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Sir Oliver Offline




Beiträge: 2.008

01.11.2010 07:30
#3721 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

gestern abend:

Torso - Die Säge des Teufels
mit Luc Merenda, Suzy Kendall, Tina Aumont, uvm.
Regie: Sergio Martino

rainbow Offline




Beiträge: 1.597

01.11.2010 10:33
#3722 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Bei mir war (mal wieder) Kontrastprogramm angesagt

Zuerst habe ich einen Zombie-Film in den Player gestopft:

- Zombie Resurrection
...das dürfte ehrlich gesagt einer der schlechtesten Filme sein die ich je gesehen habe - und ich habe viele viele Filme gesehen... einfach nur grottenschlecht, so grottenschlecht das ich nach knapp 30 Minuten aufgegeben habe, denn hätte ich mir dieses "Machwerk" noch länger angesehen, dann hätte ich wahrscheinlich reihern müssen

- Lars und die Frauen
...das ist mal ein wirklich sehr schöner Film mit absolut feinfühligem Humor, den werde ich mir sicher wieder mal ansehen

- Ein Zombie hing am Glockenseil
...nach dem Resurrection-Desaster brauchte ich noch unbedingt einen echten Klassiker, und beim Glockenseil kann man einfach nichts falsch machen, den sehe ich immer wieder gerne

Blap Offline




Beiträge: 1.128

02.11.2010 00:12
#3723 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Halloween 4 - Die Rückkehr des Michael Myers (USA 1988, Originaltitel: Halloween 4: The Return of Michael Myers)

1978 richtete Michael Myers in der Halloween-Nacht ein grausiges Blutbad an, die Kleinstadt Haddonfield wurde von einem fürchterlichen Albtraum überrollt. Zehn Jahre später soll Michael (George P. Wilbur) in eine andere Klinik überführt werden, er vegetiert seit damals reglos im Krankenbett vor sich hin. Doch es kommt wie es kommen muss, während des Transportes erwacht Myers, tötet die Pfleger und verschwindet spurlos. Dr. Loomis (Donald Pleasence), der Michael damals zur Strecke brachte, ahnt sofort was los ist, befürchtet ein neues Massaker in Haddonfield, zu allem Überfluss steht Halloween vor der Tür. Schon auf dem Weg nach Haddonfield, trifft Loomis erneut auf seinen ehemaligen Patienten. Dieser hat bereits weitere Opfer gefunden hat, eine kleine Tankstelle mit angegliederter Werkstatt und Diner, offenbart dem entsetzten Psychiater ein Bild des Schreckens. Michael geht Loomis durch die Lappen, macht sich per Abschleppwagen auf in Richtung Heimat. Der verzweifelte Loomis kommt wenig später in Haddonfield an, tatsächlich kann er Sheriff Ben Meeker (Beau Starr) vom Ernst der Lage überzeugen. Michael will seine kleine Nichte Jamie (Danielle Harris) töten, das Mädchen lebt bei Pflegeeltern. Rachel (Ellie Cornell), die leibliche Tochter von Jamies Pflegeeltern, wurde von den arglosen Eltern mit der Aufgabe betraut, am Halloween-Abend auf ihre kleine Pflegeschwester aufzupassen. Noch ahnt Rachel nichts von der drohenden Gefahr, die bald über Haddonfield hereinbrechen wird. Sie ist darüber verärgert, dass man ihr das Date mit ihrem Schwarm Brady (Sasha Jenson) versaut hat. Für Loomis, Sheriff Meeker, Rachel und Jamie, für ganz Haddonfield... ...beginnt der Albtraum aufs Neue. Wer kann Michael Myers endlich stoppen? Kann man Michael Myers überhaupt stoppen? Dr. Loomis hält Michael längst für das personifizierte Böse...

"Halloween 4" genießt nicht den legendären Ruf des Klassikers von John Carpenter, den der Meister der Atmosphäre 1978 auf die Horrorgemeinde losließ. Auch der 1981 von Rick Rosenthal inszenierte Nachfolger "Halloween II", steht in der Gunst vieler Fans deutlich besser dar (Halloween 3 hat bekanntlich nichts mit der Reihe zu tun). Doch was Dwight H. Little zehn Jahre nach dem Original fabrizierte, ist ohne Zweifel ein unterhaltsamer und gelungener Slasher, der Michael Myers in würdiger Form zurück auf die Leinwand brachte. Schon der Vorspann sorgt mit seinen stimmungsvollen Einstellungen, für ein sehr zufriedenes Lächeln auf meiner entstellten Fratze. Ja, man ahnt natürlich sofort was passieren wird, als der Krankentransporter mit Michael an Bord losfährt. Überhaupt bedient sich der Film bekannter Strickmuster, wirkliche Innovationen sucht man (erwartungsgemäß) vergeblich. Mich hat das freilich noch nie gestört, denn der Slasherfilm lebt von seinen Klischees und Konventionen, die ich schon seit vielen Jahren in mein Herz geschlossen habe.

Allen voran begeistert Donald Pleasence mit seiner Darstellung des Dr. Loomis. Psychisch und physisch schwer von den damaligen Vorfällen gezeichnet, will Loomis den Killer mit der Macht der Verzweiflung endlich stoppen. Der alte Mann muss einiges einstecken, wird fast in die Luft gesprengt, von Michael kurzerhand durch eine Scheibe geschleudert. Ja, es ist keine leichte Aufgabe, der Häscher des ultimativen Bösen zu sein. Aber irgendwer muss den Job machen, so ist das Leben. Pleasence ist wieder großartig, sein Blick, seine Gesten, stets scheint er kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, und/oder endgültig den Verstand zu verlieren. Doch wenn Michael Myers das personifizierte Böse ist, dann ist Dr. Loomis das fleischgewordene Stehaufmännchen. Die damals erst elf Jahre alte (junge) Danielle Harris, ist das Primärziel ihres tödlichen Onkels. Die familiären Hintergründe werden kurz angerissen, damit sich die Vorgänge für den Zuschauer nachvollziehbar gestalten. Inzwischen ist Danielle Harris zu einer jungen und attraktiven Frau gereift, die zwar (noch) kein grosser Star wurde, aber immer wieder in von sich sehen lässt (Auch Rob Zombie holte sie für seinen beiden Halloweenstreifen vor die Kamera). Sie spielt die Rolle der kleinen Jamie durchaus ansprechend, Kinderrollen driften bekanntlich gern in Nerverei ab, doch in diesem Fall ist die Furcht unbegründet. Ellie Cornell wirkt ein wenig unscheinbar, hinterlässt aber insgesamt einen zufriedenstellenden Eindruck. Kathleen Kinmont erfreut als Tochter des Sheriffs unsere Augen. Unter ihrem T-Shirt zeichnen sich interessante Kurven ab, leider bleibt uns ein entsprechender Einblick verwehrt. Beau Starr bricht als Sheriff dann doch ein wenig die Genrevorgaben auf. Er muss nicht den üblichen Hohlkopfbullen abliefern, der die Gefahr stets zu spät erkennt, sondern erweist sich schnell als kooperativ, unterstützt Loomis so gut er kann. Hinter der Maske des Michael Myers steckt der Stuntman George P. Wilbur. Vielleicht sieht Michael ein wenig zu schlank -fast elegant- aus, doch schliesslich lag der Ärmste zehn lange Jahre flach, da kann man schon ein wenig abmagern. Wilbur haucht dem Bösen aber recht gekommt Leben ein, bewegt sich angenehm hölzern und doch zielstrebig.

Dwight H. Little stand noch am Anfang seiner Karriere, als er die Regie von "Halloween 4" übernahm. Heute ist er immer wieder für bekannte US-Fernsehserien aktiv, dieses Jahr erschien die filmische Umsetzung des Prügelspiels "Tekken". Neben "Halloween 4" hat Little einen weiteren Film gedreht, den ich zum erweiterten Kreis meiner Lieblinge zähle: "Zum Töten freigegeben" (Marked for Death, 1990), einer der stärksten Filme mit Actionheld Steven Seagal. Danielle Harris spielt dort übrigens auch mit (Ebenso in " The Last Boy Scout" von Tony Scott, dort gibt sie die vorwitzige Tochter von Bruce Willis). "Halloween 4" punktet mit seiner gelungenen Atmosphäre, die gekonnt an die beiden Vorgänger anknüpft. Zugegeben, die Intensität von John Carpenters Werk bleibt unerreicht, aber wer kann sich in dieser Disziplin mit Carpenter messen? Es mangelt "Halloween 4" lediglich ein wenig an Härte und Erotik. Hier ein wenig mehr Blut, dort ein paar Möpse, entsprechende Momente würden den Film zusätzlich aufwerten. Der Fairneß halber muss man zugestehen, dass auch Carpenter in dieser Hinsicht zurückhaltend agierte. Trotzdem hätte man zehn Jahre später, gern ein wenig stärker an den besagten Schrauben drehen dürfen.

Ein grosser und unverzichtbarer Genrebeitrag mag "Halloween 4" vielleicht nicht sein. Zu übermächtig ist der lange Schatten der beiden Vorgänger, oder auch der faulige Atem des Mitbewerbers Jason Voorhees. Für mich ist "Halloween 4" jedoch sein äusserst gelungener und durchweg sympathischer Film, der ohne Hänger auf den Punkt inszeniert wurde. Besondere Beachtung verdient die Vorstellung von Donald Pleasence, den ich immer gern sehe, egal ob er Helden oder Schurken mit seinem Schauspiel veredelt. Sein Blofeld (Man lebt nur zweimal) war der beste Blofeld, da kann selbst der geschätzte Telly Savalas nicht gegen anstinken (Im Geheimdienst Ihrer Majestät). Obwohl Savalas den besseren Bond Film erwischte, doch dies ist ein anderes Thema...

"Halloween 4" liegt mir als alte DVD von Laser Paradise vor. Diese Ausgabe enthält eine Bonus-CD mit Filmmusik. Der Film liegt ungekürzt vor, doch an der DVD hat der Zahn der Zeit deutlich genagt. Machte die Scheibe vor ca. neun Jahren, auf der kleinen 32" Röhre noch eine halbwegs brauchbare Figur, so offenbart sich bei einer etwas grösseren Diagonale die Unzulänglichkeit dieser Veröffentlichung. Zwar spielt die Bildqualität für mich nur eine untergeordnete Rolle, doch ein so stilsicher und ansprechend gefilmtes Werk, würde ich gern in angemessener Form geniessen können. Hier wird irgendwann ein Update fällig (in Form einer besseren DVD, vielleicht -sofern in Zukunft verfügbar- als Blu-ray), denn "Halloween 4" wird alle Jahre wieder den Weg in meinen Player finden.

Ich ziehe gern 8/10 (sehr gut) für diesen Auftritt von Michael und Doc Loomis. Betrachtet man den Film ein wenig "nüchterner", nicht so sehr durch die Fanbrille, mag diese Bewertung ein wenig zu hoch gegriffen erscheinen. Mir ist der Film dies aber nach wie vor wert, ich mag "Halloween 4" auch nach 22 Jahren noch immer sehr, sehr gern.

Lieblingszitat:

"Sie reden von ihm wie von einem menschlichen Wesen, dieser Teil von ihm ist schon vor Jahren gestorben."

***

Vom Ursprung her verdorben

Blap Offline




Beiträge: 1.128

02.11.2010 23:16
#3724 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Sunshine (Großbritannien, USA 2007, Originaltitel: Sunshine)

In fünfzig Jahren liegt unsere Sonne in den letzten Zügen. Um den Stern zu reaktivieren, will man eine gigantische Bombe in der Sonne zünden. Die erste Mission scheiterte vor sieben Jahren, das Raumschiff Icarus I verschwand spurlos. Inzwischen ist die Icarus II auf dem Weg zur Sonne, das Schiff und seine Besatzung sind die letzte Hoffnung der Menschheit. An Bord ist man sich über die Bedeutung der Mission im Klaren, doch unvorhergesehene Ereignisse werfen Fragen auf, stellen die Crew vor unerwartete Herausforderungen...

Der Blick in die Handlung von "Sunshine", wurde von mir bewusst sehr kurz gehalten, ich möchte nicht zu viel verraten. Regisseur Danny Boyle lieferte mit "28 Days later" (2002) einen packenden Film ab, trotzdem interessierten mich seine anderen Filme "irgendwie" nicht, boten mir keine Anreize. "Sunshine" weckte schliesslich doch meine Neugier, ergo wanderte die Blu-ray vor einiger Zeit in die Sammlung. "Sunshine" erklärt zu Beginn kurz die Lage der Menschheit, die Handlung beginnt umgehend inmitten der Reise zur Sonne. Ab und an fühlte ich mich ein wenig an "2001: A Space Odyssey" (1968) und "Solaris" (2002) erinnert, denn "Sunshine" suhlt sich in schönen, getragen Bildern, wirft darüber hinaus ethische Fragen auf. Doch der Vergleich mit diesen beiden Meisterwerken hinkt deutlich, man sollte "Sunshine" als eigenständigen Film betrachten und beurteilen (Zum "Schutz" von "Sunshine", denn Boyles Film erreicht die beiden genannten Werke weder in optischer noch "philosophischer" Hinsicht).

Das Drehbuch stellt zwar den Charakter "Capa" (Cillian Murphy) ein wenig in den Vordergrund, doch insgesamt funktioniert der Film durch das gelungene Zusammenspiel des gesamten Ensembles. Keine Figur wird zum Statisten degradiert, jeder Charakter hat in der Handlung seinen festen Platz, keiner ist unwichtig oder verzichtbar. Ich möchte nicht weiter auf die Einzelleistungen eingehen, bekannte und weniger bekannte -auf jeden Fall durch die Bank unverbrauchte- Gesichter, lassen den Zuschauer am Drama im All teilhaben, alle Schauspieler liefern gute Leistungen ab.

Schon häufiger habe ich von Logikfehlern gelesen. Doch IMHO sind physikalische und/oder logistische Details zweitrangig, denn "Sunshine" erhebt nicht den Anspruch ein wissenschaftlicher Lehrfilm zu sein. Mich hat viel mehr das Finale gestört, denn Boyle knallt dem Zuschauer ein reichlich banales Thriller-, Action-, und Effektspektakel vor den Latz. Der Kontrast zum Rest des Films mag vielleicht seinen Reiz haben, ich bin jedoch ein wenig enttäuscht. Welche Absicht verfolgt der Macher damit? Wer einen temporeichen SF-Actionthriller erwartet hatte, wird zu dem Zeitpunkt an dem der Film "kippt", sowieso schon längst verärgert und gelangweilt sein. Will Danny Boyle den Zuschauer mit Absicht vor den Kopf stossen? Ätsch, ihr seid auf meine "2001" und "Solaris" Anleihen reingefallen, jetzt haue ich euch eine Ladung "Avantgarde-Armageddon" um die Ohren!? Wollten Geldgeber lieber dieses flache "Produzenten-Ende"? Mir wäre ein anderes Finale lieber gewesen, aber hey, das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Vielleicht verfolgte Boyle auch eine ganz andere Absicht, es sei ihm gewährt und gegönnt...

Nach der Sichtung von "Sunshine" -nein, schon während dieser- beschlich mich immer wieder das gute Gefühl, dass ich gerade einen grossen, herausragenden Film sehe, der jeden Augenblick seine ganze Klasse vollständig entfalten wird. Doch der erwartete "Filmgasmus" stellte sich nicht ein, im Gegenteil, am Ende gab es eine kalte (lauwarme?) Dusche. So bleibe ich ein wenig ratlos zurück, bleibt "Sunshine" seltsam ungreifbar, obwohl er mich keineswegs unberührt lässt. Will uns Boyle tatsächlich den Soderbergh vorgaukeln, erreicht aber nur das Format eines Bay? So hart möchte ich nicht über den Film und seinen Regisseur urteilen. Zunächst benötige ich ein paar Jahre Abstand, dann wird "Sunshine" seine zweite Chance bekommen.

Die Blu-ray sollte auch Technikfreaks befriedigen, das Bild ist ohne Makel, der Sound bei Bedarf "fett", beherrscht aber auch dezente Zwischentöne. Diverse Boni runden die solide Scheibe ab.

Eine abschliessende Bewertung fällt mir sehr schwer, erscheint mir momentan kaum möglich. Ich möchte "Sunshine" wirklich mögen, aber...

- weckt Hoffnungen auf einen Überflieger im Bereich 8,5-9/10
- pendelt sich nach und nach bei 7/10 (gut) ein
- vergeigt das Finale (4-5/10)

Alles klar...? Nö...? Mir auch nicht...

Lieblingszitat:

"Das klingt, als würde es gleich auseinanderbrechen."

***

Vom Ursprung her verdorben

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

03.11.2010 00:15
#3725 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Weiterhin auf dem Hitchcock/Ringelmann-Trip.

Zuerst Cocktail für eine Leiche

und anschließend aus der Reihe Derrick "Hoffmanns Höllenfahrt"

Mit Horst Tappert, Fritz Wepper, Klaus Löwitsch, Judy Winter, Herbert Mensching, Katharina Seyferth, Ingrid Steeger, Pierre Franckh, Bruno Hübner.

Buch: Herbert Reinecker
Regie: Theodor Grädler

P.S. Halloween 4 ist mir auch noch in sehr guter Erinnerung.

horatio Offline




Beiträge: 577

03.11.2010 21:29
#3726 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

M-EINE STADT SUCHT IHREN MÖRDER


Regie:Fritz Lang

mit Peter Lorre,Gustav Gründgens und Theo Lingen

Lingen hätte ich beinah nicht erkannt,habe ihn bis dato nur von den Lümmel-Filme gesehen...

Im Berlin der dreissiger Jahre treibt ein Kindermörder sein Unwesen.
Ein Bettler identifiziert ihn schließlich.
Sowohl die Polizei als auch die Unterwelt machen Jagd auf ihn.

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Blap Offline




Beiträge: 1.128

03.11.2010 23:41
#3727 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Iceman - Killer im Ring (USA 2006, Originaltitel: Undisputed II: Last Man Standing)

George Chambers (Michael Jai White) war einst Boxweltmeister im Schwergewicht. Da der Rubel weiter rollen muss, dreht er in Russland Werbespots für Wodka. Eine mächtige Figur hinter den Kulissen, hat jedoch ganz spezielle Pläne mit Chambers. Man schiebt dem Boxer eine stattliche Menge Koks unter, schon sitzt der Amerikaner unschuldig in einem Knast, irgendwo im russischen Hinterland. Chambers glaubt zunächst an eine schnelle Aufklärung seines Falls, doch er lernt bald den harten Knastalltag kennen. Schliesslich erfährt er auch den Grund, warum man ihm Drogen unterjubelte und ihn einsperrte. Er soll gegen den schlagkräftigen Yuri Boyka (Scott Adkins) antreten, den ungeschlagenen Topfighter brutaler Kämpfe, die regelmäßig im Knast durchgezogen werden. Mit Wetten auf die Kämpfe wird viel Geld verdient, doch Chambers verweigert die Teilnahme. Gefängnisdirektor Markov (Valentin Ganev) beginnt damit den unwilligen Boxer durch den Wolf zu drehen, denn Markov sitzt der gnadenlose Drahtzieher des gesamten Unternehmens im Nacken. Während Boyka seine Gegner zu Brei schlägt, findet Chambers zumindest in seinem Zellengenossen Stevie (Ben Cross) einen Freund, und lernt den im Rollstuhl sitzenden Kauz Crot (Eli Danker) kennen, der eine gewisse Sonderstellung im Knast innehat. Irgendwann knickt Chambers ein, er stimmt einem Kampf gegen Boyka zu. Nach dieser Auseinandersetzung soll er aus der Haft entlassen werden, doch man spielt erneut ein falsches Spiel mit Chambers...

Regisseur Isaac Florentine erfreute mich vor einiger Zeit, mit dem sehr unterhaltsamen Van Damme Vehikel "The Shepherd" (2008), in dem auch Scott Adkins mitwirkte. In "Undisputed 2" ("Iceman - Killer im Ring", ist der ein wenig unpassende Titel der DVD-Neuauflage von "Undisputed 2") ist Adkins als Gegenspieler von Michael Jai White zu sehen, zwei durchtrainierte Kampfkolosse prallen mit aller Härte aufeinander. Doch zunächst ein kurzer Blick auf das gelungene "Drumherum". Illegale Kämpfe sind ein dankbares Thema für Action-/Kampfsportfilme, hier ergänzt man das Treiben durch das rauhe Umfeld einer Strafanstalt. Florentine gelingt der Aufbau einer intensiven Atmosphäre, selbst der "Ugga-Agga-Ugga" Score störte mich nicht. Der Knast ist ein Sammelbecken finsterer Gesellen, die im Keller des Gebäudes überkochenden Exkremente, haben gewissermaßen nahezu symbolischen Charakter. Die Kulissen sind durch die Bank gelungen, man glaubt fast den Schweiss, die Fäkalien und die Angst riechen zu können, von denen das Zuchthaus bis in die hintersten Winkel durchflutet wird. Handwerklich liefern die Macher einen sehr soliden Job ab, denn nicht nur die Actionszenen sind ansprechend inszeniert, auch der Rest offenbart die Handschrift von Könnern.

Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass man die beiden Hauptakteure nicht nur auf "Gut vs. Böse" reduziert hat. Der "Held" George Chambers kommt zunächst als reichlich arroganter Fatzke daher, man muss sich schon ein wenig anstrengen, um die von Michael Jai White gespielte Figur zu mögen. Jedoch zeigt Chambers nach und nach, dass er mehr als ein aufgeblasenes Grossmaul ist, tatsächlich über Charakter und Herz verfügt. Scott Adkins gibt den gnadenlosen Boyka mit bösem Blick, zeigt sadistische Neigungen und prügelt seine Gegner windelweich. Selbst sein "Coach" ist nicht vor ihm sicher, da wird auch mal flugs mit der Schere ins Fleisch der Dienerschaft geschnitten. Selbst Bösewicht Boyka ist nicht nur eine gefühllose Kampfmaschine aus Muskeln und Samensträngen. Als er von eventuellen Manipulationen seiner Kämpfe erfährt, fühlt er sich in seiner Ehre gekränkt. Um ihn noch ein wenig menschlicher zu gestalten, zeigt man uns Boyka mehrfach beim Betrachten seiner Briefmarkensammlung. Dies wirkt so grotesk, dass ich schon wieder dazu geneigt bin, diesen Einfall als rundum gelungen zu verbuchen. In den Kämpfen stellen Michael Jay White und Scott Adkins eindrucksvoll unter Beweis, dass man sich besser nicht mit ihnen in den Ring wagen sollte. Adkins Stil fällt noch eine Spur beeindruckender aus, da sich White (zunächst) lediglich auf seine Boxkünste verlässt. Insgesamt gefällt mir die Darbietung von Scott Adkins besser, er kommt als Bösewicht mit Prinzipien perfekt rüber. Die Nebendarsteller haben freilich keinen leichten Job, die beiden Kampfmaschinen lassen ihren "Helferlein" nicht allzu viel Raum zur Entfaltung. Trotzdem ist der tragische Charakter Crot interessant geraten, Eli Danker stattet diese Figur gar mit einem Ansatz von Tiefe aus. Ben Cross übernimmt den Part des armen Würstchens, als Drogensüchtling wird er rumgeschubst und für die Zwecke anderer mißbraucht. Ansonsten fällt noch Mark Ivanir auf, der den Obermotz hinter den Kulissen mimt, ein kalt-ironischer Auftritt, Hut ab.

B-Action mit toll choreographierten Kämpfen, bei denen besonders Scott Adkins sein Können zeigen darf. Glücklicherweise übertreibt man es nicht mit Effekten, so bleibt stets die harte, erdige Gangart des Films präsent. Zwischen den Fights herrscht nie Leerlauf, die 93 Minuten Laufzeit vergehen flott und ohne nennenswerte Hänger. Wer nach einem Haar in der Suppe suchen möchte, kann den Mangel an wirklich neuen Ideen auf seinem Notizblock vermerken. Doch ehrlich, wer erwartet von einem Streifen wie "Undisputed 2" irgendwelche Innovationen!? Der Film bedient sich aus dem Regal der bewährten Zutaten, aus denen Isaac Florentine ein schmackhaftes Menü gezaubert hat. Die Fortsetzung "Undisputed III: Redemption" wird uns demnächst erreichen, erneut nahm Florentine auf dem Regiestuhl Platz. "Undisputed III" stellt den weiteren Werdegang von Yuri Boyka in den Mittelpunkt, ich freue mich bereits auf das Wiedersehen mit Scott Adkins.

Die DVD aus dem Hause E-M-S, bietet den Film ungekürzt und in sehr solider Qualität an. Die alte Auflage trug den Titel "Undisputed 2", die Scheibe ist inzwischen vergriffen. Die Neuauflage "Iceman - Killer im Ring", bekam einen überarbeitetes Cover verpasst, die DVD ist (glücklicherweise) identisch mit der ursprünglichen Ausgabe. Ein kleines Making Of, sowie diverse Trailer und Texttafeln, runden diese sehr empfehlenswerte Scheibe ab. Die Neuauflage gibt es zu extrem fairen Kursen, z.B. für schlappe 3.98€ beim OFDB-Shop. Klarer Kauftipp für Freunde zünftiger B-Action!

Guter Stoff = 7/10 (mit steigender Tendenz)

Lieblingszitat:

"Ich hasse es, wenn jemand angepöbelt wird. Es sei denn, ich bin es der pöbelt."

