Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 90 Antworten
und wurde 9.026 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7
Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

29.11.2016 22:51
#61 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #59
Das gilt aber nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere große europäische Länder wie Frankreich, Spanien und Italien. Ich finde das ehrlich gesagt auch nicht verwerflich. Viele Länder haben eben einen speziellen, eigenen Humor. Und wenn ein Film tatsächlich so viele Zuschauer erreicht, ist es doch völlig egal, ob er außerhalb des eigenen Landes irgendjemanden interessiert.

Ja, aber viele zunächst nur nationale populäre Komiker aus diesen Ländern haben aber später auch international Erfolg gehabt wie etwa Louis de Funès, Bud Spencer & Terence Hill oder Roberto Benigni. Ich weiß nicht, ob Otto Waalkes oder Bully Herbig (im Kino die zwei erfolgreichsten Deutschen!) im Ausland so geschätzt werden. Das aber nur nebenbei. Meine Aussage bezog sich eher auf die Machart von Genre-Filmen allgemein und die Möglichkeit einer internationalen Auswertung.

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #59
Das ist nun etwas zu pauschal. Es gab in den letzten Jahren durchaus deutsche Filmemacher, die erfolgreich in Hollywood reüssierten, etwa Robert Schwendtke, Christian Ditter und zuletzt Dennis Gansel. Gerade Schwendtke ist ein Mann fürs Genre - der Thriller "Flightplan" und die Actionkomödie "RED" waren Welterfolge. Seine Eintrittskarte nach Hollywood war kurioserweise auch ein deutscher Genrefilm - der grimmige Thriller "Tattoo" (den hierzulande aber - natürlich - kaum jemand sehen wollte). Auch die deutschen Regisseure, die sich zwei Jahrzehnte in Hollywood halten konnten (Emmerich und Petersen) sind ausgewiesene Genre-Spezialisten.

Das sind vielleicht kleine Achtungserfolge, aber mehr auch nicht. Wenn wir von Genre und Hollywood sprechen, dann müssen wir auch an die Hochkaräter bzw. großen Kassenfilme gehen. Und da gibt es gerade einmal einen deutschen Filmemacher, der hier einmal einen Film zu einer großen Filmreihe beisteuern durfte: Marc Forster bei James Bond. Und siehe da: Obwohl Forster Deutschschweizer ist, hat er seine gesamte Ausbildung in den USA absolviert. Ein Zufall?

Zitat von DanielL im Beitrag #60
Was ich initial meinte war, dass solche Kritiken dazu beitragen, dass der Genrefilm kein Standing hat. Im Sinne: Ihm wird nach wie vor ein geringer Stellenwert zugesprochen. Das betrifft aktuelle Produktionen, aber auch die Auseinandersetzung mit dem filmischen Nachlass.

Da wäre ich mir noch nicht einmal so sicher. Gibt es da nicht sogar eher eine rückläufige Entwicklung. In letzter Zeit gab es doch gefühlt gehäufter Würdigungen von vergangen Genre-Strömungen und ihren Regisseuren. Das ist zumindest mein Eindruck. Letztlich hat auch jemand wie Quentin Tarantino einen nicht unerheblichen Beitrag zur Wiederentdeckung und Rehabilitierung bestimmter Genre-, Trivial- und Trash-Richtungen geleistet.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

29.11.2016 23:09
#62 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #61
In letzter Zeit gab es doch gefühlt gehäufter Würdigungen von vergangen Genre-Strömungen und ihren Regisseuren. Das ist zumindest mein Eindruck. Letztlich hat auch jemand wie Quentin Tarantino einen nicht unerheblichen Beitrag zur Wiederentdeckung und Rehabilitierung bestimmter Genre-, Trivial- und Trash-Richtungen geleistet.


Da gebe ich dir Recht. Und das kann doch wohl nicht sein, wenn erst einer wie Tarantino kommen muss, um den deutschen Filmkritikern zu erklären, wer eigentlich Alfred Vohrer war.

Gruß,
Daniel

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.09.2017 10:28
#63 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

„Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 2 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 4,31 von 5 Punkten.

zugrundeliegende Wertungen: 17 von 17 (17x „gut bekannt“, 0x „länger her“)
Top-10-Tipps: 8 von 8 (höchster Tipp: 1x Platz 1)
Auswahlrunde: vorqualifiziert (Dr.-Mabuse-Film)


mit 4,56 Pkt. Platz 06 in der Kategorie Schauspieler (– 4)
mit 4,26 Pkt. Platz 12 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (– 10)
mit 4,24 Pkt. Platz 03 in der Kategorie Drehbuch / Logik (– 1)
mit 4,53 Pkt. Platz 01 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (+ 1)
mit 3,97 Pkt. Platz 14 in der Kategorie Musik (– 12)
mit 4,32 Pkt. Platz 14 in der Kategorie Epigonenfaktor (– 12)
mit 4,29 Pkt. Platz 05 in der Kategorie freie Wertung (– 3)

Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017: Endergebnis (#243) (16)

Lord Low Offline




Beiträge: 746

15.11.2017 12:49
#64 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Wo wurde denn die Szene am Friedhof gedreht?

michaelchan Offline



Beiträge: 23

18.11.2017 19:47
#65 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Warum gibt es alle Jahre Wallace-Festspiele im Fernsehen, aber nicht von den Mabuse-Streifen?

Okay, vielleicht sind die vom FSK nicht geeignet, um schon Nachmittags damit zu starten.
Aber die Fantomas- und Gendarm-Streifen von de Funes werden ja auch gerne mal über mehrere Wochen verteilt im Abendprogramm gezeigt.

Würde die eigentlich genauso gerne sehen, wie die Wallacens. War die Beliebtheit damals nicht ähnlich?

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

27.05.2018 14:30
#66 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (Deutschland 1960)
mit: Wolfgang Preiss, Gert Fröbe, Peter van Eyck, Dawn Addams, Werner Peters, Andrea Checchi, Albert Bessler, Howard Vernon, Reinhard Kolldehoff, David Cameron, Nico Pepe, Marielouise Nagel, Wolfgang Völz, Manfred Grothe, Linda Sini, Hans W. Hamacher, Renate Küster, Lotti Alberti u.a. | Drehbuch: Fritz Lang und Heinz Oskar Wuttig nach Motiven von Norbert Jacques | Regie: Fritz Lang

Der Fernsehreporter Peter Barter ist unterwegs zu seinem Sender. Er hat den Knüller des Jahres im Gepäck, eine Enthüllung, die offenbar aus seinem jüngsten Besuch im "Hotel Luxor" resultiert. Doch Barter kann die Öffentlichkeit nicht mehr informieren, er wird am Steuer seines Wagens hinterrücks erschossen. Kriminalkommissar Jochen Kras erhält zeitgleich einen Anruf von Peter Cornelius, einem Hellseher, der der Polizei schon öfter wichtige Hinweise geben konnte. Er behauptet, Barter wäre das Opfer eines Mordes geworden, während die Polizei zunächst annimmt, es handele sich um einen Herzschlag. Bald darauf kommt es im "Hotel Luxor" erneut zu einer aufsehenerregenden Begebenheit: Frau Menil, ein Hotelgast, will sich durch einen Sprung in die Tiefe das Leben nehmen....



