8. "Lohngeld" mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Jan Hendriks, Henning Schlüter, Siegmar Solbach, Karl Lieffen, Friethjof Vierock, Brigitta Furgler, Horst Sachtleben, uvm.
Stab
Buch Herbert Lichtenfeld Musik Hermann Thieme Titelmusik Peter Thomas Kamera Lothar Stickelbrucks Regie Dietrich Haugk
Helmut Staufen (Siegmar Solbach) hat es in dem kleinen mittelständischen Betrieb August Ströbels (Karl Lieffen) zu einigem Ansehen gebracht und sich vom Azubi zum Assistenten des Prokuristen empor gearbeitet. Alles im Leben des jungen Mannes scheint bestens zu laufen, selbst Ströbels Tochter ist Staufen kaum abgeneigt, als er -zerfressen von Ehrgeiz und Geltungsbedürfnis- auf die fatale Idee kommt, einen Überfall auf sich selbst zu inszenieren, den nicht vorhandenen Angreifer in die Flucht zu schlagen und so, durch und durch heldenhaft, dem Chef und Schwiegervater in spe einige Tausend DM "Lohngeld" zu retten. Schnell jedoch kommen der örtlichen Polizei Zweifel an Staufens "Überfall" und der jungen Empörkömmling verkommt unaufhaltsam zum Gespött der ganzen Firma, des ganzen Dorfes. Größter Widersacher: Klaus Popp (Friethjof Vierock). Der ehemalige Sträfling versucht auf ganz eigene Art, Staufens fingierten Überfall für seine Zwecke zu nutzen. Das wird Popp jedoch alsbald zum Verhängnis...
"Lohngeld" hat evtl. das bis hierhin beste Drehbuch der Serie zur Grundlage und böte prinzipiell Stoff für volle anderthalb Stunden gute Krimiunterhaltung. Das Zeitlimit von 60 Minuten bringt es jedoch mitsich, dass Handlungsstränge und Figuren z.T. etwas verkümmert zurück bleiben. So kommt der grandiose Karl Lieffen kaum vollends zur Geltung. Ebenso musste sich Regisseur Haugk hinsichtlich des Themas der Verspottung Staufens arg begrenzen. Das hätte noch deutlich mehr Raum benötigt, der aus gegebenem Anlass jedoch nicht zur Verfügung stand. Die Darstellung des Staufen durch Siegmar Solbach indes gerät zur großen Überraschung. Bekannt aus "Diese Drombuschs" oder "Dr. Stefan Frank" verkam Solbach bedauerlicherweise zum farblosen Allerweltsmimen, dem er unter der wie immer erstklassigen Regie von Dietrich Haugk keineswegs entspricht. Seine Darstellung ist präzise, glaubhaft und schlussendlich sogar reichlich überraschend.
Fazit: Hervorragend inszenierte, toll gespielte und überraschend endende Irrfahrt eines Emporkömmlings. Wie schreibt Havi17 oftmals so treffend: Sehr sehenswert!
9. "Vera und Annabelle" mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Krista Keller, Heinz Drache, Werner Pochath, Paul Hoffmann, uvm.
Stab
Buch Karl Heinz Willschrei Musik Titelmusik Peter Thomas Kamera Rolf Kästel Regie Alfred Vohrer
Vor zehn Jahren tauchte Annabelle Moldau (Krista Keller) in der Südsee mit einem unbekannten Playboy unter und fortan nie wieder auf. Ihre Zwillingsschwester Vera (ebenfalls Keller) wird nun Opfer eines Mordanschlages und vermutet hinter diesem Attentat die lange verschollene Schwester, der sie unterstellt, das Familienerbe des schwer kranken Vaters (Paul Hoffmann) alleine kassieren zu wollen. Hauptkommissar Köster und dem ehemaligen Liebhaber Annabelles (Heinz Drache) kommt die Sache schnell etwas mysteriös vor...
Vor allem von Krista Keller zwar hervorragend gespielt, dennoch ab einem gewissen Punkt recht vorhersehbar, wie es bei Büchern Willschreis leider nur allzu oft vorkommt. Es ist daher eher den Akteuren zuverdanken, dass die Geschichte dennoch sehenswert bleibt. Heinz Drache spielt 15 Jahre nach dem ZINKER wieder seinen "Inspektor Elford": barsch, leicht blasiert und gehörig schroff, dennoch clever und wie immer gut gekleidet. Regisseur Vohrer indes darf am Ende des Films wieder seinem Spieltrieb folgen und für eine Szenerie sorgen, die nicht von ungefähr an DIE TÜR MIT DEN SIEBEN SCHLÖSSERN erinnert!
Fazit: Mehr oder weniger Fließbandarbeit mit altbewährten Handschriften von Drache und Vohrer.
10. "Erkältung im Sommer" mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Henning Schlüter, Helmuth Lohner, Anaid Iplicjian, Christian Quadflieg, Charlotte Kerr, uvm.
Stab
Buch Oliver Storz Musik Peter Thomas Titelmusik Peter Thomas Kamera Rolf Kästel Regie Alfred Vohrer
Rolf und Renate Assenau (Helmuth Lohner und Anaid Iplicjian) betreiben in München eine lukrative Tanzschule. Ebenso bestimmend, wie der Takt der Tanzmusik, ist die Verteilung der Rollen zwischen den beiden: Während Renate finanziert und bestimmt, tanzt Rolf nach ihrer Pfeife. Anlässlich eines nachmittäglichen Ausrittes durchkreuzt ein Schuss das Beisammensein der beiden Tänzer. Ein augenscheinlich verwirrter Stalker scheint es auf Rolf Assenau abzusehen. Erwin Köster findet an dieser Geschichte jedoch schnell das erste Haar in der Suppe und lässt sich fortan nicht auf der verschnupften Nase herumtanzen. Auch nicht von Renate Assenau?
-Achtung, Text inkl. Spoiler, nur weiterlesen, wer den Film kennt!- Es geht also doch: Wer die Beiträge Alfred Vohrers zur ersten Staffel genauer betrachtet, muss zumeist lange suchen, um den Regisseur wiederzuerkennen, der mit "Tote Vögel singen nicht", "Schock" oder "Kamillas junger Freund" im Rahmen der Reihe "Derrick" nur kurz zuvor das Kino ins TV holte. Es liegt nicht einmal immer an schlechten Drehbüchern, dass Vohrers Episoden bis zur hier nun vorliegenden ersten Folge der 2. Staffel nicht zündeten, sondern oftmals an der einfallslosen Inszenierung an sich, die wirkte, wie am Fließband erbracht. Mit "Erkältung im Sommer" nun aber zeigt der Regisseur, was er kann und liefert einen Beitrag ab, der durch und durch zu gefallen vermag. Helmuth Lohner darf ähnlich wie in der vier Jahre zuvor entstandenen Folge "Johanna" den dreisten Mord an der ebenso übermächtigen wie verhassten Ehefrau planen und sich dieses Mal -anstatt von Oberinspektor Derrick verhaften zu lassen!- gleich selbt erschießen lassen. Der Clou ist so raffiniert, dass es Autor Oliver Storz augenscheinlich für machbar hielt, die eigentliche Nutznießerin dieser Tat, die Auftraggeberin zum Mord, auf freiem Fuß zu lassen. Köster muss sich ihr geschlagen geben, droht zwar schlussendlich noch mahnend, muss die Täterin dennoch laufen lassen. Musikalisch ereilt denjenigen, der den meisterhaften Alfred-Vohrer-Film DER STOFF, AUS DEM DIE TRÄUME SIND kennt, ein Déjà-vu: Peter Thomas' Soundtrack entstammt diesem sieben Jahre älteren Kinofilm und passt hervorragend in die neue Szenerie.
Fazit: Die Inszenierung liegt auf Kino-Niveau, der Soundtrack sowie das clevere Drehbuch ebenso.
11. "Nachtmusik" mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Jan Hendriks, Henning Schlüter, Hellmut Lange, Maria Seebaldt, Alexander Kerst, Emely Reuer, Andreas Seyferth, Hanno Pöschl, Katerina Jacob, uvm.
Stab
Buch Herbert Lichtenfeld Musik Frank Duval Titelmusik Peter Thomas Kamera Franz X. Lederle Regie Helmut Ashley
Es herrscht reger Andrang, wenn die vermögenden Kerners (Hemllmut Lange und Maria Seebaldt) zum Kammerkonzert laden. Wer hier dabei ist, der ist dabei und so zwängt sich einmal monatlich die Schickeria in Smoking bzw. Abendkleid und findet sich im Hause der Bankiersfamilie ein. Der fahrige Sohn der Kerners, Arno (Andreas Seyferth), nutzt diese abendlichen Gelage für seine Zwecke und die seiner drogenabhängigen Freundin Bea (Katerina "Der Bulle von Tölz" Jacob), klaut die Hausschlüssel aus den Mänteln der illustren Gesellschaft und räumt in den leeren Häusern ab, was rumliegt. Unangenehm wird es für den jungen Mann erst, als er auf einem seiner Diesbeszüge mit der Verbrechergang um Brosch, Drago und Roditz (u.a. Hanno Pöschl) zusammentrifft, aus deren Begegnung schnell ein Toter resultiert. Währenddessen Hauptkommissar Köster diesen Fall klären muss, versucht ein guter Freund des Hauses (Alexander Kerst), die Kerners auf seine Art und Weise unter Druck zu setzen.
Unglaubliche 55 Folgen inszenierte Regisseur Helmuth Ashley zwischen 1978 und 2005 für die Reihe "Der Alte", von denen "Nachtmusik" die erste bildet. Ein Einstand mit Bravour, möchte man sagen. Fein inszenierte Ashley die peinlich-berührenden Situationen für Bänker Kerner, der sich wie aus heiterem Himmel seinem kleptomanischen Sohn gegenüber sieht. Gleiches gilt für den von Alexander Kerst dargestellten Charakter, dessen Ausweglosigkeit sein Handeln verständlich macht. Zudem gibt's eine ganze Reihe guter Darsteller, viel Flair der späten 70er Jahre und einen ordentlich aufrecht erhaltenen Spannungsbogen.
Fazit: Handfeste Krimiunterhaltung, 60 gut angelegte Minuten.
Hallo! Ich habe mir vor ein paar Tagen einen schönen Abend mit einigen Folgen Der Alte gegönnt. Dabei gefiel mir besonders die Folge "Jack Braun". Bei der Suche nach dem musikalischen Hauptthema der Folge "Jack Braun" bin ich auch auf dieses Forum gestoßen. Leider ohne Erfolg. :-( Inzwischen habe ich aber rausgefunden, wer diese geniale Musik geschaffen hat und dachte mir ich erzähl es hier weiter - vielleicht interessiert es ja jemanden. Das Thema ist von Supertramp aus dem Titel "Crime Of The Century". Mag man, wenn man das Lied hört zuerst gar nicht glauben, aber ab Minute 2:08 wird´s klar. Gruß Stephan
Zitat von Stephan535Hallo! Ich habe mir vor ein paar Tagen einen schönen Abend mit einigen Folgen Der Alte gegönnt. Dabei gefiel mir besonders die Folge "Jack Braun". Bei der Suche nach dem musikalischen Hauptthema der Folge "Jack Braun" bin ich auch auf dieses Forum gestoßen. Leider ohne Erfolg. :-( Inzwischen habe ich aber rausgefunden, wer diese geniale Musik geschaffen hat und dachte mir ich erzähl es hier weiter - vielleicht interessiert es ja jemanden. Das Thema ist von Supertramp aus dem Titel "Crime Of The Century". Mag man, wenn man das Lied hört zuerst gar nicht glauben, aber ab Minute 2:08 wird´s klar.
Vielen Dank für Deinen Hinweis! "Der Alte" ist gespickt mit grandiosen Musikeinlagen, jedoch werden diese beinahe nie in den Credits genannt. Einige Male konnte ich den Interpreten ausfindig machen (leicht fällt's bei Konserven von Peter Thomas z.B.), jedoch nicht immer.
Neben Wolfgang Becker war vor allem Dietrich Haugk ein Meister der subtilen Musikbeimengung (z.B. "Ein unkomplizierter Fall")!
12. "Ein Koffer" mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Lieselotte Pulver, Harald Leipnitz, Uschi Glas, Werner Pochath, Hans Söhnker, uvm.
Stab
Buch Karl Heinz Willschrei Musik Klaus Doldinger Titelmusik Peter Thomas Kamera Hans Jura Regie Dr. Michael Braun
Rolf Bär (Leipnitz) befindet sich mit seiner jungen Geliebten Karin (Glas) gerade auf der Rückreise aus dem Jugoslawien-Urlaub, als ihn der im gleichen Zugabteil reisende Hasso Pohlmann (Pochath) unter einigem Druck der kontrollierenden Zöllner um ein rasches Koffertauschen anfleht. Gegen eine gut bezahlte Aufwandsentschädigung bugsiert Karins "Bärli" den fremden Koffer aus dem Zug und überprüft, einmal bei Gattin (Pulver) und Reihenhaus im besten Spießbürgeridyll angekommen, den schneeweißen Rauschgift-Inhalt im Werte von weit über 1 Mio. DM. Da "Bärli" sich selbt für über die Maßen schlau und den Rest seiner Umwelt für deutlich beschränkt hält, geht er daran, das im Koffer einmal entdeckte Heroin in einschlägig bekannten Kreisen flugs an den Mann zu bringen. Vor allem seine unterschätzte Umwelt und sein daraus begründetes jähes Ende in der hauseigenen Garage verhindern den Deal und lassen Hauptkommissar Köster nähere Bekanntschaft mit Bärs Gattin machen...
Nur eine Folge aus der Reihe "Der Alte" inszenierte Michael Braun ("Salto Mortale"). An "Ein Koffer" hat es sicher nicht gelegen, denn diese Episode ist ihm durchaus gelungen, wenngleich sie sicher kein Highlight ist. Vorrangig Harald Leipnitz' braver Spießbürger, der einmal im Leben seine große Chance gekommen sieht und fortan den Bezug zu sich selbst und seiner Umwelt mehr und mehr verliert, ist eine Schau. Da feixt sich der Zuschauer eins, wenn der große Sprücheklopfer genauso scheitert, wie er scheitern musste. Uschi Glas spielt das brave Püppchen und Lilo Pulver die durch und durch gewievte Ehefrau. Besetzung à la bonheur!
In Antwort auf:Nur eine Folge aus der Reihe "Der Alte" inszenierte Michael Braun ("Salto Mortale"). An "Ein Koffer" hat es sicher nicht gelegen, denn diese Episode ist ihm durchaus gelungen, wenngleich sie sicher kein Highlight ist.
Das kann damit zu tun haben, dass Braun für den Produzenten Ringelmann in den 70ern und 80ern (neben drei Derricks) hauptsächlich unterhaltsame Stoffe schrieb und inszenierte (zahlreiche Folgen von "Polizeiinspektion 1"/ die zweite Staffel von "Unsere schönsten Jahre"). Ich bedaure es aber auch, dass er - statt Brynych zB - nicht öfter beim Alten Hand angelegt hat. Möglicherweise war aber auch Lowitz, der ja als schwierig galt, nicht einverstanden (das ist aber Theorie ...). Ansonsten bin ich mit Deiner Bewertung vollauf einverstanden. Eine tolle Folge!
Zitat von GeorgMöglicherweise war aber auch Lowitz, der ja als schwierig galt, nicht einverstanden (das ist aber Theorie ...).
Woher kommt eigentlich Lowitz' Ruf, ein nicht eben einfacher Mensch gewesen zu sein? Ich habe das nun einige Male hier gelesen und war eigentlich recht überrascht!
Michael Ande hat in einem Interview (ungefähr) gesagt, dass Lowitz vom Regisseur immer alles genau erklärt haben wollte, warum und wieso er gerade so und nicht anders und wofür er in der Situation so oder so spielt ... er hinterfragte immer die Sinnhaftigkeit, kann mir schon vorstellen, dass er da öfters anderer Ansicht war.
Zitat von GeorgMichael Ande hat in einem Interview (ungefähr) gesagt, dass Lowitz vom Regisseur immer alles genau erklärt haben wollte, warum und wieso er gerade so und nicht anders und wofür er in der Situation so oder so spielt ... er hinterfragte immer die Sinnhaftigkeit, kann mir schon vorstellen, dass er da öfters anderer Ansicht war.
Mir war immer bewusst, dass Lowitz die Rolle des Alten mehr oder weniger des Geldes wegen gespielt hat. Daran hat er im Nachhinein nie einen Zweifel gelassen. Gut, für einen ernsthaften Schauspieler wohl auch nachvollziehbar. Anders (und wohl auch umgänglicher) war da Horst Tappert. Der sah in Derrick aber irgendwie auch was anderes, als Lowitz im Alten...