Zitat von Baal1985 im Beitrag #189Das Drehbuch ist in meinen Augen eines der besten der ganzen Reihe. Die Geschichte ist einfach konstruiert, aber in sich stimmig. Im Gegensatz zu solchen Ausfällen wie "Die blaue Hand" oder "Der Mönch mit der Peitsche", bei denen die Logik auf der Strecke bleibt oder nicht mehr vorhanden ist, ein willkommene Überraschung.
Die Vohrer-Farbfilme sind in ihrer Unlogik immerhin konsequent.
Bei der Themse-Toten hingegen frage ich mich immer, warum begeht der Täter überhaupt die Morde (im Grunde hat nur der Mord an Myrna als unzuverlässige Mitwisserin einen wirklichen Sinn)? Und wieso kam Myrna nach ihrer offiziellen Toterklärung auf die hirnverbrannte Idee sich noch einmal mit Danny zu treffen?
Vielleicht, weil ihn der alleinige Mord an Myrna verraten hätte und die anderen zu Ablenkung gemacht hat, auch wenn die Toten alle was miteinander zu tun hatten!!!.
So wie ich das verstehe, ist es allein Myrna zu Liebe. Immerhin hätte der Plan das Heroin auszutauschen ohne Myrna gar nicht funktioniert. Sie hat für die Beschaffung ihren Kopf hingehalten. Vielleicht dachte Ellis ja wirklich, dass er ihr trauen kann.
Und da Myrnas Idee sich mit ihrer Schwester zu treffen wie du sagst hirnverbrannt war, musste sie auch daran glauben.
Wäre es cleverer gewesen sie direkt nach dem Austausch des Heroins zu erschießen? Natürlich. Aber für so eiskalt halte ich Ellis nicht. Seine Reaktion auf den Bluff des Inspektors ist ja schon fast herzlich.
Und genau das, fand ich langweilig, spannender wäre gewesen, wenn sich Ellis der Festnahme entzogen hätte, geflüchtet und es am Ende noch zu einer Verfolgungsjagd auf Leben und Tod gegeben hätte...der Gangster ( Günther Stoll ) war ja schon fast freiwillig mit dem Inspektor mitgegangen, dass ist nicht gerade realistisch!!!.
Also mir gefällt „Die Tote aus der Themse“ abgesehen davon, das man Ellis Verhaftung tatsächlich etwas aufregender hätte gestalten können sehr gut. Der Film zeigt wie man alte Wallace-Elemente mit den Elementen der 70er Jahre-Krimis verbinden kann und war nach dem Flop „Ein Gesicht im Dunkeln“ ein guter Schritt in die richtige Richtung. Meiner Meinung hätten die Edgar Wallace - Filme mit etwas Anpassung, ähnlich wie die Bondfilme, auch noch in den 70ern erfolgreich weiterlaufen können. Hier stimme ich dem Argument das Bondfilme von ihrer Anlage nicht mit Wallace zu vergleichen sind nicht zu. Bond ist, betrachtet man seine Romanvorlage, ein Kind der 50er und wurde für die Filme auf die geänderten Bedingungen der jeweiligen Jahrzehnte angepasst. Das hätte mit dem 20er Jahre Kind Wallace auch funktioniert. Zumindest bis Ende der 70er. Gut gemachte Krimis und Thriller funktionieren immer und sind nie aus der Mode. Ein möglicher Schritt um den Gruselfaktor zu waren hätte eine Co-Produktion mit der britischen Hammer-Film oder Harry Allen Towers sein können. Wenn man. Sich die Zuschauerzahlen der Grünen Stecknadel anguckt waren die Kopruktionen mit den Italienern auch nicht das Schlechteste. Die „Tote aus der Themse“ ist zumindest in kleinster Weise mit einem Fernsehkrimi der damaligen Zeit vergleichbar, den da liegen alleine hinsichtlich der Ausstattung und der Kameraführung Welten dazwischen.
Die Sichtung ist nun schon wieder einige Wochen her und ich habe mich etwas anders an die ganze Sache herangewagt, indem ich (auch aus Rücksicht auf meine Freundin) einfach "Gesicht" aus der chronologischen Sichtung gestrichen habe. So musste sich der Film "nur" mit "Der Gorilla von Soho" oder "Der Mann mit dem Glasauge" messen lassen. Diese ganzen Aspekte von wegen "nochmal was Neues probiert" und "so hätte Wallace in den 70ern aussehen können" fällt interessanterweise komplett weg. Stilistisch ist der Film nämlich von den beiden vorgenannten gar nicht so weit entfernt, im Falle der Täterin ist Motivation und Auflösung ja sogar dem "Glasauge" gar nicht so unähnlich. Ich hatte eher das Gefühl, dass der Weg von "Glasauge" hier konsequent weitergegangen wurde, nur mit weniger Budget und etwas zurückgenommener Melancholie. Letzteres kann aber auch einfach daran liegen, dass Harald Philipp als Handwerker da vielleicht auch einfach nicht das Händchen hatte. Die Musik und die Szene am Piccadilly Circus sprechen aus meiner Sicht eher dafür, dass man durchaus Tragik, Drama und Melancholie wie in "Glasauge" erzeugen wollte. Die "etwas andere Besetzung" wird ja oft gelobt, für mich war der Rückgriff auf Felmy und Riebauer eher ein Zeichen dafür, dass man nur noch Geld für die Hauptdarsteller der Epigonen (Brauner Bryan Edgar Wallace-Reihe lässt grüßen) hatte. Vadim Glowna und andere waren bereits etablierte Fernseh(!)-Darsteller, Ivan Desny bereits als Gegenspieler Sievers in Kressins erstem Tatort-Einsatz etabliert, Friedrich Schoenfelder oder Siegfried Schürenberg ebenfalls sicherlich nicht mehr in der Lage sich die großen Rollen auszusuchen. Dazu kommen Uschi Glas und Co, die quasi als Nachwuchskräfte selbst ausgebildet wurden und daher keine großen Ansprüche stellten. Felmy gibt hier irgendwie bereits drei Jahre vorher eine Probe für den gemütlichen Kommissar Haferkamp im Tatort ab und wirkt wenig glaubhaft in den Actionszenen, Uschi Glas spielt katastrophal (im Gorilla fiel das in dem allgemeinen "Over the top" und dem schrillen Grundton nicht so auf), Günther Stoll wirkt lustlos und/oder krank/müde und die Liste lässt sich lang weiterführen. Wenn der Beitrag anstelle von "Der Teufel kam aus Akasava" als Beitrag zur "Bryan Edgar Wallace"-Reihe produziert worden, wäre, wäre es vielleicht gar nicht aufgefallen. Er hat beispielsweise durchaus Ähnlichkeit mit dem, was "Der Todesrächer von Soho" versucht - nur eben glücklicherweise keinen Jess Franco auf dem Regiestuhl. Das mag Alles wie ein Verriss klingen - dabei finde ich ihn gar nicht so schlecht. Ich wurde nochmal gut unterhalten von Wallace, aber zeitgleich machte sich ab der ersten Minute ein Gefühl von "es ist vorbei" breit. Die klassischen Elemente funktionieren deutlich nicht mehr, "frische Elemente" wie Ingrid Steegers Brüste, die ausgewalzten Fleischerei-Szenen und die "On location"-Szenen, die technisch bedingt mies geleuchtet sind oder wahlweise zu viele Außengeräusche auf der Tonspur haben oder zu klinisch nachsynchronisiert wurden, wirken schmierig und billig. Die Dinge, die funktionieren, gab es zu der Zeit bereits im Fernsehfilm, bzw. sie wurden dort anschließend ausgebaut. "Die Tote aus der Themse" ist kein schlechter Film, aber ein Film, der deutlich macht, warum der Krimi in dieser Form im Kino nichts mehr zu suchen hat und für das Fernsehen passender gestaltet werden kann. Wie schon richtig erwähnt, hat geringes Budget manchmal auch Vorteile: "echte Locations" bringen Realismus und Ernsthaftigkeit, "günstige Schauspieler" sind oft eben auch unverbrauchtere Gesichter und noch nicht beim ersten Leinwandauftritt als "Ah, wieder als grimmiger Handlanger" oder "Hui, der komische Sidekick" erkennbar, straffe Drehpläne mit wenigen Einstellungen und teilweise Handkamera bringen mit Glück auch ein gewisses Tempo und Timing mit usw. In sofern muss ich aber meinem Vorredner widersprechen. "Die Tote aus der Themse" wirkt auf mich wie ein etwas großzügiger budgetierter Fernsehfilm. Gerade die Ausstattung ist meist sehr mau. Bei Wendtlands Büro (in dem hier Sir John residiert) habe ich mich gefragt, ob Wendtland vorher Alles ausgeräumt hat oder wirklich in so einem leeren, halligen Raum gearbeitet hat. Man darf nicht unterschätzen, was 35mm-Filmmaterial und die 4K-Restaurierung ausmachen. Fernsehfilme jener Zeit wurden meist bereits auf 16mm gedreht. Wäre beispielsweise "Kressin und der tote Mann im Fleet" (um einen Tatort aus dem selben Jahr zu nehmen) auf 35mm gedreht worden und würde man ihn nun angemessen digitalisieren - es sähe nicht wirklich großartig anders aus.
Der Vorschlag zu Co-Produktionen mit Hammer-Film oder Harry Allan Towers muten komisch an, wenn man sich anschaut, wo beide 1971 standen. Hammer hatte ab 1968 angefangen auch Serien für das TV zu produzieren und Kino-Produktionen von 1971 waren beispielsweise "Sex vor sechs Millionen Jahren" oder "Aufruhr im Busdepot". Dass man gerade in den Folgejahren noch versuchte sich auf Thriller zu verlegen, hätte vielleicht noch gepasst, aber was hätte Hammer davon gehabt, mit der Rialto co- zu produzieren? Man hätte Zugeständnisse an den (im Vergleich zu den USA und Großbritannien eher kleinen) deutschen Markt machen, deutsche Schauspieler einsetzen und sich auch noch inhaltlich reinreden lassen müssen. Außerdem waren das nur 2-3 Filme, ansonsten dominierten Komödien oder TV-Piloten zu anschließend gescheiterten Serienprojekten. Harry Allan Towers seinerseits fing ja ebenfalls 1969 an mit Spanien und Italien co-zu produzieren. Ansonsten kam da in den 70ern auch nur noch eine Reihe von "Jack London"-Verfilmungen oder sowas wie "Black Beauty". Um es auf den Punkt zu bringen: Hammer und Towers strichen im Grunde zeitgleich die Segel, was die Art von "Gruselfilm" betraf. Da die Kräfte zu bündeln, hätte das Siechtum nur verlängert und hätte auch künstlerisch kaum tolle Produktionen ergeben - höchstens seltsame Hybride. Diese Parallelen zeigen auch nochmal deutlich das Grundproblem: Der Markt war gesättigt, das Interesse an "klassischem Grusel" verloschen. In dieser Hinsicht ist Bond ja auch ein Paradebeispiel. Geschrieben in den 50ern als eiskalte Spionagegeschichten, in den 60ern teils noch Fokus auf diese Elemente, in den 70ern dann absoluten Fokus auf Stunts und Attraktionen, "Leben und sterben lassen" weist starke Blaxploitation-Elemente auf, "Moonraker" versucht sich unveerhohlen an "Star Wars" anzubiedern usw. Das hätte bei Wallace definitiv nicht so funktioniert, bzw. es wäre kein Wallace mehr gewesen. All das, was die teils so verhassten Gialli praktizierten, hätten die deutschen Filme auch tun müssen um "am Puls der Zeit" zu bleiben - also Abtreibung thematisieren und Co.
Die Gialli ihrerseits waren im Kino ja gut aufgehoben - dort gab es angemessene Budgets, wirklich tolle Kameraarbeit, großartige Soundtracks, feine Ausstattung, teils gute Schauspielerleistungen und viel Gestaltungswillen, teils künstlerisch. Nur Wallace war das natürlich nicht mehr...
Harry Allen Towers hat in den 70ern auch noch eine mehr als ordentliche Version von Agatha Christies „And then there were Nonne“ abgeliefert und die Hammer-Filme wurde in den 70ern laut Filmografie in der Hauptsache immer noch von Dracula, Frankenstein etc. bevölkert. Meiner Meinung nach hätte man gemeinsam frischen Wind in die Serie zu bringen. In den höheren Budgetanforderungen der letzten Filme auf der einen Seite und der neuentdeckten Liebe zum Filmverlegen durch die Charlie Chaplin - Filme auf der anderen Seite, liegt meiner Vermutung nach auch der Grund für das Ende der Wallace-Filme. Das er um die Wallace-Filme weiterhin auf Erfolgskurs zu halten und nicht an Qualität zu verlieren, mehr hätte investieren müssen und somit auch das finanzielle Risiko eines Flops gestiegen wäre, dürfte Wendlandt als gutem Geschäftsmann klar gewesen sein. Hier setzt meine Idee einer Partnerschaft an. Man hätte sich das höhere Budget teilen können und somit die Qualität der Filme wieder anheben können. Außerdem hätte mit einem britischen Partner auch die Möglichkeit bestanden den Film das nötige britische Flair zu geben. Außerdem wäre es sowohl für Hammer als auch für Harry Alan Towers, die ja bei auch nicht mehr den optimalen Lauf hatten ein lohnendes Geschäft gewesen. Man hätte z.B. einen ganz anderen Pool an Regisseuren und Drehbuchautoren gehabt. Möglich wäre eine Fortführung der Wallace-Filme bestimmt gewesen.