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Dieses Thema hat 109 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
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Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

28.02.2007 18:44
#31 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten
Das da etwas besonderes, schwarzhaariges in Reinls Filmen ist, war ja nichts neues- Aber das du auf Vohrer stehst!

War natürlich nur ein Scherz!
michro Offline



Beiträge: 76

28.02.2007 20:05
#32 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Hallo,

wenn man wie zuvor getan die Zahl der Filme betrachtet, so muss man sicherlich beachten, das Alfred Vohrer ein "guter" Freund von Horst Wendlandt war. Trotz der Erfolge von "Der Schatz im Silbersee", "Winnetou 1" wollte Horst Wendlandt partout seinen Freund Alfred Vohrer als Regisseur durchsetzen. Um die Regie von "Winnetou 3" müsste Harald Reinl meines Wissens schon "kämpfen" - sprich er hatte den Verleih Constantin als Geldgeber hinter sich.

Ich denke da stimmte die Chemie Horst Wendlandt - Harald Reinl trotz aller wirtschaftlichen Erfolge nicht so ganz.

Insgesamt gesehen ist meines Wissens der inhaltliche Einfluß von Horst Wendlandt auf die Filme mit wachsendem wirtschaftlichen Erfolg im Laufe der Jahre gestiegen - leider nicht immer zum Vorteil.

Viele Grüße
Michael

PS: Den Film "Unter Geiern" finde ich durchaus gelungen - sehr gut. Old Surehand ist schon na ja, und über "Winnetou und Old Firehand" sollte man besser kein Wort verlieren.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

01.03.2007 08:14
#33 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Natürlich hat Alfred Vohrer, bedingt durch die größere Anzahl an Filmen, die Wallace-Serie geprägt. Die Schüsse und Stimme aus dem Off sind aber m.W. auf seinem Mist gewachsen. Und das ist es, woran sich die meisten "Nicht-Wallace-Fans" erinnern. Der Spruch "Hallo, hier spricht Edgar Wallace" hat ebenso Kult-Status wie die Filme selbst.

Meinen Geschmack treffen die Vohrer- und Reinl-Schwarz-Weiss-Filme ziemlich gleichermaßen. Wobei ich hier fast Vohrer den Vorzug geben würde, da meine Lieblingsfilme überwiegned von ihm inszeniert wurden. Allerdings drehte Vohrer auch mehr "schlechte" Wallace-Filme; diese jedoch überwiegend in Farbe - und hier haben wir, leider, keinen Vergleich mehr zu HArald Reinl.

Zun den Winnetou-Filme muß ich mich nochmals wiederholen. Leider hat Vohrer keinen Film mit LEx Barker als Old Shatterhand drehen dürfen. Deshalb hinkt hier der Vergleich. Trotzdem hätte hier wahrscheinlich HArald Reinl der Vergleich für sich entschieden. Seine Filme waren einfach besser. Von der "Surehand-Trilogie" gefällt auch mir der von Harald Phillip inszenierte ÖLPRINZ besser als die beiden Vohrer-Filme - was aber auch am Drehbuch liegen mag.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

02.03.2007 13:01
#34 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Da wir ja hier ein hochinteressantes Thema diskutieren, möchte ich auf vorgenannte und weitere Punkte des Filmschaffens beider Regisseure eingehen.

Hier soll aber auf keinen Fall bestritten werden, dass Vohrer das Gesamtbild der Serie am meisten geprägt hat, sondern verdeutlichen, dass zumindest vier der fünf Reinl-Filme wesentlich überzeugender wirken als die Vohrer Schwarzweißfilme und sich dies insgesamt in beiden Laufbahnen kontinuierlich durchzieht (Soweit es Vergleichsmöglichkeiten gibt.)

