Hauptwachtmeister Hartmann beginnt in dieser Episode mit der Absolvierung eines Kriminalbeamtenlehrgangs, als Vortragender referiert praktischerweise der kompetente Joseph Dahmen. „Der Modellfall“, der später im Kurs als Anschauungsmaterial dient, wird den beiden von Hartmanns Verlobter nahe gebracht, deren Arbeitskollegin eigentümliche Erpresserbriefe rund um einen dunklen Punkt aus ihrer Vergangenheit erhält … Für allzu viel Herzklopfen sorgt die Geschichte nicht, ein bissl zu unspektakulär und unausgereift läuft es im Prinzip auf die verqueren Phantasien eines verklemmten Vermieters hinaus, wieviel kriminalistischen Mehrwert die Beamtenanwärter aus diesem Vorfall ziehen, vermag ich schwer zu beurteilen, ein saftiger Mord wäre möglicherweise ergiebiger gewesen. Den Unterhaltungswert der Episode schmälert die laue Geschichte nicht unbedingt, für einen angenehmen Wiedererkennungseffekt sorgt zudem das neuerliche Auftreten von Herbert Tiede als Inges Chef (# Folge 27, Die große Chance) und Frank Straass als Kaffeehausbesitzer (# Folge 29, Auf eigene Rechnung).
Harald Juhnke hat eine „Wohnung zu vermieten“, der geneigte Zuschauer ahnt schnell, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Hartmanns Verlobte Inge – die praktische Karin Lieneweg – geht dem Betrüger ebenso wie einige andere auf den Leim, Juhnkes schnoddriger Charme gepaart mit einer gewissen Unbeholfenheit, sein Herumwedeln mit Formularen und Belegen, sein Geschwafel über einen bevorstehenden überseeischen Einsatz – Brücken für Brasilien -, all das macht ihn durchaus glaubwürdig. Hartmanns Skepsis scheint zunächst wie eine berufsbedingte „Krankheit“, erst Eckhart Dux’ Engagement führt auf die richtige Spur. Viele Außenaufnahmen, von Hartmanns breitgefächerten Einsätzen zwischen Blechschaden und Handtaschendiebstahl bis zum regennassen Finale auf der Autobahn untermalen eine sympathische Episode
In „Weiße Rosen um halb zehn“ läuten nun endlich – zumindest im übertragenen Sinn – die Hochzeitsglocken für Hauptwachtmeister Hartmann und seine sympathische Verlobte Inge. Aber es wäre nicht Hartmann, würde er nicht auch noch am Tag seiner Hochzeit in einen Kriminalfall verwickelt. Auslöser sind ein Strauß weißer Rosen, den er unbedingt für die Braut besorgen möchte, eine Reminiszenz an die Tage ihres Kennenlernens und den Schlager „Weiße Rosen aus Athen“, der im Folgentitel subtil variiert wird. Der Überfall auf einen Geldboten und die Flucht der Gangster ausgerechnet mit dem Wagen des Blumenlieferanten sorgen für eine turbulente Hatz im Hochzeitsanzug durch die Stadt, sodass der Polizist fast noch seinen Termin am Standesamt verpasst. Der Braut wird dort inzwischen vom nervösen Onkel und dem besonnenen Schlüter Gesellschaft geleistet. Die Verquickung der beiden Handlungsteile gelang Bruno Hampel leidlich ausgewogen, die Hochzeitsgeschichte wird nicht auf die Spitze getrieben, wodurch Slapstick vermieden wird, die Kriminalgeschichte bleibt routiniert und belanglos, gewinnt durch die realistische Gestaltung. Mit Joachim Richert begegnet uns ein alter Bekannter aus „Hafenpolizei“-Gangsterzeiten, als Bedienstete im Standesamt hat die junge Evelyn Hamann ihren Auftritt.
