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Dieses Thema hat 139 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.07.2011 20:33
#31 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

"Seit Sherlock Holmes' Zeiten hat sich vieles verändert. Statt Droschken finden wir Automobile auf unseren Straßen, statt Gaslaternen Halogenleuchten und anstelle von Printmedien geben wir häufig dem Fernsehen den Vorzug.
Während die Leute in der viktorianischen Zeit die Entstehung der Zeitschriften als neues Medium feierten, werden wir heute mit elektronischen Medien aller Art überschwemmt. Internet, CD-Rom, Multimedia und Glasfaserleitungen sind dabei, unsere Welt zu verändern, und häufig merken wir gar nicht mehr, wie sehr diese Dinge unser Leben und Handeln schon verändert haben." (Peter J.E. Malborn in "Sherlock Holmes: Historizität von Exotik und Alltäglichkeit", Tectum Verlag, 1999)

Mittlerweile sind weitere zwölf Jahre ins Land gegangen und die Erfindungen und technischen Neuerungen beeindrucken immer noch Besucher von Fachmessen und ganz normale Nutzer im Alltag. Die britische Serie "Sherlock" mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman stellt so eine Neuheit dar.
In rasantem Tempo werden Fakten, Daten und Schlussfolgerungen mitgeteilt, dass dem Durchschnitts-Zuseher (der vom Detektiv schlicht mit "Idiot" tituliert wird) ganz schwindelig wird. Die technisch gut ausgestatteten Beamten von Scotland Yard sehen gegen den flinken "Consulting Detective" ziemlich alt aus, obwohl sich gerade Inspektor Lestrade sehr gut gehalten hat. Rupert Graves ist dem Liebhaber klassischer Literaturverfilmungen bestens bekannt. Als "Knochensammler" Freddy Honeychurch verströmte er 1985 in "Zimmer mit Aussicht" jungenhaften Charme, verführte zwei Jahre später einen Sohn aus respektablem Hause in "Maurice" und kehrte 1996 als Trunkenbold und Tunichtgut in "Die Herrin von Wildfell Hall" seine dunkle Seite heraus. Weitere fünfzehn Jahre später präsentiert er sich uns als leicht ergrauter, seriöser und ein wenig erschöpfter Chiefinspector von Scotland Yard. Benedict Cumberbatch stellt als Sherlock eine wahre Herausforderung für ihn dar.
Die legendäre Szene des Kennenlernens der beiden späteren Freunde ist uns aus der Vorlage "A Study in Scarlet" (nicht Pink!) bekannt. Der Geist der Vorlage wurde absorbiert und in eine neue Form gegossen. Jedes Mal, wenn man glaubt, Details aus den Büchern zu erkennen und dem Geschehen somit vorweggreifen zu können, gibt es einen überraschenden Twist und das Drehbuch schlägt einen Harken. Ein memorables Beispiel dafür ist das Wort "Rache", das neben der Leiche einer Selbstmörderin gefunden wird. Die Deduktion der Botschaft wird verkehrt und bedeutet nicht "revenge", sondern ist das Passwort "Rachel", mit dem sich das elektronische Postfach des Opfers öffnen lässt. Es gibt etliche solcher Kunstgriffe, die das Team anwendet, um einerseits die Traditionalisten zu beruhigen und andererseits neues Publikum ohne Vorkenntnisse gewinnen zu können. Anstatt eine Pfeife zu schmauchen, klebt sich der neugeborene Detektiv Nikotinpflaster auf ("Drei-Pflaster-Problem"); seinen Drogenkonsum hat er abgelegt; Smartphone, SMS, GPS-Ortung und eine eigene Web-Site dienen als Mittel zum Zweck und die wenigen Menschen in seiner Umgebung sind ihm aufgrund geleisteter Dienste verpflichtet. Dr. John Watson wäre sein erster Freund. Martin Freeman ist sich bewusst, neben Cumberbatch die zweite Geige zu spielen, er sieht aber nicht aus, als mache ihm dies etwas aus. Noch nicht. Cumberbatch ist ein typischer Held unserer Tage: Mobil, agil, intelligent, schlagfertig und cool - zudem gleicht er mit seinem bleichen Gesicht, der Künstlerfrisur und dem ausgezehrten Körper nicht zufällig einem anderen Idol aus der Welt der Finsternis: dem Vampir Edward ("Twilight"). Anstatt sich Zeit für eine ordentliche Mahlzeit zu nehmen, jagt der Ruhelose von einem "Point of Interest" zum nächsten. Es fällt nicht nur Watson schwer, hier mitzuhalten. Deutlicher als all seine Vorgänger gibt dieser Sherlock Holmes zu, das Verbrechen zu brauchen, ja zu lieben. Es regt seinen Geist an, treibt ihn zu Höchstleistungen (obwohl er manchmal so aussieht, als treibe es ihn in den Wahnsinn) und lässt ihn die Banalität des Lebens für die Dauer der Nachforschungen vergessen. Es wird spannend werden, mitzuverfolgen, wie sich Holmes' Charakter unter dem Einfluss des neuen Mitbewohners entwickelt; eines Mannes, der sich durch sein Eingreifen im Finale als tatkräftig und weit weniger harmlos als seine zahlreichen Vorgänger herausstellt. In gewisser Weise erinnert er an Ian Hart aus der 2002er-Umsetzung des "Hounds", ist jedoch weitaus loyaler und freundschaftlicher zu Holmes als der verbitterte Watson aus jener Verfilmung.
Mit Freude nimmt man die Anwesenheit von Mycroft Holmes wahr und die Andeutung des Erzfeindes Professor Moriarty, der (vorerst) im Hintergrund bleibt.
Anhand der unerschöpflichen Materialien aus dem Canon, der grenzenlosen Auswahl an Schauplätzen, ambitionierten Schauspielern und erfolgsorientierten Drehbuchautoren wird es in den kommenden Jahren noch viel auszuschöpfen geben. Sherlock Holmes ist immer noch eine faszinierende Figur; unverständlich für seine Mitmenschen - damals wie heute.

