas zu sprechen, ist Marton bei Maigrets Rückkehr plötzlich verschwunden.

Kurze Zeit später sucht Giselle Marton Kommissar Maigret auf, um die Vorwürfe ihres Mannes als haltlose Verdächtigungen eines psychisch labilen Menschen zurückzuweisen. Das Zinkphosphid habe sie lediglich als Rattengift gekauft, da es in der alten Straße, in der sie in dem exklusiven Miederwarengeschäft “Maison Henri” als Verkäuferin tätig ist, einen starken Ungezieferbefall gäbe. Um die unangenehmen Nagetiere auch aus dem Keller ihres Hauses zu vertreiben, habe sie eine Flasche davon mit in ihre Wohnung genommen.

Kommissar Maigret weiß sich noch keinen Reim auf die mysteriöse Angelegenheit zu machen und lässt seine Assistenten Ermittlungen anstellen. Lapointe sucht das “Maison Henri” auf, wo der schüchterne junge Mann sich ein Bild von Madame Marton zu machen versucht und zur Tarnung verschämt ein Miederhöschen erwirbt. Lucas sucht als Versicherungsvertreter getarnt die Wohnung der Martons auf, wo er Giselles verwitwete Schwester Jenny antrifft, deren sanftes und liebenswürdiges Auftreten in starkem Kontrast zur kühlen Überlegenheit von Giselle steht. Er erfährt, dass das Ehepaar Marton eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen hat.

Am Abend erhält Kommissar Maigret erneut Besuch von Xavier Marton. Der Verkäufer beschreibt seine Frau als selbstsüchtig und gefühllos und gesteht, dass er in seine Schwägerin Jenny verliebt sei, die jedoch davon nichts wisse. Erneut beteuert Marton, dass ihn seine Frau ermorden wolle. Doch er sei bereit, Giselle zu erschießen, noch ehe die Wirkung des Giftes eingetreten sei. Maigret überredet ihn, sich am nächsten Morgen von einem Gerichtspsychiater

Während Lucas und Lapointe in der Nacht das Haus der Martons beschatten, ereignet sich das, was der Verkäufer befürchtete: er ist vergiftet worden ...

Anmerkungen:

Zitat
“Als man mich ihr vorstellte, wagte ich nicht, ihr ins Gesicht zu blicken, weil ich so entsetzlich verlegen war ... So erfuhr ich, dass das junge Mädchen in Blau Louise hieß ... Sie bot allen an, und ehe sie auf mich zukam, und auf eins der Kuchenstücke deutend, sagte sie mit Verschwörermiene: “Die anderen haben das Beste übriggelassen. Essen Sie das.” Ich wusste darauf nur zu antworten: “Soll ich das wirklich?”. Es waren die ersten Worte, die Madame Maigret und ich wechselten.”

(Georges Simenon: “Maigrets Memoiren”)


Zitat
“Bei den Maigrets hatten sich, wie bei den meisten Ehepaaren, eine Reihe von Gewohnheiten eingeschliffen, die für sie am Ende dieselbe Bedeutung erlangten wie für andere die Rituale einer Religion.”

(Georges Simenon: “Madame Maigrets Liebhaber”)



Noch immer sind Jules und Louise Maigret einander innig in Liebe verbunden. So kann sie sich auch nach langer Zeit noch genau daran erinnern, wie ihre Beziehung damals begann. Rupert Davies und Helen Shingler verkörpern das rührende Liebespaar jenseits der Vierzig auf ebenso glaubwürdige wie bezaubernde Weise. Eine kleine Merkwürdigkeit am Rande: als man Kommissar Maigret zu nachtschlafender Zeit wegen des Mordes an Marton aus dem Bett klingelt, und er sich im Pyjama und mit zerzaustem Haar schwerfällig erhebt, zeigt man nicht seine im Nachbarbett doch gewiss ebenfalls erwachende Gattin.

Während die Maigrets ihr persönliches Glück mit einander fanden, haben sich die Martons mit ihrer Ehe ihre eigene Hölle geschaffen. Der für alle Beteiligten unerträgliche Status quo musste in einem Desaster enden. Giselle, die ihren Mann ebenso betrügt wie er sie, ist von Beginn an die Stärkere, wobei ihr einziger Lebensinhalt ihr persönliches Wohlergehen ist, und ihre Skrupellosigkeit ist ausgeprägter als die ihres Gatten Xavier. So ist es keine Überraschung, dass sie ungerührt aus der Tragödie hervorgeht, um sich ihres nächsten potentiellen Opfers zu bemächtigen.

