Zitat von Gubanov im Beitrag #75Die Synchronisation war auch eher steril - vielleicht machen die Folgen im Original ja einen besseren Eindruck.
Genau diese Überlegung trieb mich bezüglich der jungen Marple-Serie mittlerweile seit einiger Zeit um. Hatte ich 2006 und 2007, als sich meine Christie-Kenntnisse noch in relativ engen Grenzen bewegten, die Serie mit Geraldine McEwan zu vorschnell verurteilt? Neben zahlreicher Kritik liest man schließlich auch immer wieder – so auch hier – Gutes über ITVs „Marple“. Zeit für einen neuen Anlauf!
Bisher glichen die diversen Einzelthreads zu den Phasen der Serie von ihrer Planung 2004 bis zu den jüngsten Besprechungen von 2011 eher einem umgepflügten Acker zwischen St. Mary Mead und Chipping Cleghorn. Ich habe deshalb alle Diskussionen aus sieben (!) verschiedenen Themen in einem Sammelthread zu „Agatha Christie’s Marple“ vereint und möchte mich an dieser Stelle nun ebenfalls zu den einzelnen Episoden der Serie äußern.
Der „Vorteil“ gegenüber den bisherigen Beiträgen: Mittlerweile steht der Umfang der Serie endgültig fest. Bis 2013 wurde „Marple“ produziert und ausgestrahlt, nach 23 Folgen war – zeitgleich mit David Suchets „Poirot“-Reihe – Schluss für die alte Christie-Jungfer. Die Serie setzt sich aus sechs Staffeln à vier Episoden zusammen, wobei die letzte Staffel nur aus drei Episoden besteht, weil „Poirot“ zur Vervollständigung fünf Folgen brauchte und deshalb einen Produktionsslot von „Marple“ stibitzte. Hier ein kompakter Überblick (mit deutschem Titel, falls synchronisiert):
Agatha Christie’s Marple
Staffel 1 (S1-3 mit Geraldine McEwan)
[01] (12.12.2004) The Body in the Library (Die Tote in der Bibliothek)
[02] (19.12.2004) The Murder at the Vicarage (Mord im Pfarrhaus)
[20] (02.01.2011) The Mirror Crack’d from Side to Side
Staffel 6
[21] (16.06.2013) A Caribbean Mystery
[22] (23.06.2013) Greenshaw’s Folly
[23] (29.12.2013) Endless Night*
Episoden, die auf Büchern basieren, in denen Miss Marple ursprünglich nicht auftaucht, habe ich mit einem Sternchen versehen. Darüber hinaus gibt es zwei Folgen – „The Blue Geranium“ und „Greenshaw’s Folly“ –, die auf Marple-Kurzgeschichten aus „The Thirteen Problems“ bzw. „The Adventure of the Christmas Pudding“ basieren. Auch bei diesen Stoffen sind größere Freiheiten zu erwarten, um mit den kurzen Erzählungen einen 90-minütigen Fernsehkrimi füllen zu können (sie wären eher für ein halbstündiges Vorabendprogramm angetan).
Von meinem letzten England-Aufenthalt brachte ich mir die mittlerweile erschienene Komplettbox von ITV DVD und RLJ Entertainment mit. Erstaunlicherweise fand ich sie erst im dritten Geschäft, wohingegen die Gesamtbox mit den Hickson-Filmen überall präsent war. Eigentlich hätte ich gedacht, die „neue Marple-Generation“ hätte die alte Serie – zumindest in puncto Präsenz, wenn schon nicht als definitive Umsetzung der Romane – unterdessen abgelöst. Die Box enthält 22 DVDs mit englischer Tonspur und optionaler Untertitelung (jeder Film hat seine eigene Scheibe, nur Folgen 21 und 22 teilen sich eine); neben 2109 Minuten Seriencontent gibt es einige Extras in Form von Making-of-Dokumentationen zu den Staffeln 1, 2, 4 und 5.
Episode 1 der TV-Kriminalserie, GB 2004. Regie: Andy Wilson. Drehbuch: Kevin Elyot (Buchvorlage: Agatha Christie, 1942). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Ian Richardson (Conway Jefferson), Tara Fitzgerald (Adelaide Jefferson), Jamie Theakston (Mark Gaskell), Simon Callow (Colonel Melchett), Jack Davenport (Superintendent Harper), Mary Stockley (Josie Turner), Joanna Lumley (Dolly Bantry), James Fox (Colonel Arthur Bantry), Ben Miller (Basil Blake), Adam Garcia (Raymond Starr) u.a. Erstsendung (GB): 12. Dezember 2004. Erstsendung (BRD, „Die Tote in der Bibliothek“): 2. September 2006. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von The Body in the LibraryDa staunen Dolly Bantry und ihr Gatte Arthur nicht schlecht: In der Bibliothek ihres Herrenhauses Gossington Hall liegt die Leiche eines jungen Mädchens. Platinblond – wahrscheinlich eine Tänzerin. Ihre Freundin Josie identifiziert die Tote als Ruby Keene, die für sie ihre Stellung als Hostess im mondänen Majestic Hotel in Danemouth vertrat. Dort quartiert sich Dolly Bantry mit ihrer alten Bekannten Jane Marple ein, um dem Motiv und der Identität des Mörders auf die Schliche zu kommen. Bald stellen sie fest, dass ein Millionär sein Testament zu Rubys Gunsten geändert hatte ...
Auftritt Geraldine McEwan: Als Miss Jane Marple erschien sie zwölf Jahre nach Joan Hicksons letzter Ermittlung auf den britischen Fernsehschirmen – keine besonders lange Zeit, möchte man meinen. Neben dem Stil der Romanumsetzungen hat sich aber auch das Verständnis der Marple-Figur deutlich geändert. Zeigte Hickson die Miss Marple so, wie sie im Buch stand, machte McEwan die Figur auch jenen Zuschauern zugänglich, die die Romane für ein bisschen verstaubt halten. Eine personifizierte Frischzellenkur mit 72 Jahren – das muss man auch erstmal schaffen! So kämpft sich McEwan mit merklich gesteigertem Elan, nicht ganz so landeieriger Naivität und vor allem einer gehörigen Portion hinterlistigem Witz durch ihre Ermittlungen. In einer bezeichnenden Szene, als ihr an der Bar ein Orangensaft angeboten wird, bestellt sie lieber Ingwerwein mit Scotch – wir verstehen, dass wir es eben nicht mit der gewöhnlichen Dorfpomeranze zu tun haben wie im Christie-Roman, sondern mit einem entschlossenen, lebenshungrigen und durchaus amüsanten Original (eben ein anderweitiges Original).
Ich muss gestehen, dass „Die Tote in der Bibliothek“ nicht zu meinen bevorzugten Christie-Büchern zählt; was man dem Stoff aber lassen muss (und was sich in meiner Bewertung sowohl der Hickson- als auch der McEwan-Umsetzung widerspiegelt), ist, dass das Buch sich hervorragend für Verfilmungen eignet. Der Fall, die Personen, die Schauplätze – es ist kein Wunder, dass sich beide Reihen dieses Buch als Pilotfilm auswählten. Kevin Elyot, Autor der McEwan-Folge, versteht sich dabei glänzend darauf, wichtige Aspekte zu betonen (oder gar auszubauen) und vieles andere einzukürzen, sodass die Inszenierung einige elegante Schnitte setzen und vor allem zu Beginn in großen Schritten vorangehen kann, ohne Verwirrungen aufzuwerfen.
Als besonders gelungen möchte ich die Aufarbeitung der Jefferson’schen Familiengeschichte bezeichnen, wobei Schauspielerlegende Ian Richardson der Part des altersmilden Patriarchen zukommt. Richardson zieht daraus einige bemerkenswerte Szenen, obgleich er eigentlich nur als auslösendes Moment fungiert und für die Handlung an sich nicht weiter relevant ist. Gleichermaßen bemerkenswert die schillernden Auftritte, die Tara Fitzgerald und Jamie Theakston als seine filmischen Stiefkinder liefern und die nachdenkliche Akzente in der sonst durch Glamour, Tanz und Explosionen bestimmten Folge setzen.
Wie soeben angedeutet, bietet „The Body in the Library“ viel, wenn man es auf optische Raffinessen abgesehen hat. Das Majestic Hotel basiert ebenso wie das Hotel in „Das Haus an der Düne“ auf dem Imperial in Agatha Christies Heimatstadt Torquay; es strotzt geradezu vor der Eleganz einer zurückliegenden Epoche, die beinah vergessen macht, dass die Producer die Folge vom Jahr 1942 in die Fünfzigerjahre verlegten (man bemerkt es an den filmischen Referenzen: ein Kinoplakat des Noirs „Gefährliche Leidenschaft“ [1950] auf Rubys Zimmer und der Kinobesuch der Pfadfinderinnen bei Montgomery Clifts „Ein Platz an der Sonne“ [1951]). Gekonnte Akzente setzt das altehrwürdige Anwesen der Bantrys im Vergleich zu Basil Blakes geometrischer Villa im minimalistischen Stil; auch die Aufnahmen an den Klippen und der Strandpromenade fallen positiv auf.
Zu den Vorwürfen, was die veränderte Auflösung betrifft, mag ich eigentlich nicht viel sagen. Deshalb nur soviel: Sie geht trotzdem auf, erscheint logisch und ist für die Dramaturgie Gold wert. Ich möchte mich der Betrachtungsweise anschließen, dass die neue „Marple“-Serie nicht mehr hundertprozentig originalgetreu sein muss, nachdem diesen Job bereits die Hickson-Adaptionen erledigt haben. Wichtig ist eine Wort-für-Wort-Adaption als grundlegende Pflicht; sobald diese existiert, dürfen Fernsehproduzenten gern zur etwas verspielteren Kür ansetzen, sofern – und das ist hier eindeutig der Fall – der Geist der Vorlage bewahrt bleibt und man den Respekt vor Christies Werk spürt. Dies kann man trotz Anpassungen nicht wegdiskutieren, vor allem weil die anrührenden Schlussmomente die Folge aufs Gelungenste abrunden.
In Anbetracht meiner Skepsis vor der Neusichtung komme ich mit 5 von 5 Punkten zu einem sehr erstaunlichen Ergebnis: Der Pilot von „Marple“ überzeugt in jeder Beziehung, wiegt ein Mehr an Humor und Drama mit Fingerspitzengefühl in Inszenierung und Zeichnung der Charaktere auf. Hervorragende Gastdarsteller; so darf sich das Serienniveau gern halten!
Episode 3 der TV-Kriminalserie, GB 2004. Regie: Andy Wilson. Drehbuch: Stephen Churchett (Buchvorlage: Agatha Christie, 1957). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Amanda Holden (Lucy Eyelesbarrow), John Hannah (Inspector Tom Campbell), David Warner (Luther Crackenthorpe), Niamh Cusack (Emma Crackenthorpe), Michael Landes (Brian Eastley), Griff Rhys Jones (Dr David Quimper), Ben Daniels (Alfred Crackenthorpe), Charlie Creed-Miles (Harold Crackenthorpe), Ciarán McMenamin (Cedric Crackenthorpe), Pam Ferris (Elspeth McGillicuddy) u.a. Erstsendung (GB): 26. Dezember 2004. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von 4:50 from PaddingtonMrs. McGillicuddy reist vom Bahnhof Paddington nach St. Mary Mead zurück. Nach ausgiebigem Schlaf beobachtet sie aus ihrem Abteil heraus, wie im Zug auf dem Nachbargleis eine Frau erwürgt wird. Erschrocken informiert sie den Schaffner, der die Sache aber nicht ganz ernst nimmt. Sie schaltet also auch ihre Freundin Jane Marple ein, die bald herausfindet, dass die Leiche – wenn sie nicht mehr an Bord des Zuges war – über eine Böschung auf das Grundstück von Rutherford Hall gestoßen worden sein muss. Wie gut, dass dort gerade eine Haushälterin gesucht wird. Die fleißige Lucy Eyelesbarrow spioniert für Miss Marple ...
Wenn man sich über Abweichungen der „Marple“-Serie beschwert, darf man nicht vergessen, dass selbst die Bücher schon nicht ohne nachträgliche Verbesserungen des Verlags auskamen. Bei „16:50 Uhr ab Paddington“ ist das besonders augenfällig, hatte Christie ihr Buch doch ursprünglich als „4:54 from Paddington“ konzipiert – ein Titel, der damals wegen Sperrigkeit von Collins „geglättet“ wurde und heute erst recht niemandem mehr über die Lippen kommen würde. Die Veränderungen, die Stephen Churchett wiederum am Buch vornimmt, sind zwar nicht gerade wenige, in der Konsequenz wiegen sie aber nicht sehr schwer, hat man doch unterm Strich das Gefühl, eine überaus stimmige Aufarbeitung des 1957er-Krimis zu sehen. Am nennenswerten sind der Verzicht auf einen dritten Mord sowie die Änderung des Ermittlers: Statt Craddock steht einmalig Inspektor Campbell an Miss Marples Seite. Seine Einführung ist sehr gelungen: Man hält ihn anfangs nur für einen alten Bekannten, der der Spürnase ein Bed & Breakfast in der Nähe von Rutherford Hall anbietet. Die Enthüllung, dass er zugleich der verantwortliche Polizist für die Aufklärung des Mordes an der unbekannten Frau ist, sorgt für Überraschung und Schmunzeln.
Die Leiche findet Lucy Eyelesbarrow in einer sehr stimmungsvollen Szene nicht in einer lapidaren Scheune, sondern im stattlichen Familienmausoleum der Crackenthorpes, das sich neben einem Schmuckteich in einer abgelegenen Ecke des Grundstücks befindet. Der Charme des Maroden wird in der Episode gut getroffen, spielt Geldnot doch eine wichtige Rolle in „4:50 from Paddington“. Dies umso mehr, als sich die Ereignisse im Dezember zutragen und Weihnachten bei Abschluss des Falles unmittelbar vor der Tür steht. Die Adventszeit scheint auch diverse Charaktere weichgekocht zu haben, sodass man erstaunlich liebenswürdigen Auslegungen der eigentlich deutlich unleidlicheren Figuren Dr. Quimper, Luther und Cedric Crackenthorpe begegnet. Dies tut der Verfilmung gut, scheitert die originalgetreue Hickson-Fassung doch nicht unwesentlich an ihren teilweise sehr abstoßenden Nebenrollen. Die Ausarbeitung der Crackenthorpe-Männer ist hier im Vergleich erstaunlich solide, was, wenn man daran einen Nachteil ausmachen möchte, ein wenig zulasten Emmas geht, die sich hier nicht so einfach auf ihre standardisierte Rolle als stille Leidtragende des Patriarchats verlassen kann.
Sehr nah am Buch bleibt die Episode bei der Aufgabenverteilung von Miss Marple, Mrs. McGillicuddy und Lucy Eyelesbarrow, in deren üblichere Anstellungen man in einer Szene mit viel Esprit zu Beginn der Episode hineinluchsen darf (sie singt in Klavierbegleitung Noël Cowards, des Vaters der „Britishness“, – gespielt von Pip Torrens – auf einem extravaganten Empfang in Anwesenheit von Lord Mountbatten das Lied „I Travel Alone“, als Miss Marple unangemeldet die Szenerie betritt).
Während auf der kriminalistischen Seite alles in bester Ordnung ist, vermiest die Love Story auf den letzten Metern das weihnachtliche Happy End. Der Clan von Rutherford Hall hat offenbar einfach kein Glück – Emma muss die Feiertage allein verbringen und auch Brian Eastley kann in dieser Version nicht auf eine Zukunft mit Lucy Eyelesbarrow hoffen, was in Anbetracht des anrührenden Zusammenspiels von Amanda Holden und Michael Landes sowie der Hoffnungen, die sich Eastleys Sohn Alexander macht, keine besonders versöhnliche Aussicht ist. Schade – im Gegensatz zur unverwüstlich spitzbübischen Miss Marple verlässt man das Anwesen in eher gedrückter Stimmung.
Auf einer Bahnfahrt erlebt man einiges! Obwohl Miss Marple diesmal in einen großen Ermittlungsapparat aus Polizei und Freunden eingebettet ist, bleibt sie in dem sich bald entfaltenden abwechslungsreichen Familiendrama stets eine verlässliche Beobachterin. Die McEwan-Version toppt für meine Begriffe die Hickson-Fassung, in der dramaturgisch manches im Argen war. 4,5 von 5 Punkten für Grabhallen, Gift und Geheimniskrämerei.
Episode 5 der TV-Kriminalserie, GB 2006. Regie: Andy Wilson. Drehbuch: Stephen Churchett (Buchvorlage: Agatha Christie, 1976). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Sophia Myles (Gwenda Halliday), Julian Wadham (Kelvin Halliday), Aidan McArdle (Hugh Hornbeam), Anna-Louise Plowman (Helen Marsden), Paul McGann (Dickie Erskine), Dawn French (Janet Erskine), Sarah Parish (Evie Ballantine), Martin Kemp (Jackie Afflick), Peter Serafinowicz (Walter Fane), Russ Abbot (Chief Inspector Arthur Primer) u.a. Erstsendung (GB): 5. Februar 2006. Erstsendung (BRD, „Ruhe unsanft“): 13. Oktober 2007. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von Sleeping MurderWoher weiß Gwenda Halliday direkt nach dem Hauskauf im Küstenörtchen Dillmouth, dass in der Wand ihres Wohnzimmers eine verbaute Verbindungstür verborgen ist und welche Tapete unter dem Anstrich des Kinderzimmers liegt? Kennt sie das Haus von früher? Sie meint, sie sei das erste Mal in ihrem Leben in England. Verwandte klären sie auf, dass sie tatsächlich ihre jüngste Kindheit in dem Haus auf den Klippen verbrachte. Musste sie damals dort einen Mord beobachten? Und was war der Grund für den angeblichen Suizid ihres Vaters? Die ehemaligen Mitglieder einer Varietégruppe, in der dessen Verlobte Helen Marsden auftrat, können vielleicht Auskunft über das geben, was sich vor fast 20 Jahren in Dillmouth zutrug ...
Obgleich „Ruhe unsanft“ viele Parallelen mit Christies späten Romanen aufweist, die sich hauptsächlich auf Reisen in die Vergangenheit konzentrieren, merkt man doch unwillkürlich, dass diese Erzählung über die Qualität solcher Geschichten wie „Das Schicksal in Person“, „Alter schützt vor Scharfsinn nicht“ oder „Elefanten vergessen nicht“ weit hinausgeht. Der einfache Grund: Christie hatte den Roman schon während des Zweiten Weltkriegs geschrieben und ihn unveröffentlicht aufbewahrt, damit er posthum als Miss Marples letzter Fall veröffentlicht werden konnte. Die Auswirkungen des Kriegs schwingen dann auch leise in dieser Verfilmung mit, denn sie kontrastiert in zahlreichen Rückblenden die Erinnerungen an das Jahr 1934 mit den „aktuellen“ Ermittlungen 1951. Die Charaktere haben dabei völlig unterschiedliche Entwicklungen genommen, sind erwachsen geworden, gereift, gealtert, zu Ruhm gekommen oder abgestürzt.
Leider macht die Maske nicht bei jeder Personalie den Unterschied fast zweier Dekaden deutlich sichtbar, was die Glaubwürdigkeit der Reminiszenzen stellenweise einschränkt. Umso mehr schnappt man nach Luft, als man sieht, wie aus „der kleinen Evie Ballantine“, dem Mauerblümchen mit Nickelbrille, die weltgewandte, aber zynische Bühnendiva Eve Ballantyne „mit Ypsilon“ geworden ist. Andere Charaktere schneiden im Vergleich weniger schmeichelhaft ab, was dem grundlegenden Funktionieren des relativ frei nach Christie gestalteten Plots aber keinen Abbruch tut.
Über der gesamten Inszenierung liegt die Aura des Traumhaften und Irrealen. Man sieht nur, was die Personen von sich aus preisgeben und setzt deshalb niemals Vertrauen in die Wahrheit und Vollständigkeit der Vorgänge auf dem Bildschirm. Da eine große Änderung zudem darin besteht, dass Gwenda über weite Strecken eine einsame Kämpferin ist, weil ihr eben nicht ihr Ehemann Giles unter die Arme greift, sondern ihr Verlobter noch durch Geschäfte in Indien gehalten wird, fehlt gleichfalls der Fixpunkt einer Geschichte, die sich in alle Richtungen entwickeln könnte. Selbst zwischen Gwenda und Miss Marple kommt es zwischenzeitlich zu einem Verwürfnis.
Lobenswert erneut das Äußerliche der Produktion, die das saftige Grün der Küstenlandschaft den düsteren Szenen gegenüberstellt, welche bis fast ins Schwarzweiße entsättigt werden. Diese Gestaltung trägt dazu bei, dass trotz zahlreicher Änderungen das Flair des Romans gut getroffen wird. Sophia Myles gibt eine solide Leistung als Gwenda ab, wenngleich sie nicht an Geraldine Alexanders Auftritt in der Hickson-Fassung heranreicht. In sehr positiver Erinnerung bleiben dagegen Aidan McArdle als unkonventioneller Love Interest, Peter Serafinowicz als Muttersöhnchen und die bereits erwähnte Sarah Parish (Eve Ballantyne). Interessant zudem, dass hier bereits zwei „Sherlock“-Darsteller gemeinsam auftraten: Una Stubbs (Mrs. Hudson) spielt die Haushälterin, Phil Davis (der Taxifahrer aus Folge 1) den Arzt Dr. Kennedy.
Eine Ode an die Unsicherheit des Lebens: Ungeahnte Familiengeheimnisse, die zum Umdenken über geliebte Menschen zwingen, sowie durch den Krieg verursachte Karrierebrüche und -schübe stehen im Zentrum von „Sleeping Murder“. Die Adaption verändert unnötig viel, erscheint mir aber dennoch gelungen, weil jede Befragung nur noch mehr Unklarheiten zu bereiten scheint. 4 von 5 Punkten. Ein schöner Knobelkrimi mit Küstenbrise.
Episode 8 der TV-Kriminalserie, GB 2006. Regie: Paul Unwin. Drehbuch: Stephen Churchett (Buchvorlage: Agatha Christie, 1931). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Timothy Dalton (Clive Trevelyan), Mel Smith (John Enderby), Zoe Telford (Emily Trefusis), Laurence Fox (James Pearson), James Murray (Charles Burnaby), Patricia Hodge (Mrs Evadne Willett), Carey Mulligan (Violet Willett), Rita Tushingham (Miss Elizabeth Percehouse), Michael Brandon (Martin Zimmerman), Paul Kaye (Dr Ambrose Burt) u.a. Erstsendung (GB): 30. April 2006. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von The Sittaford MysteryEigentlich will Miss Marple das Wochenende bei ihrem Neffen Raymond West verbringen, der aber verhindert ist. Weil ein großer Schneesturm in Sittaford wütet, zieht sie auf das Anwesen von Clive Trevelyan, der als nächster Premierminister und damit als Nachfolger von Winston Churchill gehandelt wird. Doch Trevelyan hat nicht mehr lang zu leben – das zumindest behauptet ein Geist, den Evadne Willett bei einer Séance im Hotel des nahen Dörfchens Exhampton anruft. Als man Trevelyan tatsächlich erstochen in seinem Bett findet, trägt er „das Lächeln des Todes“ auf seinen Lippen ...
Paul Unwin ist der Regisseur, der mit „Five Little Pigs“ das wohl größte Ausrufezeichen der Suchet’schen „Poirot“-Serie gesetzt und damit einen völligen Umschwung in Stilistik und Atmosphäre der Reihe eingeläutet hatte. Seine handwerklichen Merkmale – die stark bewegte Kamera, die gezielt eingesetzte Unschärfe, Subjektivität, unkonventionelle Winkel und Schnitte sowie eine Atmosphäre, die man mit dem Messer schneiden kann – bringt er auch in „The Sittaford Mystery“ ein und hinterlässt damit ein Erkennungsmerkmal, das der gesamten Episode eine wunderbare Intimität und Spontanität verleiht. Man benötigt zwar einige Minuten, bis man sich eingesehen und an die etwas experimentelle Optik der Episode gewöhnt hat, doch man wird mit souveräner Stilsicherheit belohnt. Vor allem die omnipräsente Kälte durch (eher sibirischen als südenglischen) Schneefall und die ausgefallene Heizung im Hotel, aber auch gezielte „Wärmeinseln“ (das Schaumbad, die Kaminfeuer, die Rückblenden nach Ägypten) tragen zum Auf und Ab der Folge bei.
Ungewöhnlich ist die Verpflichtung des James-Bond-Darstellers Timothy Dalton, der dem „Sittaford Mystery“ mit seiner selbstsicheren Präsenz einen markanten Stempel aufdrückt. Sein Clive Trevelyan ist ein gewinnender Erfolgspolitiker, hat aber – das gehört ja gewissermaßen zum guten Ton – auch eine entsprechend düstere Seite, die von Verbrechen in der Vergangenheit, Geistervisionen und der Gewissheit des eigenen baldigen Todes bestimmt ist. Es kommt für ihn nicht als Überraschung, dass der Geist bei der Séance (man hat schon spannendere Vertreter dieser Art Szenen gesehen) seinen Namen buchstabiert ...
„Das Geheimnis von Sittaford“ ist ursprünglich kein Miss-Marple-Roman. Selbst wenn man die Vorlage nicht kennt, merkt man unwillkürlich, dass die alte Dame in gewisser Weise ein Fremdkörper in der Handlung bleibt. Sie kann aufgrund ihrer Gebrechlichkeit nicht wie die anderen Charaktere ’mal eben mehrere Kilometer durch den Schnee von A nach B stapfen und bleibt damit in vielen Szenen im Abseits. Die hauptsächliche Ermittlungsarbeit übernimmt ein frühes It Girl, Emily Trefusis, die sich ihrer Wirkung auf Männer ebenso bewusst ist wie der Gefahren, denen sie sich im Laufe der Handlung aussetzt. Sie überrascht deshalb immer wieder mit ungeahnter Wortgewandtheit und Toughness, was besser zu Zoe Telfords selbstbestimmter Art passt als jene graue Maus, die sie bei „Sherlock“ gespielt hat.
Obwohl Miss Marple nur wenig Raum erhält, gestaltet sich der Fall von Anfang bis Ende spannend. Man merkt, dass Stephen Churchett alles nur Erdenkliche in Christies Vorlage hineingestopft hat, um die Zuschauer bei Laune zu halten: das von der Außenwelt abgeschnittene Setting, die Ägypten-Story, das Übersinnliche, die (teilweise übertrieben) kauzigen Verdächtigen, das Love Triangle ... Hier bekommt man sozusagen das Idealbild eines Britkrimis mit allem fantastischen Drum und Dran geboten – nichts für Realisten, dafür umso kurzweiliger.
Verschneite Verbrechen und Identitätenschwindel bewerte ich mit 3,5 von 5 Punkten. Man merkt dem „Sittaford Mystery“ trotz (oder gerade wegen) allen Brimboriums an, dass der Stoff für Christie-Puristen wenig attraktiv sein wird. Da realistischerweise aber nie eine andere Verfilmung dieses frühen Romans entstanden wäre und Paul Unwin den Wohlfühlfaktor in ungeahnte Höhen schießen lässt, drücke ich gern beide Augen zu. Sehr starke Leistungen von Telford und Dalton!
Zitat von Gubanov im Beitrag #76Von meinem letzten England-Aufenthalt brachte ich mir die mittlerweile erschienene Komplettbox von ITV DVD und RLJ Entertainment mit. Erstaunlicherweise fand ich sie erst im dritten Geschäft, wohingegen die Gesamtbox mit den Hickson-Filmen überall präsent war. Eigentlich hätte ich gedacht, die „neue Marple-Generation“ hätte die alte Serie – zumindest in puncto Präsenz, wenn schon nicht als definitive Umsetzung der Romane – unterdessen abgelöst.
Kleiner Zwischenkommentar: Das hätte ich auch angenommen. Neu gilt meist als Fortschritt, und das schnieke HD mit der ästhetischen Anpassung an heutige Sehgewohnheiten helfen dabei. Insofern ist es eine gute Nachricht, dass die Hickson-Serie noch beliebt ist, und es lässt hoffen, dass sie auch als Bluray nach England (und Deutschland) kommt. (Es scheint ja, wie bei Poirot, eine rechtliche Hürde zu geben). Ich habe mir kürzlich mal wieder 2 Folgen angesehen und bin trotz bescheidenem Bild sehr begeistert gewesen.
Soll dich natürlich nicht abhalten, der neuen Serie Facetten abzugewinnen.
Vielleicht mache ich, von deinem Führer angesteckt, auch mal einen weiteren Anlauf über die synchronisierten Folgen hinaus.
Zitat von Markus im Beitrag #81Vielleicht mache ich, von deinem Führer angesteckt, auch mal einen weiteren Anlauf über die synchronisierten Folgen hinaus.
Ich würde es dir auf jeden Fall empfehlen!
Bisher (nach der Sichtung von acht Folgen) kann ich sagen, dass sich der Kauf der britischen Box auf jeden Fall gelohnt hat. Der Originalton macht tatsächlich sehr viel mehr her als die Synchro, die den Folgen einen billigen Seifenopern-Touch verleiht (ich hatte parallel meine alten TV-Aufzeichnungen herausgekramt). Zudem kommt hinzu, was du schreibst: Die McEwan-Serie ist naturgemäß deutlich näher an heutigen Sehgewohnheiten als Hicksons "Miss Marple", wobei ich damit nichts gegen die alte Serie gesagt haben möchte. Sie gewinnt dann eben vor allem durch ihre Gemütlichkeit; ich denke da vor allem an den wunderbaren Dreiteiler "Ein Mord wird angekündigt" - da stimmte wirklich alles.
Als erstes Zwischenfazit würde ich ziehen, dass es den "Remakes" gelingt, ganz und gar eigenständig und damit eben nicht redundant zu sein. "Nur noch eine" originalgetreue Umsetzung wäre in den meisten Fällen eher überflüssig gewesen.
Episode 10 der TV-Kriminalserie, GB 2007. Regie: Moira Armstrong. Drehbuch: Stewart Harcourt (Buchvorlage: Agatha Christie, 1958). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Juliet Stevenson (Gwenda), Denis Lawson (Leo Argyle), Julian Rhind-Tutt (Dr Arthur Calgary), Reece Shearsmith (Inspector Huish), Tom Riley (Bobby Argyle), Lisa Stansfield (Mary Durrant), Richard Armitage (Philip Durrant), Alison Steadman (Kirsten Lindstrom), Stephanie Leonides (Hester Argyle), Gugu Mbatha Raw (Tina Argyle) u.a. Erstsendung (GB): 30. September 2007. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von Ordeal by InnocenceDer Lauf der Gerechtigkeit kann manchmal so unkompliziert sein: Jacko, das schwarze Schaf der Argyle-Familie, wird nach rascher Ermittlung für den Mord an seiner tyrannischen Adoptivmutter hingerichtet. Nachdem man die beiden lästigen Familienmitglieder los ist, kehrt Zuversicht im Hause Argyle ein – bis zu jenem Tag, an dem ein Zeuge posthum Jackos Unschuld beweist. Dieses Zeugnis wirft nun erneut die Frage auf, wer damals den Mord beging. Wieder ist schnell eine Schuldige ausgemacht, doch vielleicht kann ihr Miss Marple zu Hilfe eilen?
Agatha Christie nahm „Tödlicher Irrtum“ in die Liste ihrer zehn liebsten Romane auf – eine Entscheidung, die (wie einige andere Titel in dieser Liste) so manchen Leser verwundern wird, wenn man das 1958er-Buch mit anderen, deutlich typischeren und auch ausgefeilteren Christie-Mysteries vergleicht. Bei der Geschichte handelt es sich eher um ein Familiendrama als um einen handfesten Krimi, wobei Christie der Frage nach dem Leid der Unschuldigen, solange ein Fall nicht abschließend geklärt ist, große Aufmerksamkeit widmet. Dieses Leitmotiv zieht sich auch durch die Verfilmung, die die unterdurchschnittlichen Aspekte des Buches beibehält und durch einige eher plumpe Änderungen nicht gerade dazu beiträgt, die Lage zu verbessern.
Wieder einmal ermittelt Miss Marple dort, wo sie eigentlich nicht hingehört, wobei ihre Einbindung als alte Freundin von Gwenda natürlicher erscheint als ihr etwas gestelztes Auftreten in „The Sittaford Mystery“. Gleichzeitig spricht die Bekanntschaft mit Miss Marple Gwenda von jedem Verdacht frei und macht die kurz vor der Heirat stehende Waise zur heimlichen Heldin des Films. Umso unverständlicher und unsensibler erscheint ihre Hysterie nach Wiederaufnahme des Falles sowie die Änderung des zweiten Mordopfers gegenüber der Buchvorlage. Dies ist besonders schade, weil Juliet Stevenson der große Aktivposten des Films ist und im Gegensatz zu den meisten anderen Darstellern tatsächlich ein Period Drama-Gefühl erweckt.
In vielen anderen Aspekten wirkt „Ordeal by Innocence“ nämlich wenig marpelig und erinnert eher an einen schwachen Fall für „Inspector Barnaby“ und Konsorten. Dazu trägt auch die Inszenierung bei, die mit wenigen Raffinessen aufwarten kann, sich verschiedenster Farbstimmungen bedient und für den Zuschauer damit keinen roten Faden erkenntlich macht. Immerhin gelingt es ihr gut, die zahlreichen Charaktere mühelos voneinander zu unterscheiden, was am Anfang bei ihrer schieren Vielzahl schwer möglich scheint. Interessanterweise erweckt ausgerechnet der für die Verfilmung hinzuerfundene Bobby Argyle das größte Interesse beim Zuschauer, während die anderen Adoptivgeschwister Jackos für sich genommen eher blass bleiben. Der Fokus liegt auf der Elterngeneration, wobei vor allem Leo Argyle und die dänische Haushälterin wesentliche Rollen übernehmen. Bewundert man Kirsten Lindstrom zunächst für ihre Offenheit und Ehrlichkeit, so schwingt diese Sympathie bald in gegenteilige Gefühle um, als sie im späteren Handlungsverlauf eher demagogisch zu Werke geht und versucht, eine Person nach der anderen des Verbrechens zu beschuldigen.
Der ursprüngliche Ermittler Dr. Calgary wird zur realitätsfernen und stotternden Professorenfigur ohne Erfahrungen mit der menschlichen Natur umfunktioniert, was Julian Rhind-Tutt mit direkt kindlicher Freude an der Übertreibung verdeutlicht. Positiv anzumerken ist, dass sich der Film die im Christie-Roman sehr gestelzt erscheinende Geschichte mit dem Gedächtnisverlust des Professors nach einem Verkehrsunfall am Abend der Tat sparte – sie kam dem Drehbuchautor wohl ebenso unwahrscheinlich und überflüssig vor wie mir. Diese Änderung lässt das Ermittlerteam Marple-Calgary mehr Energie und Konzentration für die Klärung der Morde auf Sunny Point aufwenden, wobei die Auflösung eher schlecht als recht kaschiert wird und selbst ein Nichtkenner des Buches bald den Täter identifiziert haben dürfte.
Ebenso wie die typische Handschrift der ITV-Christie-Serien vermisse ich bei „Ordeal by Innocence“ die Cleverness, die einen echten Marple-Klassiker ausmacht. Das düstere Familiendrama verärgert sein Publikum mit der Idee, die Geschichte ihrer Identifikationsfigur zu berauben und ist mir deshalb nur 2,5 von 5 Punkten wert. Die Verfilmung verfehlt allein deshalb schon ihr Ziel, weil sie die Suche nach Gerechtigkeit diskreditiert und tatsächlich den Gedanken zementiert, es wäre besser gewesen, der Fall hätte mit der Verurteilung des Falschen geendet.
Agatha Christie’s Marple: By the Pricking of My Thumbs
Episode 7 der TV-Kriminalserie, GB 2006. Regie: Peter Medak. Drehbuch: Stewart Harcourt (Buchvorlage: Agatha Christie, 1968). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Greta Scacchi (Tuppence Beresford), Anthony Andrews (Tommy Beresford), June Whitfield (Mrs Lancaster), Charles Dance (Septimus Bligh), Lia Williams (Nellie Bligh), Leslie Phillips (Sir Philip Starke), Michael Maloney (Dr Joshua Waters), Michelle Ryan (Rose Waters), O.T. Fagbenle (Chris Murphy), Michael Begley (Ethan Maxwell) u.a. Erstsendung (GB): 19. Februar 2006. Erstsendung (BRD, „Lauter reizende alte Damen“): 20. Oktober 2007. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von By the Pricking of My ThumbsDie Tante des MI6-Mitarbeiters Tommy Beresford stirbt in einem Altersheim. Kaum verdächtig, möchte man meinen – hätte eine andere Bewohnerin nicht Tommys Frau Tuppence gegenüber etwas von einem toten Kind hinter dem Kamin erwähnt. Tante Ada hinterlässt ein sonderbares Gemälde, in dem Hinweise auf das Verbrechen versteckt sein sollen. Gemeinsam mit Miss Marple fährt Tuppence nach Farrell St Edmund, wo das abgebildete Gebäude stehen soll. Die Dorfbewohner behaupten, von nichts zu wissen – doch bald stellt sich heraus, dass sie ein seit Jahrzehnten wohlgehütetes Geheimnis bewahren ...
Mitten im herbstlichen Wald werden Märchen von Hexenhäuschen, geraubten Kindern und Rotkäppchen kuriose Realität. Von einem eigentlich sehr interessanten Aufhänger ausgehend, nimmt die Geschichte des vererbten Gemäldes immer bizarrere Ausmaße an, die nur wenig mit einem typischen Christie-Krimi gemein haben – die Schwächen im Alterswerk der Autorin brechen sich an allen Ecken und Enden Bahn. Ein unbedarfter Zuschauer könnte annehmen, Stewart Harcourt habe hier ein völlig neues Script geschrieben; das Grundkonstrukt des Buches wurde in diesem Fall jedoch erstaunlich wenig verändert und stattdessen umfangreich ergänzt (ein weiterer Hinweis dafür, dass die 1968er-Publikation nicht viel hergibt, mussten andere Romane doch eher gekürzt werden). Das spannendste Motiv ist die Frage nach dem Kind hinter dem Kaminfeuer, die in ähnlicher Form auch in den Büchern „Ruhe unsanft“ und „Das fahle Pferd“ auftaucht – hatte sie für Christie etwa eine tiefere Bedeutung?
Der Look ist das beste an „By the Pricking of My Thumbs“ – warme Herbstfarben, die sich selbst in Beresfords’ Sportwagen wiederfinden, dominieren das Geschehen. Die Beresfords sind an sich auch sehr gelungen gecastet – Anthony Andrews und Greta Scacchi hätten das Zeug zu eigenen Serienhelden gehabt! –, doch der Einsatz der Figuren erscheint suboptimal: Tommy verschwindet für einen Großteil des Films von der Bildfläche, damit Miss Marple seine Rolle übernehmen kann; aus Tuppence machte Harcourt eine Trinkerin, was wenigstens von mangelndem Taktgefühl zeugt.
Ich bemühte den Vergleich bereits bei „Ordeal by Innocence“, doch hier trifft er ebenso zu: Die eigenwillige Dorfgemeinschaft erinnert stark an „Inspector Barnaby“ und überschreitet damit teilweise die Grenze vom ernstgemeinten Krimi zur Parodie. Dabei ist die Produktion sehr prominent besetzt und kann unter anderem mit Charles Dance als Pfarrer (er wird Ende des Jahres in der BBC-Neuverfilmung von „And Then There Were None“ in der Hauptrolle des Richter Wargrave zu sehen sein) sowie Leslie Philips als Landadligem (man kennt ihn als Sir John der 1995er-Wallace-TV-Filme) aufwarten. Neben den beiden erwähnten Herren – wobei Dance seine antiklerikale Haltung manchmal etwas zu deutlich zur Schau stellt – überzeugen vor allem Michael Maloney und Lia Williams.
Unterm Strich bleiben für mich zwei Fragen offen: Warum wählte man ausgerechnet diesen schwachen Roman als für die Serie chronologisch ersten Non-Marple-Stoff aus? Und aus welchen Gründen ließ man ihm, gerade nachdem Tommy und Tuppence im Finale wieder große Versöhnung feiern, keine weiteren Abenteuer folgen, in denen Miss Marple mit Christies drittberühmtesten Ermittlern kooperiert? Fuhr die Serie inoffiziell vielleicht eine Jeder-Assistenzdetektiv-nur-einmal-Strategie, um Miss Marples Posten als Hauptattraktion nicht zu gefährden?
Ein Krimi, als käme er direkt aus „Grimms Hausmärchen“: Miss Marple wird auf eine Schnitzeljagd durch dörfliche Geheimnisse geschickt, was ihr eigentlich naheliegen müsste, in der fremden Umgebung aber nicht richtig funktionieren möchte. Mehr als 3 von 5 Punkten sind für eine eher unspektakuläre Folge mit stellenweise respektloser Veränderung der Tuppence-Rolle nicht drin.
Agatha Christie’s Marple: The Murder at the Vicarage
Episode 2 der TV-Kriminalserie, GB 2004. Regie: Charles Palmer. Drehbuch: Stephen Churchett (Buchvorlage: Agatha Christie, 1930). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Tim McInnerny (Reverend Leonard Clement), Rachael Stirling (Griselda Clement), Derek Jacobi (Colonel Protheroe), Janet McTeer (Anne Protheroe), Jason Flemyng (Lawrence Redding), Julian Morris (Dennis Clement), Christina Cole (Lettice Protheroe), Stephen Tompkinson (Detective Inspector Slack), Mark Gatiss (Ronald Hawes), Herbert Lom (Augustin Dufosse) u.a. Erstsendung (GB): 19. Dezember 2004. Erstsendung (BRD, „Mord im Pfarrhaus“): 28. Oktober 2006. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von The Murder at the VicarageKlatsch verbreitet sich in St. Mary Mead wie ein Lauffeuer. Augenblicke, nachdem die Frau des sittenstrengen Colonel Protheroe in flagranti mit dem Maler Redding erwischt wurde, weiß es das ganze Dorf – außer dem Betrogenen. Dieser sitzt stattdessen bald erschossen im Schreibzimmer des Pfarrhauses. Unmittelbar nach dem Mord legen sowohl Mrs. Protheroe als auch Lawrence Redding Tatgeständnisse ab, doch keiner von beiden kann es gewesen sein. Dafür bietet sich eine ganze Reihe anderer Verdächtiger an. Wie gut, dass Miss Marple auf dem Nachbargrundstück wohnt. Die Wahrheitsfindung ist also – im wahrsten Sinne des Wortes – nur noch eine Frage der Zeit ...
Schon am Ende von „The Body in the Library“ konnte man einen Blick auf das Foto eines Soldaten werfen, das Miss Marple in Ehren hält. „The Murder at the Vicarage“ erzählt nun die Geschichte, die sich hinter dieser Aufnahme verbirgt und wirft damit einen verstohlenen Blick auf das Liebesleben der Detektivin vor und während des Ersten Weltkriegs. Diese Ergänzung, so wird sich am Ende herausstellen, geschah „not just for fun“, sondern mit der gezielten Absicht, Miss Marple in die Lage zu versetzen, das Tatmotiv aus eigener Erfahrung nachvollziehen und bewerten zu können. Diese Ergänzung stellt eine der wenigen Freiheiten der sehr löblichen Aufarbeitung des Marple-Debütromans von 1930 dar. Insgesamt kommt der Film dem Buch für meinen Geschmack sogar näher als die Hickson-Fassung und stellt damit wahrscheinlich eine einmalige Ausnahme dar.
Das malerische Hambleden in Buckinghamshire dient als Location für das verschlafene St. Mary Mead, in dem die Frauen bei Tee und Tratsch aneinanderkleben und nichts unbeobachtet und unkommentiert bleibt. Das Setting mit dem Pfarrhaus und Miss Marples gegenüberliegendem Cottage erscheint beinahe wie eine Theaterbühne und verleiht der Produktion eine Überschaubarkeit, die gut zur Vorlage und zu Miss Marple im Allgemeinen passt. Ihre Freundinnen, die Lästerschwestern Hartnell und Price-Ridley, sind treffsicher besetzt (letztere mit „Aunt Prudence“ aus „Miss Fisher’s Murder Mysteries“, Miriam Margolyes).
Auch der Rest des Cast ist vorzüglich und entspricht dem Bild der Personen, das man sich bei Romanlektüre macht. Vor allem Derek Jacobi genießt seine bösartige Rolle als Colonel Protheroe in vollen Zügen, während Janet McTeer als seine Frau nicht weniger genüsslich zwischen zwei Männern leidet. Am Rande der Ereignisse weiß sich Mark Gatiss zu profilieren, obgleich (oder gerade weil) er nicht so dick aufträgt wie üblich. Im Gegensatz zu anderen Episoden hat man nicht das Gefühl, es mit einem Kuriositätenkabinett voller Verdächtiger zu tun zu haben, sondern tatsächlich einen Blick in ein „ganz normales“ Dorf zu werfen, unter dessen Oberfläche Liebe und Hass brodeln.
Die erfrischend sommerliche Produktion wird bestens von Dominik Scherrers Musik unterstüzt. Das moderne Marple-Theme mit seinen Streichern und Glocken, das hier in diversen Variationen erklingt, steht den zwei prominenten Vorgängern von Ron Goodwin und Howard / Blaikley in nichts nach. Es holt den Zuschauer wieder aus dem Grübeln, nachdem die Schlussszenen einen ungewöhnlich düsteren und schonungslosen Akzent setzen. Sie machen beinah vergessen, dass die Episode stellenweise etwas langatmig erschien. Die gründliche Vorbereitung der Tat mit ausführlicher Vorstellung aller Charaktere stört dabei weniger als die stellenweise etwas schleppenden Szenen nach dem Mord.
Was man in „The Murder at the Vicarage“ geboten bekommt, ist für die „Marple“-Reihe fast schon unkonventionell konventionell. Zu dieser Folge sollten Puristen greifen, um zu überprüfen, ob sie mit den ITV-Neuverfilmungen grundsätzlich etwas anfangen können. Das dörfliche „Jeder hat ein Motiv“-Spiel ist vorbildlich gescriptet und besetzt und hat gute 4,5 von 5 Punkten verdient.
Episode 4 der TV-Kriminalserie, GB 2005. Regie: John Strickland. Drehbuch: Stewart Harcourt (Buchvorlage: Agatha Christie, 1950). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Zoë Wanamaker (Letitia Blacklock), Matthew Goode (Patrick Simmons), Sienna Guillory (Julia Simmons), Keeley Hawes (Phillipa Haymes), Robert Pugh (Colonel Easterbrook), Cherie Lunghi (Sadie Swettenham), Christian Coulson (Edmund Swettenham), Alexander Armstrong (Detective Inspector Craddock), Claire Skinner (Amy Murgatroyd), Elaine Paige (Dora Bunner) u.a. Erstsendung (GB): 2. Januar 2005. Erstsendung (BRD, „Ein Mord wird angekündigt“): 30. September 2006. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von A Murder Is AnnouncedWer hat die Annonce in die Dorfzeitung gesetzt? Ganz Chipping Cleghorn will nun natürlich den angekündigten Mord – punkt 18:15 Uhr im Haus von Letitia Blacklock – beobachten. Als zur versprochenen Zeit tatsächlich die Lichter ausgehen, macht sich Panik breit. Ein Eindringling fuchtelt mit einer Waffe herum; es fallen Schüsse! Die Hausbesitzerin wurde angeschossen, der Übeltäter liegt tödlich verwundet im Flur. Was ist passiert? Wozu diente die Charade? Es stellt sich heraus, dass Letitia Blacklock in Kürze eine sehr reiche Frau sein wird. Ist Habgier das Motiv?
Nicht einmal eine dreifache Mörderin muss zwangsläufig eine bösartige Person sein – diesen Eindruck nimmt man aus der Sichtung von „A Murder Is Announced“ mit. Das Buch spielt in der Top-Riege der Marple-Romane (vielleicht der beste?) und wurde mit Empathie und Fingerspitzengefühl auf den Bildschirm übertragen. Das Endergebnis ist sehr ähnlich zu „The Murder at the Vicarage“ – diese zwei Folgen sind es, die den Spirit der Bücher am besten einfangen und dafür sorgen, dass auch Kenner gegen die erste Staffel der Serie eigentlich nicht viel einzuwenden haben dürften. Chipping Cleghorn wirkt ein My weniger provinziell als St. Mary Mead; der Geist des Aufbruchs nach dem Krieg ist hier schon ein wenig deutlicher zu spüren. Man spricht von Spa-Hotels, einer Zentralheizung und dem Vermögen eines Wirtschaftsmagnaten und begibt sich für Kaffee und Kuchen ins örtliche Café, anstatt zu Hause über Lebensmittelrationierungen zu diskutieren wie in „Vicarage“.
Der nötige Chic wird von Zoë Wanamaker eingebracht. Poirots absolut unelegante Schriftstellerfreundin Ariadne Oliver verwandelt sich in eine veritable Landfrau, die sich mit einem vollen Haus und der Aussicht auf eine große Erbschaft umgibt. Wanamaker erscheint wie die perfekte heutige Besetzung der tragischen Rolle, auch wenn der Versionenvergleich für meine Begriffe ganz knapp zugunsten der nicht weniger überzeugenden Ursula Howells ausgeht. Überhaupt liegt die Hickson-Fassung bei der Charakterisierung der vielzähligen Nebenrollen vorn; mit unvergleichlicher Spielfreude machten sich die Mimen anno 1985 ans Werk, während die Nebenrollen in der 2005er-Fassung zwar im guten Sinn als „solide“ zu bezeichnen sind, aber nur wenige wirklich memorable Leistungen bringen. Gerade die vier jungen Leute verschwimmen ein wenig miteinander; wer Patrick und Edmund, Julia und Philippa auseinanderhalten möchte, sollte lieber Kenntnisse der Romanvorlage mitbringen!
Besser gelungen ist das ältere Liebespaar – Robert Pugh als versoffener, aber aufrichtiger Colonel und Cherie Lunghi als unaufrichtige, aber dafür abstinente Miss Swettenham taugen zu einer unwahrscheinlichen, aber gleichzeitig sehr liebenswürdigen Romanze. Verwundert hat mich die Darstellung des Inspektor Craddock durch Alexander Armstrong: Er unterscheidet sich kaum vom mürrischen Inspektor Slack aus „Vicarage“ – auf den wunderbaren Gut-Böse-Binärismus der Rollen, wie man ihn von der Hickson-Serie her kennt, muss man hier leider verzichten.
Betrachtet man die Episode mit voller Kenntnis der Tathintergründe, so mag man sie für etwas zu leicht zu durchschauen halten. Dieses Manko wird ein Neuling allerdings wohl kaum verspüren. Dieser Aspekt kann vielmehr als ein gekonntes Spiel der Autorin und der Macher dieser Episode betrachtet werden, wie weit man das Spiel treiben kann, ohne dem Zuschauer zu viele Hinweise offen vorzuführen. Die Handwerkskunst, den Whodunit aufs Schärfste zuzuspitzen, findet man in dieser Perfektion eben nur bei Christie, weshalb es unabhängig von Details für Kenner prinzipiell sehr zu befürworten ist, dass ihre umtriebigen Erben den Mythos mit immer wieder neuen Umsetzungen langfristig am Leben erhalten.
Mörderrätsel der feinsten Kategorie. Die dörfliche Umgebung ist wie gemacht für Miss Marple. Man merkt, wie für die erste Staffel von „Marple“ gleich die Sahnestücke aus dem Canon herausgepickt und folglich vier bärenstarke Umsetzungen zuwege gebracht wurden. „A Murder Is Announced“ schätze ich als den anderen drei Folgen nur minimal unterlegen ein, was an einer teilweise eher uninspirierten Auswahl der Nebendarsteller liegt. Zoë Wanamaker bügelt dieses Manko allerdings nach besten Möglichkeiten aus. 4 von 5 Punkten.
Episode 6 der TV-Kriminalserie, GB 2006. Regie: Tom Shankland. Drehbuch: Kevin Elyot (Buchvorlage: Agatha Christie, 1943). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie James D’Arcy (Jerry Burton), Emilia Fox (Joanna Burton), Talulah Riley (Megan Hunter), Sean Pertwee (Dr Owen Griffith), Jessica Stevenson (Aimee Griffith), Harry Enfield (Richard Symmington), Imogen Stubbs (Mona Symmington), Kelly Brook (Elsie Holland), John Sessions (Cardew Pye), Keith Allen (Inspector Graves) u.a. Erstsendung (GB): 12. Februar 2006. Erstsendung (BRD, „Die Schattenhand“): 29. September 2007. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von The Moving FingerJerry Burton kam nach Lymstock, um seinen gebrochenen Knöchel auszukurieren. Ihn und seine Schwester Joanna erreicht jedoch bald einer der anonymen Briefe, von denen im Dorf gemunkelt wird. Manche verbreiten böswillige Lügen, andere treffen offenbar die pikante Wahrheit: Mona Symmington, die Frau des Anwalts, nimmt sich das Leben, nachdem auch sie per Post verleumdet wurde. Jerry findet zunächst mehr Interesse an der Stieftochter der Toten, doch – von Miss Marples Spürsinn angesteckt – geht er schließlich dem Ursprung der Briefe sowie der Wahrheit über Mrs. Symmingtons Tod auf den Grund ...
Hatte ich die anderen fünf synchronisierten Folgen von ihrer Erstausstrahlung her als wenigstens passabel in Erinnerung, so muss ich gestehen, mich vor dem Wiedersehen von "Moving Finger" gedrückt zu haben, weil ich ihn als wirklich unfassbar langweilig in Erinnerung hatte. In der Rückschau ist es deshalb interessant zu sehen, wie sich Einschätzungen, auch grundlegend, verändern können. Beim Wiedersehen erschien mir die Episode ziemlich gelungen. Der Roman bleibt einer der harmloseren von Mrs. Christie, doch die Umsetzung weiß zu gefallen. Kein Wunder eigentlich, denn Kevin Elyot ist für das Drehbuch verantwortlich, das sich ungewöhnlich nah an das Buch hält.
Was sofort ins Auge springt, ist die exzentrische Inszenierung: Tom Shankland schüttet über Lymstock diverse Farbtöpfe aus. Selten strahlte eine Christie-Verfilmung so bunt, so grell und doch so pittoresk. Immer wieder stechen irreale Blautöne hervor, die Schreck, Verwunderung und Kälte sichtbar machen, während Grün- und Rottöne diese unangenehmen Momente auffangen. Sommer und Sonne sprechen aus den meisten Szenen. Die Vorgänge bis zum Mord an Mrs. Symmington werden rasant in Szene gesetzt; danach flacht der Spannungsbogen ein bisschen ab. Allerdings gibt die geschickte Arbeit mit der Wiederholung bestimmter Szenen (die Beerdigungen, das Ausschneiden der Lettern für die Schandbriefe) der Episode eine klare Strukturierung und spitzt sie effektiv auf das ungewöhnliche Finale zu, in dem die Täterfrage ausnahmsweise einmal nicht im Frontalvortrag von Miss Marple enthüllt wird.
James D’Arcy wird wohl nie mein Lieblingsschauspieler werden, als Jerry Burton hält er sich jedoch ganz gut zurück. Gegenüber dem Roman wurde Miss Marples Rolle vergrößert, sodass Jerry Teile seines Terrains einbüßt, was in diesem Fall gar nicht so schlecht ist. Im Vergleich zur Hickson-Fassung bin ich positiv überrascht von der Megan-Rolle. Talulah Riley gelingt die Gratwanderung zwischen eigenartigem Sonderling und glaubhafter Liebschaft für Jerry besser als Deborah Appleby anno 1985, weil sie sich zwar schnippisch und unangepasst gibt, Megan Hunter aber nicht zu einer realitätsfremden Vogelscheuche überzeichnet. Herrlich pointiert agieren auch John Sessions und Frances de la Tour, während die Owens und Symmingtons nicht so markant erscheinen wie in Hicksons Variante.
Für alle Leute, die die "Marple"-Neubearbeitungen verachten, erlaubt sich der häufig eingesetzte Drehbuchautor Stephen Churchett einen Insiderscherz. Er übernimmt die Rolle des Coroners und mit ihr den wunderbar doppelbödigen Satz: "In my opinion, the writer is morally guilty of murder." Wie wahr, wie wahr! Wo von Autoren die Rede ist, möchte ich am Rande erwähnen, dass Miss Marples Fälle schon von Agatha Christie her manchmal wie Umarbeitungen früherer Poirot-Romane wirken. „Mord im Pfarrhaus“ funktioniert nach dem gleichen Schema wie „Das fehlende Glied in der Kette“; „Die Schattenhand“ lässt den Täter nach ähnlicher Prämisse vorgehen wie Poirots Duellpartner in „Die Morde des Herrn ABC“. Durch die geschickte Variation der Umstände und Personenkreise fallen diese Parallelen erst auf den zweiten Blick ins Auge, aber so verhält es sich ja auch mit den Qualitäten dieser Episode.
Von dieser verspielten und durch ihre optische Opulenz beinahe hypnotischen Folge war ich bei Neuentdeckung sehr positiv überrascht. Sie trifft den Ton der Vorlage und gliedert sich gleichzeitig als „breath of fresh air“ in die Serie ein. 4 von 5 Punkten. Shankland und Elyot beweisen, dass Style und Substanz keine Gegenpole sind, die sich gegenseitig ausschließen.
Episode 11 der TV-Kriminalserie, GB 2008. Regie: David Grindley, Nicolas Winding Refn. Drehbuch: Kevin Elyot (Buchvorlage: Agatha Christie, 1944). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Greg Wise (Nevile Strange), Saffron Burrows (Audrey Strange), Zoë Tapper (Kay Strange), Alan Davies (Mallard), Paul Nicholls (Ted Latimer), Tom Baker (Frederick Treves), Eileen Atkins (Lady Tressilian), Julie Graham (Mary Aldin), Julian Sands (Thomas Royde), Ben Meyjes (Tipping) u.a. Erstsendung (GB): 3. August 2008. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von Towards ZeroDer alte Fuchs muss die Geschichte mit einem ganz bestimmten Hintergedanken erzählt haben: Noch am selben Abend, an dem Frederick Treves sein Wissen um einen Jahre zurückliegenden Mord preisgibt, stirbt er selbst unter mysteriösen Umständen. Hat er die Person erkannt, die im Kindesalter bereits zum Mörder geworden war, und sie nun ein weiteres Mal zum Äußersten getrieben? Wenig später ist auch Treves’ Bekannte Lady Tressilian tot. Sie hinterlässt eine zerrüttete Familie, in der es vor Verdächtigen nur so wimmelt. Welches der Verbrechen wird für den Täter zur Stolperfalle?
Die Worte von Frederick Treves werden zum Leitmotiv dieses Krimis, der im Original ohne Miss Marples Mithilfe auskommen musste. Nicht nur ist Treves Auslöser der Handlung und Urheber der titelgebenden Worte, jeder Kriminalfall steuere auf den Moment des Verbrechens als „zero hour“ zu, auch gibt er mit der These, Kriminalschriftsteller (also Autoren von Detektivkrimis) würden den Mord fälschlich am Anfang statt am Ende ihrer Stoffe platzieren, Denkstoff für eingeübte Krimifans. Leider lässt „Towards Zero“ diesen Worten keine Taten folgen – Christie gestaltete den Fall trotzdem als traditionellen Whodunit nach dem Schema „erst Mord, dann Ermittlung, schließlich Überführung“. In dieser Hinsicht wirkt „Towards Zero“ sehr routiniert, um nicht zu sagen: etwas althergebracht.
Miss Marple wird geschickt eingegliedert und bildet in den von Eifersucht bestimmten Szenen im Hause Tressilian einen angenehmen Ruhepol. Auch die Ermittler überzeugen, wobei Alan Davies seine Lockenmähne mit pfundweise Pomade period drama-gerecht bändigt und damit einen ungewohnten Anblick bildet. Er hat in diesem Aufzug etwas Laughtoneskes, doch obwohl er sich bemüht, seinem Inspektor Mallard auch ein bisschen von der ekligen Hinterlist dieses Vorbilds angedeihen zu lassen, erscheint er wie eine sympathische Ergänzung zu der seit Serienbeginn sichtbar gealterten Geraldine McEwan († 30. Januar 2015).
Den größten Unterschied zur üblichen Christie-Formel bemerkt man zu Beginn, als mit Treves (Ex-Sherlock Holmes der BBC, Tom Baker) und Lady Tressilian gleich zwei potenzielle Mordopfer aufgebaut werden, wo traditionellerweise nur eine Figur ihre Ermordung mit Ärgernissen und gefährlichem Mitwissen provoziert. Lady Tressilian wird von Eileen Atkins gespielt, die auch mit David Suchet auf dem „Orient Express“ reiste. Hier zeigt sie sich als grantige Grande Dame, die ihr loses Mundwerk manchmal etwas zu rabiat einsetzt – gerade wenn sie Jane Marple in peinliche Gespräche über das Alter der beiden Frauen verwickelt.
Die Kreidefelsen an der Kanalküste bilden einen eindrucksvollen Hintergrund für das Verbrechen. Sie werden – so fühlt es sich jedenfalls an – immer dann ins Bild gerückt, wenn der Fall ein wenig frischen Wind vertragen könnte. Am Ende erscheint er leider etwas unsauber zusammengeflickt; die Überführung auf dem Boot ist zwar einmal eine Abwechslung, aber Miss Marples „Anschlag“ auf Ted Latimer erscheint ebenso ungewöhnlich wie das Fehlen jedweden Beweises für das beinah sprichwörtliche Fischergarn, das die Ermittlerin der versammelten Runde da auftischt.
Ein etwas hüftsteifer Christie in einem soliden, aber leicht langweiligen modernen Kostüm. Schöne Schauplätze und gute Darsteller garantieren „Towards Zero“ 3,5 von 5 Punkten. Abschließend die interessante Randnotiz, dass weder in Vor- noch Abspann dieser Folge einer der beiden Regisseure erwähnt wird! Kam es hier zwischendurch zu Krankheit, Streit oder am Ende zu Unzufriedenheit mit dem Ergebnis?
Episode 9 der TV-Kriminalserie, GB 2007. Regie: Dan Zeff. Drehbuch: Tom MacRae (Buchvorlage: Agatha Christie, 1965). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Martine McCutcheon (Jane Cooper), Stephan Mangan (Inspector Larry Bird), Polly Walker (Bess Sedgwick), Emily Beecham (Elvira Blake), Ed Stoppard (Malinowski), Charles Kay (Canon Pennyfather), Nicholas Burns (Jack Britten / Joel Britten), Danny Webb (Mutti), Vincent Regan (Mickey Gorman), Francesca Annis (Lady Selina Hazy) u.a. Erstsendung (GB): 23. September 2007. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von At Bertram’s HotelSeit ihrer Kindheit war Miss Marple nicht mehr in Bertram’s Hotel in London. Äußerlich hat sich das altehrwürdige Haus, an das die alte Dame so viele frohe Erinnerungen knüpft, kaum verändert – im Inneren herrschen mittlerweile allerdings ganz andere Sitten. In ihrer Jugend hätte sich Miss Marple wohl nicht träumen lassen, dass sich Gäste und Personal hier einmal gegenseitig umbringen würden. Zuerst findet man die Leiche eines Zimmermädchens, das sich offenbar mit Erpressung einen beachtlichen Nebenverdienst sicherte – und das ist nur der Auftakt zu einer Reihe unerklärlicher Vorfälle ...
Nachkriegshandlungen in einem dörflichen Umfeld glaubwürdig in Szene zu setzen, ist verhältnismäßig einfach, sehen viele Dorfstraßen doch heute noch so aus, dass sie mit geringem Aufwand period-gerecht eingekleidet werden können. „Marple“ kommt im Gegensatz zu „Poirot“ nur selten in die Bredouille, sich voll und ganz auf Schauplätze in London verlassen zu müssen, die schwerer in den alten Zustand zurückzuversetzen sind. Man merkt „At Bertram’s Hotel“ folglich an, dass ein noch größerer Aufwand als üblich auf Ausstattung und Drehorte verwendet wurde, was die Folge zu einem wahren Kleinod macht: Die Herausforderung, das stattliche Hotel, das vor Betriebsamkeit förmlich brummt und mittlerweile auch zu einem Treffpunkt der High Society geworden ist (im Salon probt gerade Louis Armstrong!), zum Leben zu erwecken, erfüllten die Macher ebenso mit Bravour wie das Heraufbeschwören der nostalgischen Gefühle, die Miss Marple für das „Bertram’s“ hegt.
Damit wird der Kern der Vorlage erfasst, obwohl die Geschichte sehr frei nach dem Buch geschildert wird – in diesem Fall muss man sagen: glücklicherweise. Tom MacRae spitzt den eher langweiligen Roman so geschickt zu, dass man es unerwartet mit einer der besten McEwan-Folgen zu tun bekommt, die ein Verbrechen an das andere reiht und jedem Handlungsträger ein (in den meisten Fällen schmutziges) Geheimnis anbeistellt. Darunter befinden sich unter anderem auch Naziverbrechen, was gut zum Handlungszeitpunkt der Serie passt, vorher noch nicht verwendet wurde und sich deshalb perfekt in den Stoff eingliedert.
Sehr stark das Ermittlerteam, das neben Miss Marple aus ihrer Namensgenossin Jane Cooper, einem Hausmädchen im „Bertram’s“, sowie dem arroganten, aber liebenswürdigen Inspektor Bird besteht. Die „junge Jane“ wird von ihrem alten Pendant unter die Fittiche genommen und gibt einen Vorgeschmack darauf, wie sich heutige Produzenten eine „geliftete“ Miss Marple vorstellen könnten, wie es z.B. vor ein paar Jahren von Hollywood mit Jennifer Garner geplant war.
Francesca Annis, die man aus den Mehrteilern „Seven Dials“ und „Evans“ sowie als Tuppence Beresford der Achtzigerjahreserie „Partners in Crime“ kennt, gibt einen kleinen Gastauftritt als Miss Marples Freundin Lady Selina Hazy, die die Anwesenheit der alten Dame im Hotel begründet, anstatt wie sonst immer auf ihren Neffen Raymond zurückzugreifen. Auch der Rest der Nebendarsteller agiert überzeugend, wenngleich man einige Szenen braucht, um sich nach Caroline Blakiston an Polly Walker als Bess Sedgwick zu gewöhnen. Zur raschen Akzeptanz der zahlreichen Änderungen leistet die atmosphärisch verdienstvolle Leistung der Regie mit ihren vielen kleinen amüsanten Einfällen (man denke nur an die tropfende Decke im Speisesaal) einen maßgeblichen Beitrag.
Mit Esprit und Stil entführt „At Bertram’s Hotel“ Miss Marple in eine Welt, für die sonst eher Hercule Poirot zuständig ist. Geraldine McEwan kann sich auf Londoner Parkett allerdings bestens beweisen: Die zweiten 5 von 5 Punkten für die „Marple“-Serie kommen ebenso überraschend wie die ersten, erklären sich aber durch eine im besten Sinne verschwurbelte Mitratehandlung sowie hervorragend gespielte und voneinander abgegrenzte Nebenrollen.
Episode 12 der TV-Kriminalserie, GB 2009. Regie: Nicolas Winding Refn. Drehbuch: Stephen Churchett (Buchvorlage: Agatha Christie, 1971). Mit: Geraldine McEwan als Miss Jane Marple sowie Richard E. Grant (Raymond West), Ruth Wilson (Georgina Barrow), Dan Stevens (Michael Faber), Ronni Ancona (Amanda Dalrymple), Will Mellor (Martin Waddy), Emily Woof (Rowena Waddy), Laura-Michelle Kelly (Verity Hunt / Margaret Lumley), Anne Reid (Sister Agnes), Amanda Burton (Sister Clotilde), Lee Ingleby (Detective Constable Colin Hards) u.a. Erstsendung (GB): 1. Januar 2009. Eine Produktion von Granada, WGBH Boston und Agatha Christie Ltd. für ITV.
Zitat von NemesisJason Rafiel hat Miss Marple in seinem Testament mit 500 Pfund bedacht, wenn die alte Dame ein Verbrechen aufspüren kann, auf das Rafiel sie nach seinem Tode verschlüsselt aufmerksam macht. Eine Busreise durch England ist Ausgangspunkt für Miss Marples Ermittlungen, bei denen sich bald herausstellt, dass alle Reisenden in Verbindung zueinander und zu einem verschwundenen Mädchen stehen. Zwei Personen finden einen raschen Tod, bevor die Reisegruppe von Nemesis, der Göttin des Zorns, in einem verfallenen Kloster mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird ...
Ebenso wie die Hickson-Serie entschloss sich ITV bei „Agatha Christie’s Marple“ dazu, „Nemesis“ vor „A Caribbean Mystery“ zu verfilmen, obwohl die beiden Bücher eigentlich in umgekehrter Reihenfolge aufeinander aufbauen. Diese ungewöhnliche Parallele verdeutlicht ganz unverhohlen, dass „Nemesis“ – obwohl es sich um ein typisches Spätwerk von Christie handelt – ohne Frage die filmreifere und ergiebigere Vorlage ist. Ähnlich wie die Achtzigerjahreversion schafft es auch der neue Fernsehfilm von Nicolas Winding Refn, ein morbides und düsteres Flair von angenehmer Dichte zu erschaffen, was durch die Stationen der Busreise sehr begünstigt wird. In kunstvollen Kameraschwenks werden die Eleganz eines schlossartigen Landsitzes, die ungestüme Naturgewalt eines Felsenpfades sowie die gothische Unbehaglichkeit einer Klosterruine eingefangen; alles ist im Fluss und wird mit symphonischer Gewalt unterstrichen.
Meine Vorfreude galt vor allem Richard E. Grant, der 2002 für die BBC den fiesesten aller Stapletons in „The Hound of the Baskervilles“ spielen durfte. Deshalb war ich ein wenig enttäuscht, dass man ausgerechnet ihm die charmante, aber letztlich oberflächliche Rolle des berüchtigten Marple-Neffen Raymond West andachte; Grant füllt diesen Part, auf den der Zuschauer lange warten musste (nach „The Sittaford Mystery“ hatte ich ein mrs-columboeskes Versteckspiel dieser Rolle befürchtet), zwar mit großem Elan aus, er wäre aber zweifelsohne – gerade im Fach der Bösewichte – zu wesentlich mehr im Stande gewesen. Immerhin muss es als große Verbesserung verbucht werden, dass Raymond überhaupt an der Seite seiner Tante auf die Busreise geht, tut es im Roman doch der bis dato gänzlich unbekannte Lionel Peel.
Die restliche Besetzung weiß ebenso zu gefallen; vor allem das Porträt des Sohnes von Mr. Rafiel ist deutlich gelungener als bei Joan Hickson. Und selbst die Reiseleiterin Georgina Barrow geht diesmal als ernstzunehmende Figur durch. Wie man es aus anderen Episoden bereits gewöhnt ist, erscheinen einige der Nebenfiguren etwas plakativ gezeichnet (die aufbrausende Amanda Dalrymple, der vom Krieg gezeichnete Martin Waddy und die beiden Nonnen); doch unterm Strich ergibt sich eine sympathische und Interesse erweckende Mischung.
Mit „Nemesis“ endet die McEwan-Ära der Serie mit einem schillernden, vielleicht etwas melodramatischen Akkord. Die ersten zwölf Episoden haben mir vor Augen geführt, dass man die Neuadaptionen sehr genießen kann, wenn man sich auf sie einlässt und gegebenenfalls zu Kompromissen gegenüber den Büchern bereit ist. Interessant ist dabei, dass sich für mich bei den diesmaligen Betrachtungen herauskristallisiert hat, dass die vorgenommenen Änderungen häufig sogar positive Auswirkungen auf das Gesamtbild der Episoden haben und dass die Autoren verhältnismäßig eng an den Büchern blieben, wenn diese es qualitativ zuließen. Für mich steht außer Frage, dass Christies Highlights mehrheitlich im Poirot-Canon zu verorten sind, sodass ein etwas freieres Verständnis der Marple- und schwächeren Stand Alone-Romane eigentlich nur in meinem Sinn sein kann.
Miss Marple als Rachegöttin. Für den furiosen Abschluss für McEwans sympathische Verkörperung der Senioren-Detektivin, der in stimmiger Umgebung und mit interessantem Verdächtigenkreis vonstatten geht, könnte es kein passenderes Motto als das Bibelzitat „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ geben. Ist das nicht ohnehin die Essenz jedes klassischen Krimis? 4 von 5 Punkten.