***

Vom Ursprung her verdorben

Blap Offline




Beiträge: 1.128

05.11.2010 14:35
#3728 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt (Schweiz 1975, Originaltitel: Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt)

Nichts geht über Bärenmarke

Der abgebrochene Privatschnüffler Al Pereira (Jess Franco), erhält eines Tages unerwarteten Besuch. Eine junge Schöhnheit namens Cynthia (Lina Romay), bietet ihm eine stattliche Summe Geld an, wenn er von ihrem untreuen Gatten Fotos schiesst, während der Schlingel gerade eindringlich mit seiner Liebschaft beschäftigt ist. Cynthia kann dem schmierigen Al sogar Zeit und Ort nennen, der Auftrag sollte daher sehr leicht ausführbar sein. So schleicht sich der Detektiv am Abend in das besagte Haus, wo er tatsächlich den untreuen Gatten beim Liebesspiel mit einer jungen Dame vorfindet. Unbemerkt kann Al das wilde Treiben per Foto festhalten, wenige Stunden später übergibt er seiner Auftraggeberin die entwickelten Kunstwerke. Zwar erhält der Hobbyfotograf die vereinbarte Restsumme, doch Cynthia gewährt ihm ausufernde Einblicke in ihren Fruchtkorb, die Al nachhaltig aus der Fassung bringen. Nun beginnt der Ärger für den Schnüffler, denn plötzlich fühlt ihm Inspector Mendoza (Paul Muller) auf den Zahn, denn der zuvor von Al abgelichtete Ehebrecher wurde ermordet. Zu seiner Entlastung bringt der zunehmend gestresste Al vor, er habe den Auftrag für die Fotos von der Ehefrau erhalten, ansonsten habe er keinen weiteren Kontakt mit dem Opfer gehabt. Inspector Mendoza sucht mit seinem Verdächtigen im Schlepptau die Gattin auf, beim Anblick des Eheweibes fährt Al der Schrecken ins Gebein. Nicht Cynthia steht vor ihm, sondern eine völlig andere, unbekannte Dame. Doch es geschieht ein kleines Wunder, die Ehefrau des Mordopfers entlastet den Schnüffler, bestätigt seine Aussagen. Zunächst ist Pereira den Fängen der Justiz entkommen, doch es soll nicht die letzte Begegnung mit Cynthia gewesen sein...

"Downtown" ist einer der zahlreichen Filme, die Jess Franco Mitte der siebziger Jahre für den Produzenten Erwin C. Dietrich drehte. Der knuffige Jess übernahm auch gleich die Hauptrolle und sorgte für die Kameraarbeit. Seine Darbietung des abgebrannten, schäbigen Privatschnüfflers macht Laune, sein damaliges Erscheinungsbild macht ihn zur perfekten Besetzung für diese Rolle. Al Pereira ist ein mieser Charakter, der selbst vor Straftaten nicht zurückschreckt, doch gleichzeitig ist sein Horizont arg beschränkt. Als er immer mehr der heissen Cynthia verfällt, wandern die Reste seines Hirns in Richtung Nabel und tiefer, er kann der Versuchung nicht widerstehen. Franco besetzte die Rolle der Cynthia mit seiner Gattin Lina Romay, die in vielen seiner Filme zu sehen ist. Lina kommt in "Downtown" wirklich sehr verführerisch daher, meist lediglich mit Strapsen und Strümpfen bekleidet, gibt sie einen faszinierenden Blickfang ab. Sinnliche Lippen -egal in welcher Körperregion angesiedelt- eine süsse Stupsnase, Schlafzimmerblick und tolle Rundungen, da wundert es kaum, wenn Al der Schnüffler die Contenance verliert. Die Kamera gewährt uns unzählige Einblicke, besonders gern zoomt Jess in Regionen vor, die ein feuchtes und heisses Vergnügen versprechen. Während einige Momente wirklich sehr erotisch und stilvoll gefilmt sind, z.B. Linas Auftritte im Nachtclub, wirken manche Sexszenen zu ausgewalzt und bremsen die Handlung unnötig aus. Lina vergnügt sich einige Male mit ihrer Gespielin, in diesen Einstellungen schrammt der Streifen knapp am HC-Bereich vorbei, teils wird die Grenze gar überschritten (Der Lüstling *räusper* wird sich daher auch mit diesen Abschnitten anfreunden können. Wer jedoch generell ein Problem mit freizügigen Szenen hat, sollte besser gleich die Finger von "Downtown" lassen). Klar, Jess und Lina sind in diesem Film die dominanten Erscheinungen (ok, Jess wird von Lina dominiert, grins), doch auch die Nebendarsteller sollen nicht ohne Erwähnung bleiben. Martine Stedil sehen wir in der Rolle der Lola, die als Gespielin von Cynthia ebenfalls sehr freizügige Einblicke zulässt. Ihre Karriere währte nur kurz, man findet in ihrer Filmographie lediglich ein paar Einträge zu weiteren Filmen von Jess Franco. Ein anderes Kaliber ist Paul Muller, der in unzähligen Genrefilmen, sowie ein paar TV-Produktionen mitwirkte. Seine Darbietung als Hüter des Gesetzes ist gelungen, er bringt den armen Al fast genauso stark ins Schwitzen, wie die ruchlose Cynthia dies immer wieder mit den "besten" Absichten tut. Gesichtsruine Eric Falk sehen wir als trotteliges Söhnchen, der in die Fänge der gierigen Damen gerät.

Wer mit Jess Francos Filmen nicht viel anfangen kann, wird sich auch mit diesem Werk kaum anfreunden wollen. Schade, denn wenn man bereit ist, sich auf die Filme des Spaniers einzulassen, erkennt man nach und nach, dass sie mit viel Liebe und Begeistung für das Kino gemacht sind. Früher reduzierte ich Franco gern auf das abgegriffene Wort "Trash", doch je mehr Filme des alten Herrn ich mir anschaue, umso grösser wird meine Zuneigung zu seinem Schaffen. "Downtown" fühlt sich für mich wie Francos Vision eines Film noir an. Die Hauptfigur ist ein Antiheld wie aus dem Bilderbuch, er gerät in ein Spiel, dessen Ausmaße er zu keiner Zeit überblickt, dem mehr und mehr die Kontrolle entgleitet (hat er überhuapt irgendwann die Kontrolle?). Lina Romay gibt die verdorbene, undurchsichtige Femme fatale, ein kantiger Bulle ist ebenfalls beteiligt. Ein verruchter Nachtclub, jede Menge Sex und Sleaze, ein wahres Freudenfest für aufgeschlossene und geduldige Filmverehrer. Über die Darbietung von Lina Romay könnte ich noch viele Zeilen schreiben, ich bin spätestens seit diesem Film ein Fan der Dame. Natürlich gibt es auch in "Downtown" reichlich hingeschluderte Szenen. Ab und an erwischt man z.B. Lina dabei, wie sie direkt in die Kamera schaut, nach dem Motto: "Sind wir noch nicht durch?", "Was soll ich jetzt machen?". Aber gerade diese kleinen Schnitzer, geben der Sause den letzten Schliff, steigern das Knuffelgefühl, lassen den Fan noch tiefer in der lustvollen Suhle versinken.

Die nackten Puppen machen glücklich. Das ist amtlich. Vielen Dank für diesen herrlichen Spass, wir werden noch viele Dates haben, lieber Jesús Franco Manera. Die DVD von Ascot Elite bringt "Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt" in angemessener Qualität ins Haus, ungekürzt und mit einer Prise Bonusmaterial. In einer kleinen Featurette kommen Erwin und Jess zu Wort, zusätzlich gibt es ein paar Bilder zu sehen. Von meiner Seite aus setzt es eine klare Empfehlung, schon allein das Cover ist den Kaufpreis locker wert.

Guter Stoff der besonderen Art = 7/10 (+ unzählige Wohlfühlpunkte)

Lieblingszitat:

"Du schaffst es, dass ein Holzpferd einen Ständer kriegt."

***

Vom Ursprung her verdorben

Blap Offline




Beiträge: 1.128

06.11.2010 23:51
#3729 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Cujo (USA 1983, Originaltitel: Cujo)

Knuffelhund auf Abwegen

Die Cambers wohnen abgelegen vor den Toren der Stadt, Familenoberhaupt Joe (Ed Lauter) betreibt auf dem Anwesen eine kleine Autowerkstatt. Cujo, ein freundlicher Bernadiner, ist der Hund der Familie Camber, um den sich in erster Linie Brett -Joes John- kümmert. Eines Tages stellt der Hund einem Karnickel nach, als dieses in eine Erdhöhle flüchtet, scheut Cujo durch sein Nachsetzen Fledermäuse auf, die sich in ihrem Schönheitsschlaf gestört fühlen. Ein herzhafter Fledermausbiss in den Nasenschwamm infiziert den Hund mit Tollwut, doch niemand nimmt von der kleinen Wunde Notiz. Die in der nahen Kleinstadt lebende Familie Trenton, hat derweil ganz andere Sorgen. Die Ehe von Vic (Daniel Hugh Kelly) und Donna (Dee Wallace) läuft nicht mehr rund, Donna hat ein Verhältnis mit einem Typen namens Steve Kemp (Christopher Stone). Tad (Danny Pintauro), der kleine Sohn der Trentons, fürchtet sich in der Dunkelheit und wird von Albträumen heimgesucht. Donna beendet die Affaire mit Steve, bittet ihren Mann um Verzeihung. Der verletzte Vic begibt sich frustriert auf eine längere Dienstreise, seine Frau muss sich selbst um die Reparatur ihres Autos kümmern, die alte Karre raus zu Joe Camber bringen. Zusammen mit Söhnchen Tad macht sich Donna auf den Weg, ihre Schrottkiste schafft es mit letzter Kraft bis zur Werkstatt. Doch das Grundstück der Cambers scheint wie ausgestorben, offenbar ist die gesamte Familie unterwegs. Plötzlich bricht der pure Terror über Donna und ihr Kind herein. Cujo dreht völlig durch, greift die verängstigten Menschlein immer wieder an. Zwar bietet das Auto zunächst Schutz, doch wer soll Donna und Tad zu Hilfe kommen? Während die Verzweiflung im Auto wächst, setzt der wahnsinnige Hund zu neuen Attacken an...

"Cujo" ist eine von zahlreichen Steven King Verfilmungen. Deren Qualität deckt bekanntlich eine grosse Bandbreite ab, die sich von "sehr gut" bis "miserabel" erstreckt. "Cujo" gehört -angenehmerweise- zu den besseren King Verfilmungen, Regisseur Lewis Teague -und seine Mitstreiter- haben gute Arbeit geleistet. Teague war kein Neuling im Bereich "Tierhorror", denn bereits 1980 sorgte er mit "Alligator" (Der Horror-Alligator), für einen sehr gut gelungenen Genrebeitrag. Man darf von "Cujo" alledings keine wüste Orgie der Gewalt erwarten. Der Body Count bleibt sehr überschaubar, die Angriffe und Kämpfe sind zwar eindeutig, verzichten aber auf ausufernde Härten. Der Film lebt von den sehr gut gewählten Darstellern, dem "Familiendrama-Drehbuch", sowie der erstklassigen Kameraarbeit von Jan de Bont. Besagter Herr de Bont, nahm später auch auf dem Regiestuhl Platz. Bereits sein Debüt "Speed" (1994), sorgte für jede Menge Aufsehen. Schon die Eröffnungsszene von "Cujo" ist herrlich inszeniert und gefilmt, einerseits ist es sehr putzig anzusehen, wie der tapsige Bernadiner das flinke Karnickel hetzt, andererseits deutet sich bereits eine erste Bedrohung an, wenn auch zunächst sehr subtil, unterschwellig. Kurz danach eine weitere Szene, in der Teague und de Bont wundervolle Arbeit abliefern. Wie sehen den kleinen Tad, wie er in seinem Zimmer das Licht ausschaltet, schnell auf sein Bett zurennt und hineinspringt. Was sich wenig aufregend liest, wurde optisch derartig packend und ansprechend umgesetzt, dass man den Hut vor den Machern ziehen muss. Wer den Film aufmerksam verfolgt, wird noch ein paar weitere Momente erhaschen, in denen man sich Fragen nach dem Motto: "Wie haben die das bloß hinbekommen..." stellt. Dabei verkommt "Cujo" keinesfalls zur Technikprotzerei, der Gesamteindruck überzeugt durch solides Handwerk, besser formuliert: Kunsthandwerk, kreatives Kunsthandwerk.

Nun ein kurzer Blick auf die Besetzung, die auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf. Star des Films ist eindeutig Dee Wallace, die noch heute sehr aktiv ist, in etlichen Produktionen mitwirkt. 1982 spielte sie in Steven Spielbergs Mega-Kassenschlager "E.T." eine Hauptrolle, wodurch sie einem sehr breiten Publikum bekannt wurde. Die Mutterrolle in "Cujo" ist ihr perfekt auf den Leib geschneidert. Ihr recht "bodenständiges" Erscheinungsbild, lenkt nicht durch "unnnötigen" Sexappeal vom Kern der Sache ab. Sie wirkt aber trotzdem noch attraktiv genug, um die ausserehelichen Reitstunden auf einen nachvollziehbaren Ständer zu stellen (Wie meinen?). Die Verzweiflung und Angst wird von ihr ebenso überzeugend rübergebracht, wie der Kampfgeist, der Wille ihr Kind um jeden Preis zu retten. Anerkennung verdient sicher auch Danny Pintauro, der während der Dreharbeiten erst sechs Jahre alt war. Für ein Kind ist seine Darbietung sehr glaubwürdig, allerdings ging mir sein Gekreische und Gekeife ab und an auf die Nerven (Was freilich noch stärker für das Talent des Rotzlöffels spricht). Daniel Hugh Kelly kam aus dem TV-Bereich, er liefert eine gute Leistung ab, hat aber weniger eindrucksvolle Szenen zu spielen. Der fürsorgliche Familienvater gibt halt nicht viel her. Besser haben mir Ed Lauter und Christopher Stone gefallen. Lauter verfügt sowieso über eine der markantesten Visagen des US-Kinos, er gibt den knurrigen Autoschrauber -mit eindeutigen Tendenzen in Richtung Hinterwäldler- absolut souverän. Christopher Stone hat ein paar sehr gute Szenen, er zeigt als abservierter Hengst psychotische Züge. Damit wären die relevanten Schauspieler aufgezählt, man muß dem Ensemble eine Topleistung attestieren, alle Achtung.

Der " tierische Bösewicht" schlägt sich nicht minder beeindruckend. Man hatte einige Hunde während des Drehs im Einsatz, der Film offenbart die sehr gute Arbeit, die von den fleissigen und fähigen Tiertrainern geleistet wurde. Ausgerechnet ein Bernadiner muss als Killerköter herhalten, wo doch keine andere Großrasse so extrem friedlich und knuffig aus dem Fell äugt. Ganz abgesehen vom "Bergretter-Image", dass die Rasse zumindest in Europa geniesst. Vielleicht wirkt die "Verwandlung" des liebenswerten Knuffels umso verstörender, denn hätte man z.B. auf einen Rottweiler oder Dobermann-Pinscher gebaut, wäre diesen sofort mit "Tierterror" in Verbindung gebracht worden. Die Maske lässt sich auch bei den Hunden nicht lumpen, das arme Getier wirkt im Verlauf des Films immer zerzauster, geifert und schäumt. Aber -es kann nicht oft genug betont werden- wir bekommen es bei "Cujo" mit einem recht ruhigen Film zu tun. Bevor der Horror überhaupt in die Gänge kommt, nimmt sich Teague einige Zeit, um die wichtigen Charaktere mit Leben zu erfüllen. Für hektische Zuschauer scheint mir "Cujo" daher kaum geeignet, sie werden spätestens nach einer halben Stunde nörgeln oder einschlafen.

Während Lewis Teague mit seinem "Alligator" auf der ironisch-lockeren Spur unterwegs war, ist "Cujo" ein ernsthaftes "Tierhorror-mit-echten-Charakteren-Drama" geworden. "Künstlerisch" hat der Hund sicher die Nase vorn, der Unterhaltungswert pendelt sich jedoch auf Augenhöhe ein. Würde der Entstehungszeitpunkt der Werke nicht so nah zusammenliegen, wäre der Vergleich sowieso kaum sinnvoll/noch sinnfreier. Die ganz grosse Karriere blieb dem Regisseur versagt, doch er konnte z.B. mit "Navy Seals" (1990) und "Wedlock" (1991), noch ein paar kleinere Ausrufezeichen setzen.

Die Blu-ray aus den USA, bietet "Cujo" in sehr schöner Qualität an (mir fiel nur kurz ein Schwächeln der Kompression auf, doch wir wollen nicht in Erbsenzählerei verfallen). Es existiert auch noch ein etwas längerer "Director's Cut", der aber keine weltbewegenden Änderungen aufweist. Der DC ist in Deutschland als DVD-Bootleg erhältlich, ich bin allerdings mit der normalen Fassung rundum zufrieden. Die Blu-ray hat zusätzlich die Dokumentation ""Dog days: The Making of Cujo" an Bord, die es auf eine Spielzeit von knapp 43 Minuten bringt. Die Sichtung lohnt sich, man erfährt interessante Details über die Produktionsumstände.

Cujo verbeisst sich mit Nachdruck im Herz des Tierhorrorfreundes, ergo ziehe ich solide 7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"What are you growling at?"

***

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brutus Offline




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07.11.2010 22:17
#3730 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zum 100. Geburtstag von Erik Ode gestern nochmal die beiden Kommissar-Folgen: Anonymer Anruf und Das goldene Pflaster.
Die habe ich eigentlich nur genommen, weil sie ja nicht in den DVD-Boxen sind bzw. sein werden.
Dazu noch die Episode: Ein gemütlicher Sonntag aus der Serie Förster Horn.


Das deutsche Fernsehen hat sich ja zu diesem Geburtstag bedauerlicherweise sehr zurückgehalten, selbst ZDF und 3Sat.

Lediglich im Radio wenigstens 15 Minuten Zeitzeichen (WDR2) mit einer kurzen Biographie, sowie am Sonntag 30 Miuten Flimmerkiste (WDR4) mit Musik aus diversen
Kommissar-Folgen. Wobei in letzterer wenigstens noch auf die neuerschienenen DVD-Boxen des Kommissars eingegangen wurde.

Viele Grüße

Brutus

Sir Oliver Offline




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08.11.2010 07:40
#3731 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

übers WE:

Taxi 4
mit Samy Naceri, Emma Sjöberg-Wiklund, Frédéric Diefenthal, uvm.
Regie: Gérard Krawczyk

Die Schlangengrube und das Pendelmit Karin Dor, Lex Barker, Dieter Eppler, uvm. und Christopher Lee
Regie: Dr. Harald Reinl

Tim Burton's Corpse Bride aka Hochzeit mit einer Leiche
ebenso mit Christopher Lee (allerdings nur in der englischen Sprachfassung

HorstFrank Offline



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08.11.2010 17:03
#3732 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

in den letzten Tagen:

Monty Python's Wunderbare Welt der Schwerkraft
Immer wieder genial, britischer Spaß vom feinsten!

Bryan Edgar Wallace: DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER
Mittelmässiger Film, schwacher Hauptdarsteller, genialer Chris Howland

Bryan Edgar Wallace: DAS 7. OPFER
Ein wunderbar ironischer Krimi mit einer sensationellen, gut aufgelegten Besetzung!

Drei Freunde brauchst du im Leben: Verstand, Glück und 'n Kaugummi!
(Horst Frank in "Das Geheimnis der chinesischen Nelke")

Blap Offline




Beiträge: 1.128

08.11.2010 23:41
#3733 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Blow Out - Der Tod löscht alle Spuren (USA 1981, Originaltitel: Blow Out)

Die im Dunkeln hört man doch (nicht)

Jack Terry (John Travolta) arbeitet als Tontechniker für eine Filmfirma, deren Schwerpunkt die Produktion kleiner Horrorstreifen ist. Als er eines Abends mit seinem Equipment unterwegs ist um Naturgeräusche aufzunehmen, wird er Augenzeuge eines schweren Autounfalls. Ein Fahrzeug kommt von der Strasse ab, stürzt in einen Fluss und versinkt rasch. Schnell hat Jack den ersten Schreck überwunden, er taucht mutig und entschlossen zum Fahrzeug hinab. Tatsächlich gelingt es ihm -dank seines flotten Eingreifens- eine junge Frau namens Sally (Nancy Allen) aus der Limousine retten. Für den männlichen Insassen kommt leider jede Hilfe zu spät. Im Krankenhaus erfährt der Tontechniker pikante Details. Bei dem im Auto ertrunkenen Burschen, handelt es sich um den aussichtsreichen Präsidentschaftskandidatenanwärter McRyan. Sally gehört nicht zur Familie oder zum sonstigen Umfeld des Toten. Man redet Jack gut zu, er möge Stillschweigen über die Vorgänge wahren, um der Familie des Opfers Ärger und Kummer zu ersparen. Zähneknirschend stimmt der junge Mann zu, doch seine Bandaufnahmen sprechen eine andere Sprache. Seiner Meinung nach, wurde auf den Wagen des Politikers geschossen, doch von solchen Vorgängen will die Polizei nichts wissen. Interessanterweise existiert auch eine Filmaufnahme des Unfalls, als Jack diese mit seiner Tonspur kombiniert, ist für ihn der endgültige Beweis erbracht: McRyan fiel einem Anschlag zum Opfer! Noch immer stösst Jack auf Unglauben, doch es soll noch viel dicker kommen. Sally hat Jack nicht die ganze Wahrheit gesagt. Schwerer wiegt jedoch die Gefahr, die bereits gierig im Hintergrund lauert. Ein eiskalter und völlig skrupelloser Profikiller (John Lithgow), arbeitet mit gnadenloser Konsequenz an der Beseitigung sämtlicher Spuren...

Nach dem sehr guten Horrorthriller "The Fury" (Teufelskreis Alpha, 1978), sowieso dem meisterlichen Thriller "Dressed to kill" (1980), kam "Blow Out" 1981 als Nachfolger großartiger Werke in die Kinos. Blickt man bis ins Jahr 1976 zurück, taucht auch noch der überragende Horrorbeitrag "Carrie", in der eindrucksvollen Filmographie von Brian De Palma auf. "Blow Out" hat wahrlich keinen leichten Stand, die Schatten der vorherigen Filme des Regisseurs, scheinen übermächtig auf den Streifen zu fallen. Aus heutiger Sicht kommt noch erschwerend hinzu, dass 1983 der legendäre Reißer "Scarface" über die Leinwände flimmerte, wodurch "Blow Out" noch weiter in den Hintergrund gedrängt wird.

Doch muss sich "Blow Out" tatsächlich hinter seinen bekannteren Geschwistern verstecken? Ich denke nicht, obwohl der Film nicht an die Genialität eines "Dressed to Kill" heranreicht. De Palma spielt bekanntlich gern mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. In dieser Hinsicht gelingt ihm mit der herrlichen Erröffnungssequenz, gleich ein -im doppelten Sinn- grandioser Start in den Film. Wir sehen eine Szene, die in jedem Slasher oder Giallo für sabbernde Verehrung sorgen würde. Ein Killer beobachtet ein Wohnheim für Studentinnen, in dem wild getanzt, gevögelt und masturbiert wird. Selbst die obligatorische Duschszene darf nicht fehlen. Die Klischees werden derartig breit und lustvoll ausgewalzt, dass der "De Palma erprobte" Filmfreund bereits ahnt, irgendetwas führt der Schelm im Schilde, da stimmt doch was nicht... Klar, die Szene stammt aus einem Film des Arbeitgebers der Hauptfigur Jack Terry, man sichtet im Vorführraum das gedrehte Material. Munter geht es mit bekannten Ingredienzien weiter, auch Split Screen darf da selbstverständlich nicht fehlen. Aber Vorsicht, denn die falsche Fährte, erweist sich bald als sehr deutlicher Kontrast zur aufgebauten Erwartungshaltung. De Palma inszenierte "Blow Out" erstaunlich bodenständig, die Kamera kommt meist weitaus "gewöhnlicher" zum Einsatz, als man es seinen anderen Filmen kennt. Stattdessen drängen sich Geräusche ein wenig weiter nach vorn, doch die Ermittlungen des Tontechnikers fallen nicht sonderlich spektakulär aus. Für seine Verhältnisse gibt sich De Palma recht konventionell, oft nahezu sachlich, nüchtern. Trotzdem gelingt der Aufbau einer gelungenen Atmosphäre, obschon man auch als De Palma Verehrer zugeben muss, dass sich die Logik ab und an wie ein glitschiger Aal windet.

John Travolta wirkte bereits in "Carrie" mit, blieb dort aber ein austauschbares Nebenrollengesicht. In "Blow Out" darf er unter Beweis stellen, dass er mehr auf der Pfanne hat, als er in peinlichen Filmchen wie "Saturday Night Fever" und "Grease" zeigte. Die Figur Jack Terry ist -vordergründig betrachtet- ähnlich "gewöhnlich" wie die -für De Palma Verhältnisse- Inszenierung des Streifens. Jack Terry ist kein strahlender Held, selbst die Rettungsaktion lässt ihn nicht in einem solchen Licht erscheinen. Der Charakter wird durch seine Behaarlichkeit interessant, durch das Aufbegehren gegen die nicht greifbaren Antagonisten (Also doch ein strahlender Held? Nein, aber überprüft es selbst). Travolta schaut ein wenig müde aus der Wäsche, was perfekt zu seiner Rolle passt. Man kann dem damals 27 Jahre jungen Schauspieler, ein gutes Zeugnis für seine Darbietung ausstellen. Nancy Allen war von 1979 bis 1983 mit Brian De Palma verheiratet, sie wirkte zuvor in "Carrie" und "Dressed to Kill" mit, konnte besonders in "Dressed to Kill" überzeugen. In "Blow Out" sehen wir Allen als beschränkte junge Frau, die in ein Mahlwerk gerät, in dem sie sich -ohne sich dessen bewusst zu sein- immer tiefer und tiefer verfängt. Obwohl der Horizont der naiven Sally arg überschaubar geraten ist, sorgt die Figur mit ihrer Mischung aus Flittchen und Naivität für ein Art Ankerstelle, lässt den Zuschauer nicht unberührt. Die Handlung konzentriert sich auf die Rollen von Travolta und Allen. Lediglich John Lithgow bekommt die Gelegenheit, ein paar starke Szenen für sich zu beanspruchen. Die Rolle des abgebrühten, arroganten Killers, wurde Lithgow gewissermaßen auf den Leib geschneidert.

Es mag "Blow Out" vielleicht ein wenig an spektakulären Momenten fehlen. Doch insgesamt knerfreut das Ergebnis, das Gesamtbild ist stimmig und punktet mit liebevollen Details. So entdeckt man in den Räumlichkeiten von Jacks Arbeitgeber, einige Filmplakate zu knuffigen Perlchen der damaligen Zeit. Unter anderem hängt auf dem Flur ein Plakat von "Squirm" (1976), dem Erstling von Jeff Lieberman. Betrachtet man "Blow Out" ein wenig losgelöst von technischen Spielereien, dann wird mit jeder Minute der Laufzeit klarer, dass die vermeintliche Sachlichkeit eine der Stärken des Films ist. Erst durch die sorfältige Vorbereitung, kommt das eindrucksvolle Finale wirklich zum Zuge, kann sich in all seiner Bitterkeit entfalten (mehr kann ich nicht dazu schreiben, die Spoilergefahr wäre zu gross).

