Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 90 Antworten
und wurde 9.036 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7
Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

26.11.2016 07:38
#46 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Durch diesen Film wurde ich Anfang der 80er Jahre vom "Mabuse-Fieber" infiziert. Einer der zehn besten (deutschen) Kriminalfilme aller Zeiten!

Peter Offline




Beiträge: 2.886

26.11.2016 10:58
#47 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #45
...... von demjenigen ......, der die 1.000 Augen ständig aus dem Epigonenspiel kickt........

DER hat sich seinen historisch bedeutungsschweren Namen nicht umsonst zugelegt... Einst wollte Caesar die Republik aushebeln und sich bis ans Lebensende zum Diktator Roms aufschwingen. Daraufhin wurde er von einer Verschwörergruppe ermordet, die sich um seinen engsten Vertrauten gebildet hatte, den Caesar wie einen Sohn behandelt hatte: Brutus.
Ohne Verrat und Meuchelei hätten die 1000 Augen im vorhandenen Feld vielleicht auch die 'ewige' Nr. 1 sein können..... Aber eben nicht als selbsternannter Diktator, das ist der feine Unterschied.
Kommen wir nun also endlich wieder zu den Guten. Was mich betrifft, schließe ich mich der gelegentlich wiederkehrenden Lobhudel-Runde für die 1000 Augen natürlich sehr gern an. Es ist ein Film, der mit Eleganz altert. Ein Film, der auch mit der siebten Sichtung seine Wirkung und Klasse nicht verliert, kleinere Schwächen hin oder her. Und auch wenn Fritz Lang selbst mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden war: die Ansprüche für diese Produktion waren eben auch höher als bei vielen anderen Filmen dieser Zeit. Schließlich hatten ja auch Langs Alt-Mabuses nie "nur" Krimis sein wollen....

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

27.11.2016 21:52
#48 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Selbst wenn der Neustart des Dr. Mabuse 1960 mit gewissen Verstimmungen zwischen Produzent Brauner und Regisseur Fritz Lang verbunden gewesen sein soll, so gelang doch ein äußerst unterhaltsamer Kriminalfilm von besonderer Sorgfalt. Ohne Längen bleibt es bis zum Schluss spannend. Ein ausnahmslos hervorragender Cast bis in die letzte Nebenrolle und selbst die Doppelrolle wird gut kaschiert, was ja gerne mal bei Krimis dieser Zeit nicht so wirklich gut gelingt. Das Set des Hotels ist so vielfältig, dass es trotz der vielen Szenen nie langweilig wird. Die Filmmusik vielleicht noch nicht so reißerisch wie in späteren Filmen der Krimiwelle, aber passend und mondän.
Brauner gelang damit zunächst eine bereichernde Antwort auf die Rialto-Filmerfolge nach unserem englischen Freund mit Zigarettenspitz. Offensichtlich trivialer angelegt als die Mabuse-Filme der 30er muss sich der FIlm leider fast immer einer Kritik stellen, die nach gesellschaftskritischen Werten sucht, die hier nur im Ansatz geliefert werden. Als Unterhaltungsfilm gesehen kann man feststellen, dass es sich zweifellos um einen der besten CCC-Krimis handelt. 5/5 in Punkten.

Erschienen auf der DVD-Box "Dr. Mabuses Meisterwerke", die in Aufmachung und Bild/Ton wenig Wünsche übrig lässt. Besonders erwähnenswert ist die überaus gelungene Gestaltung des Digipacks. Die Sonderausstattung ist exklusiv, aber nicht besonders umfangreich: Booklet, Wochenschau-Ausschnitt und Mini-Doku, wobei letztere auch in ihrer Wertung feststellt, wie toll doch die 30er-Filme waren, obwohl die Box lediglich die sechs 60er enthält.

Wer sein Bonusmaterial erweitern will, dem sei unbedingt der Besuch des Filmportals des dt. Filminstituts ans Herz gelegt. Hier gibt es u.a. Drehplan, Buchauszug und weitere Materialien als PDF-Download (http://www.filmportal.de/film/die-1000-a...6f40a62d14f0a6b). Das gilt im Übrigen für zahlreiche CCC-Produktionen, da das Filminstitut den filmischen Nachlass von Brauner verwaltet und mittlerweile einiges im Netz zugänglich gemacht hat.