Wo Maigrets wahre Sympathien liegen, zeigt sich deutlich im Umgang mit den Beteiligten. Die moralisch schuldige Person behandelt er mit kalter Verachtung, während er die tatsächliche Täterin sanft und verständnisvoll verhört.

Der liebenswerte Humor der Serie zeigt sich in dieser Folge darin, dass stets wenn Kommissar Maigret beabsichtigt, sich etwas Alkoholisches zu Gemüte zu führen, er durch einen Besucher daran gehindert wird. Noch amüsanter ist der Besuch des schüchternen Inspektors Lapointe in einer exklusiven Miederwarenboutique, wo der junge Mann aus Gründen der Tarnung zunächst ein Nachthemd für seine Freundin erwerben will, sich ob des hohen Preises für ein Baby Doll entsetzt zeigt und sich schließlich für das billigste entscheidet, das sich finden lässt.

Nachdem in “Maigret und die Tänzerin Arlette” einige Außenaufnahmen von Paris zu sehen waren, die Kommissar Maigret auf seinem Gang zum “Picratt’s zeigten sowie die Beschattung von Philippe Mortemarte durch Inspector Lapointe, die unter anderem auf den Stufen zum Hügel von Montmartre erfolgte, ist in “Maigret hat Skrupel” die reine Studioatmosphäre unverkennbar. Lediglich bei der Fahrt von Kommissar Maigret zum Haus der Martons werden Außenaufnahmen gezeigt. Doch schmälert das weder den Genuss beim Zuschauen noch die Spannung der Handlung.

Gerade die von anderen als veraltet gescholtene Machart der Serie ist für mich ihr großer Vorzug. Wie nicht anders als in den Romanen von Georges Simenon führt Kommissar Maigret detaillierte Befragungen der Beteiligten, hört ihnen intensiv zu und ist ein sehr genauer Beobachter. Reichlich fünfzig geruhsame, gemütliche und dennoch sehr spannende Minuten mit Rupert Davies als Maigret sind eine Wohltat gegen wenige Augenblicke mit sinnentleerter Action, Blutbädern und psychisch deformierten Ermittlern, die so wenig vertrauenswürdig wirken, dass man von ihnen nicht einmal einen Gebrauchtwagen erwerben würde geschweige denn, dass man ihnen die Ermittlung in Fällen anvertrauen würde, in denen das Wohl und Wehe von Menschen auf dem Spiel steht.

“Meine Stimme in deutsch ist Hans Hamacher, ein deutscher Schauspieler – ganz phantastisch! Und ich will noch sagen, dass sie das Synchronisieren ganz großartig machen. Zum Beispiel meine Frau im Film - genau dieselbe Stimmlage!” äußerte sich Rupert Davies in den Sechziger Jahren in einem Telefoninterview mit Fans für die Zeitschrift “BRAVO”. Dem möchte ich mich vollinhaltlich anschließen und den Namen der Schauspielerin nachtragen, die Helen Shingler synchronisiert: Ursula Traun.
Übrigens: wer Hans W. Hamacher, der Rupert Davies noch mehrfach synchronisierte - unter anderem in “Der Spion der aus der Kälte kam” und in “Der Hexenjäger” - einmal selbst Ermittler sehen möchte, dem sei die Folge “Die rote Maske” aus der Serie “Das Kriminalmuseum” ans Herz gelegt.

Berthold Deutschmann Offline




Beiträge: 194

08.08.2015 18:53
#69 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Ich liege am Boden. Hat mich wieder umgehauen, Deine Abhandlung, liebe Cora Ann.

Gerade war ich nämlich dabei, mich auch mit negativen Kritiken an der Serie abzufinden und bereit, damit leben oder sterben zu müssen. Solche Kritiken betreffen ja nicht nur Maigret, sondern zum Beispiel auch die klassischen Wallace-Filme, wenn gesagt wird, die Machart sei nicht mehr zeitgemäß. Dass Du ebendies gerade als Vorzug siehst, rettet mich.

Bis vor kurzem war die deutsche Maigret-Box noch nicht präsent im englischen Amazon-Versand (für die englischen Interessenten, die ihren BBC-Maigret nun wenigstens auf deutsch haben können), jetzt aber doch. Es ist sogar schon eine englische Rezension dazu erschienen - ich kann es kaum glauben: positiv!

(Zitatanfang) Von monoecumsemper, am 29. Juli 2015.

