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Dieses Thema hat 93 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.08.2009 10:35
#61 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Die "neue" Marple-Reihe überzeugt mich im Gegensatz zu Poirot sowieso eher weniger. Mir liegen die sechs synchronisierten Folgen vor (darunter schließlich ein Pastiche) - das reicht mir fürs Erste. Nichtsdestotrotz bin ich auf Klaus' Einschätzungen gespannt, ist doch mit "They Do it with Mirrors" einer meiner liebsten Marple-Stoffe in seiner Aufzählung enthalten.

KlausS Offline



Beiträge: 278

14.08.2009 16:58
#62 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Zitat von Lord Peter im Beitrag #60
Naja, hierzulande werden wir das eh nie zu sehen kriegen, und für solche Pastiches werde ich keine größeren Anstrengungen unternehmen, sie im Original zu Gesicht zu bekommen.

Hallo Lord Peter,

warum sollte es nicht im deutschen TV laufen? Sicher nicht kurzfristig, aber die "Marple"-Reihe mit Geraldine McEwan lief ja auch bereits (zumindest einige Folgen).

Ich muss gestehen, dass ich mich an Geraldine McEwan erst ein paar Folgen lang gewöhnen musste. Mittlerweile finde ich die zwölf Folgen der Serie aber sehr gut. Obwohl mir sowohl Margaret Rutherford als auch Joan Hickson als Miss Marple lieber sind. Würde mir bei anderen Schauspielern, die z.B Poirot (anstelle von David Suchet) oder Sherlock Holmes (Jeremy Brett) verkörpern, aber ebenso gehen.

Die Marple-Reihe an sich hatte mehrere Folgen, wo verschiedene Inhalte aus Christie-Romanen vermischt wurden. Bei der Folge "Ordeal by Innocence" spielten sogar Miss Marple und Tuppence Beresford Seite an Seite. Ein Frevel für Christie-Puristen, aber ich fand es trotzdem amüsant. Letztendlich sind auch alle Rutherford-Filme Pastiches und tun dem aber keinen Abbruch.

Ich bin sogar fast geneigt, zu hoffen, dass der Täter in "They Do It with Mirrors" bzw. "A Pocket Full of Rye" eine andere Person ist als bei den Hickson-Verfilmungen. Einfach nur der Spannung halber. Früher fand ich es schlimm, wenn man die Original-Romane veränderte. Heute finde ich es eher langweilig, wenn bei vier verschiedenen Verfilmungen von "Der Hund von Baskerville" immer die gleiche Person der Täter wäre (ist er aber nicht ... ).

Die zweite und dritte Staffel der Marple-Reihe finde ich als eine der hochwertigsten Christie-Produktionen, die ich je gesehen habe. Speziell "The Sittaford Mystery" (mit Timothy Dalton) und das bereits erwähnte "Ordeal by Innocence" finde ich sehr imposant. Die Serie an sich folgt dem Vorbild der Poirot-Verfilmungen und beinhaltet deutlich mehr "Düsternis" und Abendunterhaltung, als man es von den eher gemächlichen und humorvollen Hickson-Verfilmungen her kennt.

Viele Grüße
Klaus

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.08.2009 17:10
#63 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Von doch einigermaßen großer Neugier getrieben, habe ich mir nun einmal die McKenzie'sche Fassung von "They Do it With Mirrors" auf Youtube angesehen.

Filmisch ist die Umsetzung durchaus gelungen und sehr atmosphärisch (gut, dazu lädt die Vorlage auch mit offenen Armen ein). Einige Längen sind im Mittelteil aber deutlich zu spüren, die in der Joan-Hickson-Verfilmung (welche übrigens eine längere Laufzeit und weniger zusätzliche Handlungsstränge hatte) nicht vorhanden waren. Julia McKenzie ist als Miss Marple deutlich passender als die kauzige Geraldine McEwan. McKenzie macht einen sympathischen Eindruck, wenngleich sie eher einer auf eine freundliche Art strengen Gouvernante als einer unschuldigen, netten Rentnerin ähnelt. Zerstreut oder gar ein wenig "zurückgeblieben" wirkt sie aber überhaupt nicht.

Der größte Pluspunkt der Besetzung war der von mir sehr geschätzte Alex Jennings (bekannt als Dr. Roberts aus der Poirot-Folge "Cards on the Table") als Inspektor Curry. Viele der anderen Rollen halte ich aber für fehlbesetzt: Carrie-Louise ist viel zu jung und robust, Lewis Serrocold zu unauffällig, Mildred ebenfalls zu jung, Edgar nicht verrückt genug (was dachte man sich nur dabei, seinen Bahnhofsauftritt zu streichen?!) und Wally Hudd kann keine echte Sympathie erwecken, wird er doch von Elliot Cowan gespielt, der in Poirots "Taken at the Flood" eine unglaublich fiese Rolle sehr überzeugend darstellte.

Die Verfilmung ändert überdies sehr viele Aspekte der höchst gelungenen Vorlage. Prinzipiell ja nichts schlechtes, einige Änderungen mögen auch Spannung schaffen - doch sie sind nicht immer in Einklang mit der Aussage des Originals zu bringen; und das ist die Stelle, an der für mich die Probleme anfangen. So wird beispielsweise am Anfang ein Feuer gelegt - und Carrie-Louise ist der festen Meinung, es sei aus Zufall und nicht durch menschliches Verschulden entstanden. Auf diese Weise macht der Film aus Carrie-Louise eine naive alte Frau, wohingegen sie im Buch gerade diejenige war, die die Wahrheit am klarsten sah.

Auch die Flucht Wallys auf dem Fahrrad und die komödiantische Aufplusterung der Rolle der Ruth van Rydock mögen nicht so richtig überzeugen. Die Indianerspiele wirken deplatziert. Die unnötigen Eingriffe in die Familienstruktur verärgern.

Insgesamt zwar eine akzeptable, aber keine herausragende Umsetzung, die über Serienniveau liegen mag, aber nicht wirklich begeistern kann.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

10.04.2010 17:26
#64 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Ich habe mir gestern den Film vom letzten Donnerstag auf MDR angesehen: "Die Tote in der Bibliothek" mit Geraldine McEwan als Miss Marple. Die Story war prima - schöner verwirrender ausgeklügelter Mordplan. Geraldine McEwan ist allerdings nicht so toll - Margaret Rutherford würde sich im Grabe umdrehen ... Die "Mord ist ihr Hobby"-Darstellerin und Joan Hickson gehen noch - aber Geraldine McEwan empfand ich nicht wirklich als richtige Miss-Marple-Verkörperung.

Editiert von Gubanov am 10.04.2010, 18:30 Uhr - Beitrag in bestehendes Thema integriert

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

10.04.2010 17:58
#65 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Du meinst sicherlich Margaret Rutherford und Angela Lansbury.

Meine Favoritin in der Rolle ist mittlerweile Joan Hickson. Allerdings habe ich Geraldne McEwan noch nicht in der Rolle gesehen. Allzuviel Gutes habe ich über die McEwan-Verfilmungen allerdings nicht gehört.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

10.04.2010 18:31
#66 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Jep, du hast es.

Wir können nächsten Donnerstag und den Donnerstag danach auf MDR noch zwei Filme sehen. Mal sehen, wie diese sind ...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.04.2010 18:36
#67 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Es existiert bereits ein Thread zu den Miss-Marple-Filmen mit Geraldine McEwan, sodass ich deine Eindrücke, Matze, mit diesem Thema verbunden habe. Bitte in Zukunft vor der Eröffnung eines Threads die Suchfunktion benutzen.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

10.04.2010 23:30
#68 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Prima - hab's auf die Schnelle nicht gefunden.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

23.04.2010 22:32
#69 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp im Beitrag #42
... entgegen Miss Marple und Hercule Poirot, die scheinbar nie älter wurden, wurde des Ehepaar Beresford immer älter. ...

Na ja, wenn man es genau nimmt, dann stimmt diese Aussage nicht ganz. Zumindest in seinem letzten Fall ("Vorhang" bzw. "Curtain") ist Poirot deutlich gealtert. Aber das kann man wohl nicht zählen.

Doch das nur nebenbei. Gerade eben habe ich die Geraldine McEwan Version von "Ein Mord wird angekündigt" gesehen und möchte hier nun meine frischen Eindrücke niederschreiben.

Meine Erwartungen oder besser gesagt mein Anspruch war jedenfalls sehr hoch, da ich sowohl den Roman mag, als auch die Version mit Joan Hickson sehr schätze. Im Grunde ziehe ich letztgenannte Verfilmung auch in allen Punkten dieser hier vor. Mit einer einzigen, aber umso bedeutsameren Ausnahme: Zoe Wanamaker! Ihre Auftritte waren ein Genuss und ich habe mich auf jede neue Szene mit ihr immens gefreut. Ansonsten überzeugen mich die übrigen Charaktere in der Hickson-Version mehr. Sowohl von der Charakterzeichnung als auch von der Besetzung her. Besonders die Damen waren mir in dieser Version zu wenig unterscheidbar. Man hatte eben Schauspielerinnen vor sich und keine Typen. Die jungen Männer bleiben recht blass (auch wenn mich das attraktive Äußere von Coulson und Goode hier etwas versöhnen). Beim Colonel wird zumindest eine vielschichtige Charakterzeichnung versucht, aber letzten Endes bleibt auch hier nur die Erinnerung an einen alten, herumpolternden Trinker.

Die geringere Laufzeit als bei der Hickson-Verfilmung ist da natürlich auch ein Hemmnis, das man dem Film zugute halten muss (so wurden zum Beispiel aus Miss Murgatroyd und Mrs. Harmon eine Person, Mrs. Easterbrook wurde komplett entfernt). Die bunte, modernere Inszenierung dieser Reihe weiß allerdings auch zu gefallen oder zumindest annehmbar zu unterhalten. Man muss sich nur auf sie einlassen.

Geraldine McEwan gefällt mir als Miss Marple allerdings nicht so sehr. Ich habe sie immer damenhafter vor Augen, wenn ich die Romane lesen. McEwans Miss Marple hat dagegen eigentlich in so ziemlich jeder Szene den Schalk im Nacken oder zumindest ein spitzbübisches Funkeln in den Augen. Die Drehbuchschreiber lassen sie meines Erachtens auch manchmal etwas zu forsch agieren und machen sie zu menschlich (Tränen über Amys Tod oder die Erinnerung an den Soldaten in "Mord im PFarrhaus"). Sie entmystifizieren die Figur dadurch zu sehr. Für mich macht es jedenfalls einen Großteil der Faszination aus, dass man eben nicht weiß, was diese lebenserfahrene alte Jungfer schon alles erlebt hat und man quasi sein eigenes Bild zeichnen kann.

Abschließend sei gesagt, dass mir vom Gesamteindruck her "Mord im Pfarrhaus" besser gefallen hat. Zoe Wanamaker macht aber viele Punkte wieder gut, so dass ich beide Filme auf etwa einem Level sehe. "Lauter reizende alte Damen" habe ich zwar vor einiger Zeit auch mal gesehen, aber das scheint keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen zu haben, denn ich kann mich an so gut wie nichts mehr erinnern. Mal schauen, ob ich das beizeiten aufgefrischt bekomme. Und "Die Tote in der Bibliothek" fehlt mir leider noch völlig.

Ach ja, was die Erwähnung des lesbischen Paares angeht, so sind auch in der Hickson-Version (mindestens platonisch) und im Roman gewisse Untertöne festzustellen oder zumindest nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. Die McEwan-Version hat das lediglich weiterentwickelt.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

23.04.2010 23:06
#70 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #69
Ach ja, was die Erwähnung des lesbischen Paares angeht, so sind auch in der Hickson-Version (mindestens platonisch) und im Roman gewisse Untertöne festzustellen oder zumindest nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. Die McEwan-Version hat das lediglich weiterentwickelt.

Im Roman kann ich da keinerlei Andeutungen feststellen. Damals (wie heute) war es durchaus nicht unüblich, dass zwei unverheiratete Freundinnen zusammenlebten, doch dies musste nicht zwangsläufig sexuelle Hintergründe haben. Die Hickson-Version ist zwar etwas direkter, macht die Beziehung der beiden allerdings nie zum Gegenstand der Handlung wie die McEwan-Fassung. Etwas weiterentwickeln oder es überflüssig breitzutreten (wie es meiner Meinung nach hier gemacht wurde) sind zwei Paar Schuhe. Zudem kommt hier noch erschwerend hinzu, dass bei "Die Tote in der Bibliothek" ...
... diese Thematik schon durchexerziert wurde, wofür es in der Romanfassung keinerlei Handhabe gibt. Hier wurde aus Josie und Adelaide ein Pärchen, das letztendlich auch die Morde beging, zudem gab es auch hier schon melancholische Flashbacks von Miss Marple.

Das Thema Homosexualität wird mir in aktuellen Krimis sowieso zu oft verwendet, sei es nun "Barnaby", "Lewis" oder auch "Poirot" (Das unvollendete Bildnis). Besonders letzterer hat mich besonders gestört, ...
... da Philip Blakes Homosexualität nicht nur der Vorlage zuwiderläuft, sondern auch Carolines Charakter empfindlich beschädigt wird. Im Buch hasst Philip sie, weil sie ihn zurückweist, im Film hat diese Frau (die ihren Mann doch so vergöttert) sich dem sie ständig schneidenden und von oben herab behandelnden Dandy an den Hals geworfen, bis sie voller Verachtung feststellen muss, dass er sich eher für ihren Mann interessiert. Das Wissen um seine Homosexualität soll hier der Grund für Philips Hass auf sie sein. Das mag vielleicht funktionieren, wenn man das Buch nicht kennt, aber dem so sorgfältig ausgearbeiteten Charakter Carolines nimmt es etwas von seiner Glaubwürdigkeit. Es wirkt einfach überflüssig und liefert lediglich eine recht peinliche Heul-Geständnis-Szene Philips im Finale. Einige mögen das ergreifend finden, mich stört es.

Die McEwan-Filme versuchen einen neuen Ansatz, was an sich ja nicht schlecht ist, aber das Ganze dann "Agatha Christie's Marple" zu nennen, ist schlicht und ergreifend Etikettenschwindel (wie im Grunde auch die Rutherford-Filme, die mir allerdings mehr zusagen).

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

23.04.2010 23:42
#71 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Zitat von Lord Peter im Beitrag #70
Im Roman kann ich da keinerlei Andeutungen feststellen. ...

Das ist ein beliebter Diskussionsstoff unter den Lesern. Außerdem habe ich nichts von sexuell geschrieben, sondern von platonisch. Ich sehe auch nicht, dass es in der McEwan-Version irgendeinen Einfluss auf die Handlung hätte. Es macht sie in meinen Augen weder verdächtiger noch unverdächtiger. In meinen Augen war es der Versuch, den beiden Charakteren etwas mehr Tiefe zu geben, da besonders Hinchcliffe sonst eigentlich nichts zu bieten hatte. Vielleicht wollte man dadurch auch ...
... bei den Kennern des Films "Die Tote in der Bibliothek" gewisse Erwartungen wecken oder einen Verdacht erzeugen, eben weil dort auch ein lesbisches Paar die Mörderinnen sind. In Bezug auf die Vorlage ist das bei "Die Tote ..." natürlich völliger Schwachsinn, wobei bei "Ein Mord ..." immerhin die Möglichkeit besteht, die Charaktere so auszulegen.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #70
Das Thema Homosexualität wird mir in aktuellen Krimis sowieso zu oft verwendet, sei es nun "Barnaby", "Lewis" oder auch "Poirot" (Das unvollendete Bildnis). Besonders letzterer hat mich besonders gestört, ...

"Barnaby" und "Lewis" kann ich nicht beurteilen. An dem Poirot-Film habe ich jedoch nichts auszusetzen. Das mag wohl an verschiedenen Faktoren liegen, wie z. B. dass ich das Buch nicht kenne, dass ich Toby Stephens Darstellung in dem Film schätze, und ebenso die Art, wie die Thematik in den Film eingebunden ist (ich habe den Film zwar erst einmal gesehen, aber aus der Erinnerung heraus kam es mir sehr natürlich und gar nicht klischeebeladen vor), sowie vermutlich meine eigene sexuelle Orientierung. Außerdem heißt es ja auch Adaption und nicht Kopie. Natürlich wäre mir eine werkgetreue Adaption auch wesentlich lieber gewesen, aber zumindest empfinde ich diese Änderung nicht als störend. Viel mehr Sorgen mache ich mir da, wenn ich daran denke, was ich über "Cards on the Table" bisher so gelesen habe.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #70
Die McEwan-Filme versuchen einen neuen Ansatz, was an sich ja nicht schlecht ist, aber das Ganze dann "Agatha Christie's Marple" zu nennen, ist schlicht und ergreifend Etikettenschwindel (wie im Grunde auch die Rutherford-Filme, die mir allerdings mehr zusagen).

Ich habe zwar keine Ahnung, warum diese Reihe überhaupt aus der Taufe gehoben wurde (vielleicht wirlich um modernere Versionen für ein jüngeres Publikum zu erstellen), aber was Werktreue angeht, so ist mit den Hickson-Verfilmungen ja schon so ziemlich alles gesagt worden, so dass eigentlich nur noch ein neuer Ansatz übrig bleibt.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

24.04.2010 09:24
#72 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

An den Bezug zwischen "Die Tote in der Bibliothek" und "Ein Mord wird angekündigt" hatte ich gar nicht gedacht, das kann natürlich durchaus so gewollt sein (zumal nach "Bibliothek" sicher eine gewisse Unsicherheit seitens der Zuschauer bezüglich der Werktreue bestand).

Sei es, wie es sei - ich bin neutral ohne Vorkenntnis irgendwelcher Kritiken an die McEwan-Verfilmungen herangegangen (die sechs deutsch synchronisierten habe ich mir alle angesehen), aber sie sagen mir absolut nicht zu. Dann lieber zum ixten Mal Frau Hickson. Warum verfilmen die eigentlich nicht mal die Kurzgeschichten als Serie (z.B. den "Dienstagabend-Klub")?

Was "Das unvollendete Bildnis" angeht - wie schon geschrieben, Blakes Homosexualität ist sowohl vorlagenfremd als auch überflüssig, und Carolines Charakter ...

... büßt durch die gegenüber dem Buch komplett umgedrehte Szene, wo nicht Philip sie, sondern sie ihn verführen will, meiner Meinung nach einiges an Glaubwürdigkeit ein.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

23.08.2011 10:07
#73 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Angeregt durch die Diskussion im "Zuletzt gesehen ..."-Thread dache ich, ich greife auch wieder einmal zur vielfach gehassten Marple-Serie, in welcher sich zuerst McEwan und später dann Julia McKenzie als Miss Marple versuchen durfte ...

Marple: The Pale Horse

Herstellungsland: GB
Erscheinungsjahr: 2010
Drehbuch: Russell Lewis
Kamera: Peter Greenhalgh
Schnitt: Matthew Tabern
Musik: Dominik Scherrer
Länge: ca. 90 Minuten
Regie: Andy Hay
Cast: Julia McKenzie, Neil Pearson, Pauline Collins,
Sarah Alexander, Holly Valance, Nicholas Parsons,
J.J. Field, Lynda Baron, Nigel Planer, Bill Paterson
Inhalt:
Father Gorman wird zu einer Kranken gerufen. Diese erzählt ihm scheinbar zusammenhanglose Dinge – eine Reihe von Namen, den Kommentar „The Pale Horse“ und mehrere Bibelzitate. Mit der Versprechen Father Gormans, ihr zu helfen und ihrem Wunsch nachzukommen, verstirbt die Frau. Gorman scheint eine Ahnung davon zu haben, was die Sterbende ihm mitteilen wollte und sendet die Informationen an seine gute Freundin Miss Marple mit dem Hinweis, sich mit ihr treffen zu wollen. Auf der Straße wird Gorman brutal ermordet und Miss Marple ist sich sicher, dass es einen Zusammenhang zwischen den Namen, dem „Pale Horse“ und Father Gormans Ermordung geben muss. Scheinbar starben alle Personen dieser Liste eines zwar natürlichen, aber sehr frühen und unerwarteten Todes ...

Fazit:
Zuerst einmal – „Das fahle Pferd“ ist einer jener Christie-Romane, die weder einen Poirot noch eine Miss Marple zu bieten haben. Zudem versucht sich Christie hier mit der Erschaffung von Gruselstimmung – sollten wirklich Voodoorituale für die Todesfälle verantwortlich sein? Zugegeben: Das macht alles nicht gerade Hoffnung auf einen gelungenen Krimiabend, aber was die Verantwortlichen letztenendes daraus machen, ist ein gelungener Rätselkrimi mit durchaus vorhandenem Christie-Flair (Christie–, nicht Miss-Marple-Flair!).

Miss Marple wurde gut in die Handlung integriert - sie wirkt nie als Fremdkörper. Sicher auch ein großer Verdienst der Darstellerin, denn Julia McKenzie ist grandios als scharfsinnige, beharrliche und logisch kombinierende Hobbyermittlerin. Sie wirkt sympathisch – viel sympathischer, als es Christies Marple mit ihren damals schon veralteten und festgefahrenen Moralvorstellungen jemals sein könnte (ein Grund, warum ich die Poirot-Romane vorziehe!).

Die Stimmung ist düster, der Fall ein Kriminaldrama. Das Setting und die Ausstattung passen perfekt, Regie und Drehbuch leisten ganze Arbeit und die weiteren Darsteller können ebenfalls restlos überzeugen. Für Fans der Poirot Serie gibt es ein Wiedersehen mit J.J. Field, welcher den Mr. Doyle in „Tod auf dem Nil“ gab.

Nicht die beste Episode, aber ein gelungener Christie-Film, der es wagt, eigene Wege zu gehen, und dabei doch mehr Christie-Flair verbreitet, als Vieles von Ustinov, Rutherford oder die Geraldine-McEwan-Folgen.

4 von 5 Punkten

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kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

24.08.2011 09:14
#74 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Marple: The Secret of Chimneys

Herstellungsland: GB
Erscheinungsjahr: 2010
Drehbuch: Paul Rutman
Kamera: Chris Seager
Schnitt: Nick Arthurs
Musik: Dominik Scherrer
Länge: ca. 90 Minuten
Regie: John Strickland
Cast: Julia McKenzie, Ian Weichardt, Laura O'Toole,
Robert Dunbar, Edward Fox, Mathew Horne, Adam Godley,
Charlotte Salt, Jonas Armstrong, Michelle Collins
Inhalt:
1942 verschwanden auf dem Landsitz Chimneys ein wertvoller Diamant und ein Dienstmädchen. Nun wird der Besitzer dazu überredet, im Namen des Innenministeriums einen Staatsgast, den österreichischen Grafen Ludwig von Stainach, zu empfangen – auf dessen ganz persönlichen Wunsch. Der Graf deutet an, nicht zum ersten Mal hier zu sein. Nachts findet man ihn sterbend in einem Geheimgang. Mit letzter Kraft murmelt er „Want“ ...

Fazit:
Wer nun diese Inhaltsangabe gelesen hat, der wird sich sicherlich fragen, was das alles mit dem gleichnamigen Roman (bei uns als "Die Memoiren des Grafen" erschienen) zu tun hat ... War man bei den anderen Folgen der Marple-Serie eher darauf bedacht, Marple in einen bestehenden Roman zu integrieren und Christies Story dann mit einigen Änderungen, aber durchaus erkennbar zu erzählen, erfand man hier fast die Ganze Story neu.

Das Ganze hat durchaus einen Grund: Der Roman passt nun 'mal nicht in das Schema der Serie – die Frage ist nur, warum man ihn sich überhaupt für eine Verfilmung ausgesucht hat – ich habe keine Ahnung ... Zumal ich ihn nicht für einen ihrer besten oder berühmtesten halte ... „Die Memoiren des Grafen“ und der später erschienene „zweite Teil“ „Der letzte Joker“ (The Seven Dials Mistery) sind keine klassische Krimis – es sind humorvolle Abenteuer-Romanzen, in deren Zentrum die impulsive und unberechenbare Lady Eileen „Bundle“ Brent steht. Im Hintergrund zieht Superintendent Battle die Fäden. Ganz klar nicht meine Welt!

Im Film ist davon nichts zu merken – Marple ermittelt in einem düsteren und leicht konfusen Familiendrama. Bundle ist eine für die Handlung absolut unwichtige Nebenfigur, Battle tritt gleich gar nicht auf. Auch den Täter und seine Motive hat man verändert. Leider ist Story recht unübersichtlich und nicht besonders schlüssig geschrieben,
dennoch gelingt es, eine bedrückende Atmosphäre aufzubauen. Auch auf die Darsteller ist wie üblich Verlass – besonders über ein Wiedersehen mit Edward Fox habe ich mich gefreut.

Charlotte Salt als Virginia, Tochter des Besitzers von The Chimneys, wirkt sehr sympathisch und dominiert ihre Szenen. Julia McKenzie hingegen steht dieses Mal nicht so sehr im Mittelpunkt – was auch daran liegt, dass ihre Figur lange nicht so gut in die Geschichte integriert wurde wie bei den anderen Folgen (und das bei einer komplett neuen Story!).

Die Inszenierung ist eher ruhig - man setzt auf die tollen Räumlichkeiten und die riesigen Gartenanlagen. Insgesamt leidet der Film ein wenig an dem nicht so tollen Drehbuch – zuerst passiert nicht viel, dann wird es schnell unübersichtlich und am Ende haben die Ermittler alle Hände voll zu tun, um dem verwirrten Zuschauer die Handlung zu erklären.

Die bisher schwächste Julia-McKenzie-Folge, die ich gesehen habe („Evans“ und „Tod im Spiegel“ fehlen mir noch), aber immer noch brauchbare Krimiunterhaltung (sofern man keine Verfilmung des Romans erwartet).

2,5 von 5 Punkten

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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.09.2012 16:05
#75 RE: Agatha Christie's Marple (2004-) Zitat · Antworten

Im November erscheinen die sechs deutsch synchronisierten "Marple"-Episoden mit Geraldine McEwan bei Studio Hamburg auf DVD. Leider hat man für die Veröffentlichung die Möglichkeit vergeben, auch weitere, nicht eingedeutschte Serientitel einzuschließen. Wahrscheinlich hält man diese für nicht verkaufsfördernd. Somit ist auch ausgeschlossen, dass weitere Boxen kommen, sofern nicht noch einmal neu synchronisiert wird. - Wie auch immer: "Agatha Christie: Miss Marple" enthält 4 DVDs, wobei auf den ersten dreien je zwei Folgen aufgespielt sind und Disc 4 als Bonus die Dokumentation "Agatha Christie - Mein Leben in Bildern" enthält. Allerdings wird ausschließlich deutscher Ton ohne Untertitel enthalten sein!



EAN: 4052912261501. Laufzeit: 580 Minuten. Erscheinungsdatum: 9. November 2012. Verpackung: Digipak im Schuber. Preis aktuell: 38,99 Euro. Disc 1: Die Tote in der Bibliothek / Mord im Pfarrhaus. Disc 2: Ein Mord wird angekündigt / Ruhe unsanft. Disc 3: Die Schattenhand / Lauter reizende alte Damen. Disc 4: Bonusmaterial.

Produktbeschreibung bei Alive-AG.de
Produktbeschreibung bei BritTV.de

Für mich bleibt festzuhalten, dass mich die sechs Filme nicht wirklich überzeugen konnten und deutlich hinter die BBC-Umsetzungen mit Joan Hickson zurückfallen - auch was die Darstellung der Titelfigur betrifft. Dieser negative Eindruck ist jedoch nicht aktuell, sondern basiert auf einer weit zurückreichenden Erinnerung, denn ich habe die Episoden schon lange nicht mehr gesehen (tlw. auch nur je einmal). Merkwürdig macht die Serie aber vor allem, dass sie Miss Marple in Stoffe hineinschreibt, in denen ursprünglich andere Detektive ermitteln - so hier z.B. in "Lauter reizende alte Damen". Die Synchronisation war auch eher steril - vielleicht machen die Folgen im Original ja einen besseren Eindruck.

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