Man kann sich auch den Spaß machen, den dortigen Nutzerkommentar zu lesen.

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.930

28.11.2016 07:54
#49 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Vielen Dank für den Link, wirklich sehr interessant. Laut Drehplan war für die Rolle Albert Besslers ("Hotelingenieur") zunächst Carl Lange vorgesehen. Auch der Nutzerkommentar ist sehr amüsant. Generell finde ich, dass der Film eher Lob dafür verdient, dass er in einen Unterhaltungsfilm überhaupt unfallfrei Gesellschaftskritik einfließen lässt und nicht Tadel, weil diese hinter der Unterhaltung zurücktritt.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

28.11.2016 20:47
#50 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Solche angeblichen "Filmgelehrten" sind doch genau der Grund, warum der Genrefilm in Deutschland kein Standing hat. Der Seitenhieb auf Karl Löb zeigt schon, dass er überhaupt nicht differenzieren kann.

Gruß,
Daniel

brutus Offline




Beiträge: 13.030

29.11.2016 07:03
#51 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Interessanterweise liefert der gleiche "Kritiker" zum Testament des Dr. Mabuse( Original) eine absolute Lobhudelei ab

Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.11.2016 12:12
#52 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Das ist eben der typisch deutsche Feuilletonist! Diese wundersame Spezies eifert ja stets daraufhin, der Außenwelt mitzuteilen, dass sie was weiß. In diesem Fall weiß der Herr Feuilletonist und Kritikenverfasser natürlich, dass da mit dem Mabuse von einst aus den 30er Jahren was war. Da hatte Lang doch den Hitler vorweggenommen. Oder so ähnlich. Zumindest hatte der Lang das hinterher immer wieder behauptet und wollte der bisweilen leicht skeptischen Nachwelt allen Ernstes vermitteln, seine damalige Ehegattin und Drehbuchautorin Thea von Harbou habe davon nun einmal nichts bemerkt. Ist auch egal, denn allzu tiefgreifend muss es eh nicht werden in so einer Kritik, einzelne Schlagwörter sind Trumpf. Insofern verwundert dann auch nicht, dass der Feuilletonist mit den "1000 Augen" nix anfangen kann. Was wurde denn mit dem soziopolitisch und -kulturell verknüpft? Nix? Nicht mal ein Seitenhieb auf Adenauer? Nein, nur ein Krimi! Ein Unterhaltungsfilm. Teufelsbrut sozusagen. Langs Mabusetestament muss dem Feuilletonisten wie filmisches Gold vorkommen demgegenüber. Da ist es auch dann opportun, die Sache in den siebten Himmel zu loben, wenn berechtigte Zweifel daran bestehen, dass Fritz Langs "Testament des Dr. Mabuse" mehr als nur ein einfacher, wenngleich hervorragend gemachter, Krimi ist.

Gruß
Jan

brutus Offline




Beiträge: 13.030

29.11.2016 12:18
#53 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Dann ist es auch nur konsequent von ihm alle weiteren Mabuse-Filme mit völliger Missachtung zu strafen und damit ihre blosse Existenz zu negieren

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

29.11.2016 12:22
#54 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von brutus im Beitrag #53
Dann ist es auch nur konsequent von ihm alle weiteren Mabuse-Filme mit völliger Missachtung zu strafen und damit ihre blosse Existenz zu negieren


Diese Missachtung hätte ich mir beim Epigonenspiel gewünscht. Du hast ja immer sehr darauf geachtet, die 1.000 Augen herauszukicken.

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

29.11.2016 14:14
#55 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #50
Solche angeblichen "Filmgelehrten" sind doch genau der Grund, warum der Genrefilm in Deutschland kein Standing hat.

Auch wenn ich ansonsten der hier geäußerten allgemeinen Kritik zustimmen mag, muss ich an dem Punkt doch widersprechen. Die Kritiker können doch nichts dafür, dass es in Deutschland kein großes Genre-Kino (mehr) gibt. Da gibt es viel schwerwiegendere Gründe: Das liegt viel mehr an einem desinteressierten Publikum, an mutlosen Produzenten, an Mangel von kreativer Klasse (Drehbuch & vor allem Regie) und an dem schwerpunktlastig fehlgesteuerten Einfluss von Redakteuren und Filmförderanstalten. Da ist man einfach nicht mit dem Ausland konkurrenzfähig genug. Und dann ganz am Ende kommen für mich erst die Kritiker und Filmjournalisten als destruktive Nörgler. Verrisse gab es schließlich schon zu Langs Zeiten und das nicht zu knapp.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

brutus Offline




Beiträge: 13.030

29.11.2016 15:16
#56 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #55
Zitat von DanielL im Beitrag #50
Solche angeblichen "Filmgelehrten" sind doch genau der Grund, warum der Genrefilm in Deutschland kein Standing hat.