Wer die Arbeiten von Brian De Palma zu schätzen weiss, der kommt an "Blow Out" auf keinen Fall vorbei. Sollte die deutsche DVD-Auflage vergriffen sein, bietet sich die britische Ausgabe als Alternative an. Die Scheiben sind identisch, ergo ist die deutsche Synchronisation auch auf der englischen DVD zu finden. Bei einem De Palma Film, spielt die Bildqualität der Auswertung eine überdurchschnittlich bedeutsame Rolle. Die DVD präsentiert sich in brauchbarer, aber nicht ganz angemessener Verfassung. Die Schärfe schwächelt ein wenig, das Bild sieht insgesamt ein wenig zu sehr nach "Video" denn "Film" aus. Generell wäre eine erneute Aufbereitung der älteren De Palma Filme sehr wünschenswert, besonders im Hinblick auf den Datenträger Blu-ray. Da momentan keine bessere Variante zu bekommen ist, kann ich die DVD durchaus empfehlen, denn sie ist zu fairen Kursen erhältlich (Z.B. für schlappe 4.99€ bei play.com, Versandkosten fallen nicht an).

Gut, vielleicht sogar (fast) sehr gut. Die Bewertung in Zahlen fällt nicht leicht, doch ich ziehe zunächst 7,5/10 (gut bis sehr gut).

Lieblingszitat:

"Wenn ein Mann seine Hand in die Keksdose steckt, dann verdient er es, dass sie ihm abgeschnitten wird."

***

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Blap Offline




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09.11.2010 23:34
#3734 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Tödliche Versprechen - Eastern Promises (Großbritannien, Kanada, USA 2007, Originaltitel: Eastern Promises)

Die Hebamme und der Mut, die Russen und das Blut

London. Ein minderjähriges Mädchen aus Osteuropa, wird hochschwanger in ein Krankenhaus eingeliefert. Selbst noch ein halbes Kind, bringt sie per Kaiserschnitt ein kleines Mädchen zu Welt, die junge Mutter verstirbt bei diesem Eingriff. Die Hebamme Anna (Naomi Watts) ist sehr angerührt vom tragischen Ende des Mädchens, sie möchte mit den Hinterbliebenen in Kontakt treten, den Säugling der Familie zuführen. Leider kann man die Tote nicht identifizieren, Anna findet lediglich ein Tagebuch, sowie den Hinweis auf ein russisches Restaurant. Als sie das besagte Restaurant aufsucht, macht sie die Bekanntschaft des zuvorkommenden Besitzers Semyon (Armin Mueller-Stahl), der ihr anbietet das Tagebuch zu übersetzen. Anna hat selbst russische Wurzeln, zwar kann sie die Einträge nicht lesen, jedoch ist ihr Onkel Stepan (Jerzy Skolimowski) dazu in der Lage. Während sich Semyon zunächst mit einer Kopie des Tagebuches behelfen muss, erfährt Anna von ihrem Onkel erschreckende Details. Offenbar wurde das verstorbene Mädchen, von Semyon und dessen Sohn Kirill (Vincent Cassel) schwer mißhandelt und mißbraucht. Die Hebamme begibt sich auf dünnes Eis, denn das Tagebuch stellt eine Gefahr für Semyon und seine Sippe dar. Vor allem Kirill scheint ein sehr unbeherrschter Bursche zu sein, der ständig von seinem "Fahrer" Nikolai (Viggo Mortensen) beschwichtigt werden muss. Während Semyon nach und nach die Maske fallen lässt, behandelt zumindest Nikolai die mutige Anna mit Respekt. Welches Spiel spielt der undurchsichtige Nikolai, der vermutlich viel mehr als nur ein kleiner Gehilfe ist...?

Bereits 2005 arbeitete Regisseur David Cronenberg mit Viggo Mortensen zusammen. Mortensen übernahm die Hauptrolle in Cronenbergs Gangsterthriller "A History of Violence", das Ergebnis konnte rundum überzeugen. Auch die erneute Zusammenarbeit erweist sich als Glücksfall, der zweite Ausflug in die Unterwelt ist ebenfalls ein sehr ansprechender Film geworden. Vergleicht man Filme wie "A History of Violence" und "Eastern Promises", mit älteren Werken Cronenbergs, z.B. "Rabid" (1977) und "Die Fliege" (1986), ist sehr auffallend, dass die früheren Werke überwiegend auf ihre intensive Atmosphäre bauen. In der stets dominierenden Kälte, gehen die Figuren regelrecht auf, während die neueren Streifen die Charaktere mit mehr Tiefe ausstatten, den Schauspielern mehr Raum zur Entfaltung gewähren. Selbstverständlich verzichtet Cronenberg nicht auf die Erzeugung einer packenden Atmosphäre, nur erreicht er dies inzwischen mit anderen Mitteln. Jede Szene ist sorgfältig geplant und ausgeführt, die Farbgebung, die Ausstattung der Sets, hier wurde nichts dem Zufall überlassen, nichts geschieht ohne Bedacht.

Vor den großartigen Leistungen der Besetzung, muss man sich nahezu in Andacht verneigen. Naomi Watts mag ich sehr gern, ich schätze ihre natürliche Ausstrahlung, die selbst in einem Mega-Blockbuster wie "King Kong", nicht im allgemeinen Krawall und Effektspektakel untergeht. In "Eastern Promises" ist ihre Anna die Verkörperung von Anstand, Mut und Menschlichkeit, doch sie verkommt nicht zu glatten Engelbüste. Nein, auch Anna hat mit Tiefschlägen zu kämpfen, verlor ihr eigenes Baby vor der Geburt, hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Aber sie kämpft sich stets wieder an die Oberfläche, stellt unbequeme Fragen, gibt nicht nach. Ihre Leistung ist ohne Fehl und Tadel, aber trotzdem stehlen ihr die männlichen Kollegen ein wenig die Schau. Dies liegt keineswegs an den Fähigkeiten von Naomi Watts, es liegt schlicht und ergreifend an der Anlage der Rollen. Viggo Mortensen spielt ganz gross auf. Zunächst zurückhaltend, betont "übercool", bei aller "Coolness" aber nie ohne Tiefe, nie ohne Emotionen. In der beeindruckenden "Dampfbadszene" beweisst er Mut zur Nacktheit, hier bleibt es nicht beim Blick auf das blanke Hinterteil. Doch Nacktheit und Coolness allein sind es nicht, die den Auftritt in die Spitzenklasse erheben. Es sind die vielen Feinheiten, die er aus der -vermeintlich- klischeehaften Gangsterrolle herauskitzelt. Man beachte z.B. die Mimik, als er von seinem "Chef" dazu genötigt wird seine Männlichkeit zu beweisen. Vincent Cassel beeindruckt auf den ersten Blick gar noch stärker, er explodiert als mißratener Sohn des grossen Bosses, spielt seinen Part mit hysterischer Kraft. Schnell erkennt man jedoch, dass dieser Charakter längst nicht die Komplexität aufweist, wie der von Mortensen verkörperte Part. Aber Vorsicht, denn David Cronenberg ist ein gewitzter Bursche, im späteren Verlauf des Films, darf auch Cassel subtilere Töne anschlagen, die er mit gleicher Bravour meistert. Dann wäre da noch Armin Mueller-Stahl, der sich hinter der Maske des freundlichen Herren versteckt, gewissermaßen der Wolf im Schafspelz. Die Contenance kommt ihm -wenn überhaupt- nur im Ansatz abhanden, selbst wenn er prügelt, verliert er nie die Kontrolle. Ein abgrundtief verdorbener Charakter, souverän und stilvoll gespielt. Bei dieser geballten Kompetenz, mit der die tragenden Rollen von "Eastern Promises" besetzt wurden, sind die Nebendarsteller freilich lediglich schmückendes Beiwerk. Allerdings Beiwerk der besseren Sorte. Ich möchte -stellvertretend für alle anderen Mitwirkenden- auf Jerzy Skolimowski hinweisen, der als knurriger Onkel der weiblichen Hauptrolle überzeugt. Wenn ich weiter oben schreibe, Viggo Mortensen "verkörpert" seine Rolle, so ist dies durchaus auch wörtlich zu verstehen. Der "Körperlichkeit" spielt in "Eastern Promises" eine nicht unwichtige Rolle, die sich längst nicht auf die zahlreichen Tattoos der Protagonisten reduziert.

Dem aufmerksamen Zuschauer wird nicht entgehen, mit welcher Liebe zum Detail "Eastern Promises" gesegnet ist. Das bedrohliche Milieu der Unterwelt wurde auf überzeugende Weise eingefangen, ein erneuter Hinweis auf die perfekte Ausstattung etc. muss erlaubt sein. Dabei spielt London als Ort des Geschehens nur eine sehr untergeordnete Rolle, die Eigenarten der Metropole bleiben weitestgehend unberücksichtigt. Cronenberg verlässt sich stattdessen auf seine Schauspieler und die Sets, die Stadt sorgt hauptsächlich durch ihre Nennung für Griffigkeit, lässt den Film durch ihren Namen erdiger, realer erscheinen. Die Handlung schreitet konsequent und ohne Hänger vorwärts, doch für ungedulige Betrachter ist das Werk sicher nicht geeignet. Cronenberg ist dafür bekannt, sehr heftige und blutige Gewaltszenen in seine Filme einzubauen. Während sich in "A History of Violence" der Trend zeigte, die Gewalt als "Unterhaltungswert" zu präsentieren, kommt sie in "Eastern Promises" wieder erschreckender daher. Wie ein Faustschlag in die Magengrube, typisch Cronenberg, keinesfalls als Selbstzweck, der lediglich geifernde Blutgeier erfreuen soll (Ok, ich bin ein geifernder Blutgeier, doch das tut nichts zur Sache).

Alle Zutaten ergeben gemeinsam ein gelungenes Menü, doch erneut muss ich die Besetzung in höchsten Tönen loben. Vermutlich das beste Ensemble, welches David Cronenberg je vor der Kamera hatte. Der Engel mit Narben, der böse Wolf und sein Sohn. Doch in erster Linie der rätselhafte Nikolai, dessen Ambivalenz ihn über alle Maßen interessant -regelrecht faszinierend- erscheinen lässt. "Eastern Promises" lebt sicher nicht nur von einem besonders cleveren Thrillerdrehbuch (obwohl es nicht an entsprechenden Qualitäten mangelt), hier stehen die nicht vollends greifbaren Charaktere im Mittelpunkt, die sich in einem vollendet ausgestalteten Milieu bewegen. David Cronenberg mag mit seinen jüngeren Werken eingängiger geworden sein. Auch "normale" Filmfreunde können Zugang zu diesen Filmen finden. Aber kann man es wirklich so simpel auf den Punkt bringen? Ich denke nicht, denn hinter der bodenständigen Fassade, lauern noch immer tiefste Abgründe. Nur wer sich wirklich auf den Film einlassen kann, wird auch die Intensität erfahren, die nach wie vor von Cronenbergs Schöpfungen ausgeht. Wer den üblichen Gangsterschmonz ala Scorsese erwartet, wird vermutlich eine herbe Enttäuschung erleben, vielleicht aber auch eine neue Erfahrung machen, die Lust auf mehr macht...

Die Blu-ray zu "Eastern Promises" ist von sehr ansprechender Qualität. Der Film liegt in tadelloser Qualität vor, die Boni sind interessant. Klare Kaufempfehlung für alle Cronenberg-Fans, für alle die Fans werden sollen, für Filmfreunde mit Lust auf ein grosses Kinoerlebnis.

Sehr gut = 8/10

Lieblingszitat:

"Halten Sie sich fern, von Menschen wie mir."

***

Vom Ursprung her verdorben

Blap Offline




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13.11.2010 00:02
#3735 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

The Art of War (Kanada, USA 2000, Originaltitel: The Art of War)

Zwischen den Fronten

Im Auftrag der Vereinten Nationen, erledigt Neil Shaw (Wesley Snipes) besonders heikle Missionen. Nachdem er bei einem Job verletzt wurde, gönnt sich der Agent eine mehrmonatige Auszeit. Seine Auftraggeberin Eleanor Hooks (Anne Archer), die eine enge Mitarbeiterin und Vertraute des UN-Generalsekretärs Douglas Thomas (Donald Sutherland) ist, reaktiviert den zuverlässigen Shaw. Bei einem Empfang kommt der chinesische Botschafter zu Tode. Man schiebt Shaw die Schuld in die Schuhe, doch kurz nach seiner Verhaftung wird er von einem Spezialkommando der Chinesen entführt. FBI-Agent Frank Capella (Maury Chaykin) überlebt den Anschlag auf den Gefangenentransport. Der erfahrene Bursche ahnt bereits, dass die Vorgänge von Hintermännern manipuliert werden, er haftet sich jedoch an die Fersen Shaws. Der "Befreite" kann sich seinen Entführern entziehen, es gibt weitere Tote. Immerhin kann Shaw die UN-Dolmetscherin Julia Fang (Marie Matiko) aus einer lebensgefährlichen Situation retten. Die junge Frau soll aus dem Weg geräumt werden, widerwillig lässt sie sich auf die Zusammenarbeit mit Shaw ein. Derweil erwischt es eine alte Weggefährtin des Mordverdächtigen, die Neil nicht vor einem Killerkommando retten kann. Wer will mit aller Gewalt das angestrebte Handelsabkommen zwischen den USA und China verhindern? Die Verschwörung reicht bis weit nach oben, unangenehme Erkenntnisse warten auf Neil Shaw...

Regisseur Christian Duguay (Scanners II & III, Hydrotoxin), stand für "The Art of War" ein recht stattliches Budget zur Verfügung. So protzt die Eröffnung dann auch gleich ordentlich, kommt optisch opulent rüber. Das Drehbuch möchte mit cleveren Einfällen punkten, strickt ein Verschwörungshemdchen mit überraschenden (?) Wendungen. Der Film ist gewillt in der A-Liga mitzuspielen, erreicht aber zu keiner Zeit die Qualitäten von Streifen wie "Lethal Weapon I-IV", "Stirb langsam I-IV" etc.. Dies wäre nicht tragisch, denn obwohl ich die genannten Titel sehr mag, schlägt mein Herz besonders für Actionstreifen aus dem B-Sektor. Den Charme und die Härte dieser Regionen, verfehlt "The Art of War" allerdings ebenso. Der Flick setzt sich für meinen Geschmack zwischen die Stühle. Dies kann im Einzelfall sehr reizvoll sein, hier mutet es jedoch seltsam unbefriedigend an.

Wesley Snipes reisst seinen Stiefel solide runter, doch man hat ihn schon in besserer Spiellaune gesehen. Mit Anne Archer und Donald Sutherland tauchen zwei gestandene Größen auf, denen aber nicht viel abverlangt wird. Besonders Sutherland wirkt gelangweilt, vermutlich hatte er gerade keine lukrativeren Angebote abzuarbeiten. Besser gefällt mir der Part von Maury Chaykin, der als FBI-Ermittler mit Ecken und Ausstrahlung agiert. Michael Biehn -der immerhin den "Terminator" in den Arsch getreten hat- gewann in den Jahren an Profil, seine Leistung kann man ebenfalls als gelungen verbuchen. Cary-Hiroyuki Tagawa gibt sich verschlagen, man kennt sein Gesicht aus zahlreichen Produktionen. Marie Matiko ist ganz nett anzusehen. Wichtiger jedoch: Sie wurde von meiner heiss und innig geliebten Nana Spier synchronisiert, was ihre Dialoge für mich zu kleinen Freudenfesten werden lässt. Die Besetzung spielt insgesamt ordentlich auf, einige Akteure bleiben unterfordert. Gute Mittelklasse, nicht mehr, aber auch nicht weniger...

Mir gefallen die B-Actioner gut, in denen Wesley Snipes seit fünf, sechs Jahren zu sehen ist. Filme wie "7 Sekunden", "The Marksman", "The Detonator" und "The Contractor", wurden in Osteuropa produziert, wo es auch alte Recken wie Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme und Steven Seagal hinzieht. Ich fahre auf diese erdigen und -teils- ruppigen Streifen ab, sie gefallen mir einfach deutlich besser, als "Möchtegern-A-Action" wie "The Art of War". Vielleicht hätte man gut daran getan, mehr Gewichtung auf Geballer und Härte zu setzen, anstatt den Versuch zu unternehmen, einen ach so pfiffigen Thrillerplot unters Volk zu bringen. Ich muss mich wiederholen, für mich sitzt "The Art of War" zwischen den Stühlen. Ein Ausfall ist der Streifen sicher nicht, doch man hätte IMHO deutlich mehr aus dieser Besetzung herausholen können/müssen.

In Deutschland existiert eine gekürzte Fassung ab 16, glücklicherweise aber auch eine ungekürzte Auswertung ohne Jugendfreigabe. Süchtlinge können zugreifen, Pflicht ist die Scheibe aber nicht. Schon aus Neugier werde ich mir auch den Nachfolger "The Art of War II: Betrayal" (2009) anschauen, in dem Snipes erneut als Neil Shaw zu sehen ist. Immerhin führte dort Josef Rusnak Regie, der mit Snipes den gelungenen "The Contractor" eintütete. Es existiert auch noch ein dritter Aufguss, der allerdings ohne Wesley Snipes auskommen muss.

"The Art of War" verdient sich knappe, wacklige 6/10 (obere Mittelklasse). Nicht übel, aber es wurde zu wenig aus den gegebenen Möglichkeiten gemacht.

Lieblingszitat:

"Regierungen kommen und gehen. Aber McDonalds, die wird es immer geben."

***



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