"Fritz Langs Versuch, seinen künstlerischen Erfolg mit demselben Stoff aus den Dreißiger Jahren zu wiederholen, geht gründlich schief. Kritiker in Frankreich erkennen darin hohe Kunst." Zweifellos war zu erwarten, dass Fernsehregisseur Michael Strauven in seiner Gert-Fröbe-Biografie "Jedermanns Lieblingsschurke" (Rotbuch Verlag 2012) die komplette Mabuse-Reihe als "uninteressant" abqualifiziert. Zum Glück differenziert der geneigte Filmzuschauer und bildet sich ein eigenes Urteil. Längst ist die sechs Filme umfassende Kriminalserie aus den Sechziger Jahren Kult geworden, wobei sich natürlich Stärken und Schwächen zeigen, wie immer, wenn aus einer Figur, die zum Selbstläufer geworden ist, der letzte Tropfen Gewinn herausgepresst wird. Den Auftakt bildet mit der Rückkehr Fritz Langs auf deutschem Regiestuhl "1000 Augen des Dr. Mabuse", eine moderne und temporeiche Hommage an die Klassiker der Weimarer Republik. Mittlerweile ist der "braune Spuk" vorbei, obwohl in den dunklen Ecken immer noch Überbleibsel wie Spinnweben hängen und der Schauplatz des Verbrechens von seinen Anfängen in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs überschattet bleibt. Bereits der Vorspann suggeriert eine Gefahr, die nicht greifbar ist. Das Gefühl, beobachtet zu werden, steht sinnbildlich für das zeitliche Umfeld, in dem der Film entstanden ist. Der technische Fortschritt, der eine totale Überwachung möglich macht und das Individuum im Atomzeitalter zu einer jederzeit angreifbaren Zielscheibe werden lässt, spielt natürlich auch dem Vorreiter des Verbrechens in die Hände. Dr. Mabuse ist kein Nostalgiker; er bediente sich zu jeder Zeit der neuesten wissenschaftlichen Errungenschaften und nutzte jede noch so futuristisch scheinende Erfindung für seine finsteren Zwecke.

In schneller Abfolge werden Ereignisse abgewickelt, die wie Zahnräder ineinandergreifen, auf den ersten Blick jedoch wenig miteinander zu tun zu haben scheinen. In perfekter Choreografie wird das Publikum in einen Strudel von Eindrücken hineingezogen, der das Interesse bereits in der ersten Filmminute weckt und sich nicht lange mit Porträts der handelnden Personen aufhält. Der unheimlich wirkende Hellseher, der joviale Versicherungsvertreter, die paralysierte Schöne auf dem Fenstersims, der zupackende Kommissar und der kühle Geschäftsmann aus den USA bilden ein Gespann, das sich zu einer authentischen Gemeinschaft fügt, wo jede und jeder seinen Platz einnimmt und unverwechselbar und glaubhaft agiert. Die elegante und weitgehend sterile Atmosphäre des Hotelkomplexes bildet den perfekten Rahmen für die Fäden, welche die Spinne Dr. Mabuse webt und an denen seine Figuren wie Marionetten hängen. Noch ist der Verbrecher in verschiedenen Verkleidungen präsent, noch zeigt er sich in einer seiner vielen Masken dem Publikum. Leider wird dieser Aktionismus mit jedem weiteren Film weniger, bis er nur mehr als Schatten an der Wand präsent ist und sein Geist still und leise entschwindet. Dabei ist es für das Gelingen des Filmes unablässig, dass die Anwesenheit des teuflischen Misanthropen immer wieder betont wird. Ein ebenbürtiger Gegner ist das Mindeste, was einer starken Ermittlerfigur wie Kommissar Kras oder Kommissar Lohmann zusteht. Nicht umsonst dominiert die Polizei in ihrer mannigfaltigen Erscheinung (Kriminalpolizei, Bundeskriminalamt, Interpol) den Film ebenso wie der titelgebende Kapitalverbrecher. Noch stimmt die Balance zwischen Gut und Böse, noch stehen sich ebenbürtige Männer gegenüber, deren Methoden unkonventionell und deren Erscheinungsbild charismatisch ist.

Zu den unbestrittenen Stärken der Produktion gehört in erster Linie die Besetzung. Das Who's who der deutschen Schauspielgarde geht eine Symbiose mit internationalen Darstellern ein, wobei nicht einmal der Fakt, dass einige Personen synchronisiert worden sind, störend ist. Im Gegenteil: Harry Wüstenhagen gibt dem Hoteldetektiv Berg erst seine schmeichelnde Unverbindlichkeit. Die Wahl für die Rolle des dominanten Kriminalkommissars fiel mit Gert Fröbe auf einen Schauspieler, der überzeugend sowohl Sünder als auch Pfarrer und sowohl Mörder als auch Polizeibeamte spielen konnte. Wenn man ihn bei seiner Suche nach dem Phantom hinter der dunklen Wolke beobachtet, hat man nicht das Gefühl, einem Darsteller zuzusehen, der seinen Text auswendig gelernt hat, sondern einen Mann zu begleiten, für den es nichts Wichtigeres gibt als den hinterhältigen Dr. Mabuse dingfest zu machen. Seine wuchtige Erscheinung, die unverstellte Mimik und sein deutlich hörbarer sächsischer Akzent, der ihn neben den kultivierten Preiss und van Eyck noch volkstümlicher wirken lässt, runden das Bild eines Kriminalers ab, dem man zutraut, sich mit dem Teufel höchstpersönlich zu messen. Werner Peters kann seine Stärken ebenfalls deutlich ausspielen und zieht alle Register seiner Kunst. Die Unverfrorenheit seines Auftretens, sein ausgeprägtes Selbstbewusstheit, seine Bauernschläue und die gekonnte Balance zwischen Sympathie und Aufdringlichkeit machen ihn zur wichtigen Schachfigur im Spiel um den König. Dieser begegnet uns in Wolfgang Preiss mit nordischer Distanz, präziser Kalkulation und willensstarker Fokussierung auf sein Ziel: die Ergreifung der Macht durch totale Kontrolle und Unterwerfung seiner Umgebung. Dawn Addams fungiert als elegante, jedoch gefühlsmäßig zutiefst verunsicherte Frau, deren Leben vom Wohlwollen der Männer abhängt, was im Kontrast zu ihrer souveränen, erhabenen Erscheinung steht.