Es wurde aber auch Zeit, dass diese Maigret-Version auf DVD herauskam. Mit "Version" meine ich nicht nur irgendeine Version, die bei Gelegenheit neu aufgetischt wird wie eine abgestandene Brühe mit frischen Gewürzen: Rupert Davies ist DER Maigret, die exakte Inkarnation des Charakters, der dem Autor Georges Simenon vorschwebte, als er Maigret erfand.

Das sagte er ihm auch, als er Rupert Davies auf seinem Château in der Schweiz Anfang der 60er Jahre empfing. Und als erfahrene Leser der Maigret-Romane merken wir, dass er damit recht hatte, Georges Simenon. Egal, ob wir uns die seltenen Kopien anschauen, die gegenwärtig kaum zu haben, größtenteils vielleicht sogar verloren sind, oder diese liebevoll restaurierte deutsche Fassung mit ihrer von Anfang bis Ende sogar perfekteren Klanggebung. Dies meine ich wörtlich mit Bezug auf die Musik von Ernst August Quelle, mit dem eindringlichen französischen Flair, das diese Maigret-Serie so überreichlich ausstrahlt. (Zitatende)

Und hier der Link zur original-englischen Rezension:

http://www.amazon.co.uk/Kommissar-Maigre...img_top?ie=UTF8

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

08.08.2015 19:21
#70 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Zunächst einmal vollende ich auf diese Weise einen Satz meines vorigen Beitrages, der leider irgendwie im Editor verschwunden ist: Maigret überredet ihn, sich am nächsten Morgen von einem Gerichtspsychiater untersuchen zu lassen.

Zitat von Berthold Deutschmann im Beitrag #69
Ich liege am Boden. Hat mich wieder umgehauen, Deine Abhandlung, liebe Cora Ann.


Vielen Dank! Dann will ich dich mal wieder "aufrichten", lieber Berthold. Und zwar mit etwas, was mir und bestimmt auch dir das Herz erwärmt:



(Kommissar Maigret besucht seine Gattin, die nach einer Blinddarmoperation im Krankenhaus das Bett hüten muss in der Episode "Maigret nimmt Urlaub")

Apropos: Hat sich Helen Shingler eigentlich jemals zu ihrer Zusammenarbeit mit Rupert Davies für "Maigret" geäußert?

Berthold Deutschmann Offline




Beiträge: 194

08.08.2015 19:47
#71 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Habe leider nie Interviews mit Helen Shingler gesehen oder gelesen. Aber sie hat in England sicherlich welche gegeben. Bestimmt kam sie mit Rupert Davies sehr gut zurecht. Das beweisen zum Beispiel zwei Fakten: Sie traf sich mit Rupert Davies und dessen Frau Jessica in London im "Maigret-Café", worauf ich in diesem Thread schon mal hingewiesen habe (2-teiliger Film, siehe Ende des 1. Teils und Anfang des 2. Teils):

Zitat von Berthold Deutschmann im Beitrag #35
http://www.britishpathe.com/video/maigret-cafe/query/maigret

http://www.britishpathe.com/video/out-ta...s/query/maigret


Und außerdem war sie im "Nachschlag" der Serie, in dem 90-Minuten-Special "Maigret at Bay" 1969 wieder mit von der Partie. Von den übrigen vorherigen Crew-Mitgliedern war nur Neville Jason (Inspektor Lapointe) nochmal mit dabei. Ich finde, das spricht für sich.

Helen Shingler hat am 29. August 2015 ihren 96. Geburtstag. Ob man ihr - z. B. über Facebook (ich bin noch nicht dort registriert) - zu Rupert Davies eine Frage stellen kann?

Vielen Dank, Cora Ann, für die tollen Bilder!

Herzlicher Gruß
Berthold

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

09.08.2015 11:27
#72 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Vielen Dank auch von mir, Cora Ann, für diese ausführlichen Episodenpräsentationen! Ich habe sie zwar alle schon gesehen, aber mir fehlt für so ausführliche Darstellungen oft einfach die Geduld.

In Kürze nur:
Auch abseits der Darsteller überzeugen die Umsetzungen in allen Belangen. 50 Minuten sind für Simenons Stoffe genau das richtige Format, trotz gelegentlicher Raffungen und inhaltlicher Freiheiten bleiben die Drehbücher den Vorlagen durchaus verpflichtet, und trotz fast identischer Laufzeit geht es doch noch etwas flotter zu als bei den von mir eigentlich sehr geschätzten BR-Hörspielen mit Paul Dahlke (die Folgen 2-4 kann man sogar direkt vergleichen, da es dieselben Fälle sind).

