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Dieses Thema hat 185 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Giacco Offline



Beiträge: 2.520

21.10.2014 16:13
#16 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Das Constantin-Filmangebot 1964 Folge II

Für ein zufriedenstellendes Geschäft sorgten folgende Constantin-Filme:

Wartezimmer zum Jenseits
Eine Rialto-Produktion, bei der Alfred Vohrer Regie führte. Als Vorlage diente ein Roman von James Hadley Chase. In den Hauptrollen: Götz George und Hildegard Knef.

Geheimagentin in Gibraltar (F/I/Sp)
"Hildegard Knef in der Rolle einer gefährlichen Spionin." Als Farbfilm hätte diese nur mäßig spannende Schwarz/Weiß-Produktion vielleicht mehr Wirkung erzielt.

Unsere tollen Tanten in der Südsee (Ö)
Schlager-Klamauk serviert von Rolf Olsen. Männer in Frauenkleidern auf der Flucht vor Kopfjägern. Dazu Ady Berber als Medizinmann Wudu-Budu

Drei gegen Sacramento (I/Sp)
Vorläufer des Italo-Western mit Richard Harrison in der Hauptrolle, der später noch in mehreren Filmen dieses Genres zu sehen war.

Die Revolte der Gladiatoren (It)
Schwert- und Sandalenfilme gehörten 1964 noch zum Standardprogramm vieler Verleihfirmen. In diesem Fall wurden die Muskelmänner von Gianfranco Parolini in Szene gesetzt.

FBI ruft Istanbul (It)
Ein früher Eurospy-Film. Den smarten Agenten spielt der Amerikaner Ken Clark so überzeugend, dass er für weitere Heldenrollen dieser Art engagiert wurde.

Freddy - Tiere - Sensationen
Freddy diesmal als Zirkus-Artist. Doch das etwas zu rührselig geratene Leinwand-Opus, in dem u.a. auch Peter Mosbacher, Ingrid van Bergen, Rudolf Platte und Paul Klinger zu sehen sind, erwies sich als bislang schwächstes Geschäft der Freddy-Filmserie.

Die Goldsucher von Arkansas (D/F/I)
Auch Produzent Hartwig setzte auf das damals erfolgreiche Western-Genre. Gefilmt wurde diesmal in den böhmischen Wäldern. Zu den Darstellern gehörten Brad Harris, Mario Adorf, Dieter Borsche, Thomas Alder und Marianne Hoppe.

Weekend (Dä)
Erotisches aus Dänemark."Liebe ohne Tabus. Ein Film, von dem die Welt flüstert." (Verleihwerbung)

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

22.10.2014 15:54
#17 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Das Constantin-Filmangebot 1964 Folge III

Eher enttäuschen waren die Einspielergebnisse folgender Filme:

Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X (Ö)
Der Titelheld heißt zwar "Tim Frazer", doch Francis Durbridge hat nichts mit diesem Film zu tun. Trotzdem wurde mit seinem Namen auf dem Kinoplakat geworben. Das Publikum durchschaute den Etikettenschwindel jedoch schnell und so blieb der erhoffte Erfolg aus.

Die letzten Zwei vom Rio Bravo(D/Sp/I)
Horst Frank in einem frühen Italowestern mit der Musik von Ennio Morricone. Die Constantin selbst war an der Produktion beteiligt. Auf dem Filmplakat wurde er als "Ein deutscher Western-Farbfilm der Spitzenklasse" angekündigt. Deshalb wurde der italienische Regisseur Mario Caiano kurzerhand in "Manfred Rieger" umbenannt.

Sex, Musik und heisse Nächte (It)
Dokumentarischer Film im Stil der "Mondo"-Welle. Gezeigt werden überwiegend Striptease-Darbietungen und Nachtclub-Shows.



Weniger als 20 Meldungen - und somit wohl auch unterdurchschnittliche Kinoeinsätze - hatten die nachfolgenden Filme:

Sie waren nackt und mußten sterben (US)
"Tatmotiv Lustmord". Dieser Sex-Krimi war 1964 die einzige US-Produktion im Verleih der Constantin.

Mutter Johanna von den Engeln (PL)
Der seinerzeit umstrittene Film aus Polen, dem man "antikatholische Polemik" vorwarf, erhielt hierzulande das Prädikat "besonders wertvoll". Er lief fast ausschließlich in Filmkunst-Theatern.

Mondo Inferno - Alle Sünden dieser Welt (It)
Eine weitere Produktion der Mondo-Welle, die allerdings keine großen Umsätze in die Kinokassen spülte.

Die Bestie von Schloß Monte Christo (It)
Belangloser Gruselfilm mit unbekannten Darstellern. "Von den Toten gejagt! Ein gespenstisches Abenteuer"

Zorro gegen Maciste - Kampf der Unbesiegbaren (It)
Pierre Brice als "schwarzer Rächer" gegen Muskelmann Alan Steel. Ein Frühwerk von Umberto Lenzi, der später "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" drehte.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

23.10.2014 15:33
#18 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Das Constantin-Filmangebot 1964 (Folge IV)

Mehr oder weniger gefloppt sind 1964 folgende Constantin-Filme:

Einer frisst den anderen (D/I)
Ein misslungener Krimi, den auch Wallace-Stars wie Elisabeth Flickenschildt, Pinkas Braun und Werner Peters nicht retten können. Für den Münchener Produzenten Ernst Neubach ein Debakel. Immerhin konnte der Film, wohl nicht zuletzt durch die Mitwirkung von Jayne Mansfield, in viele Länder exportiert werden.

Sieben Tote hat die Woche (F/I)
Ein spannender Kriminalfilm von Jacques Deray, der trotz guter Kritiken beim deutschen Publikum nur geringes Interesse fand.

Amore in 4 Dimensionen (I/F)
Episodenfilm, der satirisch das Thema Sex & Liebe behandelt. Trotz attraktiver Darstellerinnen wie Sylva Koscina und Michele Mercier, zog er nur wenige Zuschauer an.

Heisse Ware für Saigon (F)
"Abenteuer auf Leben und Tod auf dem gefährlichsten Schauplatz der Welt." (Filmplakat) In der Hauptrolle Pierre Massimi, der später durch den ZDF-Vierteiler "Lederstrumpf" bei uns populär wurde.

Fahrkarte zur Ewigkeit (F)
Französische Krimi-Kost um Rauschgift und Mord. " Eine Mischung aus Sex & Thrill" (Verleihwerbung).

Schlusslicht:
Was Männer nicht wissen müssen
Ein "bauernfängerischer Sachfilm" des berüchtigten Produzenten Reginald Puhl. Mit weniger als 10 Meldungen der einzige Constantin-Film, der es nicht in die Erfolgsrangliste schaffte.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

23.10.2014 17:57
#19 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Zitat
Sieben Tote hat die Woche (F/I)
Ein spannender Kriminalfilm von Jacques Deray, der trotz guter Kritiken beim deutschen Publikum nur geringes Interesse fand.



hört sich sehr interesant an -> gibt den schon auf DVD?

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Immer wenn du lügst, muss Jesus Blut weinen.
(Todd Flanders)

Josh Offline




Beiträge: 7.928

23.10.2014 19:10
#20 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Zitat von Matze K. im Beitrag #19

Zitat
Sieben Tote hat die Woche (F/I)
Ein spannender Kriminalfilm von Jacques Deray, der trotz guter Kritiken beim deutschen Publikum nur geringes Interesse fand.



hört sich sehr interesant an -> gibt den schon auf DVD?



Leider nein, aber ich hoffe, der steht bei X-Rated, CO oder FilmArt auf dem Zettel der Filme, die bald kommen werden.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

11.01.2015 15:12
#21 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Die erfolgreichste deutschen Filme 1965
Ermittelt aus den Statistiken der Zeitschrift "Film-Echo" (Benotung und Anzahl der Meldungen)
Weitere Nennungen: Produktionsfirma, Regisseur, Verleih. GL = Goldene Leinwand

01. Winnetou III - 2,0 (51) GL Rialto - Harald Reinl - Constantin
02. Der Ölprinz - 2,3 (56) GL Rialto - Harald Philipp - Constantin
03. Schüsse aus dem Geigenkasten - 2,5 (58) Studio Hamburg/Allianz - Fritz Umgelter - Constantin
04. Der unheimliche Mönch - 2,5 (43) Rialto - Harald Reinl - Constantin
05. Old Surehand - 2,5 (40) Rialto - Alfred Vohrer - Constantin
06. Dr. med. Hiob Prätorius - 2,6 (71) GL Domnick/Independent - Kurt Hoffmann - Constantin
07. Agelique II (D/F/I) - 2,6 (52) GL Gloria - Bernard Borderie - Gloria
08. Tante Frieda - Neue Lausbubengeschichten - 2,7 (40) Franz Seitz - Werner Jacobs - Constantin
09. Die Pyramide des Sonnengottes (D/F/I) - 2,8 (44) CCC - Robert Siodmak - Gloria
10. Mordnacht in Manhattan - 2,8 (42) Allianz/Constantin - Harald Philipp - Constantin
11. DM-Killer (Ö) - 2,9 (53) Wiener Stadthalle - Rolf Thiele - Nora
12. Durchs wilde Kurdistan (D/Sp) 2.9 (43) CCC - Franz Josef Gottlieb - Gloria

Karl May beherrscht nach wie vor die deutsche Filmszene, doch für "Old Surehand" gibt es erstmals keine Goldene Leinwand mehr. Die ersten beiden Jerry Cotton Filme können sich auf Anhieb weit vorn platzieren und auch "Angelique II" knüpft an den Erfolg des Vorgängers an. Heinz Rühmann und Partnerin Lilo Pulver sind weiterhin Publikumslieblinge. Eher unerwartet sorgt Rolf Thieles satirische Gaunerkomödie "DM-Killer" für sehr gute Einspielergebnisse.

Weitere Noten aus dem Bereich Krimi/Abenteuer:

Der Spion, der in die Hölle ging (D/F/Sp) - 3,0 (44) - Maurice Labro
Neues vom Hexer - 3,4 (43) - Alfred Vohrer
Das Geheimnis der 3 Dschunken (DI) - 3,4 (38) - Ernst Hofbauer
Schüsse im 3/4 Takt (Ö) - 3,4 (34) - Alfred Weidenmann
Der Fluch des schwarzen Rubin (D/I/F) - 3,5 (45) - Manfred R.Köhler
Hotel der toten Gäste - 3,6 (33) - Eberhard Itzenplitz
Serenade für 2 Spione (D/I) - 4,2 (24) - Michael Pfleghar

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

11.01.2015 19:18
#22 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #21
11. DM-Killer (Ö) - 2,9 (53) Wiener Stadthalle - Rolf Thiele - Nora
Davon habe ich nie etwas gehört. Kennt den Film jemand und kann dazu etwas sagen?

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

11.01.2015 22:19
#23 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Zitat von Mark Paxton im Beitrag #22
Zitat von Giacco im Beitrag #21
11. DM-Killer (Ö) - 2,9 (53) Wiener Stadthalle - Rolf Thiele - Nora
Davon habe ich nie etwas gehört. Kennt den Film jemand und kann dazu etwas sagen?



"DM-Killer" wurde am 21.1.1965 gestartet. Untertitel: Ehrlich fährt am längsten.
Der Nora-Verleih kündigte ihn als "Die tollste deutsche Gaunergeschichte" an.
Darsteller: Charles Regnier, Curd Jürgens, Walter Giller, Daliah Lavi, Elisabeth Flickenschildt
Vorlage war ein Roman von Peter Norden.

Leider kenne ich den Film nicht. Er ist wohl nach der Kino-Auswertung nicht mehr gezeigt worden.

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

12.01.2015 07:43
#24 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #23
Leider kenne ich den Film nicht. Er ist wohl nach der Kino-Auswertung nicht mehr gezeigt worden.

Auch mir ist der Film bisher leider nicht untergekommen, es gab aber wohl mal eine Kauf-VHS davon.

Allerdings: 2 Titel aus der Filmmusik von Erwin Halletz ("Lady Scarlet" & "Subway-Melody") sind auf der auch sonst empfehlenswerter CD "Deutsche Filmkomponisten, Folge 8 - Erwin Halletz" enthalten (http://www.amazon.de/Deutsche-Filmkompon...l_1#disc_1";.

Gruß
Joe Walker

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

12.01.2015 09:49
#25 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Vielen Dank für die Hinweise.
Der Film ist tatsächlich als VHS-Cassette erschienen. Label: Carina-Video-Produktion.

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

28.01.2015 15:09
#26 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

1965 fanden die Berliner Filmfestspiele wie üblich im Sommer statt, diesmal vom 25. Juni bis zum 6.Juli. Als einziger deutscher Beitrag nahm Rolf Thieles Film "Wälsungenblut" am Wettbewerb teil. Er basiert auf Motiven der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann und lief bereits seit Januar in den Kinos.


"Wälsungeblut"(1964) - Regie: Rolf Thiele - Produktion: Franz Seitz - Erstaufführung: 21.1.1965 - FSK: 18 - Prädikat: Besonders wertvoll - Verleih: Columbia-Bavaria
Darsteller: Michael Maien, Elena Nathanael, Rudolf Forster, Margot Hielscher, Gunther Malzacher, Gerd Baltus, Ingeborg Hallstein

Im Mittelpunkt der Handlung steht die Adelsfamilie Arnstatt, vor allem das junge Zwillingspaar Siegmund und Sieglinde, deren gegenseitige Liebe zueinander schließlich in einer inzestuösen Vereinigung Erfüllung findet.



Für Rolf Thiele war es nach "Tonio Kröger" bereits die zweite Thomas-Mann-Adaption innerhalb eines Jahres. Das skandalträchtige Thema "Geschwisterliebe" bot ihm wieder die Gelegenheit, seinem Ruf als "Chef-Erotiker des Deutschen Films" alle Ehre zu machen. Die Herstellungskosten beliefen sich auf 1,2 Mio. DM. Hunderte von Darstellern wurden für die Rollen der Zwillinge gecastet. Man entschied sich letztlich für zwei Newcomer, den 19jährigen Michael Maien, Absolvent der Falckenberg-Schule und für die aus Griechenland stammende Elena Nathanael.
Für Michael Maien wurde der Film zum Karriere-Sprungbrett. Als "Bester deutscher Nachwuchsdarsteller" wurde er mit dem "Bambi" ausgezeichnet. Er wirkte in zahlreichen (künstlerisch eher anspruchslosen) Leinwandproduktionen mit, u.a. auch in den damals populären Oswalt-Kolle-Aufklärungsfilmen. Außerdem war er eine Zeitlang als Schlagersänger erfolgreich. Von seiner Partnerin Elena Nathanael hörte man dagegen nicht mehr viel, was allerdings daran lag, dass sie in ihre Heimat zurückkehrte, wo sie ebenfalls als Schauspielerin arbeitete.

In den Kinos lief "Wälsungenblut", der bei der Preisverleihung leer ausging", eher mittelprächtig. Die Kinobesitzer bewerteten den geschäftlichen Erfolg mit Noten von "Schlecht" bis "ausgezeichnet". Daraus ergab sich die Film-Echo-Durchschnittsnote 3,7 (3 = gut, 4 = zufrieden)

Der namhafte Filmkritiker und Journalist Edmund Luft schrieb u.a.:
"der formal reizvolle Film besitzt innere Spannung. Sie erwächst aus der Atmosphäre, aus der Besonderheit des Inzest-Themas ... Faszination geht häufig von der freizügigen, stilistisch exquisiten Verarbeitung der literarischen Vorlage aus. Die Inszenierung hält den Betrachter in Distanz, sie ist kühl, melancholisch, ironisch. Sie entspricht der intellektuellen Brillanz der Originaldialoge... Die Verzahnung der Handlung verrät dramaturgisches Geschick und Einfühlungsvermögen ... Mit Elena Nathanael und Michael Maien wurde für die Darstellung der liebenden Zwillinge ein Paar gefunden, das durch seine gesamte Erscheinung den Gleichklang der Seelen glaubhaft macht, die Dekadenz, die Hochfahrenheit, den Fanatismus ... Der Kameramann Wolf Wirth hat diesen Film klug, einfühlsam, modern fotografiert, mit einer sehr sorgfältig abgestimmten Farbpalette ... ein sehenswerter, ein künstlerisch beachtlicher deutscher Film."

Der "Goldene Bär" ging 1965 an den französischen Beitrag "Lemmy Caution gegen Alpha 60" ("Alphaville") von Jean-Luc Godard. In den Hauptrollen Eddie Constantine und Anna Karina. Film-Echo-Note: 2,8

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

24.03.2015 15:28
#27 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Der deutsche Filmpreis 1965

Das Haus in der Karpfengasse
- Produktion: Independent (Berlin), WDR - Regie: Kurt Hoffmann
Darsteller: Wolfgang Kieling, Rosel Schaefer, Helmut Schmid, Jana Brechova, Walter Buschhoff, Berno von Cramm, Eva Marie Meineke, Karl Otto Alberty, Edith Schultze-Westrum



Der Film beleuchtet die Schicksale der zumeist jüdischen Bewohner eines Hauses in der Prager Karpfengasse nach dem Einmarsch der Deutschen im März 1939.

Kurt Hoffmann, Spezialist für erfolgreiche und vor allem leichte Unterhaltung, bediente mit diesem Film (nach dem Roman von M.Y. Ben-Gavriel) zur Abwechslung mal das ernste Fach. Er hatte eigenes Geld in das Projekt investiert, das allerdings ohne einen großen Zuschuß des Fernsehens (WDR) nicht zustande gekommen wäre. Gedreht wurde in Prag. Zu den Mitwirkenden gehörten zahlreiche tschechische Darsteller.
Neben seiner Rolle als "Leutnant Slezak" übernahm Helmut Schmid auch den Job des Regie-Assistenten.
Der WDR zeigte den Film in einer 3-teiligen Fassung (155 Min.) kurz vor dem Kinostart am 12.3.1965. Dauer der Kinofassung: 109 Minuten. Diese gekürzte Fassung habe gegenüber der TV-Fassung an Atmosphäre gewonnen, urteilten die Kritiker. Allerdings zeigte kein großer Verleih Interesse an dem Film. Schließlich übernahm ihn Heiner Baum in seinen Münchener Ein-Mann-Betrieb " Neue Filmform". So lief der Film dann auch überwiegend in sogenannten Filmkunst-Theatern.
"Das Haus in der Karpfengasse" erhielt das Prädikat "besonders wertvoll" und sollte ursprünglich als deutscher Beitrag an den Filmfestspielen in Cannes teilnehmen, wurde aber von der Festivalleitung abgelehnt. Es kursierte damals das Gerücht, das Auswärtige Amt hätte interveniert, um zu verhindern, dass ein Film, dem einige CDU-Politiker "Nestbeschmutzung" vorwarfen, auf einem internationalen Festival gezeigt würde. Autor Ben-Gavriel zeigte kein Verständnis für die Ablehnung, denn er empfand den Film "als ausgezeichnete bildliche Realisierung seines Buches."

Der deutsche Filmpreis dürfte da ein kleiner Trost gewesen sein. Immerhin erhielt der Film gleich 5 Auszeichnungen:

Filmband in Gold - Bester Film - 350.000 DM Prämie
Drehbuch: Gerd Angermann
Regie: Kurt Hoffmann
Darstellerische Leistung: Jana Brechova
Filmmusik: Zdenek Liska

Das "Filmband in Silber" ging an "Polizeirevier Davidswache" (Regie: Jürgen Roland)

Weitere Auszeichnungen:
Bester Hauptdarsteller: Wolfgang Kieling (Polizeirevier Davidswache)
Beste Nebenrolle: Tilla Durieux (Verdammt zur Sünde)
Bester Nachwuchsdarsteller: Gerd Baltus (Wälsungenblut)
Ausstattung: Maleen Pacha (Wälsungenblut)
Kamera: Heinz Hölscher (Onkel Toms Hütte)

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

27.04.2015 15:32
#28 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

1965 kamen nur 2 neue Wallace-Filme der Rialto in die deutschen Kinos. Nachdem die zu Weihnachten 1964 gestartete deutsch-britische Co-Produktion "Das Verrätertor" enttäuschende Einspielergebnisse gebracht hatte, schickte man am 4.Juni den von Alfred Vohrer inszenierten Krimi "Neues vom Hexer" hinterher, der den Vorgänger kommerziell gesehen zwar überrundete, aber doch nicht so ganz an frühere Erfolge anknüpfen konnte.
Das gelang erst wieder mit dem Harald-Reinl-Film "Der unheimliche Mönch", der ab dem 17.12.1965 sein Unwesen trieb und für Schlangen an den Kinokassen sorgte. Endlich wurde dem Publikum wieder der typische Wallace-Grusel geboten, der ja mit zum Erfolg der Serie beigetragen hatte.

Nach dem "Verrätertor" und noch vor dem Einsatz von "Neues vom Hexer" brachte der Constantin-Verleih den Wallace-Abenteuerfilm "Sanders und das Schiff des Todes" heraus. Kinopremiere der britischen Towers-Produktion war am 30.4.1965. Doch selbst die Mitwirkung beliebter Stars wie Heinz Drache, Marianne Koch und Dietmar Schönherr konnte nicht verhindern, dass der Streifen geschäftlich gesehen das bislang schwächste Ergebnis der Constantin-Wallace-Reihe erzielte.



Film-Echo-Noten:
Neues vom Hexer: 3,4 (42)
Der unheimliche Mönch: 2,5 (43)
Sanders und das Schiff des Todes: 4,1 (31)

Giacco Offline



Beiträge: 2.520

25.05.2015 15:42
#29 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

INTER-FILM GMBH - Erfolge & Flops 1965 (Teil 1)

Im Frühjahr 1963 stellte der "Europa-Filmverleih" seine Tätigkeit ein. Anschließend wurde die "Europa-Film-Ring GmbH" gegründet, aus der 1964 die "Inter-Film-GmbH" hervorging, deren Zentrale sich in Hamburg befand.
Gleich im ersten Jahr ihres Bestehens brachte Inter-Film mit dem französisch-italienischem Lustspiel "Gestern, heute und morgen" (mit Sophia Loren & Marcello Mastroianni) einen der Spitzenfilme der Saison in die Kinos (Film-Echo-Note: 2,0). Neben diesem Kassenschlager hatte man mit "Die Nackte" und "Die Bienenkönigin" zwei weitere Erfolgsfilme im Angebot.
Bereits im Film-Echo Nr.1/1965 (vom 6. Januar) wird das neue Verleihprogramm vorgestellt. Auch diesmal ist kein deutscher Film dabei. Stattdessen handelt es sich überwiegend um Produktionen aus Italien und Frankreich, die schon vorab in einer Werbeanzeige (Film-Echo Nr.5/6) als "sensationelle internationale Filmerfolge" angepriesen werden.

Startliste:

22.1.65
Die Verachtung
Der bereits 1964 angekündigte Film mit Brigitte Bardot läuft in den Großstädten mit gutem Publikumszuspruch an, entwickelt sich letztlich aber nur zu einem Mittelgeschäft, was auch daraus resultieren mag, dass es für anspruchsvolle Produktionen wie diese nur begrenzte Einsatzmöglichkeiten gibt. Note: 3,8

16.2.65
Lucky Jo
Ein französischer Gangsterkrimi mit dem rauhbeinigen Hau-drauf-Charme von Eddie Constantine. Trotz guter Startergebnisse landet auch dieser Film im Mittelfeld. (Note: 3,7)

26.2.65
Mordrezepte der Barbouzes
Ein Kino-Hit aus Frankreich, ursprünglich mit dem deutschen Titel "Die Geheimagenten" angekündigt. Beworben als "Kriminalkomödie, die das Zwerchfell kitzelt". "Ganz Paris lacht sich kaputt." Doch der französische Humor kommt in diesem Fall beim deutschen Publikum nicht an. Note: 4,5

4.3.65
Hochzeit auf italienisch
Eine weitere Komödie mit dem erfolgserprobten Leinwand-Paar Sophia Loren & Marcello Mastroianni. Produktion: Carlo Ponti, Regie: Vittorio de Sica. Der Verleih spendierte dem Film eine Titelbild-Werbung im Film-Echo und startete ihn mit mehr als 50 Kopien. Viele Großstadtkinos spielten den Film 4 Wochen und länger. Doch der Erfolg des Vorgängers wurde nicht erreicht. Note: 3,5 (Erstnote: 2,5)

16.7.65
An einem heissen Sommermorgen
Ein raffiniert-dramatischer Krminalfilm mit Jean Paul Belmondo in der Hauptrolle. Nach einem sehr guten Start schwächelte der Film in den Klein- und Mittelstädten. Note: 3,4



13.8.65
Drei Liebesnächte
Werbeslogan: "Ein bezauberndes Lustspiel um die Liebe". Die italienische Erotik-Komödie erwies sich jedoch als Flop. Note: 5,1

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

25.05.2015 21:32
#30 RE: Vor 50 Jahren - Die deutsche Film- und Kinoszene Zitat · Antworten

Lucky Joe, ein hervorragender Film!

Gruss
Havi17

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