Wer die Box noch immer nicht hat: bei ARD-Video gibt es sie ab übermorgen für 29,95 statt um 44,95. Ich wiederhole mich wahrscheinlich: aber das ist wohl die beste Krimiserie von Anfang der 60er, tolle Gaststars, viel Tempo, spannende Geschichten.
„Außenkommando“: Die erste Folge der Reihe erinnert in vielem noch an die Vorgängerserie „Hafenpolizei“, was nicht nur am von dort übernommenen Josef Dahmen liegt, der sich weiterhin mit erfahrener Bärbeißigkeit als Ermittler von altem Schrot und Korn um die Hamburger Kriminalstatistik kümmert. Neu an seiner Seite bzw. im Ermittlungsteam findet sich der sympathische, besonnene Karl-Heinz Hess als Streifenbeamter auf dem Motorrad, der sein Pflichtbewusstsein mit augenzwinkerndem Charme auflockert. Gemeinsam jagen sie zum Auftakt einen gewaltbereiten Ausbrecher, der einen besonderen Plan verfolgt, die rasante Jagd führt den hohen Produktionsstandard der Vorgängerserie weiter, atmosphärische Schwarzweißbilder erzeugen in den Nachtszenen fast Noir-Stimmung. „Der Staatsbesuch“ hat eigentlich nur peripher mit der Handlung dieser zweiten Polizeifunk-Folge zu tun, im Zentrum steht die Suche nach einem brutalen Raubmörder. Streifenpolizist Hartmann, abkommandiert zum Schutz des hohen Gastes, erkennt während des Einsatzes seinen ehemaligen Nachbarn … Diese Folge lebt neben der auch andere Episoden auszeichnende sehr sorgfältigen, hochwertigen Machart – erstaunlich, wie viele Szenenwechsel, Kamerapositionen in 25 Minuten eingebaut wurden, als Beispiel sei die Jagd im Hochhaus angeführt -, die auch ein sehr lebendiges Alltagsbild der Stadt Hamburg in der Mitte der 1960er-Jahre zeigt und von den guten darstellerischen Leistungen der beiden Gastschauspieler: Peter Carsten als skrupelloser Verbrecher mit Schiebermütze und Hilde Körber als seine gutmütige Tante, die zu lange den Versprechungen ihres wie einen Sohn geliebten Neffen geglaubt hat, müde und grauhaarig geworden von Arbeit und Sorgen wird sie schließlich noch in dessen kriminellen Machenschaften verstrickt.
Abenteuerlustig und neugierig streifen zwei Jungen durch die Stadt, bevorzugt natürlich durch verbotene Gegenden. Das „alte Gaswerk“ am Hafen übt einen besonderen Reiz aus, ein unheimliches, düsteres Gelände voller verfallener Gebäude, alter Maschinen, Schutt und Müll, unerschöpfliche Fundgrube für Burschen dieses Alters. Als der eine Junge bei der Expedition in einem Kellerraum verschüttet wird, verschweigt der andere aus Angst vor Bestrafung erst den Aufenthaltsort und flunkert die Ermittler an. Obwohl das Fabrikgelände ein vortrefflicher Schauplatz ist, der von der Kamera geschickt präsentiert wird, bleibt die Folge insgesamt etwas verwaschen, was vor allem an der etwas abenteuerlichen Konstruktion der Handlung und an der relativ farblosen, wenig herausgearbeiteten Darstellung Günter Meisners als verschlagener Typ mit merkwürdiger Motivation liegt, der im Keller eines der Gebäude eine „Räuberhöhle“ eingerichtet hat, in der er sein Diebesgut versteckt. Die Jungen-Darsteller agieren authentisch wie meist bei Studio Hamburg, Gerda Gmelin amüsiert als Mutter zwischen Gezeter und Sorge.
Zitat von Jack_the_Ripper im Beitrag #47„Außenkommando“: Gemeinsam jagen sie zum Auftakt einen gewaltbereiten Ausbrecher, der einen besonderen Plan verfolgt, die rasante Jagd führt den hohen Produktionsstandard der Vorgängerserie weiter, atmosphärische Schwarzweißbilder erzeugen in den Nachtszenen fast Noir-Stimmung.
Ich hatte die Folge gestern auch im Player und kann das nur unterstützen. Der Polizeifunk setzt die Hafenpolizei konsequent fort, unglaublich, wieviele Schauplätze und wieviel Aufwand da für eine "einfache" 25-Minuten-Serie, die zudem sehr realistisch rüberkommt, getrieben wurde. Auch die privaten Einflüsse sind immer sehr nett. Hier und die ganze Staffel lang sucht Walter Hartmann mit seiner Freundin (später Frau) eine geeignete Wohnung, ist aber nach wie vor Untermieter einer älteren Dame.
„Gefährlicher Spaziergang“ entführt uns in das ländlich-frühlingshafte Umland vor den Toren Hamburgs, wohin sich zwei Räuber geflüchtet haben. Das Duo besteht aus dem hinterhältigen Nino Korda und dem unsicheren Rolf Schimpf, welcher zusammen mit seiner Familie in einer hübschen Pension Unterschlupf gefunden hat. Letzterem beginnt die Sache über den Kopf zu wachsen, als seine Frau von der Tat erfährt. Sie ist es müde, an der Seite eines Kriminellen leben zu müssen, in Unsicherheit und Sorge, auch um ihren gemeinsamen Jungen. Nachfolgend entwickeln sich einige Komplikationen, die insgesamt etwas zu sehr auf die Spitze getrieben werden, weniger wäre in dem Fall vielleicht mehr und glaubwürdiger gewesen, dienen allerdings vortrefflich dazu, die ermittelnden Beamten umfangreich in das Geschehen einzubinden. Das optimistische, nicht kitschige Ende versöhnt den Zuschauer ohnehin wieder mit der Episode. Dörflicher Hintergrund verleiht einem Krimi ja oft ein spezielles Flair, was wohl mit einer Widersprüchlichkeit zwischen von Menschen verübten Untaten und idyllischer Naturromantik zu tun haben mag.
„Das Mädchen von der Autobahn“ ist eine gerissene Schwindlerin, die zusammen mit ihrem Komplizen, den leicht mit Skrupeln behafteten Charles Brauer gutsituierte Herren um ihre Brieftasche erleichtert. Dabei geraten sie an einen gefährlichen Heiratsschwindler … Corny Collins spielt das Mädchen mit einer charmanten, attraktiven Abgebrühtheit, sie ist nicht nur der Lockvogel, sondern die eigentlich treibende Kraft hinter den Unternehmungen. Dass die beiden ihre Diebestouren als naives Abenteuer ansehen, um schnelles Geld zu machen, rächt sich, als sie dem entschlossenen Werner Bruhns in die Quere kommen. Brille und Haarschopf lassen ihn wie einen großen Jungen wirken, was ihm auch bei seinen kriminellen Aktivitäten zupass gekommen sein dürfte, diesen Eindruck straft er mit seinem Verhalten allerdings schnell Lügen. Gehörte in der „Hafenpolizei“ ein finaler Schusswechsel fast zum Standardprogramm, scheint sich in der „Polizeifunk“-Reihe bislang eine Verfolgungsjagd mit Karl-Heinz Hess auf seinem Flitzer als solches zu etablieren – dass sie diesmal relativ unspektakulär in einer Sackgasse endet, ist Beispiel für den subtilen Witz, den gerade auch diese Folge neben einer wie immer sorgfältigen Gestaltung (Autobahnszenen) auszeichnet und sehenswert macht.
„Zwei Promille“: Die verhängnisvollen Auswirkungen, die krankhaft eifersüchtiges Verhalten nach sich ziehen kann, zeigt diese sehr prominent besetzte Episode, die mit bitteren Konsequenzen für fast alle Involvierten endet, auf spannende Weise im kalt-knackigen Hamburg aufbereitet wurde. Ein Unternehmer, den Karl Lange mit starker Persönlichkeit und entschlossenem Auftreten verkörpert, feiert mit seiner Sekretärin, der attraktiv-kompetenten Gerlinde Locker einen großen Geschäftsabschluss. Das Verhältnis der beiden spielt sich auf einer streng beruflichen Ebene ab, ist möglicherweise aber nicht ganz frei von uneingestandenen Sympathien und unterdrückter Anziehungskraft. Doch die jeweiligen Ehepartner interpretieren mehr in die Beziehung zwischen Chef und Angestellter hinein, was zu einer verhängnisvollen Tat führt, die weite Kreise zieht. Das trübe, halbwinterliche Hamburg bietet die treffliche Kulisse für dieses Eifersuchts-Fahrerflucht-Drama zwischen trostlosem Autofriedhof und eleganter Unternehmervilla, Gisela Uhlen liefert die kühl-distanzierte Darstellung einer Frau im goldenen Käfig, die durch die Vernachlässigung eines arbeitswütigen Ehemanns falsche, wenn auch nachvollziehbare Schlüsse zieht. Fehler in der Reihenfolge der Ausstrahlung: Assistent Bollmann (Günter Lüdke) beschließt, sich in dieser Folge das Rauchen abzugewöhnen, allerdings hat ihn sein Chef schon in einer der früheren Episoden damit aufgezogen, ich könnte mir sogar vorstellen, dass „Zwei Promille“ – auch wegen der guten Besetzung – eine der Erstproduzierten der Polizeifunk-Reihe war.
„Der Pferdenarr“: Hier erleben wir nun eine recht konventionelle Kriminalgeschichte, die im Milieu des Pferderennsportes angesiedelt ist, einem – gerade in Krimis - immer etwas zwielichtigem Bereich voller nicht ganz astreiner Typen, mit eigener Stimmung und eigenen Gesetzen. Zentraler Schauplatz ist ein weitläufiger Reiterhof mit all seinem Drum und Dran, die erstmals im Sommer gedrehte Episode wurde als Bonus auch in der Farbversion auf die DVD aufgespielt. Es fängt mit vergifteten Pferden an, entwickelt sich mit Eifersüchteleien, Streitereien, Rivalitäten und einem handfesten Mordversuch weiter und endet mit einer nicht besonders originellen Falle, die der Kommissar dem Täter stellt, den man – schon wenn man den aus verschiedenen Episoden zusammengeschnitten Vorspann studiert, aber auch aus dem eher lahmen Handlungsverlauf heraus – relativ leicht identifizieren konnte, nebulöser blieb da für mich dessen Motivation. Eine schnell konsumierbare und schnell auch wieder vergessene „Polizeifunk“-Geschichte, gutes Handwerk, die Ermittlungsarbeit ist gerecht verteilt, zur obligaten Verfolgung am Ende gesellt sich diesmal auch wieder ein bissl Knallerei, als Gastdarsteller der wie immer etwas gegen den Strich gebürstete Klaus Löwitsch, der junge Klaus Guth, den ich erst auf den zweiten Blick erkannte und der gutmütige Ernst Grabbe.
„Das sichere Versteck“: Wenn Günther Ungeheuer nach sechs Jahren Zuchthaus freikommt und gleich mit der ihm eigenen gefährlichen Gelassenheit zu seinen Exkomplizen ins Auto steigt, dann schwant dem Zuschauer nichts Gutes. Tatsächlich sinnt er auf Rache an Karl Heinz Hess, den er für seinen Gefängnisaufenthalt verantwortlich macht. Nach erfolgter Tat will er die Beute aus dem Versteck holen und sich aus dem Staub machen … Die gewohnt sorgfältige, aufwändige Studio Hamburg-Bearbeitung lässt einen übersehen, dass die Geschichte nicht unbedingt vor Originalität strotzt, man weiß natürlich, dass die Anschläge auf das Leben von Hauptwachtmeister Hartmann scheitern müssen und sich der Fall nach der obligatorischen Verfolgung/Schießerei, die diesmal in einem Neubau angesiedelt ist, in Wohlgefallen auflöst. Die eine oder andere Überraschung hält die Folge doch bereit, besonders was das vermeintlich sichere Versteck des Geldes anbelangt. Günther Ungeheuer ist immer eine sichere Bank für die Gangsterrolle, die er so oder ähnlich schon häufiger und immer glaubwürdig verkörpert hat, auch hier umgibt ihn der Hauch mörderischer Entschlusskraft und Unnahbarkeit. Zum Verhängnis wird ihm die Wahl seiner Komplizen, besonders die des unruhigen, wankelmütigen Karl Merkatz, Harry Riebauer hat mehr kriminelle Energie und Loyalität.
„Der Blumenstrauß“: Der ungeliebte Sonntagsdienst hält für Hartmann und den Zuschauer einige Überraschungen bereit, die eine zwar recht konstruierte, aber durchwegs unterhaltsame Episode garantieren, die sich zunächst auf zwei Ebenen entwickelt. Gangstervisage Herbert Fux raubt mit zwei Komplizen den Tresor einer Firma aus, einer der Kumpane steht Schmiere mit einem Blumenstrauß als Tarnung. Ein Junge beobachtet die drei bei der Flucht, nimmt das weggeworfene Gebinde an sich, um es seiner kranken Mutter zu schenken. Die wiederum muss dringend ins Krankenhaus, weil ein Blinddarmdurchbruch droht. Durch allerlei Umleitungen ins und im ländlichen hamburgischen Vorland verursacht kreuzen sich die Wege der flüchtenden Gauner, der Familie auf dem Weg ins Krankenhaus und der von Wachtmeister Hartmann, bis schließlich im Unterschlupf der Verbrecher der Gerechtigkeit genüge getan wird. Die umständliche Inhaltsschilderung zeigt schon, dass man es mit einer abwechslungsreichen Episode zu tun bekommt, die nicht überladen wirkt, aber doch einige Kompromisse an die Glaubwürdigkeit einfordert. Wohl weil Sonntag ist, haben Joseph Dahmen und sein Assistent in dieser Folge frei.
Eine nach allen Regeln der Vorgabe klassische Mord/Ermittlung/Täterenlarvungs-Geschichte zeigt „Mord im Lehrlingsheim“, nimmt damit einen kleinen Sonderstatus innerhalb der bisher gesehenen Folgen ein. In besagtem Lehrlingsheim wird der Buchhalter erschlagen, die Kasse ausgeraubt, praktischerweise ist Karl Heinz Hess gleich vor Ort und unterstützt die Herren Kriminaler bei den Ermittlungen. In Verdacht gerät ein Streber- und Außenseitertyp ... Glaubwürdige Charaktere, besonders unter den jungen Männern kennzeichnen diese Folge, erstaunlich, wieviel Abwechslung man wieder in 25 Minuten Laufzeit einzubauen vermochte, leider geriet die Auflösung dann doch etwas zu einfach gestrickt. Ob der Selbstmordversuch und die obligatorische Jagd am Ende – die diesmal dank kalter Hamburger Winter immerhin auf wankendes Eis führt – wirklich nötig waren, sei dahingestellt, die Geschichte wäre ohne diese Dramatik vielleicht besser ausgekommen, hätte mehr Tiefgang entwickelt. Gernot Endemann spielt den biederen Burschen, der in einen hässlichen Verdacht gerät und vielleicht auch durch seine Einzelgängerrolle, die ihn zugleich auszeichnet und in eine ungewollte Einsamkeit treibt, zu schnell resigniert. In einer kleinen Rolle als geschäftstüchtiger, zweifelhafter Mopedhändler Rudolf Fenner.
„Der schnelle Schlitten“: Man weiß nicht recht, was die beiden jungen Männer antreibt, die in dieser Folge die Stadt unsicher machen. Jugendlicher Leichtsinn, Überheblichkeit, ein gegenseitiges sich beweisen müssen? Zwar werden immer wieder die Intelligenz und der Ehrgeiz der beiden betont, ihr Bestreben, eine Ingenieursschule besuchen zu wollen, warum sie dann Diebstähle und einen Raubüberfall begehen und mit ihrem selbstgebastelten Wagen, der ihnen letztendlich zum Verhängnis wird, ohne Rücksicht durch die Hamburger Straßen jagen, bleibt rätselhaft. Man startet keine Erklärungsversuche, was die Handlung unausgegoren, halbfertig wirken lässt, zeigt die beiden bei ihrer Raserei durch Stadt und Land, ihre Hahnenkämpfe und Rivalitäten, ausgelöst durch Eifersucht, besonders durch die vorzüglich gefilmten Fahrt-/Jagd-/Verkehrsszenen werden die inhaltlichen Schwächen noch verstärkt. Und auch die Darstellung durch Michael Hoffmann und Claus Ringer bleibt zu farblos, um auf schauspielerischer Ebene diese Halbfertigkeit auszubügeln. Joseph Dahmen und sein Assistent Günter Lüdke entwickeln sich immer mehr zu einem sympathischen Ermittlerpaar, das mit viel Gespür kombiniert wurde und deren Running Gags um abgewöhntes Rauchen und Friseurbesuche einen witzigen, nie übertriebenen Unterton in die Handlung bringen.
Einsatzort ist diesmal der sogenannte Mühlenforst, ein Waldstück bei Hamburg, in dem „Der Wolfshund“ alias „Der Würger“ sein Unwesen treibt, ein freilaufender, wildernder Schäferhund. Die dort beheimatete Jägerschaft ist ob des wilden Viehs besorgt, schafft es aber nicht, des Tieres habhaft zu werden, obwohl das Schießgewehr bei den Herren locker sitzt. Vielleicht sind auch der zum Teil recht exzessive Alkoholgenuss und die Streitereien und Rivalitäten unter Waidmännern und Bewohnern Gründe für die Erfolglosigkeit. So muss erst Hauptwachtmeister Hartmann kommen, um das Tier in seine Schranken zu weisen. Der ermittelt eigentlich zusammen mit seinen Kripokollegen in einem mysteriösen Todesfall, wurde doch im Forst ein Mann mit einer Schussverletzung gefunden. Eine abwechslungsreiche Kriminalgeschichte, die sich des Schauplatzes Wald geschickt bedient, trotz Sommer und Sonne herrscht eine latent bedrohliche Atmosphäre, vergiftet vom bleihaltigen Unfrieden, der die ländliche Behaglichkeit stört und der schwer einzuschätzenden Gefahr durch den herumstreunenden Köter. Handlungsorte wie der alte Gasthof, sehr real in all seiner heruntergekommenen Alltäglichkeit runden zusammen mit soliden darstellerischen Leistungen – Georg Lehn, Georg Hartmann, Benno Hoffmann, der zeigt, dass er jenseits von Outrage glaubwürdige Charaktere schaffen kann – eine gelungene Folge ab, der man manche Vereinfachungen gerne nachsieht.
„Alarm im Moor“ – die letzte der Schwarzweiß-Episoden – entführt uns mit der Polizei gleich wieder in die Natur, diesmal auf die Jagd nach zwei Schwerverbrechern, die sich in einem Waldstück versteckt halten (vom Moor und all den sumpfig-unheimlichen Assoziationen, die einem als Krimifreund bei diesem Wort durch den Kopf spuken, gibt es leider nix zu sehen, ein leichter Etikettenschwindel vielleicht). Brisanz gewinnt die Fahndung nach den beiden, als sie einen Jungen in ihre Gewalt bringen, der ausgerissen ist … Spannende, nicht allzu tiefschürfende Krimiunterhaltung in gewohnt sorgfältig-aufwändiger Machart muss man dieser Folge wieder uneingeschränkt attestieren, Vereinfachungen und Glattheiten sind sicher der 25-Minuten-Laufzeit geschuldet. Die Besetzung bietet einige kleine Gustostückerl, etwa den waschechten Bayern Karl Obermayr als brutalen norddeutscher Gangster oder Ohnsorg-Urgestein Henry Vahl als sympathisch-schusseligen Großvater mit bescheidenen Kochkünsten. In dieser Folge wird erstmals auch auf den bevorstehenden Auslandseinsatz von Hauptwachtmeister Hartmann in Paris eingegangen, der dann im Laufe der zweiten Staffel Form annimmt. „Auf schiefer Bahn“: Zum Auftakt dieser zweiten Staffel kommt nun endgültig Farbe ins Hamburger Kriminalspiel, gereicht zumindest hier allerdings nicht zum Vorteil der Serie. Die formale Gestaltung und der Realitätsanspruch leiden unter bonbonbunten Kostümen und einer extrem hölzernen, langweiligen Studioatmosphäre ohne Ausstrahlung und Stimmung, die auch die bisher fast verschwenderisch häufig eingesetzten Szenenwechsel und die lebendige Kamera vermissen lassen. Einzig der Auftakt im Regionalzug erinnert noch an alte Zeiten. Und fast hat man auch den Eindruck, die Darstellung der Ermittler lässt Spielfreude vermissen, hat der Routine Platz gemacht. So kann sich der neue Assistent Eckart Dux kaum profilieren, sympathisch, dass man Günter Lüdke noch Gelegenheit zu einer Verabschiedung gab. Die Geschichte könnte von Herbert Reinecker stammen, ein naives junges Ding vom Land macht sich auf den Weg in die Großstadt zu vermeintlichem Glück und Geld, landet aber in den Fängen von miesen Zuhältern und Räubern, die in einer zweifelhaften Pension ihr Schlupfloch haben. Praktischerweise ist Hartmanns Verlobte – die patente Karin Lieneweg wird endlich größer ins Spiel gebracht – die Cousine dieses Mädchens ... Unter den Darstellern keine großen Namen, Katharina Matz, Alexander Allerson und Monika Zinnenberg agieren aber durchwegs rollengerecht, haben aber gegen die schwülstige Ausstattung wenig Chance.
Die zweite Farbfolge strahlt wieder mehr original Hamburger Flair aus, auch wenn sich die Studioszenen immer noch wie ein Fremdkörper anfühlen. „Der Spindmarder“ wird gesucht, ein dreister Dieb, der in einem Eisenwerk sein Unwesen treibt. Schnell gerät bei den gestandenen Jungs der Schicht ein italienischer Gastarbeiter in Verdacht, doch die Polizei vermutet, dass es sich bei ihm um einen Sündenbock handeln könnte … Die Folge kleidet Kritik an latenter Ausländerfeindlichkeit und schnelle Vorverurteilung in eine annehmbar spannende, wenn auch leicht durchschaubare Kriminalgeschichte, gut eingefangene Schauplätze wie die Fabrik und die Hamburger Straßenszenen, die das dortige Leben vor rund 50 Jahren lebendig machen, beißen sich mit den schwerfällig geratenen Studioaufnahmen. Die Ermittler zeigen Schwung, auch dem neuen Assistenten Schlüter wird mehr Profil verpasst, Kommissar Kolldehoff kompensiert das abgewöhnte Rauchen mit einer neugewonnenen Freude an Zimmerpflanzen und der sich irgendwie immer im Dienst befindliche Hauptwachtmeister Hartmann verzichtet auf den Fernsehkrimi, um „Freund und Helfer“ zu sein. Charles Brauer meistert mit Haarteil recht leidlich die Rolle des italienischen Gastarbeiters, ganz authentisch wirkt seine Darstellung nicht, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass man ihn inzwischen schon in so vielen anderen Auftritten verinnerlicht hat.
„Südfrüchte“ führt uns auf den pulsierenden Hamburger Großmarkt, wo man recht schnell ahnt, in welche Richtung sich diese Folge bewegt, spätestens als ein Apfelsinen-Laster verschwindet. Rauschgiftschmuggel und -handel und das in diesem speziellen Milieu scheint’s übliche Misstrauen unter den Gangstern bestimmen den weiteren Verlauf der Handlung, Horst Michael Neutzes Alleingang bringt das verzweigte Gefüge aus Schmuggel und Verteilung zum Knacken und die Polizei auf die Spur der Beteiligten. Unterhaltsame Krimivorabendkost zum schnellen Konsum, zu der mir nichts bemerkenswertes einfällt, mit vielen Szenen- und Personalwechseln angereichert, Durchschnitt im positiven Sinn, mit dem etwas schief wirkenden Mischmasch aus Atelier- und Außenaufnahmen muss man sich in der Farbära des „Polizeifunks“ wohl arrangieren …
„Handgeknüpfte Teppiche“ ist eine rundum vergnügliche Episode mit verhältnismäßig prominenter Besetzung, eine gelungene Mischung aus alltäglicher Krimiarbeit und augenzwinkerndem Witz. Einbruch in ein Teppichgeschäft, nachdem die dreisten Diebe die Ware nicht auf üblichem Hehlerweg an den Mann bringen, entschließen sie sich, die teuren Perser für billiges Geld und einen vorgeblich „guten Zweck“ an Hamburger Wohnungstüren zu verscherbeln. Dumm nur, dass eine ihrer Kundinnen ausgerechnet Hartmanns Vermieterin ist (Renée Stobrawa mit sauertöpfisch-bevormundendem Charme, der viele dieser oft alleinstehenden Damen auszeichnet), die dem gerade durch eine Fußverletzung gehandicapten Wachtmeister das gute Stück ins Zimmer legt … Wie gewohnt strebt alles ein bissl zu geschmiert der Lösung zu, die Glaubwürdigkeit strapaziert auch, dass Hartmann direkt oder indirekt in sehr viele der bisherigen Fälle involviert war, durch Nachbarschaft, Bekanntschaft, Verwandtschaft, Verschwägerung oder wie hier durch Zufall, den Spaß an Uwe Friedrichsens frech-unverschämtem Dieb, Walter Jokischs nervösem Teppichhändler und Rolf Zachers schmierigem Möchtegernplayboy kann das nicht trüben. Doris Kunstmann absolviert einen Miniauftritt als verwöhnte Tussi, irritierend ist, dass Zacher von Werner Bruhns synchronisiert wird – das passt nicht recht zusammen, Eckhart Dux übernimmt diesmal den größeren Teil der Kripo-Ermittlungen.
„Der Reinfall“. Wieder steht ein Gaunerpärchen im Mittelpunkt einer Polizeifunk-Folge, diesmal prominent verkörpert von Inge Langen und Peer Schmidt, die auf ihrer Deutschlandtour als sogenannte Anzahlungsbetrüger nun in Hamburg gelandet sind. Ein Segelboot soll als Objekt der Begierde zahlungswillige Käufer anlocken. Allerdings droht Ungemach: zum einen durch Hauptwachtmeister Hartmann, von einer neugierigen Nachbarin alarmiert, der die Ereignisse am Bootssteg suspekt scheinen, zum anderen durch die erkaltete Liebe zwischen den beiden Betrügern. Das führt zu Streit und Missgunst und dazu, dass die Polizei letztendlich leichtes Spiel hat … Langen und Schmidt finden in ihrer Darstellung eine gelungene Balance aus krimineller Entschlossenheit und nötiger Verstellungskraft, um mit einer derartigen Betrugsmasche Erfolg zu haben, die Beziehung der beiden scheint weniger von Gefühl gekennzeichnet, mehr von Vorteilsuche und gegenseitiger Ausnutzung, sodass der Verlust der Beute mehr schmerzt als das Ende der Liebe, und der gegenseitige Verrat folgerichtig scheint. Schauplätze wie das Bootsgelände und die Kegelbahn verströmen zudem genügend glaubhafte Echtheit, die Bildqualität der Farbfolgen bislang ohnehin ausgezeichnet. Joseph Dahmen nimmt sich in seinen Ermittlungen wieder etwas zurück und lässt Eckart Dux Raum, Ohnsorg-Verstärkung erhält das Polizeifunk-Team diesmal durch Erna Raupach-Petersen, die von ihrem Fensterplatz aus das Geschehen verfolgt und sich einen amüsanten Schlagabtausch mit ihrem wenig umtriebigen Gemahl Otto Lüthje liefert, der es sich lieber auf dem Sofa gemütlich macht, um aufregende Nachrichten aus zweiter Hand zu erfahren. Ob sich der Titel auf Karl Heinz Hess' Sturz ins kalte Wasser oder das Scheitern der beiden Gauner bezieht, wer weiß ...
Der Hamburger Flughafen mit dem Geruch der großen weiten Welt, mit Geschäftigkeit und Hochtechnisierung, auch mit den dort vorzufindenden Möglichkeiten für Lug und Betrug ist der stimmungsvolle Schauplatz dieser sehr sehenswerten Episode, die sich um einen Versicherungsbetrug mit teurer „Luftfracht nach Beirut“ dreht. Durch die Skrupellosigkeit des Haupttäters, der seine Ziele mit kalter Entschlossenheit und aus reiner Gewinnsucht verfolgt und dabei auch vor Mord nicht zurückschreckt, ein Wolf im Schafspelz (Rolf Nagel), durchzieht die Folge ein für die Reihe ungewöhnlich düsterer, ernster Unterton. Das bestätigt sich auch durch die sehr reale Schilderung des Alltags seines Komplizen, eines Exknackis. Die Einblicke in das leidlich glückliche Dasein dieses Flughafenbediensteten, der mit Frau und Sohn in bescheidenen Verhältnissen lebt, sorgen für Betroffenheit und Anteilnahme, was auch an der sehr ambivalenten Darstellung von H.P. Scholz liegt, einer Mischung aus Selbstmitleid und williger Komplizenschaft. Das Opfer bleibt gesichtslos, die Tat geschieht im Off (kleine Schlamperei: mal wird von niedergestochen gesprochen, dann wieder von niedergeschlagen), das Hauptaugenmerk liegt auf den Tätern und ihren Aktivitäten. Joseph Dahmen zieht im Hintergrund die Fäden, während Eckart Dux und Karl Heinz Hess die Laufarbeit erledigen.
Die restlichen sieben Folgen der zweiten Staffel nehmen eine Sonderstellung innerhalb der Reihe ein, wird der norddeutsche Schauplatz doch plötzlich gegen Paris und Umgebung bzw. Japan eingetauscht, man mit fast unbekannten Schauspielern und synchronisierten Szenen konfrontiert, bleibt Hauptwachtmeister Hartmann einziges Bindeglied zu den bisherigen Episoden. Der Grund für diese einschneidenden Änderungen dürften Pläne oder Verträge des Produzenten gewesen sein, die Serie international zu vermarkten, weshalb man Karl Heinz Hess flugs auf eine Art Lehrgang ins Ausland verschickte. Ich weiß nicht recht, wie ich dieses „Experiment“ beurteilen soll, bin nach der Sichtung zwiegespalten, was neben den oben angeführten Gründen auch daran liegen mag, dass die beiden Auftaktfolgen über weite Strecken misslungen sind. „Begegnung in Paris“, in der das Geheimnis eines im Wald brennenden Wohnwagens gelöst wird, verärgert durch peinliche Laienschauspielerei und hölzerne Groschenromandialoge, „Konzert in Sens“ leidet an der unausgereiften, eigentlich nicht vorhandenen Story um eine von „Halbstarken“ bedrängte Sängerin – Mireille Mathieu-Verschnitt Cléo – und stellt ebenfalls kein Musterbeispiel für hohe Schauspielkunst dar. Die restlichen Episoden entschädigen dann allerdings für diese vertanen 50 Minuten: „Fahrerflucht im Morgengrauen“ siedelt seine einfache und gut funktionierende Geschichte in einem ausgewogenen, realistischen, Anteilnahme fordernden Milieu aus belebter Landstraße, Kleinstadt und LKW-Lenker-Alltag an, „Das giftige Dessert“ durchzieht ein unbeschwerter Unterton, der gemeinsam mit manch verwirrenden Schnitten und Szenenwechseln die Handlung um eine durch Lebensmittelvergiftung und einen eifersüchtigen Nebenbuhler bedrohte Hochzeitsgesellschaft holpriger erscheinen lässt, als sie ist, „Philippe und Dorothea“ schließlich führt uns von Pariser Drogenhöhlen direkt in einen Expresszug nach Deutschland, mit dem Hartmann und sein frz. Kollege eine Verdächtige überstellen sollen, deren Freund zur Befreiung anrückt. Trotz mancher Mängel incl. der allzu gekünstelten Diskussion über Staatsmacht und Freiheit überzeugt auch diese Folge, besonders dank der realistischen Eisenbahnszenen und der weiblichen Hauptdarstellerin. Relativ übergangslos wechselt die Szenerie für die beiden letzten Auslandseinsätze ins Japanische, wo einem zwei recht konventionelle Jagd- und Fluchtgeschichten vorgesetzt werden, die vor dem fernöstlich-exotischen Hintergrund und dank Einbezug vieler Schauplätze, Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten gleichermaßen, recht ansprechend wirken. „Empfang in Japan“ handelt von der Jagd nach Heroinhändlern, denen Hartmann in die Quere kommt, als ihm durch Zufall ein für den Schmuggel verwendeter Plüschelefant in die Hände fällt, „Flucht nach Kyoto“ schildert die Suche nach einem deutschen Freund des Hauptwachtmeisters, der in Waffengeschäfte verwickelt sein soll. Unterhaltsame Vorabendhäppchen ohne Tiefgang, insgesamt so sorgfältig erstellt, dass kleinkarierte Kritik abprallen muss.
Positiv anzumerken zum "Polizeifunk ruft"-Auslandsabenteuer bleiben neben der wie immer sympathischen, nie überzogenen Darstellung von Karl Heinz Hess (und auch seiner ausländischen Kollegen) die Landschafts- und Städteaufnahmen, die sich nicht nur auf farbenfrohe Postkartenbilder von Sehenswürdigkeiten beschränken, sondern gerade in den französischen Folgen auch ein lebendiges, realistisches Bild von Land und Leuten zeigen. Die Synchronisation - u.a. hört man Klaus Löwitsch, Heinz Engelmann und Werner Bruhns – ist gewöhnungsbedürftig wie das Fehlen bekannter deutscher Fernsehgesichter, obwohl sich im Laufe der Zeit ein Gewöhnungseffekt bemerkbar macht, unterm Strich war es aber kein Fehler, sich auf diese Handvoll Folgen (von denen zwei weitgehend zum Vergessen sind) zu beschränken, ein längeres ausländisches Engagement hätte früher oder später den Todesstoß für die Serie bedeuten können.
Obwohl ich normalerweise die alten Serien (egal ob Isar 12,Kommissar Freytag,Kriminalmuseum usw. ) "verschlinge" bekomme ich zu Polizeifunk/Hafenpolizei/Transit, keinen richtigen Zugang.Hauptwachtmeister Hartmann zB. irgendwie eher für einen Werbefilm der Polizei,teilweise erinnert mich einiges eher an das Ohnsorg Theater.Die Auslandsfolgen finde ich eher peinlich und bemüht. Bitte nicht falsch verstehen ,es sind auch Folgen dabei die ich gut finde aber insgesamt wenig was ich zweimal ansehen würde.
Zurück auf vertrautem hamburgischem Boden entpuppt sich die erste Folge der dritten Staffel als zerfranste Mischung aus halbherziger Krimistory um zwei jugendliche Räuber, die die Alstergegend unsicher machen und einer Abwerbungsgeschichte um Hauptwachtmeister Hartmann, der aus der Privatwirtschaft ein verlockendes Angebot erhält. Der muntere Wechsel der Jahreszeiten von Hamburger Winterschmuddelwetter zu sonnig-sommerlichem Laubwerk innerhalb weniger Tage ist das unmittelbar ins Auge springende Merkmal für diese eher schlampig zusammengezimmerte Geschichte, die besonders den kriminalistischen Teil vernachlässigt. Es ist Karl Heinz Hess’ zurückgenommener Darstellung eines pflichtbewussten Beamten ohne Allüren und Uniform-Arroganz zu verdanken, dass seine Rolle trotz der ihm in der Reihe oft angedichteten Allerfahrenheit und Allgegenwärtigkeit im Kampf mit den dunklen Elementen der Hansestadt nie penetrant oder oberlehrerhaft wirkt. Was bleibt noch Positives zu sagen über „Die große Chance“? Ein sehr menschlich-verständnisvoller Joseph Dahmen, ein sich seiner Stellung bewusster, taktierender Herbert Tiede und ein größerer Auftritt von Hartmanns patenter Verlobter.
Wieder einmal gilt es, einem Betrügerpärchen, das auf seiner Tour durch Deutschland in Hamburg seine Zelte aufgeschlagen hat, das Handwerk zu legen. Die beiden haben sich eine besonders perfide Masche zurecht gelegt, suchen sich ihre Opfer unter alten Leuten, denen sie eine Pensionserhöhung vorgaukeln und kassieren dafür Bearbeitungsgebühren. Anneliese Römer hat den ausführenden Part in dieser Konstellation, ihr gelingt es, durch kompetentes, amtliche Beauftragung und Erfahrung suggerierendes Auftreten, die vertrauensseligen Menschen einzuwickeln, wie oft in solchen primär durch gemeinsame kriminelle Aktivitäten verbundenen Beziehungen gibt es mit ihrem jüngeren Komplizen (Liebhaber?) Konflikte und Streit. Der Gerechtigkeit wird letztendlich Genüge getan, was dem zunächst etwas fehlgeleiteten Einsatz von Hauptwachtmeister Hartmann und dem couragierten Auftreten des wachen Otto Lüthje zu verdanken ist. Die Folge überzeugt hauptsächlich durch die schmerzhaft realistische Schilderung des Alltags einsamer, betagter Menschen in ihren vier Wänden, die für jede Aufmerksamkeit dankbar sind und dadurch oft leichtes Opfer krimineller Subjekte werden, man wähnt sich bei „Die Sozialhelferin“ immer wieder wie in einem XY-Filmfall. Unangenehm fällt auch hier der schlampige Jahreszeitenmischmasch auf. Mit dem Engagement von Schauspielern aus dem Ohnsorg-Ensemble hab ich keine Schwierigkeiten, im Gegenteil, bringen sie doch oft einen sehr bodenständigen, hamburgischen Einschlag ins Spiel, in den Münchner Krimis tummeln sich ja auch die Stars aus Komödienstadel und Chiemgauer Volkstheater.
Synchronstar Rainer Brandt mimt in „Auf eigene Rechnung“ einen charmanten Hallodri und Halbwelttypen, der sich an ein junges, naives Mädchen heranmacht, nicht jedoch, weil deren Vater vermögender Kaffeehausbesitzer ist, sondern weil er sich von ihr Hinweise für einen Bankeinbruch erhofft, den er mit seinem Komplizen (dem allzeit bereiten Thomas Braut) durchführen will. Der engagierte Karl-Heinz Hess, der bei einer Verkehrskontrolle auf das Paar stößt, übernimmt eigenmächtig und ohne Rückendeckung die Ermittlungen, opfert seine Freizeit und spannt seine Verlobte in Überwachung und Befragung ein, gerät dadurch in eine kritische Situation. Für diesen gefährlichen Alleingang erhält er von Joseph Dahmen eine gehörige Standpauke. Pluspunkte der Folge sind der sehr realistisch eingefangene Hintergrund und die glaubhaften darstellerischen Leistungen, die Vereitelung der Straftat bzw. die Suche nach den beiden Verbrechern gestaltet sich dann aber etwas zu vorabendlich geschmiert und fröhlich (Hundeeinsatz), schade auch, dass man auf das Schicksal und die Enttäuschung des benutzten Mädchens nicht mehr näher eingegangen ist.
Zitat von Jack_the_Ripper im Beitrag #54Ich weiß nicht recht, wie ich dieses „Experiment“ beurteilen soll, bin nach der Sichtung zwiegespalten, was neben den oben angeführten Gründen auch daran liegen mag, dass die beiden Auftaktfolgen über weite Strecken misslungen sind.
Während die Sichtung der anderen Folgen bei mir immer "ruck zuck" weiter geht, lümmle ich bei den 7 Folgenexoten immer herum. Zwei Wochen habe ich diesmal gebraucht, um mich durch die fünf französischen Folgen zu kämpfen. Jedes Mal ist es dasselbe. Ich würde weiter gehen als Jack: alle fünf Geschichten sind fad und tempolos. Von der Erzählstruktur völlig anders, am Beginn jeder Folge endlose Landschafts- oder Städteaufnahmen und zwischendurch viele Gehszenen, wohl nur mit dem Zweck, die 25-Minuten-Laufzeit zu erreichen. Mehr Frankreicheinsätze hätte die Reihe nicht überstanden, die Schauspieler sind teilweise grottenschlecht (oder wohl mehr die Regie von Paul Paviot), die Synchronisation bedürfte auch einer Überarbeitung. Ich bin froh, dass Hartmann ab Folge 27 wieder in Hamburg ermittelt. Interessant wäre für mich aber zu erfahren, ob in Frankreich nur die fünf Folgen liefen, was der französische Titel "Les cavaliers de la route" (Die Kavaliere der Straße) vermuten lässt, da ja Hartmann in den BRD-Folgen nur alleine auf der Straße unterwegs ist.
So richtig weiß man nicht, was man mit „Die Erpresser“ vorgesetzt bekommt, entpuppt sich der Titel doch bald als kriminalistischer Etikettenschwindel, ahnt man lange vor den gestandenen Ermittlern, wer für die eher albernen, vor Rechtschreibfehlern strotzenden Drohbriefe verantwortlich ist, die Hauptwachtmeister Hartmann unter der Tür durchgeschoben werden. Nicht Fisch, nicht Fleisch, zu ernsthaft für ein mit erhobenem Zeigefinger präsentiertes Krimiabenteuer für Jugendliche, viel zu harmlos und langweilig für das, was man von einer Reihe wie „Polizeifunk“ erwartet – und dabei ist schon alle Akzeptanz für vorabendliche Zurückhaltung und dem sicher engen Korsett der Produktionsvorgaben einbezogen. Im Zentrum stehen zwei durchtriebene zwölfjährige Jungs, die mit ihren Streichen einen Vorort unsicher machen, von schmerzhaften Schüssen mit einer Steinschleuder auf Kohlenträger bis zu Fahrradfahren am Gehsteig und Fußballspielen am Straßenrand und deren Drohbriefchen allerlei Aufruhr auslösen. Immerhin wird die schwache Handlung von brauchbaren bis guten Darstellern aufgewertet – von denen vor allem die der Buben wieder authentisch herüberkommen, wohl ein Qualitätsmerkmal von Studio Hamburg-Arbeiten –, u.a. begegnet man Benno Hoffmann, Volkert Kraeft und „Meyer zwo“ Wolfgang Zerlett, zudem verströmen die Schauplätze in der Hamburger Vorstadt höchst glaubhaft Lokalkolorit.
Dreißig Folgen hat es gedauert, bis sich die „Polizeifunk“-Reihe nun auch des Themas Falschgeld annimmt, falls mich die Erinnerung nicht täuscht, auch die erste Folge, die zumindest ansatzweise in die vielfach gearteten Abgründe St. Paulis und der Reeperbahn hinabsteigt. Wenn man die konstruierten Zufälle akzeptiert, mit denen Hauptwachtmeister Hartmann neuerlich in die kriminellen Geschehnisse um „Blüten auf St. Pauli“ verwickelt wird, bekommt man ansprechende, abwechslungsreiche Krimikost serviert, beginnend mit den Blütenverwicklungen in Friseurstube und Geschäft über Hartmanns Ausflug nach St. Pauli, wo er in die Hände der Geldfälscher gerät, die ihr Quartier sinnigerweise mit einem Blumenladen tarnen, bis dann das Abenteuer gewohnt unaufgeregt seiner Auflösung zustrebt. Karin Lieneweg muss als Braut des allzeit bereiten Hartmann einige Ängste ausstehen, darf sich schon mit ihrer Rolle in zweiter Reihe als Polizistenfrau vertraut machen, Joachim Ansorge hatte ich in seiner Sonnenbrillen-Hut-Anzug-Tarnung als arroganter Möchtegerngangster zunächst mit Uwe Friedrichsen verwechselt.
Das erste Buch, das Bruno Hampel für die Reihe beisteuert, ist die unterhaltsame Geschichte um eine gefährliche Verwechslung von Heizöl und Flugbenzin, die durch die Explosion in der Baracke eines Öllieferanten auffällt. Die Aufgabe, eine Katastrophe zu verhindern, liegt dabei ganz in den erfahrenen Händen von Hauptwachtmeister Hartmann, die Dienste der Kriminalabteilung werden in „Achtung – Explosionsgefahr!“ nicht benötigt. Bis zum dramatischen Finale im Schrebergarten einer alten Frau (Marga Maasberg) vergehen spannende 25 Minuten, die durch ein realistisches Umfeld, passable Darsteller und wenig theatralischer Übertreibung nie den Bereich des Glaubwürdigen verlassen. Dafür muss man akzeptieren, dass die Episode in der Schilderung der Aktivitäten von Feuerwehr, Notarzt und Polizei viel von einem bemühten Schulfernseh-Lehrfilm über den Katastropheneinsatz in einer Großstadt ausstrahlt.
„Tanzende Töchter“: So leichtfüßig und elegant, wie es der Titel suggeriert, so charmant präsentiert sich diese im Hamburger Villenmilieu angesiedelte Einbruchsgeschichte. Gentleman-Gangster Gerd Vespermann hat sich mit seiner Komplizin einen raffinierten Trick ausgedacht, um über die hübschen Unternehmenstöchter an die jeweiligen Hausschlüssel zu gelangen, mühsames, mit Gewalt verbundenes Eindringen und klobige Werkzeuge sind nicht sein Fall, er kommt über unbeschwerte, musikalisch flott unterlegte Partys an sein Ziel. Dass er allerdings durchaus zu Gewalt bereit ist, beweist sein kaltblütiges Einschreiten gegen Ende. Die vornehmen hansestädtischen Schauplätze sorgen zusammen mit der sommerlichen Handlungszeit für eine angenehme Atmosphäre, die die kriminalistischen Abläufe vorzüglich umfängt, sie aber nie in den Hintergrund drängt. Eine angenehme Abwechslung ist es außerdem, Joseph Dahmen und Eckart Dux nach einer längeren Durststrecke, in der vor allem Hauptwachtmeister Hartmann das Heft in der Hand hielt, wieder größer in die Ermittlungen eingebunden zu erleben, bei aller Sympathie für Karl-Heinz Hess geriet seine One-Man-Show in den Folgen seit dem Auslandseinsatz etwas inflationär.
Nach diesem Ausflug in vornehmes Ambiente watet „Augenzeuge gesucht“ wieder in schmuddeligen hansestädtischen Abgründen, sowohl was das Milieu als auch die involvierten Typen anbelangt, die in ihrem unsympathischen brutalen Egoismus und ihrer im Prinzip lächerlichen Arroganz einen bitteren Realismus ausstrahlen. Eine schmierige, eng-überladene Seemannskneipe, wie es sie wohl zu Tausenden auf St. Pauli und anderswo gibt, ist Dreh- und Angelpunkt der unangenehmen Geschichte um den Halbweltpatron Otto Wöhler, der betrunken genauso unangenehm verschlagen und gewalttätig auftritt wie als nüchterner, vermeintlich seriöser Kohlenhändler, dessen Freundin trotz aller Erniedrigung bereitwillige Komplizin ist. Hans Putz verleiht der Figur ein abstoßend glaubhaftes Gesicht. Er will Hartmann schaden, indem er behauptet, dieser sei ihm gegenüber gewalttätig geworden, der Wirt der Kneipe, der Wöhlers Schläger fürchtet, soll sein Kronzeuge werden. Eine couragierte Kellnerin (Marianne Wischmann) greift ein, auch aus Sympathie und Zuneigung zum Wirt, eine leise, berührende Note, die glaubhaft in dem hässlichen Spiel anklingt. Passend zum heruntergekommenen Umfeld auch die trübe Jahreszeit, mittendrin gibt es allerdings wieder eine unlogische Laubbaumszene.
„13 Minuten am Abgrund“: Leise und anrührend erzählt die Folge vom Schicksal einer jungen Frau, die, vom Leben und ihrem Liebhaber enttäuscht und von den Eltern verstoßen, beschließt, Selbstmord zu begehen. Hauptwachtmeister Hartmann, der die Lebensmüde zufällig ans Telefon bekommt, versucht sie, solange hinhalten, bis Hilfe naht … Der Anfang beschert uns zeitgenössische Bilder aus dem Hamburger Bahnhof, wo mitten im lebhaften Treiben ein menschliches Drama seinen Lauf nimmt. Jan Hendriks und Eva Maria Bauer verströmen in ihrem Kurzauftritt genügend kaltherzigen Egoismus, um die Reaktion der zerbrechlich wirkenden, naiven Provinzpflanze Witta Pohl glaubhaft zu machen, die erkennen muss, dass sie für den Geliebten nur Spielzeug und Zeitvertreib war, ein lästiges Anhängsel, dass sie gegen die neue (wohlhabende?) Frau an seiner Seite chancenlos ist. Es entwickelt sich eine kammerspielartige Szenerie zwischen enger Untermietswohnung im schäbigen Hinterhaus und Polizeirevier, eine unterschwellige Spannung, die in der Frage gipfelt, ob der Polizist die verzweifelte Frau vom Suizid abhalten kann. Während der Einsatz der Rettungskräfte wieder etwas lehrfilmhaft wirkt, schließt die Folge mit einer angenehm unkitschigen Szene im Krankenzimmer. Bruno Hampel gelang es – unterstützt von guten Darstellern - sehr geschickt, durch kleine Andeutungen, scheinbar unbedeutende Szenen ein plastisches Bild des Unglücks der jungen Frau zu entwerfen, von der man gern wüsste, wie ihr weiteres Schicksal verläuft …
Funkuhr 35/1971, zur Ausstrahlung im Regionalprogramm SDR/SWF am 02.09.1971 (aus Witta Pohl hat man kurzerhand Witta Fehl gemacht) Diese Szene fehlt in der fertigen Folge, tatsächlich kommt es zu einem etwas holprigen Schnitt zwischen Öffnung der Wohnungstür und Abtransport der verletzten Frau.
„Die verschwundene Lady“: Die Folge um zwei elegante, international agierende Juwelendiebe – kaum zu glauben, wie viele Gangsterpärchen in Hamburg ihr Unweisen treiben – überrascht mit einem interessanten Besetzungscoup, begegnet man in diesen Rollen doch Dietmar Schönherr und seiner kürzlich verstorbenen Frau Vivi Bach, die mit einem gelungenen Trick ein Juweliergeschäft um einen wertvollen Stein erleichtern (ein ähnlicher Schmäh wurde übrigens später auch in „Parole Chicago“ verwendet). Die beiden treten mit einer vornehmen, arroganten Entschlossenheit auf, einer Mischung aus weltmännisch und attraktiv, um ihren raffinierten Betrug durchführen zu können, fast columbo’sche Kleinigkeiten sind es, die ihnen schließlich das Genick brechen. Die Innenaufnahmen punkten mit sorgfältiger Ausstattung (Juweliergeschäft), die Außenaufnahmen (Straßenszenen, Flughafen) sorgen zusammen mit der gleichberechtigt verteilen Arbeit der Ermittler für ein realistisches Handlungsgerüst, was bei augenzwinkernd erzählten Gaunergeschichten unerlässlich ist, um nicht zu sehr ins komödiantische abzugleiten.