„Besuch aus Köln“ ist der zweideutige Titel dieser unspektakulären Polizeifunk-Geschichte, kein besonders vielversprechender Start in die letzte Staffel, die zur Jahreswende 1969/70 ihre Erstausstrahlung erlebte. Das einzig eher ungewöhnliche an der ausgelutschten Gauner gegen Gauner-Kiste ist das Objekt der Begierde, um das sich der Tanz dreht, Appetitzügler-Medikamente, die ein Kölner Pärchen auf den Hamburger Schwarzmarkt schmeißt. Der Verlauf der Handlung ist von allerlei Zufällen (Hartmanns Einsatz, immer zur rechten Zeit am rechten Ort in einer Millionenstadt) und Holprigkeiten (Ulrich Faulhabers seltsame „Sucht“, unlogische Tageszeit) gekennzeichnet, die der Glaubwürdigkeit abträglich sind, großer Pluspunkt ist die formale Gestaltung, die viele lebendige Außenaufnahmen beinhaltet.
„Die Schildkröte“ führt auf die Spur zweier brutaler Räuber, die den betagten Besitzer einer Tierhandlung niedergeschlagen und neben dem Kasseninhalt auch eines dieser possierlichen Tierchen mitgenommen haben. Diese Folge überzeugt durch zwei Merkmale, die ein Markenzeichen der bisher gesehenen Studio Hamburg-Vorabendproduktionen sind: sehr authentischer, nie altkluger Einsatz von jugendlichen Darstellern, hier der des sympathischen Steppkes, der sich der Schildkröte annimmt, was letztendlich zu einem Einsatz der Feuerwehrdrehleiter führt, sowie eine weitgehend realistische Gestaltung, die in diesem Fall von vielen Außenaufnahmen und lebendigen Stadtszenen lebt. Das beginnt beim Überfall im Laden und endet bei der schweißtreibend hautnah gefilmten Rettungsaktion über den Dächern.
An den Landungsbrücken geraten einige junge Männer in Streit, das gockelhafte, in der Darstellung bemüht wirkende Getue gilt einer hübschen jungen Frau, die zwischen zwei der Kerle herumlaviert. Die Situation eskaliert, als sich Passanten einmischen, darunter der gewohnt feist-verschlagene Gert Haucke, dem man sofort manche Hinterhältigkeit zutraut, der hier aber wohl nur als Stimme des empörten Volkes auftritt, das sich über die degenerierte „heutige Jugend“ echauffiert. Hartmann, der gerade mit seiner Frau von den samstäglichen Einkäufen kommt, kann die Lage beruhigen. Der Vorfall gewinnt neue Brisanz, als Haucke am nächsten Tag überfallen wird und im Krankenhaus landet … „Das Messer“, das bereits bei der Rauferei gezogen wurde und verschwunden scheint, spielt in den Ermittlungen eine zentrale Rolle, die ihre Spannung aus der Frage beziehen, ob Tommi Piper trotz seines großspurigen, „rebellischen“ Auftretens wirklich unschuldig ist oder ob der lässige Bernd Herzsprung seine Coolness verloren hat bzw. ob Haucke tatsächlich das Unschuldslamm ist, als das er auftritt.
„Blinder Alarm“, den fünf betrunkene Bauarbeiter auslösen und damit verhindern, dass es die Feuerwehr rechtzeitig zu einem wichtigen Löscheinsatz schafft, enttäuscht mit seiner allzu belanglosen Handlung ohne kriminalistischem Wert und seinem scharf am Rande des Sozialkitsches wandelnden Geschehen mit Hauptwachtmeister Hartmann als gutem Engel. Ein bisschen mehr Pfeffer und Spannung hätte die Folge schon vertragen, auch wenn man akzeptiert, dass Streifenbeamte eher selten mit Kapitalverbrechen in Berührung kommen und Vorfälle wie diese zu ihrem täglichen Brot gehören. Die formale Gestaltung ist durchaus lobenswert, darstellerisch kleben die Schauspieler an den klischeehaften Vorgaben, von den besoffenen Jungs des Bautrupps (die älter wirken, als es ihre Rolle verlangt) bis zu den gütig-unbeholfenen Senioren (Erna Nitter, Bruno Vahl-Berg), die durch den Laubenbrand Hab und Gut verloren haben. Großer Pluspunkt der Reihe wiederum die Darstellung von Karl-Heinz Hess, dessen Interpretation immer Glaubwürdigkeit und Engagement transportiert und dem mit Karin Lienweg eine wirklich sympathische, authentische Partnerin an die Seite gestellt wurde.
Wie um den etwas schalen Beigeschmack der vorigen Folge zu vertreiben besinnt man sich in „Gefährliche Begegnung“ wieder mehr auf die von einer Serie wie „Polizeifunk ruft“ erwarteten kriminalistischen Unterhaltung, diesmal rund um den Raubüberfall auf den Lohnbuchhalter einer Baufirma, der in der Tiefgarage niedergeschlagen und schwer verletzt wird. Bis zur Verfolgungsjagd am Ende vergehen spannende 25 Minuten, die alle Ermittler umfassend einbinden und für die eine oder andere, manchmal etwas konstruierte Überraschung sorgen. Auch die realistische Machart – Straßen- und Innenaufnahmen, Rohbau usw. – muss positiv vermerkt werden, unerlässlich, um eine interessante Geschichte wie diese aufzuwerten und abzurunden. Zudem punktet die Folge mit einer guten Besetzung, Peter Carsten, zum zweiten Mal dabei (# Folge 2, „Der Staatsbesuch“) und wieder mit Dreck am Stecken, tritt diesmal eleganter und weltgewandter in Anzug und Krawatte auf, während Komplize Walter Wilz der ausführende, brutale Part zukommt.
Wer die Serie noch nicht kennt und gerne mal spannende 25-Minuten-Krimis mit viel Lokalkolorit und 70er-Jahre-Prominenz sehen möchte: ab Montag, dem 16.12.2013 wiederholt der Sender "Anixe" HAMBURG TRANSIT!
Ist frei empfangbar. Übrigens werden auch die Vorgängerserien "Hafenpolizei" (ebenfalls ab dem 16.12.) und "Polizeifunk ruft" (ab dem 24.12.) bei Anixe ausgestrahlt.
Zitat von Georg im Beitrag #57In Bezug auf die fünf französischen Folgen:
Zitat von Jack_the_Ripper im Beitrag #54Ich weiß nicht recht, wie ich dieses „Experiment“ beurteilen soll, bin nach der Sichtung zwiegespalten, was neben den oben angeführten Gründen auch daran liegen mag, dass die beiden Auftaktfolgen über weite Strecken misslungen sind.
Während die Sichtung der anderen Folgen bei mir immer "ruck zuck" weiter geht, lümmle ich bei den 7 Folgenexoten immer herum. Zwei Wochen habe ich diesmal gebraucht, um mich durch die fünf französischen Folgen zu kämpfen. Jedes Mal ist es dasselbe. Ich würde weiter gehen als Jack: alle fünf Geschichten sind fad und tempolos. Von der Erzählstruktur völlig anders, am Beginn jeder Folge endlose Landschafts- oder Städteaufnahmen und zwischendurch viele Gehszenen, wohl nur mit dem Zweck, die 25-Minuten-Laufzeit zu erreichen. Mehr Frankreicheinsätze hätte die Reihe nicht überstanden, die Schauspieler sind teilweise grottenschlecht (oder wohl mehr die Regie von Paul Paviot), die Synchronisation bedürfte auch einer Überarbeitung. Ich bin froh, dass Hartmann ab Folge 27 wieder in Hamburg ermittelt. Interessant wäre für mich aber zu erfahren, ob in Frankreich nur die fünf Folgen liefen, was der französische Titel "Les cavaliers de la route" (Die Kavaliere der Straße) vermuten lässt, da ja Hartmann in den BRD-Folgen nur alleine auf der Straße unterwegs ist.
