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Prisma Offline




Beiträge: 7.593

29.12.2011 14:47
#16 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

RUF DER WILDGÄNSE (1961)




DARSTELLER:

EWALD BALSER
HEIDEMARIE HATHEYER
BRIGITTE HORNEY
MARISA MELL
HANS H. NEUBERT
GERTRAUD JESSERER
HORST JANSON


Der kanadische Farmer und Großgrundbesitzer Caleb Gare (Ewald Balser) ist gefürchtet für seine rücksichtslose Art, Geschäfte zu machen. Um Besitz und Reichtum immer größer werden zu lassen, treibt er viele Existenzen in den Ruin, da er seine Pächter und Schuldner immer gnadenloser auspresst, unerfüllbare Bedingungen stellt und hohe Zinsen verlangt, um an deren Besitz zu kommen. Auch innerhalb seiner eigenen Familie gibt er sich als Tyrann, seine Töchter Judith (Marisa Mell) und Ellen (Gertraud Jesserer) müssen sich unter seinem Regiment die Finger wund arbeiten und werden in jeder Beziehung genügsam gehalten. Calebs Frau Amelia (Heidemarie Hatheyer) hat nicht die Kraft sich gegen ihren Mann zur Wehr zu setzen, da er sie wegen ihres dunklen Geheimnisses in der Hand hat. Einst nahm er sie als Magd bei sich auf, da sie als verurteilte Sünderin auf der Flucht war. Sie brachte einen unehelichen Sohn zur Welt und wurde wegen Beihilfe zum Mord ins Gefängnis gesteckt. Auch nach über zwanzig Jahren Ehe behandelt er seine Frau nur wie eine Arbeiterin und ruft ihr die Vergangenheit wo er nur kann ins Gedächtnis. Eines Tages taucht ein junger Landvermesser namens Mark Jordan (Hans H. Neubert) in dieser Gegend auf, der sich in Judith verliebt. Nur zwei Personen sind sich über dessen Herkunft und Identität bewusst, bis es schleißlich zu einer dramatischen Eskalation kommt...

"Ruf der Wildgänse" ist ein klassischer Heimatfilm, der mit ausreichend Dramatik und wunderbaren Landschaftsaufnahmen ausgestattet ist. Leider ist dieser Streifen wieder einmal weniger bekannt, wobei ich mir fast sicher bin, dass er bei einer ordentlichen Veröffentlichung auf DVD auch seine Anhänger finden würde, weil er durchaus seine Vorzüge besitzt. Alleine die Besetzung spricht ja schon für sich, man bekommt hervorragende schauspielerische Leistungen zu sehen, die über die zum Teil etwas allzu glatte und langatmige Inszenierung wegtrösten können. Für die Regie verantwortlich zeigte sich Hans Heinrich, der eine sehr geradlinige und gut abgestimmte Arbeit abliefern konnte. Im Gegensatz zu, vom Prinzip her ähnlichen Produktionen, wie zum Beispiel "Und ewig singen die Wälder", kann dieser Film von 1961 (bei dem wie im Vorspann erwähnt, die Außenaufnahmen in Canada stattgefunden haben sollen) allerdings bei Weitem nicht mithalten. Trotz seiner bewährten Zutaten, bleibt "Ruf der Wildgänse" lediglich ein Versuch, sich an Vorbildern zu messen, ihm fehlt etwas die grundeigene Identität.



Der Film wird insbesondere von seinen Schauspielern getragen und hierbei ist zunächst mal ein Name zu hervorzuheben. Ewald Balser spielt genau so, wie man sich das bei ihm vorstellt. Er geht glaubhaft und präzise in seiner Rolle auf. Hier sieht man einen Tyrannen, der alle Personen im Würgegriff hält, aber sein Caleb ist kein Choleriker, der unbedacht handeln würde. Er verleiht dieser Person eine perfride, zynische Note, indem er sein Vorgehen als gottesfürchtiger Mann stets mit Bibelzitaten untermauert und rechtfertigt und Angelegenheiten stets umschreibt, diese also nie direkt beim Namen nennt. Er bleibt in jeder noch so unbequemen Situation ruhig und es bereitet ihm ein Vergnügen, seine Untergebenen zu brüskieren und sie sogar indirekt zu quälen. Dabei macht er keinen Unterschied, ob es sich nur um einen Schuldner handelt, oder sogar um seine eigene Familie. Geschickt schwätzt er anderen Farmern Hab und Gut ab und geht seinen Geschäften zielstrebig und unnachgiebig nach, er ist ein Geizhals aus dem Bilderbuch. Nicht nur berüchtigt, sondern vor allem verhasst, hat er keine Freunde oder Vertraute mehr, er ist ein zutiefst einsamer Mann geworden. Heidemarie Hatheyer spielt wie immer überzeugend, der Heimatfilm scheint ihre Domäne gewesen zu sein. Man sieht sie als unterdrückte und verängstigte Frau, bei der sich Resignation breit gemacht hat und die nur noch für ihre Töchter und die tägliche Arbeit lebt. Besonders gut funktioniert hier das Zusammenspiel mit Partner Ewald Balser, der sie gerne mit Geschichten aus der Vergangenheit terrorisiert. Ein sehr schönes Wiedersehen gibt es mit Brigitte Horney, die in diesem Szenario eine Rolle übernahm, die ihr auf den Leib geschneidert war. Sie spielt die verwitwete Lehrerin Mrs. Sandbo, die gute Seele der Gemeinde, die für Vertrauen und Aufrichtigkeit steht. Dabei sieht man eine Dame, die verhältnismäßig progressive Ansichten für damalige Verhältnisse (1910) vertritt und stets mit gutem Rat und starker Schulter zur Seite steht. Eine sehr amüsante Szene liefert Brigitte Horney, als sie zu der Musik des Grammophons eine sehr gelenkige Tanzeinlage zum Besten gibt. Große Hauptdarsteller bereichern "Ruf der Wildgänse", aber auch die größeren Nebenrollen sind eine Freude.

Marisa Mell war hier in ihrem ersten Farbfilm zu sehen und stand mit Anfang 20 noch am Beginn ihrer turbolenten Karriere. Natürlich ist wieder zu erwähnen, wie erfrischend dynamisch und unverbraucht ihre Leistung erscheint. Schon früh war zu erkennen, dass sie gerne mit ihrer Körpersprache und großen Mienen arbeitete. Der Film spart sich hier ungewöhnlicherweise Serien von Großaufnahmen, da er sich lieber auf die herrliche Landschaft und das überzeugende Schauspiel konzentrieren möchte. Marisa Mell spielt die ältere Tochter des Farmers, die ihren Vater verabscheut und hasst. Sie möchte raus aus dieser Hölle und träumt unabhängig von materiellen Dingen, von einem besseren Leben. Sie und Mrs. Sandbos Sohn Sven (Horst Janson), der seit mehreren Monaten unterwegs ist, sind ein Liebespaar. Der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft lässt Judith vieles ertragen, bis sich herausstellt, dass ihr Vater das Verhältnis hintertrieben hat. Diese Rolle ist ein weiterer Beweis dafür, wie schnell sich Schauspieler allgemein in bestimmten Schubladen wiederfinden. Bei Marisa Mell war es schnell der Typ Frau mit eigenwilligem Kopf und unbändigem Temperament, der sich etablieren sollte, starke und intelligente Frauenrollen sollten ihr Metier werden. Für mich persönlich sind und bleiben ihre frühen Interpretationen mitunter die spannendsten ihres Werdegangs, die atemberaubendsten tragen jedoch andere Namen.

"Ruf der Wildgänse" ist sowohl Unterhaltungs- als auch Schauspielerfilm, der schon einen Blick verdient hat. Da ich mich generell schwer tue, Heimatfilme zu beschreiben und sie zu bewerten, weil das einfach nicht meine Zielgruppe ist, bleibt es lediglich bei pauschalen Eindrücken. Sicher ist auch, dass ich mich ohne die Mitwirkung von Marisa Mell wohl nicht um diesen Film bemüht hätte. Unabhängig von ihr bleibe ich dennoch bei den anderen Schauspielern hängen, und bewundere die hervorragenden Leistungen und kantig dargestellten Personen. Als Film funktioniert er auch, hat aber eben seine Durchhänger. Unerträglich finde ich persönlich Passagen, wenn aus heiterem Himmel angefangen wird zu singen, was hier von Horst Janson (synchronisiert) übernommen wurde. Auch dass man eine Armee von grundauf herzensguten Personen gegen Ewald Balser aufstellen musste, zeigt dem Zuschauer von Beginn an, dass die Gerechtigkeit natürlich siegen muss, sodass die allgegenwärtigen Konflikte an Brisanz und Glaubwürdigkeit einbüßen. Sicher sollte man für einen Heimatfilm keine Nerven aus Drahtseilen mitbringen müssen, aber ein wenig mehr Spannung und Intensität hätte diesem Kind ganz gut gestanden. Was wirklich sehr gut bei dieser Produktion gelungen ist, sind die Schauplätze und die vielen eingängigen Landschaftsaufnahmen. Musikalisch begleitet diesen Film eine klassische, sehnsüchtige und hoffnungsgebende Musik, die auch nach dem Ende im Kopf bleibt. Insgesamt gesehen ist "Ruf der Wildgänse" kein zu Unrecht in Vergessenheit geratener und unterschlagener Schatz, aber für Anhänger des Genres und Freunde guter Schauspielkunst ein sehenswertes, wenn auch einseitiges Fiilmvergnügen. Für eine (wenn auch nicht wahrscheinliche) DVD-Veröffentlichung zitiere ich noch gerne Ewald Balser: "Ja Kinder, da heißt es doppelt fleißig sein!"...;)

Prisma Offline




Beiträge: 7.593

30.12.2011 09:52
#17 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

KAPITEL 6 - TAGE DES WAHNSINNS / DIE QUAL DER GEISELN (1980)




DARSTELLER:

STUART WHITMAN
MARISA MELL
FRANCISCO RABAL
HUGO STIGLITZ
GIANNI MACCHIA
ANTONELLA INTERLENGHI
MARIO ALMADA


Die Lombards amüsieren sich ausgelassen in einer Discothek und ahnen noch nicht, dass dieser Tag für sie ein Alptraum werden wird. Gleichzeitig sieht man mehrere schwer bewaffnete Verbrecher, die ein Casino überfallen und die Einnahmen erbeuten. Auf der Flucht und von einem übermächtigen Polizeiaufgebot gehetzt, schießen sie sich brutal ihren Weg frei. Die Gruppe der Gangster trennt sich, um an einem ausgemachten Treffpunkt das weitere Vorgehen zu besprechen, doch drei der Komplizen sind noch nicht eingetroffen. Das Versteck wird von der Polizei aufgespürt und die Verfolgungsjagd endet für alle tödlich. Nur die drei fehlenden Räuber befinden sich noch auf der Flucht und nehmen schließlich das Anwesen der wohlhabenden Lombards ein. Ein Geiseldrama spitzt sich in einem unerträglichen Nervenkrieg zu und nimmt seinen blutigen Verlauf, ein Wettlauf gegen die Zeit und unkalkulierbare Komplikationen beginnt...

Mit "Tage des Wahnsinns" inszenierte Regisseur Rene Cardona Jr. einen dürftigen Action-Thriller, der seine offenkundigen Schwächen mit überladenen Effekten und unnötiger Brutalität zu verschleiern versucht. Die Story ist abgedroschen und bereits dutzendfach besser ausgeschlachtet worden (vielleicht auch schon genau so oft schlechter dagewesen?), aber ganz erstaunlich bei dieser Produktion ist die Tatsache, wie gelangweilt und unmotiviert sich die ja nicht gerade unbekannten Darsteller durch das Geschehen quälen. Ohne seine äußerst plump dargestellte Härte bliebe lediglich ein Film mit TV-Charakter trivialster Machart zurück, und das hat nichts damit zu tun, dass dieser Streifen bereits über dreißig Jahre alt ist. Ich wage mal zu vermuten, dass ein Abschreibungsfilm wohl genau so aussieht, aber vielleicht war er im Zeitgeist der beginnenden 80er Jahre ja sogar relativ erfolgreich und frequentiert? Ganz egal, aus heutiger Sicht ist diese Produktion nichts als belanglos.



Die Besetzung sieht auf den ersten Blick ganz gut aus, entpuppt sich allerdings im Verlauf als ein wahrlos zusammengewürfeltes, teils unglaubwürdiges Ensemble. Stuart Whitman als "Der Inspektor" sieht man jeweils nur in kurzen Szenen und simplen Einstellungen. Es scheint, als habe man seinen fünfminütigen Part in wenigen Stunden im Kasten gehabt. Er hat diesen Fall (der ihm dem Anschein nach gerade jetzt sehr ungünstig kommt) zu koordinieren und zu delegieren. Man sieht ihn also lediglich in seinem Büro sitzen, manchmal bewegt er sich sogar, Zigarre rauchend, telefonierend und er schaut mit besorgter Miene drein. Zu sagen hat er in dieser unmöglich angelegten Rolle kaum etwas und wenn es dann doch dazu kommt sind die Dialoge lächerlich. Der Titelvorspann und die Videokassette weisen ihn jedenfalls als die fettgedruckte Hauptrolle, an prominentester Stelle aus. Größere Rollen füllen Hugo Stiglitz als Captain Sylvester und Francisco Rabal als William Lombard aus, welche die wenigen glaubwürdigen und annehmbaren Interpretationen darstellen. Auch Gianni Macchia als einer der Geiselnehmer bleibt im Gedächtnis, aber sonst hat man es eher mit Debakeln zu tun.

Marisa Mell hat in "Die Qual der Geiseln" ebenfalls einen der ausfüllenderen Parts erwischt und man sieht sie mit Anfang 40 in guter Konstitution, die zu jener Zeit immer mal wieder schwankend war. Ihre Kim Lombard hinterlässt aber nur einen oberflächlichen Eindruck. Als beispielsweise ihre Tochter als Geisel genommen wird und dabei lauthals schreit, bleibt sie vor dem Spiegel sitzen und versucht sich nach der durchzechten Nacht erst einmal wieder einigermaßen herzustellen. Marisa Mells schauspielerische Leistung hinterlässt selbst bei geforderten hysterischen Ausbrüchen, Angstzuständen und extremer Nervosität einen überaus gelangweilten und desinteressierten Eindruck. Bedeutungslos! Kim muss permanent die Befehle der Geiselnehmer ausführen und dabei die Nerven behalten. Außerdem wird sie hin und wieder von ihren Peinigern beschimpft, tätlich angegriffen und unanständig angefasst, selbstverständlich wurde ihr auch hier nicht erspart, etwas Haut zeigen zu müssen. Mein wenig favourisierter Auftritt in "Der Tollwütige" wird somit in den Status einer Sternstunde gehoben. Wie schön doch Vergleiche sind;) Im Endeffekt leistet Marisa Mell lediglich eine weitere Opfergabe für die zeitgenössische italienische und spanische Filmindustrie.

"Tage des Wahnsinns", der auch bekannt unter dem Namen 'Hostages' ist, überschlägt sich förmlich mit wilden Verfolgungsjagden, sinnlosen Ballereien, geschmacklos-brutalen Morden und gefällt sich ausschließlich im Liquidierungsprinzip. An Action und Tempo wurde in keinster Weise gespart, selbst die triviale Logik schaut hin und wieder mal über den Tellerrand und bewahrt den Zuschauer dann doch vor dem Einschlafen. Die musikalische Untermalung von Manuel De Sica passt hundertprozentig zu diesem Spektakel, hätte aber keinem seriösen TV-Film eine Ehre gemacht. Die schauspielerischen Leistungen sind leider meistens träge und gelangweilt, für den Konsumenten gilt wohl auch letzteres. Die Charaktere zeichnen sich oberflächlich, naiv und eindimensional, unglücklicherweise kommt es auch zu zweifelhaften Ansichten. Beispiel: Einer der Geiselnehmer (von dem keiner weiß, wie viele Menschen er schon getötet hat) betrachtet sich das Haus und kritisiert die Lombards, dass sie hier in Saus und Braus leben, während arme Kinder verhungern müssen... Nur einer der Gipfel der lächerlichen Dialoge, da bleibt nur wenig in Erinnerung. Ein Satz des Gangsters zu Marisa Mell "Halt dein Maul!", kommt einem da schon wesentlich geistreicher vor. Im Großen und Ganzen bleibt also ein Film zurück, den ich mir aus Vervollständigungsgründen zugelegt und nochmals angesehen habe, was definitiv so schnell nicht mehr passieren dürfte...

Prisma Offline




Beiträge: 7.593

31.12.2011 17:54
#18 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

KAPITEL 7 - DER LETZTE RITT NACH SANTA CRUZ (1964)




DARSTELLER:

MARIO ADORF
EDMUND PURDOM
WALTER GILLER
MARIANNE KOCH
MARISA MELL
THOMAS FRITSCH
KLAUS KINSKI
SIEGHARDT RUPP


New Mexico 1902. Der berüchtigte Bandit Pedro Ortiz (Mario Adorf) schwört Rache am Grab seines Bruders Pablo. Soeben aus dem Gefängnis frei gekommen, macht er sich mit seinem Gefolge und seiner Geliebten Juanita (Marisa Mell) auf den Weg zu der stillgelegten Silbermine Santa Cruz, wo er die Beute seines letzten Raubzuges versteckt hat. Zuvor hat er das Gefängnis in einer brutalen Aktion überfallen um seinen Freund Carlos (Thomas Fritsch) zu befreien. Jetzt kann Ortiz seinen Racheplan verfolgen. Er will den ehemaligen Sheriff Rex Kelly (Edmund Purdom), der ihn ins Gefängnis gebracht hat, zur Strecke bringen. Dass dieser den Sheriffstern an den Nagel gehängt hat, und jetzt eine Bank leitet kommt ihm dabei wie gerufen. Er nimmt Kellys Sohn und dessen Frau Elizabeth (Marianne Koch) als Geiseln und zwingt Kelly, seine eigene Bank auszuplündern. Der Ritt nach Santa Cruz nimmt seinen blutigen Verlauf und endet in einem unerbittlichen Kampf der beiden Todfeinde Ortiz und Kelly...

Regisseur Rolf Olsen (der in seinem Film selbst einen Auftritt hatte) lieferte mit "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" einen bescheidenen Beitrag zum Western-Genre, der gerade im Zuge der erfolgreichen Karl-May-Filme entstanden ist und als Konkurrenz gedacht war. Gedreht wurde in einem Wüstengebiet auf Gran Canaria. Was hier zu Stande kam ist lediglich ein plumper, kaum ernst zu nehmender Versuch, sich an Erfolgen anderer Produktionen zu orientieren und sich etwa zu beteiligen, auch wenn man den potentiellen Zuschauer mit einer spektakulären Besetzung lockte. Die Story um Habgier und Rache ist jedenfalls kleine Unbekannte und findet sich letztlich im Sumpf der unmotivierten Plagiate wieder. Zu hölzern inszeniert und zu unpräzise umgesetzt wurde das Ganze, die Vorhersehbarkeit wurde hier quasi neu erfunden, Spannung und Tempo sind leider Mangelware und das ist bei einem solchen genretypischen Film geradezu fatal.



Die Besetzungsriege zeigt sich wie gesagt bei guter Motivation, einen erfolgreichen Film zu fabrizieren und trägt im Endeffekt maßgeblich dazu bei, dass diese Geschichte einigermaßen funktioniert und kein Totalausfall wird, das wenn aber nur in schauspielerischer Hinsicht. Überhaupt stand mitunter ein recht prominenter Stab zur Verfügung, es zeigte sich beispielsweise kein geringerer als Herbert Reinecker für das Drehbuch verantwortlich, doch das Endprodukt spricht gewissermaßen Bände. In den Hauptrollen agieren also Mario Adorf und Edmund Purdom. Adorf sieht einem Oberschurken wie aus dem Gesicht geschnitten aus, er interpretiert diesen Charakter zwar glaubhaft, aber nicht in der letzten Konsequenz. Er gibt sich mordlüstern, zeigt mal seine brutale Seite, kommandiert herum und quält die Leute seiner Umgebung, seine Dominanz wird im Verlauf allerdings von mehreren Personen aus dem Hintergrund unterwandert. Viel zu oft bekommt man zu sehen, dass er impulsiv und unbedacht handelt, hinzu kommt der Eindruck, dass er schrecklich Eitel ist, da er immer wieder alte Geschichten rund um den Mythos Pedro Ortiz erzählt bekommen will. Das Motiv der Rache wird irgendwann sekundär, die versteckte Millionenbeute sogar weitgehend tertiär. Für einen brutalen Mörder besitzt er einfach zu viel Moral und Gewissen, optisch gesehen gibt er seiner Figur dennoch ein beängstigendes Gesicht. Sein Gegenspieler Edmund Purdom wirkt leider wenig ambitioniert, was aufgrund der Tatsache dass man ihm Kind und Kegel entführt hat, ziemlich unglaubwürdig erscheint. Er tut zwar alles in seiner Macht stehende, um den Banditen zur Strecke zu bringen, ist aber für die Rolle des Helden wenig geeignet. Marianne Koch empfiehlt sich hier bereits für ihren Großerfolg "Für eine handvoll Dollar" von Sergio Leone, (ebenso wie Sieghardt Rupp), interpretiert ihre Figur allerdings nicht bis über die Grenzen des Geforderten hinaus. Walter Giller als Woody schafft es überhaupt nicht, seiner Person das gewünschte doppelte Gesicht zu geben. Man nimmt den ständig betrunkenen Herrn notgedrungen auf diesen Ritt mit, was man sich aber auch hätte sparen können. Woody spricht die Herren groteskerweise ständig mit "Sir" an, biedert sich wo er nur kann dem großen Pedro Ortiz an und erledigt Wasserträgerarbeiten. Eine wirklich sehr schwache Rolle für diesen großartigen Schauspieler. Thomas Fritsch reiht sich lediglich in die Reihe der unspektakulären Interpretationen ein, fungiert als gutmütiger Puffer zwischen den Fronten. Klaus Kinski und Sieghardt Rupp geben sich in glänzender Ballerlaune und hatten augenschainlich Spaß, in ihren Rollen um mal so richtig aufdrehen zu können.

Als Juanita sieht man Marisa Mell in atemberaubender Schönheit, die der Bardame und Ganovengeliebten Intensität und Feuer gibt. Ihre Erscheinung wirkt rassig, stolz und eigenwillig. Aber auch sie hatte wie die meisten anderen Kollegen Probleme, ihrer Rolle den nötigen Schliff und etwas mehr Tiefe zu geben. Insgesamt stehen eigentlich durchgehend angemessene darstellerische Leistungen gegen ein merkwürdig löchriges Drehbuch, so dass man schwer dazu neigt, das Gezeigte zu unterschätzen. Wegen eines Reitunfalls von Marisa Mell mussten die Dreharbeiten für gut einen Monat unterbrochen werden. Ihr Pferd warf sie ab und sie bekam eine Hufe auf die Nase, die allerdings glücklicherweise nicht gebrochen war. Des weiteren schildert sie in ihren "Memoiren" großzügig die zu dieser Zeit entstandene Affäre mit Filmkollegen Walter Giller, den sie als "Mann von Klasse und Charakter" beschrieb, bis es indiskret wird, und sie berichtet von einem denkwürdigen Aufeinandertreffen mit "Lady" Nadja Tiller. Von der Produktion an sich schrieb sie leider sonst nichts.

"Der letzte Ritt nach Santa Cruz" unterhält sicherlich als einmalige Angelegenheit. Eine Meisterleistung ist aber bei Weitem nicht entstanden und sozusagen vom wilden Westen meilenweit entfernt. Es wimmelt leider vor zu viel Durchhängern und Ungereimtheiten, die dieses Stück blass und belanglos erscheinen lassen. Man hat eigentlich zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass es sich bei Ortiz tatsächlich um einen gemeinen Schwerverbrecher handelt, lediglich ihn betreffende Geschichten eilen ihm voraus, er ballert hier und da mal herum und behandelt vornehmlich Unbeteiligte wie Dreck, da er sich selbst so behandelt fühlt. Dass er Rex Kelly selbst zum Verbrecher machen will, indem er die Bank für ihn plündern muss, zeigt ansatzweise eine perfide Ader, die dieser Person mehr Profil gegeben hätte.. Sehr ungünstig gewählt und unprofessionell inszeniert wurden folgende Inhalte: als Resonanzecho für Brutalität und Gewalt wurde ein achtjähriges Kind verwendet, was den Zuschauer nur schwer schocken kann, sondern ihm eher schlechten Geschmack vermittelt. Außerdem wird hier in unmöglicher Art und Weise nichts als Willkür verherrlicht, obwohl es anfangs doch eindeutige Motive gab. Was siegen soll, ist die Gerechtigkeit, doch bis es dazu kommen kann wird sie hier vorher mehrmals abgeknallt. Die Landschaftsaufnahmen wirken stilsicher, die Kulissen vermitteln leider eine Sparsamkeit a la Artur Brauner und sehen einfach nur lausig aus. Musikalisch getragen wird das Szenario von Erwin Halletz passenden Themen, was stets gut abgestimmt wirkt. Insgesamt führt dieser komplette Ritt eher ins Ungewisse als an sein Ziel und reißt nicht gerade von den Hockern. Lediglich einige Schauspieler und insbesondere Marisa Mell, stimmen mich da versöhnlich mit diesem Western-Schinken, der sich schwerlich als originell, noch als einfallsreich betiteln dürfte...

Prisma Offline




Beiträge: 7.593

02.01.2012 15:31
#19 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

KAPITEL 8 - BEN & CHARLIE / ZWEI HIMMELHUNDE IM WILDEN WESTEN (1972)




DARSTELLER:

GIULIANO GEMMA
GEORGE EASTMAN
VITTORIO CONGIA
GIACOMO ROSSI STUART
LUCIANO LORCAS
FRANCO FANTASIA

und
MARISA MELL


Der raffinierte Gelegenheitsdieb Ben (Guiliano Gemma) kommt nach drei langen Jahren wieder aus dem Gefängnis frei. Dort wird er bereits von seinem Kumpel Charlie (Gerorge Eastman) erwartet, der noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen hat, da dieser in der Zwischenzeit die gemeinsamen Schulden wegen einer von Ben vermasselten Aktion abarbeiten musste. Nach einer derben Prügellei trennen sich jedoch ihre Wege wieder, denn Charlie hat endgültig genug von seinem Kumpanen, er möchte eigene Wege gehen und sesshaft werden. Doch der Wilde Westen scheint zu klein für die beiden Halunken zu sein. Wie es das Schicksal nun will, treffen Ben und Charlie immer wieder aufeinander und merken schnell, dass sie einander brauchen. Einer hilft dem Anderen immer wieder aus der Klemme wenn es um Prügelleien, um Betrug beim Glücksspiel geht oder darum, eine Bank auszuplündern und Verfolgern zu entkommen. Unfreiwillig und schnell avancieren sie schon bald zu den meistgesuchten Räubern des ganzen Landes...

"Zwei Himmelhunde im Wilden Westen" ist eine von vielen Italowestern-Parodien und diesen Versuch von Regisseur Michele Lupo kann man zweifellos als sehr gelungen bezeichnen. Es ist natürlich mehr als schwierig, sich innerhalb des Genres mit seinen unzähligen Konkurrenten abzuheben, hier und da wird dieser Produktion mit Konkurrenzabsichten mangelndes Profil unterstellt, was man an Klassikern gemessen eher relativ sehen sollte. "Ben & Charlie" offenbart einen ganz eigenen und angenehmen Charme, er vermittelt darüber hinaus einen hohen, wenn auch langsam in Gang kommenden Unterhaltungswert. Die Story um die beiden Galgenvögel ist bestimmt nichts außergewöhnliches, dennoch funktioniert die Inszenierung aufgrund ihrer Leichtigkeit tadellos. Die Protagonisten erscheinen sehr sympathisch, das Szenario bietet sehr vielfältige amüsante Inhalte, die Prügelleien die wie ausgefeilte Choreografien wirken machen richtig Laune, mehrere humoristische Einlagen sind an der Tagesordnung und überzeugen durch eine präzise Dosierung. Brutalität und harte Gewalt wird man in der ersten Stunde vergeblich suchen, das letzte Drittel des Films dreht dann aber noch einmal richtig auf. Trotz Längen und anscheinender Unentschlossenheit rutscht "Ben & Charlie" nicht in die lächerliche Klamaukecke ab, da schon eine ernsthafte Abhandlung, allerdings hauptsächlich mit einem Augenzwinkern stattfindet.



Der komplette Film kommt mit seinen nahezu 110 Minuten fast ausschließlich mit seinen beiden Hauptdarstellern aus, die Geschichte wurde vollkommen um die Protagonisten Ben & Charlie konstruiert. Giuliano Gemma zeigt sich in glänzender Spiellaune, er verleiht seiner Figur einen schalkischen, unbekümmerten, manchmal weichen Charakter, hat damit gleich zu Beginn die Sympathien auf seiner Seite. Ben nimmt das harte Leben eher mit Humor und versucht das Beste daraus zu machen. Seine Sprüche lockern das Geschehen nicht nur auf, die meisten Pointen treffen auch noch ins Schwarze und der Zuschauer bekommt eine angenehme, nicht platte und überladene Vielzahl an Kalauern zu hören, die teils richtig amüsant wirken. Sein Partner George Eastman stellt sich als perfekter Antagonist heraus. Mit seiner großen, dominanten Erscheinung, einem Hauch Zynismus ausgestattet, seiner buchstäblichen Schlagfertigkeit und der rabiaten Art, entsteht eine interessante Konstellation, die immer wieder zwangsläufig zu Stande kommt, und notgedrungen auf gegenseitige Kompromissbereitschaft und Hilfe angewiesen sein wird. Das alles erinnert unweigerlich an ein anderes bekanntes Gespann namens Bud Spencer und Terence Hill, im Vergleich haben Gemma und Eastman, trotz guter Darbietungen das Nachsehen.

Gaststar Marisa Mell übernahm in diesem Film die einzige Frauenrolle und spielt die Dirne Sarah, die einst mit Ben schon vor dem Traualtar gestanden hatte, bis er kalte Füße bekam. Die ausgewählten Bilder sind, gemessen an der Gesamtdauer des Films und des Umfangs ihres Erscheinens nicht gerade aussagekräftig, denn Marisa Mell kommt nicht über einen gut fünfminütigen Auftritt hinaus, der aber ungeheuer präsent im Gedächtnis bleiben wird. Sie sieht hier einfach atemberaubend schön, stolz und begehrenswert aus, und hat ein paar nette, aufschlussreiche Dialoge mit Giuliano Gemma, es scheint als sei die Rolle für das Geschehen eigentlich irrelevant, doch sie durchleuchtet ein wenig Bens Charakter und man wird als Zuschauer eine Stunde darauf warten, ob es tatsächlich ein Wiedersehen der beiden geben wird. Man kann Sarah einfach nicht vergessen. Insgesamt macht sie eine feine Sache aus dieser kurzen Rolle, die mit diversen Großeinstellungen dieses makellosen Gesichts in den Vordergrund gehoben wird und Marisa Mell zeigt hier eindrucksvoll, dass sie den unterschiedlichsten Rollen mühelos ein Profil geben konnte. Vor allem rein optisch gesehen, sieht man eine leider nur selten zu Stande gekommene Traumbesetzung im Spektrum des weitläufigen Western-Genres, welche wenig später noch einmal mit einer Hauptrolle in "Fünf Klumpen Gold" perfekt sein sollte.

"Ben und Charlie" besticht durch die hervorragende, detailorientierte Kameraarbeit von Arristide Massaccesi in vielen ausgefallenen und aussagekräftigen Einstellungen, die alleine schon eine Sichtung wert macht. Auch das Musikthema wirkt gut unterstützend und eingängig. Insgesamt teilt sich der Film über seine hohe Spieldauer in einige Etappen auf, die weniger geschickt ineinander überfließen. So befindet man sich als Zuschauer in einer Parodie, in einer Komödie, in einem ernsthaften Western, quasi mehrere Filme in einem. Dass man sich sein Profil schließlich selbst aussuchen kann, erscheint ein wenig ungünstig, denn aus anfänglicher Leichtigkeit wird empfundene Mühe, eine Kehrtwendung zu erreichen, was aber im versöhnlichen Ausmaß gelingen wird und nicht zuletzt Giuliano Gemma und insbesondere George Eastman (der die stärkere Rolle interpretiert) zu verdanken ist. Man hat es mit einem Film zu tun, der sich bemüht, es seinen großen Mentoren gleichzutun, sich aber in der Reihe der Plagiate, wenn auch mit gehobenem Standard wiederfindet. Da es sich weder um eine große Überraschung, noch um eine große Enttäuschung handelt, macht ihn relativ neutral, aber es lohnt sich schon, sich dieses kurzweilige Spektakel einmal zu Genmüte zu führen. Ja, und für Marisa Mell Fans gibt es sogar einen der intensivsten Gastauftrittsknaller ihres 70er Jahre Schaffens...

Prisma Offline




Beiträge: 7.593

03.01.2012 18:23
#20 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

KAPITEL 9 - JAGD AUF BLAUE DIAMANTEN (1965)




DARSTELLER:

HARALD LEIPNITZ
MARISA MELL
JOACHIM HANSEN
ANN SMYRNER
BRIAN O'SHAUGHNESSY
SIMON SABELA
GERT VAN DEN BERGH


Die Diamantenjäger gehören zu dem Stamm der Habari, einem Normadenvolk das ohne festen Wohnsitz durch die Wüste zieht. Sie waren immer Gelegenheitsschmuggler, die die heiße Ware des Schwarzen Marktes über die Grenzen des Sperrbezirkes brachten. In letzter Zeit jedoch stellte die Polizei fest, dass der Schmuggel zunahm und dass die Habari straff organisiert wurden. Der Schmugglerboss blieb unerkannt, nur seinen Namen wusste man: Ngela. Immer wieder entzog er sich allen Nachforschungen. Der Sicherheitsdienst der Minenbesitzer und die Polizei waren machtlos... Großwildjäger Mike Johnson (Harald Leipnitz) arrangiert eine Safari für den Minenbesitzer de Ridder, und verliebt sich in dessen Tochter Irene (Marisa Mell). Geblendet vom unbeschwerten Leben der Reichen gerät er sich in einen gefährlichen Strudel von Habgier, Gewalt, Mord und Leidenschaft...

Regisseur Paul Martin inszenierte mit "Jagd auf blaue Diamanten" einen Abenteuerfilm, der durchgehend mit wunderbaren und einprägsamen Landschaftsaufnahmen und einer satten Ausstattung punkten kann, außerdem in gestochen scharfen Bildern strahlt. Trotzdem hat er aber ein großes Problem: er ist keineswegs konkurrenzlos und vermag aufgrund der ziemlich simplen Abhandlung des oft dagewesenen Stoffes kein Ausrufezeichen zu setzen. Das Szenario gibt sich nach kurzer Zeit viel zu vorhersehbar und reibungslos, verläuft aber wenigstens relativ actiongeladen und weist handwerkliche Rafinesse bei der Umsetzung auf. Dadurch besitzt diese Produktion durchaus ihren zeitgenössischen Charme und wenn man sich gerne mal ein Krimi-Abenteuer einlassen möchte, findet man hier doch die richtigen Zutaten. Auf der anderen Seite stehen aber leider grenzwertige Kolportageinhalte des Films, die ihm erheblich schaden. Beim genaueren Betrachten spürt man als erstaunter Zuschauer immer wieder Andeutungen von unterschwelligem Rassismus auf, die den Film von Grund auf aushöhlen.



Seperat gesehen wirkt "Jagd auf blaue Diamanten" recht gut besetzt, was sich aber leider nicht so ganz im Zusammenspiel der Akteure wiederspiegelt. Harald Leipnitz interpretiert den Großwildjäger Mike Johnson routiniert und glaubhaft, passt aber weniger neben seine Partnerinnen Ann Smyrner und Marisa Mell. Das gleiche gilt übrigens für Joachim Hansen, mit dem ich mich über die Jahre dann doch recht gut anfreunden konnte. Mike bekommt einen Einblick in die Welt der Wohlhabenden und fängt an, mehr vom Leben zu erwarten. Auch die Tatsache, dass Irene de Ridder ihm Avancen macht, festigt seinen Entschluss an das große Geld zu kommen, da er ihr nichts zu bieten hat. Leipnitz arbeitet die Zerrissenheit seines Charakters nach dem "Gelegenheit macht Diebe"-Prinzip glaubwürdig heraus. Seine Freundin Karen Truter, gespielt von der unscheinbaren Ann Smyrner, läuft deswegen Gefahr, auf der Strecke zu bleiben. Smyrner bleibt in dieser Produktion nichts weiter als schmückendes Beiwerk, deren Rolle für das Gesamtgeschehen vollkommen irrelevant bleibt. Joachim Hansen als Peter Wade, dem Verlobten von Irene, liefert eine angemessene, wenn auch unspektakuläre Darbietung ab, weder er noch Harald Leipnitz wirken glaubhaft neben den weiblichen Hauptrollen, oder auch umgekehrt. Objekt der Begierde war innerhalb und außerhalb des Films Marisa Mell, wie Ann Smyrner in einem Interview zu berichten wusste. Da sie sich beim Dreh in Leipnitz verliebt habe, dieser aber nur Augen Für Marisa Mell gehabt habe, buhlte sie kurzerhand um die Gunst der Österreicherin, die angeblich nicht abgeneigt gewesen sei... Immer schön, wenn es ein paar zweifelhafte Anekdoten der Schauspieler zu berichten gibt...

Marisa Mell spielt die verwöhnte Tochter des schwerreichen Minenbesitzers und vermag hauptsächlich optisch Akzente zu setzen. Irene ist eine oberflächliche junge Frau, die gerne mit dem Feuer spielt, sich der möglichen Konsequenzen aber nicht immer bewusst ist. Ihr Verlobter muss stets dabei zusehen, wie sie mit fremden Männern flirtet und ihn dabei mit sonderbarer Lust brüskiert. Vermutlich kam bei der Interpretation eine gute Portion ihres eigenen Wesens hinzu, so dass man ihr einen enormen Spaß bei diversen Spielchen schon ansieht. Auch die Szenen mit ihrem Vater, der ihr nicht das Wasser reichen kann und längst resigniert hat, machen richtig Freude. In diesem Szenario ist Marisa Mell schließlich für subtile Ironie und etwas Humor zuständig, was ihr immer sehr gut gestanden hat. Wer ihre Komödien kennt weiß, dass dieses Fach ihre Domäne hätte werden können. In diesem Film wird Marisa Mells Erscheinung außergewohnlich gut durch die satte Farbgestaltung und die umwerfende, stilvolle Garderobe hervorgehoben, man sieht sie einmal mehr in voller Schönheit und mit einer eigenwilligen Portion Stolz. Hinsichtlich ihrer Filmografie handelt es sich dennoch nur um einen unbedeutenden Ausflug in die südafrikanische Landschaft.

"Diamond Walkers" ist ein weiterer Film, der in der Versenkung verschwunden ist. Dafür mit verantwortlich sind einige seiner ungünstig dargestellten Inhalte, wie zum Beispiel auch dem geschmacklos gezeigten Abknallen von Tieren (unter anderem sogar ein Elefant!) und der eindimensionalen Darstellung der Einheimischen. Als Abenteuerfilm würde er ansonsten schon gut funktionieren, denn die Regie schaffte es, einen roten Faden ins Szenario einzustricken, wenn das Ganze auch trotz Action und Tempo ohne größere Spektakel auskommen muss. Die Kameraarbeit gibt der aparten Landschaft ein aussagekräftiges Gesicht, man spürt beim Zusehen direkt den heißen Sand, der einem durch das Gesicht weht und die musikalische Gestaltung ist angemessen und eingängig. Für mich ist diese Produktion trotz des bekannten Highlights in der Besetzungsliste eine eher seltene Angelegenheit in meinem Player, mitunter aus Genregründen, da ich mich beim Abenteuerfilm nicht richtig zu Hause fühle und eben wegen diverser Inhalte, die in einem Film meines Erachtens nichts verloren haben. Unterm Strich bleibt lediglich ein Farbfilm in Schwarz und Weiß zurück, der eine eher kurzweilige Angelegenheit darstellt...

Prisma Offline




Beiträge: 7.593

04.01.2012 15:18
#21 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

SONSTIGES - MARISA MELL SINGT "LADY O / SLAVE OF LOVE" (1981)



Mit den beginnenden 80er Jahren war Marisa Mells Karriere bereits an einem Punkt angelangt, der einem Vacuum gleichkam. Festgekettet an ihr Image, wurde sie als ehemaliger europäischer und zuletzt als italienischer Superstar fast nur noch im "Sexy Comedy"-Bereich besetzt, seriöse Angebote (geschweige denn überhaupt Angebote) blieben aus. Ihr letzter erfolgreicher Film lag mit "Der Tollwütige" schon wieder einige Jahre zurück. Mit den Finanzen sah es offenbar sehr schlecht aus, sie habe einfach zu gut gelebt. So trat Ralph Siegel von Jupiter Records an die arbeitswillige (und wohl auch verzweifelte) Marisa Mell heran, um eine Single und danach sogar eine Langspielplatte mit ihr aufzunehmen. Die Single wurde schließlich auch verwirklicht und veröffentlich...aber ein grauenhafter Flop, so dass die LP natürlich nicht zu Stande kam. Wie das Cover der Single verdeutlicht, hatte man sie dem Image entsprechend zurecht gemacht und gut ausgeleuchtet, man versuchte schamlos an alte Zeiten anzuknüpfen, diese Motorradnummer sollte vielleicht ein bisschen an ihren Auftritt in "Nackt über Leichen" erinnern, wenn auch auf einem anderen Level.

Auszug aus 'LADY O' (A-Seite):

'To be your slave all these nights and days... The chains are strong so tight and fine. I must wear them to make you mine... Baby you know all the rules of the game! Your strokes they hit me with fire and passion I know I must suffer to be your main attraction!... C'mon Baby give me more! ...I am your animal in a cage and you hold the keys... Now I finally found my satisfaction by suffering to be your main attraction...'

Auszug aus 'SLAVE OF LOVE' (B-Seite):

'I'm your slave... slave of love, slave of love. I don't know the reason but I gotta go on being your slave of love... My body and soul you've got it all when you want Babe... my burning kisses... those hungry wishes... But love for you couldn't be more than cheap satisfaction... I'm your playful toy a playful toy in your arms...'

Insgesamt ist zu sagen, dass dieses Projekt zu Recht gescheitert ist, da es nicht ausgereift war und weil die Reste des Images der Schauspielerin nicht mehr ausreichten, um daraus einen Erfolg zu basteln. Ich möchte gar nicht behaupten, dass Marisa Mell nicht einigermaßen singen konnte, ich persönlich empfinde ihre Stimme selbtst hier als sehr angenehm, aber man merkt der Produktion doch an dass es, ein gutes Geschäft witternd, ziemlich schnell gegangen sein muss. Marisa Mell hatte hier erhebliche Probleme mit präzisen Einsätzen und auch oft damit, die Töne richtig zu halten. In 'Lady O' bekam sie einen alles übertönenden Chor zur Unterstützung, in 'Slave of Love' hört man beim Refrain sogar cyberartige Peitschenhiebe, mittendrin ihr halberotischer Sprechgesang, der mit seinen primitiven Inhalten eine Zielgruppe ausfindig zu machen versuchte. Sehr ungünstige und launische Tempowechsel machen das Hören anstrengend, die meisten würden sicherlich sagen unerträglich. Ja, ein Flop sieht genau so aus und hört sich eben genau so an... Für meinen Teil muss ich gestehen, dass ich mich an alles gewöhnen kann und ihre kuriose Single mittlerweile schon ganz gerne höre...

Janek Offline




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04.01.2012 15:27
#22 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Prisma du müsstest doch auch den Film DIRAY OF AN EROTIC MISTRESS kennen oder ? Soll ja anscheinend so ein Giallo Erotik Drama Misch Masch sein ?

MfG

Janek

Prisma Offline




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04.01.2012 15:33
#23 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Ja 'Diary of an erotic murderess' ist einer meiner Lieblingsfilme mit Marisa Mell und den werde ich auch demnächst hier besprechen. Kennst Du den auch?

Janek Offline




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04.01.2012 15:48
#24 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Nur Auschnitte gesehen, in dem Film war sie jedenfalls sehr Hübsch Ich mag sie Lieber mit Dunklen Haaren als mit Blonden. Soweit ih sehen konnte ging es um ein Gehörlosen Mann der in Marisa verliebt war mehr konnte ich aus den Film Fetzen nicht ersehen, der Film schent ziemlich Rar zu sein.

MfG

Janek

Prisma Offline




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04.01.2012 15:57
#25 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Ja, ich sehe sie auch lieber mit dunklem Haar Der Film an sich ist schon relativ selten und hätte mal eine schöne Veröffentlichung verdient. So viel ich weiß, ist 'Diary' aber in Deutschland auch nie rausgekommen...

Prisma Offline




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05.01.2012 16:25
#26 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

KAPITEL 10 - WEGEN VERFÜHRUNG MINDERJÄHRIGER (1960)




DARSTELLER:

HANS SÖHNKER
MARISA MELL
HELI FINKENZELLER
CORDULA TRANTOW
WALTER WILZ
SIEGHARDT RUPP
EMMERICH SCHRENK


Die 17-jährige Schülerin Inge (Marisa Mell) schwärmt (wie übrigens die gesamte Klasse) für ihren Lehrer, Studienrat Dr. Stefan Rugge (Hans Söhnker). Als eines Tages ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen bricht eine Welt für sie zusammen. Dr. Rugge und seine Frau Hanna (Heli Finkenzeller) sind sich einig und beschließen, die vom Schicksal gestrafte Inge für eine gewisse Zeit bei sich zu Hause aufzunehmen, da die Eltern jahrelang gut befreundet waren. Allerdings zeigt Inges Freund Paul (Walter Wilz) für diese neue Situation überhaupt kein Verständnis. Ständiger Streit und Eifersucht führen zur Trennung. Inge, die für ihr Alter schon sehr reif wirkt, übt einen sonderbaren Reiz und eine hohe Faszination auf Dr. Rugge aus und es kommt zu vielen gemeinsamen Unternehmungen, was mittlerweile schon Hauptgespräch in der Schule ist, ein Spießroutenlauf bahnt sich an. So wird auch Rugges Tochter Karin (Cordula Trantow) misstrauisch und stellt ihren Vater zur Rede, da sie befürchtet, dass die glückliche Familie auseinanderbricht. Durch Lügen, Heimlichkeiten, Drohungen und Illusionen kommt es schließlich dazu, dass durch alle Beteiligten eine Kettenreaktion ausgelöst wird, die vor Gericht enden soll...

Unter der Regie von Hermann Leitner entstand mit "Wegen Verführung Minderjähriger" ein Jugenddrama, beziehungsweise ein angedeuteter Gerichtsfilm, der den damaligen Zeitgeist gut wiederspiegelt aber schließlich nur an der Oberfläche kratzen kann. Um ein Ausrufezeichen setzen zu können wirkt er einfach zu glatt und konservativ, natürlich aus heutiger Sicht. Es ist die Frage, wie man zur Entstehungszeit auf diesen Film reagiert hat? Gut zum Tragen kommt wie erwähnt die zeitgemäße Welt der Jugendlichen, was sie bewegte und interessierte, man wird als Zuschauer in die Schule, Tanzlokale und zu Ausflügen mitgenommen, natürlich kommt man um einige Schlagerdarbietungen nicht herum. Die komplette Angelegenheit gefällt sich in Andeutungen und appelliert an die Fantasie des Zuschauers, aber spart es sich schließlich, sich als Moralapostel darzustellen, wenn auch die Gerechtigkeit natürlich siegen muss. Handwerklich gesehen ist "Wegen Verführung Minderjähriger" recht gut und ausgewogen gelungen, auch wenn sich der Zahn der Zeit bereits an einigen Stellen zu schaffen gemacht, und sich stellenweise Leerlauf eingeschlichen hat. Aus Nostalgiegründen und wegen der eingängigen Besetzung darf man ihm ruhig das Prädikat sehenswert geben.



Die Rolle des Herrn Dr. Rugge ist mit Hans Söhnker sehr überzeugend besetzt. Er gibt sowohl dem Lehrer und Familienvater, als auch dem hin- und hergesissenen Mann, der sich mit einer minderjährigen Schülerin einlässt, ein glaubhaftes Gesicht. Dabei kommen ihm Sachlichkeit, Ruhe, Liebenswürdigkeit und Charme zu Gute. Als Inges Eltern tödlich verunglücken, nimmt er sie trotz der Tatsache, dass sie bei ihm Schülerin ist, bei sich zu Hause auf, weil er mit ihrem Vater sehr gut befreundet war. Es wird also kein Monster gezeichnet, das es mit hintergedanken auf junge, hübsche Mädchen abgesehen hat. Auch überhaupt wird es nicht ganz deutlich, wer schließlich die treibende Kraft für diese verhängnisvolle Liaison gewesen ist. Heli Finkenzeller spielt Frau Dr. Rugge, eine liebende Mutter ohne Ecken und Kanten, die Werte wie uneingeschränktes Vertrauen und Verlässlichkeit in diesem Szenario hochhält, wobei sich auch der Eindruck einer guten Portion Naivität bemerkbar macht. Cordula Trantow spielt die Tochter Karin, ein Kräutchen rühr mich nicht an, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln sehr eingängig und Walter Wilz wurde überzeugend im typischen Schema des Halbstarken besetzt. Ein sehr ausgewogenes Ensemble!

Marisa Mell, hier wohl schon Anfang 20, übertrug man die sehr umfangreiche Rolle der überreifen, selbstbewussten wenn auch verträumten Schülerin Inge, die mit einem Schlag erwachsen werden musste. Seltsamerweise nimmt man ihr die vielen eindeutigen Szenen mit Partner Hans Söhnker sehr gut ab und wünscht sich fast, dass er doch seine Frau sausen lassen sollte. Auch bei dieser Interpretation sieht man diese unverbrauchte und unbändige, natürliche Spiellaune, was gemessen an ihrem dritten oder vierten Film ja ganz natürlich sein sollte. Aber es handelte sich auch noch um Rollen, die sie nicht in ihrem Image festlegten, dafür sollte schließlich "Venusberg", von 1963 unter der Regie von Rolf Thiele verantwortlich werden. Marisa Mell schilderte in ihren Memoiren wie sie zu dem Vertrag mit der Schönbrunn-Film (die auch "Wegen Verführung Minderjähriger" produzierte) kam. Es muss gerade nach abgeschlossener Schauspielausbildung gewesen sein, als sie nach der Vorstellung "L'annee du bac" von einem Herrn in ihrer Garderobe aufgesucht wurde, der sich ihr als Filmproduzent vorstellte. Sie sei nicht im geringsten beeindruckt gewesen, da es sich um einen ständigen Gag unter jungen Schauspielkollegen gehandelt habe, und sie quittierte die Angelegenheit mit den Worten "Das kann jeder sagen". Er stellte sich nicht nur als hartnäckig heraus, sondern auch als der Chef der österreichischen Schönbrunn-Film und bot ihr einen Vertrag über mehrere Filme an. Auch er soll es gewesen sein, der aus Marlies Moitzi schließlich Marisa Mell machte, da der bürgerliche Name für einen Italiener oder Franzosen zu schwer aussprechbar sei: "Hör zu Mädel, du machst bestimmt eine internationale Karriere. Mit deinem Namen geht das aber nicht. Ab heute heißt du Marisa Mell." So einfach ging das dann damals und die Risikofreudigkeit wurde belohnt...

Auch dieser Film genießt nicht gerade einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Damals hat er die Zuschauer vielleicht noch entrüsten können, heute wirkt das Ganze derartig harmlos und züchtig, dass an eine Veröffentlichung zweifellos zu denken wäre. Eben weil er so gut besetzt ist und inszenatorisch bestimmt nicht schlecht ist, würde er seine Anhänger finden können. Generell sollte man Filme mit dieser Thematik in Jahrzehnte einteilen, was damals ein Schock war ist heute schon unfreiwillige Komik. Meines Erachtens darf ein über fünfzigjähriger Film mit Längen und Verhältnismäßigkeit kämpfen dürfen. Tatsache ist, dass man als Zuschauer von heute, nochmal ein paar interessante Einblicke in die damalige Zeit, mit all ihrem Flair und Charme bekommt, und auch wenn das Thema doch zu reibungslos abgehandelt wurde, kann es den Filmnostalgiker erfreuen. Im Plädoyer des Verteidigers fallen jedenfalls Sätze, die in keiner Dekade unzeitgemäß zu werden scheinen: "Die Jugend die heute hier zur Debatte steht. Ist diese Jugend noch mit dem gleichen Maßstab zu messen, mit dem sie zu unserer Zeit gemessen wurde?". Die Musik stattet das Zenario mit schweren, theatralischen Orchesterklängen aus, die Kameraarbeit gestaltet sich weitgehend einfallslos und hält sich mit diversen Großaufnahmen über Wasser. Insgesamt bleibt ein Film, der in ruhiger Weise unterhält, und der für Marisa Mell Verhältnisse beinahe schon Seltenheitscharakter besitzt...

Prisma Offline




Beiträge: 7.593

06.01.2012 15:50
#27 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

KAPITEL 11 - L'OSCENO DESIDERIO / OBSZÖNE BEGIERDE (1978)




DARSTELLER:

MARISA MELL
LOU CASTEL
CHRIS AVRAM
LAURA TROTTER
XAVIER ESCRIVA
VICTOR ISRAEL


Die Amerikanerin Amanda (Marisa Mell) heiratet den wohlhabenden Andrea (Chris Avram), der sie in ein düsteres Herrenhaus mit gothischem Einschlag mitnimmt um dort zu leben. Schon schnell wird der zunächst verblüfften und später verängstigten Amanda klar, dass dort irgend etwas nicht zu stimmen scheint, denn es geschehen merkwürdige, vielleicht sogar übernatürliche Dinge. Auch ihr Ehenmann scheint mit verstreichender Zeit immer sonderbarer zu werden. Ist er dabei, den Verstand zu verlieren? Merkwürdige Gestalten treiben dort ihr Unwesen, doch wer der beteiligten Personen ist für die stattfindenden schwarzen Messen, die abartigen Rituale und die Serienmorde an mehreren Prostituierten verantwortlich? Oder wohnt man in diesem Haus tatsächlich mit dem Bösen Tür an Tür...?

Eigentlich habe ich gar kein großes Verlangen, diesen Film von Giulio Petroni (der hier unter dem Pseudonym 'Jeremy Scott' arbeitete) zu besprechen, weil es sich unterm Stich nur um ein entsetzliches Fiasko handelt. Man versuchte hier nämlich einen Rundumschlag durch alle verfügbaren Genres auszutüfteln, unter stückchenweiser Verwendung einiger Elemente aus großen Horrorklassikern (wie etwa "Der Exorzist" oder "Rosemary's Baby"). Das Ergebnis ist gemessen an seinen Vorbildern nahezu erbärmlich. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei 'Obscene Desire' um einen gar nicht so unterschlagungswürdigen Film in Marisa Mells Filmografie wie man vermuten könnte, denn hier übernahm sie nochmal eine richtig große und alles ausfüllende Hauptrolle. In späteren Jahren stand zwar immer noch ihr Name meistens ganz vorne in der Besetzungsliste, was aber über die Auftrittsdauer keine Aussage mehr machen sollte. "Obszöne Begierde" ist ein Film, der seine Plagiatabsichten offen zur Schau stellt und selbst für Fans des Horrorgenres nur wenig originelles zu bieten hat. Da kann man dutzendfach³ zu besseren Varianten greifen. Marisa Mell Fans sehen sie hier leider an einem der tiefsten Punkte ihrer damals bereits stagnierenden Karriere...



Ich erwähnte bereits, dass Marisa Mell diesen Film quasi komplett im Alleingang schmeißt, man sieht sie fast in jeder Einstellung. Und das ist das Problem, sie ist nämlich auch in jeder erdenklichen Pose zu sehen. Was man hier geboten bekommt, verträgt sich nur schwer mit gutem Geschmack und Ausdauer, denn es ist unfassbar, was die Österreicherin dem Zuschauer hier abverlangt. Was verstörend wirkt sind nicht mehr die Inhalte, sondern einige Szenenabfolgen die Marisa Mell interpretierte. Hier wären beispielsweise die vielen Sex- und Nacktszenen mit Chris Avram zu erwähnen... aber es soll noch schamloser werden. In der denkwürdigsten dieser Abfolgen ist Marisa Mell auf ihrem Bett zu sehen, alleine und wartend. Die Kamera fängt sie unglaublich vulgär ein, man hört infernales Gestöhne, der Zuschauer wird leider Zeuge einer unfassbaren Masturbations- und Paarungsszene mit einem unbekannten, komplett unsichtbaren Wesen, diese komplette Aktion schleppt sich zu allem Überfluss auch noch über mehrere Minuten dahin. Es ist ja nicht so, dass ich persönlich nicht schon primitiveres gesehen hätte, doch nach der Sichtung von "Wegen Verführung Minderjähriger" und dem jetzt unmittelbar darauf folgenden "Obszöne Begierde" fühle ich mich, als sei ich einem Kulturschock aufgesessen;) Insgesamt zeigt Marisa Mell unterschiedliche oder wechselhafte schauspielerische Leistungen in diesem Szenario. Es ist, als könne der Zuschauer genaustens ihre Tagesform bei den Dreharbeiten wahrnehmen. Manchmal sieht man sie motiviert und überzeugend agierend, dann wieder müde, lustlos und gelangweilt. Doch das ist nur eine persönliche Einschätzung. Da es Ende der 70er Jahre war und deswegen kein Geheimnis, dass sie sich in finanzieller Bedrängnis befand, ist es für mich klar, warum sie diese Rolle überhaupt angenommen hatte...

Insgesamt ist es klar, warum diesen Film niemand kennt. Er trifft über seine gesamte Spieldauer nur ungerne die Entscheidung, was er denn nun sein und darstellen möchte, Inhalte, die angedeutet wurden (wie beispielsweise die Mordserie) und ausgiebig gezeigt, zum Teil auch ausgereizt wurden, verschwinden quasi im Nichts. Der mühsam konstruierten Spannung wird kein Paukenschlag zu Teil, man wartet sehnsüchtig auf irgend welche Überraschungen, es beginnt langweilig und konfus zu werden. Um den gequälten Zuschauer bei Laune zu halten, wurden Geschmacklosigkeiten und Effekte übelster, beziehungsweise trivialster Sorte eingebaut. Diese Produktion kann leider nicht von sich behaupten, eine eigene Handschrift zu tragen, wobei eigentlich auch viel verschenkt wurde! Die erste halbe Stunde vermittelt schon den Eindruck, dass man es mit einem Film zu tun haben könnte, der einen ungewöhnlichen Twist bereit hält. Auch die Szenerie wirkt zunächst sehr bedrohlich und atmosphärisch dicht, entscheidet sich dann aber unglücklicherweise für diverse Erotikeinlagen und Ungeheuerlichkeiten, die das Ansehen in erheblichem Maße erschweren, letztlich wohl überflüssig machen. Als uneingeschränkt positiv möchte ich die außergewöhnliche Musik von Carlo Savina beschreiben, die sich in tausend Gesichtern entfalten wird und sich als einziger greifender Stimmungsverstärker herausstellen wird. Das alleine reicht aber bei Weitem nicht aus. Die darstellerischen Leistungen sind insgesamt eher unspektakulär, auch wenn einige der Damen und Herren richtig dick aufgetragen haben. Fazit: Für Marisa Mell Fans sicherlich (k)eine Pflichtübung und für Freunde des Horrorfilms erschließen sich definitiv nur wenige Offenbarungen...oder gar keine...

Prisma Offline




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07.01.2012 13:51
#28 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

SONSTIGES - ERIKA PLUHAR ÜBER MARISA MELL (2009)

http://www.youtube.com/watch?v=BCuIb3if4P0

Autorin Erika Pluhar berichtet hier kurz über ihre Bindung zu Freundin und Schauspielkollegin Marisa Mell, von der sie mit ihrem Buch "Marisa - Rückblenden auf eine Freundschaft" ein sehr ehrliches und menschliches, teils erschütterndes Bild der Frau gezeichnet hat, die nichts als ein Star sein wollte.

Prisma Offline




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08.01.2012 13:56
#29 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

SONSTIGES - "WER MIT WEM?"

Inspiriert durch die laufende Diskussion im "Kriminalfilm Band 2"-Thread und der Tatsache, dass ich persönlich immer schon gerne Parts innerhalb der Wallace-Serie imaginär umbesetzt habe, spiele ich das Ganze jetzt mal gerne mit Marisa Mell durch. Ich sollte voraus schicken, dass bei einer Schauspielerin, die lediglich zwei Auftritte (darunter ein Gastauftritt) in der Serie hatte, kein Profil einer Karin Dor oder Karin Baal entstehen konnte, so viel ist klar. Aber der beliebte Satz, dass sie nicht wegzudenken ist, stimmt auch hier. Es kam die Diskussion über das Naturel von Schauspielern auf, über ihre jeweilige Art als Privatleute. Hier muss Marisa Mell auch nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt gewesen sein, die dem Vernehmen nach selbst auf dem Sterbebett noch Starallüren hatte. Doch ich stelle mir die Frage, in wie weit man sich persönliche Ressentiments als Profi überhaupt erlauben kann. Vielen Darstellern eilte ein wenig umgänglicher Ruf voraus, Heinz Drache wird hier immer wieder gerne erwähnt (was ich persönlich nicht beurteilen kann und daher eher im Reich der Mythen sehe). Unabhängig von der Art mit Kollegen umzugehen richtet sich die wichtigere Frage an das Zuschauerinteresse. Es gibt einfach Charaktere, die dem Empfinden nach nicht zueinander passen wollen. So bleibe ich direkt bei meinen Beispielen: Marisa Mell und Heinz Drache, ein Gespann, das niemals zu Stande gekommen ist. Im ersten und im zweiten Impuls denke ich, dass es zu Recht nie dazu gekommen ist, weil ich ganz pauschal urteile und sage, dass es niemals funktioniert und zusammengepasst hätte. Dann denke ich über die Rollen nach, die ich gerne unter Beteiligung von Marisa Mell gesehen hätte und bleibe zum Beispiel bei Trudy Emberday, Peggy Ward oder Dorothy Cornick hängen. Dann sehe ich Marisa Mell und Heinz Drache unter der Treppe im 'Old Inn', sich leidenschaftlich umarmend und küssend und denke plötzlich, naja, könnte doch funktioniert haben... So ist die Frage über das Warum bei nicht zu Stande gekommenen Konstellationen zwar immer wieder interessant, aber hat sicherlich einen langen Rattenschwanz aus unzähligen Komponenten, die sich uns Konsumenten mosaikartig und im Schneckentempo erschließen werden, oder eben auch nicht...



Der Typ der starken Frau ist eine relativ späte Erscheinung in Wallace-Filmen und wurde im Grunde genommen sehr gut mit den bekannten Besetzungen gelöst. Aber was weiß man schon über die privaten Verhältnisse der Darsteller? Ich hätte nach persönlichem Empfinden beispielsweise ohne zu zögern behauptet, dass sich zwei starke Frauentypen wie Barbara Rütting und Marisa Mell bestimmt nicht besonders gut verstanden hätten, aber nur weil ich auf nichts anderes zurückgreifen kann, als auf meine Eindrücke ihrer interpretierten Rollen und dem damit verbundenen oder entstandenen Image. Dabei habe ich erst kürzlich zu meinem Erstaunen gelesen, dass Barbara Rütting und Marisa Mell recht gut befreundet gewesen sein sollen... (Quelle: http://marisa-mell.blogspot.com/)

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

08.01.2012 14:08
#30 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Zitat von Prisma

Dann sehe ich Marisa Mell und Heinz Drache unter der Treppe im 'Old Inn', sich leidenschaftlich umarmend und küssend und denke plötzlich, naja, könnte doch funktioniert haben...



Das hätte ich mir sehr gut vorstellen können, weil sie besser zu Heinz Drache passen würde als Uta Levka. Zwischen ihnen hätten ganz sicher mehr "Funken geschlagen".

Uta Levka ist ja im Wallace-Universum neben Elga Andersen in "Sanders und das Schiff des Todes" und Ina Duscha in "Der Rächer" die einzige Dame, die Heinz Drache leidenschaftlich küssen durfte, trotzdem ist das Verhältnis zwischen den Beiden mehr als tot.

Währenddessen brauchen sich Heinz Drache und Barbara Rütting nur anzuschauen und auf eine ganz wundervoll ironische Art mit einander umzugehen, da passiert so unendlich viel mehr ...

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