Der vielgescholtene Studio-Effekt stört mich auch nicht, so waren BBC-Serien halt damals, und von "Doctor Who" aus dieser Zeit bin ich "Schlimmeres" gewohnt. Zudem paßt der gewisse Doku-Touch sehr gut zu den weniger abgehobenen Kriminalfällen, die im Vergleich zu englischen Stoffen (Christie, Wallace & Co) deutlich realistischer ausfallen.

Zur deutschen Bearbeitung:
Sprechertechnisch gibt es kaum Anlaß zur Klage. Hans W. Hamacher liefert einen tadellosen Maigret, oft würdig unterstützt von Erich Ebert (Lucas) als Untergebener auf Augenhöhe und Ursula Traun als treusorgender Ehefrau. Etwas eigenartig ist allenfalls die Besetzung des damals recht kieksigen Horst Sachtleben als Lapointe, für den jugendlichen Frauenschwarm wirkt die Stimme doch etwas zu comichaft.

Die Dialoge wirken ungekünstelt und natürlich, direkter Vergleich mit der Originalfassung ist ja leider nicht möglich. Positiv ist zudem zu vermelden, daß die Dienstränge wieder dem Simenonschen Original angeglichen wurden, Maigret also Kommissar und Lucas/Lapointe Inspektoren sind, während die BBC sie zu Inspector bzw. Sergeants machte. In einer Folge allerdings stellt Maigret sich auf deutsch trotzdem als Inspektor vor, eine Szene später jedoch wieder als Kommissar. Da hat wohl jemand gepennt... ;-)

Man mag nun über den kompletten Austausch der Musik denken, was man will, aber Ernst August Quelle hat sehr gute Arbeit geleistet. Sein Titelthema muß sich hinter Ron Grainers Original nicht verstecken, und die Untermalung während der Episoden erzeugt immer die richtige Atmosphäre, besonders schön die Spinettklänge in "Maigret und die alte Dame".

Ich kann mich nur wiederholen: BITTE MEHR DAVON!

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

09.08.2015 12:54
#73 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Dankeschön für das freundliche Feedback, Lord Peter!

Natürlich werde ich sehr gern weiter über Rupert Davies als Maigret schreiben, denn je mehr ich von ihm sehe, desto brillanter finde ich ihn. Seine zwar bestimmte doch im Grunde stets sanfte und väterlich-gütige Art hat es mir ebenso angetan wie sein trockener Humor. Auch bei mehrfachem Anschauen der Folgen bleibt diese Faszination meinerseits erhalten.

Ich glaube eigentlich nicht, dass Neville Jason für den Lapointe als Frauenschwarm besetzt wurde, dafür ist der junge Mann wohl doch zu schüchtern und zu sanft. Vielmehr dient er eher zur wunderbaren Interaktion mit Maigret (quasi als Ersatzsohn für den kinderlosen Kommissar), während Lucas so etwas wie seinen älteren Bruder gibt.

Die Natürlichkeit der Sprache gefällt mir ebenfalls, besonders der trockene Humor zum Beispiel wenn der Kommissar in "Maigret und sein Revolver" mit den Tücken der englischen Sprache und mit den Unwägbarkeiten der englischen Küche in Gestalt eines Roastbeefsandwiches "kämpft".

Zur deutschen Titelmusik von Ernst August Quelle muss ich bekennen, dass sie mir sogar besser gefällt als das Original von Ron Grainer, weil dieser Musette-Walzer für meine Ohren nicht nur so ganz und gar typisch französisch klingt sondern auch leichtfüßiger und beschwingter.

Und hier einmal Rupert Davies im Original in einem Ausschnitt aus der Episode "Maigret's Little Joke" ("Maigret als Zuschauer"):

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

09.08.2015 13:36
#74 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Ich muss zugeben das ich an die Serie mit einer gewissen Verklärtheit der Jugenderinnerung ( wenn man das so nennen kann - Beginn/ Streichholz /Wand /Musik und weitere Bruchstücke )herangegangen bin.Bei einigen Filmen/Serien denkt man dann viele jahre später - was habe ich damals wohl daran gefunden,was hat mich damals wohl so gefesselt.Aus der heutigen Sicht ist das eher na ja - schlecht/langweilig.
Bei Rupert Davies Maigret ist das zum Glück nicht der Fall.Auch heute noch ( und nach mittlerweile vielen "Maigrets") ist das für mich der Maigret.
Da stimmt für mich alles ( Story/Musik /Stimmen/Darsteller )
Natürlich habe ich auch die Gabin Maigrets gesehen und da hält sich meine Begeisterung doch in Grenzen.In diesen Filmen kommen mir einige Darstellungen doch sehr "overacting" vor und Gabin spielt Gabin ( eben diesmal als Maigret )
Die Davies Serie ist natürlich irgendwie schlichter angelegt und kommt mir natürlicher rüber ,nichts aufgesetztes und deshalb für mich auch sehr nahe an den Buch/lese Eindrücken von Maigret.
Ich bin froh diese Serie nun endlich wieder sehen zu können.