Mabuse, der Großstadtmythos: Wieder einmal zeigt sich, dass ein Erbe sogar noch überzeugender agieren kann als der Erblasser. In Wolfgang Preiss hat Artur Brauner einen Mann gefunden, der Rudolf Klein-Rogge in Entschlossenheit und Überzeugungskraft übertrifft. Ebenso fungieren Gert Fröbe und Werner Peters ab sofort als kraftvolle Gegenspieler der unheimlichen Macht, wobei das Drehbuch präzise Abläufe und ein gelungenes Wechselspiel aus Deduktion und Action bietet. 4,5 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

27.05.2018 15:14
#67 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Ist jemandem eigentlich aufgefallen, dass im Buch der Reihe "Der klassische Kriminalfilm - Band 1 - Dr. Mabuse" von Peter Osteried und Thomas Wehlmann auf Seite 90 ein Fehler enthalten ist? Das sechste Bild (dritte Zeile rechts) stammt ganz offensichtlich nicht aus "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse". Allerdings ist es mit dem typischen Schriftzug und dem Logo der FSK-Prüfung versehen. Keine der abgebildeten Personen spielt im Film mit, es kann sich also nicht um eine geschnittene Szene handeln.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

21.03.2020 12:50
#68 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Erscheint im UK nun auch als Einzel-Blu-Ray im Rahmen der Eureka! "Masters of Cinema"-Reihe - mit einer ganzen Menge Extras (Audiokommentar, Interview mit Wolfgang Preiss, alternatives Ende, Booklet).

https://eurekavideo.co.uk/movie/the-thou...-des-dr-mabuse/

patrick Offline




Beiträge: 3.245

20.02.2021 18:52
#69 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Die 1000 Augen des Dr.Mabuse (1960)



Regie: Fritz Lang

Produktion: CCC-Filmkunst - Artur Brauner, BRD/Italien/Frankreich 1960


Mit: Dawn Addams,Peter van Eyck, Gert Fröbe, Wolfgang Preiss, Werner Peters, Andrea Checchi, Marieluise Nagel, Reinhard Kolldehoff, Howard Vernon, Nico Pepe, Jean Jacques Delbo, David Cameron, Linda Sini, Renate Küster, Rolf Weih, Rolf Möbius, Lotte Alberti, Manfred Grote, Maria Milde, Albert Bessler, Wolfgang Völz, Werner Buttler, Hans W. Hamacher, Egon Vogel, Bruno W. Pantel, Dieter Hallervorden

Handlung:


In einer nicht näher bezeichneten deutschen Stadt ereignen sich mysteriöse Mordfälle, deren Opfer alle zuvor im Hotel Luxor abgestiegen sind. Kommissar Kras trifft bei seinen Ermittlungen bald auf den schwerreichen Amerikaner Travers, dem es gelungen ist, die völlig verstört wirkende Marion Menil vor dem Selbstmord zu bewahren. Travers verliebt sich in die attraktive Dame und findet heraus, dass das ursprünglich von den Nazis errichtete Hotel Luxor mit einer Überwachungsanlage ausgestattet ist, die ihre 1000 Augen ungehemmt auf die intimsten Augenblicke ihrer unwissenden Gäste richtet. Sehr bald wird hinter den Machenschaften die Handschrift des legendären Dr. Mabuse erkannt, der allerdings schon seit vielen Jahren tot ist, oder vielleicht doch nicht?

Anmerkungen:


Als es 1960 inzwischen unmöglich war, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein, täuschte der findige Artur Brauner keine Müdigkeit dabei vor, der Konkurrenzfirma Rialto, die bei der Umsetzung innovativer Filmideen immer eine gehörige Nasenlänge voraus zu sein schien, ähnliche Kassenschlager in's Fahrwasser zu schieben. Dabei kam er auf die wunderbare Idee, den inzwischen 38 bzw. 28 Jahre alten Dr.Mabuse-Filmen eine Fortsetzung hinzuzufügen. Er überließ dabei nichts dem Zufall und konnte den Regisseur besagter Klassiker, Altmeister Fritz Lang, für das Projekt gewinnen. Für Lang, der sich danach in's Privatleben zurückzog, sollte es den würdigen Abschluss seiner Filmkarriere markieren. Auch die Besetzungsliste bekommt, obwohl die Handlung in Deutschland angesiedelt ist, durch das Mitwirken des in Amerika und England erfolgreichen Peter van Eyck und der Britin Dawn Addams internationales Flair. Auch spätere Rialto-Stammdarsteller wie Werner Peters und Albert Bessler treten hier bereits in Erscheinung. Ersterer darf sogar eine seiner lebendigsten und undurchsichtigsten Einsätze in diesem Genre verbuchen, worin er voll aufzugehen scheint. Gert Fröbe, der den Ermittler als liebenswerten Haudegen ganz anders interpretiert, als man es von den Inspektoren der Wallace-Reihe gewohnt war, schien seine Rolle auf den Leib geschrieben. Peter van Eyck fungiert gewohnt gentlemanhaft und immer die Formen einhaltend mit bedächtiger Eloquenz, wogegen Dawn Addams als verstörte und seelisch belastete Schönheit zwar austauschbar ist, dennoch den Anforderungen ihres Parts völlig entspricht. Wer genau hinsieht, kann unter den Reportern rund um Marion Menils drohendem Selbstmord den noch jungen Dieter Hallervorden erkennen.

Besonders interessant ist aber das Grundthema des Films, das gerade im Rückblick aus der heutigen Perspektive nach über 60 Jahren einen sehr gruseligen Schatten wirft, der kritischere Gemüter mit Fug und Recht zum Nachdenken animiert. Die Orwell'sche totale Überwachung, gepaart mit dem Bestreben, Angst und Chaos zu schüren, um finstere Machenschaften durchzudrücken, ist schon etwas, das gerade in der heutigen Zeit von den mutigeren unter den Investigativjournalisten und deren Anhängern deutlich und unverblümt angesprochen wird. Eine Haltung, die angesichts der ihr Hand und Fuß gebenden Nachvollziehbarkeit bei genauem Hinsehen mehr denn je berechtigt ist. Von der Spionagesoftware und der gläsernen Transparenz einmal ganz zu schweigen. All dies wurde in diesem Film von 1960 bereits sehr treffend, wenn auch naturgemäß technisch inzwischen etwas vorsintflutlich anmutend, skizziert. Damit ist "Die 1000 Augen des Dr.Mabuse" ein ganz besonders intelligenter und kritischer Film, der mit sehr viel mehr Tiefgang aufzuwarten vermag, als man es von den Wallace-Filmen und deren Epigonen gewohnt ist, die sich im Grunde dem reinen Unterhaltungskino verpflichtet fühlten. Natürlich sind auch die "1000 Augen" in erster Linie als Unterhaltungskino konzipiert, doch hätte der Kinobesucher von 1960 gewusst, wohin die Reise 6 Jahrzehnte später führen sollte, wäre er wohl glücklich darüber, in seiner noch recht behüteten Zeit leben zu dürfen, zu einer dankbaren Haltung innerer Zufriedenheit bekehrt worden.

Als Triller funktionieren "Die 1000 Augen" hervorragend und bedienen neben den oben angesprochenen Orwell-Visionen auch die düstere Ernsthaftigkeit der Wallace-Frühwerke. Der Vorspann scheint eine Reminiszenz an die Stummfilm-Ära zu sein und die schwarzweiße Kameraarbeit ist allererste Sahne und unverkennbar an den visuellen Stil der Wallace-Filme angelehnt. Mit dem voyeuristischen Element wird natürlich noch sehr zurückhaltend umgegangen, was freilich der puritanischen Verklemmtheit der 50er-Jahre geschuldet ist.

Für eine gewisse Glaubwürdigkeit sorgt auch, dass hier nicht ein längst verstorbener Verbrecher sich als doch noch quicklebendig entpuppt, sondern dass lediglich dessen kriminelles Erbe angetreten wird. Das Thema Hypnose kommt auch zur Anwendung und fungiert als plakative Darstellung von Mind-Control-Methoden.

Fazit:

Aufgrund ihrer Thematik lassen "Die 1000 Augen" ganz besonders aus heutiger Sicht erkennen, welcher Tiefgang in ihnen steckt. Dies gibt diesem sehr düsteren Streifen eine Sonderstellung im deutschen Kino der 60er-Jahre, da die gezeigten Visionen inzwischen überdeutlich von der Realität eingeholt wurden, die viel gruseliger ist als jede Fantasiegeschichte. Das Ganze ist sehr gekonnt mit dem inzwischen beliebten Wallace-Stil gekreuzt. Dennoch möchte ich hier nicht die vollen Punkte geben, da Tempo, Härte und Unterhaltungswert sich im weiteren Verlauf der Reihe noch deutlich steigern sollten.

4 von 5 Punkten

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

20.02.2021 19:27
#70 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Die tausend Augen des Dr. Mabuse (1960)


Handlung:

Der Fernsehjournalist Peter Barter wird mitten in Berlin im dichten Verkehr am Steuer seines Wagens getötet. Der blinde Wahrsager Cornelius, eine der Rollen von Wolfgang Preiss, hat den erfahrenen, tatkräftigen und nicht sonderlich taktvollen Kommissar Kras gewarnt. Der wird von Gerd Fröbe gespielt, eine typische Rolle für ihn. Eigentlich hat Kras für Übernatürliches nicht viel übrig, doch Cornelius hatte Recht, der vermeintliche Herzschlag Barters erweist sich als Mord. Ihm wurde eine dünne Stahlnadel in den Kopf geschossen. Das ruft nun wieder Interpol auf den Plan. Vor einem Jahr war eine amerikanische Geheimwaffe, ein Luftgewehr, dass fast laut- und spurlos Stahlnadeln verschießen kann, gestohlen worden. Der Dieb wurde ebenfalls umgebracht, die Waffe blieb verschwunden. Weiterhin wird festgestellt, dass das noch in den letzten Jahren des Dritten Reiches erbaute Hotel Luxor scheinbar ein gemeinsamer Schnittpunkt für unaufgeklärte Verbrechen der letzten Jahre zu sein scheint, Morde, Diebstähle, Börsenmanipulationen usw. Ein verdeckter Ermittler soll sich die Sache näher ansehen.
Im Hotel Luxor ist gerade wieder helle Aufregung. Die lebensmüde Marion Menil (Dawn Addams) wird von dem schwerreichen Industriellen Henry Travers (Peter van Eyck) vor dem Sprung vom Nachbarbalkon in die Tiefe gerettet. Fortan kümmert sich der vielbeschäftigte Junggeselle um die junge Frau und entwickelt ein tiefergehendes Interesse an ihr. Aber die Dame schleppt ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Sie ist mit einem klumpfüßigen, eifersüchtigen und gewalttätigen Mann verheiratet, den sie abgrundtief hasst, der sie aber nicht freigeben will und erpresst. Zumindest ist das ihre Version der Geschehnisse.
Eine weitere zwielichtige Figur ist der Versicherungsvertreter Hieronymus Mistelzweig, vortrefflich von Werner Peters verkörpert, der häufig in der Bar des Luxor auftaucht. Ist sein joviales Gehabe nur vorgetäuscht ? Kommissar Kras hat da so seine Zweifel, er legt ein paar Köder aus. Mit der Folge, dass sein Büro in die Luft gesprengt und sein Assistent getötet wird. Außerdem wird ein, möglicherweise zu Unrecht verdächtigter, Verräter im Kreise der Verbrecherbande liquidiert, die ihr Netz um das Hotel und seine Gäste geworfen hat. Ein Unbekannter gibt per Funk Anweisungen an seine Untergebenen, man weiß, dass er die Opfer im Hotel über Fernsehbildschirme ausspioniert.
Eine Seance bei Cornelius, dem unheimlichen Hellseher, endet mit einem Schuss aus der Dunkelheit. Nun überstürzen sich die Ereignisse im Luxor. Die Frau Menil wird in ihrem Hotelzimmer von ihrem bösartigen Ehemann bedroht. Der verliebte Travers beobachtet das alles durch einen geheimen Einwegspiegel, den ihm der etwas schmierige Hoteldetektiv Berg gezeigt hat. Es gelingt ihm, den Rasenden in höchster Not zu erschießen. Die Leiche wird von Professor Jordan, einem väterlichen Bekannten von Frau Menil, in einem Krankenwagen aus dem Hotelbereich geschmuggelt. Der vermeintliche millionenschwere Täter Travers will die Schöne seines Herzens jetzt heiraten. So weit, so gut. Doch langsam entpuppt sich die ganze Sache als Teil eines komplexen Plans…
Die beiden Liebenden geraten in höchste Gefahr, Kommissar Kras und ebenso der vigilante Herr Mistelzweig leisten ihren Beitrag zum Sieg des Guten, wobei es heftig zur Sache geht. Der Schurke des Stückes hat sich unter seiner wahren Identität gezeigt, und wenn er am Ende mit dem Auto von einer Brücke stürzt, so kann man nicht davon ausgehen, dass schon alles war.


Bewertung:

