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Dieses Thema hat 201 Antworten
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Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

04.12.2015 08:26
#151 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Selbstverständlich, da gebe ich Dir vollkommen Recht und ich hätte auch sehr gerne solche Filme.
Auf der anderen Seite versuche ich die Produzenten zu verstehen, hat auch etwas mit Mut zu tun,
oder mit rückläufugen Besucherzahlen, die ich nicht kenne. Dann wäre es eben nur Mutlosigkeit.

Gruss
Havi17

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

04.12.2015 18:16
#152 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Da bin ich total zerrissen .Natürlich noch immer besser als die reinen Namenswerber Gialli und dann noch als Felmy /Haferkamp Fan .......
Aber die Serie war vorbei da brauchen wir uns nichts vorzumachen.Statt Steeger usw einzubauen hätten sie besser bewusst einen auf Retro machen sollen ( mit Augenzwinkern/Gastauftritten Fuchsberger/Drache/Dor evtl als "Opfer" ) und dann offiziell Schluss.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

11.11.2016 22:55
#153 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Die Tote aus der Themse (BRD 1971)

Regie: Harald Philipp

Darsteller: Uschi Glas, Hansjörg Felmy, Harry Riebauer, Werner Peters, Günther Stoll, Siegfried Schürenberg, Petra Schürmann, Friedrich Schoenfelder, Lyvia Bauer, Ivan Desny, Gerhard Frickhöfer, Vadim Glowna, Peter Neusser, Brigitte Skay, Ingrid Steeger u.a.



Das Rätsel um "Die Tote aus der Themse"...


Zu den interessantesten unter den weithin ungeklärten Fragen um die Wallace-Reihe fällt jene um die Motivation hinter der Produktion von "Die Tote aus der Themse". Nach dem Flop mit "Das Gesicht im Dunkeln" hatte man - wohl ein wenig vorschnell - kalte Füße gekriegt und sämtliche Projekte "auf Eis" gelegt. Warum nun wagte man 1971 nochmal einen Versuch und - noch spannender - warum machte man trotz des kommerziellen Erfolges nicht (konsequenterweise) weiter?

a) Wollte Wendlandt tatsächlich einfach nur einen "runden" Abschluss, um "Das Gesicht im Dunkeln" nicht als Endpunkt stehen zu lassen?

b) War es eine Mischung aus wirtschaftlichem Kalkül (Brauner hatte ja mit "Handschuhe" unter der Flagge BEW nochmal Kasse machen können) und der Tatsache, dass man Philipp noch einen Wallace "schuldete"?

c) Fühlte Wendlandt sich sich durch Brauners "Akasava" herausgefordert?

d) Wollte man es tatsächlich nochmal versuchen, merkte aber während der Produktion, dass die Luft raus raus und kein Potential für weitere Filme mehr vorhanden war?


Endgültig klären wird man diese Frage wohl leider nicht mehr, für den "Herausforderungsgedanken" könnte immerhin sprechen, dass man vor allem mit Felmy, aber auch mit Riebauer die beiden prägenden Gesichter der BEW-Reihe verpflichtete, wobei Riebauer freilich schon mehrfach bei Rialto vor der Kamera stand.

So oder so stellt "Die Tote aus der Themse" den einzigen ernsthaften und planmäßigen Versuch innerhalb der 1970er-Jahre dar, einen "typischen Wallace" zu drehen. Zudem handelt es sich um die einzige rein deutsche Wallace-Produktion in Farbe, bei der sich nicht Alfred Vohrer für die Regie verantwortlich zeigte. Allein aufgrund dieser Eigenständigkeit ist der Film schon besonders interessant.

Alles in allem ist "Die Tote aus der Themse" dennoch kein besonders guter Wallace, aber ein allemal annehmbarer 1970er-Jahre-Krimi. Was dem Film entscheidend abgeht, ist die Dynamik und dieser Vorwurf betrifft alle wesentlichen Bereiche. Die bisweilen harte Kritik an Hansjörg Felmy erscheint überzogen. Gleichwohl kann man nicht verhehlen, dass ihm ein wenig der Pep fehlt. Ähnliches gilt für Philipps Regie. Er legt ein weitaus gemächlicheres Tempo als Vohrer an den Tag, was grundsätzlich nicht zu beanstanden ist, schließlich eröffnet dies grundsätzlich die Möglichkeit, Geschichte und Darstellern Raum zur Entfaltung zu geben. Dies gelingt jedoch nur in Teilen, es wird schlichtweg zu selten der Schalter auf "Action" umgelegt. Die Szene in der Fleischfabrik und die Tötungszenen sorgen nur sehr bedingt für Abhilfe. Insoweit passt das unspektakuläre - inhaltlich allerdings überzeugende - Finale ins Bild. Uschi Glas zeigt sich im Vergleich zu ihren bisherigen Darbietungen stark verbessert. Trotzdem fehlt an vorderster Front ein Zugpferd, welches den Film tragen kann. Dieser Umstand allein lässt den Film in Relation zu den meisten anderen Filmen tendenziell schlecht aussehen.