Berthold Deutschmann Offline




Beiträge: 194

09.08.2015 20:40
#75 RE: Rupert Davies als "Kommissar Maigret" (auf DVD!) Zitat · Antworten

Ein paar unterschiedliche, vielleicht interessante Meinungen zur Länge von Maigret-Filmen möchte ich hier kurz aneinanderreihen:

(bezüglich BBC-Maigret:) "Das Vorhaben, eine Story in weniger als einer Stunde zusammenzufassen (die Episoden haben etwa eine Länge von 52 bis 54 Minuten) setzt den Akzent deutlich auf das polizeiliche Geschehen, was, wie ich finde, doch irgendwie auf Kosten der Psychologie geht..."
(Murielle, 6. August 2015, im englisch-sprachigen "Trussel"-Maigret-Forum)
http://www.trussel.com/maig/maibul.htm

(bezüglich BBC-Maigret:) "50 Minuten sind für Simenons Stoffe genau das richtige Format, trotz gelegentlicher Raffungen und inhaltlicher Freiheiten bleiben die Drehbücher den Vorlagen durchaus verpflichtet..."
(Lord Peter, 9. August 2015, hier in diesem Thread, Beitrag #72)

(allgemein:) "Das große Problem bei Maigret-Filmen mit Armen Djigarkhanyan (edit: ist ein sowjetischer Maigret-Darsteller) sowie mit anderen, die ich kenne - außer Gambon und Davies - ist, dass sie zu lang sind, um die Angespanntheit und das Interesse der Zuschauer aufrecht zu erhalten. Um so ein Problem zu vermeiden, begrenzte Simenon seine Maigret-Bücher auf etwa 200 Seiten. So will der Leser das Buch bis zu Ende lesen und sich ein weiteres kaufen, bevor es ihm langweilig vorkommt - wie es in seiner Biografie erwähnt wird.
Der Armen-D.-Film ist fast zweieinhalb Stunden lang, Cremer anderthalb Stunden, Gabin zwei Stunden. Um die Zeit auszudehnen, füllen sie das Material auf, was die Hauptstory 'aufweicht', etwa mit langen Spaziergängen oder Fahrten auf Großstadt-Straßen.
Wenn ich einen Zauberstab hätte, würde ich die Uhr um zwanzig Jahre zurückdrehen und Gambon nochmal 12 oder 20 Episoden machen lassen. Dementgegen, wenn die Cremer-Filme mal in Nordamerika herauskommen (edit: das ist inzwischen geschehen), hoffe ich, sie werden neu aufgelegt und gekürzt auf 50 Minuten..."
(Vladimir, 20. Mai 2015, im englisch-sprachigen "Trussel"-Maigret-Forum)
http://www.trussel.com/maig/maibul.htm

(bezüglich BBC-Maigret, meine eigene Meinung:) Da es im BBC-Archiv nicht nur die 52 Serien-Maigrets gibt, sondern auch eine Menge ungeschnittenes Zusatzmaterial (hauptsächlich von Studio-Aufnahmen), hätte ich nichts dagegen, die Filme als 60-minütige Folgen in England veröffentlicht zu sehen. Die Chance, dass so etwas tatsächlich gemacht wird, liegt allerdings bei 0 Prozent. Ebenso gering ist meines Erachtens die Chance, dass die Cremer-Folgen auf 50 Minuten zusammengeschnitten werden, so wie Vladimir sich das wünschen würde. Wenn Filme einmal vom Regisseur und vom Produzenten "abgesegnet" sind, wird in der Regel nie mehr etwas daran geändert, höchstens ganz minimale Kürzungen für verschiedene Länderversionen.
Man darf aber doch wenigstens mal nachdenken über die Länge von Filmen, oder?

Was das "Zusatzmaterial" angeht, beziehe ich mich auf andrew martin, 7. November 2005, im englisch-sprachigen missingepisodes-Forum:
http://missingepisodes.proboards.com/thread/1046/par

Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | ... 21
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz