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Dieses Thema hat 172 Antworten
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 James-Bond-007-Forum
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Ray Offline



Beiträge: 1.931

25.08.2017 23:21
#166 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

Ein Quantum Trost (Quantum of Solace) (GB/USA 2008)

Regie: Marc Forster

Darsteller: Daniel Craig, Olga Kurylenko, Mathieu Amalric, Gemma Arteton, Judi Dench, Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini, Jesper Christensen, Anatole Taubman u.a.



Mit "Ein Quantum Trost" präsentierten die Bond-Macher erstmals eine direkte Fortsetzung (Der Film "Diamantenfieber" schließt richtigerweise an "Man lebt nur zweimal" an). Trotz der eigentlich konsequenten Fortführung des Craig-Erstlings stieß der Film doch auf viel negative Kritik, die gefühlt zur Erscheinung von "Skyfall" nochmal zunahm.

Zu Unrecht. Der kürzeste Bond-Film der Geschichte bietet knapp 100 Minuten rasanteste Action-Unterhaltung, ohne die Kernelemente vermissen zu lassen.
Da wäre zum einen die z.T. atemberaubende Action. Nach dem atemlosen Einstieg mit der Auto-Verfolgungsjagd (man vergleiche diese mal mit der lahmen Ausflugsfahrt durch Rom in "Spectre"), bekommt der Zuschauer nach dem Vorspann eine turbulente Hetzjagd über die Dächer von Sienna. Kaum hat man sich davon erholt, schließt sich eine knackige Klopperei in einem Hotel auf Haiti an. Wiederum kurz darauf hetzen Bond und Camille mit dem Auto durch die Stadt, ein weiteres Action-Highlight folgt auf dem Fuß mit der brachialen Boot-Verfolgungsjagd. Nicht minder beeindruckend die stark gefilmte Sequenz in den Innenräumen des Festspieltheaters. Verfolgungsjagden im Auto, zu Fuß, auf dem Motorrad, auf dem Boot oder mit dem Flugzeug - Action-Herz, was willst du mehr?

Ein weiterer regelmäßig genannter Kritikpunkt ist die "dünne Story". Dabei war das Thema Öl anno 2008 hochaktuell und ist es eigentlich immer noch und die Idee mit der Kontrolle von Regierungen ist zwar simpel, trägt den Film aber allemal, zumal man ob der Atemlosigkeit des Geschehens ohnehin kaum Zeit zum Nachdenken bleibt. Außerdem lieber eine "dünne" als eine abstruse Story, solche gab es besonders in der Brosnan-Ära schließlich zu Hauf.

Bösewicht Mathieu Amalric spielt seinen Part schön fies und unsympathisch, ein Charakter, an dem sich der Zuschauer reiben kann. Dominic Greene gehört definitiv zu den besseren Schurken der Reihe.
Was die Bond-Girls angeht, so ist Olga Kurylenko optisch in der Craig-Ära ganz vorn dabei und macht ihre Sache auch sonst ordentlich. Interessant an ihrer Figur ist, dass sie das erste und einzige "Bond-Girl" ist, das nicht mit Bond schläft. Gemma Arteton, die von beiden die bis dato bessere Karriere gemacht hat, ist keine absolute Schönheit, aber ein durchaus reizvoller Typ. Ihren Part hätte man ruhig ausbauen können, wobei mit Eve Moneypenny im folgenden Film eine ähnliche Figur etabliert wurde.

Schließlich enthält der Film wesentlich mehr Humor als gemeinhin behauptet. Gerade in der Anfangsphase und in den ersten Szenen zwischen Bond und Camille gibt es herrliche Momente (z.B. wo Bond nach der Verfolgungsjagd per Boot einem arglosen Mann die erschöpfte Camille in die Hand drückt und im Vorbeigehen erklärt "Hier, sie ist seekrank" oder wenn Bond auf Frage Camilles, ob der Verfolger ein Freund von Bond sei, trocken erwidert, er habe keine Freunde).

Obschon Alicia Keys es verdient gehabt hätte, eine Solo-Nummer am Klavier als Bond-Song zu präsentieren, was der hochbegabten Musikerin sicher besser entgegengekommen wäre, funktioniert das experimentelle Duett mit Jack White erstaunlich gut und trifft den Ton mit seinen krachenden Tempo- und Melodiewechseln sehr gut.

Last but not least gefallen die vielen Reminiszenzen an alte Bond-Filme. Neben der in Analogie zu Goldfinger mit Öl ertränkten Gemma Arteton gibt es z.B. die Szene am Ende der Verfolgung im Theater, in der sich Bonds Verfolger zunächst an der Krawatte des Doppelnullagenten festhalten kann und dann durch ein Abstreifen durch Bond hinunter fällt. Diese Szene samt Dialog ist angelehnt an jene Szene aus "Der Spion, der mich liebte" ("Wo ist Fekkesh?"). Schließlich erinnert der Sprung von Bond und Camille aus dem Flugzeug an die Eröffnungsszene aus "Moonraker".

Nachdem man beim ersten Film die Gunbarrel-Sequenz in die Eröffnungszene einbaute, setzte man nun eine klassische, mit dem Bond-Theme untermalte, an das Ende des Films, welche dem Bond-Publikum wohl suggerieren sollte, dass die Vorgeschichte zu Ende sei und Bond nun endlich voll durchstarten würde.

Alles in allem ein hoch interessanter und ungemein intensiver Bond-Streifen, der durch sein hohes Tempo und die interessante Bildsprache zu überzeugen weiß und den durch "Casino Royale" eingeschlagenen Weg als direkte inhaltliche Fortsetzung konsequent fortführt. Im direkten Vergleich würde ich "Quantum" nun überraschenderweise sogar "Casino Royale" leicht vorziehen, weil Craig hier noch souveräner agiert und Längen gänzlich fehlen.


Neben "Der Mann mit dem goldenen Colt" wohl der am meisten unterschätzte Bond-Film. "Ein Quantum Trost" kommt durch seine rasante und ungemein intensive Inszenierung gänzlich ohne Längen aus und überzeugt durch eine interessante Bildsprache. Mangels erheblicher Schwächen 5 von 5 Punkten.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

25.08.2017 23:44
#167 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

QOS gefällt wir zwar auch, aber an die anderen Craig-Bonds kommt er leider nicht wirklich ran. Negativ ist hier vor allem der starke inszenatorische Kontrast zum direkten Vorgänger.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

26.08.2017 00:02
#168 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

Okay, das lass ich gelten. Sowieso kann ich es nachvollziehen, wenn manchen die schnellen Schnitte nicht behagen. Ich empfinde das im Bond-Universum aber mal als eine nette und reizvolle Abwechslung und finde die Inszenierung erstklassig.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

26.08.2017 00:18
#169 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

Was mich bei QOS auch irgendwie stört, ist die Tatsache, dass man den Handlungsstrang um Mr. White und Guy Haines komplett fallen lässt.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

26.08.2017 00:23
#170 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

Laut dem Osteried-Buch gab es ursprünglich am Ende noch eine Szene mit den beiden. Man hat sie dann aber letztlich rausgeschnitten, weil sich die Produzenten mehr Freiheiten in Bezug auf den nächsten Bond lassen wollten.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

26.08.2017 00:47
#171 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #170
Laut dem Osteried-Buch gab es ursprünglich am Ende noch eine Szene mit den beiden. Man hat sie dann aber letztlich rausgeschnitten, weil sich die Produzenten mehr Freiheiten in Bezug auf den nächsten Bond lassen wollten.


Das ist mir bekannt und ich warte bis heute darauf, die Szene endlich irgendwann sehen zu können.

Mehr Infos dazu gibt es hier:

https://www.mi6-hq.com/sections/articles...white-cut-scene

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

26.08.2017 08:58
#172 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

Sehr schönes Review!

QOS ist auch mein liebster Craig-Bondfilm. Gerade durch die schnellen Schnitte in den Actionsequenzen habe ich noch nie mehr mit Bond mitgefiebert als bei diesem Film.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

27.08.2017 14:21
#173 RE: Bond 22 Zitat · Antworten

Da muss ich aber dazwischen unken. QOS ist einer von den mit Abstand schwächsten Beiträge eines halben Bond-Jahrhunderts.

Anstelle der ursprünglichen Edel-Action wird hier reine 08/15 Action ohne den geringsten Charme und ohne Originalität geboten.

Das typische Bondfeeling stellt sich nicht einmal ansatzweise ein und der Film ist mit irgendwelchen herkömmlichen, ermüdenden Actionstreifen, die man schon zur Genüge kennt, beliebig austauschbar. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, man wollte nur ein junges, unerfahrenes Publikum damit ansprechen und die "alten Bond-Hasen" langsam sterben lassen. Die fehlenden Bond-Elemente versuchte man mit schnellen Schnitten zu kaschieren. Dadurch trägt dieser Filme einen gar grässlichen Computerspiel-Charakter. Sowas wird meinen Ansprüchen als Bondfan nicht einmal in Ansätzen gerecht. Ein furchtbarer Tiefpunkt einer herausragenden Reihe. Man hat dabei auch nicht verstanden, einen annehmbaren Bösewicht und wirklich strahlende Bond-Girls zu präsentieren.

Zusammen mit Diamantenfieber, Moonraker und Octopussy eine der unvermeidlichen Gurken des Genres.

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