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Prisma Offline




Beiträge: 7.591

10.12.2012 17:57
#76 Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 25 ("Lebensborn") Zitat · Antworten



LEBENSBORN / ORDERED TO LOVE (1961)

mit Maria Perschy, Joachim Hansen, Harry Meyen, Hellmut Lange, Emmerich Schrenk, Gert Günther Hoffmann, Joachim Mock, Renate Küster und Marisa Mell





Dutzende junge Mädchen werden in ein großes, feudales Anwesen gebracht um dort ihren Dienst für den Führer zu leisten. Das von Heinrich Himmler ins Leben gerufene Projekt "Lebensborn" bringt arische Mädchen mit SS-Leuten oder Wehrmachtssoldaten zusammen, um im Rahmen der Rassenlehre "Deutsche Herrenmenschen" zu produzieren. Die jungen Damen werden zunächst von Doktor Hagen (Harry Meyen) peinlichst auf ihre Tauglichkeit überprüft, bevor sie "dem Führer ein Kind schenken" dürfen. Eines dieser Mädchen ist die Anfang 20-jährige Doris Korff (Maria Perschy), die eine Gruppe von 30 BDM-Mädchen unter ihrer Leitung hat, und sie an ihre Aufgaben bei der Rassenhygiene heranführen soll. Als Doris den Oberleutnant Klaus Steinbach (Joachim Hansen) kennen lernt, der dem Kriegsgericht entkommen konnte und nun durch falsche Papiere einen anderen Namen trägt, kommen der jungen Frau erste Zweifel, als sie seine wahre Identität aufdeckt. Klaus klärt sie über die geheimen und Menschen verachtenden Machenschaften des Regimes auf, bis beide beschließen zu fliehen, doch das Schicksal und die SS-Maschinerie schlagen erbarmungslos zu...

»Der Film wird ganz anders, als alle denken. Er wird euch genauso überraschen wie Rosemarie.« Diese Verlautbarung konnte man seinerzeit in der Presse vernehmen, und zwar von keinem Geringeren als Artur Brauner, dem Produzenten des Films, der offenbar schon einmal vorsorglich und kräftig die Werbetrommel rühren wollte. Regie bei "Lebensborn" führte Werner Klingler, der der Produktion einen, meines Erachtens, für ihn typischen Stempel aufdrückte. Die Geschichte schleppt sich trotz ambitionierter Passagen äußerst langatmig, unkritisch und viel zu vorsichtig bis zum bitteren Ende, und leider kommt es zu einer unangenehmen Mischung im Bereich Geschmacklosigkeit. Einerseits auf das schwierige Thema bezogen, und andererseits bezüglich der dürftigen Umsetzung, da kein gutes Gespür für Atmosphäre zu finden ist. Mit einem Klassiker hat man es, wie Brauner andeutete, jedenfalls bei Weitem nicht zu tun, anderenfalls wäre dieser Streifen auch nicht so gnadenlos in der Versenkung verschwunden. "Lebensborn" hat insgesamt gesehen leider keinerlei Überzeugungskraft und hinterlässt einen doch sehr ungenießbaren Gesamteindruck, da sowohl Drehbuch, als auch Regie keine adäquaten Lösungen des Stoffes zu Stande brachten. Für eine Enthüllungsgeschichte liefert die Umsetzung im Endeffekt zu wenig.





Die Hauptrollen sind mit Maria Perschy und Joachim Hansen schnell genannt, denn alle anderen Darsteller haben nur kleinere, oder gar unwichtige Parts interpretieren müssen, was dem Verlauf spürbar schadet, da sich die Zugpferde nicht durchgehend auf einem angemessenen Niveau bewegen. Maria Perschy, die schon alleine in optischer Hinsicht einen, auf die Geschichte bezogenen, passenden Eindruck hinterlässt, interpretiert den größten Part, und das wie immer schnörkellos und gut dosiert, wenn auch ohne besondere Raffinesse. Doris funktioniert und ist zunächst ein begeistertes Zahnrad in dieser Maschinerie. Sie absolviert Leibesertüchtigungen mit den anderen Mädchen und möchte sie in geregelte Bahnen lenken. Den stärksten Eindruck hinterlässt die Österreicherin im letzten Drittel des Films, als sie beginnt an der Sache zu zweifeln, und man bekommt einen erstaunlichen doppelten Boden in einer tiefer gehenden Interpretation geboten. Schade nur, dass es dem Anschein nach immer zu außergewöhnlichen Anforderungen kommen musste, um Maria Perschy aus der Reserve zu locken. Bei Joachim Hansen ist in dieser Hinsicht wenig zu erwarten. Persönlich hat er mich noch selten überzeugt, so auch hier nicht, wenn er auch der Anforderung entsprechend bestimmt solide wirkt. Zu Partnerin Maria Perschy passt er übrigens auch nicht einmal so schlecht, doch sein Schauspiel bleibt insgesamt sehr unflexibel und eintönig. Wie erwähnt, hat der Rest der Besetzung ziemlich kleine Parts erwischt, Hellmut Lange beispielsweise, entging mir bei der damaligen Erst-Ansicht komplett, aber alle Leistungen bewegen sich im annehmbaren Rahmen. Besonders Harry Meyen als Hauptsturmführer Dr. Hagen, der alle Mädchen nach ihrer Tauglichkeit überprüft, wirkt in seiner obligatorischen Rolle sehr überzeugend.

Nach Marisa Mells eigenen Angaben war "Lebensborn" der Film, den sie von allen ihren Arbeiten am wenigsten mochte. Die damals erst Anfang 20-jährige spielte die Rolle der Erika Meuring, die in dieser 30-köpfigen Gruppe von Auserwählten die Oppositionelle und die Zynikerin darstellte. »Ich spielte eine dieser "Maiden", die einzig komische und eigentlich die beste von allen.« An Selbstvertrauen hat es der Schauspielerin jedenfalls nicht gemangelt. Aber es ist sogar etwas Wahres dran, denn sie hebt sich tatsächlich deutlich von allen ihrer anderen Kolleginnen ab. In fast allen ihren vorhergegangenen Produktionen ("Das Nachtlokal zum Silbermond" [1959], "Am Galgen hängt die Liebe" und "Wegen Verführung Minderjähriger" [beide 1960]) verkörperte Marisa Mell ähnliche Charaktere, die durch Eigenwilligkeit, Stärke und Selbstsicherheit auffielen. Ihr Rollenfach war also schnellstens festgelegt und dieses Markenzeichen sollte sich wie ein roter Faden durch ihre Karriere ziehen. In diesem Szenario ist Erika die einzige der Aspirantinnen, die eine kritische Haltung gegenüber des Regimes teils offen zur Schau trägt, oftmals beinahe trotzig reagiert und die verlässliche, ehrliche, oder potentielle Freundin verkörpert. Diese Komponenten werden zunächst zwar schön angebahnt, verschwinden allerdings vollkommen im Nichts, und die guten Voraussetzungen für eine in Erinnerung bleibende Rolle wurden verschenkt. Auch bei mir rangiert diese Interpretation angesichts der sporadischen Auftritte im Szenario, aber vor allem der inkonsequenten Abhandlung wegen nur im Mittelfeld, vielleicht sogar der hinteren Kategorie. Schade bei einer Interpretation, der man eigentlich nichts vorwerfen kann!

Artur Brauner hatte mit "Lebensborn" bestimmt sehr beachtliches Ausgangsmaterial in den Händen, jedoch wurde daraus ein typischer Patzer in seiner langen Schaffensperiode. Mit Werner Klingler hatte er den Stoff einem Regisseur anvertraut, den ich persönlich für einen sicheren Garanten für Langeweile und hölzerne Inszenierungen halte. Das Ergebnis wurde mit Verachtung und Desinteresse aufgenommen, und bekam vielerorts das Prädikat "geschmacklos" auferlegt. In ihren Memoiren schildert Marisa Mell ansatzweise, dass es bei der Umsetzung einige Unstimmigkeiten und daher Schwierigkeiten gegeben haben soll, da Brauner sich immer wieder in ungünstiger Art und Weise in das Projekt einmischte, was allerdings seiner Legende komplett widerspricht. Wie dem auch sei, der Film liefert in der Tat ein schwaches Gesamtbild, wenn er auch zum Ende hin noch mit einigen eindrucksvollen Szenen und Bildern überraschen kann. Der Stoff bekam jedoch leider einen zu melodramatischen Anstrich verpasst und eine "sterile" Abhandlung hätte sicherlich authentischer gewirkt. Die zahlreichen beklemmenden und bedrückenden Passagen wurden in unmittelbaren Umkehrreaktionen sofort entschärft, und daher bleibe ich dabei, dass die Regie zu vorsichtig und zu konventionell agiert hat. Beeindruckend bleiben jedoch die Schauplätze und manchmal verspürt man den Hauch einer aufwendigen Inszenierung, die allerdings mit gängigen Klischees einer schwarzen Zeit angereichert wurde. "Lebensborn" ist sowohl als Kriegsfilm, als auch als Drama weitgehend misslungen und hinterlässt schlussendlich einen unbequemen Gesamteindruck.

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

10.12.2012 19:52
#77 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 25 ("Lebensborn") Zitat · Antworten

"Lebensborn" gehört zu den Filmen, die ich leider nicht kenne.
Trotz Deiner nicht so positiven Beurteilung interessiert er mich.
Im Gegensatz zu Dir sehe ich allerdings auch Joachim Hansen ganz gern.


In Frankreich, wo deutsche Filme es eher schwer hatten,
fand der Film unter dem Titel "Les fiancees d`Hitler" 649.500 Besucher.
Und wenn man Marisa Mells Namen so groß auf dem Plakat sieht,
vermutet man ja eigentlich eine größere Rolle.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

10.12.2012 20:26
#78 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 25 ("Lebensborn") Zitat · Antworten

Oh Giacco, vielen Dank für Deine Anmerkungen und das schöne Plakat, ich sehe schon, wir ergänzen uns prächtig! Ich muss vielleicht wirklich dazu sagen, dass ich den Film aus zweierlei Gründen eher schwach finde. Die Kriegsfilm-Themen sind wirklich nicht gerade als mein bevorzugtes Genre zu bezeichnen, allerdings kommt es bei meinen Beurteilungen wahrscheinlich mehr zum Tragen, dass ich die besprochenen Filme hauptsächlich im Marisa Mell-Kontext betrachte. Dann gibt es wirklich wesentlich bessere, aber selbstverständlich auch weit schlechtere. "Lebensborn" ist als deutscher Film seiner Zeit bestimmt aus mancherlei Gründen sehenswert, mich konnte er jedoch auch beim diesmaligen Anschauen weniger überzeugen.

Dass der Film in Frankreich so erfolgreich lief, wundert mich allerdings schon sehr. Wie Du sagtest, hatten es gerade deutsche Produktionen dort recht schwer. Interessant, dass man von einem größeren Achtungserfolg sprechen kann! Dass der Name Marisa Mell so groß auf dem Plakat zu sehen ist ist weniger verwunderlich, sie wurde seit jeher gerne als Zugpferd benutzt (selbst zu Beginn ihrer Karriere), auch wenn die Rollen, besonders in späteren Jahren, oftmals sehr klein waren, oder sie nur als Gast partizipierte. Mir liegt auch nur die US-Version 'Ordered to Love' vor, die Synchronisation ist miserabel und im Abspann steht Marisa Mell an zweiter Stelle hinter Maria Perschy, wobei alle Damen aber auch vor den Herren genannt wurden. Die ursprüngliche Version würde mich daher auch sehr interessieren, denn ich vermute mal, dass dadurch ein ganz anderer Schuh daraus wird...

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

12.12.2012 19:53
#79 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 25 ("Lebensborn") Zitat · Antworten



SONSTIGES: »CCC - A.R.SCHLOCHOWSKY«


Genau so lautet die Überschrift eines Kapitels in Marisa Mells Memoiren 'Coverlove' [Edition Strahalm, 1990], in welchem sie Bezug auf den oben besprochenen Film "Lebensborn" nimmt. Wie gesagt, was Erzählungen über den Film im Allgemeinen angeht, so ging die Autorin leider äußerst spärlich vor, jedoch gibt es immer einmal wieder eine kleine Anekdote, von beispielsweise Dreharbeiten zu finden. Nicht besonders spektakulär, aber besser als überhaupt nichts...

»Der Titel des Films war "Lebensborn", und er war eine unheimliche, düstere Geschichte aus einer ebensolchen Zeit. Die Story spielte in einem jener SS-Heime, in denen die Aufzucht einer neuen, germanischen Rasse geprobt werden sollte. Mehr oder weniger freiwillige "deutsche Maiden" mussten dort mit SS-Leuten und verdienten Frontkämpfern kopulieren. Es war also ein Staatspuff mit freiem Eintritt, etwas Herrliches für die Männer, etwas weniger Schönes für die Mädchen. Ich spielte eine dieser "Maiden", die einzige komische Rolle und eigentlich die beste von allen. Das Buch stammte von Willi Berthold, der sich gleich mit Atze Brauner zerkriegt hatte. Dieser ließ einen Freund nach Berlin delegieren, der in der Reihe von Drehbuchautoren, die noch folgten, der erste war. Er klagte mir später sein ganzes Leid.
Ursprünglich musste es, wie übrigens viele Filmvorhaben, die nachher nicht "so" wurden, ein phantastischer Stoff gewesen sein. Aber, wie das beim Film leider oft so ist, viele Köche verderben den Brei. Je öfter sich Atze in die Drehbuchversionen einmischte, umso schlechter wurden sie. Beinahe wäre die Meinung eines jener vielgeplagten, vielfrustrierten Filmdrehbuchschreiber einmal öffentlich geworden. Jener Autor hatte es nämlich schriftlich, dass ihm die Wahl seines Pseudonyms freigestellt sei.
Atze wunderte sich wohl und ärgerte sich auch über das seltsame Autorenpseudonym: A.R.Schlochowski stand auf dem Titelblatt des "Lebensborn"-Drehbuches. [...] Brauner beruhigte sich, bis ihn jemand darauf aufmerksam machte, dass dieses Pseudonym fortlaufend "Arschlochowski" hieß. Und damit kam der Autor, Vertrag hin, Vertrag her, dann doch nicht durch. [...]«

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

13.12.2012 11:37
#80 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 25 ("Lebensborn") Zitat · Antworten

Besten Dank dafür, dass Du auch solche kleinen Randnotizen hier einstreust.
Find ich sehr interessant.
Man hat ja schon öfter gehört, dass Brauner auch bei anderen Filmen immer wieder
Änderungen am Drehbuch verlangte oder mehrfach die Autoren auswechselte.
Klar, dass dann im Endeffekt nichts gutes mehr dabei herauskommen kann.
Amüsant ist die Sache mit dem Pseudonym. Dem Atze ist es also gar nicht aufgefallen ...

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

16.12.2012 18:28
#81 Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 26 ("Sam et Sally") Zitat · Antworten



SAM ET SALLY / ZWEI SIND EIN PAAR [Folge 2: Bedelia] (1979)

in den Titelrollen Georges Descrières und Corinne Le Poulain
mit Jeff Blynn, Duilio Del Prete, Gianni Macchia, Geoffrey Copleston, Venantino Venantini, Paul Muller und Marisa Mell als Bédélia






Sam (Georges Descrières) und Sally (Corinne Le Poulain) lösen gemeinsam Kriminalfälle und nicht nur in dieser Beziehung, sondern auch privat, geben die beiden ein gutes Paar ab. Sam ist der elegante, gewitzte und kluge Part dieser Konstellation und kann mit seinem Charme allerhand Erfolge verbuchen. Die niedliche Sally hingegen sorgt immer wieder gerne für mittlere bis größere Katastrophen, und bringt sich wegen ihrer Sprunghaftigkeit in gefährliche Situationen, aus denen Sam sie schließlich befreien muss, und nebenbei noch einen Fall zu lösen hat. Als der befreundete Detektiv Eddy King (Jeff Blynn) nach einem Treffen spurlos verschwindet, müssen Sam und Sally handeln. Sie lernen die zwielichtige Bedelia Kellerman (Marisa Mell) kennen, die offensichtlich in diesen Fall verwickelt ist. Doch was hat die Lebedame zu verbergen? Es dauert jedenfalls nicht lange, bis auch Sally entführt wird, und sie sich in einem Strudel von Drogenhandel und Mord wieder findet...





»Oh là là!« Genau mit diesen Worten wird der erste Auftritt von Marisa Mell eingeleitet, als sie die Halle betritt. Schnelle Schnittfolgen lassen sie konsequent und unausweichlich näher kommen, eine faszinierende Nähe die es in den folgenden Jahren kaum mehr geben sollte. Es ist, als wolle die Kamera das gesamte Spektrum ihrer, über die späten Jahre weniger exponiert in Erscheinung getretenen Makellosigkeit und Schönheit, nochmals im vollen Umfang in Erinnerung rufen. Sie wirkt exklusiv und begehrenswert, ihr Gang ist aufrecht und geschmeidig, sie forciert den Eindruck, als sei sie gerade dabei, einen Laufsteg zu erobern. Ihr stolzer Blick ist ausschließlich nach vorne gerichtet, es gibt kein links und kein rechts, obwohl sie dennoch über alles um sich herum orientiert ist, denn Bedelia (was so viel bedeutet wie "Die Erhabene") ist sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst. Sie genießt die begeisterten und verfolgenden Blicke von ihnen, aber sie erwartet ebenso die diskrete zur Kenntnisnahme der Frauen, und gibt sich genau so unnahbar wie unbeeindruckt, wenn sie ihr Ziel erreicht. In der Geschichte wird sich diese Dame noch häufiger geheimnisvoll geben, sie verdreht den Herren der Schöpfung die Köpfe, kann aber gegebenenfalls auch ihre Krallen ausfahren. Was besonders erfreulich bei dieser zweiten Episode der Serie werden wird ist, dass Marisa Mell das Episodenfinale gehören wird. Ein Fest für Fans in jeder Hinsicht!

Mit diesem Auftritt - ohne Serien-Format könnte man ja schon von einer Star-Gastrolle sprechen - bekam Marisa Mell noch einmal die Möglichkeit, in einer großen Selbstinszenierung zu überzeugen. Beinahe alles was sie nach "Sam et Sally" noch fabrizieren sollte, hatte nichts mehr mit Würde oder Karriere zu tun, denn bald schon sollten die berüchtigten sexy comedies wie "Das Urlaubsflittchen", "Sündige Matratzenhäschen aus Venedig" oder "Flotte Teens - Runter mit den Jeans" folgen, um nur einige zu nennen, bis sie schließlich mit "Apokalyptischer Sexwahn frühreifer Nacktluder" sogar in einem Porno landete. Umso schöner, dass mir diese bislang noch unbekannte Rolle in "Sam et Sally" eine so positive Überraschung liefern konnte. Marisa Mell wirkt nochmals unbändig, hochkonzentriert und wandlungsfähig. In jeder Szene trägt sie unterschiedliche, sehr geschmackvoll zusammen gestellte, edle Arrangements und Accessoires, die sie in altem, glanzvollem Licht erstrahlen lassen. So schön und elegant wird man die Österreicherin, zumindest im Film, nicht mehr oft zu Gesicht bekommen. Beeindruckend nicht nur in optischer, sondern auch in darstellerischer Hinsicht, ein wirklich umwerfender Eindruck, der für damalige Verhältnisse tatsächlich mit Seltenheitscharakter zu bezeichnen ist. Leider wurde Marisa Mell nachsynchronisiert, was wirklich schade ist, denn ihre eigene Stimme hätte Madame Kellerman eine noch überzeugendere Note verliehen.





Wer denn nun beispielsweise "Hart aber herzlich" ganz gerne sieht, dem würde auch diese, vom Prinzip her gleiche, aber ebenso ganz charmante Serie bestimmt gefallen, wenn sie auch einen eher einfachen Charakter hat. Da es sich um eine französisch-italienische Co-Produktion handelt, sieht man immer wieder einmal sehr erfreuliche Gast-Auftritte wie zum Beispiel von Luigi Pistilli oder Claudio Gora, ansonsten sind die jeweils eigenständigen Geschichten teils aufwendig inszeniert, und wurden mit den üblichen Zutaten wie etwa Action, Krimi-Faktor, Humor und Erotik versehen. Die Geschichte um "Bedelia" ist mit dem Thema Drogen-Handel zwar nicht außergewöhnlich, wirkt aber rasant und unterhaltsam, außerdem überzeugen die Haupt- und Gastdarsteller mit amüsanten Auftritten. Die Serie selbst sieht sich schlussendlich mit einem doppelten Augenzwinkern und das sollte der Zuschauer auch tun. Die Titelrollen mit Georges Descrières und Corinne Le Poulain stellen sich als gute Besetzung heraus, eigentlich funktionieren Sam und Sally nur gut zusammen, wenn einer von ihnen in der Klemme steckt, das heißt, es muss eigentlich immer Komplikationen geben. Amüsant wird es, wenn sich beide gegenseitig eifersüchtig machen und auf eigene Faust ermitteln, aber das alles ist nicht überzubewerten. Vielleicht also ein bisschen viel Aufhebens um eine Episode einer in Vergessenheit geratenen TV-Serie, aber in Marisa Mells Karriere-Kontext kam ich persönlich in den späten Genuss einer wirklichen Offenbarung! Nicht nur optisch, sondern vor allem schauspielerisch durfte sich Marisa Mell noch einmal von ihrer überzeugendsten und schönsten Seite präsentieren, wo man Spiellaune und Präzision eben nicht mit dem Mikroskop suchen muss. Einmal kein Fiasko aus den späten Siebzigern zu sehen, das ermutigt, das tut gut, das erfreut und ruft ins Gedächtnis, warum die persönliche Legende lebt.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

24.12.2012 03:14
#82 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 27 ("Flotte Teens und die Heuler der Marine") Zitat · Antworten



DIE LETZTEN HEULER DER MARINE / LA DOTTORESSA PREFERISCE I MARINAI (1981)

mit Alvaro Vitali, Paola Senatore, Gianni Ciardo, Renzo Palmer, Gordon Mitchell, Sabrina Siani sowie Renzo Montagnani und Marisa Mell





Da man eine Schiffsbesatzung in ein Hotel umquartieren musste, kommt es zu diversen, turbulenten Verwicklungen zwischen den Soldaten, dem Hotelpersonal und den dort abgestiegenen Gästen. Kommandant Morelli (Renzo Palmer) trifft sich in seiner Suite mit seiner Geliebten Paola (Paola Senatore) zu einem Schäferstündchen, doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, da ihm Clara (Marisa Mell) seine Ehefrau, einen Überraschungsbesuch abstatten will. Als sie die beiden in flagranti erwischt, beschließt sie, mit dem erstbesten Mann ins Bett zu steigen, der ihr in die Hände fällt. Im wahrsten Sinne des Wortes stolpert sie über den kleinen, vertrottelten Alvaro (Alvaro Vitali), der mit seinem Kumpanen Gianni (Gianni Ciardo) auf der Flucht vor einem Killer ist, der sie durch das ganze Hotel jagt, da sie einem Mordversuch von ihm beobachtet haben. Das Chaos nimmt seinen Lauf, jeder scheint jedem nachzustellen, doch die Zeit für derartige Kapriolen wird denkbar knapp, denn im Hotel tickt eine scharfe Bombe...

"Die letzten Heuler der Marine" darf man Regisseur Michael E. Lemick, alias Michele Massimo Tarantini in die Schuhe schieben, der eine ganze Reihe derartiger, böse Zungen behaupten sogar, überflüssiger Erotik-Komödien fabrizierte. In diesem Streifen, der seine zweifelhafte Anerkennung durch eine Veröffentlichung in der "Flotte Teens"-Reihe bekam, versammelte sich die übliche Anzahl an Verdächtigen, und viele dieser Darsteller hatten richtige, kleine Karrieren in diesem Genre. Lange Rede kurzer Sinn, ich weise sofort darauf hin, womit man es bei diesem Film von 1981 zu tun hat: er ist überladen, hektisch, einfach nur unwitzig, also mit anderen Worten grauenhaft! Gut, vielleicht hat man damals drüber lachen können (vorausgesetzt man hat überhaupt keinen Sinn für Humor) und anscheinend war die Nachfrage da, sonst wären diese Vehikel ja nicht am Fließband produziert worden, aber aus heutiger Sicht ist die ganze Chose schier unerträglich. Für den Film, folglich auch für die Regie und den Drehbuch-Autor, sind Situationskomik oder beispielsweise Humor vollkommen fremdartige Vokabeln. Die Darsteller müssen permanent ins offene Messer laufen, und dabei auch noch ihr witzigstes Lächeln vorgaukeln. Im Endeffekt ist also kein Geringerer als der Zuschauer selbst der Verlierer, und so darf ich mir also auch auf die Schulter klopfen, denn ich habe mir dieses Ding nun schon zum zweiten Mal angeschaut.





Leider ist es so, dass solche Filme den jeweiligen Karriere-Stand von Marisa Mell charakterisieren. 1981 machte sie nur diesen einen Film und es ist kein Geheimnis, wie es beruflich um die Österreicherin bestellt war. Keine Angebote - große Bedrängnis. Im gleichen Jahr schickte sie ja auch, vermutlich aus purer Verzweiflung, ihre Single 'Lady O / Slave Of Love' in die wohl entsetzten Hitparaden, und das Ergebnis ist mit einem zerstörerischen Flop Geschichte. Ja, eine professionelle Schauspielerin sollte es im Blut haben, gute Miene zum bösen Spiel machen zu können, und genau das ist es, was die Interpretation von Marisa Mell hergibt. Ich werde nicht schon wieder anfangen und sagen, dass sie wenigstens den geringen Faktor im Rahmen der Überzeugung liefert, denn das ist hier einfach nicht der Fall. Gut, jeder Fan freut sich zunächst, ihr zusehen zu dürfen, was es auch sei. Doch dann neigt sich der Film dem Ende zu und man sagt sich erschrocken wie nachdenklich: was wurde nur aus dieser armen Frau, die nur ein Star sein wollte? Marisa Mell spielt einmal mehr die gehörnte Ehefrau, deren Sexhunger die Kompetenzen ihres Ehemannes bei Weitem zu übersteigen scheint. Im Film hat sie ihre besten Szenen mit Kollegin Paola Senatore, die sich zwar nicht mit ihr prügelt, aber die beiden finden sich häufiger in einem zickigen Handgemenge wieder, und es setzt etliche Ohrfeigen und scharfe Spitzen. »Halt gefälligst die Klappe, du kleines Miststück!«, oder »Die hat zu mir Hure gesagt.« sind so die kleinen Wortgefechte der beiden, Marisa Mell setzt ihren abschätzigsten Blick auf und gestikuliert mit italienischer Grandezza. Ansonsten gibt es wenig nennenswertes zu ihrem Auftritt zu sagen, schade ist, dass sie in allen ihren Szenen nur 2-3 unterschiedliche Ensembles trägt, was den Eindruck verstärkt, dass sie ihre Szenen lediglich herunter gespult hat.

Was ist nur passiert? Früher haben wir beispielsweise "Eis am Stiel" gerne gesehen und als amüsant eingestuft. "Die letzten Heuler der Marine" fällt in die gleiche Kategorie von Filmen, die Klamauk bis zum Exzess verbreiten möchten, und hier und da mit ein paar erotischen Einlagen zu punkten versuchen. Mit Paola Senatore, Sabrina Siani und Marisa Mell hatte man sogar ansehnliche Darstellerinnen zur Verfügung. Heute schmeckt das Gebräu aus Klamauk und Erotik nicht mehr, nein es wirkt eher peinlich und ist kaum auszuhalten. Gut, ich muss gestehen, dass mir dieser Film doch (ich habe tatsächlich mitgezählt) vier echte Lacher herauslocken konnte, was ich versöhnlicherweise als verhältnismäßig viel ansehe;) Doch dann taucht plötzlich und immer wieder die verzerrte Fratze von Alvaro Vitali auf, dem Prototypen des Trottels und des geborenen Verlierers, dessen Präsenz einen fast zum Ausrasten bringen möchte. Abschalten gilt nicht, und daher wird es grotesk. Das Warten auf Marisa Mell und die mitunter miserabelsten Karriere-Auftritte von ihr werden zum Happening! Nein, das Material ist sinnlos, die Verfolgungen quer durch das Hotel, die Gags die nicht zünden, die unmöglichen Personen, die lächerlichen Dialoge, und so weiter, machen "La dottoressa preferisce i marinai" zu einer üblen Tortur, bei der Geduld, Durchhaltevermögen und diplomatisches Abwinken essentielle Grundvoraussetzungen sind. Nach der schönen Rolle in "Sam et Sally" habe ich als Nebeneffekt also auch noch die Sinnhaftigkeit einer Kulturrevolution erfahren können;)

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

07.01.2013 14:17
#83 Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 28 ("Nel buio del terrore") Zitat · Antworten



NEL BUIO DEL TERRORE / HISTORIA DE UNA TRAICIÓN / THE GREAT SWINDLE (1970)

mit Marisa Mell, Sylva Koscina, Fernando Rey, Massimo Serato, Simón Andreu, María Martín, Alfredo Santacruz, Mario Álex und Stephen Boyd





Carla (Marisa Mell), eine nicht unbekannte Prostituierte in besseren Kreisen, und der reiche Industrielle Luis Montalban (Fernando Rey) beginnen nach einigen gemeinsamen Treffen eine Liebesbeziehung miteinander. Allerdings steht Carla zwischenzeitlich wieder in einer Beziehung mit der attraktiven Kellnerin Lola, (Sylva Koscina), die sie aus den Augen verloren hatte. Durch ihre Freundin lernt Lola nun auch den reichen Geschäftsmann kennen, der fortan nur noch Augen für sie hat, bis die beiden schließlich heiraten. Die zwei Frauen verlieren sich erneut aus den Augen bis Carla eines Tages die Nachricht vom Tode Montalbans aus der Zeitung erfährt, der mit seinem Jet abgestürzt ist. Nun ist ihr Beistand gefragt, doch es scheint, als führte sie Anderes im Schilde. Ist es Rache, ist es Liebe? Zusammen mit dem Künstler Arthur (Stephen Boyd), der sie einst vor dem Sprung von einer Klippe bewahrte, und der seit längerem ihr Liebhaber ist, schmiedet sie ein Komplott. Doch in diesem Fall kann keiner dem anderen trauen, denn jeder versucht seine Interessen rücksichtslos zu wahren, bis die Situation schließlich außer Kontrolle gerät...

Eine Kategorisierung dieses Films des spanischen Regisseurs José Antonio Nieves Conde, der zusammen mit Stephen Boyd und Marisa Mell auch noch den außergewöhnlichen Film "Marta / ...dopo di che, uccide il maschio e lo divora" drehte, fällt auch nach mehrmaligem Ansehen nicht sehr leicht. Die Tendenz geht eigentlich oder eher in die Richtung eines Psycho-Thrillers, wobei der Produktion auch immer wieder Giallo-Elemente bescheinigt werden, die auch diskret auftauchen. Schon die inhaltliche Zusammenfassung stellte sich beim Zusammenbasteln als schwierig heraus, da viele Handlungsstränge in diesem In Rückblenden in Rückblenden angelegten Film, nach wie vor wie ein Rätsel erscheinen. Für den Zuschauer stellt es also insgesamt eine Herausforderung dar, sich zeitlich und örtlich zu orientieren, obwohl man Marisa Mell in diesen Sequenzen optisch, wahlweise mit beispielsweise anderer Haarpracht veränderte. Leider liegt es auch an der mangelhaften Kopie des Films, denn viele Passagen unter anderem mit Schlüsseldialogen sind aufgrund von Tonsprüngen und gravierenden Verunreinigungen kaum zu gebrauchen. Wäre das Bild makellos, so wäre dieser Film der voll von Zooms ist, ein Genuss der besonderen Art, denn man dürfte folglich auch die Makellosigkeit der Hauptdarstellerinnen bewundern können. Marisa Mell und Sylva Koscina in einem Szenario, für mich geht es kaum besser! Abgesehen davon besticht "Nel buio del terrore" durch seine edle Ausstattung, er präsentiert sich überaus elegant und die schönen Musik-Themen von Carlo Savina sind durchgehend wie ein Traum.





Marisa Mell und die frühen Siebziger, ja das war eine schöne und mit ein paar kleineren Abstrichen richtig produktive Zeit, und man kann durchaus vom Höhepunkt ihrer Karriere sprechen! Auch "Nel buio del terrore" zeigt sich über weiteste Strecken als eine Art Konstruktion, die alleine dazu geschaffen wurde, um Marisa Mell eine große Bühne zur Verfügung zu stellen, und man kann sich hier vollkommen auf ihre Leistung verlassen. Carla bekommt durch sie in diesem Verlauf viele unterschiedliche Facetten verliehen, es ist wirklich hochinteressant diesem unergründlichen Gesicht zu folgen. Es entsteht ein Wechselbad der Gefühle, das wiederum die Geschichte sehr gut charakterisieren soll. Carlas Fassade lässt keinen genauen Blick auf ihre inneren Abgründe und ihre Zerrissenheit zu, man versteht sie nur dann, wenn ihre Resonanzkörper, in Form von Lola oder Arthur, dies zulassen. Ihr versteinerter Blick und die leeren, kalten Augen leiten häufig Rückblenden ein, in denen man sie glücklich und ausgelassen sieht, oder genau so nachdenklich und verletzt. Der Zuschauer ahnt, dass in dieser Dreieckskonstellation ein Trojanisches Pferd lauert, die Hauptpersonen glauben es sogar zu wissen, da sich jeder einzelne selbst dafür hält. Doch es wird Überraschungen geben, von denen schlussendlich der Zuscher profitiert. Marisa Mell stellt hier erneut ihre darstellerische Kompetenz in Sachen Mehrfach-Anforderung und Glaubwürdigkeit unter Beweis, ihre Anmut und Makellosigkeit zur Schau und vor allem ihre Wandlungsfähigkeit, die für die Produktion eine absolute Basisanforderung darstellt. Zusätzlich gibt sie eine ihrer gefühlt-unzähligen Strip-Darbietungen zum Besten, bei der ihr Kollegin Lola allerdings die Show stiehlt, indem sie ordentlich angeheitert auf die Tube drückt.

Die schöne Wahl-Italienerin Sylva Koscina stellt ebenso einen Grund zum Jubeln dar. Man sieht die beiden Hauptdarstellerinnen in einer oftmals fast symbiotischen Interpretation. Die Sympathischere der beiden ist wahrscheinlich Lola, die mit Carla ihre alte Leidenschaft wieder aufblühen lässt. In diesem Szenario wird man allerdings vergeblich nach deftigen Erotik-Szenen suchen, zwischen Sylva Koscina und Marisa Mell gibt es lediglich ein paar unschuldig wirkende Küsse, sie nehmen gemeinsam ein Bad, und im Falle von Nackt-Szenen musste hier ausschließlich Madame Koscina in die Pflicht gerufen werden. Die Chemie zwischen den beiden wirkt in diesen Fällen nicht immer einwandfrei, beziehungsweise mitreißend, in den Szenen mit Stephen Boyd, mit dem Marisa Mell seinerzeit, beziehungsweise ab dem nächsten gemeinsamen Film auch privat liiert war, und dem sie ein komplettes Kapitel in ihren Memoiren widmete, kommt wesentlich mehr Feuer und Leidenschaft auf. Man kann förmlich miterleben, wie die Österreicherin mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, ihr Objekt der Begierde zu erobern. Schöne Szenen haben die beiden Frauen, als sie sich im Hotel, in dem Lola arbeitet, wieder sehen. Ich kenne kaum einen Film, in dem ich Marisa Mell so häufig herzhaft lachen gesehen habe, und wo sie trotz der ambivalenten Anlegung ihrer Rolle so viele schöne Momente mit einer derartig positiven Ausstrahlung transportieren konnte. Und Kollegin Sylva Koscina spielt hier durchgehend leichtfüßig und es macht einfach Spaß, auch ihre strahlende Aura bestaunen zu können. Stephen Boyd lässt sich von den starken Frauen, und von deren ausfüllenden Interpretationen, in keinster Weise einschüchtern, vor allem aber nicht beeindrucken, und er wirkt routiniert und sehr prägnant. Seine tragende Rolle wirkt lange Zeit unscheinbar, streckenweise auch undurchsichtig, die geschilderten Konstellationen erschließen sich langsam aber schließlich in furioser Manier.

Die Gesamtkonstruktion des Films entzerrt sich insgesamt nur schwer. Der Plot arbeitet Rückblenden in Rückblenden ab und sorgt bei fortlaufender Zeit für eine gewisse Verwirrung, was dem Grundthema zu Gute kommt. Hin und wieder schleichen sich Sequenzen ein, die dem Empfinden nach zu langatmig geraten sind, allerdings setzt der Film auf diese gediegene Strategie, um mit raffinierten Wendungen ein bemerkenswertes Finale anzubahnen. Deswegen muss man sehr lange auf das erste Verbrechen warten, auch das Blut sprudelt hier nicht gerade in Fontänen. Der psychologische Hintergrund sollte nicht zu ernst genommen werden, und man ließ ihn im Rahmen von vielen Interpretationsspielräumen relativ offen, vielleicht sogar mit einer neutral angehauchten Note. Der Zuschauer wird entscheiden müssen, ob der Film letztlich funktioniert oder nicht. Die eigenartige Umsetzung um konventionelle Themen im unkonventionellen Gewandt, steigern die Komplexität bei diesem Film, der wesentlich einfacher hätte von statten gehen können. Aber er will Verwirrung stiften, er möchte ganz diskret provozieren und eigentlich kein weiteres Märchen sein, was er allerdings doch bleibt. Mich hat dieser diffuse Strudel aus Unwahrscheinlichkeiten im Bereich des Möglichen unheimlich fasziniert, doch es bleibt sehr schwer, zu beschreiben warum das eigentlich so ist. Es gibt nämlich zum Beispiel zahlreiche Gialli, die ähnlich funktionieren und wesentlich geradliniger oder verständlicher ausgefallen sind, sich darüber hinaus wesentlich eindeutigerer Elemente bedienen. Was "Nel buio del terrore" aber seltsam auszeichnet ist, dass er wie ein langfristiges Überraschungspaket wirkt. Bei jedem erneuten Anschauen erschließt sich eine neue Vielfalt, weitere Details tauchen plötzlich auf und es kommt zu gedanklichen Kehrtwendungen. Das größte Anliegen des Films liegt also vermutlich darin, dass er wie in einer Art Zwang zum Interpretieren und Nachdenken anregt, obwohl das Ausgangsmaterial dazu eigentlich weniger geeignet ist. Für mich bleibt insgesamt eine von Marisa Mells schönsten Expeditionen in die spanische Filmwelt, und das Ergebnis verdient zwischen Volltreffer und zu schwierigem, ungelenk wirkendem Stoff wahrscheinlich jede Umschreibung.

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

07.01.2013 17:00
#84 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 28 ("Nel buio del terrore") Zitat · Antworten

Auf der großen Leinwand mit makellosem Bild hat der Film in Spanien
einigermaßen gut funktioniert, denn er hatte dort 773.527 Zuschauer.
Ob trotz oder vielleicht sogar wegen der von Dir beschriebenen Gesamtkonstruktion - wer weiß das schon.
Es waren ja immerhin bekannte Namen am Start und vielleicht hat auch die Hoffnung auf ein paar heiße Szenen
zwischen Marisa und Sylva dazu beigetragen.

Prisma Offline




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07.01.2013 17:06
#85 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 28 ("Nel buio del terrore") Zitat · Antworten



SONSTIGES: »Ein kurzer Blick«


Hier kann man den Vorspann des vorher besprochenen Films "Nel buio del terrore" sehen, aber vor allem eine Hörprobe der feineren Sorte erleben. Die Musik von Meister Carlo Savina gehört zu den schönsten Musik-Stücken in meiner persönlichen Liste. Verträumt, sehnsüchtig und so perfekt auf Situationen und Schauplätze abgestimmt. In vielen Filmen kann man übrigens hören, dass Savina seine eigenen Kompositionen immer gerne wieder verwertete, so kann man in der Wohnung von Carla ein Musikstück aus "Schreie in der Nacht" (1969) hören, als sie eine Platte auflegt. Aber hier das Intro:

http://www.youtube.com/watch?v=cOabmfkZJ7Y

Prisma Offline




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07.01.2013 21:22
#86 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 28 ("Nel buio del terrore") Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #84
Auf der großen Leinwand mit makellosem Bild hat der Film in Spanien
einigermaßen gut funktioniert, denn er hatte dort 773.527 Zuschauer.


Vielen Dank für diese Information! Ich dachte mir schon, dass der Film zumindest im Produktionsland ein guter Erfolg war, denn er ist (abgesehen von der Besetzung) wirklich nicht uninteressant und spiegelt eben den 70er Jahre-Zeitgeist wieder. Es gab ja eine Schwemme derartiger Produktionen unterschiedlichsten Niveaus, weil sie einfach damals en vogue waren, und das ja nicht zu Unrecht. "Nel buio del terrore" ist ein wirklich gelungener Film, dessen Komplexität ihn im Endeffekt wirklich interessant macht, auch wenn das meine Kritik vielleicht nicht immer so widergespiegelt hat. Im direkten Vergleich stellt der Film "Marta", ebenfalls unter der gleichen Regie entstanden und mit Stephen Boyd und Marisa Mell in den Hauptrollen, allerdings eine noch gelungenere und wesentlich stärkere Variante dar. Da denke ich, dass dieser Film viel erfolgreicher gelaufen sein könnte, auch international.

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

08.01.2013 15:58
#87 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 28 ("Nel buio del terrore") Zitat · Antworten

Zitat von Prisma im Beitrag #86
Im direkten Vergleich stellt der Film "Marta", ebenfalls unter der gleichen Regie entstanden und mit Stephen Boyd und Marisa Mell in den Hauptrollen, allerdings eine noch gelungenere und wesentlich stärkere Variante dar. Da denke ich, dass dieser Film viel erfolgreicher gelaufen sein könnte, auch international.

Was Spanien betrifft, liegst Du mit dieser Vermutung richtig.
Dort hat es "Marta" auf knapp über 1 Mio. Zuschauer gebracht.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

08.01.2013 21:17
#88 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 28 ("Nel buio del terrore") Zitat · Antworten

Dann danke ich Dir für diese Bestätigung und die Information!
Rund eine Millionen Zuschauer finde ich lokal gesehen schon sehr beachtlich.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

14.01.2013 17:13
#89 RE: Marisa Mell - Filme & Karriere · Kapitel 28 ("Nel buio del terrore") Zitat · Antworten



SONSTIGES: »Der Soundtrack«





TRACKLISTE (1-20)

♦ Sounds In The Night
♦ Sweet Girl
♦ Pleasant Day
♦ Blue Memory
♦ Shake In The Night
♦ Memories Of Love
♦ A Voice, In The End
♦ Three Situations
♦ Valzer Of Voices
♦ Echoes
♦ Time To Thrill
♦ Suspending Peace
♦ Three Stituations
♦ Jazzy Dance
♦ Shake In The Night
♦ One Situation
♦ Good News
♦ Murder And Run
♦ A Voice, In The End
♦ A Voice, In The End




Der Soundtrack "Nel buio del terrore" von Carlo Savina ist, um es direkt zu sagen, einfach nur traumhaft. Die auf 1500 Pressungen limitierte CD präsentiert sich in edler Aufmachung, mit gestochen scharfen Szenen-Fotos, Abdrucken von Kino-Plakaten und einigen Informationen rund um den Film und den Komponisten. Die Qualität der Studio-Aufnahmen ist hervorragend, die Master-Bänder wurden, wie es heißt, von der Familie Savina aufbewahrt und es ist ein großes Glück, dass sie mit dieser Veröffentlichung von Intermezzo Media (2010) zugänglich gemacht werden konnten. Nach dem erneuten Ansehen des Films, geht mit das Titel-Thema 'Sounds In The Night' seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf. Diese Musik ist dermaßen einprägsam und verzaubernd, dass sie einen nicht mehr loslässt. Komponiert, arrangiert und dirigiert von Carlo Savina, haben einige Themen die Untermalung der kristallklaren und atemberaubenden Stimme der italienischen Sängerin Edda Dell'Orso (*16.02.1935), die wir beispielsweise alle den Musikstücken folgender Filme Kennen: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" oder "Die neunschwänzige Katze". Hauptsächlich arbeitete Dell'Orso mit Altmeister Ennio Morricone zusammen, aber eben auch gelegentlich mit Stelvio Cipriani oder Bruno Nicolai, und anderen.

Die Tracks der CD beweisen ein breites Repertoire, vor allem funktionieren sie auch, was am wichtigsten ist, ohne die perfekte Abstimmung mit dem Film. Verheißungsvolle Sehnsucht, traumwandlerische Weite, nervöse Anspannung, spürbare Erotik, es ist ein Rundumschlag der feinsten Sorte. Besonders Track 1 verleitet nicht nur zum Träumen, er zwingt mit seinen weniger schwer und lyrisch wirkenden Orchester-Klängen, und der faszinierenden Stimme von Edda Dell'Orso förmlich dazu. Ein Erlebnis voller Magie und Empfindung. Die Anpassung im Film ist wie gesagt hervorragend auf jede Passage und auf jede Szene abgestimmt. Sie schmeichelt den Hauptdarstellerinnen Marisa Mell und Sylva Koscina wo sie nur kann, sowohl in faszinierter, als auch in temperamentvoller Art und Weise, und es scheint fast so, als wolle sie die Wertschätzung für den Film und die Schauspieler unter Beweis stellen. Wenn man als Zuhörer derartig bedingungslos zum Träumen eingeladen wird, kann man bei dieser verwirrenden Mischung aus Illusion und Wirklichkeit nicht nein sagen. Abgewandelt möchte ich daher fast sagen: Je länger der Film, desto zahlreicher die Träume;)

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

28.01.2013 19:31
#90 Marisa Mell - Filme & Karriere · Wegbegleiter Zitat · Antworten



♦ WEGBEGLEITER ♦


In dieser neuen Kategorie werden demnächst, wie der Name eben sagt, einige Wegbegleiter vorgestellt werden, aus welchen Gründen man sie auch immer so nennen möchte. Einige von ihnen fanden Erwähnung in ihrer eigenen Biografie 'Coverlove', manchmal sogar kapitelweise und auch häufig einfach zu viel des Guten, wenige erwähnten wiederum Marisa Mell in ihren selbst verfassten Memoiren, oftmals nur ansatzweise, und die übrigen zählten meistens genau wie fast alle anderen, zu dem Kreis der damaligen Kollegen. Es wird um Parallelen, um Einschätzungen, um Randnotizen gehen, die die Schauspielerin vielleicht ein bisschen mehr, möglicherweise fernab ihres Berufes, aber vor allem im Karriere-Kontext, indirekt charakterisieren sollen. Selbstverständlich geht es aber auch um die Vorstellung dieser sogenannten Wegbegleiter an sich, die ja in den meisten Fällen keine unbeschriebenen Blätter darstellen, und meines Erachtens ganz einfach endlich eine explizite Erwähnung verdient haben.

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