Auch wenn ich ansonsten der hier geäußerten allgemeinen Kritik zustimmen mag, muss ich an dem Punkt doch widersprechen. Die Kritiker können doch nichts dafür, dass es in Deutschland kein großes Genre-Kino (mehr) gibt. Da gibt es viel schwerwiegendere Gründe: Das liegt viel mehr an einem desinteressierten Publikum, an mutlosen Produzenten, an Mangel von kreativer Klasse (Drehbuch & vor allem Regie) und an dem schwerpunktlastig fehlgesteuerten Einfluss von Redakteuren und Filmförderanstalten. Da ist man einfach nicht mit dem Ausland konkurrenzfähig genug. Und dann ganz am Ende kommen für mich erst die Kritiker und Filmjournalisten als destruktive Nörgler. Verrisse gab es schließlich schon zu Langs Zeiten und das nicht zu knapp.


Aber man überlegt sich als Produzent schon, ob man Geld in ein Projekt steckt, von dem man vorher schon weiß das es von der (Semi)professionellen Kritik unisono in den Boden gestampft werden wird (und potentielle Geldgeber überlegen es sich erst recht). Ich glaub ja nicht, das der durchschnittliche Filminteressent vor dem Kinobesuch erst stundenlang das FAZ-Feuilleton durcharbeitet (um dann desillusioniert ins Bett zu gehen), aber den ein oder anderen Kreativen schreckt die kontinuierlich negative Resonanz dann schon ab. Dann bleiben nur noch die hartgesottenen Krämerseelen über, denen die künstlerische Qualität weitestgehend egal ist, Hauptsache die Kohle stimmt. Dadurch kommen schlechtere Filme raus, die dann prompt noch übler verrissen werden, was noch mehr Schaffende sich abwenden lässt. Irgendwann hat man dann das Bahnhofskinoniveau erreicht.
Umgekehrt werden Filme in den Himmel gelobt, bei denen am Ende auf der Leinwand mehr Personen zu sehen sein als im Publikum.

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

29.11.2016 16:17
#57 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von brutus im Beitrag #56
Umgekehrt werden Filme in den Himmel gelobt, bei denen am Ende auf der Leinwand mehr Personen zu sehen sein als im Publikum.

Das hat aber nichts mit dem Genrefilm zu tun. Anspruchsvolle Filme, die wegen ihrer Sperrigkeit während der Aufführungszeit keine große Publikumsressonanz gefunden haben, gab es schon immer. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich finde, hier sollte man das künstlerische nicht gegen das kommerzielle Kino (und umgekehrt) ausspielen. Beide Richtungen haben ihre Berechtigung und machen gemeinsam die Faszination Kino aus. Das Problem ist die deutliche Abwertung von Genre- und Trivial-Filmen. Da gebe ich dir recht; dafür würde ich aber nicht das Arthouse-Kino verantwortlich machen. Wir haben hierzulande so eine merkwürdig strikte Trennung zwischen Trivial- und Hochkunst. Das gibt es in der Art in keinem anderen Land. Das Problem hierbei ist nicht, dass die Hochkunst zu hoch geschätzt, sondern die Trivial-Kunst zu gering geschätzt wird. In dem Punkt haben die Kritiker und Filmspezialisten schon eine Mitverantwortung; keine Frage.

