Ich persönlich mag Flickenschildt lieber. Wie aber bereits beschrieben, hätte ich mir einen Rollentausch z.B. im Gasthaus nicht vorstellen können. Dagover passte in der Tat eher in die vornehmeren Rollen rein, während Flickenschildt da etwas "dörflicher" wirkte.
In Antwort auf:Dagover passte in der Tat eher in die vornehmeren Rollen rein, während Flickenschildt da etwas "dörflicher" wirkte
Genau das wollte ich die Tage auch dazu sagen. Man kann diese beiden hervorragenden Schauspielerinnen nicht direkt miteinander vergleichen, dafür passen die beiden wie schon von Ewok beschrieben nur in sehr unterschiedliche Rollen, die jedoch m.E. jede für sich perfekt ausfüllt. Mag sein, daß ein Vergleich bei Bühnenstücken durchaus möglich ist, jedoch m.E. nicht im Rahmen der Wallace Filme.
Im Übrigen finde ich es nur bei den Hauptdarstellern angebracht Vergleiche zu ziehen. Gerade die vielen Nebendarsteller, die im Wesentlichen die meisten Auftritte bei Wallace haben, sorgen mit ihrer perfekten Schauspielkunst neben der Musik für den nötigen Hintergrund für die Hauptakteure.
Genau genommen war die Flickenschildt vielleicht etwas wandlungsfähiger. Ich könnte mir z.B. die Dagover auch nicht als Nelly Oaks vorstellen, denke aber, daß sie im indischen Tuch durchaus eine Alternative zur (allerdings bravourös spielenden) Flickeschildt gewesen wäre.
Ich mache hier mal mit einem interessanten "Kampf" weiter und zwar:
Franz Joseph Gottlieb vs. Jürgen Roland
Von Gottlieb habe ich kein Bild gefunden.
Also bei mir ist es diesmal eindeutig Gottlieb. Er hat zwar mit dem Abt und der Gruft zwei oft sehr verkannte Filme gedreht, aber sie gefallen mir besser als der Bogenschütze!!!!
Für Gottlieb spricht die große Anzahl von Krimis, unter denen auch einige meiner "Lieblinge" sind bzw. die ich für sehr gelungen halte, etwa "Die Gruft mit dem Rätselschloss", "Der Fluch der gelben Schlange", "Das Phantom von Soho" oder "Das Geheimnis der schwarzen Witwe".
Gegen Gottlieb spricht, dass er den "schwarzen Abt" in den Sand gesetzt hat.
Für Roland spricht die unglaublich tolle Serie "Stahlnetz" sowie sein Super-Wallace "Der rote Kreis" (mein Drittlieblings-Wallace).
Gegen Roland spricht eindeutig "Der grüne Bogenschütze".
Ganz klar ein unentschieden, denn: Franz Josef Gottlieb hat stets die schönste Atmosphäre geschaffen in seinen Edgar Wallace-, Bryan Edgar Wallace- und Weinert-Wilton-Filmen, bei guten Drehbüchern kamen sogar sehr gute Filme heraus, außerdem drehte er zwei sehr gute Karl May-Orient-Filme. Jürgen Roland war kein Mann für Aktionsbetonte, fiktive Krimi-Reißer, seine Stärken hat er bei authentischen Krimis wie "Vier Schlüssel", der schlichtweg genial ist! Zudem hatte er seine größten Erfolge im Fernsehen.
Auf die Edgar Wallace-artigen Krimis bezogen, ist Gottlieb ganz weit vorn, Rolands "Bogenschütze" finde ich äußerst schwach, so dass er bei mir auch zu den schlechtesten Wallaces insgesamt gehört! Mit dem eher bodenständigen "Roten Kreis" hatte er eben den richtigen Stoff zur Verfügung, ein Reißer wie der Bogenschütze konnte ihm nur misslingen...
Der Bogenschütze war nicht als Reißer, sondern als Persiflage ausgelegt. Dieser Film SOLLTE SICH NICHT SELBST ERNST nehmen.
Insofern ist es falsch und ungerecht diesen mit der gleichen Meßlatte wie bei den anderen Verfilmungen zu beurteilen. Beim Wixer gilt das gleiche, nur hier wurde von vornherein dieser als "Comedy" angekündigt, was heute natürlich üblich ist und niemand verreißt diesen deshalb.
