Wie die angebliche Epigonenschaft von "Geheimnis im blauen Schloss" sinnvoll begründet werden kann, ohne auf unlogische Wortklaubereien auszuweichen (dir, Count, sollte als aufmerksamem Leser nicht entgangen sein, dass die Veranstaltung trotzdem Epigonen-GP heißt und dass die zwei Begriffe entsprechend für den Hausgebrauch synonym verwendet werden), weiß ich auch nicht. Man hätte dann auch so konsequent sein und die Rutherford-Marples als Epigonen bezeichnen müssen, die nicht mehr und nicht weniger mit Wallace zu tun haben als das "blaue Schloss". Es würde sich aber die gleiche Frage stellen: warum überhaupt?
Ich freue mich über die Ergebnisse, die gestern auch für mich überraschend kamen, weil ich die Wertungen erst zum Schluss gesammelt umgerechnet habe. Dass ich mit den Veränderungen der Qualifikanten im Großen und Ganzen natürlich auch zufrieden bin, liegt natürlich auch daran, dass es, wie brutus schon bemerkt hat, den Exotik-Filmen ordentlich an den Kragen gegangen ist. Das liegt wohl an der etwas veränderten Teilnehmergruppe dieses Jahr, denn wenn man sich die Platzierungen der Ausgeschiedenen anschaut, ist die Abwahl von Hongkong und Co. doch recht deutlich.
Einzelne Entscheidungen quittiere ich natürlich auch mit einem "Schade". Dazu gehört v.a. das Ausscheiden von "Sieben Tage Frist". Ich kann Jans Argumentation diesbezüglich sehr gut nachvollziehen, aber der Film war eben trotz seiner stilistisch eher fragwürdigen Verwandtschaft ein traditioneller Teilnehmer an Epigonen-GPs und hatte als solcher gute Aussichten auf einen oberen Ranglistenplatz. Auch hier ist die Konsequenz fragwürdig, denn ähnliche Realo-Krimis (die aber über den bei einigen Usern gefühlten Vorteil des Schwarzweißanstrichs verfügen) sind ja durchaus durchgerutscht, wie bereits festgestellt.
Was an den Pater-Brown-Filmen nicht reinrassig stilverwandt sein soll, fände ich interessant zu erfahren, @Ray. Ich halte sie neben den Vorqualifizierten und vielleicht noch "Wirtshaus" für die engsten Epigonen.
Bei den Gialli gibt es ein buntes Gemisch aus "dabei" und "rausgeflogen", was nicht immer ganz logisch erscheint, aber wohl mit dem Bekanntheitsfaktor korrelliert. Einzig bedauerlich (auch wieder wegen der Konsequenz) finde ich, dass "schwarzes Leder" raus, aber "Orgie" dabei ist.
Insgesamt aber, wie gesagt, eine zufriedenstellende Liste. Die größte Überraschung neben dem Aus für "Sieben Tage Frist" dürfte im Übrigen sein, dass "Verfluchtes Amsterdam" es tatsächlich in die nächsten Runden geschafft hat.
ich begrüße euch zur ersten von drei Gruppenrunden des Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017. In jeder der Gruppenrunden werden 16 Filme nach einem festen Kriterienkatalog (sieben Kategorien) bewertet, sodass wir anhand der Einschätzungen die Filme in eine qualitative Rangliste bringen können.
Jede Kategorie kann auf einer Skala von 5 bis 1 Punkten beurteilt werden. 5 Punkte bedeuten eine überragend gute Leistung in dem entsprechenden Bereich, 1 Punkt eine ausgesprochen schlechte Leistung. Abgestuft werden kann halbpunkteweise. 3 Punkte sind der Mittelwert. Ich bitte die Teilnehmer, bei ihren Wertungen die Breite der Skala über alle Filme gut auszunutzen und zwischen den Kategorien eines einzelnen Films auch tatsächlich zu differenzieren (d.h. euren Lieblingsfilmen nicht generell überall 5 Punkte zu geben, nur weil ihr sie mögt, bzw. Filme, die ihr nicht mögt, nicht kategorisch in allen Bereichen zu verurteilen).
Es werden folgende Kategorien bei der Bewertung der Filme hinzugezogen:
Schauspielerleistungen – Wie überzeugend agieren die Darsteller des Films? Passt das Ensemble gut zusammen bzw. jeder einzelne Schauspieler in seine Rolle?
Inszenierung / Spannung – Wie ist die Leistung des Regisseurs einzuschätzen? Ist der Film seinem Thema angemessen inszeniert? Ist ein guter Spannungsbogen zu verzeichnen?
Drehbuch / Logik – Überzeugt das Drehbuch? Gibt es Logiklöcher oder hält die Handlung einer genaueren Betrachtung stand?
Ausstattung / Wertigkeit – Welchen Produktionsaufwand merkt man dem Film an? Ist der Film wertig? Strahlt er durch Ausstattung u.ä. eine zum Thema passende Atmosphäre aus?
Musik – Wie gut ist die Musik gelungen? Passt sie zur Stimmung des Films? Wird sie spannungs- bzw. stimmungsfördernd eingesetzt?
Epigonenfaktor – Inwiefern kann man dem Film tatsächlichen Epigonenstatus zuschreiben? Ist er ähnlich zu den Wallace-Filmen der Rialto gestaltet? Würden Wallace-Fans diesen Film im Allgemeinen schätzen?
freie Wertung – Hier könnt ihr eine Bewertung nach eurem Gutdünken verteilen. Das kann ein Gesamteindruck sein, den der Film euch vermittelt hat, oder ein Ausgleich, falls ihr der Meinung seid, dass gewisse Kategorien die Qualität des Films nicht richtig widerspiegeln.
Welche Filme werden in Gruppenrunde 1 bewertet?
Die ersten 16 Filme, die nun zur Bewertung stehen, sind ...
Würger von Schloss Blackmoor, Der (1963, Harald Reinl)
Wixxer, Der (2004, Tobi Baumann)
Er kann’s nicht lassen (1962, Axel von Ambesser)
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963, Paul May)
Teppich des Grauens, Der (1962, Harald Reinl)
Rätsel der grünen Spinne, Das (1960, Franz Marischka)
Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961, Harald Reinl)
Ungeheuer von London-City, Das (1964, Edwin Zbonek)
Sieben Tote in den Augen der Katze (1973, Antonio Margheriti)
Piccadilly null Uhr zwölf (1963, Rudolf Zehetgruber)
Testament des Dr. Mabuse, Das (1962, Werner Klingler)
schwarze Schaf, Das (1960, Helmuth Ashley)
Wartezimmer zum Jenseits (1964, Alfred Vohrer)
unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse, Die (1962, Harald Reinl)
Verfluchtes Amsterdam (1988, Dick Maas)
Geheimnis des gelben Grabes, Das (1972, Armando Crispino)
Ich schicke die Wertungsformulare in Kürze per PM an alle Teilnehmer. Ich bitte euch, sie bis einschließlich Samstag, 26. August, vollständig auszufüllen und eure Stimmabgabe anschließend hier im Thread zu bestätigen. Ihr könnt in dem Formular auch am DVD-Gewinnspiel teilnehmen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #64Wie die angebliche Epigonenschaft von "Geheimnis im blauen Schloss" sinnvoll begründet werden kann, ohne auf unlogische Wortklaubereien auszuweichen (dir, Count, sollte als aufmerksamem Leser nicht entgangen sein, dass die Veranstaltung trotzdem Epigonen-GP heißt und dass die zwei Begriffe entsprechend für den Hausgebrauch synonym verwendet werden)
Für mich sind die Begriffe nicht synonym und werden es auch nie sein. Titel des Grand Prix' zum Trotz. Da bleibe ich (leider?) Wortklauber.
Ich habe die Wertungsformulare verschickt und meine Stimmen bereits abgegeben. Nur bei einem Film musste ich in dieser Gruppe die Wertung auslassen; das dürfte sich wohl in den nächsten beiden Wochen etwas erhöhen. Einmal war ich knapp an der vollen Punktzahl, aber ein halbes Pünktchen fehlte dann doch. Sonst habe ich festgestellt, dass die Musik für mich die schwierigste Kategorie war, weil sie für mich nicht bei jedem Film ganz präsent war und ich hier und da nochmal reinhören musste.
Zitat von Gubanov im Beitrag #64Was an den Pater-Brown-Filmen nicht reinrassig stilverwandt sein soll, fände ich interessant zu erfahren, @Ray. Ich halte sie neben den Vorqualifizierten und vielleicht noch "Wirtshaus" für die engsten Epigonen.
Ich will die Epigonen-Qualität ja auch nicht vollends in Frage stellen, aber so eindeutig ist das für mich nicht. Das fängt schon beim Ermittler an, der weder zur Polizei gehört noch ein klassischer Privatdetektiv ist, sondern einen kirchlichen Hintergrund aufweist und eher als "Hobbydetektiv" auftritt. Pater Brown ist damit eher ein "Außenseiter" wie Miss Marple oder Hercule Poirot. Dazu kommt die gerade im ersten Teil eher episodenhafte Erzählweise. Alles Elemente, die den Wallace-Filmen doch eher fremd sind.
Gute Einwände. Gerade bei dem Privatdetektiv-Argument bin ich geneigt, dir zuzustimmen. Die gab es in den Wallace-Filmen gegenüber regulären Polizisten ja doch recht selten. Allerdings, finde ich, muss man es zeitlich korrekt sehen. Eine Epigone kann nicht kopieren, was damals noch in der Zukunft lag. Zum Produktionszeitpunkt des "schwarzen Schafes" konnten sich die Macher, wenn überhaupt, nur an den ganz frühen Rialto-Filmen orientieren. Und da spielt gleich im ersten Joachim Fuchsberger als Privatdetektiv den treibenden Ermittler. Insgesamt sicher eine Ausnahme (gerade auch in Bezug auf die Gesamtheit der Romane), aber damals eben "first practice".
Die "episodische Handlung" ist der inhaltlich recht simplen Kurzgeschichtenstruktur der G.-K.-Chesterton-Stories geschuldet und damit im "schwarzen Schaf" natürlich evidenter als in den meisten Wallace-Filmen. Allerdings findet sie sich dort auch - rudimentär - in jenen Fällen, die von den verschiedenen Verbrechen einer größeren, von einem unbekannten Boss angeleiteten Verbrecherorganisation erzählen. So kommen z.B. im "Frosch" auch verschiedene Einzelfälle vor, die dann halt durch die gemeinsame Täterfigur miteinander verbunden werden.
Für mich ein weiterer Grund, die Pater-Brown-Filme als enge Epigonen zu betrachten, ist die formell sehr ähnliche Vorgehensweise zu Wallace: Rechte an klassischen Krimis eines englischen Autors sichern und mit deutschen Stars in deutschen Studios und Außenaufnahmen im (englischsprachigen) Ausland verfilmen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #73Für mich ein weiterer Grund, die Pater-Brown-Filme als enge Epigonen zu betrachten, ist die formell sehr ähnliche Vorgehensweise zu Wallace: Rechte an klassischen Krimis eines englischen Autors sichern und mit deutschen Stars in deutschen Studios und Außenaufnahmen im (englischsprachigen) Ausland verfilmen.
So einen Umstand kann man für eine derartige Argumentation natürlich auch fruchtbar machen, daran hatte ich jetzt gar nicht gedacht.
Ansonsten kann man "zu Gunsten" der Filme natürlich noch auf die Böttcher-Musik verweisen, die seinem Stil gemäß den Wallace-Musiken ja nicht gerade unähnlich ist.
Dafür ist der Humor soweit ich mich erinnere nicht ganz so vordergründig wie häufig bei Wallace.