Georg Offline




Beiträge: 3.284

27.07.2011 10:05
#32 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Ich kann mich der positiven Kritik nur anschließen. Normalerweise halte ich nichts von Modernisierung und hätte vorab gesagt, dass Kinoqualität, schneller Schnitt und Computereffekte zu Sherlock Holmes nicht passen. Bei "Sherlock" waren aber zweifellos Genies am Werk und das an jeder Stelle der Produktion.
Gerade die langsame Erzählart der Doyleschen Geschichten in ihren Adaptionen machte für mich das Interessante aus. Wenn man zB an die Serie mit Erich Schellow denkt, so steht diese langsame, beschauliche Erzählweise im totalen Gegensatz zur jetzigen. Erstaunlich, wie gut das trotzdem funktioniert.
Gestern sah ich mir nochmals Peter Cushing als Sherlock Holmes in der TV-Folge "A Study in Scarlett" an, um zu sehen, inwieweit die Geschichte mit "Fall in Pink" konform geht. Ein Kompliment an den Drehbuchautor, dem es gelungen ist, etliche Teile aus der Originalgeschichte wie ein Puzzleteil als Hommage in die neue Geschichte einzufügen, ohne dabei die wichtigsten Punkte zu vergessen: die Geschichte mit den Pillen, den Schriftzug "Rache" oder den Fahrer (genial: aus dem Kutscher wurde ein Taxifahrer!). So kann's weitergehen und wie ich gesehen habe, kommt in der 2. Staffel ja auch eine Hommage an "Hund von Baskerville" und "Skandal in Böhmen".

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2011 12:24
#33 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Georg, du hast völlig Recht bezüglich der Originaltreue. Es ist bemerkenswert, wie die Macher von "Sherlock" einerseits die Romane und Kurzgeschichten Doyles mit einbeziehen und andererseits etwas völlig Eigenständiges kreieren. Die Parallelen zu den Erzählungen bilden dabei nicht nur die offensichtlichen Handlungsgleichheiten, sondern auch winzige Details:

- Die Handydeduktion wurde aus "Das Zeichen der Vier" übernommen, wo Holmes fast dieselben Schlussfolgerungen auf Basis von Watsons Taschenuhr zieht. Watson wird im Original richtig aufgebracht über Holmes' angebliches foul play, bevor dieser ihm seine Schlussfolgerungen erklärt.

- Eines der Mordopfer in den ersten Minuten basiert auf einer Erwähnung Watsons in "Die Thor-Brücke". Er schreibt von den unaufgeklärten Fällen Holmes' und dazu zählt der von "Mr. James Phillimore, der in sein Haus zurückging, um seinen Regenschirm zu holen - und dann nie wieder gesehen ward."

- Die Begegnung zwischen Watson und seinem ehemaligen Studienkameraden Stamford findet im Roman "A Study in Scarlet" im Restaurant Criterion in Piccadilly statt. Dreimal dürft ihr raten, was im Film auf den "Coffee to go"-Bechern der beiden steht, als sie im Park aufeinandertreffen ...

Die Liste ließe sich zweifellos noch um diverse Punkte verlängern.

Und auch zur nächsten Staffel: Nach dem Erfolg der ersten drei Episoden war es für Moffat und Gatiss nur logisch, sich in Staffel 2 den berühmtesten und beliebtesten Sherlock-Holmes-Geschichten zu widmen. Dabei herausgekommen ist eine Episodenliste, die sich sehr vielversprechend und spannend liest. Besonders auf die Interpretation des "Hounds" (oder in diesem Falle der "Hounds") bin ich ungemein gespannt.

2.01: A Scandal in Belgravia
2.02: The Hounds of Baskerville
2.03: The Reichenbach Fall

Verraten wurde bereits, dass Russell Tovey (bekannt aus Suchets "Evil Under the Sun") den Sir Henry Baskerville spielt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2011 12:35
#34 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Pressespiegel zur Ausstrahlung von SHERLOCK im deutschen Fernsehen:

„Bin schwer begeistert von dieser Interpretation und freue mich schon auf die weiteren Teile. Auf jeden Fall um Welten einfallsreicher als der hohle Hollywood-Aufguss von Guy Ritchie.“ (Forum Cinefacts, 24.07.2011)

„Keine schlechte Idee, Sherlock in der Neuzeit. Hat mir gefallen.“ (Forum IOFF – Das Medienforum, 25.07.2011)

„Inhaltlich ist vor allem die erste und dritte Episode, in der Holmes Nemesis Moriarty im Mittelpunkt steht, brillant jeweils von Moffat und Gatiss geschrieben, aber auch die zweite Folge ist immer noch sehenswerte, intelligente Krimiunterhaltung.“ (Focus.de, 24.07.2011)

„Der bereits preisgekrönte und hervorragend gespielte BBC-Export „Sherlock“ ist nicht nur durchgehend spannend, sondern überzeugt vor allem durch seine witzige, pointierte und auf höchst intelligente Weise unterhaltsame Inszenierung unter der Regie von Paul McGuigan (Episoden 1+3) und Euros Lyn. Wozu auch allerlei kleine, aber versponnen-feine Regie-Einfälle beitragen. Endlich lernen wir eine Möglichkeit kennen, ein- und ausgehende SMS-Botschaften ironisch zu visualisieren. Interessant, dass es dazu einer Vorlage aus dem Viktorianischen Zeitalter bedurfte.“ (Neue Osnabrücker Zeitung, 21.07.2011)

„Bisher sind Versuche, den Kult-Schnüffler zu modernisieren, immer gescheitert. Dass es bei „Sherlock“ funktioniert, liegt vor allem an den beiden Hauptdarstellern, die sich – typisch britisch – sehr witzige Wortgefechte liefern.“ (BZ, 22.07.2011)

„Besser kann TV-Unterhaltung nicht sein. Sherlock ist absolut top.“ (Forum Quotenmeter, 24.07.2011)

„Diese Serie ist seit langem das spannendste und amüsanteste, was das TV zu bieten hatte.“ (Forum Quotenmeter, 24.07.2011)

„Spannung? Oder Charakterzeichnung der Ermittler? Was sich bei „Tatorten“ meist im Wege steht, fügt sich hier zu kompakten Geschichten zusammen. Gerade aus dem beständigen Springen zwischen Ebenen und Orten gewinnt „Sherlock“ sein Tempo und erzeugt von Anfang an erzählerischen Sog. Für den deutschen Vorzeigekrimi fällt der Vergleich aber auch auf anderer Ebene ungünstig aus. Zu oft versucht der „Tatort“, durch sozialkritischen Einschlag Relevanz zu beweisen. „Sherlock“ hingegen erzählt klassische Täterrätsel ohne Anspruch auf Zeitdiagnose. Weil die Dialoge so geschliffen sind und die Optik so präzise ist, wirkt das aber trotzdem aktueller und zwingender als alles, was sonntags um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen ist.“ (Spiegel, 24.07.2011)

„Cumberbatchs Sherlock ist ein hoch funktionaler Soziopath, ein Spieler, so smart wie charismatisch wie spooky. Wenn er im Stakkato seine Schlüsse zieht, werden seine Gedankengänge zu Schriftzügen auf dem Bildschirm.“ (Kurier, 20.07.2011)

„Darüber hinaus haucht das Zusammenspiel dieser tollen Schauspieler dem vielleicht bekanntesten Duo der Krimialliteratur eine Dynamik ein, die den Vergleich mit der Vorlage in keinster Weise scheuen muss. Da versteht es sich fast von selbst, dass die Produktion mit Liebe zum Detail, jeder Menge Humor und einer angenehmen Spannungskurve den Tabak in der Pfeife stellt. […] Dabei hätte der Sprung vom 19. ins 21. Jahrhundert ohne weiteres misslingen können, doch statt peinlichem Abklatsch ist eine filmische Adaption erster Güte entstanden, die jedem Liebhaber guter Unterhaltung gefallen wird.“ (Quotenmeter, 23.07.2011)

„Gerade die Integration moderner Kommunikationstechniken ist sehr überzeugend gelungen, von Tempo, ungewöhnlichen Perspektiven und kunstvollen Übergängen ganz zu schweigen.“ (Evangelisch.de, 24.07.2011)

„BBCs Sherlock wird von allen Seiten gelobt. Und wenn ich meine „von allen“, dann meine ich das auch genauso und nicht anders. Von wirklich allen. Deutschen Kritikern, britischen und amerikanischen gleichermaßen.“ (SerienLoad, 17.07.2011)

„Bitte liebe BBC, macht weiter so. Und dann weiß man auch in Skandinavien, wo das Mutterland des Krimi ist!“ (Forum TVForen, 25.07.2011)

Georg Offline




Beiträge: 3.284

27.07.2011 15:45
#35 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

@ Gubanov: Danke für deine Auflistung. Zweifellos hat man hier wahre Kenner der Geschichten an die Bücher gelassen, die - wie von dir erwähnt - mit viel Liebe zum Detail zahlreiche Anspielungen auf andere Geschichten eingebaut haben, die den Fans die Herzen höher schlagen lässt. Mir kommt es so vor, als habe man sämtliche Bestandteile des Doyleschen Werks in einen Mixer getan, kräftig umgerührt und dann eine neue Geschichte gebastelt, bei der man ständig das Gefühl hat, sie stammt vom Autor selbst.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.07.2011 21:46
#36 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Und der nächste Countdown: In 24 Stunden geht es weiter:

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.08.2011 09:08
#37 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Die Webseiten zur Serie gibt es unterdessen auch auf Deutsch und nur mit Einträgen bis zum aktuellen Kenntnisstand der ARD-Zuschauer:
http://www.sherlock-blog.de/
http://www.johnwatsonblog.de/
http://www.mollyhooper.de/
Und die offizielle Seite der BBC Germany:
http://www.sherlock-bbcgermany.de/

Ich konnte gestern leider nicht "Sherlock" schauen, doch das Treffen in Berlin bot eine mehr als gelungene Alternative, den Abend zu verbringen. Diesbezüglich ist bald ein Bericht zu erwarten - "Der blinde Banker" muss sich nun wohl bis zur DVD-Veröffentlichung gedulden. Wie hat euch die Folge gefallen?

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

01.08.2011 12:33
#38 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Gegenüber der ersten Folge verlor "Der blinde Banker" ungefähr eine halbe Million Zuschauer, aber mit immer noch 3,90 Millionen "Sherlock"-Fans (davon 1,51 Millionen aus der Zielgruppe 14-49) kann die ARD erneut hoch zufrieden sein. Zudem war das "Lead in" letzte Woche wesentlich stärker. Ein toller, wenn auch nicht völlig überraschender Erfolg. Es ist wohl davon auszugehen, dass die ARD sich nun auch die Rechte an der zweiten Staffel sichern wird.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.658

01.08.2011 13:40
#39 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
Wie hat euch die Folge gefallen?



Sagen wir es so, das einzige, was mir an der Folge nicht gefallen hat, war der Titel (Banker statt Bankier). Man kann es mit der Modernisierung auch übertreiben. Ich bin mal gespannt, ob jetzt hinter den Geschehnisse jeder Folge in irgendeiner Art und Weise Moriarty steckt. Die Erwartungen diese Figur betreffend, werden jedenfalls von Folge zu Folge höher geschraubt. Hoffentlich kann die Serie dies erfüllen.

Jedenfalls zeigt diese Folge einmal mehr, wie gut Nostalgie und Moderne Hand in Hand gehen können.

Stellenweise hat sie mich auch an die Wallace-Fernsehfilme erinnert. Nur in viel, viel besser.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

01.08.2011 20:02
#40 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Ich fand den persönlich noch besser als den ersten Film. Vielleicht setzt der dritte noch mal ein drauf. Ich freue mich schon auf Sonntag.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

03.08.2011 20:14
#41 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

"Ich habe hier diese eigentümlichen Produkte vor mir liegen; wenn sie nicht die Vorläufer einer so furchtbaren Tragödie gewesen wären, möchte man darüber lachen. Ich bin mit allen Arten von Geheimschriften ziemlich vertraut, ich habe sogar eine kleine Abhandlung darüber veröffentlicht und darin hundertsechzig verschiedene Chiffern nachgewiesen. Doch muss ich gestehen, dass mir diese Form vollkommen neu ist." ("Die tanzenden Männchen" 1898)