Trotzdem würde ich das Problem eher bei den "Lieferanten", als bei den "Abnehmern" sehen. Diese Politik fast nur Dramen, Komödien und Vergangenheitsfilme zu machen, haben ja nicht die Zuschauer entschieden, sondern die Produzenten und Filmförderanstalten. Ich habe immer den Eindruck, dass das deutsche Kino wie in einer Blase lebt. Da werden "urdeutsche" Filme für ein "urdeutsches" Publikum fabriziert. Bei uns werden Komödien produziert, die hierzulande sechs bis acht Millionen Zuschauer sehen, die sich aber im Ausland nie jemand ansehen würde. Das Filmhandwerk in Deutschland ist altbacken, phlegmatisch und konzentriert sich weitgehend nur auf sich selbst, dabei ginge es auch anders. Ich verstehe nicht, wieso die Produzenten das nicht auch sehen. Wieso werden denn keine großen, teueren Genre-Filme mehr produziert? Na, weil man in den drei deutschsprachigen Ländern nicht genug Zuschauer bekommt, um einen großen Erfolg zu landen. Wieso kommt nicht mal jemand auf die Idee, internationale Koproduktionen zu realisieren, oder Filme halt eigenständig für einen INTERNATIONALEN Markt zu produzieren. Wieso schauen wir denn soviele amerikanische Filme? Na, weil das amerikanische Kino eine (Bild-)Sprache und Themen besitzt, zu der quasi jeder einen Zugang findet. Die deutschen Filme sind aber in nahezu allen Genres so speziell, dass sie fast nur ein deutsches Publikum ansprechen können. Darüber sollten sich die Filmschaffenden im Hinblick auf das Genre-Kino und überhaupt einmal Gedanken machen.

Auch die deutschen Regisseure haben meist ein mangelhaftes Genre-Verständis. Wie kann man sich sonst erklären, dass so viele britische Regisseure (deren heimische Industrie ja auch nicht so üppig ist) in Hollywood zu großen Filmemachern reifen, während die deutschen Kollegen nach ein, zwei mäßigen Anläufen in der Traumfabrik gnadenlos versacken. Am Talent allein kann es ja eigentlich nicht liegen. Auch die Produktionsabläufe sind hierzulande enervierend. Wie kann es sein, dass beispielsweise ein Mabuse-Film seit acht (!) Jahren ohne große Fortschritte in der Mache ist, während er anderswo schon in zwei Jahren produziert wäre und bereits die dritte Fortsetzung nach sich gezogen hätte? Wenn die deutschen Produzenten und Regisseure mehr künstlerischen und finanziellen Erfolg wollen, sollten sich einmal ernsthaft mit dieser Problematik auseinandersetzen.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

29.11.2016 19:09
#58 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Was will man erwarten wenn "hierzulande " zB. ein T. Schweiger als Film und Fernsehstar gillt ???????Die Filme werden wie Fernsehen gemacht ...und was das bedeutet kann man ja täglich sehen ( oder eben besser nicht mehr )Ohne die paar englischen Serien wäre es noch unerträglicher.Ich erwarte da vorerst nix mehr und am allerwenigsten das die derzeitig Schaffenden die richtigen Schlüsse aus der Situation ziehen.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

29.11.2016 20:12
#59 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #57
Ich habe immer den Eindruck, dass das deutsche Kino wie in einer Blase lebt. Da werden "urdeutsche" Filme für ein "urdeutsches" Publikum fabriziert. Bei uns werden Komödien produziert, die hierzulande sechs bis acht Millionen Zuschauer sehen, die sich aber im Ausland nie jemand ansehen würde.


Das gilt aber nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere große europäische Länder wie Frankreich, Spanien und Italien. Ich finde das ehrlich gesagt auch nicht verwerflich. Viele Länder haben eben einen speziellen, eigenen Humor. Und wenn ein Film tatsächlich so viele Zuschauer erreicht, ist es doch völlig egal, ob er außerhalb des eigenen Landes irgendjemanden interessiert.

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #57

Das Filmhandwerk in Deutschland ist altbacken, phlegmatisch und konzentriert sich weitgehend nur auf sich selbst, dabei ginge es auch anders. Ich verstehe nicht, wieso die Produzenten das nicht auch sehen. Wieso werden denn keine großen, teueren Genre-Filme mehr produziert? Na, weil man in den drei deutschsprachigen Ländern nicht genug Zuschauer bekommt, um einen großen Erfolg zu landen. Wieso kommt nicht mal jemand auf die Idee, internationale Koproduktionen zu realisieren, oder Filme halt eigenständig für einen INTERNATIONALEN Markt zu produzieren.


