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Dieses Thema hat 115 Antworten
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 Filmbewertungen
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Jan Offline




Beiträge: 1.753

23.06.2009 15:34
#16 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Daniel Lantelme

Ich mag Chris Howland aber hinter Eddi Arent spielt er ganz klar die zweite Geige, denn die Parts von Arent sind in Wortwitz und Timing selten zu schlagen. Zudem sind Arents Rollen bei der Rialto immer erfrischend unaufdringlich, während bei allen BEW-Filmen der Humor mit der Brechstange erzeugt wird.


So unterschiedlich kann's aussehen. Meines Erachtens hat Eddi Arent, respektive Gottliebs Führung, sowohl den SCHWARZEN ABT als auch DIE GRUFT MIT DEM RÄTSELSCHLOSS auf dem Gewissen. Da bin ich eher peinlich berührt. Chris Howland empfinde ich ansonsten auch nicht wirklich als geistig-humorvoll, jedoch meistert er seinen Part im HENKER ziemlich treffsicher; die Gesangeinlage wirkt zeitgenössisch, die Verkleidung nicht unfreiwillig komisch. Es gibt aber auch genug andere Beispiele (WEISSE SPINNE oder GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER), in denen ich ihn nicht minder unerträglich finde, wie Arent.

Zitat von Daniel Lantelme

Dennoch kann man auch hier ohne Zweifel von plakativen Schockerszenen sprechen, schließlich nimmt er uns ja noch mit in sein Labor für Kopftransplantationen.


Was ich mit "Überhand nehmen" meinte, war, dass eben solche Szenen nie ausufern, sondern im Einklang mit dem Rest stehen.

Zitat von Daniel Lantelme

Kaum ein anderer Streifen besser besetzt? Der Film ist in der Tat sehr hochkarätig besetzt - aber dies gilt meiner Ansicht für diverse Wallace- und auch BEW-Filme.


Besser und treffsicherer. Mir fällt keine Rolle des Films ein, die ich umbesetzen würde. Das hat auch nichts mit einer Anhäufung von Stars zu tun, sondern mit den passenden Gesichtern zur entsprechenden Rolle. Selbst Felmy, den ich gerne im Fernsehen, jedoch nur ungern im Kinofilm sehe, gefällt.

Zitat von Daniel Lantelme

Was dem Film insgesamt am meisten fehlt, ist Tempo!


Das würde ich einigen BEW-Filmen vorwerfen, dem HENKER indes nicht. Er hat sicher weniger "Hau-drauf"-Momente, jedoch fließt das ganze ansonsten recht flott, wie ich finde.

Gruß
Jan

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

24.06.2009 17:16
#17 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Was die Komödianten angeht, so darf man nicht vergessen, dass Arent ausgebildeter Schauspieler war und somit ein breiteres Repertoire an darstellerischen Fähigkeiten besaß als Howland, der eher über die Umwege Moderation und Sänger dann zum Film kam (im Ansatz eine ähnliche Exposition wie bei ‚Blacky’ Fuchsberger). Zusätzlich ist es wie so häufig eine Sache des persönlichen Geschmacks:

Dass Chris Howland beispielsweise in „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ total daneben wirkt und beizeiten gar zu dick aufträgt, liegt nicht zuletzt daran, dass Brauner den komödiantischen Sidekick Howland zwar als Arent-Ersatz unbedingt dabeihaben wollte, Regisseur Werner Klingler (ohnehin ein Unverstandener der damaligen Filmszene) jedoch mit wie auch immer gearteter Komödie nun gar nichts am Hut hatte und dies dementsprechend auch nicht beherrschte – alle seine Filme (angefangen von der Teil-Regie beim später von Propagandaminister Goebbels kassierten „Titanic“ über den superben Einbrecher-Krimi „Banktresor 713“ bis zum kühlen Euro-Spy „Spione unter sich“) zeichnen sich durch klare Nüchternheit ohne jeglichen Humor aus; schon bei „Das Testament des Dr. Mabuse“, den Klingler vor dem „Geheimnis der schwarzen Koffer“ drehte, war das klar: dort geht Harald Juhnke als tölpelhafter Kriminalassistent wenig bis fast gar nicht, obwohl der Film ansonsten (typisch Klingler) gradlinig unterhaltend ist und ohne Juhnke im Gesamteindruck klar besser geworden wäre.

