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Dieses Thema hat 656 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.06.2008 08:04
#16 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten
Soooo, nun denn:

„Der Kommissar – Keiner hörte den Schuss“ (BRD 1969, TV)

- Darsteller:
In diesem Fall tritt Erik Odes Kommissar wieder sehr stark in den Mittelpunkt. Nur Robert spielt noch eine nennenswerte Rolle, Walter und Harry sind eher als bessere Komparsen zu betrachten. Stars dieser Episode sind Walter Rilla (Der Fälscher von London, Zimmer 13, Vier Schlüssel), Ernst-Fritz Fürbringer (Der Frosch mit der Maske, Die Gruft mit dem Rätselschloss) und Marianne Hoppe (Die seltsame Gräfin, Geheimnis im blauen Schloss). Rilla gibt einen ruhigen, meiner Meinung nach recht stereotyp gezeichneten Juwelier ab, der in einigen wenigen, relativ nichtssagenden Szenen eine solide Leistung erbringt. Sicherlich hätte er in einer besseren Rolle mehr herausholen können. Beängstigend gut hingegen ist Ernst-Fritz Fürbringer, der die Frau seines getöteten Sohnes für dessen Mörderin hält. Erica Pluhar erfüllt diese Rolle mittelmäßig bis gut. Marianne Hoppe ist die Mutter eines Verdächtigen und darf sich als „Hobbyanwältin“ für seine Freiheit durch den Film kämpfen – etwas, das sie besser macht, als es sich anhören mag. Die übrige Besetzung bleibt verhältnismäßig blass.

- Regie / Inszenierung:
Die Zeit dieser Episode hätte man teilweise besser nutzen können. Einige Szenen, besonders mit der Witwe des Toten, wirken übertrieben lang bzw. unnötig. Eher hätte man den Verdächtigen Kinast, der im Film zwar als Mitwisser erwähnt, jedoch nie gezeigt wird, einbauen sollen. Ansonsten besitzt diese Folge durch die London-style-Modenschau einen sehr modernen 1960er- / 1970er-Jahre-Stil, der nicht unbedingt meine persönliche Sache ist.

- Drehbuch / Kriminalfall:
Abermals eine Folge von Herbert Reinecker. Wie bereits beim Punkt „Regie / Inszenierung“ erwähnt, hätten einige Verbesserungen am Script sich positiv auf das Gelingen der Folge ausgewirkt. Trotzdem muss ich Reinecker loben, denn die Auflösung ist dieses Mal sowohl spannend als auch clever ausgedacht und vor allem wirklich stichhaltig. Leider wird etwas abrupt zum Abspann geschnitten.

- Gesamtwirkung:
Eine Episode mit gemischten Leistungen im Cast, einem Drehbuch, das hätte besser sein können, und einer bodenständigen Inszenierung, die deutlich auf das Jahr 1969 schließen lässt. Vielleicht zu deutlich.

Meine Wertung: 3,5 von 5 Punkten

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Jan Offline




Beiträge: 1.753

18.06.2008 12:17
#17 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov

Abermals eine Folge von Herbert Reinecker.


Zumindest das kann nicht verwundern, da Reinecker alle Folgen geschrieben hat.

Ansonsten meine Zustimmung zu Deiner Bewertung, bis auf den kleinen Unterschied, dass ich die Folge vor allem wegen der nostalgischen Modenschau in Erinnerung behielt und mir vordergründig auch nur deshalb von Zeit zu Zeit wieder ansehe.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.06.2008 16:45
#18 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten
Zitat von Jan
Zumindest das kann nicht verwundern, da Reinecker alle Folgen geschrieben hat.
Tatsächlich? Das macht mir ein wenig Angst bezüglich Abwechslung bzw. Abnutzung der Serie...

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Jan Offline




Beiträge: 1.753

18.06.2008 22:42
#19 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov

Tatsächlich? Das macht mir ein wenig Angst bezüglich Abwechslung bzw. Abnutzung der Serie...


Ja, ebenso wie bei "Derrick" ist ausnahmslos alles von Reinecker. Deine Angst überdies ist nicht unbegründet. In beiden Serien gibt es äußerst schwache Beiträge.

Gruß
Jan

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

21.06.2008 15:10
#20 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Ich habe "Keiner hörte den Schuss" zwar schon mehrmals gesehen, doch ist mir der
Hinweis von Gubanov, man hätte sich mit dem Diamantenschleifer Kinast beschäftigen sollen,
neu. Ich habe keine Sekunde daran gedacht, daß auch diese Person zu dem Kreis der Verdächtigen
zählen könnte. Sehr gut beobachtet !

Durch die Modenschau werden wir gleich zur Hauptverdächtigen, der Frau des Toten, geführt.
Sie wird von Erica Pluhar mit einer Kälte gespielt, die beeindruckend ist und zu besonders
lebhaften Szenen mit dem wunderbaren Ernst Fritz Fürbringer führt ( "Nehmen Sie dieses Luder
fest !" ). Ihr zur Seite stellte man Michael Hinz und Peter Fricke, die willige
Vollstrecker ihrer Wünsche und Ambitionen sind und beide um ihre Gunst buhlen.
Walter Rilla mag dem nichts entgegen zu setzen und bleibt deshalb schwach.

Sehr schön sind die Vorbereitungen für das große Finale im Büro des Kommissars. Alle Personen,
die in den Mord an Kersky verwickelt sind, werden vorgeladen. Nach und nach wird einer nach
dem anderen auf eventuelle Gründe für den Mord untersucht, bis der Täter schließlich
entlarvt wird.

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

21.06.2008 22:53
#21 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Jan
Zitat von Gubanov
Tatsächlich? Das macht mir ein wenig Angst bezüglich Abwechslung bzw. Abnutzung der Serie...

Ja, ebenso wie bei "Derrick" ist ausnahmslos alles von Reinecker. Deine Angst überdies ist nicht unbegründet. In beiden Serien gibt es äußerst schwache Beiträge.
Gruß
Jan
Wobei beim "Kommissar" die Anzahl von, sagen wir mal, nicht ganz so gelungenen Folgen wesentlich geringer ist als bei seinem Nachfolger "Derrick".

Gruß
Joe Walker

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.06.2008 22:55
#22 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten
„Der Kommissar – Der Tod fährt 1. Klasse“ (BRD 1969, TV)

- Darsteller:
In dieser Folge scheint das Ermittlerteam, welchem unglaublich viel Platz im Geschehen eingeräumt wird, besonders gut aufgelegt zu sein. Ob dies an der cleveren Struktur der Dialoge, die dieses Mal mit ungewöhnlich viel Witz und Humor gespickt sind, an der besonderen Bemühung der Darsteller oder einfach an der Tatsache, dass es hier ein Wiedersehen mit Franziska Keller und eine seltene Präsenz der Charaktere „Rehbeinchen“ und Helga gab, liegt, mag man selbst entscheiden. Vielleicht ist es eine Mixtur aus allem. Neben dem erneuten Einblick ins aktuelle Familienleben des Kommissars gibt es sogar eine Art Nebenbei-Geständnis, dass Herbert Keller seine Frau schon einmal geschlagen hat.
Einen Auftritt als Kriminalrat gibt Franz Schafheitlin, der bereits 1961 in „Die toten Augen von London“ den Sir John-Archibald spielte und im 1956 entstandenen TV-„Hexer“ die wichtige Rolle des schmierigen Winkeladvokaten übernahm. Er zeigt sich hier abermals, wie in letztgenanntem Titel, von seiner unsympathischen Seite.
Die Gastdarsteller sind allesamt passend besetzt. Eine interessante Variation des Verdächtigenschemas ist dieses Mal ebenfalls zu beobachten: Während man in anderen Folgen ausführliche Gespräche mit den „roten Heringen“ zu sehen bekommt, lernt man sie in dieser Folge nur in sehr kurzen Szenen und hauptsächlich aus den Ermittlungen und Erzählungen der Polizeibeamten kennen. Schlafwagenkellner Ahrens gibt eine leicht überzeichnete Darstellung ab, die allerdings den Geschehnissen angemessen scheint.

- Regie / Inszenierung:
Wolfgang Becker inszenierte mit „Der Tod fährt 1. Klasse“ die bis dato wohl beste und spannendste „Kommissar“-Folge. Obwohl ich mehr Zug- und Bahnhofsaufnahmen vorgestellt hatte (diese spielen eigentlich nur zu Beginn und Ende eine wichtige Rolle), überzeigt doch jenes spezielle nostalgische Eisenbahn-Gefühl, welches sich bei mir gern einstellt, wenn in einem Zug verblüffende Verbrechen begangen werden – wie beispielsweise in „Juwelenraub“ aus der Basil-Rathbone-Serie.
Einige Szenen bedeuten im Rückblick natürlich nichts mehr als reinen Spannungsaufbau, so das Durchstreifen des nächtlichen Schlafwagens durch die Verdächtigen, doch auf diese Weise wird eine beinahe unerträgliche Spannung erzeugt, die sich dann in einem raffiniert verquickt erzähltem Doppelhandlungsstrang entlädt. Ihr Übriges tut, dies als kleine Anmerkung am Rande, auch die gut gewählte Musik von Peter Thomas, beispielsweise in der Szene, in der sich der Mörder auf seine Tat „einstimmt“.

- Drehbuch / Kriminalfall:
Herbert Reinecker ließ hier endlich den Finger von Sozialkritik oder modernen Zutaten und schuf eine klassische Kriminalgeschichte, die in der ersten Hälfte durch zügige und interessant gestaltete Ermittlungsarbeit und in der zweiten Hälfte durch das antagonistische Spiel des Kommissars und seiner „Truppe“ zu überzeugen weiß. Natürlich kommt man fast zu Beginn schon darauf, dass der Fall am Ende so gelöst wird, wie er dann schließlich – zumindest teilweise – gelöst wird und auch, dass Helga sich für dieses Unterfangen zur Verfügung stellt, findet man schnell heraus. Doch diese Tatsache tut dem Finale ebenso wenig Abbruch wie die Tatsache, dass (wenigstens ging es mir so) man zumindest das Metier, aus dem der Mörder kommt, auch irgendwann errät.
So scheint die Auflösung nicht die überraschendste, doch darum, so möchte ich meinen, geht es in dieser Folge überhaupt nicht. Es geht um das „Wie“ – und das ist hervorragend ausstaffiert.

- Gesamtwirkung:
Wie bereits geschrieben: Die beste Kommissar-Folge bisher. Keine wirklichen Abstriche. Hervorragende Darstellerleistungen. Schönes Ambiente. Klasse Spannung. Endlich kann ich sie vergeben:

Meine Wertung: 5 von 5 Punkten!

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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

29.06.2008 13:35
#23 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

"Der Tod fährt 1. Klasse"

Zum ersten Mal innerhalb der "Kommissar"-Reihe verstehen es die Verantwortlichen ,
das gesamte Ermittlerteam gleichmäßig in die Aufklärung des Mordfalles einzubinden.

Wir sehen zudem eine Szene in der Wohnung des Kommissars, wobei Franziska Keller
wieder einen kurzen Auftritt hat. Leider verlieren sich diese häuslichen Sequenzen
im Laufe der Serie, weshalb es nicht verwunderlich ist, daß Rosemarie Fendel nach
Folge 24 ihren Abschied nahm.

"Der Tod fährt 1. Klasse" ist in einem Umfeld angesiedelt, das sich für Verbrechen
besonders gut eignet - der Bahn. Züge und ihre Bahnhöfe werden seit Zeiten
von einem Hauch Romantik und Geheimnis umweht. Menschen kommen und gehen
und niemand weiß, was sie im Schilde führen.
Erleichtert registriert der Zuseher, daß es sich bei dem Mord an der jungen Frau um
kein Einzelverbrechen handelt und der sensible junge Abinger somit als Täter
ausscheidet. Nein, vielmehr wünscht man sich, daß noch ein geheimnisvoller
Unbekannter im Hintergrund lauert, um einem weitere wohlige Schauer über den
Rücken laufen zu lassen. Deshalb steuert die Folge unaufhaltsam auf die finale
Zugfahrt von München nach Dortmund hin. Zusätzliche Spannung erhält die
Handlung durch die parallelen Ermittlungen von Kommissar Keller und seinen
Kollegen. Während die jungen Leute den Mörder mit einem Köder anlocken
wollen, geht Keller den sicheren Weg und verhört, erkundigt sich und prüft
Unterlagen. Die Sekretärin Rehbein sitzt zwischen den Stühlen und hat ein
schlechtes Gewissen, da sie einerseits ihren Kollegen helfen möchte und
andererseits den Tadel ihres Chefs fürchtet.

Die Nebenrollen sind mit Martin Lüttge, Nikolaus Paryla und Hans Jaray
gut besetzt. Nicht zu vergessen, die realistische Darstellung der Zugschaffner,
für die der Mord nur ein lästiger Zwischenfall und eine Trübung ihrer
Kundenbeziehungen ist.

Die Zugaufnahmen sind präzise umgesetzt worden und finden mit dem
heimlichen Wunsch eines jeden Reisenden - dem Ziehen der Notbremse -
ihren würdigen Abschluss. Die Spuren im Schnee und die kalte Nachtluft
symbolisieren, daß man wieder zum Alltagsgeschäft übergeht und ein
weiterer Mörder aus dem Verkehr gezogen wurde.

Eine temporeich inszenierte, glaubwürdige und flott gespielte Episode.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.06.2008 13:57
#24 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten
Besonders "schön" finde ich auch die Szene mit der Mutter des Mörders. Die alte, kranke Frau, bettlägerig und ob der Verbrechen ihres Sohnes verzweifelt. Die Enge und Dunkelheit der Szene ist in Verbindung mit ihrer Kenntnis des wahren Sachverhalts äußerst bedrückend. So wirkt auch die Preisgabe der Geheimnisse nicht unglaubwürdig, obwohl es eines jener "Silbertablett-Geständnisse" ist.

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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.07.2008 12:56
#25 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Geld von toten Kassierern ( 1969 )


Wie bereits in der Vorgängerfolge kommen auch in dieser Folge alle Mitarbeiter
des Büros zum Einsatz. Die Ermittlungen konzentrieren sich von Beginn an auf
den gerade aus der Haft entlassenen Räuber Louis Kranz, der von Siegfried Lowitz
gewohnt überzeugend dargestellt wird. Der Sparkassenmord tritt für kurze Zeit
in den Hintergrund. Seine neue Situation ( wieder zu Hause bei einer Familie, die
sich ihm verständlicherweise im Laufe der sechs Jahre Haft entfremdet hat )
und seine Verbindung zu den alten Kollegen aus Gefängniszeiten werden mit
den Überfällen auf die Sparkassenleiter der Umgebung in Zusammenhang gebracht.

Der Zuschauer erhält Einblick in eine alte, schäbige Wohnung und eine einfache
Bierwirtschaft, die für die Lebenswelt der Unterschicht stehen.
Keller weist seine Mitarbeiter an, Louis Kranz zu beschatten und stößt dabei
auf mehrere Personen in dessen Umfeld, die ihn schließlich zur Lösung
des Falles führen.

In der Rolle des Häftlings Möricke sehen wir Hartmut Reck, der einen kurzen,
aber prägnanten Auftritt hat und sowohl den Kommissar, als auch den
Zuschauer beeindruckt. Die differenzierten Anschauungen der beiden
Hauptermittler Keller und Heines kommen sehr gut zum Ausdruck.
Keller hat in gewisser Weise Verständnis für seinen "alten Bekannten" Kranz,
der sogar die Richter beeindruckt hat, während der sorgfältige und korrekte
Beamte Heines am liebsten die ganze Bande verhaften würde.

Besonders atmosphärisch erscheint die Szene in der nächtlichen Wohnung des
Sparkassenleiters, als dieser erläutert, er würde niemals einen Schlüssel
herausgeben.

Eine gute, nach deftiger Hausmannskost schmeckende
Episode, in der wieder einmal die kleinen Leute im Mittelpunkt stehen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.07.2008 07:54
#26 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten
„Der Kommissar – Schrei vor dem Fenster“ (BRD 1969, TV)

- Darsteller
Dieses Mal stehen bei den Ermittlern Keller und Harry im Vordergrund, während Walter und Robert eher nebengeordnete Parts spielen. Rehbein und Helga tauchen überhaupt nicht auf. Die übrigen Stars der Besetzung sind Stardiva Maria Schell und die wallace-erprobte Eva Ingeborg Scholz, die neben dem „schwarzen Abt“ unter anderem auch 1955 in „Alibi“ und 1967 in dem Straßenfeger „Verräter“ zu sehen war.
Schell übernimmt ihren Part routiniert. Wie nicht anders von ihr zu erwarten, spielt sie ihn mit einer annehmbaren Glaubwürdigkeit, aber ohne sich großartig zu übernehmen. Typische Schauspiel-Verzweiflung eben. Veit Relin, Schells Mann zu dieser Zeit, spielt hier ihren Schwager – eine äußerst nervige und streitsüchtige Person, deren negative Charakterzüge in meinen Augen überhaupt nicht zu billigen sind. Sie bringen sowohl den Kommissar als auch den Zuschauer einfach nur auf Hundertachtzig, ohne dabei eine merkenswerte Auswirkung auf die Geschichte zu verursachen.
Viel besser macht sich da schon Frau Scholz als schüchternes Pendant zu ihrer wortgewandten Schwester und ihrem rechthaberischen Mann. Sie agiert mit angenehmer Frische und Präsenz, auch wenn sie nicht viel zu sagen hat, und die Szene, in der sie, nachdem alle ihre Wohnung verlassen haben, selbst kurz zögert und dann das Licht ausschaltet, um mitzugehen, ist von einer bewundernswerten Natürlichkeit geprägt. Auch solche kleinen Sachen müssen gelobt werden.
Ansonsten gibt die Besetzung nicht viel her. Der Darsteller des flüchtigen Verdächtigen ist so blass wie seine Rolle.

- Regie / Inszenierung
Einigermaßen spannend ist sie ja, die Folge. Aber mehr? Nicht wirklich. Harry erfreut sich zu Beginn sinngemäß über die Klarheit und Einfachheit des Falles, da der Täter festzustehen scheint. Ohne zu viel verraten zu wollen: Für mich stand der Täter auch schon gleich zu Beginn fest – und ich hatte Recht. Allein die Bedeutung einer gewissen Persönlichkeit der englischen Geschichte und ihrer Bühnenbearbeitung durch eine gewisse Persönlichkeit der deutschen Geschichte für den Fall wird jeden in diesem Verdacht bestätigen. Dieser Zusammenhang beschert dem Zuschauer dafür die schönste aller bisherigen Eröffnungsszenen.
Der Spannungsbogen hält sich über die Folge mit einigen Ausnahmen. Die größte und unverzeihlichste ist die Szene im Bordell, die man auf jeden Fall hätte weglassen müssen, da sie die gesamte Episode ins Lächerliche zieht und der Fall selbst keine Kraft hat, sich wieder aus diesem Dilemma herauszuziehen.

- Drehbuch / Kriminalfall
Dass der Verdächtigte nicht der Täter sein kann, ist relativ schnell klar. Wäre er es am Ende doch, wären wir bei Agatha Christie. Wir sind aber bei Reinecker und da ist so etwas undenkbar. Insofern bietet diese Folge vor allem das Vergnügen, mindestens vierzig Minuten lang feixen zu können, dass man selbst doch viel klüger ist als das Ermittlerteam. Leider sind das etwa zwanzig Minuten zu viel, um nicht irgendwann recht eintönig zu werden.
Ein Hochpunkt kriminalistischer Erfindungsgabe ist diese Geschichte jedenfalls nicht.

- Gesamtwirkung
Einfach gestrickt und mit durchwachsenem Cast. Ich bin unentschlossen, daher

Meine Wertung: 2,5 – 3 von 5 Punkten!

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Gubanov ( gelöscht )
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08.07.2008 14:33
#27 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten
Hier ein kleines Stück zeitgenössischer Autowerbung:



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Georg Offline




Beiträge: 3.281

08.07.2008 14:43
#28 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Habe "Schrei vor dem Fenster" seit 10 Jahren das erste Mal wieder gesehen und bin durchgängig enttäuscht. Klar, eine tolle BEsetzung, aber dann hört es sich schon auf. 60 Minuten gähnende Langeweile ... die wirklich guten Kommissar-Folgen kommen sowieso erst später ...

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

08.07.2008 19:07
#29 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Georg
Habe "Schrei vor dem Fenster" seit 10 Jahren das erste Mal wieder gesehen und bin durchgängig enttäuscht. Klar, eine tolle BEsetzung, aber dann hört es sich schon auf. 60 Minuten gähnende Langeweile [...]

Muss ich dir recht geben. Ein tolle Besetzung zwar, aber halt irgendwie "Viel Lärm um nichts", um es mal etwas platt zu sagen.
Zitat von Georg
[...] Die wirklich guten Kommissar-Folgen kommen sowieso erst später ...

Stimmt, z.B. gleich die kommenden, von Z. Brynych inszenierten Folgen ("Die Schrecklichen", "Der Papierblumenmörder" oder "Tod einer Zeugin") sind ein erster absoluter Höhepunkt der Serie - zumindist für meinen Geschmack. Außerdem besitzen sie, ebenso wie die Folge 14 "Das Ungeheuer" superste Musik vom Kultkomponisten Peter Thomas.

Gruß
Joe Walker

Mabuse Offline




Beiträge: 381

08.07.2008 19:44
#30 RE: "Der Kommissar" ( 1969 - 1976 ) Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Der Werbespot ist ja absolut sehenswert. Schön das Gubanov den gefunden und hier eingestellt hat. War mir absolut unbekannt

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