Der letzte Film von Fritz Lang steht auch als letzter Beitrag zu seinen Mabuse-Stoffen, gleichwohl ist es der Beginn der neuen Mabuse-Reihe der sechziger Jahre. Langs Streifen über das Testament des verbrecherisch-genialischen Doktors lag schon fast drei Jahrzehnte zurück. Dazwischen ist in der Weltgeschichte allerhand passiert: Der „braune Spuk“, auf den man sich im neuen Film ein paar Mal bezieht, ist gekommen und gegangen (worden), später die deutsche Teilung mit Wirtschaftswunder zumindest im Westen und die Zeit des Kalten Krieges. Berlin als dessen Frontstadt, noch ohne Mauer, mittendrin. Die Amerikaner sind noch Besatzungsmacht, es gibt alte Bunker sowie die Aktivitäten der Geheimdienste, welche sich auch in der Entwicklung effektiver Waffen üben. Das stahlnadelverschießende Luftgewehr hat sein Vorbild in einer CIA-Erfindung, von der Lang gehört hatte. Gleichfalls soll es wirklich Pläne der Nazis gegeben haben, Hotels für Diplomaten mit geheimen Abhör- und Fernsehanlagen einzurichten. Bekannt geworden ist ja durch den von Oberprofessor Knopp gerne zelebrierten Klatsch und Tratsch einer längst verflossenen Zeit der Salon Kitty, ein Berliner Luxusbordell mit versteckt eingebauten Mikrophonen unter Ägide des SS-Sicherheitsdienstes. Nur wenn der hohe Chef Heydrich höchstpersönlich die Qualitäten der für Führer und Vaterland schuftenden Horizontalarbeiterinnen „testete“, wurde die Abhöranlage abgestellt, von deren Existenz sowieso die meisten gewusst haben sollen. Zeigt aber, dass solche Pläne tatsächlich keine Erfindung gewesen sein müssen. Außerdem soll sich der Leitgedanke des Filmes ja noch auf die Handlung eines Anfang der dreißiger Jahre in der Weltsprache Esperanto geschriebenen Buches mit dem deutschen Titel Mr. Tott kauft 1000 Augen stützen. (Auch spätere Mabuse-Filme haben durchaus literarische Vorlagen).
Ist schon eine Menge Stoff als Basis für eine gutgebaute Handlung. Viele Kritiker haben den späten Beitrag des Regisseurs ja regelrecht verrissen, aber was hat man denn nun erwartet ? Es ist diesmal keine Umbruchszeit, weder Inflation noch politische und wirtschaftliche Instabilität sind tonangebend, sondern Aufschwung, beginnender Wohlstand, sicherlich auch Verdrängung. Es wird gelebt und getanzt – wer kann es den Leuten verdenken ? Daneben schwebt aber schon die atomare Bedrohung durch immer schrecklichere Vernichtungswaffen der beiden Blöcke über der Menschheit. Das alles ist gut eingefangen, ebenso die durch die fortschreitende Technik immer stärker werdende Möglichkeit der Überwachung und dadurch auch der Manipulation von Menschen. Die abgeschirmt im Keller des Hotels liegende Überwachungszentrale, mit Fernsehschirmen, die jeden Winkel ausspähen können, Kommunikationstechnik, die mobil agierende Helfer in ihren Autos sowie feste Stationen in „leerstehenden Häusern“ zur Befehlsdurchgabe mühelos erreichen kann, wirkt wie eine Orwellsche Dystopie im Kleinen.
Letzten Endes auch ein Bezug zur Spionage auf allen Seiten, Ost gegen West, aber auch zur eigenen Bevölkerung (?). Der Name des Hotels Luxor klingt im ersten Moment nach Exotik, Orient und Urlaub. Doch vielleicht ist es ja auch eine Anspielung auf das Moskauer Hotel Lux, in dem in dreißiger Jahren auch viele deutsche Emigranten lebten, die in der Zeit des exzessiven Stalin-Terrors bespitzelt, verhaftet und letztlich verschleppt und ermordet wurden.(?) Fritz Lang hatte für Symbolik ja einiges übrig.
Der Mann, der im Zentrum sitzt wie eine Spinne in ihrem Netz, zeigt sich nicht gleich als Dr. Mabuse. Selbstverständlich ist der blinde Hellseher Cornelius verdächtig – wer sollte es auch sonst sein, wenn man mal überlegt. Der originale Mabuse ist schließlich als Hypnotiseur ebenfalls eher im grenzwissenschaftlichen Bereich tätig, tarnt sich genauso. Nicht der einzige Verweis von Lang auf sein früheres Schaffen. (Da gibt es z. B. noch den Bombenanschlag auf den Kommissar oder den Anfangsmord im Auto). Der Wahrsager mag eine etwas überzeichnete Figur sein, doch der wahre Mabuse am Ende strömt jedenfalls hundertprozentige Autorität und Herrscherwillen aus. Wie er zielstrebig in seine unterirdische Zentrale kommt und seinen Untertanen abgehackte Befehle entgegenschmettert, das wirkt schon gruselig, genauso seine komplette Rücksichtslosigkeit gegenüber nicht mehr brauchbaren Mitgliedern der Organisation, von denen sich einige zu Recht ihre Gedanken über den recht hohen Verschleiß in ihren Reihen machen. Der kalte Wille zur Macht lässt den Chef auch mal kurz überschnappen, wenn er sich an der Möglichkeit berauscht, die Welt in ein nukleares Chaos zu stürzen, um daraus seine eigene Ordnung aufzubauen. Auch das ein Grundthema des Mabuse-Stoffes, leider in seiner Wirkung in Geschichte und Gegenwart keine Fiktion, sondern Realität. Wolfgang Preiss ist jedenfalls ein hervorragender Dr. Mabuse.

Gerd Fröbe als Mabuses offizieller Widerpart ist im ersten Moment kein Mensch, von dem man intellektuelle Sonderleistungen erwartet, eher so eine Art Bauernschläue entwickelt hat, auf alle Fälle ein Mann der Tat. Ein typischer tüchtiger, bodenständiger und sehr erfahrener Kriminalist, der wohl schon zu viel gesehen hat, um sich von einer scheinbar hilflosen attraktiven Frau beeindrucken zu lassen. „Der Amerikaner und das Weibsstück“ – mehr ist ihm die Romanze zwischen Travers und der Menil nicht wert, besondere Rücksichtnahme auf irgendjemandes Gefühle ist Kras fremd. Mit Sicherheit ein alter Fuchs, dem man nicht viel vormachen kann, aber er tritt bei einem dämonischen Verbrecher wie Mabuse auf der Stelle.
Unerwartete Schützenhilfe bekommt er zuguterletzt von jemandem, den er eher in den Kreis der Verdächtigen „abgeheftet“ hat. Werner Peters als Versicherungsvertreter Mistelzweig – meine persönliche Lieblingsrolle dieses Schauspielers. Indem er eigentlich jedes Klischee dieses Typus Mensch bedient, wirkt er so ungeheuer glaubwürdig, ein beleibter, geschwätziger, leutseliger und lebensfroher Mann, dem es offenbar keine Mühe bereitet, mit anderen an der Bar ins Gespräch zu kommen oder für den Tanzabend eine dralle Blondine aufzureißen. Er überschreitet mit seinen immer wiederholten Standardwitzchen und Schulterklopfereien gerne Mal die Grenze zur Aufdringlichkeit. So einer verkauft bestimmt gut seine Produkte. Wenn ich den Begriff „Wirtschaftswunder“ höre, muss ich immer an diese Filmfigur denken. Aber es stellt sich ja heraus, dass das großteils nur Fassade ist. Herr Mistelzweig kann jedenfalls auch Zähne zeigen, wenn es drauf ankommt und ist doch ein harter Brocken.
Die anderen Schauspieler machen ihre Sache auch gut, Peter van Eyck gibt dem erfolgreichen Geschäftsmann seine überzeugende Note, nur Dawn Addams als Frau Menil finde ich ein wenig farblos. Bestechlicher Hausdetektiv, hinterhältiger Hauselektriker, amerikanisch angehauchter Killer - Mabuses Organisation hat viele prägnante Mitglieder. „Der Klumpfuß“ (R. Koldehoff) gibt dem Ganzen eine leicht bizarre Note, sieht man ihn doch schon teilweise als Sprecher für Mabuse in seinem Außenposten, ehe er in seiner eigentlichen Rolle ins Bild kommt.

Viele bemängeln ja, die Handlung und die Intrige Mabuses wären zu kompliziert entworfen, aber mal ehrlich: Wer da schon nicht mehr folgen kann, sollte doch lieber alte „Hart aber Herzlich“-Folgen ausbuddeln. Der ganze Plan ist durchaus sorgfältig und logisch inszeniert, besonders im Vergleich mit den kommenden Folgen. Allerdings bleiben Unstimmigkeiten nicht aus. Dass das Zimmermädchen nach dreimal kurz mit dem Staubsauger ruckeln mit dem Teppich fertig ist und dann den Spiegel zu putzen beginnt, fällt wirklich nur auf, wenn man danach sucht.
Knackpunkt in Richtung Unlogik bleibt für mich persönlich „Klumpfußens“ Auftritt bei seiner vorgetäuschten Erschießung. Sicher spräche im Konzept einiges dagegen, Travers gleich mit scharfen Patronen auf ihn schießen zu lassen. Zu groß die Gefahr, dass etwas daneben gehen kann. Doch warum merkt Travers nicht, dass keine Einschusslöcher existieren und kein Blut geflossen ist ? Warum überzeugt er sich nicht persönlich vom Zustand seines Opfers ? Sicher kann man einwenden, dass er durch die Vorfälle in einer psychischen Ausnahmesituation war und nicht die Nerven dazu hatte. Aber ein knallharter Selfmademan wie er, der mit Sicherheit auch in der Army im Krieg gedient hat, der zudem kaltblütig genug war, auf die Telefonnummer zu achten, die seine Marion gewählt hat und die Unstimmigkeiten bei „Professor Jordans“ Auftritt mitzubekommen, hätte anders reagieren sollen.
Wenn der vermeintliche brutale Ehemann später dann wirklich „entsorgt“ wird – warum erst die Stahlnadel und dann hinterher die Pistolenkugel ? Warum lässt man die Leiche nicht komplett verschwinden, schließlich kann Kras durch die geradezu verschwenderisch bereitgestellten Indizien die Spur wieder ins Luxor zurückverfolgen ? Nein, das macht überhaupt keinen Sinn.
Ansonsten gibt es eben die üblichen Unrundheiten, etwa woher der aufmerksame Herr Mistelzweig weiß, dass gerade Travers und Menil im Aufzug sind und entführt werden, als die Fahrstuhlanzeige für Etage Zehn aufleuchtet und sich nach unten bewegt. Wie schon gesagt - man muss auf sowas achten !
Genial finde ich das Ende, die Schießerei im Keller, als die Eingesperrten befreit werden, die Verfolgung des (selbsternannten) Dr. Mabuse in seinem "großen amerikanischen Wagen", man fiebert förmlich mit, wird man die Flüchtigen erjagen ? Ist schon einiges an Action für die damalige Zeit, mit Maschinenpistolen schießende Gangster, deutlich Langs Bemühen erkennbar (vielleicht auch durch die lange Zeit der Emigration), Mabuses Verbrecherclique einen amerikanischen Anstrich zu verleihen.

Unterm Strich bleibt auf jeden Fall ein etwas eigenwilliger, vielleicht manchmal betulicher, dann wieder rasanter Krimi, sicher in seiner Machart nicht so marktschreierisch wie manche Nachfolger, dafür mit merklich mehr Hintersinn. Und -leider !!! - mit seinem Hintergrund der totalen Überwachung auch mit viel Prophetie. Mein persönlicher Favorit der Reihe.

Klare fünf von fünf Augen (um mal mit einer kleinen Tradition weiterzumachen...)

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

21.02.2021 13:51
#71 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

"Dieser Film wurde zweifellos nach dem Rezept "Man nehme ..." hergestellt, wobei nicht geleugnet werden soll, dass man sich recht ansprechender Zutaten und bemerkenswerter Gewürze bediente. Man nahm also die wesentlichen Elemente des Kriminalreißers, verstärkte sie durch einige Ingredienzien des Gruselfilms, gab einen Schuß alte Dr.Mabuse-Romantik dazu und süßte das Ganze mit einer Portion Liebesgeschichte. Da es gelang, eine treffliche Besetzung auf die Beine zu stellen und Mitautor Fritz Lang selber Regie führte, kam ein zwar vor Unwahrscheinlichkeiten strotzender, nichtsdestoweniger aber spannender Film zustande, der dem Publikum - wie zu beobachten - sichtlich gefällt... Okkultistische Seancen, Schlafzimmer-Einblicke, wilde Schießereien und aufregende Verfolgungsjagden helfen dazu, die Hochspannung aufrecht zu erhalten. Da auch die Sympathien und Antipathien von Anfang an schön auf links und rechts verteilt sind, hat das Publikum keine Mühe, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Nur in einem Falle wird diese Regel durchbrochen, weshalb denn auch diese Rolle - Werner Peters als Interpol-Agent - die interessanteste und überzeugendste des Films geworden ist ..." (Film-Echo)

Der Film erhielt das Prädikat "wertvoll" und der Prisma-Verleih spendierte ihm im August 1960 eine Titelbild-Werbung im Film-Echo.
Film-Echo-Note: 2,8 (60 Meldungen) / Erstnote: 2,4
In Frankreich, wo er unter dem Titel "Le diabolique Dr. Mabuse" lief konnte er stolze 1.370.715 Besucher verzeichnen.
Paris: 285.496

