Über die Schauspielerin Marisa Mell ist ja eigentlich schon fast alles gesagt worden, doch das bezieht sich hauptsächlich auf ihre Person und ihre Erscheinung. In diesem Thread möchte ich daher mal etwas gezielter und umfangreicher auf ihre Filme eingehen und einige vielleicht bekannte, aber wohl hauptsächlich unbekannte Produktionen vorstellen, und hin und wieder noch ein paar andere Kleinigkeiten. Da der Großteil dieser Werke bestimmt kein eigenes Topic verdient hat, ich aber trotzdem mal unheimlich gerne auf die Tube drücken möchte, wird das hier so eine Art Sammlung, da die Auseinandersetzung mit Filmen in der Schauspielerinnen-Bewertung ja eigentlich kaum eine Rolle spielt. Seit mehreren Jahren macht es mir viel Freude, Marisa Mell Filme zu sammeln, was ja nicht immer gerade einfach ist, denn manchmal stehen Suche und Erfolg in einem unausgeglichenen Verhältnis zu der benötigten Zeit und Mühe. Und wenn man bei diesem Detektivspiel dann tatsächlich etwas aufgespürt hat und es natürlich auch noch unbedingt haben muss, scheint es, als habe man eine berüchtigte Detektei namens "Zahlemann&Söhne" mit der Suche beauftragt. Quantität hat eben ihren Preis... Bei über vierzig gesehenen Produktionen waren einige Perlen dabei, sogar richtig angenehme Überraschungen, außerdem ein paar Kuriositäten, ebenso viele Belanglosigkeiten und selbstverständlich Trash reinster Seele. Marisa Mells Filmografie gibt kein eindeutiges Profil her, eine Konstante bildet da eher ihr überaus transparentes Image. Als Schauspielerin fand sie sich im fortgeschrittenen Stadium ihrer Karriere in einem Filmkorsett, und noch später in einem Vacuum wieder, mit beschränkten Möglichkeiten sich als flexible Darstellerin in häufig einheitlichen, oftmals sogar überflüssigen Filmen zu behaupten. Was dieser Filmografie einfach ganz entscheidend fehlt ist der richtig große Wurf. Sicher, es gibt einige Marisa Mell-Klassiker, die auch als solche in Fan-Kreisen gehandelt werden, aber im Grunde genommen keinen Film, der diesen Anspruch wirklich ernsthaft erheben könnte. Lange Rede, kurzer Sinn, eines Tages musste es ja so kommen... die erste Film-Präsentation wird schon in Kürze folgen.
Mein absoluter Klassiker mit Marisa Mell ist DANGER DIABOLIK von Mario Bava. Sie hat nie besser ausgesehen und war nie so sexy wie in diesem wunderbaren Film!
Da hast Du recht 'Danger: Diabolik!' gilt ja auch als der ultimative Marisa Mell-Klassiker, da hätte ich so gerne eine Fortsetzung gesehen! Viel schöner fand ich sie allerdings noch in "La encadenada", der ist auch wirklich einer ihrer besten Filme.
KAPITEL 1 - ELISABETH, KAISERIN VON ÖSTERREICH (1972)
DARSTELLER:
MARISA MELL als Kaiserin Elisabeth PETER FRÖHLICH als Kaiser Franz Joseph NINA SANDT als Erzherzogin Sophie
sowie
CHRISTINE BÖHM CHRISTIAN REINER MARIA EMO HORTENSE RAKY BIBIANE ZELLER SENTA WENGRAF ...
Mit dieser deutsch-österreichischen Co-Produktion hatte man vermutlich anvisiert, mit dem oft dargestellten Mythos "Sissi" endgültig aufzuräumen. Entstanden ist unter der Regie von Theodor Grädler ein Dokumentarspiel mit immens hohen Produktionskosten, die man diesem TV-Spektakel aber leider nur sporadisch, oder eben gar nicht ansieht. Fast fünfhunderttausend D-Mark soll das Ganze damals verschlungen haben. Neben den dargestellten Szenen kommt es immer wieder zu eingefügten Illustrationen mit Off-Kommentar, um das Leben der Kaiserin und geschichtliche Eckdaten zu veranschaulichen. Was bleibt ist aber lediglich ein Film mit Crash-Kurs-Charakter. Ich kann es schon vorneweg sagen, dass diese Produktion im Endergebnis ziemlich konfus und dilletantisch ausgefallen ist, dem Vernehmen nach mussten sogar größere Passagen neu gedreht werden, was nichts mehr helfen sollte. "Elisabeth, Kaiserin von Österreich" wurde unbarmherzig von der Kritik in der Luft zerrissen, man findet Wendungen wie etwa "Die TV-Missgeburt 1972". Das steht auf der einen Seite, doch man sollte den großen Lichtblick dieser Produktion ruhig beim Namen nennen... Marisa Mell wurde hier also glücklicherweise mit der Titelrolle betraut und sie trägt diese mühselige Konstruktion im uneingeschränkten Alleingang. Die schwierige Aufgabe bestand darin, die Kaiserin in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten darzustellen und ihr die notwendige, glaubhafte Aura zu verleihen. Mal abgesehen von der nur vagen Ähnlichkeit mit der Monarchin hat Marisa Mell diese Rolle, so weit es möglich war, vollkommen angenommen und für ihre Verhältnisse eine fast schon beispiellose Interpretation zum Besten gegeben. Marisa Mell bekommt nicht nur von Elisabeth ein Gesicht, es ist angenehmerweise auch umgekehrt der Fall.
