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Dieses Thema hat 5.290 Antworten
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Blap Offline




Beiträge: 1.128

28.10.2010 00:31
#3706 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

The Beast Must Die (Großbritannien 1974, Originaltitel: The Beast Must Die, deutscher Titel: Mondblut)

Der Sicherheitsexperte Pavel (Anton Diffring) hat im Auftrag des schwerreichen Tom Newcliffe (Calvin Lockhart), ein extrem aufwändiges und komplexes Überwachungssytem auf dessen Landsitz installiert. Mit dieser Anlage kann das äusserst grosszügig dimensionierte Anwesen, optisch und akustisch nahezu lückenlos überwacht werden. Egal ob im Haus oder Garten, selbst im Wald, welcher das Grundstück umgibt, überall wurden Kameras und Mikrophone positioniert. Die Schaltzentrale befindet sich im Haus von Newcliffe. Der Grund für die Anbringung dieses Systems mutet haarsträubend an. Der verschrobene Millionär hat eine Gruppe von Gästen auf sein Anwesen eingeladen, einer aus der illustren Truppe soll ein Werwolf sein. Zumindest ist der Hausherr fest von seiner befremdlichen Vermutung überzeugt. Tom Newcliffe, der nicht nur im Geld schwimmt, sondern auch ein passionierter Jäger ist, will den Werwolf enttarnen, stellen und zur Strecke bringen. Was zunächst nach Spinnereien eines Exzentrikers riecht, sorgt schliesslich tatsächlich für Angst und Schrecken. Gibt es wirklich einen Werwolf im Kreis der Anwesenden? Verdachtsmomente sind durchaus vorhanden, gern möchte sich der eine oder andere Besucher der "Veranstaltung" entziehen, doch Newcliffe nötigt seine Besucher mit Nachdruck zum Verbleib. Unter den Gästen weilt auch Dr. Christopher Lundgren (Peter Cushing), der als Fachmann für Lykanthropie gilt. Seine Ausführungen mögen sich abenteuerlich anhören, doch die grausame Realität straft die Skeptiker bald Lügen. Reichen eine ausgefeilte Sicherheitsanlage und ein ehrgeiziger Jäger aus, um einen rasenden Werwolf zu stoppen, endgültig zu erlegen? Vor allem gilt es zu klären, welcher Gast sich bei Vollmond in eine reissende Bestie verwandelt...

Diese Amicus Produktion entstand unter der Regie des weniger bekannten Paul Annett. Der Film bietet ungewöhnliche Ansätze, fügt unterschiedliche Genres zu einem interessanten Filmerlebnis zusammen, obwohl eine Genre (Kriminalfilm) dominiert. Beim Wort "Werwolf" denkt man unwillkürlich an einen Grusel-/Horrorstreifen, doch bei "The Beast Must Die" steht das Krimi-/Thrillerelement klar im Vordergrund. Diese Ausrichtung zieht man konsequent durch, der Zuschauer wird aufgefodert den Täter -äähhm, Werwolf- zu ermitteln. Vor dem Finale gibt es einen sogenannten "Werewolf Break". Dort wird eine kurze Übersicht der Verdächtigen präsentiert, jede Figur mit ein paar Zeilen bedacht, schliesslich gewährt man dem Zuschauer 30 Sekunden Frist zur Entscheidung. Diese Option dürfte für jede Menge Spass sorgen, wenn man den Film mit einigen Freunden/Bekannten schaut. Ich lag mit meinem Verdacht übrigens völlig daneben, Derrick wäre nicht stolz auf mich, oh weh...

Das Erscheinungsbild des Werwolf mag zunächst für Enttäschung sorgen. Hier gibt es keine liebevoll aufgemachte Bestie zu sehen, man hat schlicht und ergreifend einen gewöhnlichen Hund ein wenig "aufgemotzt". Das Tier wirkt eher putzig, zumindest nicht unbedingt bedrohlich. Letztlich kommt dies dem Film sogar zugute, schliesslich dient der Werwolf nur als Aufhänger für eine unterhaltsame Killerhatz. Man lenkt gewissermaßen nicht vom Kern der Sache ab. Trotzdem bleibt das gute "Genremix-Gefühl" erhalten, denn Amicus belässt es nicht bei einem "Krimi mit Gruselschlagseite". Der (Anti)Held und Hauptdarsteller Calvin Lockhart, transportiert jede Menge Blaxploitation Atmosphäre in das Treiben. Sein Machogehabe lässt selbst Shaft wie einen Klosterschüler wirken, eine tolle Vorstellung. Als ruhender Gegenpol fungiert der von mir sehr verehrte Peter Cushing, der sich als "Werwolf-Experte" recht ausführlich über sein Fachgebiet auslassen darf. Der Nachname Lundgren verrät es, Herr Cushing spielt einen Schweden, was er mit einem herrlichen Dialekt vortrefflich untermalt. Anton Diffring blieb der grosse Durchbruch leider verwehrt, doch er blieb bis zu seinem Tod (1989) ein gefragter Schauspieler, oft wurde er als Bösewicht besetzt (Zum Beispiel als SS-Offizier in "Where Eagles Dare" (Agenten sterben einsam, 1968). Diffring war auch ein diversen Produktionen für das deutsche Fernsehen zu sehen ("Derrick", "Der Alte"). In diesem Amicus Film liefert eine überzeugende Vorstellung als routinierter Techniker, der sich unerwartet mit dem Grauen konfrontiert sieht. Charles Gray kommt recht knurrig daher, er dürfte vielen Filmfreunden durch den Bond Film "Diamantenfieber" bekannt sein. Dort ist er als Superschurke Blofeld zu sehen. In bester Erinnerung habe ich seinen Auftritt in der Hammer Perle "The Devil rides out" (1968). Er mimt in diesem Werk den bösartigen Gegenspieler von Christopher Lee. Damit soll genug zur Besetzung gesagt sein. Die weiteren Nebendarsteller verdienen ebenfalls Anerkennung, doch dies würde den Rahmen sprengen. Schaut euch den Film an, überzeugt euch selbst von den Qualitäten der Schauspieler.