Demgegenüber ist zu honorieren, dass man sich dazu durchringen konnte, mal wieder vor Ort in London zu drehen. So gelingen Philipp & Co an zentralen Plätzen wie an der Themse oder am Piccadilly Circus die wohl eindrucksvollsten London-Aufnahmen in einer rein deutschen Produktion. Ansonsten fällt insbesondere das Fehlen jedweder Studio-Aufnahmen ins Auge, was dem Film einerseits einen realistischeren, bisweilen aber auch billigeren Anstrich verleiht. Ungewohnt für den Wallace-Zuschauer ist auch die Tatsache, dass hier bereits in der Eingangssequenz der Inspektor auftaucht.

Inhaltlich knüpft man fast nahtlos an "Der Mann mit dem Glasauge" an, wieder geht es um Rauschgift und junge Tänzerinnen im weitesten Sinne. Die Einführung gelingt ausgesprochen gut, mit dem mysteriösen Verschwinden der Myrna Fergusson weckt man unweigerlich das Interesse des Zuschauers. Insoweit sorgt man gegen Ende des Films zudem noch für eine Überraschung.

Im Übrigen freut sich der Wallace-Fan, ein letztes Mal viele bekannte Gesichter zu sehen. Ein Umstand, der sicher dazu beiträgt, dass einen mitunter Wehmut überkommt, wenn man sich diesen letzten "klassischen" Wallace-Film anschaut. Zuerst genannt sei natürlich Siegfried Schürenberg. Leider muss der Betrachter feststellen, dass Schürenberg bei weitem nicht an seine Hochphase 1967/1968 anknüpfen kann, obwohl er doch zumindest in "Akasava" eine ähnliche Rolle übernommen hatte. Erstaunlich viele Gags zünden nicht, oft schießt Schürenberg über das Ziel hinaus, nicht selten fehlt das rechte Timing. Sicher ist die vergleichsweise schwache Vorstellung Schürenbergs in Teilen dem Drehbuch anzulasten, insbesondere die Geschichte um "Jack the Ripper" erscheint geradezu hanebüchen. Mit Werner Peters ist der Film auf ewig verbunden. Er verstarb im Rahmen der zugehörigen Promo-Tour. Auch wenn er ebenfalls nicht an seine vorherigen großartigen Leistungen anknüpfen kann, freut es den Wallace-Freund, ihn nach so langer Pause nochmal in einem Wallace-Film zu sehen. Gleiches gilt für Friedrich Schoenfelder. Harry Riebauer bescherte man analog zu Pinkas Braun in "Banne" einen gelungenen Ausstand, indem man ihn eine undurchschaubare Figur verkörpern ließ und dabei mit seinem erarbeiteten Rollenklischee brechen konnte. Gelungene Gastspiele geben Ivan Desny (dankenswerterweise nicht synchronisiert) und Vadim Glowna, der einen interessanten Rollentypus darstellte, den man so bei Wallace nicht kannte. Petra Schürmann legt die Sekretärin Sir Johns - natürlich auch der Dramaturgie geschuldet - gänzlich anders an als ihre Vorgängerinnen, ein Günther Stoll hebt stets das schauspielerische Niveau. Ärgerlich, aber zur Produktionszeit in Deutschland wohl unvermeidbar waren die peinlichen Auftritte von Ingrid Steeger und Brigitte Skay.

Obgleich insoweit wahrscheinlich unbeabsichtigt, liefert Peter Thomas einen gefühlvollen Schwanengesang ab, der die bisweilen ob des nahen Endes aufkommende Melancholie weiter unterstreicht. Die vorliegende gehört zu den besten Arbeiten, die Thomas bei Wallace machte.

Zwar gehört "Die Tote aus der Themse" summa summarum zu den schwächeren Wallace-Streifen, eine Basis für mindestens einen weiteren Film dieser Machart war jedoch gelegt. Aus diesem Grunde hätte man Philipp oder einen anderen unverbrauchten Regisseur ruhig mit einem weiteren derartigen Film betrauen dürfen.


Als einzigem "typischen" Wallace-Film der 1970er kommt "Die Tote aus der Themse" ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und in der Folge auch gesteigertes Interesse zu. Nüchtern betrachtet ist der Film allerdings nicht mehr als ein annehmbarer Krimi, der immerhin durch eine ordentliche Story und die wohl besten London-Aufnahmen in einer rein deutschen Wallace-Produktion punktet. 3 von 5 Punkten.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

11.11.2016 23:28
#154 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #153

a) Wollte Wendlandt tatsächlich einfach nur einen "runden" Abschluss, um "Das Gesicht im Dunkeln" nicht als Endpunkt stehen zu lassen?

b) War es eine Mischung aus wirtschaftlichem Kalkül (Brauner hatte ja mit "Handschuhe" unter der Flagge BEW nochmal Kasse machen können) und der Tatsache, dass man Philipp noch einen Wallace "schuldete"?

c) Fühlte Wendlandt sich sich durch Brauners "Akasava" herausgefordert?

d) Wollte man es tatsächlich nochmal versuchen, merkte aber während der Produktion, dass die Luft raus raus und kein Potential für weitere Filme mehr vorhanden war?


Ich glaube an keine dieser vier Möglichkeiten so wirklich. Vielmehr dürfte der Geschäftsmann Wendlandt auch deswegen keinen Nachfolger mehr gemacht haben, weil er zu Beginn der 1970er Jahre eine lukrativere Einnahmequelle mit dem Tobis-Verleih aufzubauen begann. Was die Frage anbelangt, weswegen es diesen Film überhaupt gibt, scheint mir die Erklärung logisch, dass ein Anküpfen an die alte Machart in Verbindung mit einem offenkundig gekürzten Budget wenig Risiko und angemessenen Gewinn versprach. Man darf ja nicht vergessen, dass Alfred Vohrers Filme im Wesentlichen Atelierfilme waren. Die Themsetote hat meiner Erinnerung zufolge überhaupt kein Atelier - eine riesen Ersparnis!

Gruß
Jan

greaves Offline




Beiträge: 583

12.11.2016 00:03
#155 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Mir gefällt dieser Film eigentlich ganz gut.
Wie schon gesagt das es schöne Londonaufnahmen gibt ist hier lobenswert..die ich in den Vohrer Farbfilmen einwenig vermisse. Die
Schauspieler sind aus meiner Sicht gut ausgewählt.Anstatt Ivan Desny hätte ich mir auch Pinkas Braun vorstellen können.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

12.11.2016 10:20
#156 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #154
Zitat von Ray im Beitrag #153

a) Wollte Wendlandt tatsächlich einfach nur einen "runden" Abschluss, um "Das Gesicht im Dunkeln" nicht als Endpunkt stehen zu lassen?

b) War es eine Mischung aus wirtschaftlichem Kalkül (Brauner hatte ja mit "Handschuhe" unter der Flagge BEW nochmal Kasse machen können) und der Tatsache, dass man Philipp noch einen Wallace "schuldete"?

c) Fühlte Wendlandt sich sich durch Brauners "Akasava" herausgefordert?

d) Wollte man es tatsächlich nochmal versuchen, merkte aber während der Produktion, dass die Luft raus raus und kein Potential für weitere Filme mehr vorhanden war?


Ich glaube an keine dieser vier Möglichkeiten so wirklich. Vielmehr dürfte der Geschäftsmann Wendlandt auch deswegen keinen Nachfolger mehr gemacht haben, weil er zu Beginn der 1970er Jahre eine lukrativere Einnahmequelle mit dem Tobis-Verleih aufzubauen begann. Was die Frage anbelangt, weswegen es diesen Film überhaupt gibt, scheint mir die Erklärung logisch, dass ein Anküpfen an die alte Machart in Verbindung mit einem offenkundig gekürzten Budget wenig Risiko und angemessenen Gewinn versprach. Man darf ja nicht vergessen, dass Alfred Vohrers Filme im Wesentlichen Atelierfilme waren. Die Themsetote hat meiner Erinnerung zufolge überhaupt kein Atelier - eine riesen Ersparnis!

Gruß
Jan




Danke für deine Einschätzung. Die Vorschläge sollten auch nicht abschließend sein, weitere Ansätze sind also sehr willkommen. Die Sache mit dem Tobis-Verleih wird meine ich auch an irgendeiner Stelle im "Hallo"-Buch als Erklärungsansatz gewählt. Deine Erinnerung ist im Übrigen korrekt, es gab keine Atelieraufnahmen in diesem Film.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

12.11.2016 13:10
#157 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #156
Die Sache mit dem Tobis-Verleih wird meine ich auch an irgendeiner Stelle im "Hallo"-Buch als Erklärungsansatz gewählt.


Ebenso in der sehr lesenswerten Horst-Wendlandt-Biografie, die ebenfalls aufzeigt, dass sich Wendlandt zu Beginn der 1970er auf das Verleihen verlegte und in Folge zunächst wie z.B. auch Luggi Waldleitner oder Wolf C. Hartwig in (europäische) Co-Produktionen von größerem Format investierte, wenn er denn noch investierte. An der Sex- und Abschriebungsfilmwelle beteiligte sich Wendlandt m.W. gar nicht. Das dürfte aber so ziemlich das einzige gewesen sein, was in den 1970er Jahren - abgesehen von den Simmel-Filmen - an rein deutschen Produktionen aus dem Unterhaltungssektor reellen Profit abwarf. Dass Wendlandt aber auch nicht nur von Profit-Überlegungen getrieben war, zeigt ja die Wiederaufnahme von Wallace im TV gute 20 Jahre später. Da wird das (geschäftliche) Risiko zwar vergleichsweise gering gewesen sein, jedoch hat das schon ein wenig die Attitüde des "Back-to-the-Roots".

Gruß
Jan

Lord Low Offline




Beiträge: 746

01.05.2017 08:43
#158 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Jetzt weiss ich wieder, an was mich die Titelmusik erinnert hat:

nico2312 Offline



Beiträge: 170

06.05.2017 10:23
#159 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Einer meiner Lieblingsfarbfilme. Top Soundtrack und ne gute Besetzung.
Der Soundtrack ist Klasse Peter Thomas.....

Lord Low Offline




Beiträge: 746

24.07.2017 00:05
#160 RE: Bewertet "Die Tote aus der Themse" (30) Zitat · Antworten

Wo wurden denn die Außenaufnahmen vor dem Hotel Portland gedreht?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.06.2019 09:30
#161 Wallace der Woche (34): Die Tote aus der Themse (1971) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Die Tote aus der Themse

Zwischen jeweils zwei internationalen Koproduktionen kehrte die Wallace-Reihe Anfang 1971 noch ein letztes Mal in Berliner Gefilde zurück. „Die Tote aus der Themse“ entstand unter der Regie des lange für einen Wallace-Krimi vorgesehenen Harald Philipp auf der Grundlage einer freien „Engel des Schreckens“-Romanadaption.

Welche Eindrücke verbindet ihr mit diesem Schwanengesang der „hausgemachten“ Serienbeiträge? Ist Philipp eine gute Alternative zum bislang allgegenwärtigen Alfred Vohrer? Ist ein stimmiger neuer Wallace-Stil zu erkennen und hätte dieser aus eurer Sicht für weitere Beiträge getaugt? Und vor allem: Wird es Sir John gelingen, auch den Fall Jack the Ripper endgültig zu klären?

Links:

Platzierung im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014: Platz 19 von 36 (71,17 %)

patrick Offline




Beiträge: 3.245

29.06.2019 10:08
#162 RE: Wallace der Woche (34): Die Tote aus der Themse (1971) Zitat · Antworten

Die Tote aus der Themse (1971)




Regie: Harald Philipp

Drehzeit: 11.01.1971 - 14.02.1971

Mit: Uschi Glas, Hansjörg Felmy, Werner Peters, Harry Riebauer, Ivan Desny, Vadim Glowna, Friedrich Schoenfelder, Siegfried Schürenberg, Günther Stoll, Petra Schürmann, Lyvia Bauer, Peter Neusser, Michael Miller, Friedrich Georg Beckhaus, Gerhard Frickhöffer, Ingrid Steeger, Brigitte Skay, Ingrid Bethke, Petra Schwiertz, Herbert Kerz, Harald Philipp


Handlung:

Die Tänzerin Myrna Fergusson gehört eigentlich einem Drogenring an, verrät allerdings einige Komplizen an Scotland Yard und wird für ihr Spiel mit dem Feuer kurzerhand erschossen. Nachdem ihre Leiche noch am Tatort spurlos verschwindet, tauchen Fotos des Reporters David Armstrong auf, die zeigen, dass sich die angeblich Tote bewegt haben muss. Auch tritt bald ein präziser Heckenschütze auf den Plan, der neben David Armstrong auch die Chefs des Drogenrings nach und nach auf's Korn nimmt. Myrnas Schwester Danny ermittelt zusammen mit dem Scotland-Yard-Inspektor Craig in der mysteriösen Angelegenheit und eine erste Spur führt zu einem ominösen Schlachthof...

Anmerkungen:

Nachdem die Wallace-Produzenten durch zwei erschreckend minderwertige Schundfilme ihrem Publikum wirklich die Haare zu Berg stehen ließen und praktisch den Rest von Qualität über Bord geworfen haben, besann man sich nochmals auf die Wurzeln zurück - dies aber leider nur rein theoretisch. Obwohl endlich wieder einmal in einer rein deutschen Produktion mehrere gern gesehene Stammhalter der Reihe, wie Siegfried Schürenberg, Werner Peters, Harry Riebauer und der aus den BEW-Filmen bestens in Erinnerung verhaftete Hansjörg Felmy, agieren, lässt die Inszenierung jegliches Wallace-Feeling missen. Es waren zweifellos die wunderbaren Licht-und-Schatten-Spiele und die sich darin badenden Klischees, die das Genre zu etwas besonderem gemacht haben und wofür wir es noch heute lieben. Leider zeigt sich "Die Tote aus der Themse" in einem ganz anderen Licht, nämlich jenem der "modernen" 70er-Jahre, wodurch alle so gern gesehenen Charakteristika praktisch weg-kastriert wurden. Was übrig bleibt verströmt die Aura eines lauen Fernsehkrimis jener Zeit. Grusel, Nebel, Käuzchenrufe und exzentrische Mordgesellen weichen einer nüchternen und in wenig berauschende Bilder gehüllten Atmosphäre. Der Score könnte ohne weiteres das Titelthema eines 70er-Jahre-Dramas sein - ein Stil, der mich persönlich in keinster Weise anspricht. Auch in Hinblick auf Spannung wird man so ziemlich im Stich gelassen. Zwar sind einige Reminiszenzen an ältere Werke erkennbar, wie z.B. der Mord am Picadilly-Circus, das Thema Drogenhandel und die Identität des Täters, doch Hand auf's Herz - das hat man ausnahmslos alles schon sehr viel besser gesehen.

Die Darsteller Siegfried Schürenberg und Werner Peters kehren erfreulicherweise nochmals in ihren gewohnten Rollen zurück, um sich zu verabschieden, Letzterer leider für immer, denn er sollte bereits am Tag der Premiere des Streifens einem Herzanfall erliegen. Hansjörg Felmy agiert, ähnlich wie bereits 1963 im "Henker", sachlichen und nüchtern und gibt dabei eine passable Figur ab. Harry Riebauer hat als undurchschaubarer Zeitgenosse einen wesentlich interessanteren Part, als bisher gewohnt. Dass ausgerechnet Uschi Glas als letzte Wallace-Lady das Genre in seinen Lebensabend begleiten sollte, verdeutlicht den Qualitätsabfall mit weiterem Nachdruck. Hätte man es wie die Briten gehalten, die Anfang der 70er-Jahre ihre Hammer-Filme zwar mit mehr Sex und Gewalt anreicherten, aber dennoch ihrem Old-School-Style treu blieben, hätte hier noch etwas großartiges entstehen können. So aber ist nicht mehr als ein zwar rein deutscher, aber dennoch völlig vergessenswerter Spätwallace auf die Leinwand gekommen, der nicht mehr wirklich der Reihe gerecht wird. Der Schaden, welchen die Herren Wendlandt und Brauner bereits angerichtet haben, lässt sich auf diese Weise nicht kompensieren.

Fazit:

Als durch und durch vom Stil der 70er-Jahre geprägte Produktion, vermag "Die Tote aus der Themse" den Charme und die Aura der ursprünglichen Wallace-Filme in keinster Weise wiederzubeleben. Dazu hat man sich viel zu sehr auf die nüchterne Moderne eingelassen, was mit der so gern gesehenen Märchenwelt nicht mehr vereinbar ist, sondern sehr viel näher bei Tatort und Co. angesiedelt ist. Auch wenn es sich hier tatsächlich nochmals um einen "echten" Wallace handelt, ist dessen Geist schon längst verpufft. Mehr als 2 von 5 Punkten ist mir dieses Produkt wirklich nicht wert.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.06.2019 14:00
#163 RE: Wallace der Woche (34): Die Tote aus der Themse (1971) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Die Tote aus der Themse

Kriminalfilm, BRD 1971. Regie: Harald Philipp. Drehbuch: H.O. Gregor (d.i. Horst Wendlandt), Harald Philipp (frei nach der Romanvorlage „The Angel of Terror“, 1922: Edgar Wallace). Mit: Hansjörg Felmy (Inspektor Craig), Uschi Glas (Danny Fergusson), Siegfried Schürenberg (Sir John), Werner Peters (William Baxter), Harry Riebauer (Milton S. Farnborough), Ivan Desny (Charles Stout), Friedrich Schoenfelder (Anthony Wyman), Vadim Glowna (David Armstrong), Günther Stoll (Dr. Ellis), Petra Schürmann (Sekretärin Susan Atkins), Lyvia Bauer (Myrna Fergusson), Brigitte Skay (Maggie McConnor), Peter Neusser (Sergeant Simpson), Michael Miller (Jim Donovan), Gerd Frickhöffer (Mr. Pennymaker) u.a. Uraufführung: 31. März 1971. Eine Produktion der Rialto-Film Preben Philipsen Berlin im Constantin-Filmverleih München.

Zitat von Die Tote aus der Themse
Am gleichen Abend, an dem die Informantin Myrna Fergusson Scotland Yard hilft, einen entscheidenden Schlag gegen einen Londoner Rauschgiftring zu führen, wird sie in ihrem Hotelzimmer in einem zwielichtigen Hafenhotel erschossen. Als die Polizei am Tatort eintrifft, findet sich jedoch keine Spur mehr von der Leiche. Zugleich behauptet der zufällig anwesende Fotograf David Armstrong, Beweise dafür zu haben, dass Myrna noch lebt. Ist die Bande also weiterhin hinter Myrna her? Und erstreckt sich die Gefahr auch auf ihre Schwester Danny, die gerade in London angekommen ist? Inspektor Craig setzt alles daran, die Hintergründe aufzudecken ...


„Als ob du es nötig hättest, Menschen zu morden ... wo du doch täglich schlachten kannst.“

„Die Tote aus der Themse“ ist eine in dreifacher Hinsicht spannende Angelegenheit. Zum einen spannt der Film eine recht gekonnte Brücke zwischen klassischen Wallace-Elementen (Rauschgifthandel, Serienmörder, Rückkehr von Sir John, Kontrastierung Hafen- und Luxusmilieus) auf der einen und zeitaktuellen, bisher „unverwursteten“ Zutaten auf der anderen Seite. Zweitens offeriert Harald Philipp mit seinem Krimi einen Einblick in eine neue Wallace-Welt, die sich hätte auftun können, wenn man die Massenproduktion wie in den 1960er Jahren nach diesem Streifen wieder aufgenommen hätte. In Anbetracht des zumindest soliden Einspielergebnisses (1,4 Millionen Zuschauer) stellt sich die Frage, warum man von dieser Strategie Abstand nahm. Drittens entwickelt der Film auch einfach von sich aus einen gesunden Drive und eine gute Täterspannung, die sich aus der Gestalt des unerkannten Pistolenschützen ergibt. Der Mann mit dem Zielfernrohr ist ein Beispiel dafür, wie es Horst Wendlandt und Harald Philipp gelang, Reihenklischees modern und ohne Kitsch zu interpretieren.

Überhaupt fällt an „Die Tote aus der Themse“ positiv auf, dass ihr das Überfrachtete, Billige und Gekünstelte der späten Alfred-Vohrer-Filme abgeht. Nimmt man den Film als einen Anschluss an den letzten deutschen Beitrag „Der Mann mit dem Glasauge“ und insbesondere dessen Vorgänger wahr, so überrascht Philipps 1971er-Krimi durch Geradlinigkeit und guten Stil. Dies zeigt sich auch ganz wesentlich in der Reduzierung bzw. dem Verzicht auf Humor sowie der deutlich seriöseren Repräsentanz von Scotland Yard. Zwar hat Schürenberg als Sir John einige launige Zeilen, aber sie wirken regelrecht verhalten im Vergleich zum Sir-Arthur’schen Affenzirkus. Auch Hansjörg Felmy legt seinen Inspektor Craig deutlich ernster und authentischer an als Tapperts Perkins-Schnodderschnauze. Er gewinnt damit sofort nicht nur das Vertrauen von Danny Fergusson, sondern auch jenes des Zuschauers, der sich gern von Craig durch den Film führen lässt. Auch wenn es zwischen dem reifen Felmy und der jungen Uschi Glas nicht wirklich funkt, so stellen die beiden doch ein attraktives und glaubwürdiges Doppelgespann dar, mit dem man mitfiebern und an einigen Stellen sogar mitzittern kann. Methoden wie das Einsperren in eine Kältekammer, um Leute gefügig zu machen, ergeben sich aus den reizvollen neuen Settings, die der Film austariert und die bisher noch angenehm unverbraucht sind (Fleischerei, Luxushotel, Fotolabor). Sie werden geschickt mit klassischen Umgebungen wie dem heimeligen Yard-Büro, einem nächtlichen Friedhof oder einem schmierigen Bordell kombiniert.

Mit Philipps sachlicherem Inszenierungsstil gehen leider auch einige Knackpunkte einher, die „Die Tote aus der Themse“ in letzter Instanz doch hinter die großen Klassiker der Wallace-Reihe zurückfallen lassen. Das offenkundige Bemühen, hier einen Realo- statt eines Effektfilms anzubieten, resultiert darin, dass einige Szenen optisch natürlich nicht so schön aussehen, wie man dies aus früheren Bildgestaltungen gewöhnt ist. Tatsächlich erinnert am letzten Reihenbeitrag des verdienten Kameramanns Karl Löb wenig an dessen frühere Kreativität; Form folgt Funktion schien wohl das ausgewiesene Prinzip der Stunde gewesen zu sein. Als Abwechslung ist das aber durchaus goutierbar. Etwas schwieriger ist es da schon, in Verbindung mit der prinzipiell guten Geschichte die doch eher fragwürdige Auflösung im klassischen Serienstil (Wolf im Schafspelz) zu akzeptieren. Sie erscheint recht willkürlich und aufgesetzt, um nach dem Ausscheiden der offensichtlichen Verdächtigen einen Wow-Effekt erzielen zu können. Einige Ungenauigkeiten in der Regieführung (verschiedentliche Anschlussfehler) entdeckt der aufmerksame Zuschauer ebenfalls.

Im Gegensatz zum Hintermann-Doppel leisten die Galgenvögel aus der ersten Reihe sehr gute Arbeit: Gerade Werner Peters, Ivan Desny und Friedrich Schoenfelder bilden ein Ganoventerzett allererster Klasse, das sich vor der Besetzung bester Wallace-Tage nicht zu scheuen braucht. Als Großfleischer, Hoteldirektor und Antiquitätenhändler sind diese Schurken mit perfekten bürgerlichen Tarnmasken versehen, die ihnen ihr illegales (Rauschgift-)Geschäft erleichtern. Die talentierten Schauspieler haben natürlich auch keine Schwierigkeiten, die Figuren plastisch zum Leben zu erwecken. Das gilt auch für Harry Riebauer und seinen wohl abgerundetsten Edgar-Wallace-Auftritt als eloquenter und mordverdächtiger Millionär. Auch eher unbekannte Kleindarsteller wie Michael Miller, Lyvia Bauer oder der später im Fernsehen groß gewordene Vadim Glowna machen ihre Sache sehr gut und verleihen der „Toten aus der Themse“ einen prägnanten Stempel. Mehr Präsenz hätte man sich von Günther Stoll, Petra Schürmann und den Darstellern der Fleischerei-Gorillas gewünscht, die leider eher plump als bedrohlich wirken und dementsprechend einigen Szenen im späten Mittelteil ein wenig die Wirkung rauben. Alles in allem kann man mit dem letzten deutschen Wallace-Kinokrimi aber durchaus zufrieden sein – persönlich würde ich ihm vor fast allen Vohrer-Filmen 1966-69 den Vorzug geben.

So sieht eine in weiten Teilen erfolgreiche Modernisierung aus: Der Name Wallace wurde von Harald Philipp in die Siebzigerjahre hinübergerettet und zeitgemäß aufbereitet, ohne Kernelemente der tradierten Marke zu sehr zu vernachlässigen. Die Inszenierung ist vielleicht etwas zu bodenständig, aber die sehr gut passende Besetzung um Felmy, Glas und das Gangstertrio Peters-Desny-Schoenfelder sowie die anständige letzte Peter-Thomas-Musik machen aus „Die Tote aus der Themse“ einen sehenswerten Kandidaten aus dem oberen Mittelfeld.

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

30.06.2019 00:05
#164 RE: Wallace der Woche (34): Die Tote aus der Themse (1971) Zitat · Antworten

Wesentlich besser allemal als die beiden Totalausfälle zuvor - geht ja auch kaum schlechter - man ist ja schon froh, dass wieder jemand die Kamera bedienen kann und es so etwas wie Logik gibt.
Dennoch kein Grund zum Jubeln.

Wenn man den Film als "normalen" deutschen Krimi ansieht, ist er solide. Peter Thomas hat einen guten Job gemacht und eingängige Musik komponiert, die nicht so nervig und plump daherkommt wie die Stücke zuvor.
Sie klingt geradezu italienisch - als ob er sich von Nora Orlandi inspirieren hat lassen - oder die stimmungsvolle Musik von Morricone und Ortolani vorwegnehmen wollte.

Als Edgar-Wallace-Film funktioniert das Werk m.E. jedoch nicht gut. Auch wenn man dieses Mal mit Aufnahmen von London nicht geizt und sich die billigen Rückprojektionen erspart -
die Ausstattung ansonsten wirkt eher preiswert und dazu eben nicht britisch sondern sehr deutsch.

Der Fotograf wohnt ganz offensichtlich in einer deutschen Mietwohnung, das Büro von Sir John atmet Studioatmosphäre - richtig schlecht auch der Ton an dieser Stelle übrigens.
Der Film erinnert jedenfalls mehr an einen Tatort oder anderen typischen 70er-Jahre-Krimi als an Wallace.

Als Krimi-Fan ahnt man sofort, wer der Endgegner ist, da einer an sich kleinen Rolle so viel Platz eingeräumt wird - ähnlich war es schon beim Gasthaus an der Themse.

Die schauspielerischen Leistungen sind durchwachsen. Felmy hat nicht das Aussehen von Fuchsberger oder das Charisma von Drache - aber er wirkt anständig und authentisch und
spielt ähnlich wie Harald Leipnitz handwerklich gekonnt, was aber nicht reicht, um ihn zum echten Hauptdarsteller zu machen.

Bei Vadim Glowna und Günther Stoll hatte ich eher den Eindruck, dass sie auswendig gelernten Text heruntergeleiert haben - Harry Riebauer hat mir noch nie in den
Wallace-Filmen wirklich zugesagt. Schürenberg als Sir John habe ich gar nicht vermisst - hier wird er zwar nicht ganz so senil dargestellt, aber die Dialoge sind platt und seine Rolle eher zu vernachlässigen.
Mir ist auch nicht ganz erklärlich, warum man bei einer Vermisstenanzeige es sofort mit dem Chef vom Yard zu tun hat...

Die Schluss-Szene am Flughafen ist natürlich vollkommen gaga - und wirkt komplett unpassend und aufgepropft - nur um einen lauen Schluss-Gag hinzubekommen.

Insgesamt Durchschnittskost mit keinen katastrophalen Tief- aber eben auch keinen Höhepunkten.
Der Film ordnet sich unauffällig zwischen vielen weiteren Krimis der 70er ein. Realistischer als andere Wallace - aber eben ohne Flair.

Wenn so die weitere Produktion der Filme verlaufen wäre, hätte sich das Produkt zwar nicht so schnell - jedoch letzten Endes graduell verabschiedet, weil kein Trademark, nichts Besonderes mehr erkennbar war.
Als Wallace-Film für mich ohne Relevanz.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

30.06.2019 11:52
#165 RE: Wallace der Woche (34): Die Tote aus der Themse (1971) Zitat · Antworten

Ich bin irgendwie hin und her gerissen......eigentlich war die Reihe für mich beendet.Die unsäglichen letzten Machwerke habe ich nicht nur gedanklich sondern auch praktisch aus meiner kleinen Sammlung entfernt.
Dieses letzte aufbäumen mit Felmy,Peters und einigen anderen erinnert in der Tat eher an einen Haferkamp Tatort als an Wallace.
Trotzdem natürlich ein Film der sich wenigstens in die Reihe der "richtigen" Wallace einreihen kann ( an welcher Stelle muss dann jeder selber sehen.
Trotz alle Schwächen und Vorbehalten der letzte Lichtblick in einer schon zu Tode verhunzten/modernisierten (was auch immer ..) Serie.

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