Zunächst zum Drehbuchschreiben: Viele Regisseure hatten ihre eigene Lieblingsautoren, so Kurt Hoffmann Heinz Pauck oder Jürgen Roland Wolfgang Menge. Über diese Schiene hatten die Regisseure Einfluß auf die Drehbücher. Bei Dr. Harald Reinl war dies Joachim Bartsch. Meist wenn dem Regisseur das vorliegende Drehbuch missfiel sprang Bartsch ein, wobei es besonders prikär bei „Winnetou 3. Teil“ gewesen war, da niemand mit Peterssons Drehbuch zufrieden war. Zwar basiert „Der Frosch mit der Maske“ auf der Grundlage von Egon Eis, aber nach Wünschen von Reinl hat Bartsch das Drehbuch umgeschrieben, wobei Hans Billian und Gerhard f. Hummel dem Drehbuch noch den letzten Schliff gaben. Ebenso verhielt es sich bei „Die Bande des Schreckens“ und „Der unheimliche Mönch“. Wiedmann’s „Banknotenfälscher“ war von Anfang an so genial, dass man es unbedenklich verfilmen konnte. Wie es sich genau bei „Zimmer 13“ verhielt entzieht sich meiner Kenntnis.

Bei Vohrer war dies anders. Er machte zwar auch Einwände bei Drehbüchern geltend, aber nach Wissensstand waren diese Änderungen minimal, bestanden meist in Kürzungen (Streichung der Sequenzen wenn Margot Trooger mit Maske als Gwenda Milton auftritt, ganzer Szenen bei „Die blaue Hand“) oder Änderungen wie das Ende bei „Der Hund von Blackwood Castle“. Seine (eigenmächtige) Änderung des Schlusses von „Die Antwort kennt nur der Wind“ führte auch zum Ende seiner Zusammenarbeit mit Luggi Waldleitner.

Ein weiteres Aspekt sind die Kameramänner. Bei Vohrer waren dies Karl Löb und später Cgarly Steinberger. Beiden ließ er freie Hand, er ließ Steinberger bei den Simmelverfilmungen freie Hand bei den Kameraexperimenten. Löb war gegenüber den anderen Wallace-Kameramänner nur ein normaler Routiner. Seine Filme wirken alle gleich gefilmt, kaum Nuancen, ab und zu mal Schattierungen. Hatte Vohrer einmal andere Kameramänner, wirken diese Filme virtuoser. Zum Beispiel fotographierte Bruno Mondi „Wartezimmer zum Jenseits“. Dieser Film hat mehr Schwarzweißatmosphäre wie alle Löb-Wallace-Filme zusammen. Später musste Vohrer auch auf Kalinke zurückgreifen. Auch diese Filme (u.a. „Die blaue Hand“, „Sieben Tage Frist“, „Perrak“) haben einen anderen Wirkungsgrad wie die Löb-Farbfilme. Am besten merkt man den Unterschied bei den May-Filmen: Vergleicht man die beiden Löb-Filme „Unter Geiern“ und „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ mit den beiden Hoelscher-Filmen „Der Ölprinz“ und „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ so wirken auch diese beiden Filme farbenprächtiger und eindrucksvoller als die beiden Löb-Filme. Auch die Schwarzweißfilme von Richard Angst („Die seltsame Gräfin“, „Der schwarze Abt“, „Die Gruft mit dem Rätselschloß“) sind, was die Kameraleistungen angehen eindrucksvoller als die Löb-Filme. (Ihre Schwächen liegen auf einem anderen Gebiet.) Reinl dagegen hatte Ernst Wilhelm Kalinke als Hauskameramann, der genau wusste was der Regisseur wollte. Musste Reinl einmal auf einen anderen Kameramann zurückgreifen, wie z.B. auf Karl Löb (u.a.„Der Fälscher von London“, „Dr. med. Fabian“) so wirken diese Filme, was die Kameraarbeit betrifft weniger gelungen als die Kalinke-Filme. Da Albert Benitz („Die Bande des Schreckens“) wie Richard Angst ebenfalls aus der Vorkriegsschule kam, wirken seine Arbeiten ebenfalls überzeugend.

Ich habe versucht dies zu verdeutlichen, dass Vohrer auch von seiner Mannschaft abhängig war. In diesem Zusammenhang muß noch erwähnt werden, dass die Endfertigung des Films Vohrer immer seinen Cuttern überlassen hat, vor allem Jutta Hering, die dies 1996 bei dem Karl-May-Treffen in Berlin bestätigte. Reinl dagegen war auch gelernter Schnittmeister und gab schon bei den Dreharbeiten seine Schnittanweisungen anhand der zu drehenden Szenen.

Bei Tempo und Schwung – spielen zwar Kamerafahrten, Zoomen etc. eine gewisse Rolle, aber bewusst wird dies im Schneideraum geändert. Bei „Der unheimlichen Mönch“ den Jutta Hering für Reinl geschnitten hat, merkt man den Einfluß des Regisseurs überdeutlich. Kein Wallace-Vohrer-Hering-Film hat solche Schnittabläufe, die Spannung und Tempo erzeugen wie „Der unheimliche Mönch“.

Alle diese Argumente, vor allem Reinls direkter Einfluß während den Dreharbeiten bis zum Endschnitt, runden für mich das Bild ab, dass Dr. Harald Reinl die Nummer Eins der deutschen Nachkriegsregisseure ist. Vohrer, der sich immer nur auf sein Team verlassen hat, und dadurch meist ausgezeichnete Filme inszenierte bleibt für mich immer die Nummer Zwei.

FAZIT: Zwei ausgezeichnete Regisseure ohne die der deutsche Film und vor allem wir alle wesentlich ärmer wären.

Joachim.

P.S.: Horst Wendlandt wollte Vohrer nicht bei „Winnetou 3.Teil“ durchsetzen, sondern bei „Winnetou 1.Teil“ und stieß hier bei Constantin auf Granit.

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

09.03.2007 14:23
#35 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Also ich schreibe hier mal alle Reinl bzw. Vohrer Filme auf, damit man sich hier besser orientiren kann!

Harald Reinl:



- Der Frosch mit der Maske
- Die Bande des Schreckens
- Der Fälscher von London
- Zimmer 13
- Der unheimliche Mönch


Alfred Vohrer:



- Die toten Augen von London
- Die Tür mit den 7 Schlössern
- Das Gasthaus an der Themse
- Der Zinker
- Das indische Tuch
- Der Hexer
- Das Wartezimmer zum Jenseits
- Neues vom Hexer
- Der Bucklige von Soho
- Die blaue Hand
- Der Mönch mit der Peitsche
- Der Hund von Blackwood Castle
- Im Banne des Unheimlichen
- Der Gorilla von Soho
- Der Mann mit dem Glasauge

Also klar muss ich sagen,dass es bei Reinl nicht solche Ausrutscher wie bei Vohrer den Gorilla gab, aber bei Vohrer sind einfach meine Lieblingsfilme dabei, wie zum Bsp. dasm indsiche Tuch oder Das Gasthaus an der Themse. Außerdem kommt von Vohrer mein Lieblingsfarbfilm. Also so gesehen bleibe ich bei meiner Meinung, dass ich für Vohrer bin!!!

mfg Dittmann

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

09.03.2007 15:05
#36 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Schwierige Frage. Für mich ganz klar unentschieden.
Ich mag zwar fast alle Vohrer Wallace aber Reinl Filme waren halt anders.
Vohrer setzte auf Action und Reinl auf kriminalistischen Spürsinn

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

09.03.2007 16:11
#37 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Also was man auf jeden Fall sagen muss, ist dass Reinl aus den Karl May Filmen unvergessliche Streifen gemacht hat! Das war wirklich wunderbar und dort hat er auch auf Action gesetzt!!! Auf jeden Fall mag ich Reinl auch sehr, aber die Vohrer Filme gefallen mir meist noch einen Tick besser.
Nichts desto trotz hat auch Reinl die Reihe sehr stark geprägt!!!

mfg Dittmann

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

09.03.2007 16:30
#38 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten
Es ist sehr schwer zu entscheiden, denn Reinl und Vohrer haben völlig verschiedene Stile. Aber man kann das ja Genre- beziehungsweise Serienmäßig mal durchgehen:

Karl May:
Wendtland ließ Reinl einen Großteil dieser Serie von Riesenproduktionen drehen
Vohrer inszenierte sehr steif den Firehand-Film

Edgar Wallace:
Reinl brachte die Reihe ins Rollen, hörte früh genug auf und drehte keine Totalausfälle
Vohrer tendierte zum "Gruselkrimi", hatte einen viel stärkeren Hang zum Trash und drehte Totalausfälle wie "Der Gorilla von Soho"

Euro-Spy-Trash:
Reinl versemmelte den letzten Kommissar X
Vohrer durfte sich an einer solchen internationalen Produktion nicht einmal versuchen

Besondere Filme:
Reinl drehte den unfreiwillig komischen Trash-Grusler "Die Schlangengrube und das Pendel" und den Karl May-Klon "Der letzte Mohikaner", beide keine Erfolge
Vohrer drehte eine erfolgreiche Reihe von Simmel-Filmen sowie einige Psycho-/ Gesellschaftkrimis

Fernsehen:
Reinl gab sich nicht für TV-Krimiserien her
Vohrer arbeitete erfolgreich auch für das Fernsehen

Man muss also sagen, dass jeder der beiden seine Ausfälle und Misserfolge hatte, denn am Erfolg der beiden großen deutschen Kinoreihen Wallace und May hatte Reinl riesigen Anteil am Erfolg, nicht nur, weil er die jeweils ersten Teile drehte. Reinls Ausfälle waren stets einzelne Filme und der letzte Teil der eh nicht gerade qualitativ hochwertigen KX-Reihe, Vohrers Ausfälle führten zum Ende der einstmals erfolgreichsten Filmserie Deutschlands, der Edgar Wallace-Filmreihe (jaja, auch die Autorenfilmer und "Intellektuellen" hatten ihren Anteil). Vohrer schaffte es jedoch in den 70ern weiterhin erfolgreich für's Kino zu arbeiten, wenn auch nicht zuletzt, weil er einfach weit jünger war als Reinl und schaffte sogar die Umstellung auf Fernsehen.
Man muss insgesamt sagen, dass Reinl auch mit geringeren Budget und einer schwächeren Besetzung mit "Der letzte Mohikaner" einen besseren, beziehungsweise wenigstens unterhaltsameren Film drehte als Vohrer mit dem weit teureren Firehand. Reinl wusste auch, wann für ihn die Zeit gekommen war den beiden Reihen Edgar Wallace und Karl May den Rücken zu kehren, denn "Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten" wirkt schon leicht trashig, wäre er bei Wallace geblieben, wären ihm vielleicht auch noch Filme wie "Der Gorilla von Soho" passiert. Während Vohrer in den 70ern neue Reihen begann, widmete sich Reinl nur noch gelegentlich einzelnen Filmprojekten und stieg dann auf Dokumentarfilme um, Vorher ging zum Fernsehen.
Ich sehe Vohrer eher als jemanden, der jeden "Scheiß" gedreht hat für Geld, Reinl hat doch eher darauf Wert gelegt, dass ihm das Projekt auch gefällt (dennoch hat er natürlich auch des Geldes willen gearbeitet). Zudem war Reinl für alle Genres geeignet, sowohl für kleine Heimatfilme, Krimis und Grusler, als auch für internationale Riesenproduktionen wie die Winnetou-Filme, während Vohrer fast nur deutsche Krimis drehte (sowohl für's Kino als auch für's Fernsehen) und bei den äußerst wenigen Großproduktionen versagte...
Beide Regisseure haben ihre Vorteile, wenn man sie auf die Edgar Wallace-Reihe festlegt und von dort aus betrachtet, Reinl ist aber insgesamt der verdientere Regisseur, so sehe ich das zumindest...

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http://www.agentennetz.de.vu --> Seit dem 13.01.2006 wird geupdated!
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Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

09.03.2007 17:09
#39 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Sehr schön geschrieben Fabi das muss ich sagen!!