Wer nun glaubt einen wüsten Streifen vor den Latz geknallt zu bekommen, liegt bei "The Beast Must Die" völlig daneben. Sicher, ein Kriminalfilm mit Horrorelementen, dazu ein Blaxploitationhauptdarsteller, das riecht nach einem reichlich wilden Treiben. Aber weit gefehlt, der Film kommt sorgfältig inszeniert und angenehm fliessend erzählt daher, ist überwiegend dialoglastig ausgerichtet. "Action" findet nur dann und wann statt, rundet das sympathische Gesamtbild gelungen ab. Der Score tönt sehr erbaulich aus den Lautsprechern. Irgendwie hat man den Kunstgriff hinbekommen, die unterschiedlichen Genres auch musikalisch kompakt auf den Punkt zu bringen. Konventionelle und originelle Ideen werden schamlos miteinander vermengt. Obwohl eher ruhig und solide ausgeführt, mutet "The Beast Must Die" durchaus eigenwillig, kauzig an, auf jeden Fall sehr liebenswert. Leider gibt es in Deutschland bisher keine offizielle DVD-Veröffentlichung des Films. Unter dem altbekannten Verleihtitel "Mondblut" ist ein Bootleg erschienen, über dessen Qualität und Verfügbarkeit ich allerdings keine Aussage treffen kann. Mir liegt der Film als britische DVD von Optimum vor. Die Scheibe geizt mit Boni, punktet aber kräftig mit ihrer schönen Bildqualität. Wer auf die deutsche Synchronisation verzichten kann, sollte sich auf jeden Fall die Optimum DVD gönnen (Schon allein wegen dem prachtvollen "Schwenglish" von Peter Cushing, sollte man sich den Originalton nicht entgehen lassen). Der Silberling wird zum fairen Preis angeboten, aktuell z.B. bei www.play.com für schlappe 6.99€!

Erneut wird mir klar, wie unverschämt und abstossend die Bewertung per Zahlenraster ist. Wenn ich die zahlreichen Amicus (oder auch Hammer) Produktionen zum Vergleich heranziehe, finde ich viele Filme, die mir noch weitaus mehr am Herzen liegen als "The Beast Must Die". Ergo "muss" ich diesen schönen Film mit lediglich 6,5/10 (oberste Mittelklasse) abspeisen, da die höheren Regionen von anderen Perlchen und Schätzen blockiert werden. Wie so oft bin ich deshalb dazu gezwungen, auf den "Wohlfühlfaktor" hinzuweisen, der dem Edelsteinchen mindestens 8/10 Knuffelpunkte einbringt!

Fazit: Dezent grotesk, dabei angenehm und liebenswert. In einem Wort: Knuffig!

Lieblingszitat:

"...and no one is missing?"

***

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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

28.10.2010 16:54
#3707 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Ein Juwel unter den Gruselkomödien!
ALLE MÖRDER SIND SCHON DA
u.a. gemixt von John Landis und Debra Hill.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

28.10.2010 19:41
#3708 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp
Ein Juwel unter den Gruselkomödien!
ALLE MÖRDER SIND SCHON DA
u.a. gemixt von John Landis und Debra Hill.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*




Ich würde das eher als Krimikomödie bezeichnen.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

28.10.2010 20:43
#3709 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

José Luis Merino: DAS GEHEIMNIS VON SCHLOSS MONTE CHRISTO (Ivanna -I/ES- 1970)

Gruselhorror mit ein paar Nackten Brüsten und für die Laufzeit etwas zu dünner Handlung.
Auch Optisch kann der Film nicht mit den Meisterwerken Bavas und co. mithalten, allerdings hat er einige Atmosphährisch sehr gelungene Szenen (und einige, die ziemlich daneben gingen ... )

Für Fans shenenswert, für alle anderen wohl zu langatmig.
Mir jedenfalls hat´s auch bei widerholtem sehen gefallen....