Savini Offline



Beiträge: 756

25.02.2021 16:09
#72 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Bevor ich den Film erstmals zu Gesicht bekam, hatte ich schon Einiges darüber gelesen, besonders der Essay "Herrschaft des Verbrechens" (aus dem eine Passage in diesem Thread zitiert wurde) war eine interessante Lektüre. Insofern waren meine Erwartungen hochgeschraubt und wurden nicht ganz erfüllt. Aber interessant und spannend ist der Film allemal, auch oder sogar gerade beim erneuten Sehen.
Sicher ist es eine andere Machart als die der Wallace-Filme, da gibt es bei den Nachfolgern viel stärkere stilistische und atmosphärische Überschneidungen. An vielen Stellen drängen sich Vergleiche zu "M" und dem "Testament" von 1932 auf, besonders bei den Szenenübergängen: So wie im "Testament" vom Ticken der Zeitbomben zum Aufklopfen eines Frühstückseis oder von Lohmanns Satz über Hofmeisters Wahnsinn durch einen Schock zu einer Vorlesung über eben dieses Phänomen geschnitten wird, gibt es solche Übergänge hier zuhauf, etwa im Zusammenhang mit der Stahlnadel gleich zweimal oder wenn von Kras´ Ausklopfen seiner Pfeife zum Anklopfen an eine Tür geschnitten wird. Weitere Beispiele brauche ich nicht zu nennen, sie sind in diesem Film sehr häufig. Als Fritz Lang 1931/32 auf diese Weise Szenen miteinander kombinierte, war diese Technik revolutionär, 1960 natürlich längst Standard. Aber trotzdem sorgt sie für einen gelungenen Erzählfluss.
Aber inhaltlich gibt es einige Gemeinsamkeiten zum "Testament": Der Mord im Auto ist natürlich das auffälligste Beispiel; aber daneben stellt ein Bandenmitglied eine kritische Frage, auf die gekontert wird, ob er etwa mit der Bezahlung unzufrieden sei. Oder ein Kommissar will einen Anruf nicht entgegennehmen und sich lieber für tot erklären lassen, wird aber vom Assistenten überredet.
Übrigens besteht eine Gemeinsamkeit zum Film von 1932 auch in den teilweise schmalzigen Liebesszenen, die einen auffälligen Kontrast zur relativ kühlen Inszenierung des Rests darstellen.
Apropos kühl: Beim erneuten Sehen ist mir aufgefallen, dass es eigentlich keine durchgehend sympathische Figur gibt. Travers nimmt die Zerstörung des Atommeilers gleichgültig hin, die in der Nachricht erwähnten Toten und Evakuierten scheinen ihn nicht zu schocken, es geht ihm allein um die misslungene Transaktion. Kras verhällt sich Marion Menil gegenüber reichlich empathielos, selbst wenn man beim zweiten Sehen weiß, dass sie etwas vorspielt (und missachtet mal eben das Postgeheimnis). Mistelzweig ist nervtötend und aufdringlich, Marion hat zu offensichtlich etwas zu verbergen. Auch der sehr sparsame Musikeinsatz fällt auf, ist aber nicht störend, da viele Szenen auch so sehr atmosphärisch wirken, etwa die Seance.
Aber nun kommen wir zu den Ungereimtheiten:

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #70
Knackpunkt in Richtung Unlogik bleibt für mich persönlich „Klumpfußens“ Auftritt bei seiner vorgetäuschten Erschießung. Sicher spräche im Konzept einiges dagegen, Travers gleich mit scharfen Patronen auf ihn schießen zu lassen. Zu groß die Gefahr, dass etwas daneben gehen kann. Doch warum merkt Travers nicht, dass keine Einschusslöcher existieren und kein Blut geflossen ist ? Warum überzeugt er sich nicht persönlich vom Zustand seines Opfers ? Sicher kann man einwenden, dass er durch die Vorfälle in einer psychischen Ausnahmesituation war und nicht die Nerven dazu hatte. Aber ein knallharter Selfmademan wie er, der mit Sicherheit auch in der Army im Krieg gedient hat, der zudem kaltblütig genug war, auf die Telefonnummer zu achten, die seine Marion gewählt hat und die Unstimmigkeiten bei „Professor Jordans“ Auftritt mitzubekommen, hätte anders reagieren sollen.
Wenn der vermeintliche brutale Ehemann später dann wirklich „entsorgt“ wird – warum erst die Stahlnadel und dann hinterher die Pistolenkugel ? Warum lässt man die Leiche nicht komplett verschwinden, schließlich kann Kras durch die geradezu verschwenderisch bereitgestellten Indizien die Spur wieder ins Luxor zurückverfolgen ? Nein, das macht überhaupt keinen Sinn.
Ansonsten gibt es eben die üblichen Unrundheiten, etwa woher der aufmerksame Herr Mistelzweig weiß, dass gerade Travers und Menil im Aufzug sind und entführt werden, als die Fahrstuhlanzeige für Etage Zehn aufleuchtet und sich nach unten bewegt. Wie schon gesagt - man muss auf sowas achten !

Bei der Sache mit dem Klumpfuß würde ich nur teilweise zustimmen: Sicher ist das fehlende Blut aus heutiger Sicht auffällig, aber zu der Zeit war es im Kino bekanntlich noch nicht selbstverständlich, solches zu zeigen, so dass es die Zuschauer vielleicht eher verkraftet haben. In einer Dokumentation über die Hammer-Filme, die 2017 auf arte lief, wurde hervorgehoben, dass es bei "Frankensteins Fluch" von 1957 ein Tabubruch gewesen sei, das Blut zu zeigen, dass aus der Wunde des angeschossenen Monsters floss. Aber ein Genie wie Mabuse hätte sicher auch mit Blutkonserven dafür sorgen können, so wie wir es etwa von der "Toten aus der Themse" her kennen. Dass Travers sich in dieser Situation um Marion kümmert, ist verständlich; das mit der kurzen Nummer und dem schnellen Erscheinen ist ihm vielleicht erst später bewusst geworden. Theoretisch könnte man fragen, ob er nicht auch den Unterschied zwischen richtigen Schüssen und dem Klang von Platzpatronen erkennen müsste. Aber es ist ja ein Film.
Das mit dem "eigentlichen" Mord am Mann mit dem Klumpfuß finde ich nur insofern unlogisch, als die Stahlnadel eingesetzt wird, wo es eine echte Kugel auch getan hätte. Dass die Leiche gefunden wird und Indizien ins Hotel führen, habe ich immer als Teil von Mabuses Plan verstanden: So hatte er für den Fall der Fälle die Möglichkeit, Travers und Marion Menil zu erpressen, falls sein "eigentlicher" Plan nicht geklappt hätte.
Zu der Sache mit dem Fahrstuhl: Vielleicht sind die beiden die Einzigen auf dieser Etage? Komischerweise hatte Mistelzweig kurz zuvor noch gesagt, sie würden im dritten Stock wohnen. Übrigens spricht er bei seinem Besuch bei Cornelius von der Séance "vorgestern", eine Szene später (gegenüber Kras) war diese dann "gestern".
Ein anderer Fehler, der mir jetzt erst aufgefallen ist: Als "Professor Jordan" Marion am Telefon vor ihrem Mann warnt, der gleich bei ihr sein werde, sieht man ihn in einem Arbeitszimmer sitzen, er trägt einen Arztkittel. Kurz danach ist er im Keller und verfolgt den vermeintlichen Mord am Bildschirm. Natürlich wäre es zu riskant gewesen, ihn im Kontrollraum zu zeigen; aber so wird der Zuschauer betrogen.
Auch die Art, wie Mistelzweig Cornelius enttarnt, ist nicht sehr überzeugend: Müsste ein Blinder nicht den Luftzug und das Geräusch bemerken, wenn etwas auf sein Gesicht zugeworfen wird?
Aber kommen wir zur gravierendsten Ungereimtheit: Mabuses Verkleidung als Hellseher. Osteried meint, es sein unsinnig, dass er die Polizei auf den Mord zu Beginn hinweise, und die Identität als Cornelius biete keinen Vorteil. Da würde ich nur zum Teil zustimmen: Sich als vermeintlicher Hellseher das Vertrauen zu erschleichen, ist durchaus geeignet, wenn man jemanden beeinflussen will. Aber warum er Kras auf den Tod des Journalisten aufmerksam macht (der ansonsten vielleicht wirklich als Herzschlag zu den Akten gelegt worden wäre) erschließt sich mir nicht. Percy Lister hat mal eine mögliche Erklärung formuliert, die mir aber nicht einleuchtet: "Angst und Schrecken" werden dadurch ja nicht verbreitet, zumal die Öffentlichkeit davon nichts erfährt und die Polizei es wie einen normalen Mordfall bearbeitet. Man könnte auch fragen, warum Cornelius bei der Séance ohne Not den Namen Mabuse ins Spiel bringt.
Verzeihung wegen der Kleinkariertheit! Aber gerade weil der Film in Fankreisen einen so guten Ruf hat, waren meine Ansprüche vorab sehr hoch geschraubt. Beim direkten Nachfolger gibt es in Sachen Unlogik natürlich noch viel mehr zu kritteln.
Übrigens ist es ein interessanter Gedanke, dass ein getarnter Agent vor Ort ermittelt, was sich später bei Wallace und Weinert-Wilton wiederholen sollte. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass mancher Zuschauer die Bemerkung bei der Konferenz zu Beginn relativ schnell vergessen hat.
Für einen Unterhaltungsfilm dieser Zeit ungewöhnlich sind natürlich die kritischen Sichtweise auf Voyeurismus und Sensationsjournalismus bei dem Selbstmordversuch. Auch die Bemerkung von "Roberto", ob der Amerikaner seine Frau auch mit "zerschnittener Fresse im Bett haben" wolle, ist für einen damals nicht "ab 18" freigegebenen Film gleich doppelt heftig (offenes Ansprechen von Sex und angedrohte Verstümmelung).
Der relativ häufige Verweis auf den Nationalsozialismus in einem deutschen Kriminalfilm dieser Zeit wirken ebenfalls ungewöhnlich, allerdings wird dieser wie ein fremdes, abgeschlossenes Thema behandelt; ehemalige Nazis scheint es nicht einmal unter Mabuses Leuten zu geben, auch wenn die TV Spielfilm öfter etwas anderes behauptet hat.
Übrigens: Schmid erwähnt in seiner Analyse, dass die Aussage, Marion hätte unter Hypnose gestanden, "halbherzig" wirke, um ihr ein Happy End zu ermöglichen. Das dürfte tatsächlich so sein, da andere Erklärungen für ihre Abhängigkeit sie sicher in ein schlechteres Licht gerückt hätten. Man fragt sich natürlich, ob sie die ganze Zeit "hypnotisiert" gewesen sei; und wieso sie dann aus der Rolle fallen konnte.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