mfg Dittmann

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

09.03.2007 20:50
#40 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88
Es ist sehr schwer zu entscheiden, denn Reinl und Vohrer haben völlig verschiedene Stile. Aber man kann das ja Genre- beziehungsweise Serienmäßig mal durchgehen:
Karl May:
Wendtland ließ Reinl einen Großteil dieser Serie von Riesenproduktionen drehen
Vohrer inszenierte sehr steif den Firehand-Film
Edgar Wallace:
Reinl brachte die Reihe ins Rollen, hörte früh genug auf und drehte keine Totalausfälle
Vohrer tendierte zum "Gruselkrimi", hatte einen viel stärkeren Hang zum Trash und drehte Totalausfälle wie "Der Gorilla von Soho"
Euro-Spy-Trash:
Reinl versemmelte den letzten Kommissar X
Vohrer durfte sich an einer solchen internationalen Produktion nicht einmal versuchen
Besondere Filme:
Reinl drehte den unfreiwillig komischen Trash-Grusler "Die Schlangengrube und das Pendel" und den Karl May-Klon "Der letzte Mohikaner", beide keine Erfolge
Vohrer drehte eine erfolgreiche Reihe von Simmel-Filmen sowie einige Psycho-/ Gesellschaftkrimis
Fernsehen:
Reinl gab sich nicht für TV-Krimiserien her
Vohrer arbeitete erfolgreich auch für das Fernsehen
Man muss also sagen, dass jeder der beiden seine Ausfälle und Misserfolge hatte, denn am Erfolg der beiden großen deutschen Kinoreihen Wallace und May hatte Reinl riesigen Anteil am Erfolg, nicht nur, weil er die jeweils ersten Teile drehte. Reinls Ausfälle waren stets einzelne Filme und der letzte Teil der eh nicht gerade qualitativ hochwertigen KX-Reihe, Vohrers Ausfälle führten zum Ende der einstmals erfolgreichsten Filmserie Deutschlands, der Edgar Wallace-Filmreihe (jaja, auch die Autorenfilmer und "Intellektuellen" hatten ihren Anteil). Vohrer schaffte es jedoch in den 70ern weiterhin erfolgreich für's Kino zu arbeiten, wenn auch nicht zuletzt, weil er einfach weit jünger war als Reinl und schaffte sogar die Umstellung auf Fernsehen.
Man muss insgesamt sagen, dass Reinl auch mit geringeren Budget und einer schwächeren Besetzung mit "Der letzte Mohikaner" einen besseren, beziehungsweise wenigstens unterhaltsameren Film drehte als Vohrer mit dem weit teureren Firehand. Reinl wusste auch, wann für ihn die Zeit gekommen war den beiden Reihen Edgar Wallace und Karl May den Rücken zu kehren, denn "Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten" wirkt schon leicht trashig, wäre er bei Wallace geblieben, wären ihm vielleicht auch noch Filme wie "Der Gorilla von Soho" passiert. Während Vohrer in den 70ern neue Reihen begann, widmete sich Reinl nur noch gelegentlich einzelnen Filmprojekten und stieg dann auf Dokumentarfilme um, Vorher ging zum Fernsehen.
Ich sehe Vohrer eher als jemanden, der jeden "Scheiß" gedreht hat für Geld, Reinl hat doch eher darauf Wert gelegt, dass ihm das Projekt auch gefällt (dennoch hat er natürlich auch des Geldes willen gearbeitet). Zudem war Reinl für alle Genres geeignet, sowohl für kleine Heimatfilme, Krimis und Grusler, als auch für internationale Riesenproduktionen wie die Winnetou-Filme, während Vohrer fast nur deutsche Krimis drehte (sowohl für's Kino als auch für's Fernsehen) und bei den äußerst wenigen Großproduktionen versagte...
Beide Regisseure haben ihre Vorteile, wenn man sie auf die Edgar Wallace-Reihe festlegt und von dort aus betrachtet, Reinl ist aber insgesamt der verdientere Regisseur, so sehe ich das zumindest...

Wie der Blinde Jack bereis schrieb: Sehr schön geschrieben Fabi das muss ich sagen!!

Dennoch möchte ich hier einige Bemerkungen dazu machen:

Zunächst war Vohrer nicht der weit Jüngere von beiden, denn sechs Jahre ist kaum der Rede wert.
Weder DER LETZTE MOHIKANER noch DIE SCHLANGENGRUBE UND DAS PENDEL waren Flops. Sie waren für damalige Verhöltnisse durchweg normale Geschäfte, weit besser wie z.B. DIE GRUFT MIT DEM RÄTSELSCHLOSS, DAS VERRÄTERTOR, NEUES VOM HEXER oder KOMMISSAR X DREI BLAUE PANTHER oder HERRLICHE ZEITE IM SPESSART.
Alfred Vohrer hat sich in den sechs Jahren bei Roxy-Film (von 1969 SIEBEN TAGE FRIST bis 1974 DIE ANTWORT KENNT NUR DER WIND äußerst wohl gefühlt. Und jeder Roxy-Film kann sich sehen lassen, sowohl handwerklich wie auch geschäftlich, wobei SIEBEN TAGE FRIST und DREI MÄNNER IM SCHNEE die beiden schwächsten Filme waren.
Die Besetzung von DER LETZTE MOHIKANER ist keine schwache Besetzung, ganz im Gegenteil. Kostenmäßig dürfte sie in etwa wie WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN gelegen haben.

Soweit meine kurzen Anmerkungen.

Joachim.

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

09.03.2007 21:07
#41 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten
@ Joachim:
Durch dein Lob fühle ich mich jetzt wirklich sehr geschmeichelt und ich muss dir absolut Recht für deine Anmerkungen geben. Über die Einspielergebnisse von Schlangengrube & Co erfährt man ja noch weniger als über die der Wallace- oder Karl May-Filme, weshalb einem da dann durchaus mal etwas falsch ins Verständnis rutschen kann. Und dass die beiden altersmäßig nur 6 Jahre auseinander liegen, zeigt, dass ich wieder mal kein Stück recherchiert habe...
Ich dachte immer, da lägen Lichtjahre dazwischen...
Zum Mohikaner:
Die Besetzung ist keinesfalls schlecht, aber statt Barker und Brice bekommt man hier zwei in Deutschland völlig unbekannte Akteure, da muss man als Regisseur erst einmal das Wunder vollbringen, dennoch echtes Winnetou-Feeling zu erzeugen...
Das der Film günstiger als die Winnetou-Filme war ist dann aber wohl wirklich ein Trugschluss meinerseits, da die 1,66:1-TV-Fassung wohl nicht so beeindruckend wirkt, wie der Film in Wirklichkeit ist, aber man stellt uns ja eine deutsche DVD in Aussicht!

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Der Hexer Offline



Beiträge: 373

25.03.2007 12:04
#42 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Für mich ist Vohrer eindeutig der bessere Wallace-Regisseur. Das liegt vor allem daran, dass Vohrer bei seinen Wallace-Inszenierungen deutlich selbstironischer vorging als Reinl. An einem Film wie "Der Fälscher von London" stört mich massiv, wie ernst und humorlos (im Vergleich mit Vohrers Filmen) Reinl die Sache angeht.
Die Geschichten von Edgar Wallace sind nun mal keine anspruchsvolle Literatur. Bereits in den Romanen steht der Unterhaltungsaspekt im Vordergrund - und auch dort ist oft unterschwelliger Humor zu finden.
Und genau diesen Aspekt gibt Vohrer meines Erachtens in seinen Filmen deutlich besser wieder.
Dieser ironische Touch ist auch das, was dafür sorgt, dass die Wallace-Filme auch heute noch sehr beliebt sind.
Im Vergleich zu Vohrers Filmen wirken Reinls Filme antiquiert.
Ich möchte hiermit keinesfalls Reinl schlecht machen. Ganz im Gegenteil. Filme wie "Der unheimliche Mönch" oder auch "Der Würger von Schloss Blackmoor" gehören für mich zu den besten Wallace-Krimis überhaupt.
Reinl zeigt hier ein außergewöhnliches Gespür für Atmosphäre.
Nur Vohrer hatte allerdings dieses gewisse Etwas - den Sinn für skurillen Humor.
Ungewöhnliche Kameraperspektiven, seine innovative Schnitttechnik (wird auch in "Neues vom Wixxer" zitiert) und das Vermögen, aus seinen Schauspielern ebenfalls diese Ironie herauszukitzeln - das sind Vohrers Vorzüge.
Darüber hinaus konnte auch er atmosphärische Bildkompositionen schaffen (siehe "Der Zinker").

Übrigens: ich mag auch F.J.Gottliebs Stil sehr gerne. Auch wenn seine Filme dramaturgisch nicht immer perfekt sind, schafft er es des öfteren in einzelnen Szenen großartige Kreuzungen zwischen Reinl-artiger Atmosphäre und Vohrer-artiger Ironie zu kreieren. (z.B: die ersten zehn Minuten von "Der schwarze Abt").

Der Hexer Offline



Beiträge: 373

25.03.2007 12:13
#43 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Ach so, zu Filmen der beiden außerhalb von Wallace.
Da mich Karl-May-Filme nur bedingt und Heimatfilme überhaupt nicht interessieren (ignorant, oder?) kann ich auch mit Vohrers Nicht-Wallace-Filmen deutlich mehr anfangen. Meisterwerke des (ernsthaften) Krimis wie "Sieben Tage Frist" oder "Ein Alibi zerbricht" gibt es von Reinl meines Wissens nicht.

Und noch zu den Totalausfällen: auch hier kann ich Vohrers Filmen wie z.B. dem "Gorilla" noch etwas abgewinnen, während Reinls "Teppich des Grauens" einfach nur langweilig ist.

Also auch insgesamt trifft Vohrer meinen Geschmack deutlich mehr.

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

25.03.2007 14:14
#44 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Naja, ignorant würde ich das nicht nennen, ich interessiere mich auch nicht für Heimatfilme und noch weniger für die 70er-Jahre Klamaukfilme wie Lümmel und Co...

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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

25.03.2007 15:06
#45 RE: Reinl vs. Vorher Zitat · Antworten

Zitat von Der Hexer
Für mich ist Vohrer eindeutig der bessere Wallace-Regisseur. Das liegt vor allem daran, dass Vohrer bei seinen Wallace-Inszenierungen deutlich selbstironischer vorging als Reinl. An einem Film wie "Der Fälscher von London" stört mich massiv, wie ernst und humorlos (im Vergleich mit Vohrers Filmen) Reinl die Sache angeht.
Die Geschichten von Edgar Wallace sind nun mal keine anspruchsvolle Literatur. Bereits in den Romanen steht der Unterhaltungsaspekt im Vordergrund - und auch dort ist oft unterschwelliger Humor zu finden.
Und genau diesen Aspekt gibt Vohrer meines Erachtens in seinen Filmen deutlich besser wieder.
Dieser ironische Touch ist auch das, was dafür sorgt, dass die Wallace-Filme auch heute noch sehr beliebt sind.
Im Vergleich zu Vohrers Filmen wirken Reinls Filme antiquiert.
Ich möchte hiermit keinesfalls Reinl schlecht machen. Ganz im Gegenteil. Filme wie "Der unheimliche Mönch" oder auch "Der Würger von Schloss Blackmoor" gehören für mich zu den besten Wallace-Krimis überhaupt.
Reinl zeigt hier ein außergewöhnliches Gespür für Atmosphäre.
Nur Vohrer hatte allerdings dieses gewisse Etwas - den Sinn für skurillen Humor.
Ungewöhnliche Kameraperspektiven, seine innovative Schnitttechnik (wird auch in "Neues vom Wixxer" zitiert) und das Vermögen, aus seinen Schauspielern ebenfalls diese Ironie herauszukitzeln - das sind Vohrers Vorzüge.
Darüber hinaus konnte auch er atmosphärische Bildkompositionen schaffen (siehe "Der Zinker").
Übrigens: ich mag auch F.J.Gottliebs Stil sehr gerne. Auch wenn seine Filme dramaturgisch nicht immer perfekt sind, schafft er es des öfteren in einzelnen Szenen großartige Kreuzungen zwischen Reinl-artiger Atmosphäre und Vohrer-artiger Ironie zu kreieren. (z.B: die ersten zehn Minuten von "Der schwarze Abt").
Ach so, zu Filmen der beiden außerhalb von Wallace.
Da mich Karl-May-Filme nur bedingt und Heimatfilme überhaupt nicht interessieren (ignorant, oder?) kann ich auch mit Vohrers Nicht-Wallace-Filmen deutlich mehr anfangen. Meisterwerke des (ernsthaften) Krimis wie "Sieben Tage Frist" oder "Ein Alibi zerbricht" gibt es von Reinl meines Wissens nicht.

Und noch zu den Totalausfällen: auch hier kann ich Vohrers Filmen wie z.B. dem "Gorilla" noch etwas abgewinnen, während Reinls "Teppich des Grauens" einfach nur langweilig ist.

Also auch insgesamt trifft Vohrer meinen Geschmack deutlich mehr.

Hallo HEXER,
Ich finde es immer wieder wunderbar wie hier Äpfel (Dr. Harald Reinl) mit Birnen (Alfred Vohrer) verglichen werden. Dass Alfred Vohrer auf seine Art, durch Hilfe vor allem von Siegfried Schürenberg die Serie enorm geprägt hat, steht außer Frage, aber nun noch seinen Kameramann besser zu stellen als ein "Genie" wie Ernst W. Kalinke finde ich doch etwas übetrieben. Dass Karl Löb (den ich auch sehr schätze) nur einen "begrenzten" Kamerahorizont hat kann man vor allem bei den beiden Mabuse-Filmen erkennen, aber auch bei DER FÄLSCHER VON LONDON, der tatsächlich nicht die Nuancen von DER FROSCH MIT DER MASKE, DIE BANDE DES SCHRECKENS oder DER UNHEIMLICHE MÖNCH aufweist. Selbst bei Vohers Farb-Wallace DIE BLAUE HAND wird oft die besseren Kameraufnahmen erwähnt als bei DER BUCKLIGE VON SOHO oder DER MANN MIT DEM GLASAUGE. Den skurilen Humor kann man bei Vohrer ganz und gar nicht absprechen, die immer wieder fallenden Puppen über Treppengeländer, Lifts etc. Vohrer war eben in dieser Hinsicht ein Sadist. Dr. Harald Reinl hat dagegen seine Wallace-Filme mit feinem Humor gewürzt, unter dem Motto weniger ist mehr. Ich weiß zwar nicht so genau, was Du unter antiquiert verstehst, aber es gibt (kaum) einen antiquierteren Film als DIE TÜR MIT DEN SIEBEN SCHLÖSSERN. Ich habe mir die Mühe gemacht, mir einmal den Film Szene für Szene anzusehen. Zu Beginn Szenen, die sich Minutenlang hinausziehen kaum ohne Schnitte und das genau bis zu dem Moment wenn Werner Peters sein Frau erschiesst. Ab hier wird der Film nur noch hektisch - Schnitt hin - laufen her - laufen hin - Schnitt her bis endlich Holms die Fackel auspustet. Dies findet man in sehr vielen Vohrer-Wallace-Filmen. Wie schon irgendwo geschrieben verstand Vohrer kaum etwas von Schnitt. Dies überlies er grundsätzlich seinen Schnittmeistern, die dies auch oft sehr gut hinbekommen haben. Dr. Harald Reinl lernte bei Leni Riefenstahl die Schnitttechnik und wandte sie bereits im Kopf während den Dreharbeiten an. (Manchmal zum Leidwesen seiner Schauspieler.)
Bei DER TEPPICH DES GRAUENS stimme ich Dir grundsätzlich zu. Es ist die schlechteste Weinert-Wilton-Verfilmung, mit einer synchronisierten Karin Dor und einem Neger, der einem auf die Nerven geht. Während den Dreharbeiten zu diesem Film war Dr. Harald Reinl schon gedanklich im Wilden Westen beim SCHATZ IM SILBERSEE. (Wobei hier sein größtes Kopfzerbrechen die Besetzung des Winnetous war!!)
Nun noch zu Alfred Vohrer: Du hast seinen genialen Film PERRAK vergessen, aber auch seine Simmelfilme. Dr. Harald Reinl hat tatsächlich nichts vergleichbares gedreht dafür aber Dr.Mabuse, Jerry Cotton, Edgar Allan Poe, Kriegsfilme und Die Nibelungen sowie seine legendären Dokumentarfilm (Erinnerungen an die Zukunft, Botschaft der Götter, Und die Bibel hat recht). Das ist auch eine reife Leistung.

Joachim.

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