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Blap Offline




Beiträge: 1.128

28.10.2010 23:19
#3710 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

La nuit des traquées (Frankreich 1980, englischer Titel: The Night of the Hunted)

Robert (Alain Duclos) ist mit dem Auto auf einer Nebenstrasse unterwegs. Aus der dunklen Nacht taucht eine junge Frau (Brigitte Lahaie) auf, die nur mit einem Nachthemd bekleidet ist. Völlig verwirrt und verängstigt bittet die Unbekannte um Hilfe, selbst an ihren Namen, Elisabeth, kann sie sich nur mit Mühe erinnern. Robert nimmt die verstörte Elisabeth in seinem Fahrzeug mit. Unbemerkt irrt eine weitere junge Frau in der Nähe der Strasse umher, sie sucht offensichtlich nach Elisabeth, ist völlig nackt, ebenso wirr und verzweifelt wie die Gesuchte. In seiner Wohnung kommen sich Robert und Elisabeth körperlich näher, doch noch immer kann sich die Verzweifelte an nichts erinnern, sie vergisst selbst die Vorgänge der nahen Vergangenheit. Als Robert zur Arbeit aufbricht, tauchen der Arzt Dr. Francis (Bernard Papineau) und seine Mitarbeiterin Solange (Rachel Mhas) auf. Sie bewegen Elisabeth dazu ihnen zu folgen, bringen sie in ein modernes Hochhaus. In diesem Haus halten sich weitere Menschen mit Gedächtnisverlust auf, einige der Anwesenden verfallen darüber hinaus auch körperlich, können sich kaum noch auf den Beinen halten. Inzwischen weilt auch Véronique (Dominique Journet) wieder auf der rätselhaften Krankenstation, die in der vergangenen Nacht unbekleidet durch den Wald irrte. Elisabeth fühlt sich mit Véronique verbunden, gemeinsam will man fliehen...

Ein kurzer Einblick in die Handlung von "La nuit des traquées", kann nicht ansatzweise die Intensität und unbequeme Faszination widerspiegeln, die von diesem beindruckenden Werk ausgeht. Jean Rollin ist gewissermaßen der ungekrönte König des erotischen Vampirfilms -oder des "etwas anderen" Vampirfilms- doch "La nuit des traquées" beschreitet eigene Wege. Rollin breitet von Anfang an einen Teppich der Bedrohung aus, der sich bald wie ein eiskaltes Leichentuch um den Zuschauer schlingt, kein Entrinnen zulässt. Der Film strahlt eine unbehagliche Kälte aus, egal vor welcher Kulisse die Schauspieler agieren. Wenn tatsächlich kurz ein Fünkchen Hoffnung und/oder Menschlichkeit aufglimmt, wird dieses umgehend im Ansatz erstickt, lässt die Vorgänge letztlich noch bitterer und depressiver erscheinen.

Es fällt mir sehr schwer, die richtigen Worte zu finden, die diesem Film auch nur ansatzweise gerecht werden, dabei aber gleichzeitig nicht zu viel verraten. Die Kranken finden keinen Halt, jeder Versuch die eigene Lage zu verbessern -oder gar zu begreifen- führt zu noch mehr Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit. Rollin versteht es sehr geschickt, die kalte Hochhauskulisse für seine Zwecke einzusetzen. So führt die Flucht von Elisabeth und Véronique die Frauen zwar tatsächlich vor die Türen des Gebäudes, doch dort erwartet sie das Panorama der Giganten aus Beton, Stahl und Glas, seelenlose Säulen des Schreckens. Hilfe von Ausserhalb wird notfalls mit Gewalt unterbunden, doch wäre sie nicht sowieso völlig fruchtlos geblieben? Die Antwort wird jedem Zuschauer klar sein, wenn er nach knapp 88 Minuten ""La nuit des traquées" erlebt hat. Ich schreibe ganz bewusst "erlebt". Sicher wird dieses Werk nicht jeden Filmfreund ansprechen -das war bei Rollin noch nie der Fall- doch der Film wird selbst Skeptiker auf irgendeine Art berühren, nicht spurlos an ihnen vorbeiziehen.

Die Darsteller sollen nicht unerwähnt blieben. Brigitte Lahaie zeigt hier sehr eindrucksvoll, dass sie viel mehr kann als ihr in HC-Produktionen abverlangt wurde. Ihr mehr und mehr ins Leere starrender Blick, wirkt auf den Zuschauer umso stärker ein, je mehr ihre Elisabeth aus dem Leben gleitet, tiefer in den schwarzen Schlund der Hoffnungsloskeit stürzt. Kaum weniger beeindruckend gerät die Leistung der hübschen Dominique Journet, die eine kindliche Zerbrechlichkeit ausstrahlt, wodurch die Tragik ihres Werdegangs noch gnadenloser auf den Zuschauer einwirkt. Sehr starke Szenen hat auch Catherine Greiner, die ansonsten überwiegend im HC-Bereich aktiv war. Man beachte die Momente zwischen Lahaie und Greiner, die Verzweiflung und Trauer, die sich tonnenschwer über ein vermeintlich banales Essen legt. Die ebenfalls mit HC-Erfahrung ausgestattete Rachel Mhas, bildet eine Art kalten Gegenpol zu den Erkrankten, sie spielt ihren Part nicht minder intensiv und beeindruckend. Alain Duclos wird von den Ereignissen mitgerissen, gerät in Vorfälle, die er weder steuern noch aufhalten kann. Bernard Papineau zeigt als skrupelloser Mediziner einen kurzen Anflug von Menschlichkeit, doch davon sollte man sich nicht auf eine falsche Fährte locken lassen, nicht auf ein Licht am Ende des Tunnels hoffen.

"La nuit des traquées" lässt viel Raum für Interpretationen. Rollin liefert letztlich eine Erklärung für die "Erkrankung", die vordergründig fast ein wenig flach und einfallslos anmutet. Doch diese Erklärung passt perfekt in die damalige Zeit, das momentan wieder sehr aktuelle Thema, bewegte schon vor dressig Jahren die Massen, führte zu neuen politischen Strömungen. Ergo ist die offensichtliche Kritik sogar aktueller denn jemals zuvor (Spoilergefahr zwingt mich zu nebulösen Formulierungen). Man würde dem Film aber keinesfalls gerecht, wenn man ihn auf eben diese offenkundige, vordergründige "Message" reduzieren würde. "La nuit..." geht viel tiefer, stellt elementare Fragen (sind es tatsächlich Fragen?), überlässt die Antworten dem Zuschauer (gibt es Antworten?). Die letzten Momente kann man als Erlösung auffassen, doch von einem klassichen Happy End kann nicht die Rede sein, der Gedanke daran kommt erst gar nicht auf. Ich kam mir vor, als wäre ich in einen gewaltigen Strudel geraten. Wenn sich kurz ein rettender Ast anzubieten schien, zerbrach dieser unter meinem Zugriff, wahlweise zog mich der Strudel noch gnadenloser in sich hinein. Man könnte vermutlich Bücher über diesen Film verfassen, ihn auf unterschiedlichste Weise interpretieren. IMHO wird kaum ein Betrachter "La nuit..." als Schliderung einiger Einzelschicksale sehen, jede Auslegung ist möglich -vielleicht gar angebracht- jeder Gedankengang wünschenswert. Es bleibt dem Zuschauer überlassen, ob der das weisse Nachthemd der Lahaie als Totenhemd für eine Person betrachtet... ...oder eben als Leichentuch für die gesamte Gesellschaft, die in all ihrer Kälte und Verdorbenheit, im Taumel des Vergessens, schon den entscheidenden Schritt über den Rand des Abgrunds hinaus getan hat. Unzählige Anspielungen, mehr oder weniger offenkundig, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Handwerklich wirkt nicht immer alles rund. Man kann durchaus hinterfragen, ob z.B. die (wenigen) recht holprig wirkenden Schiesserein wirklich nötig waren. Doch letztlich funktioniert der Film eben doch über die gesamte Laufzeit, was in Anbetracht der eher bescheidenen Produktionsumstände wie ein kleines Wunder anmutet. Ich möchte "La nuit des traquées" jedem aufgeschlossenen Filmfreund mit allem Nachdruck ans Herz legen! Ich verneige mich vor dieser Arbeit von Jean Rollin, mit dessen Werken ich mich in Zukunft intensiver beschäftigen werde. Lieber Jean, das ist ein Versprechen!

Das niederländische Label Encore, hat ""La nuit des traquées" in sehr ansprechender Form veröffentlicht. Der Film liegt ungekürzt vor, die Qualität ist solide, obschon nicht von steriler Hochglanzperfektion. Das schicke Digipak kommt in einem stabilen Schuber ins Haus, eine interessante Bonus-DVD liegt bei. Die Bonus-Scheibe bietet Audiokommentare, Interviews und ein paar weitere Kleinigkeiten an, ferner ist ein informatives Booklet an Bord. Die französische Originaltonspur lässt sich durch Untitel in einigen Sprachen ergänzen, darunter finden sich auch UT in deutscher Sprache. Für diese hochklassige Veröffentlichung werden rund 25€ fällig, die in Anbetracht des Gebotenen als Freundschaftspreis durchgehen. Wer weniger investieren möchte, kann z.B. zur britischen Variante von Redemption greifen (The Night of the Hunted).

Wie soll ich diesen Film in das übliche Zahlenschema pressen? 8/10 (sehr gut) sind das absolute Minimum, doch meiner Ansicht nach zu niedrig angesetzt. Zunächst möchte ich es dennoch bei 8,5/10 (sehr gut bis überragend) belassen. Weitere Sichtungen werden für mehr Klarheit sorgen, eine bessere Einschätzung ermöglichen.

Lieblingszitat:

"So war es doch? So war es doch? Das weißt du doch noch?"

***

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kaeuflin Offline




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29.10.2010 17:17
#3711 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Noch jemand der "La nuit des traquées" mag!

Für mich einer von Rollins besten Filmen - und der wohl
bedrückendste in seinem Gesammtwerk!

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Blap Offline




Beiträge: 1.128

29.10.2010 21:50
#3712 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von kaeuflin

Für mich einer von Rollins besten Filmen - und der wohl
bedrückendste in seinem Gesammtwerk!



Ich habe das Schaffen von Rollin bisher zu sehr vernachlässigt. Aber das wird sich in den nächsten Monaten ändern.

***

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kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

29.10.2010 22:28
#3713 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Blap

Zitat von kaeuflin

Für mich einer von Rollins besten Filmen - und der wohl
bedrückendste in seinem Gesammtwerk!



Ich habe das Schaffen von Rollin bisher zu sehr vernachlässigt. Aber das wird sich in den nächsten Monaten ändern.




Dann möchte ich dier folgende Filme besonders an Herz legen :

La Rose de Fer 1973 - Eigentlich keine Handlung aber unglaublich atmosphährisch!

Lèvres de sang 1975 - Für mich sein schönster Vampier Film ( Auch wenn er nicht ganz ins typische Muster passt (oder gerade deshalb)

Les Echapees 1981 - Relativ unbekannt aber gut - für Rollin viel Handlung und Dialog.

und

Les Deux orphelines vampires 1997 - Spätes Highlight - Herlicher Film !



Bei mir gabs heute einen Hammer Film - Michael Careras : Bestien Lauern vor Caracas 1968

Eigentlich guter, stimmungsvoller Film mit einigen eher unfreiwillig Komischen "Special Effects" - Ich sage nur Riesenkrebse... Dafür sind die Aufnahmen im Nebel mit den Segelschiffen klasse.

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Blap Offline




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29.10.2010 23:12
#3714 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Moin,

die stehen allesamt auf meiner Liste (die Rose bereits seit einiger Zeit in der Sammlung). Fast noch mehr liegt mir allerdings der Ausbau meiner Jess Franco Abteilung am Herzen. Diese umfasst zwar bereits rund 20 Titel, doch betrachtet man das Gesamtwerk Francos, ist das eine sehr bescheidene Ausbeute.


***


Kick-Ass (Großbritannien, USA 2010, Originaltitel: Kick-Ass)

Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein unauffälliger, unscheinbarer Teenager. Er besucht noch die Schule, hängt gern mit seinen Freunden rum, liest Comics, steht auf die Möpse seiner Lehrerin, onaniert häufig und mit grosser Begeisterung. Eines Tages hat er genug davon, vom örtlichen Gesindel ausgenommen und rumgeschubst zu werden. Er bestellt sich im Internet ein Superheldenkostüm, will verkleidet gegen das Böse ins Feld ziehen. Sein erster "Einsatz" gerät jedoch zum Desaster, er bezieht ordentlich Prügel, wird niedergestochen und von einem Auto angefahren. Recht schnell kommt Dave wieder auf die Beine, etliche Metallimplantate halten seinen Körper in Form, ferner ist er durch eine Schädigung seines Nervensystems weniger schmerzempfindlich. Bald streift er sich das Kostüm erneut über, prompt gerät er wieder in einer Schlägerei, als er einem von drei Typen gehetzten Kerl zur Hilfe kommt. Natürlich kassiert er erneut Prügel, kann die Angreifer aber zumindest in die Flucht schlagen. Er stellt sich einem Zeugen als Kick-Ass vor, wenig später ist er dank YouTube ein gefeierter Star des Internets. Während Kick-Ass nur ein Möchtegernsuperheld ist, agieren Big Daddy (Nicholas Cage) und seine Tochter Hit Girl (Chloë Moretz) in einer ganz anderen Liga. Das dynamische Duo tritt den richtig harten Verbrechern in den Hintern, besonders auf die Mannschaft des Gangsterbosses Frank D’Amico (Mark Strong) haben sie es abgesehen. D'Amico rechnet die Aufräumaktionen Kick-Ass zu, was den "Superhelden" in arge Bedrängnis bringen könnte. Allerdings hat der gute Dave momentan ein ganz anderes Problem. Sein Traumgirl Katie (Lyndsy Fonseca) beachtet ihn endlich, verbringt sogar jede Menge Zeit mit Dave, doch sie hält ihn für schwul...

"Kick-Ass" kommt als liebevolle Parodie daher, verkommt aber glücklicherweise nicht zum debilen Comedy-Unfug. Ebenso angenehm ist die Tatsache, dass wir es nicht mit einem familienfreundlichen Filmchen für den Sonntagnachmittag zu tun bekommen. "Kick-Ass" ist freilich kein wüstes Schlachtfest, es kommt jedoch zu einigen blutigen Vorfällen und Auseinandersetzungen. "Politisch korrekt" ist der Streifen sowieso nicht, denn die "echten" Superhelden namens Big Daddy und Hit Girl gehen ohne Rücksicht auf Verluste vor, Gesetze gelten für die Rächer nicht.

Gönnen wir der Besetzung ein paar Zeilen. Für die Hauptrolle wurde ein gewisser Aaron Johnson ausgewählt, der mir zuvor noch nie aufgefallen ist. Man hat den jungen Burschen gut an die Rolle angepasst, er sieht in der Tat reichlich unscheinbar aus, dabei aber nicht zu vertrottelt, angenehmerweise neigt er nicht zur Nervensägerei. Zwar werden die schauspielerischen Glanzlichter von anderen Mitwirkenden gesetzt, doch besser hätte man die Rolle des unscheinbaren Teenies und "Möchtegern-Superhelden" kaum besetzen können. Ich bin mit der Darbietung von Aaron Johnson sehr zufrieden. Die beiden "echten" Superhelden sind die heimlichen(?) Stars des Streifens. Nicholas Cage liefert eine seiner besten Leistungen ab, ständig verwandelt er sich vom liebevollen Vater -der reichlich ungewöhnliche Erziehungsmethoden anwendet- in den eiskalten Rächer, der mit gnadenloser Präzision gegen seine Feinde ins Feld zieht. Der Oberknüller ist aber die kleine Chloë Moretz, die als "Hit-Girl" wie eine Sense des Schreckens in den Reihen der Gauner wütet. Ihre Mimik pendelt zwischen herzallerliebst, schelmisch und entschlossen umher, die Kleine sorgt für beste Stimmung, klasse! Kaum weniger stark der Auftritt von Mark Strong, der alle Klischees des erfolgreichen Gangsterbosses gekonnt abspult. Sein Söhnchen wird von Christopher Mintz-Plasse gespielt, dessen Rolle im Verlauf des Filmes an Gewicht gewinnt. Mitz-Plasse wandelt auf dem schmalen Grad zwischen lustig und nervig, bleibt aber letztlich stets auf der lustigen Seite, daher gilt auch für ihn: Daumen hoch! Lyndsy Fonseca ist eine junge, hübsche Frau, die in ihrer Rolle als Freundin der Hauptfigur aber nicht gefordert wird. Hübsches Beiwerk, mehr Spielraum gewährt ihr der Film nicht. Damit es nicht zu ausufernd gerät, möchte ich die kurze Vorstellung der Darsteller hiermit beenden. Die übrigen Nebencharaktere fügen sich gut in das Gesamtbild ein, dabei wollen wir es belassen.

"Kick-Ass" gelingt das kleine Kunststück, tatsächlich auf Figuren zu verzichten, die am Nervenkostüm des Zuschauers nagen. Es wäre sicher wünschenswert gewesen, wenn man dem einen oder anderen Charakter ein wenig mehr Substanz verliehen hätte. Doch dies hätte zu einer nicht unerheblichen Aufblähung der Sause geführt, was für einen Film dieser Gangart vermutlich eher hinderlich wäre. Wenn uns die angekündigte Fortsetzung tatsächlich ereilen sollte, lässt sich sicher einiges nachbessern. Tricktechnisch präsentiert sich "Kick-Ass" auf Höhe der Zeit, die FX sind solide, doch sie dominieren den Film angenehmerweise nicht. Der Score passt gut zu den jeweilgen Situationen, besonders wenn Hit Girl auf die Kacke haut, sorgt auch die musikalische Untermalung für Freude. Über die gesamte Laufzeit (immerhin knapp 118 Minuten, inkl. Abspann) versteht der Film kurzweilig zu unterhalten, Hänger sind nicht auszumachen. Man könnte nun vielleicht daran rummäkeln, dass der Streifen ein recht pathetisches Finale auffährt, was ihn zum Abschluss dann doch eher gewöhnlich wirken lässt. Doch "Kick-Ass" will nie "nur" eine Parodie sein, mir ist das Finale jedenfalls nicht sauer aufgestossen. Ein Fortsetzung wäre sehr zu begrüssen, es ist mehr als genug Potential vorhanden. Die Figur Kick-Ass ist sehr ausbaufähig, Red Mist lässt auf irre Aktionen hoffen (auf diesen Charakter bin ich hier bewusst nicht eingegangen), vor allem wünsche ich mir ein Wiedersehen mit Hit Girl.

Aktuelles Popcornkino kann -zumindest ab und zu- auch einen alten Muffel wie mich begeistern. "Kick-Ass" sorgt für gute Laune, ist kurzweilig und unterhaltsam, erfreut mit gesunder Härte (die ich in einem Film dieser Art nicht erwartet hätte). Die Blu-ray bietet den Film in schöner Qualität an, es wird einiges an Bonusmaterial geboten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich mit den Boni nicht beschäftige habe, da sie mich in diesem Fall nicht sonderlich interessieren. Die Scheibe verdient sich eine klare Kaufempfehlung, FSK-Flatschen-Neurotiker werden durch ein Wendecover entlastet. Alternativ gibt es auch eine Ausgabe im Steelbook, die mit einigen Euro mehr bezahlt werden muss (Die Gier nach diesen Blechteilen finde ich seltsam. Wenn schon schicke Sonderverpackungen, dann bitte ein hübsches Digipak oder eine Hartbox. Aber das ist natürlich reine Geschmacksache).

Gut bis sehr gut = 7,5/10

Lieblingszitat:

"Wer ich bin? Ich bin Hit Girl."

***

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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

30.10.2010 14:21
#3715 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Nach "Alle Mörder sind schon da" nun das Non-Plus-Ultra dieses Genres:
Neil Simon's EINE LEICHE ZUM DESSERT
mit Alec Guinness, David Niven, Peter Sellers, Peter Falk, Maggie Smith, Eileen Brennan, James Coco, Elsa Lanchester v.a. und Truman Capote.
Buch: Neil Simon. Musik: Dave Grusin. Produziert von Ray Stark. Regie: Robert Moore. Ein Rastar Film.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

30.10.2010 21:53
#3716 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Heute abend : Das Schicksal In Person (Nemesis 1987) ein
Miss Marple Film mit Joan Hickson

Schwacher Roman , gelungener Film -
Für mich einer der Unterhaltsammsten Filme der Collection

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Bob Dylan

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wallace-fan Offline




Beiträge: 895

31.10.2010 08:05
#3717 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Gestern: Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe
Demnächst: Der Todesrächer von Soho, Das Geheimnis des gelben Grabes

Sir Oliver Offline




Beiträge: 2.008

31.10.2010 11:16
#3718 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

gestern:

Der Fälscher von London

und

Der Frosch mit der Maske

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

31.10.2010 11:34
#3719 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Aus der Serie Der Alte "Verena und Annabelle"

Mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Krista Keller, Paul Hoffmann, Heinz Drache, Werner Pochath, Max Strecker.

Buch: Karl Heinz Willschrei
Regie: Alfred Vohrer

Blap Offline




Beiträge: 1.128

31.10.2010 23:18
#3720 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Private House of the SS Girls (Italien 1977, Originaltitel: Casa privata per le SS)

Die SS will sich die Führungsetage der lästigen Wehrmacht vom Hals schaffen. Man beauftragt den fanatischen SS-Offizier Hans Schellenberg (Gabriele Carrara) damit, schnellstmöglich ein Bordell mit perfekt ausgebildeten Liebesdamen an den Start zu bringen. Schellenberg erpresst seine alte Bekannte Eva (Macha Magall), sie soll ihm als Kennerin der Szene geeignete Damen beschaffen, inklusive Eva sollen zehn junge Frauen für den Job benutzt werden. Unter der Leitung von Schellenberg, seiner Mitarbeiterin Inge (Marina Daunia) und dem abstossenden Mediziner Prof. Jürgen (Luciano Pigozzi), durchlaufen die Frauen eine schonungslose Ausbildung, die sie auf alle erdenklichen Perversionen vorbereitet. Endlich geht der Edelpuff unter dem Namen "Blumenstrauß" in Betrieb, Generäle der Wehrmacht sind zur Eröffnung geladen. Nach einem üppigen Fress- und Saufgelage, sollen die Damen ihre "Kunden" beim Liebesspiel aushorchen, sie zu provokanten Äußerungen über den Führer verleiten. Tatsächlich ziehen die ranghohen Offiziere ausufernd über den irren Österreicher her, was sie in die Hände von Schellenberg fallen lässt, der sofort als Richter und Henker seines Amtes waltet. Schellenbergs Vorgesetzter ist zufrieden, es gilt jedoch weitere Aufträge zu erledigen, andere unliebsame Gestalten zu beseitigen. Irgendwann fällt der größenwahnsinnige Schellenberg in Ungnade, der Krieg ist sowieso verloren, das Blatt wendet sich...

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, erlebte das umstrittene Naziploitation Genre einen kurzzeitigen Boom. Auch Schmuddelfilmer Bruno Mattei -den ich sehr schätze- lieferte Beiträge zu dieser Sparte ab, allerdings ist "Case private per le SS" ein nicht besonders gelungener Streifen. Die Darbietungen der Mitwirkenden gehen überwiegend als Laienspielpanoptikum durch, es gibt nur wenige Lichtblicke zu vermelden. Mangelhaftes "Schauspiel" kann trashigen Unfug durchaus bereichern, zählt bei etlichen Sausen gar zum guten Ton. In diesem Fall wirkt das debile Treiben jedoch meist ermüdend. Zwar irre, aber eben nicht irre genug. Gabriele Carrara spielt seinen Part reichlich durchgeknallt und überzogen, langweilte mich aber trotzdem, denn -ich muss mich wiederholen- letztlich kommt er dann eben doch nicht durchgeknallt genug rüber. Marina Daunia zeigt als narbengesichtige "Frau Inge" ein paar Ansätze in Richtung Schauspiel, gleiches gilt für die recht hübsche Macha Magall. In der frühen Phase des Films sehen wir Ekelfratze Luciano Pigozzi, der seinen Stiefel im Rahmen seiner Möglichkeiten runterspielt. Diverse Gesichtsruinen und Schleimbeutel ergänzen das Ensemble, Unvermögen regiert den Edelpuff in allen Ecken und Ritzen. Für Schmunzler sorgt die Forderung des SS-Obermotzes, der von Schellenberg die schönsten Frauen Deutschlands verlangt. Das wenig erbauliche Ergebnis der Suche, würde vermutlich selbst in der tiefsten Eifel, für schlaffe Lutscher in der Feinrippunterwäsche der männlichen Bevölkerung sorgen. Falls hier Eifelbewohner mitlesen sollten, so mögen sie mir diese kleine Entgleisung bitte nicht nachtragen. Für weitere Belustigung sorgen die Fratzen von Schellenberg und seinen Helferlein, wenn sie die "Ausbildung" ihrer Schützlinge durch ein kleines Fensterchen bespannen. Hier wird -wohl bewusst- der Eindruck von Kasperletheater erweckt.

Sicher, das Personal würde den Anforderungen -die man an einen bekloppten Naziexploiter stellt- durchaus gewachsen sein. Doch Bruno Mattei schafft es leider nicht, seine kranken Figuren unterhaltsam austicken zu lassen, die Handlung ausufernd zu gestalten. "SS Girls" ist weder wirklich geschmacklos, noch wirklich schmuddelig, skandalös schon gar nicht. Vielleicht lag Mattei mehr daran eine Satire auf die Beine zu stellen, doch dazu fehlt es dem Unfug an Verstand und Hinterhältigkeit. Lediglich das Finale kann in dieser Hinsicht punkten. Als die Nachricht vom Tod Hitlers die Runde macht, beginnt der Film plötzlich zu funktionieren, schlägt der schwarze Humor teils zielsicher zu, trifft man endlich den richtigen Ton. Im Saal des Bordells zieht Gabriele Carrara doch noch eine gelungene Schau ab, während sich im Hintergrund die Kriegsverbrecher per Suizid, dem gefürchteten Zugriff der Siegermächte endgültig entziehen. Zwar stellt sich der Film auch dort fast noch ein Bein, man jubelt dem Zuschauer "geklautes" Bildmaterial unter, die ( hier befremdlich wirkenden) Kampfszenen bringen den Motor erneut ins Stottern (obwohl sie "eigentlich" zu den besten Szenen des Films zählen. Wohl genau deshalb). Zumindest stimmt das Finale versöhnlich, rettet den Streifen vor dem Absturz ins Unterhaus.

Vielleicht wollte Bruno Mattei mit diesem Werk aus dem Jahr 1977, tatsächlich eine Satire mit einem gewissen Anspruch eintüten. Er kommt aber nicht über ein halbwegs gelungenes Finale hinaus, da sind mir Matteis wüste Frauenknast- und Zombiestreifen weitaus lieber. "SS Girls" verbuche ich unter "netter Versuch", zu mehr reicht es leider nicht. Mir liegt der Film als DVD von Starmedia vor, von Laser Paradise gibt es eine identische Scheibe, die mit einem anderen Cover ins Haus kommt. Ein Repack von '84 Entertainment wurde inzwischen auch auf den Markt geworfen, im Repack-Wahn der letzten Zeit wenig verwunderlich. Zusätzlich liegt mir zu diesem Film die US-DVD von Shriek Show vor, die ich aber noch nicht im Player hatte. Vielleicht macht der Streifen in der englischen Synchronfassung mehr Laune, ich werde nach erfolgter Sichtung kurz berichten. Die deutsche Synchronisation hätte ein wenig mehr Pepp gut vertragen können, leider sind nur wenige Brüller auszumachen.

Lieber Bruno. Ich mag deine Filme (meist) sehr gern. Doch mit diesem Teil hast du mir nicht allzu viel Freude bereitet. Was solls, für 5/10 (mittelprächtig) reicht es.

Lieblingszitat:

"Seit wann dürft Ihr euren kümmerlichen Phallus, nach dem heiligen Namen des Führers benennen?" (Zugegeben, der Spruch sorgte bei mir wirklich für Lachtränen...)

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