Bei „Der Henker von London“ hingegen ist Howland perfekt. Howland kommt, vom Regisseur gut gelenkt, als dezenter komödiantischer Kontrapunkt zum ansonsten trist-nüchternen Treiben besonders gut und braucht sich vor Eddi Arent in diesem konkreten Fall keineswegs verstecken – was hätte ich dafür gegeben, wenn Howland im „Ungeheuer von London-City“ das dortige Komödienpärchen ersetzt hätte; da z.B. kann man mit Recht von Brechstangenhumor sprechen, den weder der Zuschauer, noch der ansonsten sehenswerte Film und schon gar nicht die Schauspieler Peer Schmidt und Chariklia Baxevanos verdient haben. Nebenbei bemerkt, hat auch Arent (wobei Daniels Einschätzung mit mehr Timing und Wortwitz in der Gesamtheit durchaus zutrifft) in einigen Wallace-Filmen ausgesprochene Gurken-Parts, die so überladen wirken, dass es dem Geschehen tlw. wirklich schadet: ich erwähne da immer wieder gerne „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ (Arent im Zusammenspiel mit dem mies gelaunten und in ambivalenter Hinsicht verschnupften Schürenberg – da könnte ich ja jedes Mal ausschalten), aber auch Reinls „Bande des Schreckens“ wo sein ewig ohnmächtig werdender Polizeifotograf auf die Dauer auch etwas nervt.

Regisseur Zbonek, obwohl ein Neuling im Krimimetier, schafft mit dem „Henker“ auf Anhieb einen optisch perfekten, psychologisch ausgetüftelten, dialogtechnisch überzeugenden, schauspielerisch treffsicheren und bis zuletzt spannenden Kriminalthriller, der Rialto-Wallaces wie etwa den erwähnten „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ auf Grund seiner kühl- distanzierten Inszenierung ganz locker in die Tasche steckt. Großen Anteil am Gelingen des „Henkers“ haben sowohl die sorgsam ausgewählten, passenden Schauspieler (Felmy, Preiss, Riebauer, Forster & Fernau … und Borsche, meine Güte spielt der auf), als auch die exzellente Kameraarbeit von Richard Angst, den ich wg. seiner perfekten Bildgestaltung zu den besten Krimi(ab)filmern der 60er Jahre zählen möchte. Die Atmosphäre ist sehr gelungen, die Dialoge (speziell die Gerichtsszene von Sir Francis und seinem Butler begeistert, wie auch die geschliffenen Verhöre des ‚Geheimen Gerichts’ durch Chefankläger Heinz Petruo) sind durchweg stimmig und alles wird untermalt durch einen geheimnisvollen Score von ‚Fließbandschreiber’ Raimund Rosenberger. Auch hat der „Henker“ den Vorteil, dass er konsequent bleibt (düstere Stimmung, ungewöhnlicher Haupttäter, kein Happy End) und dass er keine Durchhänger im Handlungsverlauf hat – was ich leider bei Filmen wie „Der schwarze Abt“ oder „Zimmer 13“ immer wieder feststelle, wo die Spannungskurve speziell im letzten Drittel tlw. dramatisch abfällt. Langeweile kommt beim „Henker“ für mich nicht auf, es ist eher die ruhige Erzählweise die diesen und die beiden Folgefilme auszeichnet; ab und an aufgebrochen für präzise gesetzte Eskalationsmomente (Henker: Auftritte Geheimes Gericht, Phantom: Messermörder, Ungeheuer: Jack the Ripper) – im Grunde hat er vom unterkühlten, desillusionierten Stil her mehr etwas vom französischen Kriminalfilm à la „Serie Noire“ als von einem deutschen Edgar Wallace. Auch wenn die beiden Nachfolger „Das Phantom von Soho“ und „Das Ungeheuer von London-City“ zwar in dieselbe Richtung gehen, jedoch nicht dieselbe Klasse erreichen wie der „Henker“, so unterhalten mich alle drei besser und ‚ehrlicher’ als etwa hochpreisige Wallace-Krimis wie die o.g.

P.S.:
Noch ein Wort zur Musik von Raimund Rosenberger: Nach dem dieser den bereits ein Jahr zuvor entstandenen „Das Testament des Dr. Mabuse“ mit spannungsgeladener Musik versorgt hatte, führt er den dort entwickelten Stil konsequent weiter. Neben den harschen bis plärrigen Bläsersätzen wird vor allem die geheimnisvolle Mischung aus Pauken, Bassgitarre, Synthesizer und Schlagzeug zum Erkennungsmerkmal für die Machenschaften des geheimnisvollen Henkers, während Rosenberger dem Mädchenmörder ein ambivalentes quasi-romantisches Thema verpasst, welches sich aus Gitarre, Bass, Oboe, Cembalo und Synthesizer zusammensetzt und die atmosphärische Wirkung des Cinemascope-Bildes vollends unterstützt. Die Gesangsnummer von Chris Howland („In der Kneipe am Moor“) passt sich, so banal und simpel dieser Ohrwurmtitel auch sein mag, sehr gut in den Film ein und stört in keinster Weise …. „Ja, der Chor singt den Song und der Song bleibt im Ohr, bleibt im Ohr bis zum nächsten Wiedersehen“.

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

24.06.2009 19:13
#18 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Ich hatte mir den Film vor drei oder vier Jahre aufgezeichnet und war nach dem ersten betrachten so schockiert das ich ihn sofort wieder gelöscht hatte.

Rudolf Forster und Rudolf Fernau hatten mir überhaupt nicht gefallen. Ich fand ihre Charaktere damals viel zu überzeichnet.
Dieter Borsche, so habe ich es in Erinnerung wird in den Credits als zweiter genannt. Dem entsprechend hatte ich auch ein größere Rolle erwartet, wurde aber ziemlich enttäuscht, weil sein ersten Auftritt nach 45 Minuten beginnt. Desweiteren fand ich die Transplantion von Körperteilen dermaßen abstoßend, dass auch dieser Punkt bei mir nicht gerade Begeisterung hervor gerufen hat. Zu guter letzt die Idee mit der Kutsche, die die Leichen transportiert. Diese fand ich gemäß der Zeit in der der Film spielt, zu altbacken.

Wie gesagt, es ist schon länger her, das ich "Der Henker von London" das letzte Mal gesehen habe. Vielleicht werde ich ihn mir bei der nächsten Gelegenheit nocheinmal ansehen.

Im Moment 2/5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.06.2009 19:27
#19 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Mir geht es ganz ähnlich. Ich habe den Film einmal gesehen (BEW-Collection 2) und dann nie wieder das Verlangen verspürt, dieses "Erlebnis" zu widerholen. Hier meine Erinnerungen:
- Howland: schlecht
- Transplantationen: schlecht
- barocke Kutsche: schlecht
- Diebstahl des Seils: geradezu hanebüchen albern
- Henker mit Kapuzen: dito
- Atmosphäre: extrem unangenehm
- Hauptdarsteller: blass
- Hauptdarstellerin: fürchterlich
- andere Rollen: sämtlichst absolut albern
- Handlung: langweilig
- Zusammenführung der beiden Handlungsstränge: sehr wackelig

Ergo: Neben dem noch langweiligeren "Das Ungeheuer von London-City" der schlechteste Bryan-Edgar-Wallace-Film. Collection 2 ist für mich aber sowieso insgesamt eine echte Enttäuschung gewesen.

2. Edgar-Wallace-Grand-Prix: Übersicht / Epigonen-Grandprix: Übersicht / Quoten
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Jan Offline




Beiträge: 1.753

24.06.2009 19:58
#20 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Danke, Joe Walker, für Deinen exzellenten Beitrag. Ich unterschreibe wirklich jedes Wort und möchte eines nochmal hervorheben:

Zitat von Joe Walker

die exzellente Kameraarbeit von Richard Angst, den ich wg. seiner perfekten Bildgestaltung zu den besten Krimi(ab)filmern der 60er Jahre zählen möchte.

Ich würde das erweitern und Angst (neben Karl Löb) als einen der besten Kameramänner dieser Zeit überhaupt bezeichnen. Seinen gestalterische Genius in Paul Mays VIA MALA z.B. empfand ich stets als bedrückend imposant. Im Krimifach hat er vorallem in Verbindung mit F.J. Gottlieb visuell tolle Einstellungen geschaffen. Überraschend einzig, dass Angst in Zusammenarbeit mit dem deutschen Visualisten schlechthin, Fritz Lang, bei den beiden Indien-Großfilmen streckenweise eher belanglos daherkam.

Gruß
Jan

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

24.06.2009 23:08
#21 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

@ Gubanov: Wie doch die Geschmäcker auseinandergehen . Allerdings frage ich mich, wieviele Filme bei dir als sehenswert übrigbleiben, wenn eine Kategoriesierung des "Henkers von London" sooooo vernichtend ausfällt .

@Jan: Freut mich, dass wir da einer Meinung sind.

Interessant ist, das Angst im Gegensatz zu Kollegen wie Löb oder Kalinke eigentlich nicht so Regisseurabhängig ist, was die Bildgestaltung angeht. Natürlich war Angst mit Kurt Hoffmann und Franz-Josef Gottlieb häufiger bei der Arbeit als mit anderen Regisseuren, aber während bspw. Löb nur im Verbund mit Vohrer richtig gut war und Meisterliches ablieferte und Kalinke auch nur im Doppel mit Reinl wirklich inspiriert wirkte, konnte Angst fast bei jedem Regisseur seinen unnachahmlichen Stil unterbringen. Ausnahmen bestätigen natürlich immer die, in diesem Fall noch selbst gezimmerte, Regel: Löb lieferte sehr schöne Aufnahmen unter Reinl bei "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse", ebenso wie Kalinke unter Vohrer bei "Die blaue Hand" - bei Angst ist die, zwar solide, aber eben nicht sonderlich inspirierte Arbeit mit Fritz Lang ("Das kindische Grabmal" & "Der Tiger von Dextropur") der Gegenbeweis. Trotzdem muss man sagen, dass alle Angst-Filme top fotografiert sind: ob nun simple Schlagerkomödien wie "La Paloma" und "Peter schießt den Vogel ab" oder die ganzen Kurt Hoffmann-Filme (Besonders seine Arbeiten zu "Das Wirsthaus im Spessart" und speziell "Schloss Gripsholm" verzaubern mich jedes mal).

Bei den Krimis muss man wirklich sagen, dass seine meisterliches Ausleuchtung und Kamerahandhabung mit verantwortlich dafür sind, das Filme wie "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" oder etwa "Sherlock Holmes und das Halsband des Todes" überhaupt einigermaßen ansehnlich unterhalten - möchte nicht wissen, wie die Filme geworden wären, wenn Angst sie nicht wenigstens vom 'Layout' her interessant gestaltet hätte. Auch die beiden Gottlieb-Wallace "Der schwarze Abt" und "Die Gruft mit dem Rätselschloss" bestechen nicht unbedingt durch ihre Stories, sondern durch die bildhafte Umsetzung - quasi ein Sieg der Form über den Inhalt . Seine CCC-Krimis (insbesondere "Der Henker von London", aber natürlich auch "Das Phantom von Soho" und "Das siebente Opfer") hauen da exakt in die gleiche Kerbe und sind toll umgesetzt, mit vielen aussergewöhnlichen Kameraeinstellungen und -schwenks gedreht. Das auch Angst mit dem Alter gesetzter wurde und am selbstgewählten Ende seiner Karriere 'nur' noch grundsolides Handwerk ablieferte zeigt sich u.a. in "Rheinsberg" oder dem leider nur halbgaren Didi-Hallervorden-Vehikel "Die Hochzeitsreise".

Trotzdem ist und bleibt Angst in meinen Augen einer der besten deutschsprachigen Kameramänner seiner Zeit - naja, was soll man bei jemandem, der mit gerade mal 24 Jahren einen bildgewaltig-imposanten Klassiker wie "Die weisse Hölle vom Piz Palü" fotografiert, auch anderes erwarten .

Gruß
Joe Walker

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

25.06.2009 08:28
#22 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
- Transplantationen: schlecht
- barocke Kutsche: schlecht
- Henker mit Kapuzen: dito


Hier bin ich völlig anderer Meinung als Du. Wenn Du z.B. die Henker mit den Kapuzen, die ich im übrigen wundervoll finde, als schlecht betitels, was ist dann mit dem FROSCH, SCHWARZEN ABT, UnHEIMLICHER, MÖCH MIT DER PEITSCH usw.? Bei den HEnkern paßt die Kapuze ja immerhin.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

25.06.2009 09:16
#23 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Joe Walker
@ Gubanov: Wie doch die Geschmäcker auseinandergehen . Allerdings frage ich mich, wieviele Filme bei dir als sehenswert übrigbleiben, wenn eine Kategoriesierung des "Henkers von London" sooooo vernichtend ausfällt .

@Jan: Freut mich, dass wir da einer Meinung sind.

Interessant ist, das Angst im Gegensatz zu Kollegen wie Löb oder Kalinke eigentlich nicht so Regisseurabhängig ist, was die Bildgestaltung angeht. Natürlich war Angst mit Kurt Hoffmann und Franz-Josef Gottlieb häufiger bei der Arbeit als mit anderen Regisseuren, aber während bspw. Löb nur im Verbund mit Vohrer richtig gut war und Meisterliches ablieferte und Kalinke auch nur im Doppel mit Reinl wirklich inspiriert wirkte, konnte Angst fast bei jedem Regisseur seinen unnachahmlichen Stil unterbringen. Ausnahmen bestätigen natürlich immer die, in diesem Fall noch selbst gezimmerte, Regel: Löb lieferte sehr schöne Aufnahmen unter Reinl bei "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse", ebenso wie Kalinke unter Vohrer bei "Die blaue Hand" - bei Angst ist die, zwar solide, aber eben nicht sonderlich inspirierte Arbeit mit Fritz Lang ("Das kindische Grabmal" & "Der Tiger von Dextropur") der Gegenbeweis. Trotzdem muss man sagen, dass alle Angst-Filme top fotografiert sind: ob nun simple Schlagerkomödien wie "La Paloma" und "Peter schießt den Vogel ab" oder die ganzen Kurt Hoffmann-Filme (Besonders seine Arbeiten zu "Das Wirsthaus im Spessart" und speziell "Schloss Gripsholm" verzaubern mich jedes mal).

Bei den Krimis muss man wirklich sagen, dass seine meisterliches Ausleuchtung und Kamerahandhabung mit verantwortlich dafür sind, das Filme wie "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" oder etwa "Sherlock Holmes und das Halsband des Todes" überhaupt einigermaßen ansehnlich unterhalten - möchte nicht wissen, wie die Filme geworden wären, wenn Angst sie nicht wenigstens vom 'Layout' her interessant gestaltet hätte. Auch die beiden Gottlieb-Wallace "Der schwarze Abt" und "Die Gruft mit dem Rätselschloss" bestechen nicht unbedingt durch ihre Stories, sondern durch die bildhafte Umsetzung - quasi ein Sieg der Form über den Inhalt . Seine CCC-Krimis (insbesondere "Der Henker von London", aber natürlich auch "Das Phantom von Soho" und "Das siebente Opfer") hauen da exakt in die gleiche Kerbe und sind toll umgesetzt, mit vielen aussergewöhnlichen Kameraeinstellungen und -schwenks gedreht. Das auch Angst mit dem Alter gesetzter wurde und am selbstgewählten Ende seiner Karriere 'nur' noch grundsolides Handwerk ablieferte zeigt sich u.a. in "Rheinsberg" oder dem leider nur halbgaren Didi-Hallervorden-Vehikel "Die Hochzeitsreise".

Trotzdem ist und bleibt Angst in meinen Augen einer der besten deutschsprachigen Kameramänner seiner Zeit - naja, was soll man bei jemandem, der mit gerade mal 24 Jahren einen bildgewaltig-imposanten Klassiker wie "Die weisse Hölle vom Piz Palü" fotografiert, auch anderes erwarten .

Gruß
Joe Walker


Schön dass Du RICHARD ANGST so über den Klee lobst. Hat er ja auch verdient da er auch schon vor dem Krieg großartig fotographierte. Ungeachtet dessen hatte er - ähnlich wie Dr. Harald Reinl - auch die beste Schule bei Dr.Arnold Fanck bzw. Leni Riefendstahl.
Karl Löb war dagegen durchaus Regisseurabhängig - meist hat er ja mit Alfred Vohrer gearbeitet. Aber auch mit anderen Regisseuren wie Dr. Harald Reinl - hier hat er neben dem Mabuse auch Filme wie "Der Fälscher von London" oder "Grün ist die Heide", Harald Philipp (Die Tote aus der Themse), Werner Jacobs (Willi-Filme), Rolf Olsen (Das Rasthaus der grausamen Puppen, Der letzte Ritt nach Santa Cruz), Alfred Weidenmann (Schüsse im Dreivierteltakt) oder Wolfgang Staudte (Die Herren mit der weißen Weste) fotographiert. Wenn man aber Löbs Filme nebeneinander sieht sind kaum Unterschiede oder Experimente zu erkennen. Ernst W. Kalinke dagegen hat immer versucht - wenigstens ein Hauch - zu experimentieren. Für Vohrer fotographiete er zudem auch die Filme "Sieben Tage Frist", "Perrak", "Herzblatt", "Das gelbe Haus am Pinnasberg", "Edelweißkönig" und "Das Schweigen im Walde".
Alles in allem drei Kameramänner die ihr Handwerk bestens verstanden und auch ihre Regisseure unterstützten.

Joachim.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

28.06.2009 12:40
#24 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Nachdem in jüngster Zeit eine neue Diskussion zu diesem Film entflammt ist, möchte auch ich dazu Stellung nehmen. Eines vorweg: Ich reihe mich in den Kreis der Fürsprecher dieser Produktion ein, nicht ohne die Motive zu ergründen, weshalb der Film bei manchen geschätzten Forums-Mitgliedern auf Ablehnung stößt.

Edwin Zbonek serviert dem Publikum seine Geschichte eiskalt, während parallel sein Kollege Alfred Vohrer sein "Indisches Tuch" zwar ebenso konsequent töten läßt, es ihm aber trotz der hohen Anzahl der Leichen gelingt, einen freundlichen Eindruck zu hinterlassen, der vor allem auf dem fein dosierten Humor und der warmen und detaillierten Zeichnung der handelnden Personen beruht.
"Der Henker von London" strahlt eine traumartige Atmosphäre aus; er ist in dunklen Farben gezeichnet, was vor allem der ausgezeichneten Kamera-Arbeit von Richard Angst geschuldet ist, der unheimliche Schattenspiele, milchiges Licht und viele Nachtszenen inszenierte. Die Hauptdarsteller agieren ihrer Vorgabe entsprechend.
Hansjörg Felmy zeigt einen zielstrebigen Ermittler, der von einer Schwermut und Melancholie befallen ist, die man bei Edgar Wallace schwerlich findet. Seine Arbeit fordert ihn total und läßt ihm keine Zeit, zu schlafen oder einer Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Kein Wunder, führt er doch ein Doppelleben als Vertreter nicht nur des Gesetzes, sondern auch der Gerechtigkeit. Maria Perschy agiert traumwandlerisch und unterscheidet sich ebenfalls von ihren Kolleginnen der EW-Reihe. Sie wirkt geheimnisvoll, nachdenklich und zeigt ihre Gefühle sehr zurückhaltend. Scheinbar unberührt nimmt sie am Ende den Tod des Mannes hin, dem sie einen Tag vorher noch gesagt hat, dass sie ihn liebt. Rudolf Forster und Rudolf Fernau wirken wie ein altes, eingespieltes Ehepaar, das gemeinsame Interessen teilt und den gleichen Sinn für Humor hat. Ihre Exzentrizität sorgt für den wenigen Humor des Films, schwarzen Humor natürlich (man denke nur an die Kommentare zu den erfolgten Exekutionen).
Die einzige Figur, die "normale" Reaktionen an den Tag legt, völlig unromantisch und trocken ist, stellt Harry Riebauer dar. Er spielt den nüchternen Gerichtsmediziner, der zwar eine kleine Schwäche für die Verlobte seines Freundes hat, jedoch dessen kühle Faszination entbehrt.
Jede Figur scheint sich ein Ideal konstruiert zu haben: John Hillier betrauert seine ermordete Schwester und lebt für die Rache; Ann Barry stellt John in Ermangelung einer vernünftigen Beschäftigung (z.B. durch Arbeit) in den Mittelpunkt ihrer Gedanken; Richter Barry und sein Diener erfreuen sich an Reminiszenzen und dem strafenden Gericht des Henkers; Wolfgang Preiss folgt seinen Vorschriften und seinem kalten Verstand und Dieter Borsche lebt nur für die Erfüllung seines Lebenstraums, den er bis ins Detail ausgetüftelt hat. Den Vorwurf, dass die Geschehnisse in Dr. Mac Fergussons Labor geschmacklos wären, möchte ich entkräften. Alles wirkt sehr steril, sehr surrealistisch (was durch die unheimlichen Gemälde an den Wänden noch unterstrichen wird). Mac Fergusson arbeitet mit eiskalter Entschlossenheit und man traut ihm zu, dass er mit seinen Experimenten erfolgt ist, während sich ein Dr. Staletti schon durch die schmuddelige Atmosphäre seines Forschungskellers unterscheidet.
Die Theorien, die Mac Fergusson auftstellt, klingen interessant und zeigen einmal mehr, dass sich die BEW-Filme allein durch ihren düsteren, harten Grundton von den EW-Filmen abheben, die in den meisten Fällen eine warmherzige Beziehung des Ermittlers und der Heldin zeigen und trotz aller Verbrechen am Ende befriedigend enden.
Nicht so bei Bryan Edgar: Ann Barry wirft nur einen kurzen Blick auf ihren toten Verlobten und geht dann allein in den dunklen Park hinein, Philip Trooper folgt ihr langsam. Der alte Richter und sein Diener blicken mit leeren Augen hinterher und der Zuseher bleibt mit einem Gefühl der Melancholie zurück.
Das Ende ist für alle Beteiligten bitter und selbst der erfolgreiche Cabby Pennypacker scheint sich über den Abschluss seiner Aufgabe nicht zu freuen.
Die Grundidee des Films ist brillant umgesetzt worden und die Auftritte des geheimen Gerichts überzeugen durch klare Argumentation und die echte Furcht der Angeklagten. Die Kapuzen der Henker, die Särge als Pulte und die altmodische Pferdekutsche verleihen dem Film eine besondere Note, die keineswegs gestellt wirkt, sondern dem feierlichen Vorgehen der von ihrer Aufgabe überzeugten Mitglieder des Geheimclubs entsprechen. Wenn die Kutsche sich im Nebel langsam den Toren des alten Friedhofs nähert und die Musik dies akzentuiert, kommt beklemmender Grusel auf.

Sir Oliver Offline




Beiträge: 2.008

07.07.2009 12:06
#25 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

eine frage: hat jemand die filmmusik dazu?? gibt es evtl noch mehr als die der kriminalfilmmusik vol. iv?!?
bei mir hat der track darauf nämlich einen fehler...

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

07.07.2009 15:55
#26 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Sir Oliver
eine frage: hat jemand die filmmusik dazu?? gibt es evtl noch mehr als die der kriminalfilmmusik vol. iv?!?
bei mir hat der track darauf nämlich einen fehler...

Den Fehler hat jede CD ... ist kein CD-Fehler. Da der Track von 'nem Videoband gemastert wurde, ist dieser Bruch zu hören (relativ zu Beginn der Fanfare) - war im Originalmaterial azf VHS halt so, mittlerweile ist auf DVD die Titelmusik wieder komplett.
Leider gibt's von dem Soundtrack nichts weiter auf Tonträger.

Gruß
Joe Walker

Sir Oliver Offline




Beiträge: 2.008

08.07.2009 08:47
#27 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Joe Walker
Zitat von Sir Oliver
eine frage: hat jemand die filmmusik dazu?? gibt es evtl noch mehr als die der kriminalfilmmusik vol. iv?!?
bei mir hat der track darauf nämlich einen fehler...

Den Fehler hat jede CD ... ist kein CD-Fehler. Da der Track von 'nem Videoband gemastert wurde, ist dieser Bruch zu hören (relativ zu Beginn der Fanfare) - war im Originalmaterial azf VHS halt so, mittlerweile ist auf DVD die Titelmusik wieder komplett.
Leider gibt's von dem Soundtrack nichts weiter auf Tonträger.

Gruß
Joe Walker

sehr schade... (wie chris howland wohl auch sagen würde...)
muss ich mir das eben von der dvd nochmal irgendwie runterziehen...

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

16.07.2009 08:15
#28 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

SPOILER enthalten!

Die Geschichte hat durchaus potential. Ein spannendes Drehbuch von R.A.Stemmle wurde gekonnt von Edwin Zbonek in Szene gesetzt, wobei hier vor allem Kameramann Richard Angst gelobt werden muß. Die Darsteller sind zum größten Teil überzeugend. Entgegen seinem ersten BEW-Film spielt hier Chris Howland nicht nur wesentlich besser, sondern auch überzeugender. Harry Riebauer als sympathischer Arzt spielt sogar Hanjörg Felmy an die Wand, der in der Titelrolle große Probleme hat überzeugend zu sein. Als er andauernd Howland anflaumt merkt man sofort dass mit ihm etwas nicht stimmt - so benimmt sich nicht ein angeblich sympathischer Hauptdarsteller.
Alles in allem eine kurzweilige BEW-Unterhaltung, ein Film der jedoch nicht zu den Besten der Serie gehört.

Joachim.

Sir Oliver Offline




Beiträge: 2.008

16.07.2009 08:53
#29 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

bei mir kommt er eigentlich in den bew-sw-verfilmungen auf platz zwei, zusammen mit dem würger... auf platz eins das phantom...

horatio Offline




Beiträge: 577

12.09.2009 19:57
#30 RE: Bewertet: BEW - "Der Henker von London" (4) Zitat · Antworten

so,habe heute zum ersten mal einen BRYAN EDGAR WALLACE gesehen...
ich war schon richtig gespannt und ich muß sagen,ich war angenehm überrascht....

dort,wo das gesetz nicht greifen kann,kommt ein geheimes gericht zustande und verurteilt zum tode mit dem strang...herrlich gruslige kulisse(die särge als tische,die masken,die dunkle gruft...)..
die darsteller haben mir sehr gut gefallen,außer chris howland hats manchmal etwas übertrieben mit seinem gewollt und nicht gekonnt humor..
es gab zwei handlungsstränge,einmal natürlich der henker und dann der mädchenmörder..
allerdings sind die nebeneinander hergelaufen und haben sich erst ganz zum schluß verbunden als das geheime gericht dr.mac fergusson zum tode durch den strang verurteilt.diese mädchenmördergeschichte hätte man weglassen können,da sie nicht relevant war.dieter borsche als dr.mac fergusson hat mich an Dr.Staletti erinnert,aber ohne dessen manie und genialität..kam mir vor wie eine kopie..

trotzdem hat mir der film gefallen,die idee war gut,besonders das der mörder der inspektor ist..
ich würde 3,5 von 5 punkten geben

horatio


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