"The Blind Banker": Ein lukrativer Auftrag flattert Sherlock in Form einer e-mail ins Haus. Ein Bekannter aus dem Bankwesen bittet ihn, herauszufinden, wer ein Gemälde mit einer Graffiti verunziert hat. Den in Aussicht gestellten Scheck kassiert John schon einmal vorsichtshalber ein. Er ist derzeit ohnehin ein wenig verstimmt. Als Sherlock John Watson als seinen Freund vorstellt, verbessert ihn dieser: er sei nur ein Kollege. Der geheime Wunschtraum eines jeden Sherlock-Holmes-Fan - zum handverlesenen Kreis der wenigen Freunde des Detektivs zählen zu dürfen - wird von Watson ruhig, aber bestimmt negiert. Dafür bemühen sich andere Menschen in der weiteren Umgebung des Einzelgängers durchaus um dessen Zuneigung, so z.B. die junge Pathologin in der Gerichtsmedizin. Einmal mehr beweist Watson, dass er - auch durch Bemühung um Anstellung in einer Arztpraxis - ein eigenständiges Leben führt und mehr als Holmes' Anhängsel ist. Die Emanzipation im Verhältnis der beiden Freunde ist im 21. Jahrhundert vollzogen, was in den Verfilmungen des 20. Jahrhunderts nicht immer der Fall war. Dr. Watson schien dort teilweise wenig eigene Interessen zu haben, kaum Patienten und schon gar keine Beziehungen zum weiblichen Geschlecht. Sherlock Holmes war der Dreh- und Angelpunkt im Leben des ehemaligen Militärarztes.
Martin Freeman bildet hier eine deutliche Ausnahme. Praktischer Natur, kümmert er sich um den Einkauf, sorgt sich um unbezahlte Rechnungen und plant gemeinsame Abende mit einer Frau, die ihm gefällt. So natürlich dies auch ist, stört es die Allzeitverfügbarkeit für detektivische Einsätze, weshalb ich persönlich einen unbeweibten Watson vorziehe. Die großen Denker wie Sherlock Holmes und Hercule Poirot bleiben allein, während die "zweite Garnitur" aufgrund ihrer Durchschnittlichkeit prosaische Verbindungen eingeht, die persönliche Vorteile schaffen, das Verhältnis zum unerreichten Vorbild jedoch trüben. Die Fokussierung auf den fast übermenschlichen Genius verleitete die Kriminalschriftsteller Conan Doyle und Christie ihre Adlati Watson und Hastings zu verräumen, indem sie sie verheirateten.
Wollen wir hoffen, dass sich Mark Gatiss und Steven Moffat damit noch ein wenig Zeit lassen. Das neue Traumduo ist noch nicht einmal richtig aufeinander eingespielt.
Welch böse Folgen es haben kann, wenn sich die beiden zu weit voneinander entfernen und getrennte Wege beschreiten, unterstreicht diese Folge eindrucksvoll. Es geht Sherlock diesmal mehr als einmal an den Kragen und auch Watson und dessen Bekannte geraten in Lebensgefahr. Sherlock muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass dies seinen Alleingängen und dem Verfolgen besonders heißer Spuren geschuldet ist. Ein wenig mehr Kooperation mit Watson und vorherige Absicherung könnten hier nicht schaden, schließlich scheint es im modernen London doch recht brutal zuzugehen. Das Kampfpotenzial ist in diesem Film besonders hoch und der "gefährlichste Mann von Chicago - Abe Slaney (Die tanzenden Männchen)" wirkt gegen die chinesische Schmuggelmafia wie ein harmloser Strauchdieb.
Um die Einschätzung der Fernsehzeitschrift "GONG" zu zitieren: "Der mit Fernost-Exotik angereicherte Fall geriet etwas wirr, doch das Ermittlerduo gibt wieder einmal alles."

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2011 20:19
#42 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

Nicht nur Sherlock zieht blitzschnelle Schlüsse, auch der Händler, bei dem ich die deutschen DVDs bestellt habe, ist mit ähnlich atemberaubendem Tempo unterwegs. Obwohl die Polyband-VÖ erst für Montag gelistet ist, halte ich sie jetzt schon, geschlagene fünf Tage vorab, in Händen und kann damit noch vor der nächsten Ausstrahlung am Sonntag meine Lücke bezüglich des „blinden Bankers“ schließen.



Man liest immer wieder, „The Blind Banker“ sei der schwächste Teil der ersten Staffel. Insofern freut mich Joshs Bemerkung bezüglich einer gefühlten Qualitätssteigerung. „Banker“ unterscheidet sich deshalb von seinen Schwesterfolgen, weil Gatiss und Moffat nur beratend bei dieser Folge tätig waren, Lestrade, Mycroft und Moriarty entweder gar nicht oder nur ganz am Rande auftreten und mehr Wert auf eine eigenständige, denn auf eine weiterentwickelnde und rückbeziehende Handlung gelegt wird. Dies führt dazu, dass die Folge mit dem kriminalistisch interessantesten und ausgefeiltesten Bogen aufwartet, denn der chinesische Schmugglerring ist für Freunde herkömmlicher Krimirätsel vielleicht tatsächlich attraktiver als das in gewisser Weise sonderbare Zwei-Pillen-Problem aus Folge 1 oder das „große Spiel“ am kommenden Sonntag.
Eine besondere Position gebührt dem „blinden Banker“ auch, weil er Johns Freundschaft mit Sarah einleitet und den ehemaligen Armeearzt wieder zurück in ein ziviles Berufsumfeld holt. Sarah wird von Zoe Telford gespielt – kaum zu erkennen, dass es sich um die Zoe Telford handelt, die 2004 mit, sagen wir, exzentrischer Maske die Rosalie Otterbourne in David Suchets „Death on the Nile“ gab. Sie harmoniert gut mit Freeman und deutet passend zur Vorlage „Das Zeichen der Vier“ Watsons Verliebtheit an, ohne damit vom Fall als solchem abzulenken. Andere Macher hätten sich diesen waghalsigen Spagat nicht getraut …
Sprachlich bliebe noch zu erwähnen, dass, während mich der „Banker“ als dieser Tage viel häufiger genutzter Begriff keineswegs stört und unter city boys eher das Wort „Bankier“ abwegig klänge, ich Probleme habe, mich mit dem standfesten Siezen von Sherlock und John zu arrangieren. Während des Kennenlernens und des ersten Falls war dieses durchaus angebracht und sollte auch durch die Modernisierung nicht völlig verloren gehen, nachdem beide aber zusammen in die Baker Street 221B gezogen sind und John Sherlock sogar das Leben gerettet hat, wirkt die Steifheit, die die formale Anrede ausstrahlt, unpassend zur Freundschaft der Charaktere und zum Ton der Serie. Argumente wegen Originaltreue oder „Stil“ der Protagonisten zählen nicht, weil dies ein Äpfel-Birnen-Vergleich mit vergangenen Zeiten, die die Serie nur antippt, aber niemals imitiert, wäre. Es ist folglich zu hoffen, dass sich die Synchro ab Folge drei oder spätestens ab nächstem Jahr dann für eine vertrautere und natürlichere Form der Anrede entscheidet.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.08.2011 14:00
#43 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten



Sherlock Holmes: The Rediscovered Railway Mysteries and Other Stories
Four new short stories written by John Taylor and read by Benedict Cumberbatch. AudioGo, 2010.

#3: The Trinity Vicarage Larceny
Von einem Bischof werden Sherlock Holmes und Dr. Watson mit einem Fall betraut, der bislang vor der Öffentlichkeit geheim gehalten worden ist. Aus einem Safe in der Krypta der Kirche von Hatchingham wurde eine große Geldsumme gestohlen, die dazu verwendet werden sollte, die Kirche zu restaurieren. Der Pfarrer eröffnet: Nur die Komiteemitglieder wussten von der Einlagerung der Summe ...
Benedict Cumberbatch hat sich als Holmes der heutigen Generation schon nach einer Staffel „Sherlock“ einen Namen gemacht. Allerdings zeigt er, dass er auch in viktorianischen Gefilden sowohl als Holmes als auch als Watson eine gute Figur macht. Er verringert die freakige, sarkastische Seite seines Spiels zugunsten einer integren Freundschaft vergangener Tage und zeichnet als Watson ungleich anderer Serien-Berühmtheiten, die in Hörbüchern kein Fingerspitzengefühl für den jeweils anderen Part an den Tag legten, eine Figur, die stimmlich wie auch in der Handlung ganz und gar selbstständig und „ausgewachsen“ erscheint. Auch die Story um den Geldraub weiß erneut zu überzeugen, was dieses Mal vor allem den Ermittlungen vor Ort zu verdanken ist. Holmes und Watson werden durch das malerische Hatchingham geführt und erkunden Dorf und Landschaften, Kirchenumgebungen, Felder und Bäche so eindringlich, dass sich die Geschichte beinah eher für eine sommerlich luftige Verfilmung als für ein Hörbuch eignen würde. Auch dafür spricht, dass ein Eimer weißer Farbe eine wichtige Rolle bei der Lösung des Diebstahls spielt.
Als einziger Minuspunkt muss angeführt werden, dass das Motiv des Täters wenig überzeugend daherkommt. Leider wird es in der Geschichte bis zum Zeitpunkt der Enttarnung nicht vorbereitet und wirkt damit ein wenig aus dem Hut gezaubert und nicht zum Charakter des Täters passend.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.08.2011 20:45
#44 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

"Das große Spiel" startet in einer Stunde:

Tom Offline



Beiträge: 739

07.08.2011 21:00
#45 RE: TV-Serie „Sherlock“ (2010, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) Zitat · Antworten

So, hab mir mal die DVD's bei Amazon bestellt. Morgen sollten die da sein - glaub für einen Preis von knapp 18 Euro kann man nix falsch machen - vor allem da mir die beiden ersten Teile sehr gut gefallen haben.

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