Es gab mal einen Produzenten in Deutschland, der tatsächlich so gedacht hat - Bernd Eichinger. Heute sicherlich mit Abstrichen noch Stefan Arndt, der etwa Tykwers "Cloud Atlas" und "Ein Hologramm für den König" produziert hat - originär deutsche Filme, die tatsächlich genau so auch in Hollywood hätten gedreht werden können. Es geht also, wenn man nur will. Ein gutes Beispiel ist die "Resident Evil"-Reihe. Da steckt überwiegend deutsches Geld drin (noch von Eichinger initiiert), aber natürlich ist das Franchise eindeutig auf den Weltmarkt ausgerichtet. Pures deutsches Genrekino (von deutschen Regisseuren mit deutschen Schauspielern) fristet aber in der Tat ein Schattendasein. Leider haben die wenigen ernsthaften Versuche der letzten Jahre, etwa Christian Alvarts Psychothriller "Antikörper", Dennis Gansels Vampirfilm "Wir sind die Nacht" oder Tim Fehlbaums Endzeitthriller "Hell" kaum Publikum in die Kinos gelockt. Ich glaube auch nicht, dass der Mabuse-Film noch kommt.


Zitat von Mr. Igle im Beitrag #57
Auch die deutschen Regisseure haben meist ein mangelhaftes Genre-Verständis. Wie kann man sich sonst erklären, dass so viele britische Regisseure (deren heimische Industrie ja auch nicht so üppig ist) in Hollywood zu großen Filmemachern reifen, während die deutschen Kollegen nach ein, zwei mäßigen Anläufen in der Traumfabrik gnadenlos versacken.


Das ist nun etwas zu pauschal. Es gab in den letzten Jahren durchaus deutsche Filmemacher, die erfolgreich in Hollywood reüssierten, etwa Robert Schwendtke, Christian Ditter und zuletzt Dennis Gansel. Gerade Schwendtke ist ein Mann fürs Genre - der Thriller "Flightplan" und die Actionkomödie "RED" waren Welterfolge. Seine Eintrittskarte nach Hollywood war kurioserweise auch ein deutscher Genrefilm - der grimmige Thriller "Tattoo" (den hierzulande aber - natürlich - kaum jemand sehen wollte). Auch die deutschen Regisseure, die sich zwei Jahrzehnte in Hollywood halten konnten (Emmerich und Petersen) sind ausgewiesene Genre-Spezialisten.

Zitat von schwarzseher im Beitrag #58
Was will man erwarten wenn "hierzulande " zB. ein T. Schweiger als Film und Fernsehstar gilt?


Schon wieder Schweiger-Bashing? Ich weiß ja, er polarisiert, aber - das muss man ihm lassen - der Mann setzt sich doch nun wirklich für den Genrefilm ein; hat sich zum Beispiel mit "Schutzengel" an einem deutschen Actiondrama versucht - und der Kino-Tatort "Tschiller: Off Duty" war ein lupenreiner Thrille (der übrigens nicht eine Sekunde nach Fernsehen aussah). Wollten aber auch verhältnismäßig wenig Leute Geld für ausgeben; insofern nicht verwunderlich, dass Schweiger in erster Linie auf Komödien setzt (wobei "Honig im Kopf" tatsächlich überaus gelungen war und zurecht so viele Leute ins Kino gelockt hat).

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

29.11.2016 21:42
#60 RE: Bewertet: Mabuse - "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1) Zitat · Antworten

Was ich initial meinte war, dass solche Kritiken dazu beitragen, dass der Genrefilm kein Standing hat. Im Sinne: Ihm wird nach wie vor ein geringer Stellenwert zugesprochen. Das betrifft aktuelle Produktionen, aber auch die Auseinandersetzung mit dem filmischen Nachlass. Warum Genrefilme für das Kino kaum noch produziert werden, ist sicherlich noch mal ein komplexeres Thema. Ich freue mich aber über die lebhafte Diskussion. Ich lasse sie hier zunächst laufen und exkludiere die Beiträge ggf. später, da ziemlich "Off Topic".

In dem Zusammenhang empfehle ich euch folgende Seite und im Speziellen folgende Abhandlung: http://genrefilm.net/wider-den-kult-des-realen/

Zur Mabuse-Neuverfilmung hatte ich Alice Brauner mal angehauen: Das klang tatsächlich so, als liegt das Vorhaben schon ganz schön tief im Eis.

Gruß,
Daniel

Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz