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Dieses Thema hat 5.290 Antworten
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Blap Offline




Beiträge: 1.128

15.10.2011 00:28
#4471 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten


Kleine Hartbox von Eyecatcher, Cover A


Blutiger Schweiss (Italien 1976, Originaltitel: Poliziotti violenti)

Der unbeugsame Eckschädel

Major Altieri (Henry Silva) stellt gern unbequeme Fragen, will illegale Machenschaften innerhalb des Militärapparates aufdecken und anprangern. Seinen Vorgesetzten passt diese Gangart nicht in den Kram, daher wird der lästige Offizier von Rom in Richtung Mailand abgeschoben. Immerhin lernt er während einer Zugfahrt die attraktive Anna (Silvia Dionisio) kennen, auf dem beruflichen Abstellgleis möchte er dennoch nicht versauern. Als Schurken vor seinen Augen einen kleinen Jungen entführen wollen, greift Altieri beherzt ein, rettet das Kind aus den Fängen der brutalen Verbrecher. Freilich lässt sich die lokale Unterwelt eine solche Frechheit nicht bieten. Altieri kassiert wenig später eine heftige Abreibung, die ihm eine lädierte Visage samt Krankenhausaufenthalt einbringt. Während man ihm die Kauleiste mit Anlauf verschönerte, bemerkte der geschundene Major eine beunruhigende Ungeuerheuerlichkeit. Die Gangster waren mit neuen Automatikwaffen ausgestattet, auf die bisher offiziell lediglich die Armee zu Testzwecken Zugriff hatte. Kommissar Tosi (Antonio Sabato) zeigt sich als zuständiger Ermittler zunächst wenig erfreut über Major Altieris Eifer, doch nach und nach lernen sich die Streiter für Recht und Ordnung schätzen, ziehen tatkräftig an einem Strang...

Denkt der Fan an die kernigen italienischen Polizeifilme der siebziger Jahre, kommen ihm vermutlich sofort klangvolle Namen wie Umberto Lenzi und Fernando Di Leo in den Sinn, denn diese Regisseure fügten dem Genre einige seiner grössten Klassiker hinzu. Michele Massimo Tarantini mag nicht zur ersten Garde der Poliziesco-Macher zählen, ein Streifen wie "Blutiger Schweiss" -der früher auch unter den besser gewählten Titel "Die Ratten von Milano" bekannt war- ist für jeden Freund dieser Filmgattung gleichwohl unverzichtbar.

Neue Aspekte kann der Flick nicht unters Volk bringen. Egal ob Drebuch, Inszenierung oder Darsteller, Tarantini und seine Mannschaft bedienen sich bekannter und bewährter Zutaten. Oft mutet "Blutiger Schweiss" wie "Lenzi-light" an, ohne dabei die Qualität des Meisters zu erreichen. Es wird geballert und geprügelt, geraubt und geschändet, selbstredend wird nicht auf geschrottete Autos und rasende Motorräder verzichtet. Hin und wieder geht es blutig zur Sache, der gewaltsame Tod unbeteiligter und harmloser Passanten untermauert die klare Ansage: In der Stadt ist das Pack unterwegs, brave Bürger müssen ständig und überall um ihr kleines Leben fürchten! Angenehmerweise tritt die Sause nicht ständig mit voller Wucht auf die Tube, immer wieder nimmt sich Tarantini Zeit für ruhige Einstellungen, stellt die (durchaus vorhandene) Schönheit der Stadt kurzzeitig in den Vordergrund. So lässt er seinen Helden Major Altieri durch ein stimmungsvoll beleuchtes Altstadtambiente schreiten, bricht den kleinen Anflug von Großstadtromantik aber sofort auf, kehrt ihn in die räudig-überzeichnete Polizieso-Realität um. Ihr ahnt es bereits, plötzlich taucht eine Horde fieser Fratzen auf, vermöbelt den unerwünschten Störenfried nach allen Regeln der Kunst. Klar, von solchen Bestrafungsaktionen lässt sich ein Recke wie Major Altieri nicht unterkriegen, mit zunehmendem Gegenwind schwillt der Kamm des Militärschädels heftiger und heftiger an.

Damit sind wir bereits beim üblichen Blick auf die Riege der Schauspieler angekommen. Henry Silva gehört ohne Zweifel zu den ganz grossen Namen des Genres. Sein markantes Gesicht prägt sich sofort nachhaltig ein, sein minimalistisches und effektives Spiel hat verständlicherweise noch immer viele Freunde, auch ich bin ein bekennender Verehrer des ruppigen Eckschädels. Egal ob sich Silva als Bulle um einen durchgeknallten Schwerverbrecher kümmern muss (Der Berserker, 1974), oder ob er selbst als Drecksack auf den Putz (und die bemitleidenswerte Frau Bouchet) haut (Die Rache des Paten, 1974), Henry Silva bleibt immer in Erinnerung, kann den Filmen seinen Stempel aufdrücken, zumindest eine eindeutige Duftmarke hinterlassen. Später setzte er ultraharten Superduperkampfbartklopskloppern wie Chuck Norris (Cusack - Der Schweigsame, 1985) und Steven Seagal (Nico, 1988) zu, fegte zuvor mit dem stählernen Besen durch die zerstörte Bronx (The Riffs II - Flucht aus der Bronx, 1983). Vor lauter Begeisterung möchte ich weitere Glanztaten des Herrn Silva aufzählen, doch das würde den Sinn dieses Beitrages sprengen (Lieber Chuck, lieber Steven. Nehmt mir die freundliche Umschreibung nicht übel, ich liebe euch, das wisst ihr doch!). Silva agiert in "Blutiger Schweiss" üblich, selten huscht fast ein kleines Lächeln über sein Gesicht, zeigt sich ein Anflug von Milde. Antonio Sabato hat als Co-Held keinen leichten Stand gegen die Präsenz Silvas, macht seinen Job dennoch gut, bleibt gleichzeitig aber weit von der Explosivität eines Maurizio Merli entfernt (was sich nicht als schädlich erweist, ich möchte lediglich keine "falsche" Erwartungshaltung erzeugen). Silvia Dionisio durchlebte "Horror-Sex im Nachtexpress" (1979), erlebte "Eiskalte Typen auf heißen Öfen" (1975). Als Freundin des Helden lebt sie nicht nur in ständiger Sorge um ihren Liebsten, sie wird mit in den Strudel der Gewalt gesogen, wird so zur Antriebsfeder der finalen Eskalation aus Zorn und Gewalt. Dionisio zeigt sich hier als eher biedere und unauffällige Durchschnittsfrau, kann ihre grosse Attraktivität aber erfreulicherweise nie verstecken. Schon ein Blick in ihre Augen beschleunigt meinen Puls, daran ändert die brav-dezente Anlage ihrer Rolle nichts (Lustgreise aller Länder, hechelt mit mir!).

Die übrigen Gestalten suhlen sich vornehmlich im Sumpf des Verbrechens, kleine und mittelgrosse Schweinebacken treiben den Zornespegel der Helden ausdauernd in die Höhe. Überall regiert die Verdorbenheit, korruptes Pack in den Büros, brutaler Pöbel auf der Strasse. Wie bringt es einer der Schweinepriester sinngemäß auf den Punkt: "Alle sind koruppt, nur der Preis ist unterschiedlich". Vielleicht hätte ein echter Antagonist dem Film zusätzliche Reize verliehen, allerdings erfüllt die konturarm wabernde Verbrecherflut ihren Zweck, unterstreicht die geringen Erfolgsaussichten der Aufrechten. Da passt dann auch das Finale pefekt ins Bild, über dessen Verlauf ich mich allerdings nicht auslassen werde.

Michele Massimo Tarantini hat dem Genre mit "Poliziotti violenti" keinen Höhepunkt zugefügt. Solides Handwerk und schmackhafte Ingredienzien vereinen sich zu einem unterhaltsamen Beitrag für Liebhaber, Neulinge werden nicht abgeschreckt, finden aber bei Lenzi und/oder Di Leo geeignetere Einstiegsdrogen. Den Score steuerten übrigens die De Angelis Brüder bei, daher wird auch in dieser Disziplin guter Stoff aufgeboten. Dank der DVD aus dem Hause Eyecatcher liegt der Film in ansprechender Verfassung vor, neben der deutschen Synchronisation befinden sich auch der italienische Originalton und die englische Variante an Bord. Im Bonusbereich gibt es Trailer zu weiteren Titeln des Labels zu bestaunen. Ursprünglich wurde die Scheibe in Hartboxen ausgeliefert, inzwischen dient ein herkömmliches Amaray-Case als Verpackung. Über die Seriösität der Label Eyecatcher, NEW (usw.) wurde bereits häufig diskutiert, ich will mich an dieser Stelle nicht dazu äussern.

Zieht man die Spitze des Genres zum Vergleich heran, müsste sich dieser Streifen mit einer Bewertung im Bereich 6-6,5/10 begnügen. Durch meine stets freundlich eingefärbte Fanbrille erblicke ich jedoch eine kleine 7/10 (gut).

Lieblingszitat:

"In dieser verdammten Stadt scheint es nur Gewalt zu geben."

***

Vom Ursprung her verdorben

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

16.10.2011 10:34
#4472 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

CHURCHILLS LEOPARDEN

mit Richard Harrison, Antonio Casas, Pilar Velasquez, Giacomo Rossi-Stuart, Helga Line und Klaus Kinski

Ganz überzeugend.

Dustinshout Offline



Beiträge: 1

16.10.2011 12:30
#4473 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Pulp Fiction von Quentin Tarantino

Ich bin bisher kein großartiger Filmeschauer gewesen und werde jetzt täglich von meinen neuen WG Mitgliedern von einem zum anderen Film gejagt, weil ich so viel Kult verpasst habe Aber heute wird erstmal Pause sein, gleich geht's erstmal zum Ballonfahren, das dürfte den Tag ausfüllen

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

16.10.2011 12:42
#4474 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

"Flug in Gefahr" von Theo Mezger mit Hanns Lothar, Ingmar Zeisberg, Heinz Weiss, Günter Neutze und Benno Sterzenbach.
Die wohltuend bescheidene und darstellerisch großartige Blaupause für alle späteren Flugzeugkatastrophenfilme.
Immer wieder spannend! Sehr empfehlenswert!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

16.10.2011 17:40
#4475 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

DER ADLER VOM VELSATAL

mit Claus Holm, Waltraud Haas, Renate Ewert, Ilse Steppat, Stanislav Ledinek

Überzeugend gespielt.

blofeld Offline




Beiträge: 407

16.10.2011 18:32
#4476 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

"Kein Fall für FBI" mit Robert Taylor. Schöne Kindheitserinnerung!

Glasauge Offline




Beiträge: 1.321

17.10.2011 11:29
#4477 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Programm der letzten Tage

SWITCH
Staffel 4

FÜR EINE HANDVOLL DOLLARS

PSYCHO

Glasauge
Nichts kann ewig sein, außer Freiheit...

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

17.10.2011 19:43
#4478 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

"Der Rest ist Schweigen" von Helmut Käutner aus dem Jahr 1959.

Hauptdarsteller: Hardy Krüger, Peter van Eyck, Adelheid Seeck, Heinz Drache, Ingrid Andree und Rudolf Forster

"Hamlet" verlegt in die Zeit des Wirtschaftswunders. Ausgezeichnete Darsteller. Sehr empfehlenswert!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

17.10.2011 20:40
#4479 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

LULU

mit Nadja Tiller, O.E.Hasse, Charles Regnier, Mario Adorf, Rudolf Forster, Sieghardt Rupp und Hildegard Knef

Damals skandalös, heute eher mäßig unterhaltend.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

17.10.2011 20:59
#4480 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Finde ich auch, aber O. E. Hasse ist auch hier großartig wie bei fast allem, was er spielt (besonders in "Canaris")

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

17.10.2011 21:04
#4481 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Sicher, die Besetzung liest sich bei "Lulu" wie ein Traum, den Film werde ich mir jedoch nicht mehr so schnell ansehen

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

17.10.2011 21:06
#4482 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Da stimme ich dir zu! O. E. Hasse hat mir in "Canaris" und "Alibi" noch hundertmal besser gefallen!

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

18.10.2011 20:08
#4483 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

"Die Verfluchten" (1960) von Roger Corman mit Vincent Price, Myrna Fahey, Mark Damon und Harry Ellerby

Die Verfilmung von Edgar Allan Poes "Der Untergang des Hauses Usher" beginnt als feinsinniger, sanfter Horrorfilm und endet in einem wahren Inferno. Vincent Price spielt grandios.

Ausgezeichnet!

Blap Offline




Beiträge: 1.128

18.10.2011 23:13
#4484 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten


#9 der Koch Media Western Collection


Der letzte Zug nach Durango (Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Un treno per Durango)

Herr Steingesicht macht Spass

Gringo (Anthony Steffen) und Lucas (Enrico Maria Salerno) schlagen sich mühevoll durchs Leben, gerade haben sie einen erfolglosen Trip auf der Suche nach Platin hinter sich. Nun soll die Reise per Zug nach Durango führen, für die Tickets gehen Gäule und Knarren drauf, denn die Taschen des Duos sind völlig leer. Im Zug trifft Gringo auf die äusserst anziehende Journalistin Elène (Dominique Broschero), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Plötzlich knallt und scheppert es gewaltig, eine wilde Bande mexikanischer Schurken überfällt den Zug, Ziel ihrer Begierden ist ein Tresor voller Gold. Es kommt jedoch nicht dicker, Gringo wird von einem Banditen niedergeschossen, Elène fällt in die Hände der ruchlosen Verbrecher. Immerhin hat Gringo Glück im Unglück, die Kugel des Killers wurde durch ein zuvor gestohlenes Zigarrenetui gestoppt. Auch Lucas überlebt die Attacke der wüsten Horde, ferner finden die ungleichen Freunde die beiden zum Tresor gehörigen Schlüssel. Nun beginnt ein aufregendes Abenteuer für unsere Helden, die sich umgehend an die Fersen der Mexikaner heften, zumindest unternehmen sie den Versuch dazu. Selbstverständlich geraten Gringo und Lucas in jede Menge brenzlige Situationen, aus denen sie immer wieder ein rätselhafter Bursche (Mark Damon) rettet...

"Der letzte Zug nach Durango" nutzt die mexikanische Revolution als "Hintergrundszenario", beschäftigt sich aber nur am Rande mit Politik. In erster Linie ist der Streifen ein typischer Italowestern, der durch die Zugabe einer ordentlichen Portion Humor in Richtung Komödie tendiert. Im Vorfeld sorgte das Wort "Komödie" für Sorgenfalten auf meiner alten Stirn, denn mit den üblichen Klamaukreissern kann ich (oft) nicht allzu viel anfangen. Glücklicherweise war meine Sorge unbegründet, der Humor rasselt hier nicht mit dem Vorschlaghammer samt "Kalauer-Synchronisation" auf den Zuschauer hernieder. Nein, dieser Film kann tatsächlich mit wirklich lustigen Momenten aufwarten, besonders die herrlich selbstironische Darbietung von Anthony Steffen sorgt für jede Menge Schmunzler (der Vollständigkeit halber: Antonio Luis von Hoonholtz de Teffè. Oder in der Kurzform: Antonio De Teffè). Regisseur Mario Caiano wirkte bei der Entstehung der Story mit, auch Duccio Tessari war involviert, der Fan des italienischen Genrekinos nimmt es mit Wohlgefallen zur Kenntnis.

Anthony Steffen ist noch immer für viele Italowestern-Fans ein Reizthema, oft wirft man ihm seine eingeschränkte Mimik vor, stempelt ihn als hüftsteif und hölzern ab. Unbestritten ist jedoch, dass Steffen zur grossen Zeit des Genres einer der gefragtesten Akteure war, daran können selbst seine grössten Skeptiker nicht rütteln. Ich mag Herrn De Teffè, seine Gestalt und sein markantes Gesicht reichen mir aus, um ihn zum erweiterten Kreis meiner liebsten Westernhelden zu zählen. Vielleicht lassen sich diesmal sogar die Nörgler zu einem milden Urteil bewegen, denn Steffen nimmt sich so treffsicher und gelungen auf die Schippe, wie soll man ihn da noch verteufeln? Also ihr spitzfindigen Meckermäulchen, gebt euch einen Ruck, es lohnt sich! Klar, Steffen profitiert ungemein von der Zusammenarbeit mit Enrico Maria Salerno, der die ihm zugeworfenen Bälle mit lockerer Meisterschaft zurückspielt, die beiden "tragisch-komischen Möchtegern-Helden" ergänzen sich vortrefflich. Bereits die zahllosen knuffigen Augenblicke zwischen Steffen und Salerno verleihen der Sause jede Menge Liebenswürdigkeit, der sich sogar ein Mufflon wie ich nicht entziehen kann. Mark Damon taucht stets zur rechten Zeit auf, hilft den überforderten "Schmalspur-Giganten" aus der Patsche. Bei Bedarf tuckert er mit seinem zwölf Pferdestärken aufbietenden Automobil herbei, lässt den Colt sprechen, im Ernstfall auch das Maschinengewehr rattern. Als undurchsichtiger "James-Bond-Ersatz" macht er eine gute Figur, obschon die Helden nur ungern und unfreiwillig auf seine Unterstützung bauen. Dominique Boschero sorgt für die weiblichen Reize, versteht es aber ebenso sich als wehrhafte Kratzbürste zu behaupten. In den Nebenrollen tauchen bekannte Gesichter auf, die jedem Freund des Italokinos ans Herz gewachsen sind. Namen wie Aldo Sambrell, Roberto Camardiel und José Bódalo sollten in dieser Hinsicht für sich sprechen. Wem diese Namen kein Begriff sind, sollte nach Bildern suchen, dadurch dürften sich einige "Ahaaaa-Momente" einstellen.

Mario Caiano stand ein solides Ensemble zur Verfügung, aus dessen Kreis vor allem Anthony Steffen mit einer bemerkenswerten Vorstellung im Gedächtnis bleibt. Die Kamera wurde von Enzo Barboni bedient, der später diverse Spencer & Hill Schoten als Regisseur verantwortete. "Un treno per Durango" bietet dem Fan ein wohlschmeckendes Mahl an. Es wird fleissig geballert und gestorben, der Humor ist für einen Western erstaunlich geistreich, eine Prise Revolution und ein Hauch Erotik runden den positiven Gesamteindruck ab. Übrigens beissen etliche Gesellen in den Staub, bei genauer Betrachtung offenbaren sich ab und an zynische Zwischentöne. Dass der Flick letztlich gar nicht soooo furchtbar typisch daherkommt, ist vor allem ein Verdienst des gelungenen Humors. Auf den Punkt gebracht: Überwiegend typisch, jedoch keinesfalls abgenudelt, angenehm frisch, frech & fröhlich!

Die Western Collection aus dem Hause Koch Media -wegen der farbenfrohen Covergestaltung gern "Regenbogen-Collection" genannt- ist für jeden Italowestern-Freund eine Quelle der Lust. Neben Klassikern des Genres ("Der Gehetzte der Sierre Madre" (1966) und/oder "Töte Amigo" (1967)) bietet die Reihe vor allem kleinere Perlen an, die auf ansprechende Weise aus dem Strudel der Vergessenheit gerettet wurden. "Der letzte Zug nach Durango" präsentiert sich sehr gut aufbereitet, die Bildqualität lässt kaum noch Wünsche offen, viel mehr geht auf einer DVD nicht. Im Bonusbereich plaudern Regisseur Mario Caiano und Darsteller Mark Damon aus dem Nähkästchen, ferner gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen. Wie üblich befindet sich die DVD in einem aufklappbaren Digipak, welches im Inneren einen lesenswerten Textbeitrag und hübsche Bilder anbietet. Noch ist die Scheibe für rund 10€ zu bekommen, in Anbetracht des Gebotenen ein geradezu unverschämt günstiger Preis, also greift schnellstmöglich zu!

Fraglos bleibt "Der letzte Zug nach Durango" deutlich hinter meinen Lieblingen zurück, dennoch ist dieser Streifen eine Bereicherung für jede Sammlung, für Fans sowieso unverzichtbar. Eine "sachlich-nüchterne" Bewertung (haha, als ob ich dazu in der Lage wäre) würde ich im Bereich 6,5-7/10 ansiedeln. An dieser Stelle muss ich einmal mehr in die grosse Kiste mit den Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkten greifen, die der geneigte mit dem Herzen schauende Filmfreund bitte hin­zu­ad­die­ren möge.

Lieblingszitat:

"Schmeiß ihn irgendwo hin. Wir suchen erstmal den Geldschrank."

***

Vom Ursprung her verdorben

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

19.10.2011 13:32
#4485 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten



Mit Heinz Rühmann, Sigfrit Steiner, Siegfried Lowitz, Michel Simon, Heinrich Gretler, Gert Fröbe, Berta Drews, Ewald Balser, Maria Rosa Salgado, Anita von Ow, Barbara Haller, Emil Hegetschweiler, Rene Magron, Max Werner Lenz, Hans Gaugler, Ettore Cella, Margrit Winter, Traute Carlsen, Anneliese Betschart, Max Haufler uva.
Buch: Friedrich Dürrenmatt, Hans Jacoby & Ladislao Vajda (nach einer Original-Filmstory von Friedrich Dürrenmatt)
Regie: Ladislao Vajda

Ein unantastbarer Klassiker des deutschsprachigen Kriminalfilms. Legendenstatus besitzt Gert Fröbes Darstellung des Kindermörders Schrott. Nicht einmal zehn Minuten ist Fröbe im Bild, hat gerade einmal fünf Szenen. Doch in dieser kurzen Zeit gelingt es ihm eine der unheimlichsten Figuren der deutschen Kinogeschichte zu kreieren. Unterfüttert wird Fröbes Leistung freilich vom exzellenten Drehbuch, das nicht nur die Psyche des Mörders, sondern auch diejenige seines Jägers (nicht minder beeindruckend: Heinz Rühmann) glaubwürdig auslotet.

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