Andere als Persiflage angelegte Filme, beispielsweise "Das Rätsel der roten Orchidee" weisen aber trotzdem eine schlüssige und spannende Handlung auf, sowie überdurchschnittlich gute schauspielerische und regietechnische Leistungen. Das ist beim "Bogenschützen" meiner Meinung nach nicht der Fall.
Und außerdem sind die Witze im Bogenschützen einfach nicht tiefgründig genig es als arodie oder Persiflage auszugeben. Es gibt erstens zu wenig Witze und zweitens ist die Hälfte davon einfach nur dumm-doof!
Also auch auf die Gefahr hin müde belächelt zu werden, mir gefällt der Grüne Bogenschütze trotz aller Unkenrufe sehr gut. Es wird ja immer wieder verschiedentlich betont, daß die Wallace-Filme eigentlich gar nicht ernst gemeint waren, also ist es wohl in erster Linie eine Geschmacksfrage, ob man einen bestimmten Film mahr oder weniger mag. Wie gesagt, ich mag den Bogenschützen trotz aller berechtigten Einwände (Fröbe steht zu sehr im Vordergrund, die Identität des Bogenschützen wird nur am Rande aufgeklärt). Und was das Duell zwischen Roland und Gottlieb anbelangt, so schlägt das Pendel was die Wallace-Verfilmungen anbelangt, bei mir mehr zugunsten von Roland aus, Gottlieb hat mir etwas zu "brav" inszeniert, da wäre mehr drin gewesen. Geschmacksfrage halt ...
Humor ist eindeutig Geschmackssache, mir gefällt der Witz des Films beispielsweise hervorragend. Aber ich stimme dem Blinden Jack soweit zu, als dass für eine Parodie oder Persiflage zu wenig Witz vorhanden ist.
Als Parodie finde ich den Film aber genauso misslungen da er dafür einfach nicht bissig genug mit sich selbst ist und immer noch zu steif bleibt. Eine Parodie zeichnet sich schließlich dadurch aus das die stilbildensten Merkmale eines bestimmten Genres oder auch explizit einiger oder eines bestimmten Genre-Filmes karikiert werden, also ins Lächerliche, bzw. unsinnige überspitzt dargestellt werden. Und davon kann bei "Der grüne Bogenschütze" keine Rede sein, ebenso wenig allerdings auch bei "Der Wixxer", der sich über weite Strecken doch durch Fäkal-Humor beim Mainstream-Publikum anbiedert und damit die vielen kleinen Spitzen gegen die Wallace-Filme, die man nur als Fan bemerkt wieder untergräbt.
"Der Würger vom Tower" erfüllt z. B. seine Funktion als unfreiwillige Parodie ausgezeichnet da hier der Drehbuchautor (also Erwin C. Dietrich) einfach alle "Stilmerkmale" und "Klischees" (man beachte die Anführungszeichen!) zusammengewürfelt hat in dem Glauben so einen "typischen" Film zu kreieren. Und dabei ein derart unglaubliches, entlarvendes Trash-Spektakel (ob witzig oder nicht sei dahingestellt, ich persönlich kann den Film nicht besonders gut leiden) von der Leine lässt das alle "Parodien" nur scheitern können. Genauso verhält es sich auch mit den meisten italienischen Endzeit- , Barbaren- , Fantasy- und Sci-Fi-Trash-Filmen der frühen 80ziger. Die Essenz aus einem die Massen verwirrenden und verblendenden amerikanischen Blockbuster gezogen und schon ist die unfreiwillige Parodie da! Plötzlich erkennt man eben noch viel deutlicher, wie "Conan der Barbar", "Mad Max" und "Star Wars" funktionieren: BumBum, Tamtam, KreischKreisch, GrunzGrunz, SchmatzKüss. Monster, Blut, Brüste und Muskeln, Waffen, Böse und liebe Meschlein und ganz viel Romantik, Niedertracht, Pathos und Heldenmut zusammengemixt. Das ergab bei den Italienern die unglaublichsten Schundgranaten die aber eben aufzeigten das die Hollywood-Vorbilder trotz viel teurem Firlefanz nicht anders, aber auch gar nicht anders funktionierten. Deswegen mag ich die Plagiate auch viel lieber. Kein verlogenes Reden um den heißen Brei wie in Hollywood sondern gleich Gehirngift in hoher Konzentration, ohne Kaffee!