Ich habe die französischen Folgen jetzt auch "überstanden". Puh.... gut, dass das Experiment nur einige Folgen dauerte. Wie ihr schon geschrieben habt, zieht sich das ganze ziemlich hin. Exemplarisch dazu die Fahrerfluchtfolge. "Unser" LKW Fahrer fährt und fährt und fährt und nichts passiert. Bei einer gerade mal 25 minütigen Folge schon bedenklich und offenbar nur dazu gedacht irgendwie die Laufzeit vollzubekommen. Die franz. Schauspieler in den Nebenrollen gehörten scheinbar auch nicht zur ersten Garde.
Habe mir nun abendlich Hamburg Transit "angetan".Immer in der Hoffnung das mal die eine oder andere Folge wenigstens etwas Spannung oder auch nur interessante Unterhaltung bringen würde,leider Fehlanzeige.Die Storys sind langweilig bis schlecht.Da retten auch evtl. auftauchende gute Schauspieler leider nichts.Aus meiner heutigen sicht höchstens "Füllmaterial"zwischen Kinderstunde und Abendprogramm. Aber ich finde es gut das jetzt Anixe diese alten Serien bringt.Hätte mir sonst sicher irgendwann die DVDs besorgt und mich dann geärgert.
Oh, diese Sicht auf die Serie bedaure ich. Wie die meisten anderen hier empfinde ich die Hamburger Trilogie als gelungene Vorabendunterhaltung. Die Geschichten bei "Hamburg Transit" sind natürlich schon anders und "allgemeiner" als in der flotten "Hafenpolizei" aber sie machen doch Spaß und sind für Zwischendurch oder zum Ausspannen ein sehr guter Zeitvertreib. Leider kann nicht jedem alles gefallen...
Naja,im Grunde bin ich bei den alten Sachen schon sehr "schmerzfrei" aber das ? Nur als Beispiel : Ein Hotelbetrüger/Zechpreller usw versucht als "Haupttrick" zum Schluß mit ca 10 Koffer über das Dach usw zu entkommen.wenn er erwischt wird täuscht er einen Überfall vor.( tolle Masche )Der arme versoffene Hotelangestellte dem keiner glaubt ( dessen Sohn auch in einem Hotel arbeitet !!!)stellt den Übeltäter im Urlaub ( was für ein Zufall )natürlich wieder mit 10Koffer auf dem Dach ( was für ein Trick !!!! kaum zu glauben das der nicht immer gelingt.)usw usw Also ich finde das leider nur blöd.Wenn schon unglaubwürdig dann aber bitte spannend und nicht kindisch. Aber du hast natürlich recht ,jeder siehts mit anderen Augen
Ich denke, dass die Reihe durch die vielen Autoren (darunter ja auch Friedhelm Werremeier, Hansjörg Martin und Dieter Wedel) doch recht innovativ und kreativ war. Natürlich gibt's Episoden, die weniger gelungen sind. "Rückflug in den Tod", "Eifersucht", "Bitte die Fahrkarten" oder "Überfall auf den Baron" sind doch recht gelungene Geschichten. Besonders ist auch noch "Ein Pfirsich aus Kreta" hervorzuheben, in der letzt- und für Hamburg Transit einmalig Walter Hartmanns Familiengeschichte beleuchtet wird.
Zitat von schwarzseher im Beitrag #68Habe mir nun abendlich Hamburg Transit "angetan".Immer in der Hoffnung das mal die eine oder andere Folge wenigstens etwas Spannung oder auch nur interessante Unterhaltung bringen würde,leider Fehlanzeige.Die Storys sind langweilig bis schlecht.Da retten auch evtl. auftauchende gute Schauspieler leider nichts.Aus meiner heutigen sicht höchstens "Füllmaterial"zwischen Kinderstunde und Abendprogramm. Aber ich finde es gut das jetzt Anixe diese alten Serien bringt.Hätte mir sonst sicher irgendwann die DVDs besorgt und mich dann geärgert.
Die DVD Box wirst Du so leicht nicht mehr bekommen, oder Du legst richtig Geld auf den Tisch. Die Scheiben sind "out of print" und werden wohl auch nicht mehr aufgelegt. Ebenso verhält es sich bei Polizeifunk ruft. Bei ebay gingen die Boxen beider Serien für je über 100,- Euro weg, immerhin noch OVP.
Ich habe mir die ersten fünf Folgen übers Wochenenende nochmals angeguckt: tolle Krimiunterhaltung, sehr abwechslungsreich in der Inszenierung und in den Geschichten. Dank der verschiedenen Autoren kommt keine Langeweile auf. Schade nur, dass Hartmann und Schlüter nicht immer mit dabei sind. Unlogische Storys konnte ich, wie weiter oben kritisiert, bisher keine entdecken. Aber ich bin diesmal wachsam und werde kritisch beobachten.
Bevor Kommissar Kolldehoff alias Josef Dahmen mit den Kollegen seinen „Abschiedsabend“ feiern kann – der verschmitzt-bärbeißige Kriminaler wird zum „Leiter des Hauptdezernats“ befördert, was immer das auch heißt – gilt es noch, einen etwas zerfahrenen, unübersichtlichen Fall zu klären, dessen Personal aus einem verkrachten Sektvertreter, dem wegen Trunkenheit am Steuer der Führerschein abgenommen wurde und der nun auf die Chauffeurdienste seiner Frau angewiesen ist, dessen ungeduldiger Geliebten und einem lebenslustigen jungen Untermietspaar – herb, attraktiv und unsicher: Judy Winter, smart und windig: Jürgen Wilke - besteht. Die Geschichte plätschert trotz der verschiedensten Gaunereien und Vergehen höhepunktlos vor sich hin, verwirrt durch abgehackte Schnitte, die Ermittler treten relativ spät auf den Plan und sind mal wieder auf die Hilfe von Hartmanns sympathischer Gemahlin angewiesen, die stickig-langweiligen Studiokulissen samt hausbacken-pseudohippieger Discotanz-Szenerie tut ein übriges, um für ein sehr durchwachsenes Resümee zu sorgen. Immerhin lernen wir Kolldehoffs Ehefrau kennen, gewohnt, auf ihren Mann zu warten, bis auch im „Kampendonk“ – der Lokalname eine kleine Reminiszenz an einen der Autoren der Reihe – die Küche kalt und statt Eisbein nur Buletten zum Abschiedsessen kredenzt werden. „Mit 100 Karat durch die Wand“ wartet mit Veränderungen auf, Walter Hartmann hat seine Streifenpolizist-Uniform abgelegt und arbeitet nun als Kriminalbeamter unter seinem neuen Chef Castorp (Heinz Gerhard Lück stattet seinen Hustenbonbon lutschenden Kommissar mit ruhiger Tüchtigkeit aus), Bruno Hampels raffinierte Gaunergeschichte, die in zwei Hotelzimmern angesiedelt ist und mit dem distinguierten Horst Keitel und dem unruhigen Friedrich Georg Beckhaus zwei interessante Charaktere aufweist, unterhält ausgezeichnet, Eckart Dux liefert sich mit dem wie immer ruhig-sympathischen Karl Heinz Hess einen augenzwinkernden Undercover-Einsatz als Heizungsmonteure, elegant und geschäftstüchtig Ilsemarie Schnerings Hotelchefin. Und auch „Der Nutznießer“ sorgt durch die Gastschauspieler – Eva Pflug als Insassin im Frauengefängnis, mit Mut zur Hässlichkeit und glaubwürdiger Verzweiflung und Resignation, Dieter Eppler als redegewandter Betrüger, dem es durch charmant-kompetentes Auftreten gelingt, seinen Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen – und Hampels unterhaltsamer, wenn auch durchsichtiger Story für angenehme 25 Minuten Krimiunterhaltung, durch realistische Gestaltung, auch der polizeilichen Aktivitäten, gut abgerundet. Als strenge Gefängniswärterin begegnet uns eine altbekannte Studio-Hamburg-Nebenrollendarstellerin, Gerda Maria Jürgens, während sich Hartmann diesmal kurzfristig als Baggerfahrer verkleiden muss - Wanninger lässt grüßen.
„Leuchtspuren“, verursacht durch einen präparierten 50-Mark-Schein, überführen eine dreiste Taschendiebin, die in einer Hamburger Firma Chef und Sekretärinnen bestiehlt. Eine gekonnt austarierte kleine Geschichte (Buch: Inge Dorsky), die wegen ihrer unspektakulären Alltäglichkeit überzeugt, durch die realistische Gestaltung und guten schauspielerischen Leistungen gewinnt der wenig aufregende Kriminalfall eine menschliche Spannung, werden die verschiedenen – besonders weiblichen Charaktere - mit ihren Problemen und Geheimnissen plastisch und glaubhaft. Nur der theatralische und unnötige Unfall als Handlungs“höhepunkt“ und Zäsur verwässert diesen Eindruck, zum Glück bleibt uns eine kitschige Krankenzimmer-Happyend-Szene erspart. Hartmann ist auch als Kriminalbeamter ein besonnener, menschlicher Ermittler, der sich diesmal geschickt technischer Hilfsmittel zu bedienen weiß.
Die nächste Geschichte führt uns aufs platte Land mitten in die dörfliche Idylle, die Walter Hartmann nebst sympathischer Gemahlin für ein paar Urlaubstage abseits des Stadttrubels nutzen will. Kaum sind sie von der bäuerlichen Verwandtschaft willkommen geheißen und untergebracht, wird der rührige Kriminaler schon gefordert, treibt doch im Dorf ein Feuerteufel sein Unwesen, der mittels „Kerzen im Stroh“ bereits mehrere landwirtschaftliche Anwesen abgefackelt hat. Der ländliche Schauplatz zwischen Bauernstube und Gastwirtschaft sorgt für einen interessanten, lebendigen Hintergrund fern von Großstadt und Atelieraufnahmen, die (Ohnsorg)-Darsteller bringen zusätzliches Lokalkolorit in die gut ausgestattete Kriminalgeschichte, die mit einem Mordanschlag, aufwändig gefilmter Brandszenen und einer überraschenden Auflösung zu überzeugen weiß. Als engagierter und verdächtiger junger Feuerwehrmann begegnet uns Knut Hinz.
Ein junger Apotheker steht vor einem durch eine bevorstehende Heirat begünstigten Karrieresprung – und noch während die Verlobte lieblich lächelt und der Schwiegervater/Chef in spe weise Worte zum Besten gibt, ahnt man, dass es zu Problemen kommen wird. Die tauchen dann schnell in Form eines schmierigen Erpressers auf, der den jungen Mann mit einem Vergehen aus der gemeinsamen Vergangenheit konfrontiert … Bruno Hampels raffinierte Erpressungs- und Mordgeschichte wurde vom Autor – wie auf Georgs Homepage ausführlich und übersichtlich behandelt – mehrfach in leicht variierter Form für andere Serien – Kommissar Freytag, Der Alte – verwendet, funktioniert auch in der „Polizeifunk“-Version unter dem Titel „Vor der Verjährung“ einwandfrei, vermittelt trotz macher der kurzen Laufzeit geschuldeten Vereinfachungen besonders die menschliche Tragödie des Geschehens einfühlsam. Christian Wolff ist durch seine etwas spröde Darstellungsweise prädestiniert für die Rolle des engagierten jungen Chemikers, kein Emporkömmling oder Karrierist, sondern mit ehrlichem Interesse an der Arbeit und der Tochter des Chefs. Ein dummer Fehler, ohne kriminelle Absicht begangen, in seinen Augen mehr ein Missverständnis, scheint ihn nun einzuholen und alle Zukunftsplanung zu zerstören. Malte Petzel stattet seinen Erpresser mit bösem Charme und redegewandter Kaltschnäuzigkeit aus, erinnert damit an manche große historische (Film)Vorbilder. Bei den Nebenrollendarstellern freut man sich über ein Wiedersehen mit Kurd Pieritz und Erna Raupach-Petersen.