Marisa Mell schafft es mit hoher Disziplin zu überzeugen. Sie stattet den Charakter ihrer Elisabeth mit hoheitsvollem Temperament und hochmütigem Stolz aus, andererseits fühlt man die Zerrissenheit dieser Person, die an der Hofetikette zu Grunde geht. Ganz bemerkenswert unterstützt wird diese Erscheinung von Marisa Mells unverwechselbarer Originalstimme, die einsam und sehnsüchtig erzählt und Melancholie zu vermitteln weiß. Hin und wieder kommt es zu überzeugenden kurzen Dialogen und temperamentvollen Ausbrüchen, gut gelungen sind beispielsweise Elisabeths Auseinandersetzungen mit Erzherzogin Sophie und Kaiser Franz Joseph, die aber ausschließlich wegen der schauspielerischen Qualität im Gedächtnis bleiben werden. Man kann eigentlich sagen, dass das 80-minütige Szenario durchgehend schleppend verläuft und bieder inszeniert wurde. Zusätzlich sieht man viele Darsteller auf Laienniveau, auf mich wirkten nur Peter Fröhlich und Nina Sandt einigermaßen überzeugend, so gut wie jedem Darsteller stehen Unsicherheit und Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Es kommt zu einfältigen und banalen Choreografien aufgrund der unflexiblen Kamera, die Bildschärfe ist miserabel, genau so wie die bescheidenen Schnittfolgen, die Settings sind obendrein mangelhaft ausgeleuchtet, von satten Farben keine Spur. Außerdem sind die Kulissen vor derartig pompösen Hintergrundthema mehr als spartanisch gewählt, zu guter Letzt muss der komplette Film auch noch ohne Musik auskommen. Langsam aber sicher macht sich etwas Langeweile breit, was selbst bei einem Dokumentarstück nicht geschenen sollte. Nur die Ausstattung durch die Kostüme wirkt abgestimmt und passend. Letztlich scheitert das große Projekt nicht an seinem TV-Mantel, sondern an der unglaublich laienhaften Umsetzung.
Ich habe Theodor Grädler sicherlich noch nie für den besten Regisseur gehalten, doch hier muss er wohl einen Totalausfall gehabt haben. Der Film bietet im Endeffekt eigentlich gar nichts neues, es hapert an Originalität und er gibt sich noch nicht einmal ambitioniert, es bleibt nur Verhältnislosigkeit zurück. Von Tempo hat "Kaiserin Elisabeth" überhaupt nichts gehört. Was allerdings interessant bleibt, ist zu sehen, dass Marisa Mell ein glaubhaftes Gastspiel außerhalb ihres Rollenfachs geben konnte, wobei sich diese Tatsache bei dem Gesamteindruck dieser holprigen Produktion quasi wegdividiert. Dieses TV-Stück schafft es jedoch, einen Mythos zu bestätigen. Die vermeintliche Traumrolle jeder Schauspielerin stellt sich immer wieder als Fluch heraus... Als Elisabeth spricht MM folgenden Satz im Film: "Unsere Träume sind immer schöner wenn wir sie nicht verwirklichen". Nach diesem Debakel wird sich das Marisa Mell wohl auch gedacht haben... Schade! Die Dokumentationen aus dem Geschichtsunterricht in der Schule hatten zwar keine so reizende Hauptdarstellerin zu bieten, waren aber in ihrer Umsetzung ebenbürtig.
Zitat von PrismaKAPITEL 1 - ELISABETH, KAISERIN VON ÖSTERREICH (1972)
Ich habe Theodor Grädler sicherlich noch nie für den besten Regisseur gehalten, doch hier muss er wohl einen Totalausfall gehabt haben.
Ich persönlich halte Grändler für einen der Schlechtesten Regiseure die in den 60/70/80er im deutschen TV unterwegs waren...
Bei Derrick, Kommisar usw. gibt es "Typisch Grändler Folgen" = Langweilig und Unbeholfen und "Grändler auf Drogen" Folgen (Wortschöpfung meiner Schwester...) = Wahnsinn wie by Brynych nur ohne dessen Gespühr für Kino - Führt bei mir in erster Line zu Kopfschmerzen...
Dieses Werk hier kenne ich (zum Glück) nicht...
Mag der Buchswald tot sein, der Buchsgeist lebt weiter!
So kann man es natürlich auch sagen Da ich von ausgefeilter Regie nicht gerade die größte Ahnung habe, versuchte ich mich ein bisschen liberaler auszudrücken. Aber es stimmt schon, beispielsweise bei "Derrick" kann ich schon meistens sofort einschätzen, ob es sich um ein Theodor Grädler Werk handelt, er trägt leider eine eindeutige Handschrift, was ja bei Regisseuren normal ist und im Zweifelsfall auch ein Qualitätsmerkmal sein kann. Gute Unterhaltung sieht aber eben etwas anders aus. Bei "Elisabeth" möchte ich fast sagen, dass er einen Kulturschock fabriziert hat. In der Regel hilft eine gute Besetzung über seine unwirsche Regie hinweg.
MARINA PETROWA MARISA MELL PERO ALEXANDER JÜRG HOLL LONI VON FRIEDL AINA CAPELL RENATE ROHM GERDINA GORDEN ROLF OLSEN GUIDO WIELAND ...
es singen
ANGELE DURAND CAMILLO DIE NIELSEN BROTHERS
Fünf junge Mädchen träumen vom großen Glück. Über eine Agentur werden sie als Tänzerinnen für das sich im vorderen Orient befindende "Nachtlokal zum Silbermond" engagiert. Schnell zeigt sich allerdings, um was für ein Etablissement es sich dabei handelt. Als sich herausstellt, dass einige der jungen Damen als Tänzerinnen ungeeignet sind, möchte Inhaberin Magalie (Marina Petrowa) sie sofort wieder zurück nach Europa schicken. Ohne Geld, Ausstattung und festsitzend in bestehenden Verträgen, wissen die Mädchen nicht mehr, was sie tun sollen, außerdem wurden ihre Pässe in Gewahrsam genommen. So kommt Eines zum Anderen: die Schuld kann natürlich auch auf eine andere Art und Weise beglichen werden. Nach anfänglichem Sträuben enden sie also in Striptease-Nummern und als Tischdamen für reifere Herren. Träume zerplatzen... Die Polizei hat das Lokal, die zwielichtige Magalie und ihren Partner Jussuf (Pero Alexander) längst im Visier. Es ist bekannt, dass das Lokal ein Umschlagplatz für Juwelenhandel sein muss, doch nie konnte in diesem Zusammenhang etwas nachgewiesen werden. Es gibt viele ungeklärte Fragen im Silbermond. Wo befindet sich die geheime Werkstatt, existiert sie überhaupt? Wer sind die vielen dubiosen Gestalten? Werden die Mädchen unbeschadet aus diesem Alptraum herauskommen können...?
Bei "Das Nachtlokal zum Silbermond" handelt es sich um einem eher vergessenen Film, der 1959 unter der Regie von Wolfgang Glück inszeniert wurde. Was hier gut dargestellt wird ist der damalige Zeitgeist, alleine deswegen muss man diesem Streifen eine gewisse Atmosphäre bescheinigen. Entstanden ist im Endeffekt ein mit mäßigem Tempo ausgestatteter Schlager-Krimi, der von seinen Schauspielern sehr angemessen unterstützt wird. Gut, der Film ist über fünfzig Jahre alt und viele Szenen wirken aus heutiger Sicht schon unfreiwillig komisch und trotz des Schmuddel-Milieus viel zu bieder, doch für damalige Verhältnisse dürfte so manche Einstellung ungewöhnlich explizit gewesen sein. Da wären beispielsweise einige Tanz- und Strip-Nummern, in denen verhältnismäßig viel Haut gezeigt wird, auch die Aufführung von Marisa Mell und ihren Koleginnen "Die Geburt der Venus in der Hexenküche" zeigt sich recht gewagt. Neben der laufenden Handlung sieht man auch noch einige Gäste mit Gesangsdarbietungen, Angele Durand singt das Titellied "Das Nachtlokal zum Silbermond", welches einen richtigen Ohrwurmcharakter besitzt. Im Endeffekt ist die Speildauer jedoch mit diesen vielen Auftritten im Lokal arg gestreckt worden und trägt nicht gerade zur Spannung bei, die hier ohnehin sehr vernachlässigt worden ist.
Das Problem dieser Produktion besteht darin, dass sie ohne einen zugkräftigen Namen auszukommen hatte, obwohl alle Darsteller ganz überzeugende Leistungen abgeliefert haben. Allen voran ist Marina Petrowa zu erwähnen, die sich als skrupellose Leiterin des Lokals präsentiert. Sie zeigt sich boshaft und unerbittlich im Umgang mit ihren Mädchen, man sieht eine Frau umgeben von eisiger Kälte, richtig überzeugend wird sie, wenn es um ihre Geschäfte geht. Ihr Geschäftspartner und Liebhaber Jussuf, gespielt von Pero Alexander, agiert ebenfalls nicht zimperlich, verliebt sich aber in eines der Mädchen und zwar Liliane, so dass eine Katastrophe vorprogrammiert zu sein scheint. Marisa Mell ist hier nach abgeschlossener Schauspielausbildng in ihrer ersten großen Rolle zu sehen, an ihrer Interpretation der Person Liliane merkt man, dass sie noch voller Tatendrang, Flexibilität und Temperament war. Die Kamera liebäugelte sogleich mit vielen Großaufnahmen der jungen Schauspielerin, ihr Part fällt sehr umfangreich aus, in dem man sogar einige ungewöhnliche Tanzeinlagen und Choreografien geboten bekommt. In ihrer Mädchenclique ist Liliane die Wortführerin, die nicht alle Bedingungen blind eingehen möchte. Sie setzt sich zur Wehr, beschützt ihre Leidensgenossinen, entwickelt sich außerdem zum Blickfang in dieser dubiosen Umgebung. Auch ein geheimnisvoller Stammgast an der Theke (Jürg Holl) interessiert sich sehr für die junge Dame, doch was hat er mit dem Gesamtgeschehen im Silbermond zu tun?
Der Film kommt mit einigen Krimizutaten daher. Angedeuteter Mädchenhandel, ein Umschlagplatz für kriminelle Aktivitäten, zwielichtige Personen, ein Inspektor der den Gaunern bereits auf der Spur ist, dunkle Kanäle, eine Werkstatt in der erbeutete Juwelen umgearbeitet werden und vielleicht sogar Mord? Diese Inhalte sind recht logisch und eingängig ineinander verstrickt, doch es fehlt erheblich an Spannung und Tempo, die Produktion kämpft mit immer wieder auftauchendem Leerlauf, so dass auch das Finale in einer behäbigen Auflösung gipfelt. Die musikalischen Einlagen kommen in orientalischem Flair daher und wirken passend, die Kulissen wirken ziemlich einfallslos. "Das Nachtlokal zum Silbermond" ist viel mehr ein Film für Nostalgiker als ein unterhaltsamer Krimi, von daher wohl eher zur einmaligen Sichtung geeignet. Gerade für Marisa Mell-Fans ist er aber gar nicht so uninteressent, da man sie in glänzender Schauspiellaune sieht, außerdem stellt diese Produktion den Grundstein für ihre Typisierung dar. Hier nur mit einem Hauch Erotik versehen, spielt sie resolute, eigenständige Frauenrollen, die sich nur ungerne retten lassen, weil sie ihr Schicksal doch lieber selbst in die Hand nehmen. Für den Film insgesamt wäre die Einschätzung "langweilig" nicht ganz gerechtfertigt, er zeigt sich in allen Belangen eher sparsam und manchmal naiv, viel zu vorhersehbar, und es besteht auch kein Zweifel daran, dass mitreißende Krimikost ziemlich anders aussieht. Aber hier werden definitiv noch eindeutigere MM-Filme zur Sprache kommen...
PAUL MAXWELL MARISA MELL TERRY MOORE ALBERT LIEVEN PINKAS BRAUN HELGA LEHNER MARIA ROHM
Der amerikanische Journalist Mike Forster (Paul Maxwell) wartet am Flughafen Wien auf seine Maschine nach Budapest. Während dieser Wartezeit trifft er auf einen Fremden (Pinkas Braun), der ihn offenbar gezielt anspricht und ihn in ein Gespräch verwickelt. Er berichtet von seiner ungarischen Schwester, deren angeblich todkrankes Kind ein Serum braucht, welches vor Ort nicht verfügbar sei. Also ersucht er Mike, ein kleines Päckchen mit dem dringend benötigten Serum für ihn durch den Zoll zu schmuggeln, um es seiner Schwester zu übergeben. Als Flüchtling könne er diese Aufgabe selbst nicht übernehmen. Auf einem Zettel stehen Name und Telefonnummer der Frau. Ohne ablehnen zu können ist der Mann auch schon wieder verschwunden, Mike hat keine Wahl mehr, als den zweifelhaften Auftrag zu erledigen. In Budapest angekommen, verliert der verunsicherte Jouranlist jedoch den Zettel mit der Anschrift. Da es möglicherweise doch um ein Menschenleben geht, strengt er eine Durchsage in Radio Budapest an, worauf sich wenig später eine geheimnisvolle Frau namens Ilona Kovacs (Marisa Mell) in seinem Hotel meldet. Mike wird nach dem ersten Gespräch mit ihr zunehmend misstrauisch, bis er schließlich den Inhalt des Pakets überprüft. Darin befinden sich zu seiner Verwunderung zwei amerikanische Pässe, ausgestellt auf Ilona und ihren Vater (Albert Lieven). Eine undurchsichtige Jagd nach der Wahrheit beginnt...
Auch bei 'City of Fear' handelt es sich um einen stark in Vergessenheit geratenen, und kaum bekannten Film, bei dem ich so meine Probleme habe, ihn einem bestimmten Genre zuzuordnen. Spionagefilm wäre fast schon zu viel gesagt, Krimi, Stilverwandter oder Thriller sogar bei Weitem übertrieben. Also lasse ich ihm seine Unentschlossenheit, die ja davon mal abgesehen auch schon gut 45 Jahre alt ist. Regie führte Peter Bezencenet, produziert wurde das Projekt von keinem geringeren als Harry Alan Towers. Der Film hat erhebliche Probleme in Gang zu kommen und zeigt im Endeffekt ein sehr mageres Profil. Zwar ist Mike Forsters Reise ins Ungewisse tatsächlich mit einigen scharfen Küssen gewürzt, aber es ist so gut wie kein Tempo zu sehen, Spannung kaum zu verspüren und daher passiert etwas sehr ungünstiges. Der Zuschauer wird ungeduldig und wartet darauf, dass endlich etwas passiert. Die Geschichte ist pragmatisch konstruiert und es kommt leider viel zu selten zu mitreißenden Szenen. Auch hier weigere ich mich, das Wort "Langeweile" fallen zu lassen, denn dafür ist der Streifen handwerklich gesehen doch nicht so übel, außerdem wartet der Marisa Mell-Fan gespannt auf ihre erste Szene, die dann endlich nach rund 25 Minuten das Geschehen auflockert. Dieser Film flimmert in sterilen Bildern und harten schwarz/weiß-Kontrasten, die Kamera hofiert die Damen mit erfreulichen Großaufnahmen, bleibt aber verhältnismäßig konservativ, und die Musik von Johnny Douglas ist sehr stilvoll arrangiert und erinnert weitgehend an die Score aus "Das Rätsel des silbernen Dreieck".
Der deutsche Vorspann listet Marisa Mell an erster Stelle in der Besetzung, doch eine Hauptrolle stelle ich mir schon ausfüllender vor. Um die weibliche Hauptrolle können sich also Terry Moore und Marisa Mell streiten. Letztere interpretiert eine sehr überzeugende Rolle in dieser unspektakulären Geschichte. Gerade 1965 hatte sie eines ihrer schönsten Jahre, im optischen Sinne und hier wirkt sie einmal mehr unanständig makellos, trotz dieser nüchternen und harten Bildgestaltung. Man sieht ihr in ihren frühen Karrierejahren noch an, dass sie motivierter und leichtfüßiger agierte, die Interpretationen strahlten noch in Eleganz und waren mit raffiniertem Understatement versehen, was bereits schon zehn Jahre später eine Seltenheit werden sollte. Marisa Mells dargestellte, zunächst nervöse und übervorsichtige Ilona wird im Verlauf zu einer ambivalenten Persönlichkeit, von der man langsam immer wieder neue Gesichter zu sehen bekommt. Mike findet schnell heraus, dass sie und ihr Vater (der Kernphysiker ist, und aus politischen Gründen im Gefängnis gesessen hat) aus Ungarn flüchten wollen und er gerät immer tiefer in diese Angelegenheit, die zum unberechenbaren Risiko wird. Es war übrigens Marisa Mells letzter Film, den sie selbst synchronisiert hat. Immer wieder kommt dieser liebenswerte österreichische Akzent ganz dezent zur Geltung, sie hatte einfach eine wunderbar-angenehme Erzählstimme, die ich bei diversen Produktionen mit typfremden Synchronstimmen oftmals vermisst habe.
Protagonist Paul Maxwell (hier synchronisiert von Reinhard Glemnitz) spielt die Titelrolle und eigentlich einzige Hauptrolle in dieser Produktion, mit einer zwar angenehmen Ruhe und Sachlichkeit, doch bei einer derartigen Rolle hätte etwas mehr Profil dieses Herrn ganz gut getan. Von daher kommt er wie ein Bond der C-Kategorie daher. Er macht diverse Bekanntschaften mit Damen, die ihm natürlich Interesse signalisieren, allerdings lässt er doch so einiges anbrennen. In seinem Hotel lernt er Suzan (gespielt von Terry Moore) kennen, die zu seiner ständigen Begleitung wird. Mike Forster muss von einem zum nächsten vereinbarten Treffpunkt mit Ilona eilen, und nach dem halben Dutzend wird es nicht nur ihm, sondern auch dem Zuschauer zu viel, denn es passiert eigentlich nichts und man bekommt kaum neue Erkenntnisse. Die erste Action- und Verfolgungsszene kommt erst nach geschlagenen 45 Minuten, der Film plätschert also ziemlich gemütlich vor sich hin. Auch Albert Lieven steigt erstmals nach einer guten Stunde in das Geschehen ein und hat keine Möglichkeiten in gewohnt überzeugender Manier aufzutrumpfen. Bei Pinkas Braun ist das ebenso der Fall, den man bereits kurz zu Beginn zu sehen bekam. Terry Moore ist die reizende Begleitung und der Kumpeltyp, man erahnt, dass da noch einiges mehr gehen wird. Interessant ist, dass man Maria Rohm in einer ihrer ersten Rollen zu sehen bekommt. Es handelt sich dabei um eine kurze Szene in der sie als Zimmermädchen eine Nachricht (natürlich in ihren Nylons versteckt) an Mike übergeben darf, und schließlich noch explizit betont, dass sie die ganze Nacht wach sein wird.
Insgesamt ist "Scharfe Küsse für Mike Forster" nur ein diffuses Konkurrenzprodukt seiner Zeit, bei dem ich noch nicht einmal einschätzen kann, wem er denn eigentlich gefährlich werden sollte. Nein, es besteht keine Gefahr, selbst jene, die im Film angedeutet wird, quittiert man lediglich mit einem Gähnen. Dass sich Mike Forster in größter Gefahr befindet, weil er amerikanische Pässe (die man damals wohl mit Gold aufwiegen konnte) ins Inland gebracht hat, verschwindet im Nichts. Ich habe selten einen Film gesehen, der so unspektakulär und genügsam verlaufen ist, daher muss er sich den Stempel der Eintönigkeit und sogar der Vorhersehbarkeit aufdrücken lassen. Das Fehlen von Spannung, das vage Tempo und eine zu simple Geschichte rücken ihn einfach in die Kategorie der Bedeutungslosigkeit, zurück bleibt ein fast schon naiver Beigeschmack. Da trösten eigentlich nur die gerne gesehenen Schauspieler über seine Minderleistungen hinweg. Trotz allem habe ich mich nicht schlecht unterhalten gefühlt, da mich komischerweise ständig dieses Gefühl auf low-level begleitet hat, es müsse doch bald etwas erstaunliches passieren. Das Finale birgt dann schließlich eine bescheidene Überraschung, die, wenn man sie nicht bereits vorausgesehen hat, ziemlich reibungslos und wirksamslos verläuft. "Scharfe Küsse für Mike Forster" hat mich nicht gerade begeistert, aber auch nicht gelangweilt. Weil es von Anfang bis Ende so unfassbar spartanisch zugeht, hat er mich daher wohl eher total verwirrt...
SONSTIGES - MARISA MELL IN "DEM TÄTER AUF DER SPUR"???
Bei Sichtung der Episode "10 Kisten Whisky" von 1967, kann der aufmerksame Marisa Mell-Fan eine sehr interessante und erfreuliche Entdeckung machen. In seinem Büro blättert Günther Neutze interessiert und pfeifend, aber selbstverständlich mit sachlicher Zurückhaltung, in einem ziemlich bekannten Herrenmagazin. Die mehrteilige Fotoserie (fünf-sechs Doppelseiten) zeigt die Österreicherin einmal mehr exemplarisch in verführerischen Abbildungen, was für ihre Verhältnisse gar nichts ungewöhnliches war. Zu dieser Zeit handelte es sich aber noch um ästhetischere oder besser gesagt gezügeltere Illustrationen, in den 80er Jahren fabrizierte sie da weitaus Eindeutigeres. Bevor er sich also an das aufklappbare Poster heranwagt merkt er noch trocken an: "Das hier müssen Sie sich ansehen!"
Was soll ich sagen? Wo er Recht hat, hat er natürlich Recht! Es ist, als wolle Günther Neutze die Verantwortlichen der Serie darauf hingewiesen haben, was es für potentielle Möglichkeiten bezüglich der Besetzungsliste gebe und mir kam es doch glatt so vor als ob er sagen möchte: "die engagieren wir bitteschön für eine der nächsten Folgen..." Ja, in solchen Fällen macht sich bei mir dann immer ein gewisses Wunschdenken breit, dem ich dann auch ungeniert freien Lauf lasse. Eine schöne Rolle für Marisa Mell in dieser beliebten Serie wäre doch damals wie heute eine große Bereicherung gewesen;) Wie dem auch sei, so hatte sie dann wenigstens einen "indirekten Mini-Gastauftritt" in "Dem Täter auf der Spur"...
HELMUT BERGER MARISA MELL RICHARD HARRISON MARINA GIORDANA CLAUDIO GORA LUIGI BONOS
Der psychopathische Schwerverbrecher Nanni Vitale (Helmut Berger) wird nur noch von einem Gedanken getrieben. Er sinnt auf brutale und rücksichtslose Rache. So kommt es, dass es ihm schließlich gelingt, mit seinen ebenfalls gewaltbereiten Komplizen aus dem Hochsicherheitsgefängnis auszubrechen. Sein Ziel ist es die Personen, die für seine Verurteilung maßgeblich verantwortlich waren, aufzuspüren und sie möglichst qualvoll hinzurichten. Dabei scheint ihm jedes Mittel recht. Das erste Opfer ist der Zeuge, der ihn seinerzeit im Prozess schwer belastet hat. Es beginnt ein extatischer Rachefeldzug in dem auch viele Unbeteiligte zwischen die Fronten geraten und ihr unerwartetes Ende finden sollen. Wird Nanni Vitales Plan aufgehen oder ist er in seiner Unberechenbarkeit schon nicht mehr zu stoppen...?
Bei "Der Tollwütige" von Sergio Grieco handelt es sich um einen Film, der einen recht hohen Bekanntheitsgrad genießt. Schon zu seiner Entstehungszeit wurden ihm groß angelegte Promotion-Kampagnen zu Teil, in einem nicht unbeträchtlichen Ausmaß durch die weltweite Vermarktung von Fotos der beiden Hauptdarsteller Helmut Berger und Marisa Mell, vornehmlich in einschlägigen Erotikmagazinen. Schlagzeilen waren also schon einmal sicher. In einem deutschen Magazin (Rubrik: "Die Nackedeis vom Kino") verkündete Marisa Mell schließlich wenig diskret: "Den Helmut Berger habe ich zum Mann gemacht!", was immer das auch zu bedeuten hatte. Zu jener Zeit haben beide die Klatschpresse ausgiebig bedient und es hat wohl eine enge Bindung zwischen den beiden existiert, wie auch immer diese letztlich ausgesehen haben mag. Für die Österreicherin war dieses Projekt jedenfalls eine Art Comeback-Versuch, denn sie hatte ihre besseren Zeiten bereits hinter sich gelassen.
"Der Tollwütige" legt schon ab der ersten Minute einen Blitzstart hin und verläuft durchgehend reißerisch. Dabei ist er in keinster Weise an tiefgründigen Handlungsinhalten interessiert und trägt dies dann auch ganz ungeniert und vor allem praktisch zur Schau. Er möchte nichts anderes, als den Zuschauer in unmissverständlicher Manier mitzureißen, was ihm auch ohne jeden Zweifel gelingt. Bei diesem Spektakel muss man sich als Zuschauer nur darüber im Klaren sein, was man in überaus deftigen Szenen gewillt ist, sehen zu wollen, oder eher nicht. Von daher ist es schon einmal bemerkenswert, wie sich diese Produktion mit ihrem vollkommen einfachen Charakter von ähnlichem Einheitsklatsch hervorzuheben weiß. Obwohl hier ausschließlich nur Mord und Totschlag, Brutalität, Nötigung, Gewalt, Qual und Sadismus kolportiert werden, eine ausgefeilte Story dafür kaum nötig, und deswegen auch nicht vorhanden ist, funktioniert dieser Streifen trotz niedrigen Niveaus erstaunlich gut.
Der "tollwütige" Helmut Berger zeigt hier einen eindrucksvollen Alleingang, in dem er alle verfügbaren Register zieht und quasi jede Möglichkeit ausschöpft, sich mal so richtig auszutoben. Berger, den ich für einen hervorragenden Schauspieler halte, präsentiert hier eines seiner vielen Gesichter mit einer Intensität, die alle anderen beteiligten Personen in den Schatten verweist. Sein Nanni Vitale kann wohl als unterster Bodensatz des Abschaums bezeichnet werden, es handelt sich um einen unberechenbaren, in höchstem Maße gewaltbereiten und unmenschlichen Charakter, der impulsiv handelt, eindimensional denkt und agiert. Nach der Flucht aus dem Gefängnis möchte Nanni also zuerst dem Prozesszeugen, der ihn einst so schwer belastete, seine Spezialbehandlung zu Teil werden lassen. Vorher muss er aber noch angestaute Aggressionen loswerden, stiehlt einen Wagen und prügelt unbeteiligte Personen krankenhausreif. Schließlich findet er sein Opfer und nimmt ihn und dessen Freundin Giuliana Caroli mit zu einem abgelegenen Ort, wo es losgehen kann. Der Mann wird von den Ausbrechern halb tot geschlagen, Giuliana wird zwischendurch brutal vergewaltigt, bis man schließlich ihren Freund bestialisch umbringt... solche Aktionen werden im gesamten Verlauf zum Leitmotiv werden, das Hintergrundmotiv Rache rückt dabei eigentlich in die zweite Reihe. Helmut Berger wird von der Kamera in beängstigenden Einstellungen eingefangen, es besteht kein Zweifel mehr, dass man es mit einem Wahnsinnigen zu tun hat. Diese Performance wirkt durchgehend beunruhigend!
Partnerin Marisa Mell muss hier einiges über sich ergehen lassen. Ihre Giuliana Caroli ist eine Frau, die plötzlich in einen schrecklichen Alptraum gerät, aus dem sie sich selbst befreien muss. Mehrere Male wird sie von Vitale, der sich offenbar für omnipotent hält, gewaltsam gefügig gemacht, geschlagen, beschimpft und erniedrigt. Ich erwähnte bereits einmal, dass ich Marisa Mell diese Szenen nicht so vollkommen abgenommen habe, was aber hauptsächlich an der, für sie ungünstigen Synchronisation gelegen hat, die sonst insgesamt sehr gelungen ist. Bei dieser schwierigen schauspielerischen Anforderung machte sie ihre Sache dennoch wirklich überzeugend. Verängstigte Blicke, eine gezeichnete Miene, eine Frau die auf ein Objekt reduziert wird und der die Kraft ausgeht, es ist die Frage, wie die Paradeinterpretation da auszusehen hat. Persönlich bleibe ich dabei, dass ich Marisa Mell schon überzeugender gesehen habe. Aber die Anlegung dieser undankbaren Rolle kann man wahrscheinlich erst gar nicht sonderlich mögen. Als Giuliana schließlich total am Ende ist, vertraut sie sich Kommissar Santini, gespielt von Richard Harrison an, der auch auf Vitales Todesliste steht, da er für seine Verhaftung verantwortlich gewesen ist. Man stellt eine Falle, doch der Plan geht schief und der Amoklauf geht weiter...
Insgesamt gesehen ist "Der Tollwütige" eine kurzweilige Angelegenheit im positiven Sinne. In diesem Szenario wird man nur schwer einen Durchhänger finden, neben den bereits genannten Zutaten offenbart sich genügend Spannung und Action, was er sich vielleicht vorwerfen lassen muss sind die dick aufgetragenen und größtenteils unmotivierten Gewalteinlagen, die aber einfach zu diesem Film dazu gehören, weil er sonst nicht funktionieren würde. Er bleibt kompromisslos und sogar glaubwürdig. Was ich ganz besonders an dieser Produktion mag, ist die im Gedächtnis bleibende, mitreißende Musik, die noch nicht mal als aufwendig zu bezeichnen ist, aber an Treffsicherheit kaum zu überbieten ist. Auch die Schauspieler tragen allesamt zu einem guten Eindruck bei, Helmut Berger ist da die Ausnahme, denn der spielt absolut großartig. Wer Gewalt bis zum Exzess in Filmen prinzipiell verabscheut, sollte hier lieber passen, weil man dann mit "Der Tollwütige" bestimmt nicht glücklich werden wird, alle die mit derartigen Streifen sowieso vetraut sind und sie hin und wieder mal schätzen, außerdem auf einen von Helmut Bergers denkwürdigsten Trips neugierig sind, sollten sich von dieser Sause doch einmal passiv berieseln lassen...