25.02.2021 20:32
#73 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #72
Travers nimmt die Zerstörung des Atommeilers gleichgültig hin, die in der Nachricht erwähnten Toten und Evakuierten scheinen ihn nicht zu schocken, es geht ihm allein um die misslungene Transaktion

Das stimmt, Travers ist nun mal, wie erwähnt, ein harter Geschäftsmann. Sicher nicht der Super-Sympathieträger. Wobei die Sache mit dem zerstörten Atommeiler auch merkwürdig ist. Irgendwie wird ja impliziert, dass Mabuse daran Schuld ist. Woher sonst sollte der "Wahrsager" es dann kurz darauf bei dem Gespräch im Auto auch wissen ? Aber wo ist der Sinn ?

Zitat von Savini im Beitrag #72
Sicher ist das fehlende Blut aus heutiger Sicht auffällig, aber zu der Zeit war es im Kino bekanntlich noch nicht selbstverständlich, solches zu zeigen, so dass es die Zuschauer vielleicht eher verkraftet haben

Natürlich hängt es damit zusammen. Obwohl, die Erschießungsszene von Lolita im ein Jahr zuvor gedrehten "Frosch" war da nicht so zurückhaltend. Sicher kam "Professor Jordan" auch deshalb so schnell zum Tatort, damit Travers nicht so viel Zeit haben konnte, sich die "Leiche" anzusehen.

Zitat von Savini im Beitrag #72
Aber kommen wir zur gravierendsten Ungereimtheit: Mabuses Verkleidung als Hellseher.

Schon Derrick Yale hat sich das Vertrauen der Polizei im Roten Kreis durch vermeintlich übersinnliche Begabung erschlichen, zwar nicht, wie oft auch in der Literatur behauptet, als Hellseher, sondern eher als Gegenteil, als psychometrischer Detektiv, der Eindrücke aus der Vergangenheit spüren kann. Dadurch kann er eben auch den Ermittlungen nahe sein, vielleicht sogar Hinweise von Kras für sich selber aufschnappen, wie etwa die undichte Stelle in seiner Organisation, der unzufriedene Chauffeur wurde ja auch gleich darauf liquidiert - vielleicht sogar zu Unrecht, denn es war ja auch nur ein Köder des Kommissars, wie dieser sagte.
Eigentlich ganz schön verwickelt...

Savini Offline



Beiträge: 756

25.02.2021 22:26
#74 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Die Erschießung Lolitas im "Frosch" (oder die aufgeschlitzte Kehle im selben Film) dürften für diese Zeit allerdings eher Ausnahmen sein; nicht umsonst gab es ja erhebliche Schwierigkeiten mit der FSK.

Sicher wäre das Vertrauen der Polizei für Mabuse von Vorteil. Der Unterschied zum "roten Kreis" besteht allerdings daran, dass beim "Kreis" die Existenz der Organisation bereits feststeht. Dass es im Hotel Luxor nicht mit rechten Dingen zugeht, vermuten zwar BKA und Interpol, aber die "normale" Polizei scheint darüber nicht informiert zu sein, da Mistelzweig ja dann mit dieser zusammenarbeiten würde. Kras jedenfalls würde sich wohl kaum mit dem Fall beschäftigen, wenn Cornelius ihn nicht angerufen hätte.

Was den ermordeten Chauffeur angeht, so bin ich eigentlich absolut sicher, dass dieser kein Verräter war und Kras den Anrufer nur erfunden hat. Übrigens hätte ihn schon der Bombenanschlag überzeugen müssen, dass nur Cornelius dahinterstecken könnte. Denn Frau Menil und Mistelzweig gegenüber hatte er ja nur sehr allgemein von "Anrufen" gesprochen. Natürlich wäre es etwas ermüdend gewesen, wenn man ihn dabei gezeigt hätte, dass er dreimal dieselbe Geschichte erzählt.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

26.02.2021 09:14
#75 RE: Bewertet: "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960, Mabuse 1) Zitat · Antworten

Bei der Figur des Mistelzweig fällt mir immer "Höhenkoller" von Mel Brooks ein:

"Benimm dich laut und auffällig, dann bemerken dich die Leute aus psychologischen Gründen nicht!"

Scheint ja zu funktionieren...

Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz